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EineMami

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

Auf der Suche nach der Wahrheit

Der dritte Teil der Marcus Goldman-Serie aus der Feder von Joël Dicker ist wie die vorhergehenden Romane eine mitreißende Jagd nach der Wahrheit. Unversehens wird die lieb gewonnene Hauptfigur Marcus Goldman in die Ermittlungen um eine junge Frau namens Alaska Sanders hineingezogen, die am Ufer eines Sees kaltblütig ermordet wurde. Vor 11 Jahren. Der Täter: Alaskas Freund und dessen Kumpel. Überführt von Marcus‘ gutem Freund und angesehenen Polizisten Sergeant Perry Gahalowood.Doch dann taucht ein anonymer Hinweis auf, dass bei den damaligen Ermittlungen nicht alles mit rechten Dingen zuging. Sitzt möglicherweise ein Unschuldiger im Gefängnis? Perry und Marcus begeben sich auf die Spuren der jungen Alaska Sanders und stoßen auf Lug, Trug und schmutzige Geheimnisse. Doch wer hat die junge Frau wirklich auf dem Gewissen? Alle Puzzleteile scheinen sich immer wieder neu zu ordnen. Handelt es sich um einen perfekten Mord oder eine perfekte Täuschung?Ich habe den ersten Teil der Serie „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ geliebt. Marcus war mir von Anfang an sympathisch und dabei ist es auch geblieben. Zwar habe ich den zweiten Teil der Reihe nicht gelesen, aber Joël Dicker versteht es, alle Zusammenhänge und Ereignisse aus der Vergangenheit der Figuren so darzustellen, dass ich dem dritten Teil auch so sehr gut folgen konnte. Besonders gefällt mir, wie er alte Bekannte - Charaktere aus den vorhergehenden Büchern - in die Geschichte einfließen lässt. Stets überkam mich in diesen Momenten ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit, wie bei einem Wiedersehen.Es ist einfach klasse und mitreißend, wie Dicker seine Geschichten aufbaut. Super finde ich die Rückschauen, die nicht von den Figuren erzählt werden, sondern wie eine Reise in die Vergangenheit funktionieren. Der Leser bzw. Hörer kann permanent rätseln und immer wieder ist doch alles anders, als er eben noch vermutet hat. Diese Eigenschaften von Dickers Romanen machen in meinen Augen ihre Sogwirkung aus.Der Schreibstil des Autors ist eingängig, flüssig, die Dialoge und Ereignisse authentisch und realistisch. Da ich die Geschichte als Hörbuch genossen habe, war für mich die Darstellung des Sprechers von essenzieller Wichtigkeit. Aber auch hier hat alles gestimmt. Torben Kessler macht einen großartigen Job und ist die perfekte Stimme für Marcus Goldman. Ich habe ihm wahnsinnig gerne zugehört. Geschichte, Charaktere und Darbietung - das Gesamtpaket verdient volle fünf Sterne!

Bewertung vom 05.11.2023
Wo die Sehnsucht schimmert
Olsen, Mila

Wo die Sehnsucht schimmert


sehr gut

Liebe in all ihren Facetten



Alles, was June will, ist ihre Geschwister in Sicherheit und Geborgenheit aufzuziehen. Seitdem ihre Eltern sie verlassen haben, ist ihr Stiefbruder Grayson für sie und die Kleinen zuständig, aber Grayson ist überfordert und schafft es kaum, die Miete für den Trailer im Trailerpark aufzubringen. Um sein Elend zu ertragen, greift er immer wieder zum Alkohol, verliert die Kontrolle und neigt zu Gewaltausbrüchen. June lebt mit ihren jungen 17 Jahren in einem ständigen Zustand der Angst und Sorge.

Als sie an einem Malwettbewerb teilnimmt, begegnet sie dem gut aussehenden Jesse, für den sie schon lange schwärmt. Er entpuppt sich als nicht nur attraktiv, sondern auch sehr freundlich. Und das, obwohl er mit seinem Porsche und den reichen Eltern offenbar das perfekte Leben führt und jedem Mädchen den Kopf verdreht. Oder ist das alles nur Fassade?
Als die beiden sich näher kommen, erkennt June nach und nach, dass auch scheinbar vom Schicksal verwöhnte Menschen schwerwiegende Probleme haben können.

