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Katie
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Ulm

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2022
Hödl, Saskia;Amofa-Antwi, Pia

Steck mal in meiner Haut!


ausgezeichnet

Ich freue mich wirklich sehr, dass es immer mehr Bücher gibt, die sich mit solchen wichtigen Themen befassen. Es besteht leider kein Zweifel, dass Rassismus noch immer in Systemen als auch Köpfen feststeckt. Wenn wir Toleranz und Akzeptanz bereits unseren Kindern näher bringen und vor allem vorleben, habe ich Hoffnung, dass es zu nachhaltigen Veränderungen in der Gesellschaft kommen kann.
Dieses Buch hat zum einen Texte zum Vorlesen für Kinder: es wird erklärt was Rassismus ist und es geht um unsere Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten. Ergänzt wird das Ganze durch Erklärungen für die Erwachsenen, die für die Vermittlung des Themas hilfreich sein können. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch vor allem auch in Kindergärten und Schulen sehr hilfreich ist. Denn ehrlicherweise kaufen schätzungsweise diejenigen dieses Buch, die sowieso mit ihren Kindern über solche Themen reden...

Bewertung vom 05.06.2022
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

Lale muss raus aus ihrem Leben und fährt kurzerhand weg, ohne Ziel. Und kommt auf Gustav's Campingplatz an. Dort trifft sie außerdem auf Flo, einem 17-jährigen Teenager, der noch sehr bemuttert wird, James, einen esotherischen Freund von Gustav, und Chris von der Insel Reunion.
Das Buch erzählt wie diese Menschen miteinander verbunden sind bzw. sich über einen Sommer hinweg miteinander verbinden.

Es ist ein angenehm zu lesendes Buch. Auch wenn die Geschichte einiges an Tiefgang verspricht oder hergeben würde, bleibt es zum größten Teil an der Oberfläche - vielleicht auch, weil es zu ambitioniert gewesen wäre, alle Hauptfiguren näher kennenzulernen. Auch sind einige Wendungen zu vorhersehbar und das Ende war mir zu kitschig.
Nichtsdestotrotz hatte ich Freude und auch die ein oder andere Träne beim Lesen. Die Themen sind universal und ich bin mir sicher, dass sich jeder angesprochen fühlt oder sich auch wiederfindet.

Bewertung vom 28.05.2022
Burns, Anna

Amelia


sehr gut

Amelia wächst in Nordirland während der Unruhen auf. Vom Ausbruch 1969 bis 1994 begleitet der Leser Amelia und ihre Familie und Wegbegleiter. Amelia wurde bereits 2001 von Anna Burns geschrieben, die für ihren Roman Milchmann Jahre später berühmt wurde.
Und man erkennt den Schreibstil wieder. Das Buch schildert zum Teil aus Amelias Ich-Perspektive und manchmal aus dritter Person wie die Unruhen das Leben in Nordirland tagtäglich bestimmt haben. Dabei bleibt es fast schon sachlich und unemotional in Anbetracht der Gewalt. Für mich kippte es zur Mitte des Buches ins Extreme und die Beschreibung der (sexuellen) Gewalt ist alles andere als einfache Kost.
Zum Teil ist es durchaus verwirrend, aber gleichzeitig wird einem die Gewalt, die Bedrohung dieser Zeit in einem europäischen Land in naher Vergangenheit deutlich vor Augen geführt. Und dass das mehr als unangenehm ist, ist wohl einleuchtend. Es ist erschreckend und nichtszuletzt in Anbetracht der Kriege, die auch heute noch geführt werden, frage ich mich, wie ein Mensch mit so einem Trauma umgehen kann.
Ein Thema, dass nicht in Vergessenheit geraten darf.

Bewertung vom 23.05.2022
Siry, Christian

Aussteiger Storys


sehr gut

Christian berichtet in seinem Buch von verschiedenen Menschen, die "ausgestiegen" sind: ausgestiegen aus dem "normalen" Leben, wie es eben so üblich ist. Dabei ermutigen die Geschichten, sich mit seinem eigenen Lebensentwurf auseinander zu setzen. Will ich wirklich, was ich da gerade mache? Gleichzeitig beschönigt er aber auch nichts: auch Aussteiger haben Konflikte und das gesamte Spektrum menschlicher Gefühle.
Ich verstehe natürlich, dass nicht jeder sein komplettes Leben in allen Einzelheiten darlegen möchte. Aber zum Teil haben mir Details gefehlt. Details, wie das ganze möglich gemacht wird. Was passiert, wenn etwas schief geht (Stichwort Krankenversorgung). Andererseits sind die Informationen hierzu sicher sehr individuell.

Und die Naturbeschreibungen waren mir zum Teil etwas too much...
Aber ansonsten ein tolles Buch über tolle Menschen!

Bewertung vom 23.05.2022
Reece, Francesca

Ein französischer Sommer


sehr gut

Leah, eine Engländerin, die sich mit Gelegenheitsjobs in Paris durchschlägt, wird vom englischen Schriftsteller Michael angestellt, unter anderem um seine Tagebücher zu transkribieren. Hierzu verbringt sie den Sommer mit ihm und seiner Familie und Freunden in Südfrankreich.

