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Anonym

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Insgesamt 147 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2023
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


ausgezeichnet

Nachgehender Kriegs- und Spionageroman


Verdun, Ende 1915. Die Schweizer Krankenschwester Johanna Gabathuler versorgt den schwer verletzten deutschen Soldaten Erich. Die Beiden verlieben sich ineinander und verbringen einige schöne Monate miteinander.

Davos, 1917. Erich ist im Krieg gefallen. Johanna kehrt schwanger aus Verdun in die Schweiz zurück, um ihr Kind Elli zu gebären. Doch ihr Vater sorgt dafür, dass ihr das uneheliche Kind weggenommen wird, da dieses ihm bei seinen Plänen, das Kurhaus finanziell zu retten, im Weg steht. Johanna wird derweil jede Chance nutzen müssen, um Elli wiederzubekommen. Eine von Johannas Patienten, die Gräfin, weiß mehr über das Schicksal von Elli und fordert von Johanna im Gegenzug für Informationen, dass sie für den deutschen Geheimdienst spioniert. Doch kann dies gut gehen, wenn es in Davos auch ausländische Geheimdienste gibt?

Luca Brosch konnte mich mit „Bevor sich die Welt weiterdreht“ sehr begeistern. Er erzählt eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, die aber bis jetzt kaum bekannt ist. Dabei geht es neben der Hauptstory, auch viel um die geschichtlichen Hintergründe. Hierbei empfand ich die Rückblicke, in denen man zum jeweiligen Charakter mehr über seine bisherige Zeit im Krieg erfahren hat, extrem nahegehend. Durch diese Perspektive wurde mir der jeweilige Charakter auch viel verständlicher.

Aus der Erzählerperspektive verfolgen wir das Schicksal vieler Beteiligter. Dadurch werden viele verschiedene Handlungsstränge erzählt, die dazu führen, dass die Geschichte sehr vielfältig ist. Die im Vordergrund stehende Spionagegeschichte ist spannend erzählt und überzeugt durch viele unerwartete Wendungen. Broschs Schreibstil ist so detailreich und die Orte so atmosphärisch beschrieben, dass ich mich direkt an die jeweiligen Handlungsorte hineinversetzen konnte und deren Stimmung auf mich überging.

Insgesamt konnte mich das Buch zur Serie Davos 1917 sehr begeistern und ich kann es jetzt gar nicht mehr abwarten, die Serie zu schauen.

Bewertung vom 11.12.2023
Jones, Mona

Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley / Cold Creek Valley Bd.2


ausgezeichnet

Leichte Romanze mit tollem weihnachtlichen Flair


Wer auf der Suche nach einer locker leichten Romanze mit toller weihnachtlich-winterlichem Flair ist, der ist mit der Zuckerbäckerin bestens bedient.

Chiara ist zusammen mit ihrem Freund Gabriel ins Cold Creek Valley gezogen und arbeitet an ihrem Traum eine eigene Zuckerbäckerei zu eröffnen. Aber auch ihr Freund Gabriel ist als Arzt viel beschäftigt, sodass es in ihrer Beziehung deswegen kriselt. Als dann ein unerwartetes Ereignis passiert, stellt sich die Frage, ob Chiara und Gabriel wieder zueinander finden können.

Die Zuckerbäckerin bezaubert durch die schönen Beschreibungen der weihnachtlich-winterlichen Aktivitäten und der verschneiten Umgebung, sodass ich toll in Weihnachtsstimmung geraten bin. Daneben konnte mich auch die Liebesgeschichte überzeugen. Diese ist locker leicht, wobei dennoch ein paar Wendungen eingearbeitet wurden, um die Geschichte spannend zu halten. Insbesondere den Konflikt rund um Partner die wenig Zeit füreinander haben, empfand ich als sehr authentisch und toll gelöst. Sowohl Chiara als auch Gabriel konnten mich durch ihre zielstrebige Art überzeugen, und es war toll, dass durch diese Handlungsebene weitere Spannung eingearbeitet wurde. Die Romantik in diesem Buch ist zuckersüß und hat mich mehrmals zum Lächeln gebracht.

Die Aufmachung des Romans gefällt mir richtig gut, sowohl auf der Vorderseite als auch auf der Rückseite sind verspielte winterliche Motive gewählt, wobei ein besonderes Highlight die haptisch spürbaren und glitzernden Schneeflocken und Süßigkeiten sind.

