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Lesefee23.05
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Stepenitztal

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Insgesamt 320 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2022
Siara, Nena

Cinderella Reloaded (eBook, ePUB)


sehr gut

Gute Fee

„Cinderella reloaded“ ist eine moderne Märchenadaption von Nena Siara. Sie erschien im Dezember 2021 in der Fairy-Fabula-Reihe vom Ashera Verlag.
Seit dem Tod von Annas Vater hat sie es in ihrer Familie nicht leicht. Ihre Stiefmutter und -geschwister sehen sie als Hausmädchen und machen ihr das Leben schwer. Als diese zu einer Party einer bekannten reichen Familie eingeladen sind, ergibt sich für Anna die Chance, unerkannt ebenfalls die Feier zu besuchen. Dort verliebt sie sich Hals über Kopf, doch bevor sie aufklären kann, wer sie ist, muss sie die Feier verlassen und vor der Entdeckung durch ihre Stieffamilie fliehen…

„Cinderella reloaded“ ist in der Tat sehr eng an das eigentliche Märchen angelehnt. Anna leidet stark unter ihrer Stieffamilie, nimmt ihr Schicksal aber ohne Klagen und voller Demut an. Zwar wünscht sie sich ein vollkommen anderes Leben und würde gerne Lernen und weiter die Schule besuchen, dennoch begehrt sie nie auf oder widersetzt sich ihrer Stiefmutter oder ihren Stiefgeschwistern… Bis sie eines Tages unverhofft die Chance bekommt eine der größten Partys der Münchner High Society zu besuchen: Nach wie vor ist Anna auf der Party eher zurückhaltend und ängstlich, doch durch verschiedene Zufälle oder vielleicht auch ein bisschen Magie, lernt sie tatsächlich ihren Traumprinzen kennen. Aus Angst davor entdeckt zu werden, kann sie ihm zwar ihren echten Namen nicht offenbaren, doch sicher ist, dass die Verbindung zwischen ihr und dem unbekannten Mann einmalig ist. Kurz nachdem der Zauber zwischen ihnen entstanden ist, muss sie die Party dann aber fluchtartig verlassen, um von ihrer Familie nicht erkannt zu werden: Eine spannende und humorvolle Verfolgungsjagd beginnt...
Die passive Haltung Annas ist zwar typisch für entsprechend tugendhafte Märchenfiguren, mich hat sie aber dennoch sehr aufgeregt. Annas Haltung und Akzeptanz ihrer unmöglichen und grausamen Situation ist für mich nur schwer bzw. gar nicht nachvollziehbar. Niemals würde ich mich klaglos als Dienerin und Haushälterin behandeln lassen, wenn ich zum einen Teil der Familie wäre und zum anderen als Mensch ohnehin Wertschätzung verdient habe. Der erste Teil des Romans fiel mir daher entsprechend schwer. Zudem gab es hier einige Handlungssprünge bzw. unlogische Abläufe, die für mich etwas ruckelig waren und das Lesen erschwerten.
Zum Glück änderte sich dieser Eindruck aber nach etwa dem ersten Romandrittel. Die Handlung ist unterteilt in mehrere Abschnitte, die auch mit Perspektivwechseln einhergehen. Ab dem Zeitpunkt, an dem Anna die Party betritt ist die Geschichte deutlich rasanter und interessanter. Der Schreibstil ist nun flüssig, die wechselnde Ich-Perspektive erlaubt spannende Einblicke in verschiedene Figuren und ihre Gefühle. Ich konnte jetzt sehr gut in die Geschichte eintauchen und habe mit großer Freude weitergelesen. Fast war ich dann enttäuscht, als das Märchen plötzlich sehr abrupt endete – happily ever after…
Typisch für ein Märchen sind Realität und Fiktion in der Geschichte nah miteinander verwoben. Leicht magische Aspekte werden in die Handlung eingeflochten und fügen sich insgesamt auch gut in sie ein. Auch die Charakterisierung der Figuren ist typisch für ein Märchen und absolut gelungen.
Gefallen haben mir außerdem die geschickt in der Handlung auftauchenden modernen Themen wie Homosexualität und ökologische bzw. nachhaltige Modeproduktion. Außerdem

Mein Fazit: „Cinderella reloaded“ ist eine schöne und unterhaltsame Märchenadaption mit humorvollen und romantischen Szenen. Sie lehnt sich gut an das Originalmärchen an und setzt dieses gekonnt in die moderne Welt um. Aus einem Schuh wird ein Ring, aus einer Kutsche in Taxi… Magie und Realität liegen nah beieinander, aktuelle Themen werden geschickt in die Handlung eingewoben. Nach einem etwas zähen Romananfang konnte ich mich gut in die Geschichte einfinden und vergebe 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 18.02.2022
Engel, Cornelia

Herzensbrecher am Horizont


ausgezeichnet

Sicherer Hafen

„Träume nutzen sich ab, wenn man in ihnen lebt.“

„Herzensbrecher am Horizont“ ist der erste Band der „Verliebt auf Borkum“-Reihe von Cornelia Engel. Er erschien im April 2021 und kann eigenständig gelesen werden.
Wanda ist mit ihrem Job als Flugbegleiterin nicht mehr glücklich und wagt eine Auszeit auf der charmanten Nordseeinsel Borkum. Dort bekommt sie eine Stelle als Tierarzthelferin und merkt schnell, dass sie sich nicht nur in die Insel verliebt…

