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Sabine
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Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2015
Harmel, Kristin

Über uns der Himmel


gut

Ich bin hin und her gerissen von der Geschichte – es gibt Ideen und Gedanken im Buch, die mir sehr gut gefallen haben und die mich auch fesseln konnten, es gibt aber auch Abschnitte und Wendungen, die leider gar nicht meins waren.
Das Buch beginnt sehr berührend – Kate erinnert sich an die letzten gemeinsamen Stunden mit ihrem Ehemann Patrick, wie sie mit ihm streitet, sich wieder versöhnt, er ihr einen Glücksbringer schenkt, sie sich zum Essen verabreden und sich ein letztes Mal liebevoll voneinander verabschieden – denn Patrick kommt danach durch den schrecklichen Anschlag vom 11.September in den Twin Towers ums Leben. Dieser Teil der Geschichte hat mich sehr berührt und auch bedrückt – denn ich fühlt mich an mein eigenes Entsetzen erinnert, das ich an jenem Tag verspürt habe – und das, obwohl ich weder Freunde noch Verwandte durch den Anschlag verloren habe.
Die eigentliche Geschichte spielt dann 13 Jahre später - Kate lebt zwar in einer neuen Beziehung, aber glücklich ist sie dennoch nicht. Das wird ihr schlagartig bewusst, als sie sehr lebendige Träume von Patrick hat, die ihr zeigen, wie ihr Leben hätte verlaufen können und was aus ihr und Patrick hätte werden können. Kate beginnt, sich und ihr ganzes Leben in Frage zu stellen, und obwohl sie weiß, dass es sich nur um – wenn auch reale - Träume handelt, kann sie von ihrem verstorbenen Ehemann einfach nicht lassen und sie lässt nichts unversucht, ihm wieder näher zu kommen.
Dieser Teil – die Träume über Patrick und Kates Versuche, in ihrem Leben wieder Fuß zu fassen – nimmt den größten Teil der Geschichte ein. Zwar war es für mich eine große Herausforderung, mit diesen mystischen und magischen Träumen sowie Kates Empfindungen darin umzugehen, aber ich habe diese Herausforderung angenommen, obwohl ich mich bis zum Schluss mit dieser Idee der Geschichte nicht anfreunden konnte. Vermutlich liegt es daran, dass die Träume bis zum Schluss magisch und mystisch bleiben, ihnen etwas Hellseherisches anhaftet, das auch bis zum Schluss nicht erklärt oder aufgelöst wird.
Was mir aber gut gefallen hat, ist der Weg, den Kate einschlägt. Sie ist ja bereits Musiktherapeutin und man erfährt einiges über ihre Arbeit mit Kindern und was sie dadurch erreichen kann. Das fand ich sehr interessant und hat mich auch richtig fesseln können. Bisher hatte ich nicht viel über diesen Zweig therapeutischer Arbeit gehört, so dass ich wirklich sehr angetan war über diese Abschnitte, die nicht nur zeigten, wie toll Kate mit Kindern und Jugendlichen umgehen kann, sondern einfach Einblicke in ihre Arbeit gegeben haben. Toll fand ich dann auch das Thema Gehörlose, wie sie sich durchs Leben schlagen, unter was für Vorurteilen sie leben müssen und wie schwer - trotz Cochleaimplantaten und Gebärdensprache - dennoch der Alltag für Schwerhörige sein muss.
Kate lernt in dieser Zeit viel über sich und auch über das Leben – sie trifft für sie wichtige Entscheidungen, die zwar weh tun, dennoch aber wichtig und richtig sind. Es gibt in diesem Teil der Geschichte tolle Gedanken und Impulse, die mich nachdenklich gemacht haben und mich das eigene Handeln haben überdenken lassen. Zwar ist klar, dass das Leben im Hier und Jetzt spielt, dennoch aber hat die Autorin sehr eindrücklich beschrieben, wie stark Vergangenes und Geschehenes die Gegenwart beeinflussen.
Im letzten Drittel des Buches geschehen dann Dinge, die ich zum einen sehr vorhersehbar fand, die zum anderen auf mich sehr konstruiert und unrealistisch wirkten, und über die ich mich dann zum Teil schon richtig geärgert habe. Das für mich kitschige Ende passte dann zwar zur Geschichte und hat den Kreis geschlossen, dennoch aber war es mir einfach zu viel des Guten.
Insgesamt war die ganze Geschichte sehr packend, und auch wenn mir manche Aspekte im Buch überhaupt nicht gefallen haben, war ich doch gefesselt und wollte wissen, wie die Geschichte ausgeht. Ich bin daher bei meiner Bewertung sehr unentschlossen - daher gebe ich 3,5/5 Sternen.

