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jam

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Insgesamt 475 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2023
Wood, Dany R.

Der Orchideenmörder: Schweden-Thriller


ausgezeichnet

„Ich will bloß nicht, dass es später heißt, die Polizei hätte nichts gemacht und nur Däumchen gedreht.“
Kapitel 14
Am Waldrand wird eine ermordete junge Frau gefunden. Wer sticht mehrfach auf sein Opfer ein, um es dann mit einer Orchideenblüte im Haar idyllisch an einen Baum zu lehnen? Gerade an ihrem ersten Tag nach einer Auszeit muss sich Monica Sandström mit diesem Fall befassen, tatkräftig unterstützt von Ole Henriksson.
Die Zeit drängt, denn eine weitere Frau ist verschwunden …
Dies ist der erste Schwedenkrimi von Dany R. Wood, den man sonst von unterhaltsamen Provinzkrimis wie „Nur Gisela sang schöner“ kennt. Und ich finde, der Einstieg in das neue Genre ist ihm gelungen!
Ole Henriksson durfte schon als „Praktikant“ mit Jupp Backes in „Nur Rita raste rasanter“ ermitteln, der ihn eher hinten anstehen ließ. An der Seite von Monica lernen wir ihn in seiner ganzen Tatkraft kennen.
Monica hat ihren ersten Tag, nachdem ihr Mann spurlos verschwunden war, ist aber bei weitem nicht über die Ungewissheit hinweg. Das macht ihr zu schaffen und sie sehr menschlich. Dieser Handlungsstrang wird wohl auch die Rahmenhandlung für hoffentlich weitere Bände.
Am Beginn der Geschichte hatte ich etwas zu kämpfen, die Dialoge erschienen mir manchmal etwas hölzern. Aber rasch hat mich die unglaublich spannende Geschichte mitgerissen. Der Leser erfährt sehr früh, wer in diese Fälle verstrickt ist, was normalerweise Tempo rausnimmt. Dem Autor ist es gelungen, trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - einen besonders packenden Krimi zu schreiben, die letzten Details wurden auch mir erst am Ende klar, obwohl wir Leser:innen viel von der Täterseite erfahren. Auch die Ermittler, obwohl mit vollem Einsatz bei der Sache, scheinen immer einen Schritt hinterherzuhinken.
Ein rasantes Finale und eine glaubwürdige Auflösung runden diesen Schwedenkrimi ab – mehr davon bitte!
Fazit: Ein spannender Schwedenkrimi, hoffentlich der Auftakt einer langen Reihe!

Bewertung vom 26.06.2023
Stevens, Anne

Salzwasser Herzen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Jules Leben war perfekt! Nach einer Trennung in die Niederlanden ausgewandert, hat sie sich dort den Traum von einer eigenen Strandbar verwirklicht! Obwohl Het Hojke etwas abseits liegt, hatte sie damit ein gutes Einkommen – bis Corona kam und die Gäste ausblieben und ihr ihr Vermieter Bas eine saftige Mieterhöhung aufbrummt. Um diesen Sommer zu überstehen, muss sie sich etwas einfallen lassen.
Da kommt es ihr gelegen, dass ihre Freundin für sie ein Vorstellungsgespräch als Nanny arrangiert hat! Doch ausgerechnet bei dem vielbeschäftigten Architekten Jan de Fries, der seine Kinder kaum kennt.
Eigentlich ist Jule das genaue Gegenteil des bisherigen Kindermädchens, das krankheitsbedingt ausfällt. Und Jan de Fries würde Jule sofort wieder wegschicken – wenn sie die Herzen seiner Kinder nicht schon im Sturm erobert hätte! Als dann auch noch ein wichtiger Geschäftspartner glaubt, er und Jule wären ein Paar, ist es endgültig vorbei mit seinem strukturierten Leben!
Mit „Salwasserherzen“ hatte Anne Stevens ein Buch genau nach meinem Geschmack geschrieben! Die Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein, Jule mit ihren Tuniken und ihrer Bar Het Hojke, deren Einrichtung bunt zusammengewürfelt ist, die aber voller Liebe steckt. Und Jan de Fries, der in einem schicken Haus ohne Seele wohnt. Er ist ein harter Geschäftsmann, der es gewohnt ist, viel zu arbeiten. Aber im Umgang mit seinen entzückenden Kindern ist er sehr unsicher, da er sich bis jetzt kaum um sie gekümmert hat. War deren Mutter doch viel zu sehr damit beschäftigt, sie von einem Land ins andere zu zerren. Gemeinsam mit Jule gibt er den beiden endlich ein Gefühl der Sicherheit. Er lernt eine neue Seite an sich kennen, lässt fünfe auch mal grade sein und wieder etwas Spaß in sein Leben.
Die Liebe und das Leben sind oft kompliziert und dramatisch genug, und gerade das Sorgerechtsthema um die Kinder und die finanziellen Schwierigkeiten von Jule sind aufregend. Und so hat die Autorin großzügig auf künstliche Dramen verzichtet und lässt ihre Protagonisten reif und erwachsen mit Problemen umgehen. Das hat der Geschichte zusätzliche Reife gegeben und hebt sie von den seichten Liebesromanen deutlich und positiv ab!
Das Hörbuch wird von zwei Sprechern gesprochen, Regine Lange und Louis F. Thiele. Der Wechsel zwischen der männlichen und weiblichen Stimme hat das ohnehin große Hörvergnügen nochmal aufgewertet!
Und so ist die Hörzeit viel zu schnell vergangen und ich freue mich auf den nächsten Teil!
Fazit: Eine reife, unterhaltsame Liebesgeschichte mit viel Gespür, Herz und Meeresluft!

