Benutzer
Benutzername: 
holdesschaf

Bewertungen

Insgesamt 594 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2024
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


ausgezeichnet

Herrlich bissig und romantisch
Die New Yorkerin Nora ist Literaturagentin und lebt für ihre Arbeit. Sie ist gut im Job, da ist für romantische Anwandlungen kein Platz. Als der unnahbare Lektor Charlie Lastra das vielversprechende Manuskript einer Klientin mit unschönen Worten ablehnt, steht für Nora fest, dass dieser Mann ein rotes Tuch für sie ist. Kurze Zeit später ist der Roman, der in Sunshine Falls, einer Kleinstadt, spielt ein Bestseller und der Erfolg Genugtuung für Nora. Als ihre schwangere Schwester Libby einen gemeinsamen Mädelsurlaub in eben dieser Stadt einfordert, kann Nora ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Was sie allerdings nicht weiß ist, dass sie dort eben jenem Lektoren wiederbegegnen wird, der sie so von oben herab behandelt hat. Doch was macht Lastra fernab von New York in einem Kaff wie Sunshine Falls? Eine Begegnung lässt sich wohl kaum vermeiden...

Schon allein das Setting in der Verlagsszene und das Thema Bücher sorgten dafür, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste. Es war mein zweites Buch von der Autorin nach "Happy Place" und hat mir noch besser gefallen, weil es mich diesmal, trotz aller Schwierigkeiten, die in dem Buch auch bearbeitet werden, wirklich zum Lachen gebracht hat und gleichzeitig auch herrlich romantisch (aber nicht zu kitschig) war. Nora Stephens ist als Literaturagentin schon ein knallharter Verhandlungspartner. Sie lebt für die Werke ihrer Klienten, hat aber auch mit ihrer Schwester Libby zusammen noch an vergangenen Ereignissen zu knabbern. Die Schwesternbeziehung nimmt daher auch einiges an Raum ein. Mir gefiel vor allem Noras bissige, schlagfertige Art. Diese sorgt für zündende Dialoge, die mich oft zum Lachen gebracht haben. Auch die Pläne, die Libby für ihre Schwester für den gemeinsamen Urlaub schmiedet, sind witzig. Natürlich kann keiner damit rechnen, dass ein unnahbarer Charlie Lastra den gemeinsamen Aufenthalt in Sunshine Falls durcheinander wirbeln wird. Hatte sich der Mann doch so abfällig über den Schauplatz des abgelehnten Manuskripts geäußert. Es hat Spaß gemacht, herauszufinden, was er dort zu suchen hat und mitzuerleben, wie er vom vermeintlichen Eisklotz zu einem datebaren Typen mutiert.

Es warten so einige Fettnäpfchen und Wortgefechte auf die Leser*innen. Nur am Ende, als eigentlich absehbar ist, wie es mit den beiden weitergehen könnte, zog sich die Geschichte dann etwas. Das Happy End sorgt allerdings für Entschädigung. Dass es rund um die Story immer wieder auch um Bücher geht, ist für jeden Buchliebhaber eine Freude. Book Lover war endlich mal wieder eine RomCom, die mich super unterhalten hat. 4,5 Sterne

Bewertung vom 28.02.2024
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


sehr gut

Guter Krimi mit ernsten Zwischentönen
Kuldesh Shamar, Antiquitätenhändler und Stevens Freund, wurde erschossen. Die Auffindesituation und weitere Hinweise legen den Schluss nahe, dass er nicht freiwillig in dubiose Drogengeschäfte verwickelt war. Die Ware, ein Paket mit Drogen, das Kuldesh bis zur Abholung aufbewahren sollte, ist verschwunden. Schon allein wegen der Freundschaft zu Elizabeths Ehemann ist der Donnerstagsmordclub wild entschlossen, den Fall aufzuklären, auch wenn das bedeutet, sich mit Drogendealern und anderen zwielichtigen Gestalten abzugeben. Leider ist der Kopf der Rentner-Truppe abgelenkt, denn privat steht eine schwierige Entscheidung an. Dafür legt sich Joyce umso mehr ins Zeug und das soll den Ganoven, die ebenfalls auf der Suche nach den Drogen sind, nicht gut bekommen.