Bewertung vom 15.05.2015
Simon, Teresa

Die Frauen der Rosenvilla


gut

Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos und sofort ist man mitten drin im Geschehen. Die Protagonistin Anna macht eine zweite Chocolaterie in Dresden auf, und als Leser wird man mitgenommen in die eigene Welt der Pralinenherstellung. Zum Lesen empfiehlt sich, immer etwas Schokolade greifbar zu haben, denn beim Schmökern läuft einem im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Mund zusammen - und dies zieht sich auch durch das ganze Buch.
Neben der Chocolaterie hat Anna sich zum Ziel gesetzt, die gerade geerbte Rosenvilla zu renovieren – und da gehört natürlich auch der Rosengarten zu, nach dem die Villa benannt ist. In schillernden Farben beschreibt die Autorin die Pflanzen, die neu gesetzt werden und als Leser habe ich nicht nur die prachtvollen Rosen vor Augen, sondern auch den Duft in der Nase. Beim Pflanzen und sähen entdeckt Anna eine Kiste voller alter Briefe und Tagebuchseiten – und man kann sich denken, dass ihr das keine Ruhe lässt.
Es sind Briefe von verschiedenen Frauen aus verschiedenen Zeiten, Frauen, die alle mit der Rosenvilla verbunden sind. Doch jede scheint ein Geheimnis zu wahren, denn die Briefe sind mysteriös und mit vielen Andeutungen geschrieben und auf den ersten Blick nicht immer verständlich.
Diese Briefe begleiten auch den Leser durch die ganze Geschichte – und leiten jedes Mal einen Sprung in eine andere Zeit ein mit einer anderen Protagonistin. Insgesamt gibt es neben dem Handlungsstrang der Gegenwart noch drei in der Vergangenheit, so dass man in ca. 100 Jahre Dresdner Geschichte Einblick erhält. Zwar musste ich manches Mal hin und her blättern, in welcher Zeit ich mich gerade befand, das jeweilige Datum war aber den Kapiteln jeweils vorangestellt, so dass dies ein leichtes war.
Mir haben die Abschnitte der Vergangenheit deutlich besser gefallen als die der Gegenwart, sie waren sehr emotional und berührend, die Charaktere sehr lebendig und authentisch. Zwar wurden politische Geschehen der jeweiligen Zeit nur am Rande erwähnt, dennoch aber hat mein Einblick bekommen in das Leben Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Neugierig war ich vor allem, wie denn nun die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen und wie die Fäden zusammenlaufen werden – zwar hatte ich eine Ahnung, die sich dann auch bestätigt hat, dennoch aber fand ich es interessant, die verschiedenen Handlungen zu verfolgen und langsam zusammenwachsen zu sehen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach und schlicht, und ich muss zugeben, dass er mir nicht so gut gefallen hat. Er ist fast schon umgangssprachlich und besteht eigentlich fast nur aus Dialogen – mir war das einfach zu viel und ich hätte mir – auch außerhalb der Schokoladen- und Rosenwelt – mehr Beschreibungen gewünscht – sowohl von Handlungen, Dingen aber auch Gedanken der verschiedenen Protagonistinnen.
Ein zweites Problem war für mich Anna, die Protagonistin der Gegenwart, mit der ich leider nicht so richtig warm geworden bin. Sie ist zwar nicht unsympathisch, aber irgendwie wirkt sie sehr burschikos mit ihrer direkten und unverblümten Art – dass sie damit den Menschen auch schon mal vor den Kopf stößt, ist ihr nur selten bewusst. Außerdem fehlt ihr häufiger das Feingefühl für Menschen und Situationen – meist hat sie nur ihre eigenen Interessen im Blick und wirkt dadurch häufig egoistisch und rücksichtslos. Die Protagonistinnen der Vergangenheit – Helene, Emma und Charlotte – fand ich viel besser gezeichnet und angelegt. Alle drei hatten zwar ihre Ecken und Kante, wirkten aber sehr authentisch und echt – mit ihnen habe ich mitgefiebert und gelitten und sie gerne begleitet.
Nach und nach erschließt sich die ganze Geschichte um die Frauen der Rosenvilla, Zusammenhänge werden geklärt, Fragen beantwortet – entweder durch die Briefe und Tagebucheinträge selbst, irgendwann aber kann auch Annas Vater sein Schweigen über seine Familie brechen und restliche Fragen klären. Das Ende hinterlässt dann ein gutes und zufriedenes Gefühl im Bauch.