Zwischen Jesse und ihr entwickeln sich tiefe Gefühle, nur Grayson darf nichts von ihrer Liebe erfahren. Ein Versteckspiel beginnt. Doch es kommt, wie es kommen muss und June entgleitet jegliche Kontrolle über ihr Leben …

Mila Olsen ist für mich die Königin der Emotionen. Sie schreibt mit einer so atemberaubenden Intensität über die gesamte Bandbreite der menschlichen Gefühle, dass der Leser mitgerissen wird und sich unversehens in einer Achterbahn von himmelhoch jauchzend bis abgrundtief traurig wiederfindet. Die Themen, die sie in ihren Romanen behandelt sind nichts für schwache Nerven! Auch in „Wo die Sehnsucht schimmert“ musste ich immer wieder schlucken. Grausamkeit, Gewalt, Verzweiflung und Elend. Menschen, denen Unaussprechliches widerfährt. Alkohol, Armut und nichts zu essen.
Doch das Licht der Liebe scheint auch an den dunkelsten Orten und fördert Mut und Selbstlosigkeit zutage. Dort, wo die Sehnsucht schimmert, gibt es immer auch Hoffnung.

June und Jesse kommen nahezu abwechselnd kapitelweise in der Ich-Perspektive zu Wort und lassen den Leser in ihre Köpfe schlüpfen. Es ist unglaublich spannend, ihre Entwicklung zu verfolgen. Mit June hatte ich großes Mitgefühl und wäre zu gerne in die Geschichte eingedrungen, um ihr zu helfen.
Jesse ist ein sympathischer junger Mann, der einen Weg finden muss, mit der Vergangenheit abzuschließen. Auch mit ihm habe ich mitgefiebert.
Toll finde ich, wie Mila eine Welt erschafft, in der Gut und Böse verschmelzen und es kein Schwarz oder Weiß gibt. Denn das ist authentisch und macht das Auf und Ab der Gefühle so bittersüß.
Ich habe den Roman (wie alle von Mila) regelrecht verschlungen. Er reicht in Story und Gefühlsintensität nicht an einige ihrer vorigen Werke heran, ist aber in jedem Fall lesenswert.

Bewertung vom 18.10.2023
Magnolia Parks (eBook, ePUB)
Hastings, Jessa

Magnolia Parks (eBook, ePUB)


sehr gut

Toxische Achterbahn-Liebe, die fasziniert

Kennst du Magnolia Parks? Reich, schön und stets von jungen Männern umschwärmt? Natürlich kennst du sie. Jeder kennt sie. Nicht zuletzt durch ihre skandalöse Beziehung zu dem unverschämt attraktiven BJ Ballentine. Die Liebe ihres Lebens. Das zumindest glaubt sie, bis die Beziehung in die Brüche geht und die beiden es mit einer seltsamen Art von Freundschaft versuchen, die beinhaltet, dass sie permanent Zeit miteinander verbringen, sich anschmachten, aber nicht berühren. In der sie sich gegenseitig eifersüchtig machen, mit anderen rummachen, sich hassen, aber trotzdem nicht voneinander lassen können … klingt toxisch? Ist es auch!In Jessa Hastings Debütroman dreht sich alles um die Reichen und Schönen. Insbesondere um das allseits bewunderte Pärchen Magnolia und BJ. Abwechselnd kommen die beiden Charaktere aus der Ich-Perspektive zu Wort, wodurch ich die Gefühlswelten und die Verflechtungen ihrer Beziehung gut nachvollziehen konnte. Beide sind auf ihre Weise sympathisch, wenn ich ihre mentale Gesundheit auch dauerhaft anzuzweifeln gezwungen war. Erst nach und nach entfaltet sich der tragische Hintergrund ihrer Liebe. Obwohl sich viele Szenen und Handlungen häufig wiederholten und ich zugegebenermaßen kurz davor war von dem ewigen Hin und Her genervt zu sein, war die Geschichte auf ihre ganz eigene Weise spannend und ich wollte unbedingt wissen, was sich die Autorin am Ende für die verzweifelt Liebenden ausgedacht hat. Happy End oder Trennung? Bis zum Schluss habe ich gerätselt und bekam eine Überraschung.Sehr gut gefallen hat mir Hastings einnehmender, humorvoller und abwechslungsreicher Schreibstil. Ihr Roman hat mich wirklich gut unterhalten und das Interesse am Lesen nicht abbrechen lassen. Die Fortsetzung um Magnolia und BJ habe ich bereits vorbestellt. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden weitergeht.