Ach war das eine schöne Lektüre! Schon lange habe ich mich nicht mehr so schnell in einen Roman und seine Figuren hineinfinden können.
Cornelia Engel begeistert mich hier aber ziemlich von der ersten Seite an. Wanda ist eine so sympathische Figur, dass ich schnell einen Zugang zu ihr finden konnte. Ihre offene und leicht tollpatschige Art gefallen mir sehr und bringen viel Schwung in die Handlung. Sie ist spontan und lebensfroh, aber auf der Suche nach einem bodenständigen Leben, denn das andauernde Reisen hat sie langsam satt. Der Neustart auf der kleinen Nordseeinsel kommt daher wie gerufen und passend zu Wandas Charakter, legt sie direkt alles in die Waagschale und reist ohne vorherige Absprache zum Bewerbungsgespräch an. Im Laufe der Geschichte gefällt mir dann Wandas Entwicklung von der adretten Flugbegleiterin zu einer bodenständigen Inselbewohnerin sehr.
Sofort habe ich auch den etwas mürrischen Tierarzt Hark sowie seine Mutter und die zur Praxis gehörenden Tiere ins Herz geschlossen. Der Running Gag, dass man als Tierarzt nicht alle „obdachlosen“ Tiere aufnehmen kann, gefiel mir sehr!
Neben Wanda, Hark und dessen Mutter sind aber auch alle anderen Figuren liebevoll und authentisch charakterisiert. Eigenheiten werden brillant dargestellt und jeder ist einzigartig. So habe ich auch die Nebenfiguren schnell liebgewonnen und mich auf Borkum sehr wohl gefühlt.
Insgesamt sind Schreibstil und die Handlung sehr humor- und liebevoll, die Seiten fliegen nur so dahin und an vielen Stellen musste ich wirklich sehr schmunzeln. Dabei ist der Roman aber zu keiner Zeit albern, sondern hält immer eine gute Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit.

Mein Fazit: Ich habe „Herzensbrecher am Horizont“ sehr gerne gelesen und empfinde es als absolutes Wohlfühlbuch. Wandas Geschichte ist eine humorvolle und wunderschöne Liebesgeschichte für leichte und unterhaltsame Lesestunden vor traumhafter Kulisse! Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 16.02.2022
Engel, Cornelia

Herzklopfen unterm Sternenhimmel


ausgezeichnet

Alte Liebe

„Das damals mit ihnen war groß gewesen, größer als alles andere, was sie je empfunden hatte.“

„Herzklopfen unterm Sternenhimmel“ ist der zweite Band der „Verliebt auf Borkum“-Reihe von Cornelia Engel. Er erschien im Juli 2021 und kann auch unabhängig von Band 1 gelesen werden.
Hark ist Tierarzt aus Leidenschaft und seit einigen Jahren Witwer. Seit dem Tod seiner Frau ist er überzeugter Single und lebt für seinen Beruf. Plötzlich begegnet er jedoch seiner Jugendliebe Ella wieder und entdeckt, dass die alten Gefühle vielleicht doch nicht verschwunden sind. Doch kann es eine zweite Chance für ihre Liebe geben?

Auch der zweite Band der Borkum-Reihe von Cornelia Engel hat mir sehr gut gefallen. Die Figuren waren mir zu einem Großteil ja schon bekannt, aber erst jetzt habe ich sie genauer und besser kennengelernt.
Hark ist ein Tierarzt aus Leidenschaft und gerade seine Liebe zu Tieren macht ihn für mich sehr sympathisch. Er wirkt irgendwie stets ein bisschen mürrisch und lebt quasi für seinen Job, in Wahrheit hat er aber ein sehr großes Herz und einfach Angst, erneut jemanden zu verlieren. Entsprechend schwer tut er sich auch, sich auf eine neue Liebe einzulassen.
Die Annäherung zu seiner Jugendfreundin Ella ist charmant und humorvoll beschrieben. Um die Geschichte der beiden ranken sich viele Nebenhandlungen, die jede für sich einfach unglaublich niedlich ist. An vielen Stellen musste ich herzhaft lachen und gerade Harks Mutter Frauke hat sich mit ihren esoterischen und unvorhersehbaren Ideen in mein Herz geschlichen. Insgesamt muss ich sowieso sagen, dass alle Figuren einfach unglaublich gut charakterisiert sind. Es gibt eigentlich keine 0815-Charaktere, sondern nur Personen mit dem gewissen Etwas. Alle sind irgendwie einzigartig und die Autorin versteht es brillant diese Eigenheiten hervorzuheben, Klischees einzuarbeiten und realistische Figuren zu schaffen. Einen besonderen Touch geben dem Roman zudem die immer wieder auftauchenden Tiere, auch hier ist jedes einzigartig und niedlich beschrieben. Man muss sie einfach lieben…
Der Lesefluss ist durch den leichten Schreibstil, die humorvolle und schöne Geschichte sowie die unkomplizierte Handlung leicht und flüssig. Ich konnte mich komplett in dem Roman verlieren, mich auf die wunderschöne Insel träumen und hatte mehrfach das Gefühl zu den Inselbewohnern dazuzugehören.
Insgesamt ist die Handlung dabei zwar recht vorhersehbar und tatsächlich muss ich sagen, dass ich mir einen größeren Fokus auf Hark und Ella sowie einen etwas größeren Einblick in deren Gefühlsleben gewünscht hätte, dennoch sind dies aber nur sehr kleine Kritikpunkte. Insgesamt ist „Herzklopfen unterm Sternenhimmel“ nämlich einfach eine absolute Wohlfühlgeschichte für Herzklopf- und Entspannungsmomente. Das Setting auf Borkum ist einfach wunderschön, der Romantitel wird in der Handlung aufgegriffen und alle Figuren sind einfach unglaublich sympathisch.
Es gibt viele Stellen, die einen schmunzeln lassen, aber auch ebenso ernste und gefühlvolle Momente.