Bewertung vom 07.12.2023
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


sehr gut

Fokus auf die Beziehung zwischen Mutter und Tochter toll gewählt


Als Maríannas Leiche sieben Monate zuvor gefunden worden ist, gingen alle von einem Suizid aus. Doch nun wurden die Leiche in der Rechtsmedizin und die Todesumstände nochmals genauer untersucht. So hat sich herausgestellt, dass man damals vorschnell von einem Suizid ausging und es sich tatsächlich um einen Mord handelt.

Die Geschichte wird so erzählt, dass wir zum einen die Aufklärung des Mordfalls in der Gegenwart verfolgen, zum Anderen mehr über Maríannas Vergangenheit erfahren. Bei den Rückblicken wird der Fokus vor allem auf die Beziehung zwischen Maríanna und ihrer Tochter gelegt. Deren Beziehung ist schon früh von Problemen geprägt, sodass die Tochter dann in eine Pflegefamilie gerät. Den Fall an sich fand ich gut gewählt, insbesondere die Beziehung zur Tochter ist gut ausgearbeitet worden. Jedoch hat mich an der Umsetzung der Geschichte der repetitive Schreibstil etwas gestört, durch den die Aufklärung des Mordfalls sich nur langsam entwickelt. Insgesamt hätte in der Geschichte mehr Potential gesteckt.

Bewertung vom 07.12.2023
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


gut

Unterhaltsam, aber nach einer Zeit etwas repetitiv und anstrengend


Immer wieder verschiebt Lars, die Dinge die er zu erledigen hat. Eigentlich wollte er einen brillianten Roman schreiben, sein Lebenswerk, aber dann lebt er sein Leben nur so vor sich hin. Als es auch Johanna mit Lars zu anstrengend wird, nimmt Lars sich 13 Dinge vor, die er sich auf einer To-do-Liste festhält. Am Ende steht die Frage, ob er sich ändern kann und so weiterhin eine Beziehung mit Johanna möglich ist.

Aus Lars Ich-Perspektive erfahren wir auf überspitzte Weise, wieso es Lars so schwer fällt, alltägliche Dinge zu erledigen, sei es das Bett aufzubauen, putzen, die Steuererklärung zu machen, kochen, die Kinder rechtzeitig abzuholen usw., wovon er abgelenkt wird und welche Probleme sich ihm in den Weg stellen. Dabei war es einerseits sehr unterhaltsam geschrieben, wie Lars immer wieder nicht weiterkommt mit seinen Aufgaben, andererseits empfand ich es auf Dauer dann doch sehr anstrengend zu lesen, wie überfordert Lars mit seinem Leben ist.

Insgesamt empfehle ich das Buch deswegen Personen, die gerne überspitzten Humor mögen, ein Buch für zwischendurch suchen oder einfach mal Motivation brauchen, um nicht so zu enden wie Lars.

Bewertung vom 04.12.2023
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


ausgezeichnet

Viele überraschende Wendungen

Vom Himmel die Sterne erzählt die Geschichte von Sallie Kincaid, der Tochter des Duke. Zu Beginn der Geschichte ist sie noch sehr jung und damit auch verspielt. Als sie eines Tages mit ihrem Bruder spielen möchte, geschieht hierbei ein schrecklicher Unfall und ihre Stiefmutter, die Sallie noch nie leiden konnte, weil sie der Beweis ist, dass der Duke zuvor eine andere Frau hatte, verweist Sally zu Tante Faye aufs Land. Nachdem Sallys Stiefmutter gestorben ist, holt der Duke Sally zurück zu ihrem riesigen Anwesen.

Jeanette Walls Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er war flüssig zu lesen und durch Sallys Ich-Perspektive konnte ich direkt eine Verbindung zu Sally aufbauen. Ich habe mit ihr mitgelitten, was sie alles durchmachen muss und wofür ihr, auch als sie noch ein kleines Kind ist, die Schuld gegeben wird.

Sally ist eine sehr mutige Protagonistin, die sich auch durch die vielen Schicksalsschläge, die sie durchmachen muss, nicht unterkriegen lässt. Sie hat innovative Ideen, insbesondere beim Whiskeyverkauf. Bereits als junges Mädchen arbeitet sie hart und beweist im Umgang mit in Schwierigkeiten geratenen Mietern, dass sie sich trotz dem ihr immer wieder entgegengebrachten Missmut, ihre Menschlichkeit behalten hat, aber gleichzeitig sehr durchsetzungsfähig ist. Zudem ist Sally sehr feministisch geprägt, insbesondere in ihrer Haltung zur Ehe.