Bewertung vom 14.10.2023
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Wenn aus Wegschauen Hinschauen wird …

Bei John Boynes Roman „Als die Welt zerbrach“ handelt es sich um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Das Buch kann unabhängig vom ersten Teil gelesen werden.Gretel Fernsby ist über 90 Jahre alt. Ein bewegtes Leben liegt hinter der alten Dame und sie möchte ihre letzte Zeit auf Erden in Ruhe und Frieden in ihrem Apartment verbringen. Doch damit ist es vorbei, als in die leere Wohnung unter ihr eine junge Familie einzieht.Gretel freundet sich mit deren 9jährigem Sohn Henry an, doch der Junge ist ungewöhnlich verschlossen für ein Kind in seinem Alter. Freunde hat er keine, dafür streiten sich seine Eltern häufig. Als Gretel immer wieder Verletzungen am Körper des Kindes entdeckt, gerät sie in einen Strudel von Erinnerungen. Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, in der viele Menschen einfach wegschauten, während ihren Mitmenschen Grauenvolles angetan wurde. Der Zeit des 2. Weltkrieges. Gretel war damals noch ein Kind, dennoch fühlt sie sich schon ihr ganzes Leben schuldig. Kann Schuld durch eine couragierte Tat getilgt werden?Das Hörbuch wird von der sehr angenehmen und Alte-Dame-tauglichen Stimme von Elisabeth Günther vorgetragen. Bekannt z.B. durch die „Violet“ in „Bridgerton“.Ich mag ihre ruhige und gesetzte Art des Vorlesens, die den Charakter „Gretel“ für mich sehr greifbar gemacht hat. Optimal gewählt, meiner Meinung nach.Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit ab kurz nach dem 2. Weltkrieg erzählt. Nach und nach werden die beiden Zeitstränge ineinander verflochten.Ich war teilweise sehr geschockt über die grauenvollen Dinge, die Menschen bereit sind sich gegenseitig anzutun. Zunehmend hat mich die Geschichte gepackt und in den Bann gezogen.Gretel habe ich als sehr plastischen Charakter empfunden. Sie war für mich nicht grundsätzlich eine Sympathieträgerin, aber handelt und entwickelt sich authentisch. Immer wieder haben mich die Szenen zum Nachdenken gebracht. Was ist Schuld, wer trägt sie zurecht und kann man getanes Unrecht wieder gutmachen?Sehr gut gefallen haben mir die überraschenden Wendungen, die der Autor eingebaut hat. An einigen Stellen entwich mir der ein oder andere überraschte Ausruf.Insgesamt hat mich der Roman ausgezeichnet unterhalten. Ich habe dem runden, flüssigen und packenden Erzählstil sowohl Boynes als auch Günthers mit Genuss gelauscht.

Bewertung vom 29.09.2023
Die Leuchtturmwärterin
Dieckmann, Guido

Die Leuchtturmwärterin


sehr gut

Spannendes Setting, rätselhafte Ereignisse und eine mutige junge Frau

Ich Im Zentrum von Guido Dieckmanns Roman „Die Leuchtturmwärterin“ steht die junge Fotoreporterin Nelly Vogel. Zur Zeit des 2. Weltkrieges steht die Deutsche dem Regime kritisch gegenüber und gerät prompt ins Fadenkreuz der Gestapo. Um ihre Haut zu retten, wird sie kurzerhand nach Holland verfrachtet und soll sich in einem kleinen Küstenort fortan um den Leuchtturm kümmern. Doch weder die ansässigen holländischen Bewohner noch die deutschen Besatzer bringen der jungen Frau Sympathie oder gar Vertrauen entgegen. Dabei verbindet die Vergangenheit Nelly mit dem kleinen Ort. Als die junge Deutsche einen abgestürzten britischen Piloten unter ihre Fittiche nimmt, spitzt sich ihre Lage lebensbedrohlich zu …