Bewertung vom 25.06.2023
Preis, Robert

Grazer Hexenjagd


ausgezeichnet

„Hexe oder Jäger?“
Trost zuckte mit den Schultern. „Bin mir manchmal nicht sicher.“ (…)
„Du bist immer der Jäger. Hörst du? Nie die Hexe. Immer der Jäger. (…)“
Seite 114

Die Jagd nach Verbrechern ist Trosts Leben. Als Sonderermittler bekommt er es dieses Mal mit einem mehr als grausigen Fall zu tun. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen in Graz und Umgebung. Die Opfer wurden grausam gefoltert, nach mittelalterlichen Methoden. Einiges deutet auf eine geistig verwirrte Frau hin, die selbst das Gespräch mit Trost gesucht hat.
Die Polizei ruft zur Hexenjagd auf und bringt damit die Bevölkerung in Rage. Und für Trost scheinen die Grenzen zwischen damals und heute, zwischen Realität und Einbildung zu verschwimmen.
Dies ist der achte Fall für Ermittler Trost, der sich mittlerweile einen Namen gemacht hat, für seine eigenwillige Art und seinen Spürsinn, wenn es um das Geheimnisvolle geht. Dieser Fall bringt ihn selbst an eine Grenze.
„Grazer Hexenjagd“ ist spannend und mysteriös, die Handlungsstränge verknotet. Lange Zeit tappte ich mit den Ermittlern völlig im Dunkeln – und das ist furchteinflößend, wenn man dort offensichtlich nicht alleine ist und um jede Ecke jemand zu lauern scheint.
Robert Preis greift ein düsteres Kapitel der europäischen Geschichte auf, bringt es fulminant in die Neuzeit. Da darf auch das Hexenmuseum auf der Riegersburg nicht fehlen. Er zeigte mir neue Plätze in der Steiermark oder versteckte Ecken in den mir bekannten.
Neben all der Spannung sind es vor allem die geheimnisvollen Szenen, die einen gepackt halten. Ein Gespräch mit dem Freund seines Vaters (siehe Eingangszitat), der Dialog mit einem italienischen Kollegen, die einem bei genauem Hinhören viel offenbaren.
Und gegen Ende gelingt dem Autor das Meisterwerk: Absolut glaubhaft entwirrt er die vielen Fäden und bringt sie zu einem schaurigen Ende! Einem Ende, das einen ungeduldig auf den nächsten Band warten lässt!
Fazit: Spannend, mystisch, verwirrend und doch glaubhaft!

