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Ritja
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Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 801 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2023
Cleave, Chris

Little Bee


gut

Little Bee wird aus dem Abschiebegefängnis in England entlassen. Sie weiß nicht, wohin sie gehen und wie sie sich in England zurecht finden soll. Sie ist aus Afrika geflüchtet, um ein besseres und sicheres Leben führen zu können. Gelandet ist sie für zwei Jahre in einem Gefängnis ohne Perspektive. Sie kämpft, sie lernt und bringt sich die "feine" englische Sprache bei, denn zu Hause in Afrika wird mehr Slang gesprochen, welches Engländer:innen nicht verstehen.

Ihr einziger Kontakt in England ist eine Bekanntschaft mit einem britischen Ehepaar. Sie hatten sich in Nigeria kennengelernt, doch dann aus den Augen verloren. Little Bee setzt alle Hoffnung auf diesen Kontakt.

Die Charaktere von Little Bee und Sarah erzählen diese Geschichte. Man erfährt, wie sie sich kennengelernt haben, welches Schicksal sie verbindet und was ihre inneren Wünsche und Hoffnungen sind. Die Gründe für die Flucht von Little Bee waren sehr stark und klar von dem Autor beschrieben worden. Die Gefahren, die Gewalt und die Machtkämpfe wurden sehr deutlich und auch die Angst, die Little Bee zu dem gefährlichen Schritt der Flucht zwang. Während Little Bee gut und greifbar beschrieben wurde, wirkte Sarah etwas farblos und wenig nahbar.

Insgesamt ist es eine Geschichte, die dem Lesenden die Augen öffnet, wenn es um die Flüchtlinge und deren Probleme geht. Der Autor verschafft ihnen eine Sichtbarkeit durch Little Bee. Auch wenn es einige Punkte gab, die für mich nicht so richtig glaubwürdig waren, lohnt es sich diese Geschichte zu lesen.

Bewertung vom 26.01.2023
Elkin, Lauren

Nr. 91/92


sehr gut

Mit Lauren Elkin durch Paris zu fahren und zu laufen, lässt den Lesenden am Pariser Leben teilhaben. In den vielen Notizen, die sie während ihrer Busfahrten mit den Linien 91 und 92 fast jeden Tag macht, beschreibt Lauren Elkin Kleinigkeiten, scheinbar banale Dinge und Erlebnisse mit ihren Mitmenschen. Sie konzentriert sich auf ihre Umwelt und nimmt bewusst wahr, was um sie herum geschieht. Beim Lesen bekommt man das Gefühl dabei zu sein. Neben ihr zu sitzen. Sie beschreibt ihre Gefühle und Ansichten zu dem Gesehenen und nimmt so den Lesenden mit. Es sind viele traurige, nachdenkliche und bedrückende Gedanken, aber auch kleine Notizen über die Eigenheiten der Pariser Menschen.

Es gab kleine Textstellen, die nicht aus dem Französischen übersetzt wurden. Jedoch war dies kaum störend, da es zu den jeweiligen Momenten passte. Auch wurden Tippfehler bzw. Rechtschreibfehler nicht korrigiert, was die Einträge authentischer wirken ließ.

Ich mochte das schmale Büchlein, weil es das Pariser Gefühl gut vermittelte und die ganz alltäglichen Dinge in den Mittelpunkt geschoben hat.

Bewertung vom 26.01.2023
Andersson, Lena

Der gewöhnliche Mensch


gut

Ich bin etwas hin- und hergerissen, wie ich das Buch einschätzen soll.

Auf der einen Seite ist die Familie Johansson mit dem sehr genauen, sehr strengen und sehr fokussierten Vater Ragnar. Er wollte gern mehr in seinem Leben erreichen, aber er scheiterte bzw. er gab (aus meiner Sicht) zu schnell auf und ordnete sich lieber der Gesellschaft unter. Nicht auffallen, der Gesellschaft dienen, den Wohlfahrtsstaat unterstützen. Die Kinder müssen der strengen Erziehung standhalten. Was der Vater nicht geschafft hat, sollen nun die Kinder erreichen. Die Anforderungen an sie sind hoch und das Verständnis für die kindlichen Bedürfnisse eher gering.