Ich muss zugeben, dass ich mich nach dem Lesen des Klappentextes auf eine dramatische Lovestory eingestellt hatte. Zu meiner Überraschung hat „Die Leuchtturmwärterin“ aber viel mehr von einem Krimi. Spannend und gespickt mit überraschenden Wendungen hält Dieckmanns Roman den Leser fast durchgehend in Atem. Mir fehlte zwar der intensiv romantische Teil und auch allgemein hätte ich mir mehr transportierte Emotionen gewünscht, aber es hat Spaß gemacht die vielen rätselhaften Fäden in der Hand zu halten und zu grübeln, wer nun wen auf dem Gewissen hat und warum.
Dieckmann versteht es, ein interessantes Gespinst aus Lügen, Hinweisen und Intrigen zu erstellen und dieses dann stimmig aufzulösen. Ich fand zwar manche Handlungen und Dialoge nicht ganz authentisch, aber mein Interesse an dem Fortgang der Geschichte ist nie erloschen.
Faszinierend ist auf jeden Fall der Einblick in die damaligen, schrecklichen Ereignisse, die der Autor in seinen Roman einfließen lässt. Gefallen hat mir auch sehr, dass er der heldenhaften Corrie ten Boom einen Platz in der Geschichte eingeräumt hat. Die Verflechtung von Fiktion, realen Personen, Schauplätzen und Ereignissen finde ich sehr spannend.

Dieckmanns Schreibstil ist vielseitig, flüssig und abwechslungsreich. Er hat mich unterhaltsam durch das Buch getragen. Mein Interesse an Nelly und ihrem Schicksal war von Anfang an geweckt, obwohl ich nie das Gefühl hatte, sie wirklich zu kennen. „Die Leuchtturmwärterin“ lebt von der schnellen, überraschenden Entwicklung und für mein Empfinden weniger von der Ausgestaltung der Charaktere. Sympathie habe ich nur teilweise empfunden. Dennoch hat die Geschichte ihre ganz eigene Sogwirkung und war mir eine kurzweilige Lektüre.

Bewertung vom 29.09.2023
Die geheime Kraft des Waldes
Lattari, Cecilia

Die geheime Kraft des Waldes


ausgezeichnet

Eine Liebeserklärung an die Natur

Kennst du die Pflanzen des Sommers? Weißt du, wie eine Grüne Hexe aus Blütenblättern aromatischen Tee herstellt oder warum manch einer eine Eichel in der Tasche mit sich herumträgt?

Cecilia Lattari hat ein wunderschönes Buch über die Natur im Allgemeinen und den Wald im Besonderen geschrieben. Ihr liebevoller Schreibstil weckt im Leser die Sehnsucht nach saftigem Grün, nach bunten Beeren und Blumen. Nach Stille und der friedvollen Gesellschaft alter Baumriesen.

Nahezu magisch sind die zauberhaften Illustrationen, die den Text begleiten und das Buch zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. Hier kann jeder, ob Groß, ob Klein, spannende, lehrreiche und märchenhafte Dinge aus der Natur erfahren.

Ein ganz besonderer Schatz sind für mich die Rezepte und Rituale, die Lattari dem Leser auf den Weg gibt, die jederzeit nachgeschlagen und ausprobiert werden können. Sie bringen die Magie der Natur direkt zu uns nach Hause. Eben diese Inhalte haben mir zu einem ganz besonderen Lesegenuss verholfen und ich weiß, dass ich das Buch noch öfter hernehmen werde, um mich an den wunderschönen Bildern und Weisheiten zu erfreuen.