Ein Teufel stirbt immer zuletzt ist der vierte Fall des Donnerstagsmordclubs um die vier Senior*innen Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron, die sich mit Vorliebe in die Ermittlungen der örtlichen Polizei einmischen. Beim Cover bleibt sich die Serie treu. Auch inhaltlich ist der Fall wieder ähnlich aufgebaut. Irgendwie werden die Vier immer in eine Mordsache hineingezogen. Diesmal, weil der Tote ein guter Freund von Elizabeths dementem Ehemann Steven ist. Kuldesh Shamar kennt man auch aus einem früheren Band der Reihe. Er ist zwar gewieft, aber eigentlich kein typischer Drogenkurier. Es ist Ehrensache, dass die vier Rentner*innen seinen Mörder finden, schon allein wegen seiner Verbindung zu Steven, aber auch, weil sie es einfach nicht lassen können. In ihrer typisch neugierigen, vermeintlich harmlosen Art gehen sie den Beteiligten gehörig gegen den Strich und auf die Nerven und liefern sich einen Wettlauf um das verschwundene Drogenpaket, mit dem sie den Täter anlocken können.

Die vier Senior*innen übernehmen wie gehabt ihre Aufgaben gemäß ihren Stärken, wobei die etwas hausmütterliche Joyce, die uns auch wieder mit ihren Aufzeichnungen auf dem Laufenden hält, diesmal geradezu über sich hinauswächst, da Elizabeth gerade schwere Zeiten durchmacht. Gerade das hat mir an diesem Band besonders gefallen, denn hier weicht der Krimi einmal vom sonst schon ziemlich abgenutzen Muster ab. Auch die ernsteren Töne, die schwierigen Entscheidungen, die diesmal getroffen werden müssen, haben mich sehr berührt. Hier hat es der Autor wirklich gut hinbekommen, mich als Leser emotional einzubinden. Der Fall selbst, in dem diesmal eigentlich nicht mal die Freunde von der Polizei - Donna und Chris - ermitteln dürfen, war hingegen eher unspektakulär und auch ein bisschen durchsichtig, an einer Stelle auch nicht ganz logisch. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass dem Autor so langsam die Ideen ausgehen. Trotzdem war es auch aufgrund des eingängigen Schreibstils wieder recht amüsant, den Mordclub bei seiner unerbittlichen Jagd nach dem Mörder zu begleiten. Man fühlt sich doch nach vier Bänden schon wie ein Teil des Teams. 4 Sterne

Bewertung vom 25.02.2024
Allert, Judith

Dann retten wir eben die Welt! / Die wilden Pfifferlinge Bd.1


ausgezeichnet

Tolle Bandengeschichte rund um die Natur, Tiere und Freundschaft
Luca, Mücke und Yoko wohnen im selben Mehrfamilienhaus und sind beste Freunde. Sie werden richtig ärgerlich, wenn der Hausmeister wiedermal die Wildblumen im Vorgarten mäht oder die Nachbarin die Tauben von ihrem Balkon verscheucht. Als sie ein altes Baumhaus auf einem versteckt liegenden Grundstück entdecken ist klar, dass es das perfekte Quartier für eine Bande wäre. Die Wilden Pfifferlinge wollen gemeinsam Natur und Lebewesen schützen. Doch dann ist da noch ein anderer Junge, der das Baumhaus für sich beansprucht, ein zwielichtiger Anzugtyp, der dauernd in der Gegend auftaucht und der Hausmeister lässt sich kaum noch blicken. Viel zu tun für die Wilden Pfifferlinge.

Von den Wilden Pfifferlingen gibt es bereits zwei Bände. Wir kannten zwar die Autorin Judith Allert, doch ihre Buchreihe war neu für uns. Meine Tochter durfte in der Schule einer Autorenlesung dazu lauschen und kam völlig begeistert mit dem zweiten Band nach Hause. Natürlich wollte sie auch erfahren, wie es mit den Wilden Pfifferlingen losgeht, daher musste auch der erste Band unbedingt gelesen werden. Das Cover finden wir total einladend für Kinder, die Abenteuer mögen. Wer träumt nicht von einem Baumhaus und tierbegeistert sind auch die meisten Kinder. Wir hatten schon ein paar Bücher gelesen, die von der Illustratorin Caroline Opheys gestaltet wurden und sind wieder hin und weg von den vielen farbenfrohen Bildern, die einem so ein positives Gefühl geben und die Geschichte perfekt ausschmücken.