Bewertung vom 15.05.2015
Sauer, Beate

Die Wächterin der Krone


gut

„Die Wächterin der Krone“ ist ein kurzweiliger historischer Roman, der in England im 12. Jahrhundert spielt und ein bisschen an die Geschichte Robin Hoods erinnert. Leider konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen, denn ich hatte andere Erwartungen und auf einen komplexen historischen Roman gehofft – bekommen habe ich eine Mischung aus Liebesgeschichte und Abenteuer, die zwar angenehm zu lesen und kurzweilig, mir aber zu vorhersehbar war.
Das Buch liest sich sehr leicht und flüssig, der Schreibstil ist einfach und angenehm zu lesen. Dadurch fliegen die Seiten nur so dahin, zumal die Geschichte interessant beginnt und dann auch rasch Fahrt aufnimmt – eine unglückliche Liebe, ein alter Bruderkampf, die Flucht in die Wälder und der Schwur auf Rache machen die Geschichte abwechslungsreich und fesselnd. Dabei spielt sie aber nicht nur im mittelalterlichen England, sondern auch im Orient und man kann durch die schönen Beschreibungen nicht nur die kühlen Wälder Englands spüren, sondern auch die flirrende Hitze im Heiligen Land.
Die Protagonistin Robin ist mir mit ihrer überlegten und ruhigen Art direkt ans Herz gewachsen, sie weiß sich zu wehren und packt die Dinge an – sicherlich ungewöhnlich für eine Frau im 12. Jahrhundert, die zudem noch das Bogenschießen und den Kampf mit dem Dolch erlernen durfte. Auch wenn sie nicht eine typische Frau des Mittelalters darstellte, habe ich sie gemocht und sie bei ihren Abenteuern gerne begleitet. Auch die anderen Charaktere sind gut gestaltet, jeder hat eine eigene Geschichte, Stärken und Schwächen, die die Figuren sehr glaubhaft werden lassen. Einzelne Nebencharaktere sind wirklich gelungen und gerne hätte ich zum Beispiel mehr über den Schmied Matthew oder Bruder Oswin erfahren, denn beide waren ehrliche und vor allem liebenswerte Menschen.
Das Buch ist zu keinem Zeitpunkt langatmig, die Autorin hat es geschafft, Spannung zu erzeugen und bis zum Schluss auch zu halten. Diesen fand ich dann wiederum nicht so gelungen – zu dick aufgetragen und dann doch zu besänftigend, aber das ist Geschmackssache und für andere vielleicht genau passend.
Zwar war „Die Wächterin der Krone“ ein kurzweiliger und unterhaltsamer Roman, dennoch hat mir irgendwas gefehlt. Mir war die Geschichte zu linear konstruiert und zu vorhersehbar, mir haben Überraschungen und unvorhergesehene Wendungen gefehlt, und die Liebesgeschichte hat mir zu stark im Vordergrund gestanden. Dadurch wirkte die ganze Geschichte fiktiv, obwohl sie vor dem Hintergrund wahrer Gegebenheiten spielt. Ich glaube, ich hatte einfach falsche Erwartungen und bin deshalb etwas enttäuscht – deshalb ist das Buch aber nicht schlecht und ich werde Beate Sauer weiter im Auge behalten.

