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Hennie
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Chemnitz

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Insgesamt 274 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2020
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


ausgezeichnet

DER MORDENDE DRECKSACK
Entgegen den meisten aktionsreichen Straftaten, die Hunter und Garcia so in ihrem Polizistenleben zu bewältigen und zu lösen haben, kommt Fall 11 nur indirekt blutrünstig und grausam daher. „Bluthöllle“ verläuft etwas anders als die sonstigen Thriller Carters.

Durch Zufall kommt die professionelle Taschendiebin Angela Wood an ein Notizbuch mit brisanten und entsetzlichen Einträgen über realistische Mordfälle. Sie übergibt es der Polizei. Daraufhin stellt der Täter Hunter ein Ultimatum wegen der Rückgabe, droht ihm mit Angelas und seiner Tötung. Es beginnt ein Rennen gegen die Zeit.
Die Jagd nach dem Killer steht im Vordergrund. Seine entsetzlichen Taten, die schon geschehen und im Notizbuch detailreich mit Polaroids beschrieben und dargestellt sind, geschahen vor geraumer Zeit. Den Opfern ist nicht mehr zu helfen.

Für mich als Thrillerfan war „Bluthölle“ sehr spannend zu lesen. Dabei fand ich es zweitrangig, ob immer alles logisch ablief. Ich wurde über die gesamten 99 Kapitel sehr gut unterhalten! Der Schreibstil des Autors fasziniert mich. Ich finde es sehr schön, dass er seinen Charakteren ein besonderes Charisma verleiht, sie Eigenarten besitzen und im Laufe der Zeit weiter entwickeln. Hunter und Garcia sind lebendig wirkende Figuren, die ihre Schwächen und Stärken haben.
Packend gestaltet wie der „mordende Drecksack“ (S. 285) doch noch ein wenig menschliche Züge erhält, wie Chris Carter seinen Werdegang darstellt, warum er zu dem Monster werden konnte.

Meine unbedingte Lese- und Kaufempfehlung und die Höchstbewertung!

Bewertung vom 02.09.2020
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


ausgezeichnet

Die letzte Reise - Eine Reise ins Ich
„Der letzte Satz“ ist ein schmales Buch von 126 Seiten, in dem Gustav Mahler (1860 - 1911), ein bedeutender Komponist und berühmter Dirigent seiner Zeit am Ende seines nicht sehr langen Lebens dargestellt wird. Es kann daher nur eine Momentaufnahme seines wechselvollen Lebens sein.
Robert Seethaler fängt sein Büchlein an mit einem Zustandsbericht, der sich bis zum Ende hin durchzieht. Mahler befindet sich auf dem Sonnendeck der „Amerika“, mitten auf hoher See, auf seiner letzten Schiffsreise von New York nach Wien. Sein Körper bereitet ihm wie stets Schmerzen, Fieberschübe verzehren ihn. Er resümiert über sein gesamtes Dasein, über sein kompositorisches, musikalisches Schaffen, über seine Beziehung zu Alma, den schmerzlichen Verlust seiner Tochter Maria... Wie im Wahn oder wegen des nahen Todes (?) schweifen seine Gedanken und Erinnerungen ab. Deshalb erscheint die Handlung oft sprunghaft, wechselt von der Gegenwart in vergangene Zeiten. Ich finde das stilistisch vom Autor hervorragend gelöst. Mir gefällt die erzählerische Perspektive, die er für seinen Roman gewählt hat. Ich las oft zwischen den Zeilen bzw. fühlte mich veranlasst über Mahlers und Almas Leben nachzuschauen, mich zu informieren, Wissen zu rekapitulieren.
Immer wieder werden Gustav Mahlers körperlichen Gebrechen thematisiert, die unerträglichen Schmerzen im Kopf, die ihn aber ebenso wie die Natur, ein Vogel, dessen Ruf und vieles andere zum Komponieren inspirieren. In so einem Falle arbeitete er ungeachtet seines Gesundheitszustandes intensiv hintereinander weg, nahm darauf keine Rücksicht.

