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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 124 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2022
Deen, Mathijs

Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Fesselnde Unterhaltung

Das Cover passt perfekt zum Setting, gerade die scheinbar schlichte Nähe zur Realität verkörpert dessen Anziehungskraft und macht neugierig auf den Inhalt.
Darum geht es: Ein Patrouillenboot des niederländischen Grenzschutzes findet einen verunglückten Wattwanderer. Dieser entpuppt sich als Deutscher, was einen Zuständigkeitskonflikt auszulösen droht. Da noch weitere Fragen zum Tod des Mannes bestehen, wird der Holländer, ein Ermittler der Bundespolizei mit reichlich Kontaktpunkten zu beiden Ländern, hinzugezogen. Kann er das Rätsel lösen?
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Mir ist es lange nicht mehr so schwergefallen, ein Buch aus der Hand zu legen. Dazu haben vor allem die kurzen, schnell zu lesenden Kapitel mit den anfangs etwas verwirrenden raschen Perspektivwechseln beigetragen, die gekonnt einen fesselnden Spannungsbogen aufbauen und selbst bürokratische Streitigkeiten durch bissigen Humor unterhaltsam erscheinen lassen. Obwohl einige Teile der Auflösung nicht wirklich überraschend waren, hat der Autor es dennoch geschafft, dass ich ständig wissen wollte, wie es weitergeht.
Richtig gut haben mir auch die gelungen eingestreuten Zeitungsartikel und Twittermeldungen gefallen, die die Handlung abrunden und zeitgemäß wirken lassen. Dazu kommt das grandios ausgearbeitete Setting rund um die Schönheit und die Gefahren des Wattenmeers sowie das überzeugend eingebaute Lokalkolorit, beispielsweise verdeutlicht durch die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden.
Der Fokus der Handlung liegt auf Action. Dadurch und wohl auch der allgemeinen Kürze der Geschichte geschuldet kamen mir die Charaktere etwas zu kurz. Soll heißen: Mir hat der Zugang zu ihnen gefehlt. Dabei hat Liewe Cupido als cleverer, eigenwilliger Ermittler durchaus Unterhaltungspotenzial.
Mir hat die Geschichte insgesamt gut gefallen. Wer eine spannende, kurzweilige Krimihandlung mit außergewöhnlichen Ermittlern und maritimem Setting sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 14.02.2022
Hazelwood, Ali

The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Den Hype wert

Das Cover ist ansprechend gestaltet, kein optisches Highlight, aber definitiv ein Eyecatcher, wobei der auffällige Hintergrund fast dafür sorgt, dass der Titel in den Hintergrund rückt und weniger wahrgenommen wird.
Zum Inhalt: Olive, Doktorandin in Stanford, lässt sich ihrer besten Freundin zuliebe auf ein völlig verrücktes Fake-Dating-Experiment ein - und das ausgerechnet mit dem am ganzen Institut gefürchteten Wissenschaftler Adam Carlsen. Einziger Haken an dem ganzen Vorhaben: Gefühle streng verboten - oder eben doch nicht?
Der Schreibstil ist großartig. Man fliegt nur so durch die Seiten und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit hatte ich mal wieder das Gefühl, dass eine Geschichte mich regelrecht in ihren Bann zieht. Dieses Buch war zu keiner Sekunde langweilig oder zäh.
Dazu haben auch die grandios ausgearbeiteten und liebevoll gestalteten Charaktere beigetragen, die mir von Beginn an direkt sympathisch waren und mit denen ich einfach nur mitfiebern konnte. Olive und Adam wirken so realistisch und nahbar, einfach ungekünstelt. Ihre Annäherung stellt für mich eine der authentischsten Liebesgeschichten dar, die ich je gelesen habe. Die Geschichte wird aus Olives Perspektive erzählt, ihre Gedanken, Gefühle und Ängste sind dadurch wahnsinnig gut nachvollziehbar und ermöglichen emotionalen Zugang zur Protagonistin. Und Adam? Tja, der ist mit einigen Kanten aber einem ganz großen Herzen ein Bookboyfriend zum Anschmachten.
Wer sich etwas mit Booktok und Co. auskennt, weiß, dass diese Geschichte international bereits für einiges Aufsehen gesorgt hat. Durch dermaßen zahlreiche Lobeshymnen bin ich neugierig aber auch leicht skeptisch auf diese Geschichte zugegangen. Aber was soll ich sagen, letztlich hat sie auch mich komplett überzeugt. Ich konnte mich in den Protagonisten wiederfinden, ihr Schicksal hat mich berührt. Dazu kommt das perfekt ausgearbeitete Setting, beispielsweise die realistische Darstellung des brutalen akademischen Alltags, die unglaublich gut gelungen ist. Wer ebenfalls in diesem Bereich tätig ist oder war, merkt sofort, dass die Autorin hier einiges an echtem Insiderwissen verarbeiten konnte. So sehr ich mich auch bemühe, ich finde einfach keine Kritikpunkte und hoffe, zukünftig mehr von dieser Autorin lesen zu können.
Für mich stellt diese Geschichte damit mein bisheriges Jahreshighlight und wohl auch ein Highlight unter allen bisher gelesenen Liebesgeschichten allgemein dar. Wer romantische Komödien und fake-dating-Ansätze liebt, sollte sich dieses Buch unbedingt ansehen. Es lohnt sich!

