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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2023
Svensson, Paul;Mourtada, Zeina

Nachhaltig mit Genuss


sehr gut

Abwechslungsreich und lecker Kochen mit gutem Gewissen

„Ich wollte, dass die Rezepte inspirierend sind, leicht umzusetzen und lecker aussehen und schmecken. Es sollte etwas für jede Gelegenheit und jeden Geldbeutel geben. Es darf nicht kompliziert sein, lecker und nachhaltig zu kochen.“ (S. 13)

Meine Meinung:
Dieses Kochbuch ist keine „reine Rezeptsammlung“, sondern möchte uns den Gedanken der Nachhaltigkeit beim alltäglichen Kochen näherbringen. Zeina & Paul geben hierzu entsprechende Tipps, die zwar nicht wirklich neu sind, aber an sich auch nicht oft genug betont werden können. Es geht u.a. darum, saisonal & regional und möglichst in Bio-Qualität einzukaufen (Tipp: Vieles lässt sich roh auch sehr gut einfrieren!), Reste zu vermeiden bzw. sie sinnvoll weiterzuverwenden und generell den Konsum von Fleisch- und Milchprodukten einzuschränken. Dazu gibt es noch einige wissenswerte Fakten rund um das Thema Nachhaltigkeit, z.B. dass ein Viertel aller ausgestoßenen Treibhausgase mit dem Essen zu tun haben oder dass der schwedische Naturschutzverband eine Liste erstellt hat, die über die Nachhaltigkeitseigenschaften von verschiedenen Lebensmitteln Auskunft gibt (hier wäre m.E. noch ein Auszug aus dieser Liste sehr hilfreich gewesen!).

Den Ansatz der Nachhaltigkeit findet man auch bei den 77 Rezepten wieder, die sehr abwechslungsreich und oftmals (aber nicht immer) vegetarisch sind. Mir persönlich gefällt der starke internationale Einfluss der Rezepte sehr gut, denn das bringt Vielfalt und Abwechslung in die Küche, auch wenn das natürlich zugleich bedeutet, dass man manche Zutaten dann eben doch nicht aus regionaler Herstellung beziehen kann. Grundsätzlich setzten alle Gerichte auf einen hohen Gemüseanteil – leider fehlt ein Saisonkalender, damit man dem Gedanken von Saisonalität und damit auch Regionalität besser Rechnung tragen kann. Sehr gut gefällt mir aber, dass sich viele Rezepte schnell und einfach nach persönlichen Vorlieben variieren lassen – und sich damit eben auch gut für das Thema „Resteverwertung“ eignen.

Alles in allem kann ich nur sagen, dass Paul sein Ziel (siehe Zitat oben) aus meiner Sicht voll und ganz erreicht hat!

FAZIT:
Inspirierende, vielfältige und sehr international angehauchte Rezepte für die Alltagsküche zu Hause – und das noch mit gutem Gewissen!

Bewertung vom 28.07.2023
Tielmann, Christian

Das Spiel erwacht / The Game Bd.1


ausgezeichnet

Der Beginn eines rasanten Action-Abenteuers

„Aber da irrte sich Macke. Ebenso irrte sich sein Freund Piddy Portikus. Schon am Abend dieses Tages würden sie den Notfallcode benutzen. Und sie würden ihn nicht flüstern, sondern verzweifelt in die Nacht schreien.“

Meine Meinung:
Das beliebteste Online-Spiel „The GAME“ wird endlich Realität, und Piddy Portikus und sein bester Freund Macke haben sich dafür qualifiziert! Zusammen mit vierzehn anderen Teilnehmern müssen sie in der Arena von „The GAME“ Aufgaben meistern und Punkte sammeln. Doch was als prickelndes Ferienabenteuer beginnt, entpuppt sich schnell als waghalsig und gefährlich…

Ein bisschen erinnert das Storykonzept des Buches natürlich an die „Tribute von Panem“-Reihe, doch anders als dort bekämpfen sich die die Teilnehmer in der abgeschotteten Umgebung nicht gegenseitig, sondern es gilt, Aufgaben zu meistern um aufzuleveln. Wahnsinnig schnell wird es in diesem Buch wahrlich spannend, denn die erste gefährliche Situation lässt nicht lange auf sich warten. Und damit wird auch schnell klar, dass in „the GAME“ nichts so ist, wie die Kids sich das erwartet hatten. So entspinnt sich ein Abenteuer, das mich beim Lesen wirklich gefesselt hat. Mehr als einmal wurden nicht nur die Protagonisten, sondern auch ich von überraschenden Wendungen und neuen Gefahren überrumpelt. So fiebert man bis zur letzten Seite mit den vier Teams mit. Doch auf den letzten Seiten wartet dann ein fieser Cliff-Hanger, der einen Band zwei sehnsüchtig erwarten lässt. Zum Glück ist dieser bereits für Oktober 2023 angekündigt!