Die Probleme zwischen Mahler und Alma waren unausweichlich– zwei schwierige Charaktere trafen aufeinander. Alma, obwohl die Liebe seines Lebens, wird von ihm sehr vernachlässigt. Oft bemerkt er sie nicht einmal, betrachtet sie als Gegenstand. Er war eine zerrissene melancholische Seele, getrieben von ständiger Unruhe und Launenhaftigkeit, liebte die Einsamkeit und fühlte sich nicht unbedingt wohl in Gesellschaft, tat aber seine Meinung kund. Alma fühlte sich unverstanden, die immer größer werdende Distanz zwischen den beiden Eheleuten kommt hervorragend zum Ausdruck. Es ist verständlich für mich aus heutiger Sicht, dass sie sich einem anderen Mann zuwandte.

Mahlers Rückblicke umkreisen seinen eigenen Kosmos. Er sieht sein Ende auf sich zukommen und reflektiert bis zuletzt, was er hätte noch erschaffen können. Mahler bedauert es sehr, zu wenig Musik gemacht zu haben in seinem Leben.

"Er hätte die Harmonien seines Körpers komponieren sollen. Und noch viel mehr die Disharmonien". S. 114

Sehr gut gelöst finde ich das Ende des Buches mit dem Schiffsjungen. Durch einen Zufall erfährt er vom großen Begräbnis des „Direktors“ und bekommt eine Ahnung von der Erhabenheit seiner Musik.
Ich empfinde den Roman als authentisch. So könnte es gewesen sein! Es gibt eine große Zahl von wunderschönen Vergleichen, Metaphern, Sinnbildern, Anspielungen...Ich habe mir viele Zitate notiert.
Trotz der Kürze des Buches werden die wichtigsten Dinge im Leben des großen Komponisten angesprochen: die großen Erfolge in der Musik, seine Frau Alma, die beiden Töchter, der Tod des geliebten Kindes, das Versagen als Ehemann...

Robert Seethaler versteht es eindrucksvoll den Leser mit auf die letzte Reise dieses bedeutenden Künstlers mitzunehmen. Dass der Autor es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2020 schaffte, kann ich gut nachvollziehen!

Bewertung vom 01.09.2020
Korten, Astrid

Die Dornen des Bösen / Ibsen Bach Bd.2


ausgezeichnet

BAND 2 IST EBENFALLS EIN THRILLER DER EXTRAKLASSE
Auch das Cover des zweiten Bandes ziert eine Rose. Dieses Mal ist es eine gelbe, die begrenzt wird von mit roten Dornen bewehrten Zweigen. Gemeinsam mit dem blaugrünen, eisigen Hintergrund, mit den gelben Buchstaben des Titels vermittelt es mir Gefahr. Ein schönes Cover, ein echter Hingucker!

Profiler Ibsen Bach, der sich gerade in Edinburgh aufhält und auf der Suche nach seiner Ehefrau ist, erhält einen Anruf aus dem Kreml. General Sorokin möchte, dass er seine Tochter Leonela findet. Sie hatte Ibsen einst das Leben gerettet und daher fühlt er sich in der Pflicht nach der jungen Bloggerin zu suchen. Obwohl es nicht so aussieht, ist er davon überzeugt, dass er sie lebend findet. Eine gefährliche Jagd beginnt, die den kranken Ibsen an seine Grenzen bringt...die Dornen des Bösen brechen in einem Inferno seiner Visionen auf...
Er hat sich auf eine äußerst gefährliche, riskante Sache eingelassen, an der mehrere, undurchsichtige Organisationen mit ihren Auftragnehmern beteiligt sind.

