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allegra
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Bewertungen

Insgesamt 294 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2016
Der goldene Sohn
Gowda, Shilpi Somaya

Der goldene Sohn


sehr gut

In dem Roman „Der goldene Sohn“ erzählt die Autorin Shilpi Somaya Gowda die Geschichte von Anil Patel, der in einem kleinen indischen Dorf aufwächst. Anil studiert Medizin und schafft es, dass er seine praktische Ausbildung an einem großen Krankenhaus in Dallas absolvieren kann.
In einem anderen Erzählstrang wird die Geschichte von Leena verfolgt. Sie wächst im gleichen Dorf auf, ihre Eltern sind aber nicht so wohlhabend wie Anils Familie. Für Leena wird eine Hochzeit arrangiert. Ihr zukünftiger Mann soll ziemlich reich sein und da Leena eine sehr gute Tochter ist, käme es ihr nicht in den Sinn, sich gegen eine arrangierte Ehe mit einem ihr unbekannten Mann aufzulehnen. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass sie in der neuen Familie nie glücklich werden wird. Sie muss die Arbeit der Dienstmädchen und Köchin erledigen und wird von den Familienangehörigen mit Ausnahme zweier Kinder, überhaupt nicht als Person geschätzt.
Während Anil in den USA Fuß fasst und seine Karriere vorantreibt, muss Leena ihren Ehemann verlassen, was in Indien eine sehr große Schande bedeutet.
Die Autorin erzählt die beiden Erzählstränge sehr anschaulich. Die eingeführten Charaktere werden zusammen mit den jeweiligen Örtlichkeiten sehr gut beschrieben, so dass man eine sehr gute Vorstellung gewinnt. Die Welt von Leena hat mir persönlich etwas besser gefallen. Anils Arbeit im Krankenhaus fand ich ebenfalls sehr interessant und ich konnte es sehr gut nachvollziehen, wie er sich als kleiner unbedeutender Assistenzarzt gefühlt hat. Seine Privatleben mit seinen Mitbewohnern und Freunden hat mich jetzt nicht so fasziniert. Dennoch konnte ich auch diese Abschnitte sehr flüssig lesen.
Die Lebensgeschichten der beiden Hauptfiguren finden auf sehr gewinnende Art zueinander, es gibt nicht das platte Happy End, wie man es vielleicht erwarten würde. Dennoch geht es mir am Ende etwas zu glatt auf, aber das ist mein persönlicher Geschmack. Wer gerne Liebesgeschichten liest, Interesse hat an der indischen Lebensweise und ein gewisses Verständnis für medizinische Inhalte aufbringt, hat bestimmt viel Freude an diesem Roman.
Ich vergebe diesem Buch 4 Sterne.

Bewertung vom 23.03.2016
Silent Scream / Kim Stone Bd.1
Marsons, Angela

Silent Scream / Kim Stone Bd.1


ausgezeichnet

„Silent Scream“ ist der erste Teil einer Serie um die 34 jährige Ermittlerin DI Kim Stone und spielt im Black Country, einer Region im Ballungsgebiet von Birmingham, UK.
Der erste Mord, zu dessen Tatort Kim Stone gerufen wird, wurde an einer angesehenen Schulleiterin verübt, die in der Badewanne ertränkt wurde. Bald kommt es zu mehr Toten, das zweite Opfer ist ein Mann, dem die Kehle durchgetrennt wurde. Ihre Gemeinsamkeit führt 10 Jahre zurück, wo sie in einem Kinderheim für Mädchen gearbeitet hatten, das nach einem Brand geschlossen wurde. Auf dessen, seither ungenutzten Gelände, will eine Gruppe von Archäologen Grabungen durchführen, weil sie dort alte Münzen vermuten. Als der Hund des zuständigen Professors umgebracht wird, vermutet Stone, dass jemand um jeden Preis verhindern will, dass der Garten des ehemaligen Kinderheims umgegraben wird. Es wird klar, dass jemand etwas zu verbergen hat. Die Polizei lässt das Gelände auf Leichenfunde untersuchen und wird fündig. Ein junges Mädchen, das auf bestialische Weise ums Leben kam, ist dort begragen.