Auch die Geschichte selbst enthält so viele tolle Aspekte. Luca, Mücke und Yoko sind eher Stadtkinder und trotzdem stromern sie am liebsten den ganzen Tag draußen herum und haben einen ausgeprägten Sinn für den Schutz aller Lebewesen und das bisschen Natur, dass ihnen zur Verfügung steht. Für sie ist das Nachbargrundstück ein echter Abenteuergarten und die positiven Gefühle, die sie damit verbinden, sind in jeder Zeile spürbar. Als Kind bekommt man richtig Lust, rauszugehen und sich die Welt genauer anzusehen. Meine Tochter mochte vor allem die vielen Begegnungen mit Tieren, ganz besonders das Eichhörnchen, aber auch den ersten richtigen Fall der Wilden Pfifferlinge fand sie sehr spannend. Etwas geht auf dem Grundstück nicht mit rechten Dingen zu und da müssen die Kids natürlich ermitteln. Wirklich toll war auch die Wendung im Fall des mürrischen Jungen, der den Pfifferlingen das Baumhaus streitig macht. Für meine Tochter war es schon ganz schön viel Text, doch durch die tollen Illustrationen und den spannenden Verlauf ist sie dran geblieben. Das Buch eignet sich auch toll zum Vorlesen. Insgesamt eine richtig schöne Mischung aus Freundschafts-, Umwelt- und Tiergeschichte mit einem spannenden Fall zum Ermitteln. 5 Sterne

Bewertung vom 25.02.2024
Klement, Johanna

Und zum Schluss ein bunter Kuss


ausgezeichnet

Gereimtes Einschlafbuch mit bunten Träumen und vielen Gutennachtküssen
Und zum Schluss ein bunter Kuss fällt schon vom Cover her ins Auge und das kam bei unseren beiden Kindern total gut an. Genauso bunt, wie das BUNT im Titel sind auch die Textseiten im Inneren. Wunderbar gereimt wird ein Haus vorgestellt, in dem die unterschiedlichsten Menschen und Familien wohnen, die eines gemeinsam haben. Das mit dem Schlafen klappt nicht so richtig und deshalb wird jedem Kind dort eine Geschichte oder ein Lied von seinem Lieblingstraum erzählt oder gesungen. Diese Träume sind groß und farbenfroh auf der linken Seite oder noch größer mit viel Fantasie illustriert. Ob Piratenschiff, Urlaub am Meer oder einfach ganz viel Kuscheln, ganz viele kindliche Vorstellungen werden hier eingebunden, so dass sich die meisten Kinder angesprochen fühlen. Rechts unten angedeutet sieht man meist die Einschlafsituation des jeweiligen Kindes. So viele Kinder, wie es in dem Haus gibt, so viele unterschiedliche Rituale gibt es auch.

Sehr positiv hervorzuheben ist die Vielfalt an Personen und Familienkonstellationen, die hier ganz natürlich eingebunden werden, ohne irgendwie belehrend oder meinungsbildend auf die Kinder einzuwirken. So sollte das in einem Kinderbuch sein. Das Thema Diversität wird hier perfekt umgesetzt. Am allerbesten gefiel mir jedoch die letzte Seite, in der die Zuhörenden nach ihrem Wunschtraum und Lieblingsgutenachtkuss gefragt werden. Am Ende weiß jedes Kind vor dem Einschlafen, dass es toll ist, so wie es ist und kann sich sicher sein, dass es geliebt und geborgen ist.