Bewertung vom 15.05.2015
Borrmann, Mechtild

Wer das Schweigen bricht


sehr gut

Es ist eine sehr interessante Geschichte, die trotz der wenigen Seiten komplex aufgebaut ist und durch unerwartete Wendungen immer wieder überraschen kann. Dabei kommt der Roman ohne viel Blutvergießen und Action aus, fesselt eher durch einen interessant angelegten und auch glaubhaften Plot.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen - 1939-52 und 1998 – und beide Handlungsstränge sind auf zunächst unklare Weise miteinander verknüpft. Während im Jahr 1998 Robert Lubisch den Nachlass seines Vater verwaltet und dabei auf die Fotografie einer jungen Frau stößt, die er nicht kennt, geht es in der Vergangenheit um sechs junge Menschen, die sich ewige Treue versprechen, diese aber dann doch nicht halten können, weil der Krieg und die schrecklichen Zeit sie Dinge machen lassen, die eigentlich nicht ihrem Naturell entsprechen. Robert lässt das Foto keine Ruhe und er beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln - und erfährt Unglaubliches über seinen Vater, die Vergangenheit und eine Zeit, in der Angst und Kampf ums Überleben an der Tagesordnung standen.
Ich habe mich auf beiden Zeitebenen sehr wohl gefühlt und fand die Verknüpfung von Kriminalroman in der Gegenwart und den Lebensgeschichten in der Vergangenheit sehr gelungen. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Sehnsüchte und Schuld – und das zu einer Zeit, in der die Menschen unter ständiger Angst leben und auch darunter zu handeln hatten.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, dabei schafft es die Autorin, sie durch die Geschichte wirklich lebendig werden zu lassen – es sind Menschen mit Ecken und Kanten und zum Teil sehr schrulligen und eigenen Ansichten. Ich fand sie dadurch authentisch, und auch wenn mir nicht jeder sympathisch war, habe ich das Handeln durch die Lebensgeschichten vielleicht ein bisschen besser verstehen können.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, kommt ohne große Schnörkel aus und schafft eine ganz eigene, zum Teil bedrückende Atmosphäre, die aber wunderbar zur Geschichte passt. Dadurch wird das Buch sehr berührend und intensiv, und auch wenn die Geschichte nicht im klassischen Sinne spannend ist, war ich doch gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie denn nun die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft sind. Natürlich habe ich auch selbst überlegt, wie sie verbunden sein könnten, wurde aber immer wieder auf verschiedene Fährten gelockt. Erst ganz zum Schluss habe ich die Zusammenhänge erahnt – ich fand das Ende dann aber passend und habe es als guten Abschluss für die Geschichte empfunden.

Mein Fazit
Eine tolle Mischung aus Lebensgeschichte und Kriminalroman, gut lesbar durch einen direkten und schnörkellosen Schreibstil, mit Figuren, die zwar nicht immer sympathisch, dafür aber authentisch sind und durch ihre Zeit geprägt wurden. Mich hat das Buch packen und fesseln können – daher gebe ich gerne 4/5 Sternen.

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Bewertung vom 15.05.2015
Raabe, Melanie

Die Falle


gut

Die Idee des Buches gefällt mir: Nachdem die Protagonistin Linda ihre Schwester ermordet aufgefunden hat, den Täter zwar noch entkommen sah, er aber dennoch nie gefasst werden konnte, zieht sich Linda vollständig aus dem Leben zurück. Erst als sie Jahre später den Mörder im Fernseher wiedererkennt, reift in ihr der Gedanke, ihn zu stellen. Zwar ist diese Idee sehr konstruiert und auch wenig realistisch, dennoch aber bietet sie viel Potential für einen spannenden Roman. Doch spannend wurde es für mich erst in der zweiten Hälfte – in der ersten lernt man Linda kennen, das Haus, in dem sie lebt, was sie denkt und fühlt.
Mich konnte dieser Teil leider nicht berühren – weder war mir Linda sympathisch, noch habe ich sie in ihren Gedanken und Handlungen verstanden. Natürlich ist sie traumatisiert, dennoch aber kann ich ihre Art der Bewältigung nicht nachvollziehen. Die zweite Hälfte wird dann sehr rasant und spannend und hier konnte ich das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen. Linda trifft auf den Mörder und es entwickelt sich ein interessanter Schlagabtausch. Auch wenn ich in der zweiten Hälfte einiges unlogisch fand, war es dennoch packend – und viele überraschende Wendungen haben auch mich als Leser immer wieder auf falsche Fährten gelenkt.
Dass ich vom Einstieg in die Geschichte nicht gefesselt war, liegt auch mit am Schreibstil: Es sind vorwiegend kurze, abgehackte Sätze, die zwar eine gewisse Atmosphäre und für mich vor allem auch Distanz schaffen, dafür aber leider auch keinen Lesefluss bei mir haben entstehen lassen. Es hat daher lange gedauert, bis ich in die Geschichte reingekommen bin, erst nach knapp 100 Seiten bessert sich der Schreibstil, die Sätze sind nicht mehr so kurz, werden länger und die Geschichte lässt sich dadurch flüssiger lesen.
Gefallen hat mir aber die Idee des Buches im Buch: Linda ist Autorin und in ihrem Thriller „Blutsschwestern“ beschreibt sie den Mord an ihrer Schwester und auch die Ermittlungsarbeit – von der Polizei und auch von ihr selbst. Mir haben die Auszüge aus diesem Thriller – der in anderen Schrift abgedruckt wurde und daher gut von der eigentliche Geschichte abzugrenzen ist – gut gefallen, denn man erfährt einiges über die ermordete Schwester, aber auch über die Beziehung der beiden Schwestern zueinander – und gerät durch diese Hintergrundinformationen immer wieder ins Grübeln, wer denn nun der Täter gewesen sein könnte. Und auch wenn es eigentlich nur zwei Möglichkeiten gab, hat die Autorin doch immer wieder für Überraschungen sorgen können.
Die zweite Hälfte war dann wirklich spannend und ich wollte unbedingt wissen, wie es denn nun ausgeht, dennoch aber fand ich vieles in der Geschichte konstruiert, unrealistisch und leider auch unlogisch. Deshalb bin ich mit meiner Bewertung auch sehr unentschlossen. Wer aber über solche Dinge hinwegsehen und sich auch mit einem eigenwilligen Schreibstil – zumindest auf den ersten 100 Seiten – anfreunden kann, dem würde ich dieses Buch durchaus empfehlen. Denn die Idee ist toll und nach einem etwas eigenwilligen und mich wenig fesselnden Einstieg wird es in der zweiten Hälfte dann auch rasant und spannend.