Mein Fazit: Alles in allem ist Cornelia Engels Roman für mich ein absolutes Wohlfühlbuch. Eine humorvolle Liebesgeschichte für unkomplizierte und leichte Lesestunden vor toller Nordseekulisse mit sympathischen und einzigartigen Charakteren. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.02.2022
Hannah, Kristin

Die Mädchen aus der Firefly Lane


ausgezeichnet

Tully-und-Kate

„Versprich mir, dass wir immer beste Freundinnen bleiben.“

„Die Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein Roman von Kristin Hannah. Er erschien im Mai 2020 im Aufbau Verlag, wurde aber bereits im Oktober 2009 unter dem Namen „Immer für dich da“ im Ullstein Verlag veröffentlicht.
Tully und Kate lernen sich als Teenager kennen und werden schnell unzertrennlich. Für sie ist klar, dass ihre Freundschaft niemals vergehen wird, doch die Jahre vergehen und ihre persönliche Entwicklung stellen die Freundschaft immer wieder auf eine harte Probe. Schließlich kommt es zu einer Situation, die alles zu zerstören droht und die Frage aufwirft: Wie viel kann eine Freundschaft ertragen…?

„Die Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein weiterer berührender und tiefgehender Roman von Kristin Hannah über eine Freundschaft, die viele Jahre überdauert...
Als Kate und Tully sich kennenlernen, sind sie Teenager. Sie könnten eigentlich unterschiedlicher sein und trotzdem oder auch vielleicht auch deswegen passen sie hervorragend zueinander. Während Kate eher ruhig, bedacht und introvertiert ist, ist Tully das genaue Gegenteil: laut, impulsiv, extrovertiert. Dabei steckt bei ihr so viel mehr hinter ihrem Verhalten, denn letztendlich versucht sie nur Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen, die sie Zuhause zwar von ihren Großeltern, nie aber von ihrer Mutter erfahren hat.
Tullys Schicksal hat mich sehr berührt, ihr egoistisches und erdrückendes Verhalten Kate gegenüber hat mich aber dennoch in vielen Teilen des Buches sehr gestört und sogar wütend gemacht. Ja, sie geht ihren Weg. Sie ergreift ihren Traum und setzt ihre Ziele knallhart durch. Sie geht dabei über Leichen und sieht immer nur ihren eigenen Fortschritt. Alle anderen sind mehr oder weniger egal. Immer wieder wird deutlich, dass Tully durch ihr Verhalten auffällt und unglaublich beliebt ist. Jeder scheint Tully zu lieben, doch sie hat ihr Leben lang Probleme damit, Verbindungen aufzubauen. Ob sie überhaupt weiß, was Liebe ist…? Die Freundschaft zu Kate bleibt zwar stets erhalten, aber auch diese ist teilweise sehr einseitig. Kate unterstützt Tully wo immer sie kann, steckt dabei aber meist selbst zurück. Sie ist gar nicht in der Lage, ihre eigenen Träume zu formulieren, da sie stets von Tully gedeckelt wird. Und obwohl diese Verbindung für mein Gefühl manchmal sogar toxisch ist, ist sie dennoch einmalig und intensiv. Die beiden Frauen kennen einander, wie niemand sonst sie kennt. Sie geben sich Halt, wenn es kein anderer mehr kann und auch wenn sie sich über die Jahre voneinander entfernen, ist die Verbindung immer irgendwie da: Kate ohne Tully gibt es nicht und Tully ohne Kate ebenso wenig.
Natürlich verändert die Freundschaft sich über die Jahre, im Kern bleibt sie aber immer eins: innig und besonders. „Firefly Lane“ für immer!
Die Autorin schafft einen Roman über Freundschaft, der zu Herzen geht. An vielen Stellen war ich zu Tränen gerührt, an anderen sauer, fröhlich oder bedrückt. Insgesamt also eine wirklich emotionale Reise, die man mit Tully und Kate antritt. Der Schreibstil ist dabei sehr flüssig und mitreißend, die wechselnde personale Erzählperspektive ideal um Gefühle und Gedanken zu transportieren.
Auch historische Aspekte werden in die Handlung eingearbeitet ohne dabei aufdringlich zu wirken. Ein Kernthema des Romans - auf das ich nun nicht weiter eingehen möchte, da ich ansonsten spoilern würde - ist zudem sehr gut gewählt und bedarf definitiv mehr allgemeiner Aufmerksamkeit!
Zudem bekommt man einen guten Einblick in den Job eines Reporters beziehungsweise in die Medienwelt.

Mein Fazit: Wieder ein sehr emotionaler und bewegender Roman aus der Feder von Kristin Hannah. Eine bewegende und besondere Freundschaft, die ein Leben überdauert und durch Höhen und Tiefen geht. Eine emotionale Reise über mehrere Jahre mit persönlichen Entwicklungen, Fortschritten und Tiefschlägen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.02.2022
Pataki, Allison

Sisi - Kaiserin wider Willen / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.8


sehr gut

Mythos Sisi

„Wir müssen das Leben annehmen, das man uns zuweist. Und es führen, wie es sich ziemt.“