Auf der anderen Seite wird in diesem Buch die schwedische Politik und Gesellschaft näher beleuchtet und anhand dieser Beispielfamilie dargestellt. Es hatte etwas von einer Sozialstudie in Romanform. Diese geschichtlichen und soziologischen Aspekte der Geschichte fand ich interessant. Man bekam das Gefühl hinter die Kulissen schauen zu können.

Beide Seiten wurden miteinander verknüpft. Der Schreibstil der Autorin war recht trocken, kühl und distanziert, so dass ich meine Probleme hatte eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Manche Passagen waren sehr ausschweifend und zäh und dadurch leider auch etwas ermüdend.

Es ist kein Roman, der sich zum Schmökern eignet. Man muss sich Zeit nehmen und auf die Geschichte einlassen können. Mich haben die Charaktere (besonders Ragnar) leider kaum erreicht. Für mich waren die gesellschaftlichen und politischen Aspekte und Informationen am interessantesten, da man die Schweden und ihre Einstellungen, Werte und Ansichten besser kennenlernen konnte.

Bewertung vom 10.01.2023
Liljestrand, Jens

Der Anfang von morgen


weniger gut

Jens Liljestrand hatte viel vor und verzettelte sich am Ende in langatmigen, teilweise abstoßenden und fragwürdigen Passagen. 

Aus meiner Sicht hatte der Autor sich zu viel auf die To-Do-Liste geschrieben. Klimakrise, Pandemie, gespaltene Gesellschaft, Flucht und Eheprobleme. Keines der Themen wurde wirklich abschließend erzählt. Bei einigen Passagen habe ich mich gefragt, warum sie eingeschoben worden. Was sollen sie zur Handlung beitragen? Ist es nur, um noch mehr Themen u.a. Sex im Buch unterzubringen? Es gab viele Handlungen oder Dialoge, die mich abgestoßen und fragend zurückließen.

 Der Autor hat keine sympathischen Charaktere geschaffen, denen man gern folgte. Im Gegenteil. Ich war teilweise froh, dass die Geschichte endlich aus einer anderen Perspektive erzählt wurde. Insgesamt gab es vier Charaktere, die die Geschehnisse aus ihrer Sicht erzählten. Bei allen vier Perspektiven tauchten bei mir Fragen auf, die nie beantwortet wurden. Manche Handlungen und Gedankengänge waren so unlogisch, dass ich leider mit jeder Seite mehr das Interesse an dieser Geschichte verlor.

Der Schreibstil des Autors lag mir leider nicht, so dass ich mir das Hörbuch dazu heraussuchte und immer wieder zwischen den Medien wechselte, um besser voran zu kommen und am Ende war ich einfach nur froh, dass die Geschichte vorbei war. Leider konnten die wirklich wichtigen Themen Klimakrise und deren Auswirkungen nicht so richtig punkten, weil die Nebensächlichkeiten so dominant waren.

Bewertung vom 31.12.2022
Engberg, Katrine

Wintersonne / Kørner & Werner Bd.5


sehr gut

Wenn die Autorin Katrine Engberg ein was sehr gut kann, dann den Lesenden zu überraschen. Das hat sie bisher in allen Büchern rund um Anette Werner und Jeppe Korner geschafft und auch diesmal gelingt es ihr.

Es gibt wieder recht grausame Morde, die Anette unter Druck setzen. Dafür muss sie Kopenhagen und ihre Familie verlassen und nach Bornholm gehen, um die Ermittlungen fortzuführen. Kein leichtes Unterfangen, aber sie hofft auf die Hilfe von Jeppe.