Die zweite Begegnung mit Ibsen Bach nach „Akte Rosenrot" verlief noch spannender und atemberaubender. Das beginnt schon in einer Art Prolog, wo an verschiedenen Orten in Europa (Maastricht, London) Menschen irgendwie fremdbestimmt andere töten und dann Suizid begehen.
Die Handlung gestaltet sich sehr abwechslungsreich durch ständig wechselnde Orte in verschiedenen Ländern. Die kurzen Kapitel enden nicht selten in Cliffhangern, so dass die Neugierde mich trieb, schnell weiter zu lesen. Die Abschnitte, wo Ibsen Bach eine Rolle spielte, waren in der Ich-Perspektive verfaßt. So konnte ich sehr gut die Gedankenwelt des Profilers verfolgen, obwohl diese manchmal verworren, esoterisch, geheimnisvoll oder unheimlich rüberkam. Die verschiedenen Handlungsstränge und die ständigen Perspektivwechsel machten die Story unbeschreiblich dramatisch.
Verschiedene Hinweise, z. B. auf S. 32 „Alles wird noch übler werden...“ oder S. 51 „Lara war eine Betrügerin und Lügnerin, ich ein Mörder“ bereiteten mich bereits auf überraschende Wendungen im Geschehen vor. Und Wendungen gibt es wirklich reichlich. Desweiteren beklemmende, grauenvolle Rückblicke in die Vergangenheit, in die Kindheit und Teenagerzeit Ibsens, viele Geheimnisse und Verschwörungen, komplizierte Verwicklungen unter Beteiligung verschiedener Geheimdienste, undurchsichtige Auftraggeber und eiskalte Killer. Wer treibt hier doppeltes Spiel? Diese Frage stellte ich mir oft, besonders aber bei der Jagd nach dem USB-Stick.

Ich bin neugierig auf den 3. Band. Wird Ibsen nun endlich von seinem quälenden Hirntumor befreit? Wie wird Ibsen dann sein? Besitzt er dann noch seine besonderen Fähigkeiten, seinen herausragenden Intellekt und seine ihm ganz eigene Extrapolationsfähigkeit? Er ist seit „Akte Rosenrot" mein Lieblingscharakter und soll es auch bleiben. Ich hoffe darauf.

„Die Dornen des Bösen“ ist eine äußerst gekonnt in Szene gesetzte Mischung aus politischem und psychologischen Thriller, gut recherchiert und logisch bis zum Ende. Astrid Korten versprach mir spannende Lesestunden, die ich auch tatsächlich hatte. Vielen herzlichen Dank!

Ich kann gar nicht anders als fünf von fünf Sternen zu vergeben und natürlich meine eindringliche Lese- und Kaufempfehlung!

Bewertung vom 30.08.2020
Kallentoft, Mons

Verschollen in Palma


sehr gut

Leben zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Vor ca. 3 Jahren las ich den Thriller „Die Fährte des Wolfes" von Mons Kallentoft (& Luttemann). Von der Kraft der Charaktere und der Sozial- sowie Gesellschaftskritik in dieser Geschichte war ich tief beeindruckt. Deshalb wollte ich unbedingt auch „Verschollen auf Mallorca“ lesen.

In dem Krimi ist die Hauptperson der ehemalige Polizist Tim Blanck. Er ist ein verzweifelter Vater, der seit drei Jahren seine verschwundene Tochter sucht. 16 jährig bricht Emme mit ihren Freundinnen von ihrer Heimat Schweden auf zu einer Partyreise nach Mallorca und wurde seit einer nächtlichen Fete nicht mehr gesehen. Die dortige Polizei legte den Fall bald zu den Akten. Tim aber gibt die Suche nicht auf, auch wenn dabei seine Ehe in die Brüche geht und er mittlerweile in Palma als Privatdetektiv arbeitet. Der Auftrag für einen deutschen Millionär bringt ihn in große Gefahr, aber damit auch auf die Fährte der vermißten Tochter. Tim gerät in riesige Schwierigkeiten und kämpft schließlich um sein Leben...