„Sisi – Kaiserin wider Willen“ ist ein historischer Roman von Allison Pataki. Er erschien im Dezember 2021 im Aufbau Verlag und gehört zu der Romanreihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“.
Sisi wird mit 16 Jahren Kaiserin von Österreich. Zwar ist die Heirat eine Liebesheirat, dennoch ist es nicht leicht so jung eine solche Position zu bekleiden. Sisi ist zudem nicht auf das Leben bei Hof vorbereitet und muss so nicht nur das dortige Leben kennenlernen, sondern auch schnellstmöglich ihrer neuen Rolle gerecht werden…

Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich mich vor der Lektüre dieses Romans noch nie mit Kaiserin Sisi auseinandergesetzt habe. Natürlich habe ich schonmal von ihr gehört, aber niemals den bekannten Film mit Romy Schneider oder etwas anderes gesehen oder gehört. Entsprechend unbefangen bin ich in den Roman gestartet und war recht bald davon gefesselt. Die Autorin schafft es schon auf den ersten Seiten den Leser in Sisis Leben hineinzuziehen und mit ihr mitzufühlen.
Man lernt die junge Kaiserin kennen, als sie Franz Joseph, dem Kaiser von Österreich, das erste Mal seit Kindertagen begegnet. Deutlich wird schnell, dass Sisi eine unkonventionelle Kindheit hatte und eher ein Dorfmädchen, denn eine Hofdame ist. Anstatt zu sticken oder artig zu lernen, ist sie lieber in der Natur: reiten, angeln, bergsteigen. Das ist ihr Metier. Dennoch verliebt sie sich schnell in Franz Joseph und auch er kann die Gefühle zu seiner jungen Cousine nicht verbergen. Entgegen aller Widerstände von Seiten ihrer Familie setzen sie die Hochzeit durch. Eine Liebeshochzeit, besser kann es ja eigentlich nicht kommen, könnte man zumindest denken…
Das junge Paar ist jedoch nicht in der Position, ihr Leben so zu leben, wie gerade Sisi es sich wünscht. Dominiert von ihrer Schwiegermutter, den Regeln am Hof und den Regierungsangelegenheiten bleibt nicht viel Zeit für Zweisamkeit. Sisi muss sich sehr einschränken und kämpft ab sofort ein Leben lang gegen die auferlegten Zwänge an. Später beginnt es dann leider auch in der Ehe zu kriseln und mehr und muss Sisi dafür kämpfen, sich selbst nicht zu verlieren.
Ich habe sehr schnell mit dem Schicksal des jungen Mädchens gelitten. Letztendlich war sie auf ihre Rolle nicht vorbereitet und erhielt lediglich einen Crashkurs einige Monate bevor die Hochzeit schließlich stattfand. Zudem musste sie im Grunde alle ihre Leidenschaften aufgeben und sich vollständig den Regeln des Hofes beugen. Eine große Last lag auf jungen und unwissenden Schultern. Dass diese Sisi fast erdrückt hätte, ist nur allzu leicht vorstellbar. Erst mit zunehmendem Alter lernte sie mit ihrer Rolle umzugehen, hatte aber stets Probleme mit sich selbst und ihrer Position. Der Roman stellt ihren Lebensweg lediglich bis 1867 dar, es folgen aber weitere turbulente Jahre der Kaiserin.
Die personale Erzählperspektive aus Sisis Sicht lässt einen ihre Gefühle und Gedanken gut nachvollziehen und transportiert Sympathien und Antipathien Sisis brillant. Der Schreibstil insgesamt ist sehr flüssig und mitreißend, lediglich die eingebauten Zwischenkapiteln in Form von Tagebucheinträgen oder ähnlichem sind irritierend und für mich nicht logisch mit der Geschichte verknüpft. Teilweise geben sie zu einem frühen Zeitpunkt der Geschichte bereits zukünftige Ereignisse wieder und passen für mich chronologisch nicht in den Erzählfluss. Im Gegenteil unterbrechen sie ihn leider sogar.
Der reale historische Kontext im Roman weicht zum Teil von realen Begebenheiten ab. So ist man sich zum Beispiel heutzutage relativ sicher, dass Sisis Schwester Helene nicht als Braut von Franz Joseph vorgesehen war, wie es im Roman beschrieben wird. Allerdings gibt es insgesamt keinen eindeutigen Beleg dafür, weswegen die Schwestern 1953 mit ihrer Mutter an den kaiserlichen Hof gereist sind. Demnach sind alle dazu aufgestellten Thesen eher Mutmaßungen. Diese

Bewertung vom 31.01.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


gut

Hafenschlächter

„Was auch immer hier geschehen war, der Täter war mit äußerster Grausamkeit vorgegangen […]: so etwas hatten sie in Hamburg noch nicht gesehen.!“

„Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ ist ein historischer Kriminalroman und der erste Band der Hafenärztin-Buchreihe von Henrike Engel. Er erschien am 03.01.2022 im Ullstein Verlag.
Hamburg, 1910: Dr. Anne Fitzpatrick kehrt in ihre Heimatstadt zurück, um sich für Frauen in Not einzusetzen. Gemeinsam mit dem Verein Frauenwohl eröffnet sie ein Frauenhaus im Hamburger Hafen. Während der Eröffnungsfeier werden jedoch zwei tote Frauen in unmittelbarer Nähe entdeckt. Die Morde scheinen sogar in Verbindung mit diesem zu stehen und während der Ermittlungen gerät schließlich auch Anne in Gefahr…