Bewertung vom 13.02.2022
Holt, Anne

Ein Grab für zwei (MP3-Download)


gut

Enttäuschend

Das Cover ist ansprechend gestaltet, passt gut zum skandinavischen Setting und in die Welt des Wintersports.
Zum Inhalt: Die gefallene Anwältin Selma Falck wird von Jan Morell, erfolgreicher Geschäftsmann und Vater einer siegreichen Profisportlerin, die Doping begangen haben soll, beauftragt, die Vorwürfe gegen seine einzige Tochter zu widerlegen. Es bleibt jedoch nicht bei einem zweifelhaften Vorfall und Selma findet sich schon bald in einem brodelnden Strudel aus Machtkämpfen und Intrigen wieder.
Die Sprecherin macht einen soliden Job, auch wenn ihre Vortragsweise eher schlicht und wenig kreativ ist. Die Sprache des Krimis war mir vor allem am Anfang viel zu derb. Dazu kommen schnelle und vor allem anfangs total verwirrende Perspektivwechsel - womöglich ließen diese sich in Buchform besser verfolgen, das Hören haben sie jedoch erschwert. Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Erzählperspektiven man verfolgt. Es sind schlicht zu viele, die leider auch nicht kontinuierlich wieder aufgegriffen werden. Dadurch wirkte vieles sehr abgehackt und es fiel mir wahnsinnig schwer, irgendeine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen.
Wenn wir schon von Charakteren sprechen: Selbstsüchtige Persönlichkeiten gehören ja irgendwo in einen Krimi, aber es wäre schon schön gewesen, wenigstens einen sympathischen Charakter vorzufinden, mit dem man mitfiebern kann. Für mich war das hier leider überhaupt nicht der Fall, weshalb ich emotional null Zugang zur Geschichte gefunden habe. Trotzdem mochte ich die Grundidee um Selma Falck, die sich moralisch durchweg in Grauzonen bewegt, durch ihre zahlreichen Schwächen sehr menschlich wirkt und durchaus Potenzial hat.
Die erste Hälfte des Hörbuchs erschien mir wahnsinnig zäh und eintönig. Spannung kam für mich erst ab etwa der Hälfte der Handlung auf, wodurch das Hören erst dann (nach mehr als 6 Stunden Hördauer!) mehr Spaß gemacht hat. Wendungen und Verwicklungen gibt es in der Geschichte nicht zu knapp, der Großteil war jedoch einfach vorhersehbar und so konnte mich auch die Krimihandlung selbst nicht gänzlich überzeugen. Außerdem sollte man Gewaltdarstellungen und ausführlich dargestellte Themen wie (Spiel)Sucht und Selbstmord abkönnen.
Insgesamt stellt das Hörbuch für mich eher eine Enttäuschung dar. Weitere Bände um Selma Falck würde ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht weiter verfolgen. Für mich war es außerdem das erste und letzte Kennenlernen mit der Autorin. Wer skandinavische Krimis liebt, viel Zeit für ausufernde Handlungsstränge voll dunkler Verwicklungen hat, gerne miträtselt und sich für die Welt des Wintersports mit all seinen Regeln sowie moralisch graue Protagonisten interessiert, wird vielleicht trotzdem Gefallen an dieser Geschichte finden.