Mein Fazit
Ich bin zweigespalten bei diesem Buch: Die erste Hälfte hat mich durch seinen abgehackten Schreibstil mit vielen kurzen Sätzen leider gar nicht überzeugen können, in der zweiten Hälfte ändert sich aber der Schreibstil, die Geschichte nimmt Fahrt auf und ist fesselnd und sehr rasant. Auch wenn ich das Buch dann kaum noch aus der Hand legen konnte, war die Geschichte leider doch sehr unrealistisch und in manchen Teilen auch unlogisch. Trotzdem wurde ich – zumindest in der zweiten Hälfte – gut unterhalten und gebe daher insgesamt gute 3,5/5 Sternen.

Bewertung vom 15.05.2015
Keller, Ivonne

Lügentanz


sehr gut

Das Buch ist eine Mischung aus Spannungsroman und Familiendrama. Michaela ist wie vor den Kopf geschlagen, als ihr Mann ihr morgens sagt, dass er sie nicht mehr liebe – und Stunden später behauptet, niemals so etwas gesagt zu haben. Und es häufen sich Situationen, in denen Michaela Dinge anders wahrnimmt und ihr Verstand einfach aussetzt. Während ihr Mann und ihre beste Freundin ihr zu einem psychiatrischen Aufenthalt raten, entschließt Michaela sich zu einer Auszeit von ihrer Familie. Denn langsam glaubt sie, ihr Mann spielt ein Spiel mit ihr.
Das Buch spielt auf drei Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart, in der die merkwürdigen Dinge geschehen und Michaela sich ihre Auszeit nimmt, dann gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit, durch die man nicht nur Michaela, sondern auch ihre neue gewonnene Freundin Lena besser kennenlernt, und schließlich tauchen immer wieder Emails von Bea – Michaelas bester Freundin – auf, die zeitlich etwa 2-3 Monate in der Zukunft geschrieben sind. Durch diese verschiedenen Handlungsstränge lernt man nach und nach die verschiedenen Figuren besser kennen, jeder hat irgendein Trauma in seiner Vergangenheit, und nach und nach bröckeln die Fassaden der Charaktere. Man kommt den Figuren näher und kann vielleicht die eine oder andere Handlung besser nachvollziehen. Mir hat die Charakterzeichnung gut gefallen, die Figuren wirken wie Menschen aus dem richtigen Leben, lebendig und echt. Zwar war mir die Protagonistin Michaela nicht immer sympathisch, oft wirkt sie sehr naiv und zurückhaltend und insgesamt fand ich sie einfach zu passiv, dafür mochte ich umso mehr Lena, ihre neu gewonnene Freundin, die zwar zunächst etwas skurril wirkt, mich aber durch ihre Art, die Dinge anzupacken und sich nicht unterkriegen zu lassen, überzeugen konnte.
Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich leicht und flüssig lesen, von der ersten Seite an war ich gefesselt und gepackt von der Geschichte. Zwar verliert sich im Mittelteil die Spannung ein wenig, dennoch ist es nicht langweilig, sondern einfach nur ein wenig ruhiger. Doch es braucht nicht lange, bis die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt und in einem tollen Finale mündet. Hier hat es die Autorin geschafft, alle Fragen zu klären und wirklich alle Fäden zusammenlaufen zu. Ich fand das Ende passend und sehr schlüssig – es hat der Geschichte einfach einen runden Abschluss gegeben.
Zwar habe ich als Leserin geahnt, wer hinter den ganzen merkwürdigen Situationen steckt, dennoch aber schafft es die Autorin immer wieder zu überraschen und ungeahnte Wendungen in die Geschichte einzubauen. Das hat die Spannung natürlich noch mal erhöht. Dennoch würde ich das Buch nicht als Thriller bezeichnen, eher als wirklich gelungenen psychologischen Spannungsroman, in dem man interessante Einblicke in menschliche Seelen erhält.