Der Fall ist wieder verzwickt und mit vielen menschlichen Schicksalen verbunden. Es werden wieder Steine umgedreht, die lieber nicht angehoben worden wären. Vieles was eindeutig und klar erschien, wird auf einmal undurchsichtig. Auch zeigen sich "gute" Charaktere auf einmal von ihrer dunklen und erschreckenden Seite. 

Auch bei Esther hat sich einiges getan und sie wird von ihrer eignen Vergangenheit eingeholt. Ihr Auftrag eine Biografie zu schreiben, löst ein letztes Rätsel aus ihrem Leben auf.

Katrine Engberg hat einen spannenden und undurchsichtigen Krimi geschrieben, der den Lesenden fesselt und am Ende überrascht die Buchdeckel schließen lässt.

Bewertung vom 31.12.2022
Schnalke, Christian

Louma


sehr gut

 Zwei Männer, die nicht unterschiedlicher sein könnten und vier Kinder, die gerade ihre Mutter verloren haben, beschließen zusammen zu leben. Das einzige verbindende Glied ist die gerade verstorbene Mutter LOUMA. Sie hat beide Männer geliebt und mit beiden Männern Kinder bekommen. Um sie zu schützen, springen die Männer über ihren Schatten und stellen sich dem gemeinsamen Alltag.

Sie werden durchgeschüttelt von Erinnerungen mit LOUMA. Beide schauen zurück und erzählen, wie sie zusammen gekommen sind, was LOUMA für sie ausmachte und vor allem, warum sie so besonders war. Es bröckeln aber auch die glatten Fassaden und tiefe Risse und Verletzungen werden sichtbar. Es gibt viele Auf und Abs in der Familie und der Autor schaut hinter jede Fassade. Auch aus der Sicht der Kinder werden einige Ereignisse erzählt, die dann ein anderes Bild von den Erwachsenen, den Eltern, zeigen.

Neben vielen teilweise bedrückenden und traurigen Passagen, schafft es der Autor auch unterhaltsame und witzige Elemente einzubauen. Er gibt dem Lesenden immer wieder eine kurze Verschnaufpause und Zeit zum Nachdenken. 

Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn es ab und an seine Längen hatte. 

Bewertung vom 31.12.2022
Bythell, Shaun

Neue Bekenntnisse eines Buchhändlers


sehr gut

 Ein kauziger Buchhändler, ein grummeliger fetter Kater, leicht schräge Angestellte und jede Menge verrückte und unterhaltsame Kunden vereint dieses Buch. Ich mochte den ersten Band von Shaun und seinem Antiquariat sehr und auch diesmal ist es wieder sehr unterhaltsam gewesen.

Man sollte wissen, dass es ein langsames Buch ist. Es passiert nicht wirklich viel und man erfährt nur alltägliches und scheinbar banales, aber das alles gepaart mit dem bissigen Humor des Buchhändlers.

Der Lesende erhält eine guten Einblick in das Leben des Buchhändlers und dessen Probleme wie das Nichtauffinden von Büchern, abgestürzte Verkaufsportale, Ausbeutung durch einen großen Anbieter und der steigende Druck durch den Onlinehandel. Auch die Ankäufe der vielen Bücher fand ich interessant. Wie sehr man den Wert von Büchern überschätzt, wenn man emotional an sie gebunden ist.

Ich muss zugeben, dass ich ab und an gern Shaun geschüttelt hätte, wenn er sich wieder und wieder von seinen Angestellten beleidigen und ignorieren lässt. Den Umgang fand ich etwas kritisch, aber scheinbar kommt er damit trotzdem gut zurecht. 

Ich hoffe, auf einen dritten Band und weiteren skurrilen Geschichten.

Bewertung vom 17.12.2022
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


sehr gut

Das neue Buch von Kai Meyer ist etwas für Bücherfans, für Lesende, die gern auf mehreren Zeitebenen den Menschen folgen und für Fans von leicht mystischen und spannenden Geschichten. 