Bewertung vom 20.06.2023
Bullatschek, Sybille

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren / Haus Sonnenuntergang Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

„Ich kann es einfach ned glauben! Das Heim sieht aus wie ein Dschungel, die Senioren werden mit einem Treppenlifter chauffiert und von Duftis manipuliert und im Hintergrund dudelt seichte Geigenmusik. Schlechter als in jedem Film!“

Ja, Herr Otterle, der neue Heimleiter, gibt alles, um mit „Haus Sonnenuntergang“ Heim des Jahres zu werden. Da müssen die Pfleger:innen mitziehen!
Und warum? Weil der Preis ein satter Geldbetrag ist natürlich! Die Belange der Seniorinnen sind da wohl eher nebensächlich.
Doch nicht für Sybille Bulatschek! Sie und ihre Kolleg:innen geben alles, um den Senioren und Senioritas die letzten Tage schön zu gestalten! Dafür legt sie sich nicht nur mit der Heimleitung, sondern auch mit der Mafia an!
Es heißt „Volle Pflägekraft voraus“ wenn Sybille zulangt! Da werden die Bewohner auch mal in den Kiosk verfrachtet oder zum Speeddating ausgeführt! Und ganz nebenbei sucht Sybille auch noch nach der Liebe, gar nicht leicht bei wechselndem Schichtdienst!
Das alles erzählt uns im Hörbuch die Autorin selber – in breitestem Schwäbisch! Locker und sehr unterhaltsam berichtet sie uns vom ganz normalem Wahnsinn eines Pflegeheimes. Bei langem Zuhören war mir der Dialekt dann manchmal einen Zacken zuviel, vor allem, weil einige Versprecher im Hörbuch dringelassen wurden. Beim ersten Mal war das lustig und sympathisch, mehr hätt ich nicht gebraucht.
Ob all die Erlebnisse für bare Münze genommen werden können, bin ich mir nicht so sicher, lustig war es allemal!
Fazit: Der ganz normale Wahnsinn im Pflegealltag, von der Autorin unterhaltsam erzählt und selbst gesprochen.

Bewertung vom 31.05.2023
Lindberg, Karin

Zuckersüß verliebt (MP3-Download)


sehr gut

„Oje, das hörte sich erbärmlich an. Mittlerweile ging es um so viel mehr als ihre Lieblingssüßigkeit, aber das wagte sie nicht auszusprechen…“

Als wäre Charlottes Leben nicht schon schwierig genug. Anstatt im Marketing durchzustarten, gibt sie im Freizeitpark die Märchenprinzessin. Nach einer eigentlich netten Begegnung mit einer Polterrunde gibt es Beschwerden und sie braucht dringend einen Job. Sehr dringend, denn dank der Parkplatznot vor ihrer WG mit Felix haben sich unzählige Strafzettel angesammelt, die sie nicht bezahlen kann. Und nun will ein Süßigkeitenhersteller auch noch ihre geliebten Saftmandarinen aus dem Sortiment nehmen!
Jetzt ist genug: Charlotte beschließt, mit dem Firmenmanagement zu reden und ihre Saftmandarinen zu retten!
Doch der Juniorchef ist ausgerechnet der Mann aus dem Freizeitpark, dank dem sie wohl ihren Job verloren hat. Um ihre Lieblingssüßigkeit weiterhin zu bekommen, ist Charlotte zu allem bereit – wirklich allem. Da wird in fremde Gärten eingedrungen, Golfplätze gestürmt und Firmenanalyse betrieben. Manchmal war es mir einen Tick zu viel, wie sehr sie sich ins Zeug legt und in welche skurrilen Situationen sie dabei sehenden Auges rennt.
Marius ist der Sohn der Firmenleitung. Bis jetzt war er eigentlich nur im Ausland für das Unternehmen unterwegs. Jetzt ist sein Vater erkrankt und er versucht, sich in der Firma zu engagieren. Doch es scheint einiges im Argen zu liegen. Da kommt ihm die überdrehte Charlotte mit ihren Ideen gerade recht.
Gemeinsam stellen sie einiges auf die Beine – und kommen sich dabei näher.
Alles in allem ist „Zurckersüß verliebt“ genau das, was es verspricht. Ein zuckersüßer Liebesroman mit einer abwechslungsreichen Handlung, netten Protagonisten und unterhaltsamen Situationen!

Fazit: Zuckersüßer Liebesroman mit abwechslungsreicher Handlung und unterhaltsamen Situationen..

Bewertung vom 27.05.2023
Habekost, Britta;Habekost, Christian

Traubentod / Elwenfels Bd.5


ausgezeichnet

„Hä? Wie soll das denn gehen? Das ist doch bloß Wein.“

Sofie lachte leise. „Wein ist nie einfach bloß Wein. Und dieser hier erst recht net.“

Seite266

Nein, dieser hier erst recht nicht… Aber nicht nur der Wein ist besonders in Elwenfels. Die Menschen, die Gegend sind so besonders, dass auch eine Filmcrew darauf aufmerksam wurde und mit seinen Dreharbeiten die Bewohner des beschaulichen Ortes ganz schön durcheinanderbringen.