Die Geschichte schien zu Beginn schwer in Fahrt zu kommen. Dazu bediente sich Kallentoft eines ungewöhnlichen Erzählstiles, an den ich mich erst gewöhnen musste. Es lohnte sich aber sehr dranzubleiben. Denn spätestens mit der grausamen Ermordung des Callboys kommt richtig Spannung und Action in die Story.
Manche der Kapitel enden mit einem Komma und der Gedanke bzw. der Satz wird im neuen Kapitel fortgesetzt. Das ist ein seltenes, außergewöhnliches Stilmittel. Der Autor schafft es zudem mit der Sprache auffallend gut die Emotionen bzw. die aktuelle Verfassung der Charaktere einzufangen. Die hilflose Verzweiflung Tim Blancks bei der Suche nach seiner Tochter ging mir nahe. Als Leserin war ich immer mittendrin beim quälenden, langen Prozeß der Nachforschungen. Auch die Rückblenden zu Emme haben mich emotional sehr berührt. Es erfüllte mich an einigen Stellen mit Grauen. Die Schilderung der Gewalt, die dem sehr jungen Mädchen angetan wurde, erfolgte sehr anschaulich.
Tim führt ein Leben zwischen Hoffnung und Verzweiflung abseits von jeglicher Normalität, stets auf der Suche nach der Wahrheit. Seine Tätigkeit als Privatdetektiv ist Mittel zum Zweck. Tims Denken und Fühlen, sein Dasein werden bestimmt von der verschwundenen Tochter.
Dabei wird wie nebenbei deutlich, wie sehr er noch an seiner Frau Rebecka hängt. Mit ihr verbinden ihn tiefe Gefühle. Es gibt eine Menge an Momenten in dem Krimi, die mich aufwühlten, die ich so in diesem Genre nicht erwartet hätte.
Trostlosig- und Ausweglosigkeit, Angst, aber auch Hoffnung und Zuversicht wechseln sich ab in der Gegenwart und Vergangenheit. Immer wieder wechselt die Handlung in der Zeit, sie springt vor und zurück. Es geht um Drogen, Gewalt (Mißhandlung, sexuelle Gewalt gegen Frauen), Prostitution, Korruption, Gier, es geht um den absoluten Filz, eine kriminelle Verflechtung bis in die höchsten, mallorquinischen Kreise. Hier erfolgt die Sichtweise auf ein Urlaubsparadies aus einem anderen Blickwinkel!

Ich bewerte mit vier von fünf Sternen und vergebe meine Kauf-/Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.08.2020
Ahnhem, Stefan

Der Würfelmörder / Fabian Risk Bd.4


ausgezeichnet

10 STUNDEN TOT
„Helsingborg ist nicht mehr der idyllische Ort an der schwedischen Küste, der er mal war.“

Der 4. Band um Kommissar Fabian Risk, das sei vorangestellt, war für mich ein anspruchsvoller Thriller. Damit stehe ich im Gegensatz zu vielen anderen Lesermeinungen. Für mich gab es keine ungeklärten Fragen. Bereits vor einem Jahr las ich „Der Würfelmörder“, allerdings unter dem Titel „10 Stunden tot".

Es beginnt mit dem Prolog im August 2007, in dem eine Frau in kürzester Zeit auf grausamste Art und Weise aller ihrer Illusionen und ihres Lebens beraubt wird. Der Täter ist ein guter Bekannter aus Teil 3 und spielt auch weiterhin eine wesentliche Rolle. Trotz größter, ermittlerischer Bemühungen Risks wird er bis zum Ende des 490 Seiten starken Buches nicht öffentlich entlarvt werden.
Weiter geht es fünf Jahre später mit vielen verschiedenen Handlungsebenen, die aber nie aus der Luft gegriffen, sondern entweder einen Bezug zu früheren Fällen herstellen oder neu aufgeklärt werden müssen. Dazu kommen die privaten, schwerwiegenden Probleme der Ermittler, wie Risk selbst und seiner Familie, die von der Kripochefin Astrid Tuvesson, der Kriminalinspektorin Irene Lilja u. a.