Bewertung vom 09.02.2022
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Außergewöhnliche und eigenwillige Krimiunterhaltung

Die Covergestaltung ist schlichtweg genial. Es passt hervorragend zum Setting sowie zum Krimigenre und springt durch die auffällige Farbgebung sofort ins Auge.
Zum Inhalt: Molly Gray ist Dienstmädchen aus Leidenschaft in einem Londoner Nobelhotel. Als sie dort einen einflussreichen Geschäftsmann und Stammgast tot auffindet, gerät ihre Welt völlig aus den Fugen. Die Polizei nimmt sie als Hauptverdächtige ins Visier und somit bleibt ihr nichts anderes übrig, als im Stil der Krimiserien, die sie so liebt, ihre Unschuld zu beweisen.
Die Sprecherin macht einen sehr guten Job. Ihre Stimme passt wunderbar zu den eigenwilligen Charakteren, denen sie gelungen und äußerst abwechslungsreich Leben einhaucht. So macht das Hören Spaß! Der Anfang der Geschichte ist allerdings ziemlich eintönig und zäh, weil hier lediglich anhand detailreich erzählender Passagen die Grundlage für das Kommende geschaffen wird. Wenn man sich dort allerdings hindurchbeißt, wird das eigene Durchhaltevermögen belohnt, da die Handlung etwa ab der Hälfte deutlich an Spannung und Fahrt aufnimmt.
Molly ist eine außergewöhnliche Protagonistin, die nicht so recht in einfache schwarz-weiß-Kategorien passen will und gerade dadurch sehr menschlich wirkt. Ihre Oma war lange Zeit ihre einzige Bezugsperson. Ihre dadurch altmodische anmutende Sprechweise im Zusammenhang mit ihren Problemen bei sozialen Interaktionen lassen sie stellenweise etwas skurril erscheinen und sorgen für humorvolle Einlagen. Nachdem ich die Geschichte beendet habe, bin ich mir allerdings nicht mehr ganz sicher, ob ich sie wirklich sympathisch finde. Ihre Motivationen und Gedankengänge waren jedoch durchweg nachvollziehbar dargestellt.
Die Geschichte nahm einen ganz anderen Weg, als ich erwartet hatte. Ich wurde überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes an der Nase herumgeführt, was ich als sehr gutes Zeichen werte. Durch Mollys besonderes und leicht schräges Verhalten neigt man wohl dazu, sie leicht zu unterschätzen. Da die Handlung durchweg durch ihre sehr subjektive Sichtweise erzählt wird, spielt der Krimi gekonnt mit den Erwartungen und Wahrnehmungen des oder der Hörenden und stellt den eigenen Gerechtigkeitssinn infrage. Um es mit Mollys Vorliebe für Sprichwörter und Lebensweisheiten aller Art auszudrücken: Der Schein trügt. Ermittlungen im klassischen whodunnit-Stil sollte man allerdings nicht erwarten, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten. Wer Cosy-Krimis mit eigenwilligen Ermittlern sucht und Geschichten mag, die das eigene Urteilsvermögen herausfordern, sollte hier unbedingt einmal reinhören.

Bewertung vom 24.01.2022
Malone, Murphy

You make me fly (eBook, ePUB)