Und als wäre das nicht genug, wird in der Nähe eine Leiche gefunden. Jemand, den der in Elwenfels untergetauchte Privatdetektiv Carlos Herb kennt. Schlagartig wird ihm klar, dass seine Verfolger im näher sind, als er denkt und er so nicht nur sich, sondern auch ganz Elwenfels in Gefahr bringt.

Aber Elwenfels wäre nicht Elwenfels, wenn nicht alle zusammenhelfen würden!

„Traubentod“ ist der fünfte Band der Elwenfels-Reihe, und er steht seinen Vorgängern in nichts nach! In diesem Band kämpfen die Dorfbewohner nicht nur gegen einen cholerischen Hauptdarsteller und die eigene Eitelkeit sondern auch gegen die Mafia! Denn niemand geringerer ist Carlos auf den Fersen, seit er den Kopf der Bande erschossen hat. Sie sind es auch, die ihm einen Mord in die Schuhe geschoben haben, und so versteckt er sich vor der Polizei ebenso wie vor der Mafia. Ihm wird klar, dass er nicht ewig untertauchen kann. Und so wagt er sich aus der Deckung und versucht, seinen Namen wieder reinzuwaschen.

Mit Elwenfels haben die Autoren Britta und Christian Habekost ein Dörfchen erschaffen, das ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt. Internet gibt es nur an wenigen Flecken, was ein Streamingdienst ist, lässt sich den Bewohnern schwer erklären. Dafür zählen hier noch Freundschaft, Zusammenhalt und ein gutes Glas Wein. Sogar ein magisches, wenn es aus dem geheimen Wingert im Wald kommt, bewacht von den Elwetritschen.

Ihr merkt, hier kommt einiges zusammen und es fällt mir schwer, das Buch in ein Genre zu pressen. Magischer Lokalkrimi mit subtilem Humor und Tiefe in schönstem Pälzer Dialekt würde es wohl am ehesten treffen.

Ja, magisch auch so mancher Bewohner mit eisblauen Augen, der Wein und die Fabelwesen, die nicht immer nur in der Fabel leben. Und magisch, wie sehr mich das Autorenduo wieder gepackt hat! Der Schreibstil ist ebenso fesselnd wie die Handlung, die Bewohner gleichermaßen skurril wie liebenswert.

Und so ist und bleibt Elwenfels für mich ein Sehnsuchtsort, wo aus den verrücktesten Ideen die besten Lösungen entstehen und man am Schluss – fast ein wenig wie bei Asterix – am Dorfplatz zusammenkommt, um bei einem Glas Wein auf das gute Ende des Abenteuers anstößt!

Alla hopp, ich hoffe, ihr schreibt schon an der Fortsetzung!

Fazit: Magischer Lokalkrimi mit subtilem Humor und Tiefe.