Der Autor hat wie in seinem Vorgängerband „Minus 18 Grad“ sehr viele Untaten, aber auch gesellschaftliche, politische Vorgänge in seinen Krimi hineingepackt. Dazu kommen noch die alten Verbindungen zu Straftaten, die in Dänemark verübt wurden und deren Verflechtungen in die Familie von Fabian Risk (- die dänischen Kollegen Kim Sleizner, Dunja Hougaard - ) hineinreichen. Ich war gezwungen aufmerksam den Inhalt zu verfolgen, um die Zusammenhänge im richtigen Kontext zu verstehen. Die Menge an auftretenden Personen, die von Kapitel zu Kapitel zunahmen und einhergingen mit dem ständigen Wechsel der Örtlichkeiten und der Handlungsebenen forderten mich. So schnell wie sonst, kam ich mit dem Lesen nicht voran. Trotzdem blieb bis zum Ende der rote Faden erhalten.
Es gibt keinen Charakter in Ahnhems Thriller, der einfach zu nennen wäre. Eine zielgerichtete, gemeinsame Zusammenarbeit der Ermittler konnte ich nicht feststellen. Irgendwie fehlt die Gemeinsamkeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Vertrauen. Trotzdem können zwei der mehreren Straftaten aufgeklärt, die Täter ihrer Strafe zugeführt werden. Wie einer der Mörder vorgeht, erfährt nur der Leser. Er würfelt nach einer komplizierten, nur für ihn durchschaubaren Methode seine Opfer, ihre Todesart, den Todeszeitpunkt und den –ort aus. Über ihn und noch weitere ungelöste Fälle wird der Autor im nächsten Band aufklären, denn es endet mit Cliffhangern.

Ich fand „Der Würfelmörder“ als äußerst spannend und vielseitig erzählt. Unter dem Titel „10 Stunden tot“ konnte ich mir leider erst nichts vorstellen. Später erschloß sich mir der Sinn. Der Frau des Kripomannes, des Kollegen von Risk, fehlen 10 Stunden in ihrer Erinnerung. Sie war 10 Stunden wie tot. Das wird sicher noch seine Bedeutung erhalten!

Von mir gibt es die Lese-/Kaufempfehlung für einen kompakten Thriller und die höchste Bewertung.

Bewertung vom 12.08.2020
Winkelmann, Andreas

Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3


ausgezeichnet

Vorsicht bei der Nutzung von Social Media
Der neue Thriller von Bestsellerautor Andreas Winkelmann: ein neuer Fall für Jens Kerner und Rebecca Oswald! Es ist Teil 3 nach „Das Haus der toten Mädchen“ und "Die Lieferung". Die Bände kann man einzeln lesen. Es sind abgeschlossene Fälle, nur das Ermittlerteam ist dasselbe.

Zum Inhalt:
In der Großstadt Hamburg treibt ein Serienmörder sein Katz- und Mausspiel mit der Polizei. Erst tauchen sonderbare Hashtags mit dem Wortlaut #findemich auf. Sie sind mit Leuchtfarbe auf den Autos der späteren Opfer aufgebracht, die dann selbst an öffentlichen Plätzen tot mit floureszierenden Gesichtern wie ausgestellt aufgefunden werden. Was treibt den Täter an, die jungen Frauen auf diese Art und Weise umzubringen? Und warum setzt er der Polizei ein zeitlich begrenztes Limit? Es scheint ihm zumindest Genugtuung zu bereiten, ihnen ihre Unfähigkeit nachzuweisen. Jens Kerner gerät an seine Grenzen, trifft falsche Entscheidungen...

Meine Meinung:
„Der Fahrer" ist eine Geschichte, die mich von Kapitel zu Kapitel nicht mehr losließ. Ich habe sie an einem Tag gelesen. Durchgesuchtet! Der Thriller ist rasant und ungeheuer fesselnd geschrieben, ein Pageturner durch und durch. Die Kapitel sind kurz und enden trickreich mit spannendem Ende, das einen zwingt immer weiter zu lesen.
Die Handlung ist vielfältig, viele Personen erscheinen verdächtig. Als Leser steht man genau wie Kommissar Kerner vor unzähligen Fragen. Ich fühlte und fieberte mit ihm und seiner Mitarbeiterin Rebecca Oswald. Das ganze Team steht unter einem immensen Erfolgsdruck. Die Zeit läuft ihnen davon und wie so oft hilft Kommissar Zufall oder wie im Falle der jungen Polizistin eine doch noch emotionale Regung des Killers.
Erst kurz vorm Ende erfährt man die Gründe für die grausame Bestrafung der jungen Frauen. Oh Mannomann, da mag ich gar nicht darüber nachdenken, wie viele potentielle Tote es da geben könnte!
Dahinter steckt eine Geschichte voller Tragik, die aus dem Täter ein wirkliches Monster machte. Zum Schluß schließt sich der Kreis zum Prolog. Da erhielt ich den vollen Durchblick.