Bewertung vom 29.09.2023
Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Wenn das Schicksal eines ganzen Landes auf den Schultern zweier mutiger Kinder ruht

Stell dir ein Land vor, in dem Kinder unerwünscht sind. Ein Land, in dem Freiheit, Lachen und Lebensfreude verboten sind. Ein Land, das von einem boshaften, kinderhassenden Tyrann beherrscht wird.
Willkommen in Krasnia! Hier gelten Träume und Geschichten als Gefahr. Denn Charles Malstain, der diktatorische Herrscher, will seine uneingeschränkte Macht nie mehr verlieren und dafür sind ihm auch Zwang und Gewalt recht.

Doch nicht alle Menschen in Krasnia geben ihre Wünsche und Träume kampflos auf, nicht alle akzeptieren, dass ihre Kinder in einer Gesellschaft aufwachsen, die von Angst und Willkür regiert wird. Denn Bibliothekar Felix Klein weiß etwas, das sonst kaum einer weiß: Das Buch der gestohlenen Träume besitzt eine unglaubliche Macht. Eine Macht, die alles zum Guten oder aber zum Schlechten wenden kann. Er beschließt, das Buch in die Obhut seiner Kinder Robert und Rachel zu geben. Doch Malstain ist ihnen auf den Fersen. Ein rasantes Abenteuer beginnt.

Ich habe das Buch mit meinen Kindern gelesen und sie waren restlos begeistert. Voller Spannung verfolgten sie das Geschehen und konnten von der Geschichte um die mutigen Geschwister Robert und Rachel Klein gar nicht genug bekommen.

David Farr hat einen mitreißenden Schreibstil und eine wunderbare Erzählweise, die sowohl Spannung, Begeisterung als auch tiefe Traurigkeit im Leser erzeugen kann.
Auch ich als Erwachsene habe bis zum Ende mitgefiebert.

Die Charaktere der beiden Kinder hat der Autor liebevoll ausgearbeitet und plastisch dargestellt. Aber auch die Nebenfiguren werden bildhaft beschrieben und mit authentischen Charakterzügen versehen. Es war uns eine große Freude, sie alle kennenzulernen und ihre Schicksale zu verfolgen.

Nicht zu unterschätzen ist die immense Brutalität der Geschichte. Bei so viel Bosheit haben wir eins ums andere Mal schlucken müssen. Die Zuhörer oder Selbstleser sollten auf jeden Fall alt genug sein, die Gewaltszenen verarbeiten zu können. Hier hatten meine Kinder immer wieder Redebedarf, haben Fragen gestellt und ehrliche Antworten bekommen. Wer sehr sensibel ist, sollte das Buch entweder nicht allein oder aber zu einem späteren Zeitpunkt lesen.

Die Geschichte ist in sich rund und stimmig. Es war schön zu erfahren, wie die Erzählstränge miteinander verknüpft wurden, damit der Leser am Ende alle Puzzleteile beieinander hat. Manches war vorhersehbar (zumindest für mich als Erwachsener), anderes sehr überraschend. Die Szenen wechseln schnell, ständig passiert etwas. Die Geschichte hält den Spannungsbogen permanent und fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger.

Eine tolle, fantasievolle Geschichte, die Tiefgang besitzt und nachdenklich stimmt. Von uns bekommt „Das Buch der gestohlenen Träume“ satte 5 Sterne für die wunderbaren Lesestunden.

Bewertung vom 28.09.2023
Read into me (MP3-Download)
Schwarz, Aline

Read into me (MP3-Download)


ausgezeichnet

Romantische Katz-Maus-Lovestory, brillante Sprecherin

Olivias sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung: Sie bekommt eine Stelle als Lektorin bei einem renommierten Verlag. Der etwas holprige Start trübt ihre Motivation nicht und ehe die junge Frau sich‘s versieht, hat sie sich den undankbaren Job eingehandelt, einen ehemaligen Bestseller-Autor mit Schreibblockade zum Verfassen eines neuen Romans zu animieren.
Dass James Cohen hinter der rauen und unglaublich attraktiven Fassade einen sensiblen und kreativen Charakter verbirgt, macht es Olivia zunehmend schwer ihre Gefühle für den Autor zu kontrollieren. Eine seriöse Lektorin lässt sich doch nicht mit ihrem Autor ein! Schon gar nicht, wenn der Verlag eine entsprechende Verbots-Klausel in seinem Arbeitsvertrag verewigt hat … oder doch?