gut

Solide Liebesgeschichte mit Schwächen

Das Cover ist ganz nett gestaltet und passt auf jeden Fall wundervoll zum Setting. Allerdings hätte mir entweder die obere oder die untere Bildhälfte vollends ausgereicht. So wirkt das Cover für meinen Geschmack leider etwas überladen - ganz so wie die Geschichte selbst.
Aber erstmal zum Inhalt: Sorina lernt während ihres Zoologiestudiums Leathan kennen. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, Angststörungen und Selbstzweifel halten sie jedoch zurück. Auch Leathan versucht, sich von ganz eigenen einschränkenden Ketten zu befreien. Können die beiden trotz allem zusammenfinden?
Der Schreibstil ist grundsätzlich angenehm und stellenweise konnte die Geschichte mich in ihren Bann ziehen. Toll ausgearbeitet ist das atmosphärische schottische Setting. Je weiter ich las, desto schwerer viel es mir jedoch, längere Abschnitte zu lesen. Die Autorin umgeht keine schwierigen, kontroversen Themen. Ganz im Gegenteil: Sie scheint so viel Zündstoff wie möglich in diese Geschichte gepackt zu haben. Die Vielzahl der ernsten Themen führt natürlich dazu, dass nicht alle tiefgründig aufgearbeitet werden konnten. So hat die Geschichte sich abgehackt und künstlich zusammengepuzzelt angefühlt, was meinen Lesefluss erheblich gestört hat. Auch wenn ich die Wichtigkeit vieler behandelter Themen unterschreiben würde, wäre weniger hier wohl tatsächlich mehr gewesen. Verdeutlicht wird das Ganze auch durch eine ausufernde Liste von Triggerwarnungen, die man sich vor dem Lesen anschauen sollte.
Positiv anzumerken ist die Diversität der handelnden Charaktere. Und klar sind Repräsentationen des queeren Spektrums und verschiedener sexueller Vorlieben absolut wünschenswert, aber mir hätte die Konzentration auf einige wenige, detailliert ausgearbeitete Charaktere vollkommen ausgereicht und wohl auch eher eine Identifikation mit ihnen ermöglicht. So bleibt mir nur zu sagen, dass ich Sorina und Leathan zwar grundsätzlich ziemlich sympathisch fand, aber keinen richtigen Zugang zu den Protagonisten gefunden habe. Da konnte auch eine realistische Ausarbeitung der einzelnen Personen mit Ecken und Kanten ebenso wenig herausreißen wie deren Einzigartigkeit.
Teilweise habe ich mich in der Geschichte selbst wiedergefunden, leider hat die Überladung mit verschiedensten Charakteren, Dramen und Themenbereichen aber dazu geführt, dass sowohl der Unterhaltungswert als auch die Emotionen für mich auf der Strecke geblieben sind und ich zunehmend schlichtweg genervt von der Story war. Wer sich von all dem aber nicht abschrecken lässt, wird diesem generell gefühlvollen New Adult Roman wohl mehr abgewinnen können als ich.

Bewertung vom 06.01.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


sehr gut

Facettenreicher Roman vor historischem Hintergrund

Obwohl ich üblicherweise eher weniger von fotoähnlichen Portraits echter Menschen auf Covern halte, hat mich dieses Cover sofort angesprochen. Die Frau im Vordergrund strahlt so viel Selbstbewusstsein und Souveränität aus, dass man sie nur bewundern kann und damit passt sie hervorragend zu den Protagonistinnen der Geschichte.
Zum Inhalt: Anne Fitzpatrick setzt sich als Ärztin im Hamburg des Jahres 1910 für Frauen der unteren Gesellschaftsschichten ein. Die Pastorentochter Helene kämpft um ein selbstbestimmtes Leben und möchte sich ebenfalls für das Wohl der Frauen engagieren. Doch dann werden die Opfer von Gewaltverbrechen gefunden und alles deutet auf Verbindungen zur Frauenbewegung hin. Können die jungen Frauen ihr Engagement aufrechterhalten und die Suche nach dem Täter unterstützen?
Was den Schreibstil angeht, bin ich etwas zwiegespalten. Manche Abschnitte flogen nur so dahin, enthielten packende Gruselelemente, andere, vor allem im Mittelteil des Buchs, hatten Längen. Wir verfolgen drei verschiedene Erzählperspektiven: Annes, Helenes und die des ermittelnden Kommissars Berthold Rheydt. Das erhöht die Spannung und ermöglicht dem Leser emotionalen Zugang zu den Protagonisten, macht das ganze jedoch auch sehr umfangreich. Den Faden darf man hier nicht verlieren. Hin und wieder sorgt eine Prise Humor für Auflockerung der doch recht düsteren Ereignisse.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Dem Leser wird eine ganze Bandbreite an diversen, verschiedenartigen Persönlichkeiten geboten. Die bereits angesprochen drei Protagonisten wirken durch ihre jeweils ganz eigenen Motivationen, Leidenschaften und Dämonen authentisch und glaubwürdig. Die Frauenfiguren erscheinen stark im Kampf um die eigene Unabhängigkeit. Meine Lieblingsperspektive und die für mich überzeugendste Charakterentwicklung stellt eindeutig die der jungen, kämpferischen, frechen Helene dar. Die anderen beiden Charaktere sind zwar auch durchaus sympathisch, blieben aber über große Teile sehr mysteriös und unnahbar.
Dieser Roman enthält Elemente verschiedener Genres, was ihn unglaublich interessant macht. Da ist die solide Krimihandlung mit fesselnden Einblicken in die zeitgenössische Kriminalistik, bei der mir jedoch Überraschungsmomente gefehlt haben - der Täter lag für mich auf der Hand. Dann sind da feministische Einschläge und im Fall von Helene Spuren einer Coming of Age-Geschichte. Mich hat aber auch insbesondere der Input rund um die Entwicklung der Frauenbewegung begeistern können.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten. Wer starke Frauenfiguren sucht, sich für die historische Entwicklung der Frauenrechtsbewegung interessiert und möglicherweise auch noch Krimi-Fan ist, sollte sich diesen Roman unbedingt einmal ansehen.

