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lustaufbuch

Bewertungen

Insgesamt 208 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2024
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

Ein empfehlenswertes Buch
Auch wenn die Büste der Nofretete bereits 1912 entdeckt wurde, war sie das erste Mal vor exakt 100 Jahren in Berlin zu sehen, wo sie heute immer noch, bzw. wieder im Neuen Museum zu bewundern ist. In diesem vergangenen Jahrhundert hat sich die Faszination für den Sensationsfund immer mehr gesteigert und ist bis heute nicht abgeebbt.

Das Sachbuch "Die Königin" von Sebastian Conrad bietet die Möglichkeit das eigene Wissen über die Büste der Nofretete zu erweitern und zugleich einen aktuellen Blick auf die Frage der Restitution sowie Rezeption zu bekommen. So erfährt man u.a., dass Ludwig Borchardt zwar das Grabungsteam leitete, aber selbst gar nicht die Büste der Nofretete entdeckte, sondern stattdessen der in Vergessenheit geratene ägyptische Arbeitshelfer Muhammad Ahmad al-Sanusi. Weiterhin analysiert Conrad diesen Fund präzise hinsichtlich der vergangenen Jahrzehnte, Ansprüche der Restitution und bietet sogleich eine historische Einordnung. Zudem spannt er den Bogen zur heutigen Zeit, aktuellen Rezeptionen dieser Büste und der immer noch anhaltenden Berühmtheit.

Wer mehr über die Geschichte des Sensationsfundes erfahren möchte, dem ist dieses gute recherchierte Buch wärmstens zu empfehlen.

Bewertung vom 05.03.2024
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


weniger gut

Ein Roman mit verpassten Chancen
Wer den Titel dieses Romans liest, erhofft sich im Laufe der Lektüre zugleich mehr über die Philosophenschiffe zu erfahren, die es wirklich gab! Doch leider geschieht dies kaum.
Michael Köhlmeier erzählt in seinem neuesten Roman "Das Philosophenschiff" die Geschichte der Anouk Perleman-Jacob, die zu ihrem hundertsten Geburtstag einen Schriftsteller einlädt, mit der Absicht ihm in den nachfolgenden Tagen ihre Geschichte zu erzählen, damit dieser sie aufschreibt und aus dieser einen Roman formt, der eine Mischung aus fiktionalen und realen Elementen enthält, die jedoch nicht offensichtlich identifizierbar sein sollen. Zuerst lustlos lässt sich der Schriftsteller, zugleich Ich-Erzähler, darauf ein und gewinnt immer mehr Interesse an Anouks Erzählung aus ihrer Jugend.
Jedoch nimmt das Buch, trotz seiner knapp 220 Seiten, kaum an Fahrt auf und plätschert nur vor sich hin. Auch als im späteren Verlauf der ominöse Gast, später von Anouk als Lenin identifiziert, auftaucht, schaffen diese Stellen es nicht, den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Jedoch ist positiv zu erwähnen, dass die Sprache Köhlmeiers wirklich schön zu lesen und bewusst gewählt ist. Weiterhin ist das Cover, betrachtet man die beiden Buchdeckel sowie den Buchrücken, einfach wunderschön!

Bewertung vom 01.03.2024
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


gut

Ein interessanter Roman ohne Tiefe
Der Debütroman der Übersetzerin und nun auch Autorin Stefanie Gerhold trägt den Titel "Das Lächeln der Königin" und ist somit passend zum Inhalt, schließlich erzählt das Buch die Geschichte der Entdeckung der Büste der Nofretete und deren erste Jahre in Deutschland.
Gerholds Stil ist sehr gewählt und der Roman lässt sich flüssig lesen. Der Leser erfährt dabei einige Hintergrundinformationen über die Nofretete, jedoch hätte der Roman noch mehr Potenzial gehabt, welches leider ungenutzt gelassen wurde. Zu sehr kratzt er an der Oberfläche anstatt thematisch in die Tiefe zu gehen. Auch die Figuren erscheinen großteils leblos und werden kaum in die Geschichte eingeführt, weswegen der Lesefluss manchmal gestört wird, da u.a. nicht offensichtlich ist, wer die Person eben nochmal war und was sie zur Sache beiträgt.
Dennoch handelt es sich um ein gelungenes Debüt über die Nofretete, das den Leser gut unterhält und mit einigen Information beschenkt.

