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Milienne
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Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2023
Jägerfeld, Jenny

Best Bro Ever!


ausgezeichnet

Viele liebenswürdige Figuren

Måns wohnt eigentlich in Stockholm, verbringt aufgrund der Arbeit als Synchronsprecherin seiner Mutter jedoch einige Tage in Malmö. Der Vater kommt nicht mit, aus Gründen. Måns hofft sich eine schöne Zeit mit dem Skateboard und ohne die Probleme der Vergangenheit zu machen, auch wenn er die Babysitterin Nora zunächst nicht loswird. Trotz ihrer Aufsicht trifft er bei einer Mutprobe auf Mikkel, der sein “Best Bro ever” wird. Die beiden versprechen sich absolute Wahrheit, doch als Mikkel etwas findet, was für ihn eine Lüge beweist, ist die Freundschaft zunächst auf Eis gelegt Für Måns ist dieser Pass mit dem alten Foto eine viel größere Lüge, nur muss er sich noch überwinden und Mikkel das erklären, um seinen Bro zu behalten.
Wer wie ich, ohne den Klappentext zu lesen, einfach mit der Geschichte anfängt, ist von der Måns' Vergangenheit überrascht. Es war zunächst ein wenig schade zu lesen, dass diese Wendung eigentlich vorab angekündigt in der Inhaltsangabe zu lesen ist. Andererseits ändert es nichts an der Geschichte und Interessierte an dem Thema werden auf dieses Buch aufmerksam. Die Selbstverständlichkeit, mit der Måns als das beschrieben wird, was er ist, nämlich ein Junge, ohne vorher seine Vergangenheit zu erläutern, lässt sein Leben herrlich normal wirken. Das Einzige, was bei seiner Identität stört, sind die anderen. Der Roman macht einfühlsam deutlich, wer oder was eigentlich das Problem bei der Sache ist: Nicht man selbst, aber die anderen, die Gesellschaft und die veralteten Rollenbilder. Eine Geschichte mit vielen tollen Figuren, die peinliche, aber liebevolle Mutter, die etwas seltsame, aber schlaue Nora mit ihren Ticks, der Vater, der dazu lernt und natürlich Mikkel und Måns, die eine Freundschaft führen, die auf viel Vertrauen beruht.

Bewertung vom 25.02.2023
Drvenkar, Zoran

Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück


sehr gut

Kais Opa ist bereits 100 Jahre alt, als er aufwacht, die Treppen runter geht und den 11-Jährigen gefesselt sieht. Als er sich - mal wieder - nicht erinnern konnte, hielt er ihn für einen Einbrecher. Kai reicht es und beschließt, das Gedächtnis seines Opas zu werden. Wie schwer kann das schon sein, schließlich kennt er alle Geschichten seines Opas aus Kriegszeiten. Die beiden gehen auf eine Reise in alte Zeiten und Kai muss schnell merken: Krieg ist weder spaßig, noch stimmen alle Erzählungen seines Opas. Auch der Opa ist erstaunt darüber, was sein Enkel für die Wahrheit hält und ihm wird klar, dass er sich damit die Erinnerungen selbst verbaut hat und ein falsches Bild vom Krieg vermittelt hat. Trotzdem erleben sie die wichtigsten Ereignisse noch einmal zusammen und können den schmerzhaften Erinnerungen nicht mehr ausweichen.


Zoran Drvenkar holt das persönliche Erzählen vom Schmerz des Krieges mit all seinen Ausschmückungen und Verdrängungen in die Gegenwart und macht die Erinnerung allgemein zugänglich. Der Erzähler der Geschichte gibt nicht bloß die Geschichte wieder, er ordnet ein, leitet und kommentiert, wodurch dieses schwierige Thema für eine jüngere Leserschaft einfacher nachzuvollziehen ist. Vorab werden wir über drei besonders schlimme Momente gewarnt, sodass man nicht unvorbereitet hineingeschleudert wird. Die Vogelperspektive des Erzählers, der alles sieht, markiert die Erzählung als Geschichte, nimmt ihr jedoch nichts von ihrem Wahrheitsgehalt. Ganz im Gegenteil, der Zugang zu den Erinnerungen des Opas ist besonders glaubhaft, da seine eigenen Aussagen in ein richtiges Licht gerückt werden. Trotz des Schmerzes, schafft die liebevolle Beziehung von Opa und Enkel ein schönes Lesegefühl. Wenn man schon jemanden im Krieg begleiten muss, dann Kai und seinen Opa, denn so können sowohl jung und alt lernen, wie man am besten mit den eigenen Erinnerungen, aber auch denen der anderen umgeht. Für Kinder könnte die Erzählperspektive zunächst abstrakt und ungewohnt sein, allerdings passt sie gut zu der Botschaft, die vermittelt werden soll.