Die Mischung aus Ermittlungstätigkeit und den privaten Belangen von Kerner und Oswald geht für mich in Ordnung. Die Geschichte wird für mich dadurch noch lesenswerter.

Wer spannende Unterhaltung nonstop sucht mit Gänsehautmomenten ist bei diesem Thriller genau richtig!

Meine Bewertung: Fünf von fünf Sternen!
Und für alle Thriller-Fans meine Lese-/Kaufempfehlung!

Bewertung vom 05.08.2020
Sabbag, Britta

Das große Feen-Schlamassel / Klara Katastrofee Bd.1


ausgezeichnet

GESTATTEN, KLARA VOM KORNBLUMENFELD
„Eine herzerwärmende Feen-Geschichte über Mut, Freundschaft und das wichtige Thema Naturschutz - ideal zum Vorlesen und ersten Selberlesen.“
Diese Aussage über "Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel“ trifft voll ins Schwarze!

Mir gefielen als zweifache Großmutter die Abenteuer der schussligen, kleinen Fee Klara mit den phantastisch schönen, farbenfrohen Illustrationen von Igor Lange außerordentlich gut. Für mich war es im Moment genau die richtige, wohltuende Lektüre. Emotional total im Ausnahmezustand bin ich zur Zeit nicht in der Lage meine Lieblingsgenres Krimi/Thriller zu lesen. Ich muss den plötzlichen Tod meiner Mutter verkraften und da kam mir diese zauberhafte Kindergeschichte gerade recht.

„Gestatten, Klara vom Kornblumenfeld!“, so beginnt die Geschichte und so probt die Jungfee aus dem Feenland Amrien ihre Vorstellung vor der großen Feenversammlung. Sie möchte doch einen guten Eindruck hinterlassen. Gerade das ist aber ihr großes Handicap. Tollpatschig tappt sie von einem Schlamassel in den nächsten. Ihre Zaubersprüche gehen oft daneben. Sie verzaubert sich ständig. Und plötzlich ist sie so groß wie ein Menschenmädchen. In der Gestalt lernt sie Oskar kennen. Damit beginnt ein reizendes, abwechslungsreiches Abenteuer, in dessen Verlauf ganz viele wichtige Themen wie nebenbei behandelt werden. Es geht um Freundschaft, um Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft, dem Schutz von Pflanzen und Tieren...
Die liebenswerte Geschichte von Britta Sabbag wird charmant, mit viel Witz, wunderbaren Dialogen erzählt. Die kleinen Leser werden Klara in ihr Herz schließen!

Fazit:
Pädagogisch wertvoll!
Kindgerecht aufbereitet!
Äußerst gelungen mit den farbenfrohen, tollen Illustrationen!

Ich vergebe meine unbedingte Kauf-/Leseempfehlung.
Meine Bewertung: Fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 02.08.2020
Goldammer, Frank

Zwei fremde Leben


ausgezeichnet

DEUTSCHE SCHICKSALE
Wie bei allen Büchern von Frank Goldammer, die ich bisher las, beinhaltet „Zwei fremde Leben“ eine hervorragend aufgebaute Geschichte.

Zu Beginn des Romans, der wie ein Krimi daherkommt, befindet sich der Leser in Dresden vor dem Frauenklinikum der Medizinischen Akademie, im März 1973.

Ein junger Polizist bei der Kripo, der werdende Vater Thomas Rust, zeigt außergewöhnlichen Einsatz als er von einem verschwundenden Baby erfährt. Das Interesse an der Sache verliert er über die gesamte Handlung nicht, obwohl er auch ganz schön was wegstecken muss.

Ausgehend von 1973 wird die Geschichte weitergeführt in den 80er/90er Jahren bis in die jüngste Gegenwart (2018).