Alles in einem ein Buch für alle Familien und Kinder, die vor dem Einschlafen noch etwas vorlesen wollen. Große Empfehlung! 5 Sterne

Bewertung vom 19.01.2024
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


sehr gut

Eine Familie von Klugscheißern
Tinas und Theos Eltern sind nicht gerade die coolsten. Ständig wollen sie Rote Bete essen und verbessern die Fehler der Kinder. Doch diese stehen ihnen in nichts nach und sind selbst schon kleine Besserwisser. Seit kurzem wohnen sie zusammen in einem Altbau und obwohl die Kinder es nicht dürfen, spielen sie gern auf dem Dachboden. Dort hören sie eines Abends eine Stimme. Sie gehört zu einem kleinen Wesen, dass sich Klugscheißerchen nennt. Angeblich können nur Gleichgesinnte das Männlein sehen. Papa und Mama glauben den Kindern nicht und gehen eine folgenschwere Wette ein.

Beim "Klugscheißerchen" handelt es sich um eine neue witzige Kinderbuchidee von Marc-Uwe Kling, der auch Verfasser des beliebten Neinhorns ist. Auch hier stammen die Illustrationen von Astrid Henn. Das eingespielte Team legt diesmal ein Buch vor, das sowohl vorgelesen, als auch selbstgelesen werden kann, vor allem von gut geübten kleinen Leser*innen, die langsam dem Erstlesebuch entwachsen sind.

Familie Theufel erscheint wie die typische Durchschnittsfamilie: Vater, Mutter, zwei Kinder und einer klugscheißert besser als der andere. Sie passen wirklich gut zusammen. Nur will keiner von ihnen zugeben, dass er ein Besserwisser ist. Doch durch das Männlein, das sie auf ihrem Dachboden finden, könnten die Kinder endlich beweisen, dass die Eltern die Kinder sehr wohl dauernd verbessern. Der Einsatz für die Wette, die sie abschließen, ist hoch, da möchte keines der Familienmitglieder gern verlieren.

Der Text ist grundsätzlich recht einfach zu lesen, da er recht kindgerecht verfasst ist. Der Witz entsteht durch die vielen Klugscheißer-Kommentare vor allem durch das Klugscheißerchen selbst, aber auch die der anderen Familienmitglieder. Sehr oft mussten wir schmunzeln und vor allem das Ende hat uns richtig gut gefallen. Teilweise hätte die Geschichte gern noch etwas mehr Handlung vertragen können, damit man sich den Protagonist*innen verbundener fühlt. Dafür sind die Illustrationen wirklich gelungen. Vor allem das Klugscheißerchen erinnert ein wenig an Schlaubi Schlumpf mit seiner Schlaumeierbrille. Die immer mal wieder eingestreuten Sprechblasen bringen etwas Abwechslung in den Text. Insgesamt ein gelungenes Lesevergnügen. 4 Sterne

Bewertung vom 18.01.2024
Moninger, Kristina

Two Lives to Rise / Breaking Waves Bd.2


ausgezeichnet

Fesselnde Perspektive mit Enemies to Lovers
Isabell, früher ein Mitglied der Clique um Josy, Avery, Lee und Odina, ist nun Leiterin des elterlichen Hotels auf Harbour Bridge, besitzt ein tolles Haus und könnte ein glücklicher Mensch sein, doch eine richtige Beziehung ist sie nie eingegangen. Auch ihr Traum, Ozeanologie zu studieren, ist nie in Erfüllung gegangen. Ein Hotel wollte sie hingegen nie leiten. Unzufrieden und unglücklich wird sie auch noch von Averys Rückkehr auf die Insel aufgeschreckt. Ein Geheimnis aus der Vergangenheit lastet schwer auf ihr. Sie fühlt sich schuldig an Josys Verschwinden. Als wäre das nicht schlimm genug, hat sie ständig Zoff mit Preston, ihrem neuen Nachbarn, der sie vor allem mit dem Lärm auf seiner Baustelle belästigt. Die beiden geraten zunächst immer wieder aneinander, doch auch Isabell entgeht nicht, dass Preston nicht nur die Mauern in seinem Haus einzureißen vermag. Gerade als sie Vertrauen fasst, findet sie etwas über ihn heraus, dass sie schockiert.