Mich hat dieser Kriminalroman von der ersten Seite an fasziniert und in seinen Bann gezogen. Die Autorin schafft es von Anfang an eine spannende Atmosphäre zu erzeugen und gleichzeitig die Hintergründe der Protagonisten klar und ausführlich genug, einzuführen, so dass man die Serie auch abgesehen von dem spannenden Fall einfach weiterlesen möchte.
Kim Stone´s Hintergrund würde einem das Herz brechen, wenn sie eine reale Person wäre. Sie hat selber große Teile ihrer Kindheit in Heimen verbracht, was sie für diesen Fall besonders sensibel macht. Sie scheint eine „highly resilient person“ zu sein, die es trotz schwierigstem Start ins Leben zu Erfolg gebracht hat. Aber sie hat auch ihre Schattenseiten, die sich in einem teilweise recht schroffen Auftreten gegenüber Personen aus dem aktuellen Fall, aber auch gegenüber ihren Arbeitskollegen äußert. Sie neigt auch dazu, Regeln zu übertreten, und verlangt von ihren Mitarbeitern einen sehr großen Einsatz.
Mir hat die Autorin Kim Stone´s Partner DS Bryant richtig ins Herz geschrieben. Eine Seele von Mann, von dem ich unbedingt mehr lesen möchte.
Der Schreibstil hat mir durch das ganze Buch hinweg sehr gut gefallen. Für mich trifft es genau die richtige Mischung aus Dialogen und anschaulichen Beschreibungen von Menschen und Orten, so dass ich mir die Handlung sehr gut vorstellen konnte. Das Spiel mit verschiedenen Perspektiven hat schon fast Psychothriller Charakter. Insgesamt handelt es sich aber um einen Kriminalroman, bei dem die Suche nach Mördern im Zentrum steht. Das Buch liest sich recht einfach und zählt sicher nicht zur höheren Literatur, lässt aber den Leser ein Stück spannende Unterhaltung genießen oder besser verzehren.
Von mir erhält dieses Debut 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.11.2015
Dornenmädchen / Dornen-Reihe Bd.1
Rose, Karen

Dornenmädchen / Dornen-Reihe Bd.1


sehr gut

Die Psychologin Faith Frye wurde von einem Sexualstraftäter gestalkt und mehrmals beinahe umgebracht. Sie wollte ihr bisheriges Leben hinter sich lassen und mit geändertem Namen als Faith Corcoran in ihrer Heimatstadt ein neues Leben beginnen. Doch die Anschläge auf ihr Leben verfolgen sie. Im Haus ihrer Großmutter, das 23 Jahre lang leer stand, macht man eine schreckliche Entdeckung.
Deacon Novak, der schon aus einem früheren Band von Karen Rose bekannt ist, ermittelt in Mordfällen, die mit dem Haus, das Faith von ihrer Großmutter geerbt hat, in Zusammenhang stehen.

Karen Rose spinnt um ihre neuen Hauptfiguren Faith Corcoran und Deacon Novak eine sehr spannende Familiengeschichte, die sowohl tiefe Abgründe und Geheimnisse offenbart als auch die neuen Serienprotagonisten und ihr Umfeld einführt.
Der Thriller ist sehr spannend geschrieben, bedient auch Fans von knisternden Liebesgeschichten nicht zu knapp und macht Vorfreude auf weitere Bände.
Mit über 850 Seiten hat der Thriller einen stattlichen Umfang. Ich fand den Schreibstil sehr angenehm, so dass ich das Buch immer gerne zur Hand genommen habe und es auch flott lesen konnte. Da mich Liebesszenen meistens langweilen habe ich mehrfach Seiten überlesen, es haben mir aber nie entscheidende Informationen gefehlt für das Verständnis. Ich hatte sehr schnell ein Gefühl, wer der oder die Täter sein könnte, und so war es dann am Ende auch. Dennoch waren die Verwicklungen unerwartet, so dass ich mich gut unterhalten fühlte.
Vielleicht hätten dem Thriller einige Kürzungen gut getan, dennoch empfehle ich ihn Fans von Karen Rose und Thrillerliebhabern mit Verständnis für eingeflochtene Familiengeschichten mit 4 Sternen.