Bewertung vom 22.02.2023
Beuse, Stefan

Die Einsamkeit der Astronauten


sehr gut

Wirrer Traum und Gesellschaftskritik

Mit 15 das Gefühl zu haben, nicht dazu zu gehören, ist vielleicht gar nicht so abwegig. Doch bei Jonah ist es mehr als das. Während die CoffeeCompany der Siedlung eine LoveCulture predigt, erfährt er wenig Liebe. Weder von seinen Eltern, noch von seinen Mitschülern. Das ändert sich, als Lia in seine Klasse kommt und sich neben ihn setzt. Nicht nur seine Gefühle sind anders, seine Wahrnehmung der Siedlung passt sich an, Lia stellt nämlich Fragen: Zu dem “Kaffee”, den alle trinken, den Pillen, die jeder bekommt, den Bildschirmen mit persönlichen Nachrichten. Was, wenn nicht er der war, der nicht gepasst hat, sondern alle so manipuliert wurden, nichts mehr zu hinterfragen? Gerade als er endlich einer Antwort auf sein Leben so nahe steht, verschwindet Lia und er muss sich vielen neuen Fragen stellen.


Ziemlich rasant entwickelt sich die Geschichte von einer gesellschaftskritischen Dystopie in einen wirren Traum, der die Grenzen von Wahrheit und Lüge verschwimmen lässt. Beim Lesen kann man sich bis zuletzt nicht sicher sein, ob Jonah einfach nur verrückt ist, oder da wirklich was im Hintergrund läuft. Allein dadurch wird man auf nur 224 Seiten selber zum Teil dieses Systems aus Lügen, Geschichten und Wahrheit und stellt fest, dass man vielleicht doch manchmal die Perspektive eines Astronauten aus der Ferne braucht, um klar zu sehen.

Dieses Buch ist ein gelungener Mix aus dem Erzählen vom Fremd sein, jugendlichen Leichtsinn, Liebe , Freundschaft, aber auch Mut und Rebellion. Tatsächlich wurde der Autor durch einen Traum inspiriert, was sich in der kreativen Gestaltung seiner gesellschaftskritischen Erzählung widerspiegelt.

Bewertung vom 09.02.2023
Crossan, Sarah

Toffee


ausgezeichnet

Eine ungewöhnliche aber herzerwärmende Freundschaft

Auf den ersten Blick haben die ältere und demente Marla und die 15-Jährige Allison wenig gemeinsam. Doch eigentlich tun beide sich mit ihren Erinnerungen schwer, vor allem mit den schlimmen.
Allison weiß, dass die Erlebnisse zuhause mit ihrem Vater eigentlich niemand durchmachen sollte, weswegen sie vor ihm flüchtet. Sie hat aber trotzdem Probleme, alles richtig einzuordnen. Erst als sie Marla, die ihre Erinnerungen nur manchmal parat hat, trifft, gibt sie eine Antwort auf die Frage nach der Wunde auf ihrer Wange. Ohne zu wissen, wohin sie nun soll, landet Allison zufällig bei der Seniorin. Diese merkt gar nicht, wie sich Allison langsam in ihrem Haus einnistet und ihre Anwesenheit stört sie nur an schlechten Tagen. Wenn es gut läuft, hält Marla sie für Toffee, diese Rolle nimmt Allison gerne an und es entsteht eine Art Freundschaft, die beiden ergänzen und unterstützen sich auf eine ganz einzigartige Weise.
Genauso einzigartig wie der Inhalt, ist auch die sprachliche Gestaltung. In Versen wie in einem Gedicht, das sich nicht reimt, wird viel gesagt, über den gewalttätigen Vater, die schwere Jugend und Marlas fehlende Erinnerung. Die kurzen Sätze passen perfekt zu Allison und ihrem inneren Durcheinander, aber auch zu Marla und ihrer einfachen Art, die Welt zu sehen.
Die sprachliche Gestaltung wirkt erst ungewohnt, macht den Inhalt aber leicht verständlich und man liest sich schnell durch eine schöne Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die sich aus mehr als unschönen Umständen ergibt.