Leider muss ich zugeben, dass ich von diesem Roman etwas völlig anderes erwartet hatte. Der Klappentext ließ mich einen historischen Roman erwarten, der sich um die Rechte der Frauen dreht. Ich dachte, dass Anne Fitzpatrick und ihr Kampf für diese Rechte die zentrale Rolle spielen würde und wir sie auf ihrem Weg begleiten würden. Dieses trifft natürlich im weitesten Sinne auch zu, der Fokus der Handlung liegt aber definitiv auf den Ermittlungen der zwei Morde, nicht auf Anne selbst.
Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen Anne Fitzpatrick, der Hafenärztin, Berthold Rheyd, dem Kommissar und Helene, der Pastorentochter, welche die erste Leiche findet.
Alle drei Protagonisten sind auf ihre Weise einzigartig und interessant. Sie sind individuell und definitiv Personen mit Ecken und Kanten, wodurch sie einem sehr schnell sympathisch werden.
Die junge Helene, die aus ihrem gutbürgerlichen und konservativen Leben ausbrechen und am liebsten studieren möchte, passt für mich allerdings am wenigsten in die Handlung hinein. Lange Zeit wirkte sie auf mich wie eine unnötige Figur, die lediglich als Füllstoff für die Geschichte dienen soll. Ihre Probleme und Wünsche sind an sich zwar gut dargestellt, ihre Entwicklung im Laufe des Romans ist sogar nahezu brillant, dennoch würde die Story wohl auch ohne sie gut funktionieren.
Auch Anne Fitzpatrick ist für mich eigentlich keine wirkliche Hauptfigur, obwohl sie laut Cover und Titel definitiv die zentrale Rolle spielen sollte. Deutlich wird während der Ermittlungen sowie durch ihre eigenen Gedanken und Sorgen, dass sie ein Geheimnis verbirgt und dieses um jeden Preis schützen will. Was genau sie verheimlicht, bleibt aber auch am Romanende noch unklar. Die romantische Verbindung, die sich schließlich zu Kommissar Rheyd aufzubauen scheint, wäre für mich ebenfalls nicht notwendig gewesen und passt auch eigentlich nicht wirklich in die Handlung.
Die Hauptrolle im Roman spielt für mich also eindeutig Berthold Rheyd, der Kommissar. Die gesamte Handlung baut sich auf seinen Ermittlungen sowie auf dem Rätsel um die toten Frauen und Annes Verbindung dazu auf. Die Auflösung der Morde und die damit verbundene Spannung gefiel mir auch tatsächlich sehr gut. Interessant fand ich, dass immer wieder forensische Arbeitsmethoden der Ermittlung beschrieben werden und bin überrascht, wie weit die Kriminaltechnik damals schon war!
Durch die viele Perspektivwechsel und zu viele einzelnstehende Erzählstränge plätscherte die Handlung allerdings leider an vielen Stellen nur so vor sich hin. Nebenhandlungen werden aufgeworfen und wieder fallen gelassen, streckenweise geschieht nicht viel Relevantes für die eigentliche Geschichte. Lediglich zum Romanbeginn sowie am Ende wurde ich regelrecht in die Handlung eingesogen. Gerade zum Abschluss überschlagen sich die Ereignisse plötzlich, die Erzählstränge verknüpfen sich endlich besser miteinander und wirken nicht mehr so voneinander losgelöst. Leider löst sich dann aber auch alles sehr abrupt auf, hier hätte man sicherlich noch mehr herausholen können.
Insgesamt muss ich daher also sagen, dass sich der Roman sehr leicht liest, atmosphärisch geschrieben und in Teilen auch definitiv spannen

Bewertung vom 10.01.2022
Seeger, Johann

Die Schule der Redner


ausgezeichnet

Worte bedeuten Macht

„Wer die Worte beherrscht, beherrscht die Welt.“

„Die Schule der Redner“ ist der Debutroman von Johann Seeger. Er ist ein historischer Roman und erschien im August 2021.
Leon erhält von seinem Mentor ein geheimnisvolles Buch sowie den Auftrag, dies an die Schule der Redner zu bringen. Dass dies ihn in große Gefahr bringen wird, beginnt der junge Mann erst später zu verstehen. Was verbirgt Buch und welche Rätsel verstecken sich hinter den Mauern der Schule, dessen Schüler er tatsächlich werden durfte? Eine schwierige und lebensgefährliche Suche beginnt…