Bewertung vom 27.10.2015
Die Bastardtochter
Schier, Petra

Die Bastardtochter


sehr gut

Mit dem Roman „Die Bastardtochter“ ist es Petra Schier gelungen, die Kreuztrilogie ganz wunderbar abzurunden. Das Buch lässt sich auch ohne Kenntnisse der Vorgängerbände „Die Eifelgräfin“ und „Die Gewürzhändlerin“ lesen und genießen, weil alle Figuren und ihre Zusammenhänge ausführlich genug dargestellt sind, ohne die „Petra Schier Fans“, die natürlich alles gelesen haben, zu langweilen. Man kann eine sehr schöne Vorstellung der Figuren und ihrer Wirkungsstätte im mittelalterlichen Koblenz gewinnen.

Die Hauptfigur Enneleyn ist die anerkannte Bastardtochter des Grafen Johann von Manten. Da ihre Heiratschancen als Bastardtochter nicht allzu gut sind, ist Enneleyn erleichtert, als Ritter Guntram von Eggern um ihre Hand anhält. Guntram ist wohlhabend und kauft ein Haus in Koblenz, so dass Enneleyn in der Nähe ihrer Eltern und Freunde, der Kaufmannsfamilie Luzia und Martin Wied, leben kann. Das Glück scheint perfekt, doch der gegen außen sehr charmant erscheinende Guntram hat eine sehr düstere Seite. Er zeigt sich Enneleyn gegenüber sehr bald als brutaler Ehemann, der sehr zweifelhafte Pläne verfolgt.

Petra Schier gelingt es, die mittelalterliche Welt in Koblenz vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben zu erwecken, was durch den alten Stadtplan vorne im Buch noch erleichtert wird. Ein Personenverzeichnis hinten hilft einem, den Überblick über die Figuren zu gewinnen.

Obwohl ich Bücher mit mystischen Elementen nicht besonders mag, konnte ich die Geschichte, um die Reliquie, des Kreuzes des Zachäus, sehr genießen, weil ich mir vor Augen halte, dass der Glaube an übersinnliche Kräfte im Mittelalter für die Menschen sehr prägend war und im Nachwort dem Kreuz auch noch mal eine wunderschöne Symbolik verliehen wird.

Von mir erhält dieses Buch eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

Bewertung vom 19.09.2015
Der Palast der Meere / Waringham Saga Bd.5
Gablé, Rebecca

Der Palast der Meere / Waringham Saga Bd.5


ausgezeichnet

Mit dem 5. Band der Waringham-Saga, der zeitlich zwischen 1560 und 1588 situiert ist, führt uns Rebecca Gablé weit in die Zeit der Renaissance hinein. Bereits der 4. Band spielte nicht mehr im Mittelalter, aber erst in „Der Palast der Meere“ kommt das freiere Denken der Renaissance so richtig deutlich zum Tragen.
Eleanor of Waringham, die mit der Königin Elizabeth ihre Kindheit verbrachte, lebt als engste Vertraute der Königin am Hof. Als „Auge“ der Königin, wie die Spionin gerne genannt wird, ist sie stets über Intrigen und politische Schachzüge informiert.

Ihr Bruder Isaac of Waringham beschließt, dass ein beschauliches Leben auf dem Gestüt von Waringham nichts ist für ihn und er begibt sich als blinder Passagier auf ein Schiff, das Richtung Teneriffa unterwegs ist. Er verbringt eine harte Zeit als Sklave auf einer Zuckerrohrplantage bevor er sich zu einem richtigen Seebären mausert und als gefürchteter Freibeuter die Weltmeere besegelt und die Spanier bekämpft.