Der erste Band von Breaking Waves "One Second to Love" hat mir echt gut gefallen und daher habe ich mich gefreut, dass es den zweiten Band schon gibt, so dass ich gleich weiterlesen konnte. Ich würde immer wieder den ersten Band zuerst lesen, da er doch einige Infos enthält, die dafür sorgen, dass man den zweiten Band besser versteht, der nahtlos an das Ende von "One Second to Love" anschließt. So bekommt man auch ziemlich schnell die Auflösung zum ersten Cliffhanger. Diesmal erzählt die Autorin abwechselnd aus der Perspektive der jugendlichen und der erwachsenen Isabella. Einige Dinge, die in Band 1 nur nebenbei erwähnt wurden, werden hier deshalb ausführlicher dargelegt. Auch zwischen Isabella und der später verschwundenen Josy gibt es Konflikte, was dazu führt, dass Isabella sich seitdem schwere Vorwürfe macht und niemanden wirklich an sich heranlässt. Das Flair zur Zeit der Clique fängt Moninger wieder toll ein und man wähnt sich selbst als Suferin am Strand von Harbour Bridge. Die Konflikte haben eine Ursache, die man als Leser nur schwer verdauen kann und auch, wenn ich ein ähnliches Szenario schon einmal in einem anderen Buch gelesen hatte, macht es das nicht weniger schlimm.

Sowohl Bitterkeit als auch humorvolle Momente bringt der Plot in der Gegenwart. Hier kommt es zunächst zu feindseligen Szenen, die übergehen in vernünftige Gespräche, aber auch manch humorvolle Peinlichkeit und Nähe. Ein Enemies-to-Lovers Trope, den ich insgesamt echt schön fand, der aber nochmal an Dramatik gewinnt, als Isabella etwas Bestimmtes über Nachbar Preston herausfindet. Auch wenn sie ein bisschen überreagiert, finde ich das Buch gerade auch deswegen sehr abwechslungsreich. Im Fall Josy gibt es natürlich auch ein paar Hinweise, so dass man jetzt schon vermuten kann, was hier vorgefallen sein könnte. Doch um die Vermutungen zu bestätigen, werde ich auf jeden Fall Band 3 der Reihe ebenfalls lesen, sobald er erscheint. Breaking Waves hat das Zeug, im Genre Liebesroman eine meiner Lieblingsreihen zu werden. Diesmal gebe ich gern 4,5 Sterne.

Bewertung vom 14.01.2024
Astner, Lucy

Der Weihnachtszwölf


gut

Grundidee gut, Umsetzung nicht unser Fall
Während ihre Eltern in der Weihnachtszeit dringend zu einer Ausgrabung von Dinoknochen reisen müssen, bleiben Alfie und seine beiden Geschwister zu Hause und werden von ihrer schrulligen Tante Gunilla beaufsichtigt. Diese hasst alles, was mit Weihnachten zu tun hat, qualmt Zigarren, wie ein Schlot und kümmert sich nicht um die Kinder. Für die drei Kinder fällt Weihnachten vermutlich aus. Doch dann entdeckt Alfie eine kleine Wichteltür an der Wand und lernt den Weihnachtszwölf Wilson kennen. Dieser sorgt nicht nur 12 Tage lang für eine fröhliche und lustige Weihnachtszeit, er gibt Alfie auch Hoffnung, dass es doch noch ein schönes Fest geben kann.

Wir kennen schon einige Bücher, in denen Caroline Opheys die Illustrationen gefertigt hat und von allen waren wir sehr begeistert, weil sie die Bilder immer so herrlich bunt und witzig hinbekommt. Auch hier war das Cover wieder farbenfroh und lässt erahnen, dass es in der Geschichte etwas chaotisch zugehen könnte. Die Grundidee, dass es kein Weihnachtself sondern ein Weihnachtszwölf ist, der bei den Kindern der Familie Briggs einzieht und der vor allem für Streiche und Späße zuständig ist, hat uns gut gefallen. Wilbur plappert viel und hat eine freche Art, die Kindern gefallen wird. Zunächst war die Geschichte wirklich sehr lustig, wenn auch etwas konstruiert, so dass sowohl ich, als auch meine Tochter sich gefragt haben, warum eine Ausgrabung alter Knochen nicht noch zwei Wochen warten kann und die Eltern so ausgerechnet über Weihnachten weg sind. Und dann auch noch die Kinder bei einer Tante lassen, die Kinder hasst, die ganze Bude mit Zigarren vollqualm, ihnen nichts anständiges zu Essen macht und Weihnachten hasst. Das wirkt schon alles sehr konstruiert und eher wie ein Fall fürs Jugendamt. Aber es sorgte wie bereits erwähnt für einige lustige überdrehte Szenen, vor allem mit dem Weihnachtszwölf Wilson Wilbur Winterbottom, der Alfie ein wenig die Zuversicht wiedergibt, ihm aber auch etwas Ärger einhandelt.

