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buchina
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Mainz

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Insgesamt 225 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2018
Singh, Nalini

Age of Trinity - Silbernes Schweigen / Gestaltwandler Bd.16 (eBook, ePUB)


sehr gut

Das ist bereits der 16. Band der erfolgreichen Gestaltwandlerreihe und ich werde nicht müde sie zu lesen. Warum ist das so? Zum einen liegt das am sehr angenehmen Schreibstil der Autorin, der beschreibend, aber nicht langatmig ist. Dazu kommen detailliert beschriebene Charaktere, die einfach sympathisch sind. Zum Anderen hat Nalini Singh eine ganz besondere Welt erschaffen, die nach so vielen Teilen, wie ein geliebter Ort erscheint, den ich immer wieder gerne besuche.
Auch dieser Teil nahm mich gleich wieder gefangen. Diesmal spielt er nicht bei meinen geliebten Leoparden und Wölfen in Los Angeles, sondern in Moskau und ein Bärenclan steht im Vordergrund. Der Wechsel des Handlungsortes hat mir sehr gefallen und trotz der neuen Umgebung fühlte ich mich dort schnell zu Recht. Das Protagonistenpaar besteht diesmal aus der Medialen Silver und des Bärenanführers Valentin. Beide haben Geheimnisse aus der Vergangenheit, die auch ihre Zukunft beeinflussen. Silver ist eine Mediale, die keine Gefühle zulassen möchte oder kann. Aber der Bär Valentin hat aber ausgerechnet sie zu seiner Herzensdame ausgesucht und lässt nichts unversucht sie von ihm zu überzeugen. Ein Mordanschlag auf Silver bringt die beiden näher.
Wer die Gestaltwandlerreihe kennt, weiß natürlich, dass die Geschichte von einer Medialen ohne Gefühle und einem Gestaltwandlerchef nicht neu ist. Dennoch habe ich wieder mitgelitten und gefreut über das Paar was langsam zueinander findet. Bei diesem Pärchen gibt es auch noch ein paar überraschende Wendungen, die ich so noch nicht kannte. Was mir hier nicht so gefiel, war das die Wandlung von der eiskalten Silver zur Liebenden zu schnell und für mich dadurch auch etwas unlogisch geschah. Später wird klar warum alles so schnell gehen musste, aber so richtig konnte ich diesem Paar nicht ganz folgen.
Dennoch sind die Seiten bei mir nur so dahin geflogen, besonders der zweite Teil des Buches war wirklich spannend. Ein guter Teil der Reihe, wenn auch nicht der beste. Da habe ich andere Gestaltwandlerpärchen, die mir näher gingen. Ich freue mich aber schon sehr auf den nächsten Band, denn es blieb einiges offen.

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Bewertung vom 15.12.2017
Zeh, Juli

Leere Herzen


sehr gut

Juli Zeh ist mir als deutsche Autorin schon länger bekannt, aber irgendwie war für mich noch nie das passende Buch dabei. Diese Dystopie-Thriller-Mischung fand ich von seiner Geschichte so interessant, dass ich es unbedingt lesen wollte.
Es ist ein wirklich ungewöhnlicher Plot: Britta Söldner und Babak Hamwi betreiben eine Firma „Die Brücke“, offiziell eine Heilpraxis, in Wahrheit ein Spiel mit dem Tod. Britta hat noch eine Tochter und einen Lebensgefährten, die nichts über Brittas wahre Arbeit wissen. Immer mehr wird auch klar, dass die Familie erst an zweiter Stelle kommt, was mir ihren Charakter nicht sympathischer machte. Im ganzen Roman blieb sie für mich kalt und gefühllos und vor allem besserwisserisch, was manchmal ganz schön nervte.
Man erfährt erst relativ spät, was es mit „Der Brücke“ auf sich hat, was den Spannungsbogen besonders am Anfang erhöht. Die Idee hinter der Brücke ist einfach, aber grandios. Leider kann ich mir wirklich vorstellen, dass es so etwas in der Realität geben könnte. Neben der Idee „Die Brücke“ ist die Gesellschaft, in der Britta lebt sehr interessant. Leider sind die Informationen dazu immer sehr spärlich.
Gefallen hat mir die Sprache von Juli Zeh, die bildhaft und angenehm zu lesen ist. Eine gewisse Unaufgeregtheit durchzieht den Roman, das machte für mich die ganze Geschichte noch erschreckender.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2017
Le Carré, John

Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9 (8 Audio-CDs)


gut

John le Carré Thriller kenne ich einige als Buch aber auch als Verfilmung. Seine Kunst hinter die Kulissen der Geheimdienste zu schauen, fand ich immer sehr spannend. Dies ist nun mein erstes Hörbuch von ihm. Ich kenne nicht alle Vorgängerbände dieser Reihe, aber das sollte eigentlich kein Problem sein, dachte ich. Aber ich kam nur sehr schwer rein.
Peter Guillam, Spion im Ruhestand wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Es gibt auf einmal Fragen zu dem Fall Windfall, wo in den 60er Jahren zwei Menschen an der Berliner Mauer starben. Peter muss zurück nach London und sich vielen Fragen stellen. Dabei wird versucht ein Geflecht von Spionen, Doppelagenten im Kalten Krieg zu lösen. Jedenfalls versuchte ich das als Hörerin. Denn man wird mit einer Vielzahl von Informationen überschüttet, wo man erst einmal nicht weiß, ist das wichtig oder kann das weg. Dazu zählen viele private Infos von Peter, die ich versuchte zu merken und mit dem eigentlichen Fall in Zusammenhang zu bringen. Dazu kommt noch eine Vielzahl von Personen, die ich kaum auseinander halten konnte. Gerade bei einem Hörbuch fällt es mir schwer.
Es zog sich insgesamt sehr in die Länge und ich musste mich doch öfters zwingen weiter zu hören. Durch das Abschweifen von der eigentlichen Haupthandlung zu den vielen Nebenschauplätzen baute sich kaum eine Spannung auf. Es plätscherte so vor sich hin. Ich muss wirklich sagen, das kann le Carré besser. Der Sprecher Walter Kreye dagegen macht einen guten Job. Unaufgeregt ohne übertriebene Betonung führt er durch den Roman.
Also ich kann den Roman als Hörbuch nicht empfehlen, dafür ist er zu unübersichtlich. Auch fehlt mir ein Spannungsbogen, so wie ich ihn aus anderen le Carré Thrillern kenne. Die Hintergründe zu den Agenten im Kalten Krieg bieten guten Stoff und der Plot ist durchaus gelungen, aber leider verliert sich le Carré in zu vielen Nebeninformationen, schade.

Bewertung vom 20.11.2017
Städing, Sabine

Beruf: Geisterjäger / Johnny Sinclair Bd.1


ausgezeichnet

Das ist ein Kinderbuch, was ich nicht wegen meiner Tochter interessiert hat, denn dafür ist sie noch zu jung, sondern was mich einfach interessiert. Denn in meiner Jugend habe ich viel die bekannten John Sinclair Hefte verschlungen und will doch jetzt wissen, wie dieser bekannte Geisterjäger für Kinder adaptiert wurde.

Bei Johnny Sinclair handelt es sich nicht um den bekannten Geisterjäger als Kind, sondern um einen eigenständigen Charakter, dessen großes Vorbild der Sinclair, der für Scotland Yard arbeitet. Johnny ist 12 Jahre und wohnt im malerischen Schottland in einer Kleinstadt Blacktooth in einem richtigen Castle. Dort spukt es, aber nur Johnny kann die Geister sehen. Da auf seine Email an John Sinclair, dieser nicht reagiert, muss Johnny alleine ran. Dabei bekommt er Unterstützung von seinem Kindermädchen, einer Vodoopriesterin und dem Schädel von Erasmus von Rothenburg. Johnny ist eher der Typ Einzelgänger, seine Eltern sind viel unterwegs und er oft allein. Dennoch dadurch das er sich dem Spuk stellt, wächst er über sich hinaus.
Dadurch ist es wirklich eine sehr Mut machende Geschichte für Kinder und Jugendliche. Dazu kommt die bunte Mischung aus Grusel und Humor. Die Nebenfiguren sind eigenwillig und sehr liebevoll gezeichnet, sie machen die Geschichte rund. Die Autorin erzählt die Geschichte sehr bildhaft. Die Landschaft, das Castle, aber auch die Charaktere konnte ich mir gut vorstellen.
Für mich insgesamt ein wirklich guter Gruselroman, der seinem Vorbild in Punkto Spannung in nichts nachsteht. Ein wirklich guter Start in eine vielversprechende Reihe.