Das mitreißende Buch, das mich sprichwörtlich an den Seiten kleben ließ, las ich an einem Tag. Es ist eine äußerst spannend entwickelte Geschichte, die das Leben mehrerer Personen in der DDR miteinander verbindet und über eine große Zeitspanne begleitet. Schicksale werden gezeichnet, die realistisch sind. Eine starke Persönlichkeit ist Ricarda Raspe, die über Jahrzehnte nicht an eine Totgeburt glaubt und damit ihre Ehe aufs Spiel setzt und das Verhältnis zu ihren eigenen Eltern schweren Schaden nimmt.

Das Besondere, was mir an dem Erzählten in der Figurenentwicklung im sozialistischen Alltag auffällt, dass Frank Goldammer immer authentisch bleibt. Er beschönigt nichts an der Realität, aber er kommt auch nicht mit erhobenem Zeigefinger daher. Das empfinde ich als sehr angenehm und fair gegenüber den Menschen. Ich kann das als Zeitzeugin (Jahrgang 1953 aus Chemnitz) sehr gut beurteilen. Den Autoren bewundere ich sehr, wie er das Flair der betreffenden DDR-Jahre eingefangen hat und wie er die Charaktere nach der Wende zeichnet. Er war ja zum Beginn der Handlung noch gar nicht geboren bzw. ein junges Kind (Jahrgang 75). Da liegt eine gründliche Recherche und viel Einfühlungsvermögen dahinter, um in diese Zeit so einzutauchen. Chapeau, Herr Goldammer!

Für mich ist „Zwei fremde Leben" eins der besten Bücher zu dem Thema, die ich bisher gelesen habe. Es ist mein Lesehighlight 2020.

Ich vergebe meine tiefüberzeugte Lese- und Kaufempfehlung. Fünf von fünf Sternen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2020
Stütze, Annett;Vorbach, Britta

Expedition Natur: WILD! Der Steinkauz


ausgezeichnet

RETTET DEN STEINKAUZ!
Wie schon bei der Wildkatze, so bin ich auch hier beim Thema "Expedition Natur“ in der Reihe WILD! beim Buch über den Steinkauz total begeistert! Es ist tatsächlich eine „eine einzigartige Mischung aus spannender Geschichte und Sachbuch. Was für eine wunderbare Erzählung, was für eine gründliche Recherche von den beiden Autorinnen Annett Stütze & Britta Vorbach.
Aufgeteilt ist dieses unübertreffliche Buch in eine Geschichte über den Steinkauz, sein Leben und Überleben (über einen Zeitraum von November bis Ende August), sowie in ein Sachbuch, wo alles Wissenswerte detailreich dargestellt wird. Es erfolgt eine Sensibilisierung für die Belange des kleinen Eulenvogels in einer besonderen Art und Weise, fesselnd und berührend.

Vieles wurde an Fakten zusammengetragen und die Fragen zur Arterhaltung und zum Naturschutz werden thematisiert. Was benötigen sie und andere Tiere unserer Heimat, um zu leben und zu überleben? Sehr eindringlich wird der brutale, erbarmungslose Kampf um die blanke Existenz dargestellt, der tägliche Kampf ums Futter. Es geht oft nur darum, wer geht als Sieger vom Platz, wer ist der Stärkere, wer hat die meisten Reserven. Da ist es enorm wichtig, dass Lebensräume erhalten bleiben und die Lebensbedingungen stimmen. Einige der Fragen, die ungeheuer bedeutsam für die Erhaltung des Steinkauzes sind, möchte ich herausgreifen.
Wie können wir sie schützen? Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden? Was kann der einzelne Mensch tun, egal ob Kind oder Erwachsener?

Gemeinsam mit dem BUND gelang dem Verlag Moses mit dem Autorinnenduo ein pädagogisch wertvolles, reich und wunderschön bebildertes Buch – eine Art Lexikon über den Steinkauz.

Die Illustrationen von Bente Schlick bereichern zusätzlich das Gesamtbild.

Lesealter ab 8 Jahre.