Den Witz und die Glaubwürdigkeit verliert die Geschichte für uns aber nahezu komplett, je weiter es aufs Ende zugeht. Ganz besonders schlimm war für uns eine Szene, in der ein Mensch (der Lehrer) gedemütigt und bis auf die Knochen blamiert wird, mit der Absicht, dass die kleinen Leser*innen das lustig und als gerechte Strafe für sein konstruiert ruppiges Verhalten gegenüber Alfie empfinden. Das hat für uns nichts mit der weihnachtlichen Botschaft von Nächstenliebe zu tun. Die Tante bleibt trotz Verkupplungsversuchen mit dem Nachbarn durchweg unsympathisch und die restliche Auflösung der Geschichte ist dann keine große Überraschung mehr. Obwohl die Tage mit der Tante furchtbar waren, hegen die Kinder keinerlei Groll gegen sie und ansonsten auch Friede, Freude, Eierkuchen. Da haben wir uns etwas mehr erwartet und lachen konnten wir nur am Anfang. Sehr schade, denn da wurde das Potential einer guten Idee nahezu völlig verschenkt.

Nur auf Grund der durchweg gelungenen Illustrationen geben wir noch 3 Sterne.

Bewertung vom 09.01.2024
Disney

Gaukeley


ausgezeichnet

Düster-spannender Comic, eindrucksvoll gestaltet
Die junge Gundel lebt bei ihrer Tante, der Großhexe Gloria, in deren Fußstapfen sie später treten soll. Doch als zukünftiges Oberhaupt der magischen Welt hat man es nicht leicht. Die Mitschüler meiden Gundel wegen ihres Promi-Status und ihre Tante erwartet von ihr nur das Beste. Bei der großen Gala soll nun Gundel einen Zauber vorführen, der natürlich etwas ganz Besonderes sein muss. So lässt sich Gundel dazu verleiten, einen ihr unbekannte Magie zu wirken. Mit dramatischen Folgen! Nur ein Gegenzauber aus dem "Buch der Verdammnis" kann jetzt noch helfen, doch dieses liegt nicht umsonst hinter Zaubern versteckt in der Bibliothek ihrer Tante.

Ich habe zunächst gar nicht so sehr realisiert, dass der Comic aus der Disney-Welt stammt und Gaukeley eben Gundel Gaukeley ist. Ich war viel zu fasziniert von dem tollen Spiel von Licht und Dunkel auf dem Cover. Das hat mich sofort angesprochen. Aber natürlich kannte ich Gundel noch aus meiner Kindheit. Hier wird von ihr zunächst ein ganz ungewohntes Bild gezeichnet, nämlich das eines Teenies, der wegen seiner Pflichten ständig unter Strom steht und der auf keinen Fall Fehler machen möchte. Doch gerade unter diesem Druck und mit dem Berühmtheitsgrad ist das einen Herausforderung und schnell merkt man, was in Gundel vorgeht. Viel zu fixiert auf die Vorführung bei der Gala und den Erwartungen, merkt sie nicht, dass sie auf die schiefe Bahn gerät. Ihre Tante ist auch nicht für sie da, da wundert es nicht, dass das Ganze schleichend eskaliert.