Bewertung vom 16.11.2017
Städing, Sabine

Hexenbuch und Schnüffelnase / Petronella Apfelmus Bd.5


ausgezeichnet

Dies ist das erste Petronella Buch für meine Tochter und mich und es wird nicht das letzte gewesen sein. Petronelle ist eine Apfelbaumhexe, lebt in einem Apfelhäuschen, kennt sich mit Äpfeln gut aus und kocht viel Apfelmus. In diesem Buch muss sie sich auf die Suche nach ihrem Freund das Apfelmännchen begeben, denn es wurde entführt. Mit ihren Freunden und dem Hund Belle begibt sie sich in das Abenteuer
Es ist wirklich ein zauberhaftes Buch für junge Leser und Zuhörer. Es ist spannend ohne dabei zu gruselig zu sein. Die Sätze sind einfach, aber dennoch beschreibt die Autorin mit ihnen eine Welt, die man sich gut vorstellen kann und beim Lesen vor Augen hat. Dabei helfen natürlich auch die schönen Zeichnungen. Die schwarz/weiß Zeichnungen lockern das Buch auf und helfen sicher Erstleser Abwechslung im langen Text zu finden.
Die Idee einer Apfelbaumhexe finde ich sehr süß, dadurch hat der eigene Garten etwas magisches, wenn man sich die kleine Hexe und ihre Freunde vorstellt. Meine kleine Tochter fand die Geschichte vor allem auch deshalb gut, weil es trotz Gegenspieler nie wirklich richtig bedrohlich wirkt. Das richtige beim abendlichen Vorlesen. Aber auch zum selber lesen für junge Leser eignet es sich gut, keine wirklichen Fremdwörter, eine klare Sprache und die Hexsprüche in reimform lockern das Ganze noch auf.
Uns hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist gut zu lesen, hat sehr sympathische Protagonisten, eine spannende Geschichte, also alles was man braucht. Mir gefällt sehr gut an Petrolla, dass sie einerseits eine zauberhafte Hexe ist, anderseits dabei nicht in einem abgehobenen Zauberreich lebt, sondern sie könnte hier um die Ecke leben. Ich glaube, ich muss mir jetzt die restlichen Teile besorgen.

Bewertung vom 14.11.2017
Hay, Mavis Doriel

Geheimnis in Rot


ausgezeichnet

Das Buch muss man in die Hand nehmen, denn allein die Haptik ist gelungen. Sieht aus wie ein Hardcover in Leinen, ist aber biegsam wie ein Taschenbuch. Verbindet damit für mich die Vorteile beider Bindungen. Dazu das Cover, was aus den vielen Krimibüchern heraussticht und sehr gut zum Stil des Buches passt.
Es ist alter Krimi, der vom Verlag neu aufgelegt wurde, zu Recht, denn auch heute noch liest sich die Geschichte sehr gut. Die Familie trifft sich zu Weihnachten beim Familienpatriarchen in seinem englischen Herrenhaus. Dann zu Weihnachten hat das Familienoberhaupt eine Kugel im Kopf. Wer ist der oder TäterIn. Nach und nach kristalliert sich heraus, dass fast alle anwesenden Familienmitglieder und auch ein Teil der Angestellte haben ein Motiv. Colonel Halstock, der die Familie schon länger kennt, versucht nun in diesem Wirrwarr den Täter zu überführen.
Das interessante an dem Roman sind besonders zu Beginn die verschiedenen Perspektivwechsel. Verschiedene Personen beschreiben die Verhältnisse in der Familie und die Tage vor Weihnachten. Dann aber wird der Großteil des Buches aus Sicht von Colonel Halstock beschrieben. Was ich etwas schade fand, denn die unterschiedlichen Perspektiven machten es zwar etwas anstrengend bei dieser Familie durchzuschauen, aber es war auch interessant wie unterschiedlich die Sichtweisen sind.
Die Aufklärung des Mordes ist schwierig und auch ich als Leserin hatte erst spät eine Ahnung über den Täter. Aber nicht allein die Krimihandlung ist hier spannend. Mir gefiel vor allem die Beschreibung der englischen Oberschicht zu Beginn des 20. Jh. Es ist ein Krimi, der mit den bekannten Geschichten von Agatha Christie zu vergleichen ist. Wer also diese Art von Krimis mag, ist hier goldrichtig.
Ein schönes Buch von außen und innen für graue Vorweihnachtstage. Auch als Geschenk super geeignet.