Bewertung vom 06.01.2022
Lüders, Fenja

Der Friesenhof - Auf neuen Wegen / Teehändler-Saga Bd.1


sehr gut

Starke Frauen auf der Suche nach ihrem Weg fürs Leben

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Windmühle im Hintergrund verweist ebenso wie die an Porzellan erinnernden feinen blauen Ranken gelungen auf das norddeutsche Setting und den Saga-Titel.
Zum Inhalt: Im Jahr 1948 versuchen die Schwestern Hanna und Gesa nach dem Tod ihres Vaters den Erhalt des familieneigenen Hofs zu erkämpfen. Wird es ihnen gelingen, sich wirtschaftlich über Wasser zu halten und gegen die gesellschaftlichen Konventionen und Rollenbilder der Zeit anzukommen?
Der Schreibstil ist einfach großartig. Man fliegt nur so durch die Seiten. Eine äußerst atmosphärische Beschreibung der Emotionen wie Trauer und Verlust macht den Schmerz der Charaktere beinahe mit den Händen greifbar. Auch der sorgfältig eingeflossene historische Hintergrund kommt gut zur Geltung. Die zwischen den beiden Schwestern wechselnden Erzählperspektiven ermöglichen die Identifikation mit beiden Charakteren und steigern den Unterhaltungswert. Allerdings finde ich es schade, dass das Ende des ersten Bands sich dann fast ausschließlich auf Gesas Sicht konzentriert.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Gesa und Hanna wirken furchtbar sympathisch und nahbar. Sie verkörpern zwei völlig unterschiedliche, aber von dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung angetriebene starke Frauenfiguren. Die Familiendynamiken und Verbindungen zwischen den Schwestern erscheinen realistisch und haben mich auf ganzer Linie überzeugt.
Nun noch zu einigen kleineren Kritikpunkten: Der Einstieg in die Geschichte war mir zu zäh, insgesamt passiert relativ wenig und die vorhandenen Überraschungen waren durchweg leicht vorhersehbar. Das Buch schneidet verschiedene Traumata - unter anderem sexuelle Gewalt - an, die für meinen Geschmack zwar in aller sprachlichen Deutlichkeit erzählt, aber dann zu schnell fallengelassen und nicht aufgearbeitet werden. Auch das Ende wirkte leider sehr gehetzt.
Insgesamt stellt die Geschichte einen soliden ersten Band mit Luft nach oben dar. Wer Familiensagas vor historischem Hintergrund mag und vielleicht wenig Zeit zum Lesen hat beziehungsweise ein Buch sucht, in das man auch nach einer längeren Lesepause rasch wieder einsteigen kann, sollte sich diese Geschichte einmal ansehen.