Von der ersten Seite an haben die Worte von Johann Seeger mich gefesselt. Ich wurde sofort in die Geschichte eingesogen und war sofort fasziniert. Dies gelingt dem Autor durch einen unglaublich guten und einnehmenden Schreibstil. Es wird eine spannende und mystische Atmosphäre aufgebaut, die einen nicht wieder loslässt. Obwohl der Roman insgesamt über 700 Seiten umfasst, kam auf keiner einzigen Seite Langeweile auf. Die Handlung ist stets flüssig und in den meisten Passagen hochspannend.
Leon ist ein kluger und sympathischer junger Mann. Er ist eigentlich kein Kämpfer, sondern ein Mann der Worte und ein Denker. Sein Mentor Albert lehrt ihn daher, wie man Gespräche sinnvoll aufbaut, dem Gesprächspartner gut zuhört und ihn sogar in seinem Denken steuert. Leon ist fasziniert von dieser Fähigkeit und wünscht sich insgeheim mit Worten Gutes zu bewirken. Plötzlich ist er jedoch auf sich allein gestellt und soll das geheimnisvolle Buch von Albert zu einem gewissen Maraudon auf die „Schule der Redner“ bringen. Schon der Weg dorthin erweist sich als schwierig, denn nicht nur Leon weiß von dem Buch… Auf der Schule der Redner angekommen lernt er schließlich, dass die Macht der Worte auch gefährlich sein kann und beginnt zu verstehen, welches Geheimnis das Buch seines Meisters verbirgt. Die Worte, die das Buch verbirgt, können in den falschen Händen Schlimmes anrichten und zu großer Macht verhelfen... Viele Menschen haben es daher auf das Buch sowie dessen Geheimnis abgesehen und Leon gerät in einen Strudel von Intrigen, Verfolgungen und Kämpfen. Nur mit Hilfe seiner Freunde gelingt es ihm, das Rätsel zu entschlüsseln und sich zu verteidigen.
Gerade Leons Freunde haben mir dabei sehr gut gefallen. Jeder ist für sich einzigartig und interessant. Alle sind gut und realistisch dargestellt und authentisch charakterisiert. Es ist schön zu sehen, wie sie füreinander da sind und füreinander einstehen. Aber auch die anderen Figuren und gerade die Antagonisten sind sehr gut dargestellt und charakterisiert. Gefallen hat mir zudem, dass die Zuordnung der Figuren mühelos möglich ist und es keine fünf Richards und acht Ludwigs gibt. Dies ist mir in anderen historischen Romanen zum Teil nämlich negativ aufgefallen, viele Figuren sind einfach identisch benannt und kaum zuzuordnen…
Die Hauptthematik des Buches ist die Macht der Worte. Der Leser lernt im Laufe der Handlung selbst einige Kniffe der guten Kommunikation kennen und ich muss sagen, dass man manches wohl deutlich häufiger anwenden sollte… Die rhetorischen Aspekte sind dabei aber nicht zu kompliziert oder trocken, sondern fügen sich gut in die Geschichte ein. Schließlich verdeutlichen sie auch, wieso das Geheimnis des Buches so brisant und gefährlich ist. Deutlich wird zudem, was Worte bewirken tatsächlich bewirken können und hier glaube ich, dass es tatsächlich einige Bezüge zur realen Welt gibt.
Durch die personale Erzählperspektive bekommt der Leser einen guten Einblick auf verschiedene Handlungen und Zusammenhänge. Die Perspektivwechsel sind in der Regel gut verständlich und nur selten kompliziert. Manchmal doppeln sich Ereignisse, weshalb es dann teilweise doch ein wenig komplex ist. Die Kapitel des Romans sind meist sehr lang, zur besseren Orientierung aber immer mit Ort und Datum versehen. Durch eingebaute Rückblicke werden Lücken in der Geschichte aufgefüllt und helfen dem Leser so, die gesamte Handlung b

Bewertung vom 10.01.2022
Herold, Romy

Das Marzipan-Schlösschen


sehr gut

Königin der Marzipanrosen

„Lübeck! Das Wort schmeckte nach Familie, Geborgenheit – und natürlich nach köstlichem Marzipan!“

„Das Marzipan-Schlösschen“ ist ein historischer Roman von dem Autorenduo „Romy Herold“. Er erschien im September 2021 im Blanvalet Verlag.
1921 - Dora wächst in der Schwäbischen Alb auf und zieht mit als junge Frau mit ihrer Mutter nach Lübeck. Der Umzug ist nicht ganz freiwillig, da Dora und ihre Mutter von ihrem Vater zurückgelassen wurden und die Arbeitsstellen knapp werden. Die Schulden ihres Vaters können nur schwer abbezahlt werden, Dora und ihre Mutter werden sogar erpresst und geraten in große Gefahr - Lübeck und die Anstellung im Laden ihrer Tante sind so die einzige Hoffnung. Im Süßwarenladen lernt sie dann auch Johann Herden, den Erben einer bekannten Marzipanfamilie kennen und lieben. Zunächst wirkt alles rosarot, doch der erste Schein trügt…

Dora ist eine sympathische und freundliche junge Frau. Zeitweise ist sie etwas unbedarft, dies passt aber zum Zeitgeist der Geschichte und auch zu Dora als Person. Sie ist fleißig und hilfsbereit und dadurch ein sehr angenehmer Mensch. Auch im Laden ihrer Tante fasst sie schnell Fuß und kann die alte Freundschaft mit ihrer Cousine und deren Stiefbruder schnell wieder aufleben lassen. Zudem stellt sie fest, dass sie aus Marzipan wundervolle Figuren formen kann, welche sie fortan in Lübeck bekannt machen…
Gemeinsam erleben Dora, Babette und Siggi so einige Abenteuer und auch die Liebe macht vor den jungen Leuten nicht halt. Sie erleben, was es bedeutet sich zu verlieben und sein Herz an jemanden zu verlieren. Der jeweilige Umgang damit unterscheidet sich bei den Dreien jedoch sehr... Obwohl sie nicht immer einer Meinung sind, halten sie stets zusammen und sind füreinander da. Die personale Erzählperspektive gibt dabei wechselnde Einblicke in Gedanken und Gefühle der Figuren und obwohl Dora die Protagonistin ist, spielen Siggi und Babette eine ebenso große Rolle. Letztlich sind es auch ihre Geschichten, die den Roman abrunden und ihm Leben einhauchen. Gerade der Zusammenhalt und der Umgang der Drei miteinander rühren sehr und sind absolut herzerwärmend. Jeder macht einmal schwere Zeiten durch, kann sich aber sicher sein, dass die Freunde für ihn da sind. Auch als Dora schließlich Johann Herden heiratet und plötzlich vor ungeahnten Problemen steht, kann sie auf ihre Freunde zählen. Johann Herden war mir dabei von Anfang an suspekt, er ist zu glatt, zu selbstbewusst und irgendwie arrogant…
Der Schreibstil des Romans ist unkompliziert und leicht. Die Sprache häufig sehr blumig, dadurch aber auch mit sehr bildlichen Beschreibungen. Die Atmosphäre ist im gesamten Roman sehr heimelig, die gewählte Kulisse der Hansestadt Lübeck mit dem Symbol des geliebten Marzipans wunderschön. Lediglich zeitweise auftauchende Dialekte haben mir weniger gut gefallen.
Ebenfalls nicht schlüssig ist für mich der zeitliche Ablauf im Roman. Zunächst plätschert die Handlung sanft dahin und zieht sich über mehrere Jahre und Monate. Es wird zwar nicht langweilig, die Ereignisse überschlagen sich aber auch nicht. Im letzten Drittel geht es dann aber plötzlich rasant zu und alles passiert Schlag auf Schlag. Hierbei hatte ich das Gefühl, dass zu viel Handlung in einen deutlich zu kurzen Zeitraum gepackt wurde. Zwischen den Ereignissen liegen nämlich nur knapp 14 Tage. Dadurch wirken Handlung und Gefühle von Dora leider etwas unrealistisch und mir hätte es besser gefallen, wenn hier mehr Zeit verstrichen wäre. Auch der Abschluss des Romans, der zunächst erneut große Spannung aufbaut und dann drei Jahre überspringt war für mich zu abrupt und irgendwie überflüssig.
Im historischen Kontext etwas fraglich sind für mich zudem die sehr modernen Ansätze bezüglich Homosexualität und den Freiheiten der jungen Frauen. Hierbei mag ich mich aber auch irren, denn gerade die 20er-Jahre waren ja doch recht zügellos. Ein wenig hat es mich aber schon irritiert.
Insgesamt hat mir der Roman aber