Bewertung vom 01.02.2023
Goodman, Jessica

Deadwater High - Den Tod im Team


sehr gut

Für Jugendliche ein guter "Thriller"

Nachdem Stella Steckler eher unfreiwillig den Sommer in Breakbridge verbracht hat, einem Trainingslager für “schwierige” Jugendliche, kehrt sie zurück nach Edgewater. Die Probleme, die sie in ihrem Heimatort hat, lassen sich allerdings nicht durch ein Ferienlager lösen. Die Beziehung zu ihrer jüngeren Schwester ist komplizierter denn je zuvor, in ihrem Elternhaus könnte jeden Moment alles zerbrechen und in der Schule hat sie sowieso den Status einer irren Außenseiterin - vor allem nach den letzten Vorfällen. Nur das Laufen gibt ihr das Gefühl von Freiheit, allerdings wurde diese den Läuferinnen der Stadt schon mal genommen, als drei Mitglieder des Crossteams nacheinander Opfer gewaltsamer Morde geworden sind und die Mädchen der Stadt lange nicht raus durften.

Als Mila als neuer Superstar am Crosslauf Himmel an die Schule kommt, freunden sich sowohl Stella als auch ihre kleine Schwester mit ihr irgendwie an, als sie verschwindet, wird schnell vor allem Stella nachgesagt, etwas damit zu tun zu haben. Die Angst ist gegenwärtig, ist der Mörder von damals zurückgekehrt, wird aus Edge Water wieder Death Water? Oder hat tatsächlich Stella etwas damit zu tun?

Obwohl hier die Morde der Vergangenheit eine tragende Rolle spielen, geht es weniger um stumpfe Gewalt als um psychologische Prozesse. Die allgemeine Angst in der Stadt, die Bedeutung von Freiheit und Freundschaft. Durch die abwechselnde Erzählperspektive der Schwestern, kriegt man doppelten Einblick und beide Figuren schaffen es trotz Ich-Erzählung den Lesenden nicht alles zu verraten, was die Spannung steigen lässt. Wer schon einige Thriller gelesen hat, bekommt eventuell sehr früh eine Ahnung, wer da etwas zu verbergen hat.

Die Auflösung am Ende ist weniger fein, etwas zu plump werden die fein gelegten Spuren zusammengeführt. Die Message am Ende ist, ganz unabhängig vom Genre “Thriller”, vor allem an weibliche Jugendliche gerichtet und ein sinnvollerer Abschluss. Die Dynamik der Schwestern trägt wesentlich mehr zur Spannung bei, als der eigentliche Fall. Insgesamt ist der Thriller für ein jüngeres Publikum ab 14 insofern geeignet, dass auch alltägliche Probleme angesprochen werden und er ohne zu detaillierte Gewalt auskommt.

Bewertung vom 01.02.2023
El-Gharbi, Ismail

Baltimore


ausgezeichnet

Die drei Brüder Deen, Najim und Halim träumen von der Freiheit, doch die Definitionen ihrer Freiheit sind so unterschiedlich wie seit jeher in der Philosophie. Zumindest ist allen drei klar, dass ihr aktuelles Leben nicht das ist, was sie wollen und jeder versucht auf seine Weise, sich der persönlichen Freiheit zu nähern.

Die philosophischen Fragen werden nicht plump in den Raum geworfen, sondern in die Handlung eingeflochten. Die Lesenden werden so einerseits nicht unterschätzt und können selbst prozesshaft über Freiheit reflektieren, andererseits vertreten die drei Brüder die Vielfalt an Definitionen der Freiheit, sodass kein belehrender Moment entsteht, dafür viele anregende.

Die Handlung selber ist neben der vielen subtilen Denkanstößen spannend genug, interessant ist vor allem Baltimore als Ort des Plots.Die titelgebende Stadt fungiert teilweise als unmenschlicher Gegner, dem die Brüder kaum entkommen können und sie vor einige Herausforderungen stellt. Wie die drei Brüder diese meistern, sollte unbedingt jeder nachlesen!

Bewertung vom 20.01.2023
Benkau, Jennifer

Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1


ausgezeichnet

Sie malt auf seiner Haut, er eröffnet ihr eine andere (spannende) Welt


Um die Geschichte von Kaya zu verstehen, muss man 18 Jahre zuvor einsetzen, bei einem Fest im Aquamarinschloss von Eshrian. Mirulay ist 8 Jahre alt, als alles zu Grunde geht und er der letzte Sarev wird, sein auf Rache gesinnter Onkel weiß allerding auch seine Zukunft zu erschweren.