Die Geschichte finde ich daher ganz lebensnah, denn es gibt genug Kinder und Jugendliche, die verzweifelt versuchen, die Erwartungen der Erwachsenen zu erfüllen und so dürften sich junge Leser*innen hier sehr gut wiederfinden. Neben dem Erfolgsdruck geht es im Comic auch viel um Freundschaft - Freunde hat Gundel zu Beginn eigentlich keine und zu denen, die es werden könnten, ist sie alles andere als nett. Trotzdem entwickelt sich da nach und nach etwas. Von der Stimmung her ist der Comic eher etwas negativ, die Story schon ziemlich gruselig gehalten. Dazu passen die sehr faszinierenden Zeichnungen und vor allem die Colorierung hervorragend. Sie spiegeln sehr gut den inneren Kampf von Gundel wieder, die sich zwischen Licht und Schatten bewegt. Die meisten Szenen sind sehr düster und eher kalt gehalten, doch sind sie immer Zauber, Feuer uvm. durch lichte und warme Farben hervorgehoben. Diese Highlights finde ich sehr gut gelungen. Ein bisschen zu schnell empfand ich manchmal den Wechsel zwischen verschiedenen Szenen, weil man sich plötzlich und ohne große Erklärungen an anderen Orten wiederfindet. Man orientiert sich zwar schnell wieder, aber für Kinder kann das vielleicht sehr verwirrend sein. Insgesamt ist Gaukeley eine tolle, düstere bis gruselige Geschichte, die mit Erfolgsdruck und Erwartungen, aber auch Freundschaft und Verantwortung als Themen spielt. 4,5 Sterne

Bewertung vom 04.01.2024
Henssler, Steffen

Hundert Klassiker


ausgezeichnet

Vor allem für Neulinge eine wertvolle Sammlung von Klassikern
Ich selbst koche schon lange in meiner eigenen Küche und mache vieles so, wie ich es eben bei meiner Mama gelernt habe. Doch nicht jeder hat dieses Glück, sich wichtige Klassiker schon in der Kindheit anzueignen. Zudem passiert das oft nur mit regionalen Klassikern. Wer als entweder mal etwas aus anderen Regionen Deutschlands und der Welt kochen möchte, als das Gewohnte oder noch gar nicht mit dem Kochen angefangen hat, findet in diesem Buch die wichtigsten Klassiker der deutschen und internationalen Küche. Steffen Henssler hat es diesmal allerdings nicht darauf abgesehen, schnelle Nummern abzuliefern - das wäre bei Braten und Co. auch schwer möglicht - doch er versucht die Rezepte für die Klassiker möglichst einfach zu machen, so dass eigentlich nichts schief gehen kann. Die Folge: Leckere Klassiker für alle.

Ich selbst besitze schon einige Kochbücher vom "Henssler" und man kann von der Person halten, was man will, mich hat jedoch noch keines seiner Rezeptbücher enttäuscht. Mein Mann ist ein richtiger Henssler-Kochbuch-Fan geworden und daher muss er jedes in unserem Küchenregal stehen haben. Natürlich kannten wir einige Rezepte im Buch bereits in unserer eigenen Fassung, jedoch gibt es für uns trotzdem noch jede Menge Neues, was wir sonst nicht essen, vor allem aus anderen Regionen Deutschlands, was aber nach der Lektüre des Buches probierenswert erscheint.

Das Buch ist klassisch aufgeteilt in die verschiedenen Arten von Gerichten: Fleisch, Fisch & Meeresfrüchte, Pasta & Reis, Kartoffeln & Gemüse, Suppen & Eintöpfe, Salate, Eier & Brot, Desserts & Kuchen. Dazu gibt es ein Extrakapitel zu Saucen, Fonds & Dressings. Eine Kapitelübersicht sorgt für den ersten Überblick. Vor jedem Kapitel gibt es Tipps und wirklich hilfreiche Kniffe zum Beispiel zur Kerntemperatur beim Fleischgaren, zur perfekten Nudelportion, zum Frischetest für Eier und vieles vieles mehr. Anfänger werden dies besonders hilfreich finden, das ein oder andere können aber auch Profis auffrischen.