Die Handlung überzeugt durch viele überraschende Wendungen und der Verarbeitung von auch grausamen, historischen Realitäten.

Insgesamt hat mich das Buch vor allem durch die mutige Protagonistin Sally sowie der vielfältigen, zum Nachdenken anregende Handlung überzeugt.

Bewertung vom 21.11.2023
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


ausgezeichnet

Jil Sander - eine beeindruckende Persönlichkeit, die ihrem Leitbild immer treu blieb


„Ich bin dafür eingetreten, dass Frauen als sie selbst wahrgenommen werden, nicht als rückständigen Traditionen verhaftetes Phantasma“

Gut recherchiert wagt sich Maria Wiesner, Journalistin bei der FAZ, an Jil Sanders Person heran. Dass es nicht leicht sein wird, viel Privates über sie herauszufinden, wird gleich im ersten Kapitel klar, denn Sander war es wichtig „die Tür ins Private immer nur einen Spalt zu öffnen“. Wiesner konzentriert sich deswegen auf die Aspekte, die sicher sind, sodass der Hauptfokus auf Jil Sanders Weg zur Modedesignerin liegt. Mich persönlich hat dies nicht gestört, möchte ich keine möglicherweise falschen Vermutungen lesen. Dennoch erfährt man auch manches Privates, z.B. über ihre Herkunft und Ausbildung, Sanders Jahre in den USA, ihren Kunstgeschmack, die eher extravagante Inneneinrichtung ihres Hauses, der Gestaltung ihres Gartens und über ihre Lebenspartnerin Angelica Mommsen.

Nicht zu knapp widmet sich Wiesner den Anfängen der Marke Jil Sander. Sie arbeitet gut heraus, was Sanders Haute Couture und Pret-a-Porter von denen anderer Modemarken unterschied. So wird deutlich, dass auch in den eher schlichter gehaltenen Stücken, viel Handwerkskunst lag, war es Sander doch wichtig, dass sie nur die besten Stoffe nutzte und diese auf die bestmögliche Weise verarbeitet wurden. Ihre Stücke waren zeitlos, liesen sich beliebig miteinander kombinieren. Deswegen gilt Sander als Erfinderin des Zwiebellooks.

Gleichzeitig gelingt es Wiesner, einem die Modebranche eingehend näher zu bringen. Sie erklärt, warum Sander Rückschläge, wie die in der Modeschau in Paris erleiden musste. Dass Sander es zu der Zeit nicht immer einfach hatte, zeigt sich auch daran, dass zu der Zeit extravagante Kleidungsstücke die Haute Couture dominierten. Doch Sander, die erste Frau an der Spitze eines börsennotierten Unternehmens, war eine gute Unternehmerin und hat ihre Marke deswegen bereits früh um Parfüm und Beautyprodukte und später um eine Herrenkollektion erweitert. Was bleibt ist ihre Ideen, dass auch schlichte Teile, schön sein können.

Wiesners journalistischer Schreibstil lässt sich auch beim Wechsel zwischen verschiedenen Themen extrem flüssig lesen.

Bewertung vom 19.11.2023
Marly, Michelle

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent


ausgezeichnet

Unterhaltsam und mit viel Detailliebe erzählt


LouLou de la Fallaise wächst unter strenger Obhut bei ihrer Großmutter Rhoda auf, bis sie sich davon zu lösen sucht, indem sie sehr jung mit Desmond FitzGerald heiratet. Desmond legt viel Wert auf irische Werte und einen konservativeren Kleidungsstil. LouLou dagegen zieht sich gerne sehr farbenfroh und ausgefallen an, am liebsten mit Klamotten vom Flohmarkt. Schnell wird klar, dass die Ehe nicht für die Ewigkeit ist. Und so löst sie sich von ihm und geht eigene Wege, bis sie eines Nachmittags zur Teatime eingeladen wird, wo sie Yves Saint Laurent kennenlernt…

Ohne große Erwartungen habe ich „Der Glanz der Zukunft“ begonnen, wurde dann aber durch die Detailliebe und den tollen Schreibstil von Michelle Merly überzeugt. Mit LouLou de la Falaise hat Merly eine Protagonistin gewählt, die wenig bekannt ist, deren Einfluss auf Yves Saint Laurent deswegen aber nicht zu unterschätzen ist.