Bewertung vom 10.01.2022
Rehle, Sandra

Winterlichter über Blåbärsskog


ausgezeichnet

„Sie hatte sich geschworen immer offen zu bleiben, so viel wie möglich zu sehen von der Welt. Einfach das Maximum aus dem Geschenk namens Leben herausholen.“

„Winterlichter über Blåbärsskog“ ist ein Liebesroman von Sandra Rehle. Er erschien im Dezember 2021 bei Books on Demand und ist in sich abgeschlossen, allerdings begegnen Einem Figuren aus der „Gracewood-Hall-Reihe“ der Autorin.
Bree reist für den Dezember nach Schweden, um ihre Freundin Milla beim Aufbau ihrer Pension zu unterstützen. Bei Milla angekommen, entwickelt sich der gemeinsame Monat dann allerdings anders als erwartet, denn Bree hilft beim Friseur im Ort aus. Zudem bringt der Anwalt Per Brees Gefühle durcheinander, die nur durch das ständige Aufeinandertreffen mit dem unausstehlichen, aber attraktiven Erik Sandberg getrübt werden…

Sandra Rehle ist mal wieder ein herzerwärmender und unglaublich realistischer Roman gelungen. Ihre Figuren sind lebensnah und liebevoll charakterisiert. Gerade Bree kann man einfach nur gernhaben. Sie ist charmant, fröhlich und klug. Sie möchte die Welt zu einem besseren Ort machen und ist noch auf der Suche nach ihrem Lebensziel. Fest steht für sie, dass sie selbst dabei an erster Stelle steht und dass sie nicht in einem kleinen Ort „versauern“ möchte. Immerhin hat die Welt so viel zu bieten… Gleichzeitig ist sie aber auch ein wenig neidisch auf ihre Freundin Milla, die mit Nick Bedford ihr persönliches Glück gefunden hat und nun auch den Traum ihrer eigenen Pension verwirklichen kann.
Das Wiedersehen mit Milla und Nick aus „Sommerfrische auf Gracewood Hall“ hat mir dabei unglaublich gut gefallen. Ich schwärme ja schon seit dem Beginn der Buchreihe ein wenig für Nick, daher war die Freude umso größer, dass er in diesem Buch erneut auftaucht. Seine sowie Millas Entwicklung zu sehen und ihren Lebensweg zu verfolgen war dadurch noch schöner. Allerdings muss man die „Gracewood-Hall-Reihe“ nicht gelesen haben, um diesen Roman lesen zu können!
Bree jedenfalls ist wundervoll charakterisiert und auch ihre Gefühle, Zweifel und Sorgen werden sehr gut beschrieben und dargestellt. Mir gefällt, dass sie meistens eine sehr positive Sicht auf die Dinge hat und sich schnell auf neue Situationen einstellen kann. Trotzdem ist sie nicht perfekt und hadert manchmal mit ihrem Leben. Während ihrer Zeit in Schweden entwickelt sie sich aber sehr, sie erkennt schließlich, wer sie ist und was sie möchte und schafft es so weiterhin nach Vorne zu sehen.
Sympathien und Antipathien mit den Figuren bauen sich im Roman insgesamt sehr schnell auf und die sich entwickelnden Gefühle und Konflikte zwischen Bree und Per sowie Erik sind wirklich wunderbar beschrieben. Die Spannung wird relativ lange aufrechterhalten und die Geschichte mit einem klassischen Spannungsbogen versehen. Ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt und hatte unglaublich viel Freude an der Geschichte. Neben der Hauptstory bekommt man einen wunderschönen Einblick in die schwedischen Weihnachtstraditionen und kann zudem die unglaublich schöne Kulisse genießen.
Neben der romantischen Geschichte und den daraus entstehenden Konflikten werden aber auch wichtige Themen wie der Klimawandel und der Wunsch nach einer gleichberechtigten Welt immer wieder angeschnitten und verleihen dem Roman dadurch eine gewisse Tiefgründigkeit. Dies hat mir sehr gut gefallen.
Insgesamt mag ich, dass die gesamte Story nicht erzwungen, kitschig oder übertrieben wirkt. Alle Handlungen sind für mich authentisch und realitätsnah. Gespräche und Reaktionen sind sehr bodenständig und haben mir daher unglaublich gut gefallen.
Auch der Schreibstil ist locker und leicht, es werden einige humorvolle Szenen eingebaut und das Lesen dadurch sehr angenehm und flüssig.