FAZIT:
Wenn man sich unverhofft mitten in einem gefährlichen Exit-Game wiederfindet… actionreich und absolut fesselnd!

Bewertung vom 26.07.2023
Garner, Alan

Treacle Walker


sehr gut

eine surreale Geschichte wie ein wirrer Fiebertraum

„Und der Bach war gestern hier. Und er wird morgen hier sein. Der Quirl bleibt. Ist aber nicht aus demselben Wasser. Was also war er gestern? Was heute? Was morgen? Der Quirl, was ist er? Was ist der Bach?“ (S. 77)

Meine Meinung:
Was schreibt man zu einem Buch, dessen Geschichte man nicht wirklich (be-)greifen kann? Die Story gleicht einem wirren Fiebertraum, dessen Ursprung und Bedeutung verborgen bleiben. Selbst das Setting lässt sich nicht greifen – wo steht das alte Haus, in dem der kleine Joe anscheinend vollkommen allein wohnt? In welcher Zeit spielt das Ganze? Nichts lässt sich hier verorten oder verdaten – so kann jeder Lesende dieses Buch genau dahin projizieren, wo es am passendsten erscheint. Je weiter man bei dieser Geschichte voranschreitet, desto rätselhafter und surrealer wird alles. Joe versteht nicht, was hier vor sich geht – und ich genauso wenig. Am wenigsten konnte ich mit den Figuren aus Joes Comics anfangen, die plötzlich aus den Bildern fallen – eine Metapher, die sich mir nicht erschlossen hat.

Dennoch besitzt diese Geschichte einen ganz eigenen Sog, den ich nicht in Worte fassen kann. Es ist – wie gesagt – wie in einem wirren Traum, bei dem man sich selbst bewusst ist, dass man träumt und bei dem man innerlich zerrissen ist, ob man sofort aufwachen oder doch lieber weiterträumen möchte. So ist es auch gut, dass das Ende bereits nach rund 100 Seiten erreicht ist – einem Zeitpunkt, bei dem der Drang zum „Aufwachen“ immer stärker geworden ist. So reibt man sich nach dem Auslesen verwundert die Augen und fragt sich einmal mehr, was uns der Autor mit dieser Geschichte sagen wollte. Hier gibt es dermaßen viel Raum für Interpretation, dass es wohl weder ein „Richtig“ noch ein „Falsch“ dazu gibt. Zumindest einen klitzekleinen Hinweis gibt uns der Autor am Ende, wenn Joe Treacle Walker eine entscheidende Frage stellt…

Nun mag sich die Frage stellen, warum ich diesem Buch vier Sterne vergebe. Dies habe ich getan, weil dieses kleine Buch ein ganz außergewöhnliches, seltenes Leseerlebnis bietet. Es lässt den Kopf schwirren und die Gedanken kreisen. Es hallt nach und wird – definitiv – in Erinnerung bleiben. Darüber hinaus habe ich die vielen ausgefallenen Worte und Wortkreationen sehr genossen: furibund, lamentabel, katalektisch oder auch kniepen. Solch eine ausgefallene Wortwahl bereitet mir immer Freude!

Auf dieses Buch muss man sich einlassen, wohl wissend, dass es einen verwirren und mit vielen Fragezeichen zurücklassen wird. Wer eine „klassische“ Fantasygeschichte sucht, mit einer nachvollziehbaren Storyline und phantastischen Charakteren, wird mit diesem Buch aber nicht glücklich werden…

FAZIT:
Eine außergewöhnliche, sehr verwirrende Kurzgeschichte, die sich in kein gängiges Raster einsortieren lässt und ein ganz spezielles Leseerlebnis bietet. Sicherlich nicht jedermanns Sache!