Aus persönlichen Gründen hat mich das Buch sehr angesprochen: die Beschreibungen von Michael's Zeit in London hat mich an meine eigene Zeit dort erinnert. Und das Leben in Frankreich durch Leah's Augen hat mich an meine Studienzeit dort erinnert.
Die Autorin beschreibt die Aussen- und Innenwelt ihrer Charaktere in tollen Metaphern, die mich oft berührt haben. Der Zwiespalt zwischen dem wie man ist und denkt und fühlt, und dem, wie man wahrgenommen werden möchte wird wunderbar deutlich gemacht.

Nebenbei entwickelt sich das Buch zu einer Art Krimi und man will unbedingt hinter Michael's Geheimnis kommen. Das Ende hingegen ist etwas antiklimaktisch und hat mich etwas enttäuscht - daher der Punktabzug.
Aber trotz dem eine große Empfehlung!

Bewertung vom 16.05.2022
Brooks, Ben

Not all heroes wear capes


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch, das mich zu Tränen gerührt hat. Ben Brooks ist hier eine sehr tolle Mischung gelungen: zum einen stellt er uns die HeldInnen unserer Zeit vor. Menschen, die uns mit ihrem Handeln Vorbild sein können. Die Geschichten sind zum Teil als Comics dargestellt, was das Lesevergnügen der jüngeren sicher nochmals steigert.
Darüber hinaus beinhaltet es "Alltagsweisheiten", die dazu ermutigen, seine eigenen Stärken kennenzulernen und zu nutzen. Er lädt uns ein, in unserem direkten Umfeld tätig zu werden und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Gerade in einer Welt, die von vielen schlechten Nachrichten geprägt ist, gibt das Buch Hoffnung, dass jeder einzelne von uns tatsächlich etwas bewirken kann. Und was im Kleinen anfängt, kann durchaus sehr groß werden.
Ein Buch, das sicher nicht nur für Kinder interessant und anregend ist.

Bewertung vom 23.04.2022
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


ausgezeichnet

Akira Kidos Klienten stellt ein Jahr nach dem Tod ihres Ehmanns fest, dass ihr Ehemann nicht der war, für den er sich ausgegeben hat. Bei seiner Recherche findet Akira schließlich heraus, dass es einen Markt für den Identitätentausch gibt.

Eine interessante Idee: einmal in die Rolle eines anderen schlüpfen. Bzw. nicht für einen Moment, sondern fürs restliche Leben. Dabei macht der Roman deutlich, welche Beweggründe man hierfür haben könnte (die durchaus plausibel erscheinen!). Aber in wiefern ist dies möglich und was sind die Konsequenzen daraus? Schließlich sind wir von unserer Vergangenheit entscheidend geprägt. Können wir diese also so einfach abschütteln und uns eine neue Identität verpassen?

Ein spannend geschriebener Roman, der neue Perspektiven eröffnet. Einziges Manko für mich war, dass ich bezüglich Akira Kidos eigener Geschichte mehr erwartet hatte.

Bewertung vom 17.04.2022
Clement, Jennifer

Auf der Zunge


sehr gut

Dieser Roman ist anders als andere Romane. Eine Frau läuft durch New York. Unzufrieden in ihrer Ehe, begegnet sie verschiedenen Männern. Dabei wird nicht explizit gesagt worum es sich hier handelt. Sind es Träume? Wunschvorstellungen? Oder durchaus wahre Begegnungen in phantasievolle Sprache gewickelt?
Beim Lesen entstehen auf jeden Fall Bilder im Kopf. Die Metaphern der Autorin und die poetische Sprache ist anregend, aber nicht immer einfach zu lesen.
Mir stellen sich dabei viele Fragen: leben wir das Leben, wie wir es uns wünschen? Würde es uns vielleicht auch gut tun, aus dem Alltag auszubrechen und uns das zu erlauben, von dem wir oft nur träumen und was nur in unseren Wunschvorstellungen lebt? In wiefern halten uns soziale Konventionen zurück? Auf wessen Erlaubnis warten oder hoffen wir? Wovor haben wir Angst?
Ein Buch, das viele Fragen aufwirft und die Antworten dabei uns überlässt.

Bewertung vom 14.04.2022
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt dieses Romans steht die Frage, ob jeder das Recht auf einen selbstbestimmten Tod hat. Die Rechtslage zur Sterbehilfe ist in Deutschland noch immer nicht eindeutig festgelegt.
Max leistet seiner alzgheimerdementen Tante Sterbehilfe. Nach der Diagnose hatte sie sich das von ihm so gewünscht und als Arzt hat er die Möglichkeiten, ihr einen schmerzfreien Tod zu bereiten.
Wie entscheidet ein Gericht in so einem Fall? Und wie würde ich entscheiden, wenn es mich oder einen nahestehenden Menschen betrifft? Die Medizin ist so weit fortgeschritten - ist es wirklich "nötig", dass Menschen unter qualvollen Schmerzen sterben müssen?

Der Roman ist spannend geschrieben und hält einige Überraschungen bereit. Und es gibt noch einige Nebenthemen: Freundschaft, Geheimnisse, Schicksalsschläge. Sowie die Frage, ob das geltende Recht anzuzweifeln ist - oder ob man es gar anzweifeln sollte, vor allem von denen, die dafür sorgen, dass und wie das Recht angewendet wird.

Eine große Leseempfehlung von mir!