Lappidot, der jüngste Spross des Hauses Waringham erkrankt an den Pocken als er 6 Jahre alt ist und erblindet als Folge der Krankheit. Er verfügt über ein erstaunliches musikalisches Talent und wird von Königin Elizabeth an den Hof geholt, wo er in der königlichen Kapelle große Erfolge feiert.

Die Beschaulichkeit von Waringham, wie man es vor allem aus den ersten drei Bänden kennt und liebt, spielt in diesem Band keine so große Rolle. Die Handlung orientiert sich an Figuren aus der fiktiven Familie Waringham, findet aber zum Großteil bei Hofe, in London und in der Welt der Seefahrt statt.
Der Roman wird durch zwei Handlungsstränge dominiert. Einmal wird die Geschichte von Isaac erzählt. Dabei erfährt man viel über den Handel zwischen England und der Neuen Welt, aber auch vom Leben der Sklaven auf Zuckerrohrplantagen und der Entwicklung des Sklavenhandels.

In einem anderen Handlungsstrang, in dem Eleanor die Hauptfigur ist, sind wir in London am Puls der Politik. Eleanor verliebt sich in den König der Diebe und führt ein höchst spannendes Leben hart an der Grenze zwischen ihrem Dasein als treue Dienerin der Königin und der Illegalität der Londoner Unterwelt.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Der historische Hintergrund ist sehr interessant dargestellt. Die Landschaften, der Prunk in den Schlössern, aber auch das Leben auf den Schiffen lädt zum Tagträumen ein. Besonders gut konnte ich eintauchen in die Abenteuer, die Isaac erlebte. Aber auch die Geschehnisse und Charaktere um Königin Elizabeth haben mich sehr gut unterhalten.
Von mir erhält dieser Roman eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2015
Als der Himmel uns gehörte
Roth, Charlotte

Als der Himmel uns gehörte


ausgezeichnet

Inhalt in eigenen Worten

Da ich bereits das erste Buch von Charlotte Roth „Als wir unsterblich waren“ geliebt habe, war ich sehr erfreut, als ich auch diesen Sommer mit einem weiteren Werk in die Welt von interessanten Charakteren zur Zeit des Nationalsozialismus sowie in der Gegenwart eintauchen konnte. Die Handlung im Jahre 2011 bildet die Rahmengeschichte. Darin lernen wir eine quirlige Londoner Familie kennen. Hauptfigur ist die ehrgeizige Jennifer, die sich in den Kopf gesetzt hat, an der Olympiade 2012 an den Start des 10 km Laufs zu gehen. Leider machen ihr schwere Panikattacken zu schaffen. Als sie mit ihrem Trainer, der ihr das nicht zutraut, bricht, nimmt sie das Angebot von Gregory O´Reilly an, sie zu trainieren. O´Reilly spricht Jennifer auf ihre Urgroßmutter Alberta an, die im Jahr 1936 als deutsche Bogenschützin an der „Hitler“-Olympiade teilgenommen hat.
Jennifer beginnt, sich mit ihrer Familie zu befassen. In den Rückblenden werden sowohl die Entwicklung von Alberta sowie die Bedeutung des Sports zur Zeit des Nationalsozialismus auf sehr eindrückliche Weise dargestellt. Die Handlungsstränge finden zueinander und zeigen auf, wie Sportler von den Nationalsozialisten für die Propaganda missbraucht wurden und wie Betroffene damit fertig wurden. Als sehr interessanten und zukunftsweisenden Aspekt der Welt des Sports wird die Entstehung der Paralympics aufgezeigt, die 2012 zum ersten Mal unmittelbar nach den olympischen Spielen am gleichen Schauplatz stattgefunden haben .