Bewertung vom 25.07.2023
Scott, Mairghread

The Sea Serpent's Heir - Das Vermächtnis der Seeschlange 1


ausgezeichnet

Eine großartige Graphic Novel, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt

„Der Mond liebte die See und folgte ihr nach. Gab ihr eine Rose und einen Ring und seine Gunst. Die See, sie nahm an und gebar ihm ein Kind. Aber launisch sind die See und der Mond.“ (S. 6)

Meine Meinung:
Normaler Weise schreibe ich erst etwas zur Story, doch hier muss ich die Reihenfolge einmal ändern und möchte zuerst etwas zu den Bildern schreiben. Schon das Cover verspricht ein außergewöhnliches Artwork, und bereits die ersten Seiten unterstreichen die Genialität der Bilder: extrem atmosphärisch, fantastisch koloriert und wahnsinnig ausdrucksstark. Hier trifft der Begriff „Artwork“ voll und ganz zu und es ist auf jeder Seite eine wahre Freude, sich in den Bildern zu verlieren. Allein hierfür würde ich volle 5 Sterne geben, denn selten hat mich die Optik so sehr umgehauen wie hier!

Doch auch die Story um die junge Aella weiß von der ersten Seite an zu fesseln. Jahrelang hat sie auf der Insel Kinamen ein Leben in ausgedehnter Langeweile und tiefer Sehnsucht verbracht, doch als eines Tages Kirchenritter auf Kinamen ankommen, stellt das Aellas Welt vollkommen auf den Kopf und eine actionreiche wie dramatische Reise erwartet uns. Fasziniert von dieser Story mochte ich diese Graphic Novel gar nicht mehr aus der Hand legen, bis die letzten – wirklich hoch dramatischen - Seiten gelesen waren und ich mich nun sehr auf den nächsten Band freue, der für März 2024 angekündigt ist.

Am Ende noch ein kleiner Hinweis: Die Schrift ist teilweise wirklich sehr klein, was aber eben dem Format geschuldet ist (16 x 24 cm). Ich persönlich hätte ein DIN A4-Format vorgezogen, auch wenn das dann einige Euro teurer gewesen wäre.

FAZIT:
Eine fesselnde Story, präsentiert in großartigen Bildern –eine herausragende Graphic Novel sein!

Bewertung vom 24.07.2023
Hart, Alice

Gemüse einfach wunderbar


ausgezeichnet

80 saisonale, oft international angehauchte und ausgefallene Rezepte

„Dieses Buch feiert Gemüse mit seinen wunderbaren Aromen und Farben und möchte durch alle vier Jahreszeiten hindurch dazu verführen, Tag für Tag mehr Gemüse zu essen.“ (S. 9)

Meine Meinung:
Nach einer kurzen, sympathischen Einleitung gibt Alice Hart noch ein paar wichtige allgemeine Hinweise (z.B. zu den Ofentemperaturen oder was für die sie „abschmecken“ bedeutet) und eine schöne Übersicht über das Farbspektrum von Gemüse und den entsprechenden Vitaminen, Mineralstoffen etc.
Danach folgen vier Abschnitte, für jede Jahreszeit jeweils einer mit einer Übersicht des saisonalen Gemüses (was auch einen Saisonkalender ersetzt) und jeweils 20 sehr abwechslungsreichen, oftmals international angehauchten Rezepten abseits der „altbekannten“ Gerichte – oder zumindest in deutlicher Abwandlung derer. Für mich damit eine tolle Entdeckungsreise quer durchs Jahr und eine wirklich schöne und gelungene Inspirationsquelle!
Alle Rezepte sind mit den wesentlichen Angaben versehen und leicht verständlich erklärt. Die genannten Zubereitungszeiten empfinde ich stellenweise allerdings als etwas knapp bemessen (z.B. bei den „Grüne Pesto-Schnitten“ von S. 31), aber ich mache mir meist selbst ein Bild davon, indem ich zuerst die Zubereitungsanweisungen durchlese.
Wer gerne international kocht, kommt um manche „selteneren“ Zutaten nicht drum herum, so finden sich hier auch Zutaten wie Dukkah oder Zatar oder Mirin, die man nicht unbedingt in jedem Supermarkt „um die Ecke“ erhält. Hier gilt es also, den Einkauf gut zu planen.
Alles in allem kann mich dieses Kochbuch aber voll und ganz überzeugen und das oben angeführte Zitat hält Alice Hart voll und ganz ein – Ziel erreicht! 😉

FAZIT:
Ja, dieses Buch feiert die Vielfalt von Gemüse mit tollen Gerichten!