Sehr positiv fällt auf, dass der Henssler den Kochwilligen nicht von jeder dritten Seite aus angrinst, nein, er beschränkt sich aufs Cover und das Vorwort. Das finde ich total ok, denn mir waren in den vorherigen Büchern diese Bilder immer zu viel. Stattdessen geht es hier gleich ans Kochen. Die Rezepte sind gewohnt übersichtlich gestaltet. Die Schrift ist nicht groß, aber gut lesbar für uns. Jedes Rezept enthält Infos zu Portionsgrößen (meist 2, aber auch mal 4 Personen), zur Zubereitungszeit und ggf. weiteren Zeiten, die man einplanen muss. Die Zutatenliste ist fett gedruckt. Die Zubereitungstexte sind logisch aufgebaut und gut nachzuvollziehen. Probleme diese umzusetzen hatten wir bisher nicht. Es gibt Tipps zu Variationen, Haltbarkeit und Zutaten, auch mal Hinweise, wie man sich bei fehlenden Kochutensilien behelfen kann. Eigentlich ganz nützliche Sachen. Wichtige Infos werden in einem Kasten unter der Zubereitung präsentiert. Richtig toll, sind die ganzseitigen, appetitlichen Fotos zu jedem Rezept. Das Buch ist wirklich sehr wertig verarbeitet und wird lange Freude machen.

Wir finden es ganz toll, dass wir jetzt z.B. auch mal Klassiker aus dem hohen Norden (und anderswo) probieren können, die es so bei uns nicht gibt. Es sind viele deutsche Regionen vertreten und so lässt sich vor allem Deutschland super von der kulinarischen Seite kennenlernen. 5 Sterne

Bewertung vom 04.01.2024
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


sehr gut

Solider Krimi, schwächere Ermittler
In Norddeutschland werden mehrere ältere Menschen in ihren Häusern gefoltert und brutal ermordet. Zurückgelassen wird eine tote Taube im Schoß der Opfer. Rudi Lehmann wird mit dem Fall beauftragt und da es gerade ein neues länderübergreifendes Polizeiprojekt gibt, kann er Lykke Teit aus Dänemark ins Team holen, denn mit dieser hatte er zuletzt einen großen Fahndungserfolg. Die beiden finden heraus, dass die Opfer allesamt in der ehemaligen DDR lebten. Diese Tatsache wirft die Frage auf, ob auch ein vor kurzem gemeldeter Leichenfund in einem alten Bunker in Berlin mit der Mordserie zusammenhängt, die in gewisser Weise auch Rudi persönlich betrifft. Lykke und Rudi müssen sich beeilen, denn anscheinend hat der Täter noch mehr Ziele auf seiner Liste.

Den ersten Teil der Reihe um Teit und Lehmann hab ich seinerzeit sehr gern gelesen und fand das neue Ermittlerteam dort richtig toll. Rudi ist für Lykke so etwas wie ein väterlicher Freund, der mit guten Ratschlägen nicht hinter dem Berg hält. Auch ist er gutem Essen nicht abgeneigt und geht die Sachen eher immer ruhig an. Spielte der letzte Fall eher abgelegen, so erleben wir Lykke diesmal in Flensburg und der weiteren Umgebung in Aktion. Zunächst hat mir das ganz gut gefallen, weil das alles sehr familiär anmutete, denn Lykke lernt nun auch Rudis Frau kennen und die beiden mögen sich. Allerdings ging mir mit der Zeit Rudi etwas auf die Nerven, weil er immer wieder Sprüche in Lykkes Richtung losließ, die er natürlich scherzhaft meinte, die ich aber eher dümmlich fand, genauso wie seinen immer überdimensional großen Appetit. Von dem scharf kombinierenden Rudi blieb mir da zu wenig übrig.

Der Fall selbst lässt schnell vermuten, welches Motiv der Täter hat und so ermitteln Lykke und Rudi auch in diversen Archiven, um einen Zusammenhang zwischen den Opfern und einen Hinweis auf den Täter zu finden. Diese Ermittlungen finde ich sehr gelungen und die Hintergründe, die mit der Ex-DDR und ihren Strukturen zusammenzuhängen scheinen, sehr interessant, aber auch ein bisschen zu vorhersehbar. Der Showdown ist gut gemacht, trotzdem fehlte mir insgesamt das Besondere, das der erste Fall noch hatte. Die persönliche Einbindung Lehmanns ist schon sehr zufällig. Insgesamt war der Krimi ganz ok, sprich solide Polizeiarbeit und auch mal spannend, vor allem als es für Lykke mal sehr gefährlich wird. Wer also einen unterhaltsamen Krimi für zwischendurch sucht, der darf hier gern zugreifen. 3,5 Sterne