Zwischen Irland, London, Marokko, New York und Paris lernen wir LouLou besser kennen. Besonders gut gefallen hat mir, dass wir die Entwicklung von LouLou de la Falaise von Beginn an miterleben können. So erleben wir, wie LouLou zu Beginn ihres Lebens insbesondere durch den Einfluss ihrer Mutter und ihres ersten Mannes ihren Modegeschmack und ihre Persönlichkeit nicht so ausleben konnte, wie sie wollte. Deswegen war ich umso beeindruckter von ihrer Entwicklung zu einer von Yves wichtigsten Unterstützern, die am Ende sogar eigenständig für die Pret-a-Porter Kollektion verantwortlich war.

Yves Saint Laurent wiederum war mir zwar vom Name ein Begriff, aber besondere Kenntnisse zu seiner Person hatte ich vor dem Lesen dieses Romans nicht. Beim Kennenlernen von LouLou und Yves wurden viele Details auch zu seiner Person eingearbeitet und seine Entwicklung spielte ab dann durchwegs auch im Roman eine wichtige Rolle. Dadurch konnte ich auch Yves als Persönlichkeit gut kennen und verstehen lernen. Yves Saint Laurent, zunächst schüchternen Designer, entwickelte einzigartige Designs, entsetzte in seiner Einzigartigkeit aber manchmal auch die in der Modebranche wichtigen Personen. Doch auch wenn er einige Rückschlage, auch im privaten Bereich durchleben muss, kam er nach einer Zeit wieder gestärkt daraus zurück.

Bewertung vom 17.11.2023
Bagci, Tarkan

Heartbreak


sehr gut

Schwierige Themen unterhaltsam aufgearbeitet


Marie und Tom treffen eher zufällig aufeinander: beide machen eine schwere Zeit in ihrem Leben durch: Marie, weil sich ihr Freund nicht mehr meldet und Tom weil ihm der tragische Unfall bei einem Filmdreh mediale Abwertungen en masse einbringen. Im Urlaub in der Toskana begegnen sie sich zufällig und merken, dass ihr Leben eine bestimmte Überschneidung hat.

In Heartbreak setzt sich Bagci intensiv mit psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Angstzuständen und Kontrollzwang auseinander. Darüber hinaus beschäftigt er sich z.B. auch mit dem Influencer Dasein; wie man es schafft, langsam mehr für sich einzustehen und wie man sich auch gegenüber den Eltern lösen kann, wenn diese eigene Entscheidungen nicht akzeptieren und damit über das Leben des Kindes bestimmen wollen.

Besonders gut hat mir gefallen, wie nah wir an Maries Gedankengängen waren und wie authentisch diese im Hinblick auf ihre Erkrankung waren. Dabei wurde deutlich, wie gut es Bagci gelingt, schonungslos ehrlich zu schreiben und gleichzeitig gesellschaftlich relevante Themen anzusprechen, die zwischen den Zeilen Gesellschaftskritik enthält.

Der Roman wird abwechselnd aus Maries und Toms Sichtweise erzählt. Hierbei verwendet der Autor die personale Erzählperspektive (er/sie), die aber sehr geeignet war, um die angesprochenen tiefgründigen Themen aufzuarbeiten.

Besonders gut gefallen hat mir, wie viel Handlung dennoch in Heartbreak gesteckt hat und dazu geführt hat, dass sich das Buch sehr leicht lesen lies.

Empfehlenswert für alle die auch gerne Bücher über ernstere Themen lesen und dennoch gerne unterhalten werden wollen.

Bewertung vom 15.11.2023
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Sehr persönliche und berührende Geschichte


Anja Reich begibt sich in „Simone“ mit uns in ihre eigene Vergangenheit, die eng verknüpft ist mit der von ihrer ehemaligen Freundin Simone. Ehemalig, weil Simone sich das Leben genommen hat. Anja Reich begibt sich nun mit uns auf die Suche nach dem Warum.