Bewertung vom 24.07.2023
Miss Prickly;Kid Toussaint

Animal Jack - Der verwunschene Berg


sehr gut

Ein rasantes Abenteuer mit überraschender Story

Unsere Meinung:
Dies ist der zweite Band der Comicserie um den kleinen Jack, der sich in jede beliebige Tiergestalt verwandeln kann. Obwohl wir Band 1 nicht kennen, hatten wir keine Probleme, in die Geschichte hineinzufinden und das Abenteuer hat nach nur wenigen Seiten seinen rasanten Lauf genommen.

Auf der Schatzsuche am verwunschenen Berg müssen sich Jack und Gladys nicht nur jeder Menge unvorhergesehener Hindernisse stellen, sondern auch noch mysteriöse Verfolger auf Abstand halten. Dies sorgt für viel Tempo und Spannung über den ganzen Comic hinweg. Auch gibt es einige Überraschungen und am Ende dazu noch eine erstaunliche Auflösung zum Rätsel um Jacks Fähigkeiten. Alles in allem eine tolle Story, die uns sehr gut unterhalten hat. Stellenweise ging der Fortgang der Geschichte sogar ein bisschen zu schnell, so dass es regelrecht hopplahopp voranging. Hier hätte ein etwas langsameres Tempo der Geschichte durchaus gutgetan.

Genial sind die Illustrationen von Miss Prickly. Ihre Bilder zu betrachten macht einfach Spaß! Dass Jack nicht sprechen kann, macht Prickly mit seinem Gesichtsausdruck oftmals mehr als wett. Manche Szenen sind schon fast Wimmelbildartig und jede Seite hält neue, tolle Bilder bereit. Wirklich ganz toll gemacht!

FAZIT:
Ein spannendes Comic-Abenteuer, das wir regelrecht verschlungen haben!

Bewertung vom 29.06.2023
Lupano, Wilfrid

Wikinger im Nebel Bd.1


ausgezeichnet

Eine sehr humorvolle Geschichte im Comicstrip-Format

Meine Meinung:
Comic-Strips und Wikinger, da denke ich als alter Comic-Fan natürlich sofort an den wunderbaren Klassiker „Hägar, der Schreckliche“ und auch ein bisschen an „Wicki“. Nun haben sich Szenarist Wilfrid Lupano und sein Bruder, der Illustrator Rodolphe Lupano (alias Ohazar), vorgenommen, in diese großen Fußstapfen zu treten…

Und, hat es geklappt? Ja, für meinen Geschmack voll und ganz! Den beiden Brüdern ist es nicht nur gelungen, eine zusammenhängende Geschichte im klassischen Comicstrip-Format zu erzählen, sondern auch noch eine Symbiose des klassischen Themas „Wikinger“ mit modernen Fragestellungen zu kombinieren. Da blitzen, insbesondere zu Beginn, „Mann-Frau / Frau-Mann“-Kommunikationsprobleme á la Mario Barth auf, während manch ein Wikinger von Existenzängsten oder tieferen theologischen Fragestellungen bewegt wird. Gleichzeitig hat Jarl Reidolf immer wieder „Management-Probleme“ mit der Sippe, während Filius Arnulf („nicht das schärfste Messer im Block“) sich statt Kampfgetümmel eher für Knochenrunen und den Schutz der Meere interessiert. So erfahren wir auf dieser unterhaltsamen Reise nicht nur etwas über „nachhaltiges Plündern“, sondern auch, dass Rudern eine introspektive Tätigkeit ist und die Welt einer Robbenpastete ähnelt. Hieraus ergibt sich auch der einzige, klitzekleine Kritikpunkt, den ich an diesem Comic habe: Ich glaube nicht, dass er inhaltlich schon etwas für junge Lesende ab 10 Jahren ist. Zwar wird von der Gewalt nichts gezeigt (und es fließt auch kein Blut in den Bildern – das haben die Autoren wirklich sehr schön gemacht!), aber die Themen, die die Lupano-Brüder so wunderbar aufgreifen, sind meines Erachtens eher etwas für Lesende ab 12. Ich, als Erwachsener, habe mich mit dieser Story auf jeden Fall ganz wunderbar unterhalten gefühlt!