Mein Fazit
Wen der Plot anspricht und wer gerne Spannungsromane liest, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist fesselnd von Anfang an, liest sich angenehm und flüssig und bietet interessante Einblicke in verschiedene menschliche Psychen. Zwar verliert sich die Spannung etwas im Mittelteil, dies konnte ich aber gut verschmerzen bei dem gelungenen Ende, in dem alle Fäden geschickt zusammenlaufen und alle Fragen geklärt werden. Mir hat „Lügentanz“ fesselnde Lesestunden geschenkt, und ich gebe daher gerne 4/5 Sternen.

Bewertung vom 14.05.2015
McPartlin, Anna

Die letzten Tage von Rabbit Hayes (5 Audio-CDs)


sehr gut

Ein schwieriges Thema hat sich die Autorin in diesem Buch ausgesucht, dementsprechend war ich neugierig, vor allem aber gespannt auf die Umsetzung – und ich muss sagen, dass die wirklich exzellent gelungen ist.
Es geht um die 40jährige Rabbit, die unheilbar an Brustkrebs erkrankt ist und nun ins Hospiz gebracht wird. 9 Tage bleiben ihr noch, und man weiß als Leser bzw. Hörer, wie die Geschichte enden wird. Doch nicht alleine Rabbit ist die Protagonistin dieses Buches, vielmehr geht es um ihre Familie, ihre Eltern und Geschwister, ihre Freunde und vor allem auch um ihre Tochter, die sie in ihren letzten Tagen begleiten.
Es ist eine Achterbahn der Gefühle, die dieses Buch bei mir ausgelöst hat, natürlich ist es traurig und sehr bewegend, Rabbit beim Sterben zu begleiten, aber immer wieder gibt es auch lustige Stellen, die mich zum schmunzeln gebracht haben. Es ist eine Gratwanderung, bei einem solchen Thema auch Humor und Witz einfließen zu lassen, mit viel Feingefühl für die jeweilige Situation und Gespür für die jeweils passenden Worte ist der Autorin diese Gratwanderung aber wunderbar gelungen.
Die 9 letzten Tage von Rabbit werden chronologisch beschrieben, immer aber gibt es Rückblenden in die Vergangenheit – und nicht nur in die von Rabbit selber sondern auch in die aller anderen Menschen, die Rabbit begleiten. So lernt man wirklich alle Personen sehr gut kennen, denn jeder hat eine eigene Geschichte, die ihn geprägt und zu dem gemacht hat, was er ist. Und so lassen sich Gedanken und Handlungen der verschiedenen Figuren viel besser nachvollziehen. Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet und es gab keinen, der mir nicht sympathisch war – alle sind mir ans Herz gewachsen und ich fühlte mich schon fast als Teil der Gemeinschaft.
Man lernt sie alle aber nicht nur durch die Rückblenden kennen, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie mit Rabbits Erkrankung und dem bevorstehenden Sterben umgehen. Und da ist jeder wirklich anders – zwischen Verzweiflung, Wut, Resignation, Kampf, Angst, Schmerz und Liebe sind wirklich alle Gefühle vertreten - und ich habe mich den Einzelnen sehr nahe gefühlt.
Gefallen hat mir auch, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat, gerade auch in Details zur Struktur eines Hospizes oder zu medizinischen Dingen, so dass die Geschichte sehr authentisch ist und ich sie mir genau so vorstellen kann.
Nina Petri als Sprecherin hat mir sehr gut gefallen. Mir gefällt ihre Stimmfarbe und sie schafft es immer wieder, genau die passende Emotion beim Zuhörer zu erzeugen - egal ob es traurige Situationen sind, die nachdenklich machen und berühren, oder humorvolle Szenen, die einen zum Lächeln bringen.