Bewertung vom 01.03.2024
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


weniger gut

Leider eine Enttäuschung
Das neueste Buch des Rechtsmediziners Michael Tsokos, welches er zusammen mit seiner Frau Anja geschrieben hat, klingt auf den ersten Blick interessant, doch erfüllte meiner Erwartungen ganz und gar nicht, sondern enttäuscht mich maßlos, obwohl ich mich sehr auf diesen Roman über die DDR gefreut hatte.
Es geht um einen 79jährigen Mann namens Heinz Labensky, der einen ominösen Brief bekommt. Die Absenderin ist offenbar die Tochter von Rita, einer ehemaligen Freundin von Labensky, die irgendwann einfach verschwand. So beginnt der Roman und Labensky begibt sich auf die lange Reise, geprägt von besoffenen Mitfahrern, etc. nach Rostock zu Ritas Tochter.
Eingebettet in die Fahrt, meist in Gesprächen mit seinen stetig wechselnden Sitznachbarn, erzählt er seine und sogleich auch die Geschichte von Rita. Labensky wird u.a. aus der Grundschule entlassen, da er bildungsunfähig sei, etc.
Im späteren Verlauf des Roman trifft Labensky u.a. auf Mitglieder der RAF wie Ulrike Meinhof, Andreas Baader oder Gudrun Ensslin, doch natürlich erkennt Labensky diese nicht, verhilft ihnen sogar zu ihrem Namen und fragt sich warum die drei dauernd über "Schweine" reden und diese nicht mit Fallen bekämpfen. Außerdem, Labensky fungiert als eine Art Taxifahrer, befinden sich diese kurz vor ihrer Reise in den Nahen Osten und Labensky zerbricht sich den Kopf wo denn der Nahe Osten ist und kommt zu dem Schluss, dass es auch einen Fernen Osten geben muss und beide in der DDR liegen müssten. Dass man dafür jedoch fliegen muss, bleibt ihm schleierhaft.
Wie man bereits an diesen Schilderungen merkt ist der Roman keinesfalls ein guter , sondern schlicht niveaulos, verblödend und dabei, aufgrund des schlichten Stils, noch langatmig – schade! Dabei hatte ich mir von diesem Buch und gleichzeitig von einem so gebildeten Mann wie Tsokos mehr erwartet.
Ausschließlich eine gute Recherche über Görings Carinhall, etc. führten dazu immerhin zwei Sterne zu vergeben.

Bewertung vom 25.02.2024
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Viel wurde bereits über dieses Buch gesagt und geschrieben – niemals zu viel. Was uns Caroline Wahl mit ihrem Debütroman darbietet, ist ein Wechselbad der Gefühle zwischen Trauer, Angst, Hass, gar Wut und Melancholie.

Gleich zu Beginn tauchen wir wortwörtlich mitten in das Geschehen von „22 Bahnen“ ein, begleiten Tilda, wie sie ihren Studienalltag mit ihrem Job an einer Supermarktkasse und das Kümmern und Verpflegen ihrer Familie, bestehend aus der jüngeren Schwester Ida und einer alkoholkranken Mutter, unter einen Hut zu bekommen versucht. Schnell wird deutlich, wie eng die Bindung zwischen den beiden Geschwistern ist und durch traurig prägende Erlebnisse zwischen ihnen und ihrer Mutter nur noch verstärkt wird. Doch Tilda will die Alkoholsucht ihrer Mutter nicht hinnehmen und besonders Ida vor unkontrollierten Verhaltensweisen, einhergehend mit Ausrastern und Handgreiflichkeiten ihr gegenüber, schützen. Demnach kümmert sie sich aufopferungsvoll um Ida, indem sie ihr eigenes Leben seit Jahren hintenan stellt und sie, wie ihre Schwester es auch sein wird, viel zu jung erwachsen sein musste. Eigentlich ein ziemlich tristes und psychisch belastendes Leben, wäre da nicht plötzlich der ominöse Viktor und das enge, unzertrennliche Band der beiden Schwestern …

Caroline Wahl schreibt anders, präziser und zugleich prägnanter. Besonders wenn es um dialogische Gespräche geht, hält sie es mit einem schlichten Stil, verzichtet auf Ein- und Ausleitungsverben der direkten Rede sowie auf Anführungszeichen. Was zuerst ungewohnt erscheint, ergibt im Laufe des Buches Sinn, schließlich kann der Leser schlussfolgern in welcher Art und Weise gesprochen wird.
Zudem arbeitet die Autorin mit vielen Motiven, die, bei genauem Lesen, vereinzelt auftauchen und eine Gleichmäßigkeit suggerieren, die von Tildas Alltag bestimmt wird.

Eine große Leseempfehlung für aufwühlende, melancholische und trotz allem wunderschöne Lesestunden mit einem der schönsten aktuellen Coming-of-Age-Romane.

Bewertung vom 13.01.2024
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


sehr gut

Ein neuer Blick auf die Herausforderungen der Menschheit
Der US-amerikanische Astrophysiker Neil de Grasse Tyson stellt sich in seinem Buch "Im Spiegel des Kosmos - Perspektiven auf die Menschheit" den aktuellen Fragen unserer Menschheitsgeschichte und behandelt sie ausführlich, verständlich und mit nicht zu kurz kommendem Humor.
Dabei lässt er stets einen faktenbasierten Blick über bestimmte Themen schweifen und kommentiert diesen sehr objektiv und allgemeinverständlich. Er schafft es, komplexe thematische Gegenstände verständlich und nachvollziehbar zu erklären – eine Kunst für sich.
Der Autor schreckt auch vor brisant diskutierten Themen wie Fleischessen, das Gendern oder auch Race. Somit eröffnet sich dem Leser, mit einhergehender Lektüre, ein vertiefter und teils anderer, bzw. unbekannter Blick darauf.
Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der sich gerne mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt.