Zum Schluss natürlich auch noch ein paar Worte zu den Illustrationen: einfach genial! Ohazar spielt mit seinen Figuren, lässt sie mal ganz groß, meist aber – im Angesicht der Naturgewalten – ganz klein erscheinen. Auch verwendet er die Farben – oder manchmal auch das Weglassen dieser – ganz bewusst, um noch mehr Aussagen und Gefühle in seinen Bildern zu transportieren. Ich bin auf jeden Fall begeistert von seinem Stil, der ein gelungener Mix aus klassischer Comic-Kunst und modernen Stilmitteln ist.

FAZIT:
Viel Humor und trotzdem auch ein bisschen Tiefgang – ein genialer Comic, den ich aber erst ab ca. 12 Jahren empfehlen würde.

Bewertung vom 26.06.2023
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


ausgezeichnet

Das Mitsommermassaker - ein globaler Krimi mit tollen Charakteren

„Sie taucht unter und sinkt in kalte Dunkelheit. Tang und Seegras wiegen sich vor ihren weit aufgerissenen Augen. Ihr Bewusstsein gleitet davon, alle klaren Gedanken verschwinden. Hier unten ist es still und schön. Hier bleibt sie. Sie klemmt den rechten Fuß zwischen zwei Stegpfähle, damit sie nicht nach oben steigt.“ (S. 10)

Meine Meinung:
Schon nach wenigen Seiten hat mich John Ajvide Lindqvist mit seinem packenden und dramatischen Prolog tief in seine Geschichte hineingezogen. Die Neugier auf die Hintergründe der brutalen Tat sitzt tief, so dass es mich auch nicht gestört hat, dass sich der Autor die ersten rund 100 Seiten ausführlich Zeit nimmt, um seine beiden Hauptcharaktere zu portraitieren und auf überraschende Art interagieren zu lassen. Ex-Kommissarin und Krimiautorin Julia Malmros („sie sah aus wie Die kleine Prinzessin Tuvstarr – nach der Pensionierung“) ist eine toughe und zugleich manchmal zutiefst unsichere Person mit dem Herz am rechten Fleck, so dass ich sehr schnell warm geworden bin mit ihr. Das hat bei dem rätselhaften, vampirartigen Kim Ribbing schon etwas länger gedauert – aber je weiter der Plot vorangeschritten ist, umso mehr hat mich seine Figur begeistert und er ist zum eigentlichen „Star“ dieses Buches avanciert. Julia Malmros & Kim Ribbing – zwei echte Ausnahme-Charaktere und erzähltechnisch ein echtes „Traumpaar“. John Ajvide Lindqvist beweist hier ein sehr geschicktes Händchen für faszinierende Charaktere, was sich mitunter auch bei den Nebenfiguren zeigt. Trotz aller Faszination für Julia und Kim muss ich nämlich zugeben, dass die Fliege & Fedo meine absoluten Lieblingscharaktere waren!

Ja, dieses Buch verfügt über Charaktere, die ich einfach nur klasse finde! Dazu gesellt sich ein internationaler Krimi-Plot, der zu Beginn sehr undurchsichtig und komplex anmutet, den der Autor bis zum Schluss aber akribisch auflöst und erklärt. So präsentiert sich eine in sich runde und intelligent komponierte Storyline. Das hat mich auch darüber hinweggetröstet, dass die Lesemomente mit echtem „Thrill“ dann doch eher rar gesät sind. Etwa zur Mitte des Buches gibt es ein spannendes und sehr rasantes Kapitel, und danach erst gegen Ende wieder. Wer echten Thrill und durchweg adrenalingeladene Action sucht, mag mit diesem Buch vielleicht nicht ganz glücklich werden. Aber die anderen genannten Stärken machen das für mich persönlich mehr als wett!

***Trigger-Warnung***
Dieses Buch enthält Szenen, in denen die Folter eines Kindes beschrieben wird. Dies zu lesen ist mir – aller Fiktion zum Trotz – sehr, sehr schwergefallen. Auch gibt es eine weitere Szene, in der es zu einem sexuellen Übergriff kommt, wenn auch auf eine vergleichsweise „sanftere“ Art (wenn man diesen Begriff in diesem Zusammenhang überhaupt benutzen kann – mir fiel kein besserer ein) mit ungewohnter Rollenverteilung.