Meine Meinung

Dieses Buch hat mir die Türe zu einer, mir eher unvertrauten Welt geöffnet, der Welt des Sports. Bisher habe ich sowohl Weltmeisterschaften wie olympische Spiele nur immer als Ärgernis betrachtet, weil sie das Fernsehprogramm durcheinander brachten. In diesem Buch wir der Geist dieser Spiele sehr eindrücklich dargestellt. Man kann mit den begeisterten jungen Sportlern förmlich mit fühlen, wenn man das folgende Zitat liest: „Wir rennen dem Himmel die Tür ein. Und keiner hält uns auf.“

Durch die Rahmenhandlung erfährt man von Anfang an, dass es zumindest für einige der Protagonisten nach dem 2. Weltkrieg eine Fortsetzung gibt, was mich mit großer Hoffnung erfüllt hat. So spielen auch historisch verbürgte Personen eine Rolle, was dem Buch zusätzlich Authentizität verleiht.

Obwohl es natürlich einige Liebesgeschichten im Roman gibt und ich Liebesromane eigentlich nicht so lese, hat mir die Zeitreise, die ich mit Charlotte Roth von 1936 bis ins Jahr 2011 der Gegenwart machen konnte, sehr gut gefallen.


Mein Fazit

Ich empfehle dieses Buch Lesern, die historische Liebesromane mögen und der Welt des Sports nicht abgeneigt gegenüber stehen. Von mir erhält es 5 Sterne.

Bewertung vom 29.05.2015
Vor dem Abgrund
Finnek, Tom

Vor dem Abgrund


ausgezeichnet

Wir sind im London des ausgehenden 19. Jahrhundert zur Zeit der blutigen Verbrechen von Jack the Ripper. Die junge Celia Brooks kommt nach dem Tod ihrer Mutter Mary aus einer Kleinstadt ins Londoner East End, um ihren Vater zu suchen, der die Familie vor vielen Jahren verlassen hat. Im East End herrscht Prostitution, Alkohol und Armut.
Auch Rupert Ingram treibt es in den armen Londoner Osten. Er stammt aus einer reichen und vornehmen Hoteliersfamilie und sucht Zerstreuung vor der Langeweile seiner Repräsentationspflichten in den väterlichen Hotels. Er schließt sich einer Gruppe von Grobianen an, die finanziell unterstützt durch Brauereinen gewaltsam gegen Heilsarmisten vorgehen, weil diese Abstinenz predigen und sich aktiv gegen Alkoholmissbrauch engagieren.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass man die gleichen Erlebnisse jeweils aus verschiedenen Blickwinkeln erleben kann. Die verschiedenen Handlungsstränge ergänzen sich im Laufe der Geschichte immer mehr und erzählen anhand von fiktiven Figuren, das Schicksal des historisch verbürgten Matrosen Ned Brooks nach, was dem Buch einen sehr eindrücklichen Rahmen verleiht.

Mich hat dieses Buch völlig in seinen Bann gezogen. Ich konnte wunderbar in das London von Dickens und Conan Doyle eintauchen und habe richtig Lust bekommen, noch mehr davon zu lesen.
Die Figuren sind sehr liebevoll und glaubhaft charakterisiert. Es ist dem Autor sehr schön gelungen Celia, als junges Mädchen noch nicht so ausgereift wirken zu lassen, während man sehr nahe am schon etwas reiferen Rupert Ingram dran ist und sein Hadern mit seiner persönlichen Situation sehr gut nachempfinden kann. Mir hat auch sehr gut gefallen, dass Tom Finnek sehr viele historische Informationen ganz natürlich einfließen lässt. Wenn man mehr wissen möchte, kann man sich in einem ausführlichen Glossar hinten im Buch informieren, das auch durch einen zeitgenössischen Stadtplan ergänzt wird.