Der Autor schreibt eine Geschichte, die auf mehreren Zeitebenen (1933, 1943,1971) stattfindet. Geschickt verwebt er die Zeiten miteinander und schickt seine Charaktere durch schwere und chaotische Zeiten. Er lässt ihnen teilweise kaum Luft zum Atmen, treibt sie durch die Geschichte und lässt sie einige gefährliche Situationen durchleben. Er zeigt wie sich die Charaktere wandeln können, wie sie sich der jeweiligen Zeit anpassen, um Macht zu erhalten, zu behalten oder einfach nur um zu überleben. 

Es sind viele Charaktere, denen man folgen darf, aber es lohnt sich. Man sollte sich die Zeit nehmen, längere Passagen am Stück zu lesen, um richtig abtauchen zu können. Dann sind die Zeitsprünge und die Wechsel der Charaktere auch leichter nachzuvollziehen.

Mich haben vor allem die vielen geschichtlichen Informationen zur Bücherstadt Leipzig, zum Lebensborn und dem Aberglauben interessiert. Aus meiner Sicht wurde dadurch das Buch spannend. Es gab einige Passagen, die sich leider etwas zogen und teilweise wiederholten. Trotzdem hat es der Autor geschafft, dass man erfahren wollte, wie die ganzen scheinbar losen Fäden zusammenhängen. 

Gelungene und lesenswerte Geschichte aus der Welt der Bücher bzw. Buchbinderei.

Bewertung vom 09.12.2022
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


sehr gut

Evelyn Hugos Leben ist voller Schicksalsschläge, Intrigen, Wut und Egoismus sowie Machtspielen und der Kampf die Liebe öffentlich leben zu dürfen. 

Die Autorin hat einen interessanten und sehr realitätsnahen Roman geschrieben. Eigentlich spielt er in der Zeit von 1950-1990, doch alles was geschieht, kann man (leider) auch eins zu eins in die heutige Zeit ziehen. Es hat sich noch nicht so viel verändert. Die Vorurteile, die Hürden und die Machtstrukturen sind noch immer existent.

Es ist aber trotz allem ein unterhaltsames und schön zu lesendes Buch mit interessanten und vielschichtigen Charakteren, die man mag oder auch nicht und mit einem guten Einblick in die Filmindustrie. Das Ende fand ich etwas konstruiert, aber für die Spannung war es okay. Jedoch hätte es die Wendung, aus meiner Sicht, nicht geben müssen.

Bewertung vom 09.12.2022
Leon, Donna

Ein Leben in Geschichten


gut

Wenn man die Bücher von Donna Leon zur Hand nimmt, taucht man ab in das Leben von Commissario Brunetti. Ich habe viele Bücher von Donna Leon gelesen und ihren Commissario gern verfolgt.

In diesem Buch erfährt man etwas mehr von der Autorin. In "Ein Leben in Geschichten" erzählt sie aus ihren Leben. Unterhaltsame und abenteuerliche Anekdoten von ihren vielen Stationen in den unterschiedlichsten Ländern. Obwohl die kurzen Geschichten aus ihrem Leben sind, hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass man trotzdem nicht wirklich nah an sie herankommt. Sie lässt nur kleine Einblicke zu und bleibt bei ihren Erzählungen eher an der Oberfläche. Die höfliche Distanziertheit, die sie bei öffentlichen Auftritten hat, behält sie auch in ihren geschriebenen Geschichten bei.

Wer von ihr Interviews gelesen oder gehört hat, wird auf einige bekannte Geschichten stoßen, die sie immer wieder erzählt. Leider wiederholt sie sich sogar innerhalb der Geschichten im Buch, was mich beim Lesen etwas irritiert hat.

Ich hatte etwas mehr Tiefe und Einblicke in ihr Schaffen und in ihre Gefühlswelt erhofft. So bleibt es leider sehr oberflächlich und mit wenig neuen Einblicken