FAZIT:
Eine intelligente Story mit ganz, ganz starken Charakteren, von denen ich gerne mehr lesen würde!

Bewertung vom 20.06.2023
Gill, Sasha

Asiatisch vegan


ausgezeichnet

Eine tolle kulinarische „Reise“ durch Asien

Meine Meinung:
Die in Singapur aufgewachsene Sasha Gill, Bloggerin und Social-Media-Foodie, ist tief verwurzelt in der Asiatischen Kultur. Eine farbenfrohe Gestaltung des Buchs und die absolut sympathische und bodenständige Einleitung versprühen schon auf den ersten Seiten eine riesige Portion asiatischen Feelings. Aus fünf Ländern / Regionen Asiens hat Sasha Gill rund 100 sehr abwechslungsreiche, leckere und zumeist auch sehr gesunde Gerichte zusammengetragen, die auf mich absolut authentisch wirken (ok, das ist rein subjektiv). Neben Tipps und Tricks, etwa zum „asiatischen Vorratsschrank“ (denn viele Zutaten findet man eben nicht im nächsten Supermarkt um die Ecke) gibt sie auch eine kurze Einweisung zu Grundrezepten und -techniken. Auch Schritt-für-Schritt-Faltanleitungen findet man, damit die typischen Handgriffe auch uns Europäern gelingen.
Zu den einzelnen Rezepten kann und will ich gar nicht so viel schreiben – allein beim Durstöbern des Buches bekommt man so viel Appetit und so tolle Anregungen, dass man am liebsten gleich loskochen würde. Suppen und Salate, mannigfaltige Hauptgerichte und exotische Süßspeisen finden sich hier. Schon das Betrachten der Food-Fotos ist ein Erlebnis für sich und das Buch eine Bereicherung für alle Hobbykochenden, die es gerne authentisch asiatisch mögen!

FAZIT:
Farbenfroh, sympathisch, gesund und unglaublich abwechslungsreich – ein durch und durch gelungenes Kochbuch!

Bewertung vom 06.06.2023
Herzog, Anna

Erdmittelpunkt: Betreten auf eigene Gefahr! / Im Bann der Elemente Bd. 1


ausgezeichnet

Im schwarzen Schlund der Nacht – ein tolles Abenteuer!

„Findet das Auge der Unterwelt und reiset mit der Hustenkugel. Kein besserer Weg führt zum Diamantschloss.“ (S. 103)

Meine Meinung:
Eine sprechende Dusche, ein triefnasses Mädchen, dass um Mitternacht aus einem alten Brunnenschacht klettert und vier tapfere Freunde – das ist der Start in ein faszinierendes Abenteuer, das uns tief, tief, tiefer unter die Erde entführt!

Es gibt Geschichten, die fesseln einen von den ersten Seiten an, und „Im Bann der Elemente“ ist genau so eine Geschichte. Verschnaufen kann man hier nicht, denn - ruck-zuck – geht es unter die Erde, in eine magische Welt voller Geheimnisse und Überraschungen. Und ab da bleiben Spannung und Tempo durchweg auf hohem Niveau. Unwirtliche und unwirkliche Schauplätze wechseln sich ab, faszinierende und manchmal auch gefährliche Kreaturen kreuzen den Weg. Wurzelknorre, Feuerstecher und Lichtvögel gibt es hier zu entdecken, ebenso wie einen See der Traurigkeit oder auch einen wispernden Wald. Wenn Autorin Anna Herzog sämtliche Register der Fantasie zieht, kommt man aus dem Staunen nicht wieder heraus.

Atemlos führt uns diese Geschichte nicht nur immer weiter in die schwarzen Tiefen unter der Erde, sondern zieht mich auch immer fester in ihren Bann. Selbst am Ende, wenn sich die Geschichte auf einen chilligen Ausklang hin entwickelt, wird es doch noch mal richtig, richtig spannend!

Am Ende bleibt uns die Autorin dann doch noch ein paar Antworten schuldig, verknüpft dies aber zugleich geschickt mit einem Versprechen auf weitere Bände. Und damit kann ich – sehr gut! – leben! 😊

FAZIT:
Ein wahnsinnig spannendes Abenteuer in faszinierendem Setting.