Mein Fazit: „Winterlichter über Blåbärsskog“ ist ein wundervoller und romantischer Liebesroman, den man unbedingt zu Weihnachten lesen sollte! Mir hat das Wiedersehen mit Nick und Milla sehr gut gefallen, aber auch ohne die „Gracewood-Hall-Reihe“ gelesen zu

Bewertung vom 26.12.2021
Robotham, Michael

Schweige still / Cyrus Haven Bd.1


ausgezeichnet

Wahrheit

„Woher will irgendjemand wissen, was wahr und real ist? Dinge, die einmal als Fakten akzeptiert wurden, gelten heute als falsch.“

„Schweige still“ ist ein Psychothriller von Michael Robotham. Er ist der erste Band der Thrillerreihe um den Psychologen Cyrus Haven und erschien im Dezember 2019 im Goldmann Verlag.
Cyrus Haven ist Psychologe und Berater bei der Polizei. Durch einen Bekannten lernt er Evie Cormac kennen, eine junge Frau, die eine brutale Vergangenheit hinter sich hat, aber unberechenbar ist. Gleichzeitig wird er um Unterstützung bei einem Mord an einer Teenagerin gebeten und bringt während den Ermittlungen nicht nur sich selber in Gefahr…

„Schweige still“ war mein erster Thriller von Michael Robotham. Ich hatte vorher auch noch nichts über seine Bücher gehört, weshalb ich ohne Erwartungen in die Lektüre eingestiegen bin. Der Beginn ernüchterte mich dann zunächst ein wenig, denn ich fand den Einstieg etwas langweilig und träge. Ich hätte mir hier schon einen deutlich rasanteren Einstieg für einen Psychothriller gewünscht. Der etwas zähe Anfang wandelt sich aber nach den ersten 100 Seiten zum Glück recht schnell. Die Handlung wird spannender und rasanter, sodass ich das Buch kaum noch beiseitelegen konnte und es innerhalb kürzester Zeit beendet habe. Lange blieb für mich unklar, wie die verschiedenen Ereignisse miteinander zusammenhängen, doch im Laufe der Handlung ergibt sich schließlich ein sehr gutes Gesamtbild. Im letzten Drittel wird es dann auch nochmal richtig spannend, typisch für dieses Buchgenre gerät nicht nur Cyrus in Gefahr, sondern auch für Evie wird es brenzlig… Insgesamt gab es einige für mich unerwartete Wendungen und vorhersehbar war für mich definitiv nicht, wer letztlich der Mörder von Jodie Sheehan sein könnte.
Wer allerdings einen Psychothriller mit viel Blut oder Action erwartet, der sollte vielleicht doch zu einem anderen Buch greifen. Die Handlung bewegt sich hauptsächlich auf psychologischer Ebene, stellt die Entwicklung von Cyrus und Evie dar und thematisiert mehr nebenbei den Mordfall an der jungen Jodie Sheehan.
Cyrus bleibt dabei für mich recht wenig durchschaubar. Er hat selbst eine schwere Vergangenheit, die er aber nicht verheimlicht. Dennoch belastet sie ihn und die Frage, warum der Psychologe geworden ist, klärt sich mit seiner Geschichte im Grunde ebenso. Dennoch kann ich ihn irgendwie nur schwer einschätzen. Sicherlich ist er führsorglich, hilfsbereit und Psychologe mit Leib und Seele, doch was er wirklich liebt oder gerne mag und was ihn antreibt, habe ich noch nicht wirklich durchschaut. So bleibt für mich auch noch unklar, warum er Evie so sehr in sehr Herz schließt und sich so sehr für die unbekannte junge Frau einsetzt.
Auch bei Evie bleiben für mich noch viele Fragen offen. Sie ist eine interessante Persönlichkeit – intelligent, aber sozial eher unerfahren und tollpatschig. Durch ihre Erlebnisse vertraut sie niemandem und ist unglaublich vorsichtig, wenn es darum geht, wer sie in Wirklichkeit ist und was ihr früher widerfahren ist. Auch Cyrus gegenüber offenbart sie sich nur teilweise. Evies Geheimnis ist es also, dass den Psychothriller für mich letztendlich am spannendsten macht. Der Mordfall, den es nebenbei zu lösen gilt, spielt dabei zwar auch eine Rolle, tritt aber eigentlich eher in den Hintergrund. Umso gemeiner ist es daher auch, dass „Schweige still“ der Auftakt der Thrillerreihe um den Psychologen Cyrus Haven ist und im Grunde mit einem Cliffhänger endet.
Der Schreibstil ist gut und flüssig, durch die wechselnde Ich-Perspektive von Evie und Cyrus kann man sich in beide Hauptfiguren gut hineinversetzen und ihren Gedanken folgen. Ich habe allerdings leider ein paar Ungereimtheiten in der Erzählung gefunden, die sich zum Teil auf die Übersetzung zurückführen lassen könnten, aber auch auf mangelnde Sachkenntnis des Autors in Bezug auf Hundehaltung und zu einem kleinen Teil auf Mordermittlungen hindeuten könnten. Diese Sachfehler stören allerdi