In der Gegenwart ist Kaya 17 Jahre alt und wohnt in einem Dorf in Amisa. Sie ist mit ihrem Freund Nevan auf Reisen durch Eshrian. Diese Reise nimmt einen ganz anderen Verlauf und Kaya wird mit vielen Geheimnissen und magischen Gegebenheiten konfrontiert, das liegt vor allem an ihrer eigenen Magie: sie malt Runen, die jeweils eine bestimmte Wirkung haben. Und diese setzt sie ein, als sie gezwungen wird, den unnahbaren Mirulay zu retten…


Ein spannender Roman, der dem Genre “Romantasy” sehr gerecht wird. Das Reich von Eshrian von Kaya wird sehr lebendig beschrieben, zusätzlich hilft eine Karte, die dem Buch innewohnt, der Orientierung. Die Magie, die Kaya in ihrer Heimat zum Außenseiter macht, die Gefahr, die den Königreichen droht und der Einblick in Mirulays tragische Vergangenheit bieten bereits genug hin und her, doch zusätzlich muss Kaya wie alle anderen 17-Jährige mit verwirrenden Gefühlen kämpfen. Trotz der sehr menschlichen Themen wie Freundschaft, Liebe und Verrat kommt die bunte Magie nicht zu kurz, sodass man komplett in diese Welt eintauchen kann und nach dem Lesen die Fortsetzung sofort bestellen möchte.

Bewertung vom 03.01.2023
Fitzek, Sebastian

Mimik


gut

Kyra, die fünfzehnjährige Stieftochter, wird erstochen, ebenso ihr Vater. Der 12-Jährige Paul ist auch im Haus, selbst Hannah erleidet eine Verletzung, womöglich, weil ihre Familie sich gegen sie gewehrt hat?
Nach einer Operation kann sie sich aufgrund einer Narkose bedingten Amnesie nicht erinnern. Nicht an die Familie, die sie hatte, und deren Verlust sie jetzt eigentlich verarbeiten müsste. Als sei dieser Schock nicht schlimm genug, wacht sie ausgerechnet in den Fängen eines Mörders auf, der seinen eigenen Gerechtigkeitssinn verfolgt. Denn Hannah gilt als genauso als Mörderin - als Kindermörderin. Nun muss sie diesem Mann beweisen, dass sie es nicht gewesen ist, die Erinnerung bleibt jedoch lückenhaft und ein Video ihres Geständnisses spricht ebenfalls eine andere Wahrheit. Als sie wieder ihrer Fähigkeiten als Mimikresonanz Expertin bewusst wird, kommt sie dem Rätsel näher, allerdings auch einer Menge an bitteren Abgründen.

Es ist nicht zu leugnen, dass Sebastian Fitzeks Psychothriller fesselnd sind, die “überraschenden” Wendungen machen es einem unmöglich, mit dem Lesen aufzuhören. Super interessant und eine gute Basis für einen Psychothriller ist die Mimikresonanz. Man merkt, dass da Recherche hinter steckt, wie auch im Nachwort erläutert wird.
Jedoch erwarte ich auch Thrillern ein gewisses Maß an Logik und Realität. Die Grenze wird hier nicht eindeutig überschritten, doch so richtig will mir das nicht in den Kopf, dass Hannahs gesundheitliche Probleme, ihre Fähigkeiten usw. genau so stattfinden, dass der Verlauf der Geschichte Sinn ergibt. Eher eine Binnenlogik, die verkauft wird. Die Amnesie, die sie nach der Narkose hat, wirkt absolut nach Bedarf zusammengeschustert, dass sie nicht in den Spiegel gucken kann, ist eine zusätzlich so präzise Eigenheit, die nur für die Story gemacht wurde.
Auch das Ende, das natürlich nicht gespoilert wird, das alles logisch erscheinen lässt, ist an sich sehr artifiziell, denn so ein Gespräch würde nie stattfinden. Zudem finde ich die Kritik des Ableismus bei einem der Nebencharaktere sehr berechtigt, das hätte auch anders geschrieben werden können.
Nichtsdestotrotz ein spannender Psychothriller, wenn man keine allzu hohen Ansprüche an die Ausgereiftheit der Story hat, für die Masse gemacht, dafür gut recherchiert. Letztendlich bleibt man dran.