„Read into me“ ist ein kuschliger Wohlfühl-Roman, der nach einer weichen Wolldecke und einer Tasse Kakao vor dem knisternden Kamin förmlich schreit. Ich habe die Geschichte mit ihren liebevoll ausgearbeiteten Figuren sehr genossen. Humorvoll und unterhaltsam bringt die Autorin Olivia und James einander und auch dem Leser/Hörer näher.

Die Protagonistin Olivia ist eine sympathische junge Frau, die selbstbewusst und frech, garniert mit einer Prise Naivität das eine oder andere Fettnäpfchen ansteuert, aber auch schwierige Situationen meistert.
James hingegen wirkt anfangs düster und verschroben. Sein verschlossener Charakter macht neugierig. Schon bald muss man auch ihn einfach gern haben.

Ich will ehrlich sein: An manchen Stellen war mir Olivia zu naiv und eine Nuance mehr Drama in der Story hätte mir durchaus gefallen, aber auch so fand ich die Geschichte sehr gelungen.

Nicht zuletzt möchte ich die unglaublich tolle, ja großartige Sprecherin Dagmar Bittner erwähnen und loben! Sie hat mit ihrem schauspielerischen Talent die Figuren derart zum Leben erweckt, dass ich mich auf jede Minute des Hörbuchs riesig gefreut habe. Es war ein echter Hörgenuss ihrer Darbietung zu lauschen und ich habe mir bereits zwei weitere Hörbücher gekauft, die sie spricht. Einfach klasse!

Bewertung vom 25.09.2023
Lichte Tage (eBook, ePUB)
Winman, Sarah

Lichte Tage (eBook, ePUB)


sehr gut

Wenn Melancholie ein Buch wäre, dann dieses

Michael. Ellis. Annie. Drei Menschen, die eine tiefe Verbindung teilen. Das Schicksal bringt zuerst die zwei Jungs zueinander, verloren und auf der Suche nach sich selbst.
Ellis’ Mutter nimmt den jungen Michael, angespült wie Treibholz, unter ihre Fittiche. Beide auf der Suche nach Licht und Schönheit in einer verqueren Welt.
Ellis Mutter, fast schon besessen von van Goghs Sonnenblumen-Gemälde, wird zu einer Art anbetungswürdiger Muse von Michael, während sein Herz für ihren Sohn Ellis schlägt. Zwischen ihnen entbrennt eine Leidenschaft, die weit über Freundschaft hinausgeht, doch Ellis wird eines Tages eine junge, hübsche Frau heiraten: Annie. Und Michael wird ihn gewähren lassen.

In leb- und bildhafter Sprache erzählt die Autorin eine Geschichte, die an Melancholie kaum zu überbieten ist. Fast schon schwermütig verfolgte ich den Werdegang der Figuren, die auf glückliche und traurige Tage, auf französische Sommer und in Liebe geteilte Zeit zurückschauen. Bunte, lichtvolle Erinnerungen, blühende Sonnenblumen, werden vom grauen Schleier der Wehmut und der Sehnsucht überzogen. Das Schicksal stets ungewiss.

Winmans flüssiger und eindrücklicher Schreibstil hat mich abgeholt. Subtil lässt sie Nebenfiguren und Szenen einfließen, die beim Protagonisten eine leise, feine Entwicklung auslösen.

Ich mochte nicht alle Szenen, Handlungen und Themen in „Lichte Tage“, aber auf eine zarte Weise, hat mich die Geschichte berührt. Sie entfaltet sich langsam, es gibt keine rasante Action, keine ausgeklügelten Twists. Nur authentische Menschen und ihre vielschichtigen Gefühle. Es ist ein leiser Roman, grau und filigran wie ein lieb gewonnenes Spitzentaschentuch.