Bewertung vom 24.04.2023
Janssen, Fenna

Die kleine Inseltöpferei


gut

Nellas Eltern sind mit ihr als Kind viel gereist, umso glücklicher ist sie, nun in Meißen eine Heimat gefunden zu haben. Sie arbeitet im Porzellangeschäft ihres Freundes Florian. Ihre große Leidenschaft, das Porzellanmalen, hat sie dafür aufgegeben.
Als Florian sie mit einer Reise nach Langeoog überrascht, ist sie gar nicht begeistert. Lieber ist sie daheim, aber sie hofft, dass er ihr dort endlich einen Heiratsantrag macht und die beiden zusammenziehen… Doch auf Langeoog kommt es anders, und dort ist auch noch der kauzige Jack Berger, der auf Nella eine große Faszination ausübt.
Ich liebe Inselromane, gepaart mit einer kleinen Liebesgeschichte. Hier kommt auch noch die Porzellanmalerei dazu, für mich auf den ersten Blick ein Volltreffer!
Leider konnte der Roman bei mir trotzdem nicht recht punkten. Bereits beim ersten Telefonat spürt Nella die große Anziehung zu Jack, die sich mir bis zuletzt nicht erklären konnte. Die Gründe für die Trennung waren nicht glaubwürdig, die Versuche, Florian besonders unsympathisch darzustellen, waren mir zu viel.
Nellas Zeit auf der Insel konnte ich ein Stück weit genießen, ich mochte auch die anderen Bewohner, die Nella sofort ins Herz schließen. Sie alle haben eine interessante Vorgeschichte, bei der ich eigentlich Vorgängerromane vermutet hätte. Warum die so liebenswerte Nella in Meißen scheinbar keinerlei Kontakte hat, weiß ich nicht.
Nella fühlt sich rasch wohl, auch ihre Leidenschaft fürs Töpfern und Porzellanmalen wird wieder neu entfacht. Und auch Florian entdeckt auf Langeoog eine neue Sehnsucht, und so landet Nella frisch getrennt wieder in Meißen. Doch die Insel und ihre lieben Bewohner gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Bald kehrt sie für einige Zeit wieder zurück auf die Insel und beginnt auch wieder, Teller und Vasen herzustellen. Aber reicht das für eine Selbstständigkeit und ein neues Leben hier?
Beim Hören hatte ich oft das Gefühl, bereits gründlich eingeführte Personen samt ihrer Geschichte neu erklärt zu bekommen. Wie ich jetzt bei meiner Recherche festgestellt habe, wurde hier aus drei ursprünglich getrennten Romanen einer gemacht. Bei dieser Zusammenführung hätten diese Erklärungen unbedingt gekürzt oder rausgenommen werden müssen. Als Hörer:in/Leser:in fühlt es sich sehr eigenwillig an, alles nochmal gesagt zu bekommen, als hätte man es bereits vergessen haben können!
Lange Zeit plätschert die Geschichte dahin, auf den letzten Metern wurde dann für Dramatik gesorgt, leider sehr unglaubwürdig.
Fazit: Ein leider nur dahinplätschernder Liebesroman mit viel Inselflair.

Bewertung vom 24.04.2023
Keferböck, Natascha

Salzburger Männerherzen


ausgezeichnet

„Im Garten wimmelt es nur so von Menschen in weißen Schutzanzügen. Während der Fritz, Chef der Salzburger Tatortgruppe, mit seinen Leuten draußen alles scannt, vermisst und fotografiert und im wahrsten Sinne des Wortes jeden Stein umdreht, warten mein Polizist und ich etwas verloren auf der überdachten Holzterrasse.“
Seite 64

Es geht ganz schön rund im Garten von Notar und Lokalpolitiker Siegfried Lanner. Wurde der doch eben erschossen aus dem Pool gefischt, am Morgen nach dem Eröffnungstag des Volksfestes. Der Motive und Verdächtige gibt es viele und Kommissar Raphi Aigner hat alle Hände voll zu tun – bearbeitet doch auch die Linzerin Gscheitmeier den Fall und er wird rasch von den Ermittlungen ausgeschlossen.
Und als wäre das nicht genug, macht auch noch eine Einbrecherbande Koppelried unsicher.
Dies war mein erster Besuch in Koppelried aber sicher nicht der letzte! Sind mir doch die Bewohner des fiktiven salzburger Örtchens rasch ans Herz gewachsen, ebenso wie der flotte und unterhaltsame Stil der Autorin! Sie schreibt in der Gegenwart aus Aigners Ich-Perspektive, was einen zusätzlich zur packenden Handlung gleich noch mehr ins Geschehen zieht.
Auch als Quereinsteigerin waren für mich die Verbindungen der Personen zueinander rasch klar, immer wieder flicht Natascha Keferböck kurze Erklärungen ein, ohne dass es zu viel oder störend wird.
Aber nicht nur mit dem Fall, auch privat hat Raphi alle Hände voll zu tun. Als alleinerziehender Vater mit dem kleinen Felix und mit seiner neuen Freundin, der Wirtshausbesitzerin Marie. Gut, dass ihn seine Schwester unterstützt und auch Ex-Kollegen ihm beistehen, damit er trotzdem an vorderster Front mitermitteln kann.
Der Mord war ebenso kaltblütig wie sauber durchgeführt, es gibt wenige Spuren, aber die weisen in eine folgenschwere Richtung.
Ich bin ein großer Fan von Lokalkrimis, ich hatte viel Freude mit den Eindrücken des ländlichen Salzburg. Aber ich mag es auch, wenn ich am Ende eines verwirrenden Falles glaubhaft überrascht werde. Und auch wenn ich einige Dinge geahnt habe, so hat mich die Auflösung dann doch staunen lassen!
Fazit: Ein ebenso spannender wie unterhaltsamer Lokalkrimi!

Bewertung vom 17.04.2023
Bieling, Emma

Dornröschen auf Föhr


ausgezeichnet

„Einen wunderschönen guten Tag, Föhr“, begann ich spontan und hielt mir die Deosparydose alternativ als Mikro vor den Mund.