Bewertung vom 07.11.2017
Harmon, Amy

Bird and Sword / Bird & Sword Bd.1


gut

Dieser Roman wird angekündigt mit den Worten: „So märchenhaft romantisch wie "Selection", so spannend wie "Game of Thrones"!“. Da sind natürlich die Erwartungen groß. Vor allem ich als großer GoT Fan habe mich richtig auf den Roman gefreut.
Die Handlung startete auch sehr gut, an den sehr einfachen Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen. Die Sätze sind sehr einfach und auch die Beschreibungen werden zu kurz gehalten. Ich konnte mir von Anfang an nicht wirklich die Welt um Lark vorstellen. Dagegen fand ich die Idee einer stummen Protagonisten mit magischen Kräften sehr gelungen. Lark war geheimnisvoll und ihr kleiner Beschützer sehr sympathisch. Als Lark dann an den Hof von Tiras wechselte und eine Liebesgeschichte noch dazu kam, wurde mir Lark unsympathischer. Ihr Verhalten war für mich oft nicht nachvollziehbar, zum Teil auch unlogisch. Die Idee der angreifenden Vogelmenschen wurde leider nur nebensächlich behandelt. Es gab eine einfache schwarz/weiß Zeichnung, wo Reue oder Unsicherheit über das eigene Verhalten keinen Platz finden. Die Vogelmenschen sind böse und damit abschussfrei. Um dann wirklich es mit GoT aufnehmen zu können, fehlte da einfach mehr Hintergrund. Auch die Intrigen am Hof wurden angesprochen, aber wenig ausgebaut oder auch zu Ende geführt.
Insgesamt wirkte das Buch auf mich wie eine Art Manuskript mit guten Ideen, wo aber noch der Feinschliff und die Ausarbeitung der Ideen fehlt. Dazu fand ich die Liebesgeschichte nicht einnehmend für mich, eher nervig. Die Nebenfiguren waren mir dann sympathischer als die eigentlichen Protagonisten, was ich eigentlich nicht so gut finde.
Der Roman las ich ganz gut, die Ideen der Welt um Lark sind wirklich interessant, aber es fehlt leider zuviel, um es wirklich mit den großen bekannten Fantasyreihen aufzunehmen.

Bewertung vom 15.10.2017
Smith, Zadie

Swing Time


gut

Dieses Buch ist ein echter Hingucker. Drei starke Farben, eine passende Schriftart und sonst nichts. Im Minimalismus steckt die Stärke des Covers. Aber es sagt nichts über den Inhalt aus, was auch nicht so einfach ist, denn für mich fehlte dem Buch ein wirklicher roter Faden.
Zum einen geht es um das Erwachsen werden der Ich-Erzählerin, es um eine langjährige Freundschaft, die ambivalent ist. Es geht um Schwarz vs. Weiß, Chancengleichheit, das England der 90er erfolgreich und hipp. Viele politische Fragen werden gestellt. Für mich war es zuviel, denn die Autorin konnte sich nicht wirklich auf etwas konzentrieren, vielleicht wollte sie soviel wie möglich einbringen und vergaß darüber eine spannende Geschichte zu erzählen. Ich wartete vergeblich auf einen richtigen Spannungsbogen, er schien oft zum Greifen nahe, aber der Faden wurde nicht fortgeführt und sich wieder auf etwas anderes konzentriert. Das Lesen viel mir entsprechend schwer. Und am Ende blieb ich unbefriedigt und etwas ratlos zurück.
Auch die Protagonistin konnte bei mir nicht Punkten. Sie war mir nicht sympathisch, blieb unzugänglich für mich. Ich konnte nicht wirklich mitfiebern mit ihr. Auch die anderen Charaktere rissen mich nicht mit, keiner wurde mir sympathisch. Zum Teil wirkten sie sehr überzogen.
Wie viele andere schon anmerkten, ist der Schreibstil das große Plus des Romans. Die Autorin benutzt eine sehr bildhafte Sprache, die einzelnen Sätze versprechen Tiefe. Zadie Smith kann schreiben, weshalb ich sie auch weiter verfolgen werde und einfach hoffe, dass sie in ihrem nächsten Roman der Handlung mehr Aufmerksamkeit schenken wird.