Bewertung vom 15.12.2022
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


gut

Das Cover ist von der Farbgebung und Gestaltung her gut gelungen, trifft es doch die Finsternis, die im Inhalt anschaulich skizziert wird. Der deutsche Titel ist allerdings sehr plump und reißerisch gewählt, wenn man sehr gemein wäre, könnte man hier einen Vergleich mit der BILD anstellen. Der Originaltitel hingegen ist treffend: The Facemaker. A Visionary Surgeon’s Battle to Mend the Disfigured Soldiers of Word War I und zeugt von der Ernsthaftigkeit der Thematik. Sehr eindringlich erklärt die Autorin stellvertretend für die vidionären Schöpfer der Methoden, welchen Stellenwert die Rekonstruktion von Gesichtern in Zeiten der Kriege hatte.
Wo heute jeder kleine Makel gefühlt aus Langeweile ausgeglichen wird, entschieden sich damals Lebensgeschichten.

Auch für Laien verständlich aufbereitet, geht sie in die Details, der rote Faden ist immer noch eine Handlung, trotz des sachlichen Inhalts, wodurch der Lesespaß nicht zu kurz kommt.
Nichtsdestotrotz hatte ich Schwierigkeiten, mitzukommen, da es viel um die britische Geschichte geht und ich das Gefühl hatte, dass mir da das Vorwissen fehlt. Auch bei den vielen Namen kam ich durcheinander und ich es war mir teilweise zu detailliert. Dass mir der Bezug fehlt, ist jedoch nur ein individueller Punkt, der Schreibstil, die Recherche und die Aufmachung sind mehr als gelungen, an Spannung fehlt es allein durch die Thematik nicht. Für alle mit Interesse an dem Thema, die nebenbei noch etwas über die britische Perspektive der Weltkriege lernen wollen.

Bewertung vom 09.12.2022
Bendixen, Katharina

Taras Augen


gut

Nach einem verheerenden Chemieunfall in der Factory 11 flüchten die Menschen aus dem Campus District nach Tonfato, um dort ein neues Leben anzufangen. Einige kehren jedoch in die gefährliche Zone zurück, sie wollen ihr altes Leben nicht einfach aufgeben. Zu ihnen gehört auch Taras Familie. Tara und Alùn sind 15 und eigentlich seit ihrer Kindheit befreundet und vielleicht sogar verliebt, doch seit kurzem zerstritten. Da Alùns Familie nicht zu den Rückkehrern gehört, kommt jetzt noch die räumliche Trennung hinzu. Alùn kann jedoch nicht aufhören an seine Tarita zu denken und malt weiterhin ihre Augen, was noch zu einer großen, aber auch gefährlichen romantischen Geste wird. Ähnlich wie bei dem wunderschönen Buchschnitt, ist bald die ganze Stadt voll mit Taras Augen. Tara lernt eine neue Bezugsperson kennen und versucht, Alùn zu vergessen, doch das ist in diesen schwierigen Zeiten gar nicht so leicht, vor allem wenn sie weiterhin neben seinem alten Zuhause wohnt.


Die Grundlage einer Umweltkatastrophe mit zerstörerischem Charakter, die die Menschen in zwei teilt, klingt interessant und dramatisch, wer mit entsprechenden Erwartungen anfängt zu lesen, könnte jedoch enttäuscht werden. Zwar ist der Unfall in der Fabrik die ganze Zeit präsent und die Folgen haben auch gesundheitliche Folgen für die Protagonisten, aber irgendwie wird einem die Tragweite nicht so deutlich. So wird man zwar gefordert, sich selbst Gedanken zu solchen Szenarien zu machen, der Spannungseffekt kommt jedoch etwas zu kurz. Auch die dystopische Welt, die Bendixen erschaffen hat, ist in der Theorie faszinierend, innerhalb der Geschichte wirkt sie jedoch leider etwas gewollt. Man kommt schnell durcheinander, Begriffe, die sonst keinen Mehrwert haben, werden einfach eingeworfen und man verliert schnell den Überblick. Im Vordergrund steht eher die Liebesgeschichte der Protagonist*innen, die nunmal einfach verliebte Teenager sind. Ein gut gelungener Plot Twist rettet die Spannung und hat mich nochmal an die Seiten gefesselt.

Wer eine gut durchdachte alternative Realität erwartet, wird enttäuscht. Der Titel “Taras Augen” verrät allerdings schon, dass das Hauptaugenmerk auf einer Beziehung liegt. Alles andere ist nur drumherum, weswegen die genannten Abstriche in Ordnung sind. Sehr schön ist allerdings das Glossar am Ende sowie die Karte der Ortschaft. Interessierte Leser*innen können sich so doch noch einen Überblick über die Begriffe verschaffen.
Insgesamt eine nicht langweilige, aber auch nicht hochspannende Geschichte von zwei Jugendlichen und ihrer Beziehung und Schwierigkeiten, die in einer dystopischen Umwelt leben.