Oja, Radiomoderatorin sein, das ist Donna Röschens größter Wunsch! Und dem ist sie einen großen Schritt näher, sie darf ein Volontariat bei Welle 33, dem Lokalradiosender auf Föhr, machen!

Für sie ist das noch eine größere Herausforderung als für manch anderen, hat sie doch, obwohl sie schon fast 30 ist, bis jetzt unter der Obhut ihrer Mutter gelebt. Denn Donna hat Narkolepsie und schläft zu den unmöglichsten Momenten ein. Das sorgt oft für ganz schönen Wirbel, vor allem, weil sie so mit ihrer Krankheit hadert, dass sie ihren neu gewonnenen Freunden auf Föhr nichts davon erzählt.

Unter ihnen ist auch der lustige Kellner Fritz, mit dem sie einen kleinen Säbelschnäbler rettet und sich dann rührend um ihn kümmert. Und der kleine Vogel – Benji genannt – bleibt nicht das einzige Tier, das ihre Hilfe braucht.

Mit Donna hat die Autorin Emma Bieling eine wunderbare Protagonistin erschaffen und eine Geschichte darumgezaubert, die ebenso unterhaltsam und humorvoll wie ernst ist. Es war wunderschön mitzuerleben, wie die etwas weltfremde Donna auf Föhr aus sich herauswächst und bei Jung und Alt rasch beliebt ist. Auch Fritz kommt sie immer näher und er bestärkt sie, zu sich und ihrer Krankheit zu stehen. Die gemeinsame Entwicklung war einfach wunderschön!

Doch nicht nur die eher unbekannte Krankheit wird thematisiert, auch die staatliche Robbenjagd. Und der Balanceakt, trotz ernster Themen lustig und unterhaltsam zu sein, ist perfekt gelungen!

Fazit: Eine modernes Märchen mit einer entzückenden Protagonistin und einem ernsten Hintergrund!

Bewertung vom 10.04.2023
Lindberg, Karin

Ein Glückskeks macht noch keine Liebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nathalie zog zwei Glückskekse aus der Tüte und schob ihm einen hin. „Lass uns mal sehen, was das Schicksal für uns bereithält.“



Tja, was hat das Leben bis jetzt für Nathalie bereitgehalten? Nach einem schweren Schicksalsschlag hat sie sich mehr oder weniger zu Hause vergraben. Mit abgebrochenem Studium arbeitet sie schon seit einer ganzen Weile als Telefonarbeiterin bei einer sehr speziellen Hotline.

Männern geht sie eher aus dem Weg – bis ihr Thies den Parkplatz wegschnappt. Ausgerechnet so ein reicher Schnösel, der hat ihr echt noch gefehlt!

Als sie sich überraschend wiedersehen, muss sie feststellen, dass auch sie Vorurteile hat und Thies sie ganz schön anzieht. Körperlich kommen sie sich rasch näher, doch emotional mauert sie nach wie vor.



Nathalie ist eine liebenswerte Persönlichkeit, frech und unkonventionell hat sie es bis jetzt vermieden, sich intensiver mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und leidet deshalb umso mehr darunter. Sobald ihr jemand zu nahe kommt, provoziert sie und nicht jeder macht sich die Mühe, hinter diese Fassade zu sehen.

Thies ist ein junger Arzt, der sich auch noch für die gute Sache einsetzt und rasch fasziniert ist von Nathalie. Obwohl sie ihn erst ganz schön auflaufen lässt, bleibt er an ihr dran.

Obwohl das Buch am Rande auch Themen wie unerfüllter Kinderwunsch und Fehlgeburten (Triggerwarnung!) streift, liest es sich locker und leicht dahin. Leider bin ich vor allem zu Beginn über die manchmal gestelzten Dialoge gestolpert.

Ich mag Nathalie und gerade ihre Aufeinandertreffen mit Thies sprühen vor Lebendigkeit und Witz, auch wenn ich nicht alle ihrer Einsätze verstanden habe. Die beiden zusammen machen einem beim Lesen das Herz warm und das ist es, was ich bei einem Liebesroman erwarte.

Ein Highlight für mich waren auch die wunderbaren Personen wie Tante Gundula und Nathalies Freundinnen, die wir kennenlernen durften.

Fazit: Ein locker-leichter Liebesroman mit gehaltvollem Kern!