Bewertung vom 05.10.2017
Whitehead, Colson

Underground Railroad


ausgezeichnet

Schon allein das Cover hat mich neugierig gemacht. Eine schöne Schriftart auf einem etwas undeutlichen Hintergrund. Dunkle Farben, es wirkt düster und passt damit sehr gut zur Thematik. Bevor man mit dem Buch startet, sollte man sich bewusst machen, dass dies kein historischer Tatsachenroman. Der Autor bedient sich zwar historischer Tatsachen, er spinnt diese aber auf seine ganz eigene Weise in seine Geschichte ein. So gab es die Underground Railroad als informelles Netzwerk, dass Sklaven auf der Flucht half wirklich, aber Whitehead nimmt es wörtlich und erschafft eine richtige Untergrundeisenbahn, die fantastisch auf mich wirkte. Auch die Geschehnisse in den einzelnen Staaten der USA haben vielleicht nicht so stattgefunden, aber im kleineren Maßstab oder als Idee waren sie in der Geschichte präsent.
Obwohl ich schon sehr auf den Roman gefreut hatte, da ich im Moment einiges zu diesem schrecklichen Abschnitt in der Geschichte lese, fiel mir der Anfang vom Buch etwas schwer. Die Protagonistin Cora ist ein Charakter, der einen erst einmal auf Abstand lässt, sie öffnet sich erst nach und nach. Auch der Schreibstil ist etwas emotionslos, besonders wenn von den Schrecken der Sklaverei berichtet wurde. Aber ich gewöhnte mich daran und merkte wie gut der Schreibstil passte, denn nur durch die Emotionslosigkeit war für mich die Beschreibungen zum Teil zu ertragen und anderseits passte es sehr gut zu der Emotionslosigkeit der Sklavenhalter.
Der Autor greift viele verschiedene Unterdrückungsmechanismen auf, die mich zum Teil an die Naziherrschaft und/oder Hexenverfolgung erinnert haben. Gekonnt webt er Fiktion und reale Ereignisse in die Geschichte ein. Was ich persönlich etwas schade fand, dass man allein durch den Roman nicht wusste was nun wirklich so oder so ähnlich geschah. Dazu muss man seine Interviews und andere Quellen mit einbeziehen. Aber trotz, dass die ganze Geschichte nicht immer mit historischen Fakten zu hinterlegen ist, zeigte der Roman für mich das ganze Ausmaß der Sklavereiwirtschaft, den Rassismus und die Fähigkeit der Menschen zur Grausamkeit. Das alles wirkt bis heute auf die amerikanische Gesellschaft, weshalb der Roman auch im Spiegel der aktuellen Ereignisse ein wichtiges Zeugnis ist. Er war nicht immer einfach zu lesen, was Sprachstil und die geschilderte Grausamkeiten und deren Emotionslosigkeit anging. Ich musste immer mal inne halten. Doch mir wurde klar warum der Roman so hoch gelobt wird, er große Literatur, die einen auch viel zum Nachdenken bringt und gleichzeitig richtig gut geschrieben ist.

Bewertung vom 06.09.2017
Ferrante, Elena

Die Geschichte der getrennten Wege / Neapolitanische Saga Bd.3


ausgezeichnet

Endlich geht es weiter mit Elena und Lila. Das Leben der beiden verläuft weiterhin in sehr unterschiedlichen Bahnen. Elena ist Schriftstellerin und kommt mit Hilfe ihres Verlobten in die höheren Akademikerkreise. Ihr privates Glück wird gekrönt von zwei Töchtern, aber beruflich geht es nach einem erfolgreichen Buch nicht so richtig weiter. Und Elena ist mit ihrem Leben überfordert. Lila dagegen versucht nach der Trennung sich und ihren Sohn über die Runden zu kommen. Sie arbeitet in Fabriken und hat die typische Arbeiterkarriere, also keine. Erst die neue Welt der Computer eröffnet ihr neue Möglichkeiten, Karriere zu machen.

Die beiden Freundinnen sehen sich nur noch selten, aber dennoch bleibt ihre Freundschaft bestehen und zerreißt auch in den wilden 70ern nicht. Aber es ist keine lockere gleichwertige Freundschaft. Elena hat immer ein schlechtes Gewissen gegenüber Lila und Lila nutzt Elena aus. Die Leben der beiden Frauen in dieser Zeit zeigen die Veränderungen und Zerrissenheit der jungen Menschen sehr gut. Während Elena es geschafft hat in die besseren Kreise aufzusteigen und mit Job, Mann, Kinder glaubt, ihr Glück gefunden zu haben, ist Lila mit ihrem täglichen (Über-)Leben beschäftigt.

Wie auch in den letzten Teilen besticht der Roman vor allem durch seine Vielschichtigkeit seiner zwei Protagonistinnen. Ihre Entwicklung mit allen Höhen und Tiefen hat die Autorin wieder großartig beschrieben. Daneben geht die Autorin viel auf die politischen Verstrickungen dieser Zeit ein, dass muss man mögen, ansonsten könnte es etwas langatmig sein.

Es ist wirklich wieder ein sehr guter Roman, wenn für mich auch nicht unbedingt der beste der bisherigen Teile. Seine Besonderheit entfaltet er in der Reihe. Die Vorgängerbände und den Nachfolger sollte man lesen, um die Entwicklungen der beiden Frauen wirklich nachzuvollziehen und das grandiose im Gesamtwerk zu sehen.