Bewertung vom 07.12.2021
Tuominen, Arttu

Was wir verschweigen / River Delta Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Eher düsterer Roman als fesselnder Krimi

Das Cover ist großartig gestaltet. Die dunklen Farben strahlen etwas Geheimnisvolles und eine düstere Atmosphäre aus, was ebenso wie die verschwommenen Bildelemente gelungen auf das Krimigenre anspielt. Auch der bildliche Fokus auf die einsame Hütte passt in diesem Zusammenhang sehr gut.
Zum Inhalt: Im finnischen Pori wird ein Mann während eines Trinkgelages erstochen. Die ermittelnden Beamten scheinen den Fall schnell aufgeklärt zu haben, als der potenzielle Täter in der Nähe gefasst wird. Für den Ermittlungsleiter Jari Paloviita gestaltet sich die Lösung jedoch weitaus komplizierter, da der Festgenommene sein bester Freund aus Kindertagen ist, mit dem ihn noch eine Schuld verbindet.
Der Schreibstil ist angenehm. Die Geschichte ließ sich gut lesen, war jedoch nicht durchgehend spannend. Gefallen hat mir, wie der Autor mithilfe von ungemütlichen Wetterphänomen und bedrohlichem Verhalten einzelner Charaktere gekonnt eine eisige und finstere Atmosphäre erschafft.
Die gelungen eingebauten Rückblenden haben für mich den Großteil der Spannungselemente ausgemacht. Die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, gingen mir extrem unter die Haut. Die Geschichte dreht sich um Mobbing und häusliche Gewalt. Wer explizite Gewaltdarstellungen nicht lesen kann oder möchte, sollte nicht zu diesem Buch greifen.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet. Der Autor konzentriert sich, ausgehend von ihren jeweiligen Erfahrungen in der Vergangenheit, auf deren psychologische Abgründe und negative Seiten. Das ist zwar interessant umgesetzt, identifizieren konnte ich mich dadurch jedoch mit keinem der Protagonisten. Ebenso wenig fand ich sie sympathisch. Eher habe ich eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Abneigung gegen jeden von ihnen entwickelt. Das hat mir das Lesen wohl zusätzlich erschwert.
Der Fall, wenn man ihn aufgrund seiner Geradlinigkeit denn überhaupt als solchen bezeichnen kann, konnte mich nicht überzeugen. Die eingebauten Wendungen, sowohl in der Gegenwart als auch in den Rückblenden, konnte ich leicht vorhersehen. Was mir außerdem gar nicht gefallen hat, ist, dass wir in die dunklen Seiten der weiblichen Ermittlerin eingeführt werden, diese irgendwann jedoch einfach aus der Handlung herausfällt und nie wieder erwähnt wird. Daneben bleiben auch im Fall der weiterhin Ermittelnden zu viele Frage offen.
Insgesamt konnte mich der Krimi nicht begeistern. Womöglich hatte ich zu hohe Erwartungen. Die Geschichte gleicht insgesamt eher einem nachdenklich stimmenden Roman, der sich mit Schuld und dem Umgang mit beziehungsweise dem Weiterleben nach traumatischen Erlebnissen beschäftigt. Wer eine Geschichte sucht, die sich vordergründig mit den Abgründen der menschlichen Seele beschäftigt und weniger fesselnde Krimiunterhaltung erwartet, wird diesem Buch eventuell mehr abgewinnen können.

Bewertung vom 03.12.2021
Heron, Farah

Eine Prise Salz für die Liebe (MP3-Download)