Mein Fazit
Ein wunderbares Buch, das sich mit einem schwierigen Thema auseinandersetzt, die Gratwanderung zwischen Ernst und Humor aber wunderbar meistert. Tolle Charaktere, eine angenehme Sprecherin und eine Geschichte, die gerade auch durch ihre Authentizität den Leser und Hörer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt. Auch wenn ich bei der Geschichte nicht zu Taschentüchern greifen musste, war ich doch berührt und kann das Buch jedem nur empfehlen, der sich auf dieses schwierige Thema einlassen möchte.

Bewertung vom 09.05.2015
Weaver, Eva

Jakobs Mantel


ausgezeichnet

Ich bin durch das tolle Cover auf das Buch aufmerksam geworden – ich finde es sehr atmosphärisch und es passt richtig gut zur Geschichte. Und da ich gerne Bücher lese, in denen es um die Judenverfolgung und den zweiten Weltkrieg geht, musste ich dieses natürlich lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil – meine Erwartungen wurden übertroffen.

Es ist die Lebensgeschichte eines jüdischen Mannes, der in seiner Kindheit das Leid und die Angst, den Hunger und die Not in einem Warschauer Ghetto miterleben musste, der aber das Puppenspiel beherrschte und damit anderen Menschen – ob jung oder alt – Hoffnung geschenkt hat und auch das eine oder andere Lächeln entlocken konnte. Dass er auch für die Deutschen spielen musste, hat ihn dabei sehr belastet, ihm aber auch ermöglicht, im Untergrund aktiv zu werden.

Doch es ist nicht nur die Geschichte von Mika, dem Puppenspieler, es geht auch um einen deutschen Soldaten, Max, der zwar seine Befehle befolgt, der aber mit seiner Schuld nicht umzugehen weiß und schließlich an ihr zu zerbrechen droht.

Mir hat die Verknüpfung dieser beiden Lebensgeschichten sehr gut gefallen und gerade auch, Einblick in die Gedanken der Täter zu erhalten, fand ich sehr interessant und war für mich in diesem Maße neu. Die Art, wie die beiden Handlungsstränge miteinander verwoben sind und wie dann zum Schluss die Fäden zusammenlaufen, fand ich zwar gut gelöst, am Ende aber vielleicht ein bisschen überzogen – dennoch war auch ich berührt von der Geschichte und habe das Buch mit einem hoffnungsvollen Gefühl im Bauch zugeschlagen.

Die Geschichte liest sich sehr flüssig und angenehm, was zum einen an dem bildreichen und gefühlvollen Schreibstil liegt, der eine ganz eigene, zur Geschichte passende Atmosphäre schafft, zum anderen aber auch an der Sogwirkung, die das Buch auf mich ausgelöst hat. Die Geschichte hat mich einfach gefesselt, ich wollte wissen, wie es weitergeht und konnte daher das Buch kaum aus der Hand legen.

Die Charaktere sind toll gezeichnet, allen voran natürlich Mika und Max. Selten habe ich so viel Einblicke in die Gedanken und Gefühle von Protagonisten erhalten, wie bei diesen beiden. Ich habe mit ihnen gefühlt und gelitten, geliebt und gefiebert. Und stets habe ich die geheimen Helden der Geschichte, die Puppen von Mika, vor Augen gehabt, habe deren Entstehung miterleben dürfen und durch die detailverliebten Beschreibungen sie fast als lebendig empfunden.

Auch wenn der Titel „Jakobs Mantel“ sehr passend gewählt wurde – denn in dem Mantel waren immer alle Puppen Mikas versteckt und er war ein wertvolles Erbstück seines verstorbenen Großvaters Jakob – gefällt mir der Originaltitel „The Puppet Boy of Wasaw“ doch besser, denn er stellt Mika und das, was er tut mehr, mehr in den Mittelpunkt und legt das Augenmerk mehr auf die Puppen, die in dem Roman eine große Rolle spielen.

Die Geschichte selber ist erfunden, dennoch aber ist sie glaubhaft und könnte genau so passiert sein. Toll ist aber, wie die Autorin Wahrheit und Fiktion miteinander verknüpft hat, wie sie ihre Geschichte in historische Fakten eingebettet hat und wie sie verschiedene historische Persönlichkeiten hat aufleben lassen. Ein tolles Buch, das ich jedem nur empfehlen und ans Herz legen kann!