Besonders gut gefallen hat mir, wie viel Geschichte in „Simone“ enthalten war. Weil Anja und Simone in Ost-Berlin aufwachsen, ist deren eigene Geschichte auch eng mit der deutschen Geschichte verknüpft und so wird durch das Buch hindurch immer wieder thematisiert, wie das Leben in Ost-Berlin war und welche Auswirkungen die Wende hatte.

Im Zusammenhang mit der Geschichte der Eltern und Großeltern erfahren wir aber auch etwas über das Leben in der Tschechoslowakei und die Auswirkungen des 2. Weltkriegs, insbesondere das Thema Vertreibung von Deutschen wird aufgegriffen. Reich gelingt es, das Thema Vertreibung sehr berührend von den verschieden Seiten zu beleuchten, weswegen es mich länger zum Nachdenken gebracht hat.

Im Zusammenhang mit den Gründen für den Suizid schreckt Reich nicht davor zurück, auch schwierige Fragen zu stellen und führt für die Beantwortung dieser Fragen Gespräche mit Experten. So wird z.B. das Thema Borderline behandelt, aber auch danach gefragt, ob die Wende und deren Auswirkungen auf Simones Leben im Zusammenhang mit ihrem Suizid stehen könnten. Die Umsetzung dessen hat mir gut gefallen, durch die vielen Themen blieb das Buch spannend. Gleichzeitig ist es Reich gelungen, das Thema einerseits mit den Experten auf einer sachlichen Ebene anzugehen, andererseits mit den Gesprächen mit Freunden und Fragen nach der persönlichen Schuld sehr berührend zu erzählen.

Insgesamt ist das Buch durch die vielen Themen, die es aufgreift sehr bereichernd und durch das emotionale Thema gleichzeitig sehr berührend.

Bewertung vom 13.11.2023
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


sehr gut

Geschichte der 1920er toll in eine Krimigeschichte verflochten


Alma ist Fräulein vom Amt, d.h. sie nimmt Anrufe entgegen und vermittelt diese an die zuständige Person weiter. Doch hiermit möchte sie sich nicht begnügen. Nachdem sie durch die Hinweise von Gertrudes Kolleginnen das Gefühl hat, dass hinter Gertrudes Tod mehr stecken könnte, verfolgen wir Alma mit der Unterstützung von ihrer Freundin Emmi dabei, wie sie Hinweisen nachgeht und wir nach und nach mitfiebern können, wer hinter dem Mord an Gertrude steckt.

Die Auflösung des Falls habe ich so nicht kommen sehen, den Autoren ist es also gut gelungen, einen auf die falsche Fährte zu locken. Dieses Buch ist auch für nicht so Krimibegeisterte toll, weil neben der Aufklärung des Fall auch viel die Beziehung von Alma zu Ludwig, die Freundschaft zu Emmi, Schachspiele, Jazzmusik und das Tanzen im Fokus stehen.

Alma hat mich mit ihrer feministischen Art sehr überzeugt, sie strebt auf eine bessere Zukunft hin, in der sie als Frau nicht nur Hausfrau ist. Besonders bedrückend fand ich es, dass Frauen durch die Heirat mit einem Mann nicht mehr arbeiten durften und damit sehr abhängig vom Mann wurden. Dieser Zwiespalt wird sehr deutlich, man kann ihre Liebe zu Ludwig gut nachvollziehen und gleichzeitig verstehen, wieso sie vor einer Heirat zurückschreckt. Vermieterin Frau Meier sorgt für einige Lacher und die Freundschaft von Emmi und Alma ist einfach herzerwärmend.

Besonders gut hat mir gefallen, wie die Atmosphäre während der 1920er in Baden-Baden greifbar wird. Es ist die Zeit des Fortschritts und so bekommt auch Alma ihr erstes Radio, das ihr Bruder ihr gebaut hat. Auch die Wirtin Frau Meier hat ihren ersten Staubling und man munkelt schon vom Fernseher. Doch der Fortschritt bringt auch negative Konsequenzen mit sich: in dem Zusammenhang wird dann toll der 1. Mai und die Arbeiterbewegung eingearbeitet. Aber auch die wachsende Politisierung, sowohl der Kommunisten als auch der Deutschnationalisten, wird aufgearbeitet.

Ingesamt ist es den Autoren hinter Charlotte Blum gelungen, die Geschichte der 1920er toll recherchiert aufzuarbeiten und spannend in eine Krimigeschichte einzuflechten.