Bewertung vom 17.09.2023
Northern Star (Rosenborg-Saga, Band 1) (MP3-Download)
Schneider, Inga

Northern Star (Rosenborg-Saga, Band 1) (MP3-Download)


weniger gut

Eine Lovestory ohne Love

Emma wird von der dänischen High-Society-Familie Bjerregaard, den Besitzern einer erfolgreichen Luxus-Hotelkette, als PR-Agentin engagiert. Der Sohn des Imperiums, Nikolaj, ein berüchtigter Frauenheld, soll sie während ihrer Arbeit betreuen. Weil dieser nicht nur unverschämt attraktiv ist, sondern auch noch einen Narren an ihr gefressen zu haben scheint, fällt es Emma zunehmend schwer, sich auf ihre eigenen Pläne zu konzentrieren: Ihre beste Freundin wurde vor einiger Zeit von Nikolaj in der Öffentlichkeit bloßgestellt. Um sie zu rächen, hat Emma es auf ein geheimes Tagebuch abgesehen, das sich in Nikolajs Besitz befinden und dessen explosiver Inhalt sein Familie ruinieren soll. Emma lässt sich auf eine heiße Affäre mit Nikolaj ein, doch kann sie die wachsende Zuneigung für den blonden „Wikinger“ wirklich kontrollieren?

Ich habe die Hörbuch-Version des Romans gehört und möchte gleich vorweg sagen, dass ich bei 60% abgebrochen habe, weil mich weder die Geschichte noch die Sprecherin überzeugen konnten.

Emma und Nikolaj: Er der reiche Playboy, sie das brave Mäuschen. Es ist vollkommen okay, sich an Klischees zu bedienen, aber dann sollten die Charaktere auch authentisch ausgeleuchtet werden und nicht blass und stereotyp bleiben. Beide Figuren konnten meine Sympathie nicht gewinnen. Ich hatte gehofft, dass sie im Laufe der Geschichte in ihrem Denken und Handeln vielschichtiger und nachvollziehbarer werden, doch dieser Wunsch hat sich für mich nicht erfüllt.

Dass Nikolaj und Emma sich in ihrer gegenseitigen Attraktivität anziehen, ist vorstellbar, aber es kommen beim Lesen bzw. in meinem Fall beim Hören nicht die entsprechenden Gefühle auf, die vor allem Nikolajs sehr plötzliche Zuneigung zu Emma rechtfertigen. Nur weil sie sich ihm physisch nicht sofort auf dem Silbertablett serviert, könnte sie die EINE sein? Die Frau an seiner Seite? Ein Playboy seines Kalibers macht doch nicht plötzlich, scheinbar grundlos, eine derartige 180Grad-Wende.

Emmas Beweggründe erscheinen mir auch mehr als fadenscheinig. Irgendwie konnte mich die Geschichte ihrer Freundin und die geplante Racheaktion nicht abholen. Ich habe nichts von dem Zorn, dem Hass, dem Rachedurst gefühlt. Alles, was mit Emotionen zu tun hat, blieb irgendwie flach und schwammig. Auch die Dialoge waren nicht besonders originell.

Unter der Inhaltsbeschreibung habe ich mir sehr viel mehr vorgestellt. Die expliziten Szenen zwischen Nikolaj und Emma hat die Autorin mehr herausgearbeitet als alle anderen Szenen, sodass ich Titel und Inhaltsangabe als nicht sehr treffend empfinde.

Nicht zuletzt leben Hörbücher durch die Performance der Sprecher. Schon in den ersten Sekunden und Minuten war für mich klar, dass ich die Stimme und die Art zu Lesen von Marlene Hekk nicht mag. Sie klingt wie eine automatische Ansage, wie eine Computerstimme. Auch hier fehlte es auffällig an Emotionen und Empathie für den Text. Gerade bei der recht flachen Story hätte hier ein kompetenter Sprecher einiges retten können. Mag der Schreibstil von Inga Schneider noch flüssig und unterhaltsam sein, so hat Frau Hekk diesen für mein Empfinden stark beeinträchtigt. Insgesamt fehlte mir die Liebe zu und das Spiel mit den Gefühlen der Figuren und der Leser/Hörer.