Voller Begeisterung gebe ich fünf von fünf Sternen und meine unbedingte Kauf- und Leseempfehlung für große und kleine Leute!

Bewertung vom 07.07.2020
Stütze, Annett;Vorbach, Britta

Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze


ausgezeichnet

EIN LEBEN MIT GROSSEN UND KLEINEN RISIKEN
Was für eine wunderbare Erzählung, was für eine gründliche Recherche von den beiden Autorinnen Annett Stütze & Britta Vorbach zu einem der kleinsten Raubtiere Europas! Großformatig schaute mir das attraktive Gesicht der Wildkatze mit den ausdrucksvollen, grünen Augen vom Cover entgegen, als ich es aus der Verpackung befreite. Ich nahm das als Geschichte & Sachbuch ausgewiesene Buch gern in die Hand. Ich hatte es mir viel kleiner vorgestellt. Es hat ein Format von 23,5 cm x 23,5 cm.

Auf 96 Seiten wird die scheue Wildkatze umfassend und informativ vorgestellt. Die Reihe „WILD!“ wird empfohlen ab einem Alter von 8 Jahren. Aber auch ich als Erwachsene fühlte mich gut unterhalten, folgte gern der "Expedition Natur“ und erfuhr Dinge, die ich so noch nicht kannte.
Zu Beginn folgt man einer Wildkatzenmama mit ihren vier jungen Kätzchen durch den Wald, aus dem sie sehr abrupt durch die Baumfällarbeiten von Forstarbeitern vertrieben werden. Die lauten Geräusche und die fremdartigen Gerüche lassen sie schnell Reißaus nehmen. Sie muss nun für sich und ihre Kleinen schnell eine neue Unterkunft finden. Auf dem Weg dahin begegnen sie vielen Gefahren. Die mühsame Suche nach einem neuen Revier wird sehr anschaulich beschrieben. Nebenbei muss die Mutter auch noch für die Kinder und sich selbst Nahrung sorgen. Die Verpflegung für die kleinen Wildkatzen ist aufwändig, da sie noch nicht auf die Jagd gehen. Auch das müssen sie noch von der Mutter lernen wie so vieles andere.

Das Buch ist hervorragend eingeteilt, so dass der Leser eine Übersicht über dieses wunderbare Tier unserer Heimat aus allen möglichen Blickwinkeln erhält. Vor 100 Jahren war die Wildkatze fast ausgerottet, weil ihr kuschliges Fell überaus beliebt war.

Wo leben sie? Wie groß ist ihr Streifgebiet? Was unterscheidet die Wildkatze von der Hauskatze? Wie erkennt man eine Wildkatze? Was sagt sie uns durch ihre Körpersprache? Wie viele Wildkatzen gibt es in Deutschland? Wo sind ihre Verbreitungsgebiete? Das sind einige Fragen. Dazu gibt es z. B. übersichtliche Karten oder anschauliche Erklärungen mit herrlichen Fotografien, grünunterlegte Kästchen mit Extrawissen u.v.m.
Eine Vielzahl von Tieren begegnen einem beim Streifzug durch den Wald mit der Wildkatze: da sind u. a. Eichelhäher, Singdrossel, Hase, Buchfinken, Füchse, Waschbären, Ratten, Mäuse, Siebenschläfer, Kaninchen, Dachs, Marder, Amsel, Zaunkönig, Fledermäuse, Nachtfalter, Eidechse, Bienen, Hummeln...
Große Gefahr droht auch aus der Luft. Der Bussard wartet nur auf die günstige Gelegenheit ein kleines Kätzchen zu fangen. Deshalb ist die Mutter sehr vorsichtig und immer auf der Hut. Ein Leben mit vielen großen und kleinen Risiken!

Gemeinsam mit dem BUND gelang dem Verlag Moses mit dem Autorinnenduo ein pädagogisch wervolles, reich bebildertes Buch – eine Art Lexikon über die Wildkatze.

Voller Begeisterung gebe ich fünf von fünf Sternen und meine unbedingte Kauf- und Leseempfehlung für große und kleine Leute!