Von mir erhält dieses Buch seltene 5 Sterne und eine Empfehlung für London Fans und Liebhaber spannender und gut recherchierter historischer Romane.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2015
Die stille Kammer
Blackhurst, Jenny

Die stille Kammer


ausgezeichnet

Susan Webster wurde zur Last gelegt, ihren kleinen Sohn Dylan erstickt zu haben. Da sie zum Tatzeitpunkt unter einer postnatalen Depression litt, musste sie für 3 Jahre in eine Einrichtung für psychisch Kranke, wo sie ihre Freundin Cassie kennen lernte, die ihr die spätere Rückkehr ins normale Leben tatkräftig erleichterte.
Nach dieser Strafe versucht Susan einen Neustart unter einem neuen Namen. Doch die Vergangenheit holt sie ein. Eines Tages erhält sie ein Foto eines etwa 4 Jahre alten Jungen, der genau so aussieht, wie sie sich Dylan vorstellt. Als ihr weitere rätselhafte Dinge zustoßen, beginnt sie daran zu zweifeln, dass Dylan wirklich tot ist und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Durch das emotional sehr belastende Thema dess Kindstodes ist man sehr schnell von der Geschichte gepackt. Die anfangs klare Situation beginnt mehr und mehr zu bröckeln, genau wie der Sympathiefaktor der „Kindsmörderin“ Susan gegenüber steigt. Sie zeigt sich als verunsicherte junge Frau, die zunehmend ihrer eigenen Wahrnehmung und ihren lückenhaften Erinnerungen zu trauen beginnt und Fragen stellt.

Ich konnte in diesem Thriller sehr gut mit der Hauptfigur mitleiden. Die Unsicherheit über das Schicksal der jungen Familie hat mich während den Wochen der Lektüre richtig gehend verfolgt und ich habe mit viel Spannung dem Ende entgegen fiebern. Sehr angenehm fand ich, dass der Schluss dieses Thrillers nicht wie das in vielen anderen Büchern der Fall ist, abgewürgt wirkt, sondern dass das Ende glaubwürdig ausgeführt wird, ohne dass es wie ein kitschiges Happy End wirkt.

Mir hat dieses Erstlingswerk der Autorin Jenny Blackhurst ausgesprochen gut gefallen. Ich konnte richtiggehend eintauchen in die Geschichte und fühlte mich nicht zuletzt durch die angenehme sprachliche Ausdrucksweise aufs Beste unterhalten. Von mir erhält dieses Buch seltene 5 Sterne und eine Leseempfehlung für Liebhaber leiserer Thriller.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2015
Die Stadt der schweigenden Berge
Lobato, Carmen

Die Stadt der schweigenden Berge


sehr gut

Die Handlung setzt ein in Berlin im Jahr 1931. Amarna Brandstätter studiert Archäologie und will ihre Abschlussarbeit über den Gilgamesch Epos verfassen. Sie könnte sich eigentlich sehr glücklich schätzen, da sie als junge Frau ihr Traumfach studieren kann. Aber etwas fehlt ihr. Sie hat kaum Erinnerungen an die Zeit vor ihrer Einschulung sowie an ihre Mutter, die früh verstorben ist. Ihr Vater verschließt sich, wenn sie das Thema anschneidet. Dazu wird sie immer vom gleichen nächtlichen Alptraum verfolgt: Sie wird umringt von schwarzgrauen Bergen in einer Ruine verschüttet.

Im Laufe ihrer Studien stößt sie auf die Geschichte der versunkenen Stadt Hattuša und verspürt eine eigenartige Verbindung mit der, im anatolischen Hochland liegenden Kulturstätte. Sie beschließt gegen den Willen ihres Vaters in die Türkei zu reisen und ihr anfangs skeptischer Freund Paul unterstützt sie dabei. Im archäologischen Museum in Istanbul macht sie eine schicksalsschwere Bekanntschaft mit dem Armenier Arman, zu dem sie eine unerklärliche Nähe verspürt.