ausgezeichnet

Gelungene Liebesgeschichte abseits von 0815

Das Cover gefällt mir richtig gut. Es fällt auf. Die fröhliche, bunte Farbgebung macht direkt gute Laune und passt super zum Genre.
Zum Inhalt: Reenas Familie wollte sie schon so manches Mal verkuppeln. Bisher ließen sie diese Versuche aber kalt. Der aktuelle Kandidat entpuppt sich jedoch als ihr ansehnlicher Nachbar Nadim, mit dem sie sich auf Anhieb gut versteht und der sich als angeblicher Freund ausgibt, um Reena die Teilnahme an einem Paar-Kochwettbewerb zu ermöglichen. Daraufhin nimmt das (Gefühls)Chaos seinen Lauf…
Erzähl- und auch Sprechweise sind super angenehm. Die ruhige und unaufgesetzte Vortragsweise der Sprecherin hat das Hören zum Genuss werden lassen. Der Schreibstil ist von Humor und frechen Sprüchen durchsetzt, behandelt jedoch gleichzeitig auch ernste Themen gekonnt, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen.
Die Charaktere sind divers und originell angelegt, was mir sehr gefallen hat. Die Einbeziehung ihres religiösen und kulturellen Hintergrunds ist wahnsinnig gut gelungen. Aber nun direkt zu den Protagonisten: Reena war mir von Beginn an super sympathisch. Ihre Zweifel und Wünsche sind sehr gut nachvollziehbar. Ihre Begeisterung fürs Backen und Kochen ist förmlich spürbar und reißt mit. Dieses Hörbuch sollte man eher nicht auf leeren Magen genießen, sonst droht immenser Hunger. Auch Nadim ist dank seines warmherzigen Verhaltens und seiner positiven Art ein toller, liebenswerter Charakter. Das Knistern zwischen den beiden Protagonisten ist regelrecht spürbar, ohne zu viel zu sein oder übertrieben kitschig zu wirken. Durch die abwechslungsreichen Persönlichkeiten kann sich bestimmt jeder mit einem der liebevoll gestalteten Charaktere identifizieren.
Die Geschichte bietet eine gute Mischung aus dem Ernst des Lebens, Beziehungsdramen, amüsanten und romantischen Momenten. Besonders die fein gezeichneten Familiendynamiken haben mich überzeugt. Auch wenn die Handlung etwas ruhiger vonstattengeht, habe ich mich zu keiner Sekunde gelangweilt und diese besondere romantische Komödie sehr genossen.
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und würde jederzeit mehr von der Autorin lesen. Wer authentische Liebesgeschichten mit einer guten Prise Humor, Familiendramen und nahbaren Charakteren sucht, wird hier sicher fündig werden.

Bewertung vom 14.11.2021
Lüdicke, Paul

Sarg niemals nie / Betty Pabst Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Solider Wohlfühl-Krimi

Die Cover-Gestaltung ist einfach nur genial. Ein auffälliger Eyecatcher, der gleichzeitig eine Portion Humor und Düsternis umfasst, womit der äußere Eindruck perfekt zur Umsetzung als Cosy Crime passt.
Zum Inhalt: Betty Papst braucht eine Auszeit von ihrer stressigen Assistenzarztstelle an der Berliner Charité und fährt kurzerhand in die Heimat, wo ihre Familie ein Bestattungsunternehmen leitet. Als die Leiterin eines Esoterik-Instituts auf dem dortigen Tisch landet, schrillen bei Betty hinsichtlich der angeblichen Todesursache sofort alle Alarmglocken. Wild entschlossen, ihre Vermutung zu bestätigen, stürzt sie sich ins Ermittlungsabenteuer.
Der Schreibstil ist locker und leicht. Einmal angefangen, ließ sich das Buch nur noch schwer weglegen. Eine ordentliche Portion Humor lockert den ernsten Inhalt gehörig auf und hat mich hin und wieder zum Schmunzeln gebracht. Gerade das Setting im Umfeld eines Bestatters lädt aber auch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit und den Wert des Lebens ein. Dem Autor ist hier eine gelungene Kombination aus Witz und Ernsthaftigkeit gelungen. Das Gefühl von Heimat und das Kleinstadt-Feeling wurde perfekt umgesetzt, wodurch das Setting glaubhaft erscheint.
Betty ist eine sympathische Protagonistin. Viele ihrer Gedankengänge und Erfahrungen konnte ich gut nachvollziehen, weshalb ich einfach mit ihr mitfiebern musste. Die teilweise herrlich eigenwilligen Charaktere wirken nicht zuletzt aufgrund der detailliert ausgearbeiteten Familien- und Beziehungsdynamiken authentisch und liebenswert.
Der Krimiteil wirkt insgesamt solide und rund, enthält aber keine Unmenge an überraschenden, fesselnden Wendungen, sondern läuft eher vorhersehbar, ruhig und entspannt ab. Was die Spannung angeht, gibt es somit noch etwas Luft nach oben - gerade, weil es neben der Krimihandlung auch um zwar unterhaltsame, aber doch viel Raum entnehmende Familiendramen sowie angedeutete Liebesgeschichten geht.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten und würde mich freuen, irgendwann noch mehr von Betty lesen zu dürfen. Allen Cosy-Crime-Fans sei der Krimi wärmstens empfohlen!