Bewertung vom 08.01.2024
Wolff, Iris

Lichtungen


sehr gut

Ein poetischer Roman
Die Autoin Iris Wolff, die sich vor allem wegen ihres Romans "Die Unschärfe der Welt", großer Beliebtheit erfreuen darf, veröffentlicht nun ihr neuestes Buch, mit dem Titel "Lichtungen". Schon wie der eben genannte Vorgängerroman, ähnelt das Cover der beiden Bücher einander sehr, was jedoch kein Makel, sondern vielmehr positiv ist, da beide Cover von einer schlichten Eleganz zeugen.
In diesem Roman begleiten wir nun Lev, einen elfjährigen Jungen, der krankheitsbedingt zuhause bleiben muss. Noch dazu bringt, zu seinem Leidwesen, die schlaue, aber stets gemiedene Kato ihm stets die Hausaufgaben. Was jedoch so ungewollt beginnt, artet in einer Verbindung zwischen den beiden aus, die keiner davor erahnt hätte.
Wie es so ist, verliert man sich aus den Augen, doch Jahre später steht – dem Zufall sei Dank – ein Wiedersehen an.

Bewertung vom 08.01.2024
Hill, Nathan

Wellness


sehr gut

Der neue, langersehnte Roman von Nathan Hill
Nun ist er da, der neue, langersehnte Roman von Nathan Hill. Dabei ist dr Titel "Wellness" etwas in die Irre führend, da es in diesem Buch vielmehr um ein Paar geht, welches nach einigen Jahren der glücklichen Zweisamkeit vor Herausforderungen gestellt wird, die es zu meistern gilt.
So lernen sich Jack und Elizabeth und verlieben sich sogleich Hals über Kopf ineinander, sodass sie nicht mehr ohne den anderen können. Sie bestreiten gemeinsam das kulturelle Leben der 90er Jahre und erleben aufregenden Jahre, bis sie sich dabei erwischen, wie ihre Ehe, im Wahnsinn des Alltags und mit den Herausforderungen unserer Zeit, fast zerbricht.
Hills Roman bildet ein Epochengemälde und analysiert auf kluge Weise das menschliche Miteinander.
Das Cover ist dabei sehr ansprechend gestaltet und springt, aufgrund der prägnanten Farben, direkt ins Auge.

Bewertung vom 08.01.2024
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


sehr gut

Hoffnung wagen!
Der Autor sowie Journalist Till Raether schlägt mit seinem neuen Werk, diesmal erneut ein Sachbuch, "Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?", ganz andere Klänge an. Klug hinterfragt er die aktuellen Krisen und schafft es durch humoristische Überlegungen immerhin etwas Mut zu geben und positiv nach vorne zu schauen.
Bereits das Cover ist durch die prägnante Farbmischung aus einem knalligen rot sowie den Tönen gelb und blau bestimmt und fällt Buchliebhabern beim Stöbern im Buchgeschäft sofort ins Auge.
Wer sich jedoch eine tiefe und gründliche Beschäftigung mit den Fragen erhofft wird enttäuscht. Dies ist schließlich auch schon an dem geringen Umfang von nur knapp 120 Seiten erkennbar.
Wer jedoch gerne über sämtliche gesellschaftliche sowie politische Themen nachdenkt, dem kann dieses Buch als Impuls dienen.

Bewertung vom 17.10.2023
Münkler, Herfried

Welt in Aufruhr


ausgezeichnet

Analyse der politischen Machtstrukturen
Der Bestsellerautor und emeritierter Professor für Politikwissenschaft Herfried Münkler, legt nun nach seinem beeindruckenden Buch "Marx, Wagner, Nietzsche" mit einem Werk über die politischen Machtstruktur und wohin sie führen können und werden nach. Der Titel dieses Buches "Welt in Aufruhr – Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert" beschreibt exakt, was Münkler mit dem Buch erreichen wollte und auch geschafft hat. Der Leser bekommt einen, wenn auch manchmal beängstigenden Einblick in die aktuelle Lage der Weltpolitik und wie sie sich entwickelt. Passend dazu wurde das Buchcover ausgewählt, welches durch Schriften in schlichten prägnanten Farben hervorsticht, die sich auf einer grau-weiß abgebildeten Weltkarte befinden.
Somit hat Herfried Münkler ein spannendes Sachbuch, strotzend vor Aktualität, geschrieben, welches jeden Leser in dessen Bann ziehen und nachdenklich zurücklassen wird.

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