Das Buch erzählt nicht nur eine sehr schöne Liebesgeschichte, es weckt auch das Interesse an den antiken Kulturen im Gebiet der heutigen Türkei. Eingewebt in die Geschichte von Amarna sind kursiv gedruckt Abschnitte aus der Geschichte von Puduhepa und dem hethitischen Großkönig Hattusili, die im 13. Jahrhundert v.Chr. in Hattuša gelebt haben. Diese beiden Geschichten entwickeln sich parallel und finden auf eine sehr schöne Art und Weise zusammen.

Die Figuren sind sehr einfühlsam charakterisiert. Amarna erscheint für ihre 25 Jahre noch recht unreif, was aber bedingt durch ihre fehlenden Erinnerungen an ihre frühe Kindheit durchaus Sinn macht. Arman ist ein sehr geheimnisvoller Mann, der schon viel leiden musste. Anhand seiner Biografie bringt die Autorin Carmen Lobato den Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1915/16 ins Bewusstsein des Lesers.

Mir hat dieses Buch sehr viel Stoff geliefert, um mich eingehender mit der Kultur der Hethiter zu beschäftigen. Ich habe Lust bekommen, altorientalistische Abteilungen in Museen zu besichtigen, die ich bisher immer eher links liegen gelassen habe, weil ich zu der Kultur kaum Zugang hatte.

Ich konnte die Faszination an archäologischen Entdeckungen sehr schön nachempfinden. Mir hat auch die Liebesgeschichte sehr gut gefallen, weil sie für mich eine Parallele darstellt, zu der historisch überlieferten Geschichte von Puduhepa und Hattusili. Einen kleinen Abzug gibt es, weil mir das Liebesgeplänkel zwischen Amarna und Arman stellenweise etwas zuviel war. Da hätte ich lieber etwas mehr stimmungsvolle Bilder zwischen den Ruinen gehabt und etwas mehr Stille.

Ich spreche diesem Roman eine Leseempfehlung aus mit 4 Sternen und freue mich auf die Fortsetzung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2015
Madame Picasso / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.1
Girard, Anne

Madame Picasso / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.1


sehr gut

Im Roman „Madame Picasso“ erzählt Anne Girard das Leben von Eva Gouel, der Geliebten und Muse Picassos zwischen 1911 und 1915. Eva findet eine Stelle als Näherin im Moulin Rouge, wo sie zwischen den Darbietungen Kostüme ausbessern muss. Sie stammt aus einem sehr kleinbürgerlichen Milieu aus einem Pariser Vorort und ist sehr vom pulsierenden Leben in Paris und dem Glamour im Moulin Rouge beeindruckt. Pablo Picasso gehört mit einigen seiner Freunde zu den Stammgästen des Clubs. Durch eine befreundete Künstlerin wird Eva in den Freundeskreis von Picasso eingeführt und es entwickelt sich eine zarte Verbindung zwischen ihnen .

Anne Girard schildert das glamouröse Leben im Paris kurz vor dem 1. Weltkrieg in schillernden Farben. Ich konnte eine sehr gute Vorstellung des Lebens in Künstlerkreisen gewinnen und fühlte mich auch angespornt, selber mich über den einen oder anderen Maler oder Dichter genauer zu informieren. Auch die schöpferische Phase von Picasso in den Jahren 1911 bis 1915 wird sehr anschaulich dargestellt.

Die Liebesbeziehung zwischen Eva und Picasso wird sehr sensibel dargestellt. Obwohl es natürlich auch zu Liebesszenen kommt, driftet der Roman nie ins Kitschige ab. Ich habe mich mit dieser wahren Liebesgeschichte sehr gut unterhalten gefühlt und konnte mit der jungen Eva gut mitleiden und mich mitfreuen. Das Ende des Romans hat Anne Girard sehr gefühlvoll beschrieben, so dass mich das Buch einerseits mit einem weinenden Auge aber auch hoffnungsvoll zurücklässt, weil ich ja weiß, was Picasso später noch für Erfolge feiern konnte.