Mein Fazit
Ein tolle Geschichte über einen jüdischen Jungen, der mit seinem Puppenspiel im Warschauer Ghetto Hoffnung schenkt und sich schließlich dem Widerstand anschließt; ein Buch aber auch über die nationalsozialistischen Täter, ihre Schuld und ihrem Weiterleben mit genau dieser. Eine eindringliche Geschichte, die fesselt und berührt und vor allem durch tolle und sehr gut gezeichnete Charaktere überzeugen kann, dabei aber angenehm und flüssig lesbar bleibt. Von mir 5/5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2015
Webeling, Pieter

Das Lachen und der Tod


ausgezeichnet

Ich war skeptisch, wie es gelingen soll, Humor und Lachen mit dem Thema Tod und KZ zu verknüpfen - trotz der vielen guten Rezensionen, die ich gelesen hatte. Doch ich bin begeistert, wie der Autor diese Gratwanderung geschafft hat.
Das Buch ist keine leichte Kost, und oft musste ich innehalten, um Gelesenes sacken zu lassen. Schonungslos und ehrlich schildert Pieter Webeling die Lebensumstände der Gefangenen im KZ, den grausamen Alltag in diesem unfassbaren und unvorstellbaren Leid, den unglaublichen Schmerz und Hunger und den täglichen Kampf ums pure Überleben. Dabei ist die Geschichte nicht reißerisch aufgemacht, sondern ehrlich und glaubhaft, vor allem aber respektvoll den Gefangenen gegenüber.
In dieses Elend gerät der niederländische Komiker Ernst Hoffmann, der zunächst genau wie alle anderen versucht zu überleben. Doch schon bald erkennt er, wie wichtig Hoffnung ist, das nur sie die Menschen überleben lässt und beginnt, das zu tun, was er am besten kann – nämlich seinen Mitgefangenen Witze zu erzählen.
Ein schwieriges Thema. In einem solch grausamen Szenario, Witze zu erzählen, diese durchaus sarkastisch und zynisch, und damit die Mitgefangenen zum Lachen zu bringen, erscheint zunächst geschmacklos – schon bald aber merkt man beim Lesen, dass es das gar nicht ist – ganz im Gegenteil. Jedes Glitzern in den abgestumpften Augen macht Mut, jedes Lachen befreit und gibt wieder Hoffnung und Zuversicht, das Ganze doch irgendwie überleben zu können. Ich finde, der Autor hat diese Gratwanderung zwischen Lachen und Tod, zwischen Humor und Hoffnungslosigkeit wunderbar gelöst und in einer für mich glaubhaften und authentischen Art rübergebracht. Die dabei eingestreute Liebesgeschichte wirkte für mich zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder unglaubwürdig, hat doch auch sie gezeigt, unter welchen Umständen die Menschen leben und leiden mussten, wie viel Kraft aber die Liebe und auch der Glaube geben kann.
Das Buch liest sich sehr flüssig, durch einen zwar einfachen, dennoch aber auch eindringlichen Schreibstil, der unverblümt beschreibt und schonungslos schildert – und mich dadurch sehr berührt hat. Zwar musste ich immer wieder das Buch beiseitelegen, um Gelesenes zu verdauen, lange war diese Pause aber nie, denn ich wollte wissen, wie es weitergeht. Gleich zu Beginn des Buches erfährt man als Leser, dass Ernst Hoffmann überlebt – und für mich war das auch gut so, denn sonst hätte ich nicht gewusst, ob ich all das Gelesene hätte aushalten können. So aber wollte ich wissen, wie Ernst das grausame Szenario überleben konnte.
Auch wenn das Lesen nicht immer einfach war, bin ich doch froh, auf dieses beeindruckende Buch gestoßen zu sein und in einer zwar schonungslosen, dennoch aber auch Hoffnung schenkenden Geschichte wieder etwas mehr über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte gelernt zu haben.

Mein Fazit
Schonungslos und ehrlich, aber auch Mut machend und Hoffnung schenkend – so habe ich diese Geschichte des Komikers Ernst Hoffmann empfunden, der im Jahre 1944 nach Polen deportiert wird. Das Thema „Lachen und Tod“ ist sicherlich brisant, ich finde aber, der Autor hat diese Gratwanderung zwischen Hoffnungslosigkeit und Humor wunderbar gelöst. Ein großartiges Buch über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte – grausam und schonungslos, dennoch aber auch liebevoll und herzlich. Von mir gibt es volle 5/5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.