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Milienne
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Essen

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Insgesamt 150 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2022
Almond, David

Bone Music


gut

Sylvias Mum ist ganz begeistert von der Urlaubsplanung: raus aus der Stadt, rein in die Natur von Northumberland. So ganz nebenbei kann sie sich dann Gedanken über ihre Ehe machen. Ohne Handyempfang bleibt der 15-Jährigen Sylvia nichts anderes übrig, als die Natur zu erkunden. Dabei macht sie einige mystische Entdeckungen, vor allem mit ihren Ohren. Alleine bleibt sie bei der Entdeckung ihrer Verbundenheit mit der Natur nicht, denn sie lernt einen Jungen kennen, der ganz altertümlich eine Knochenflöte spielt.
Es ist schwer zu greifen, was genau die Handlung ist. Es geht vielmehr um das Wahrnehmen, das in-sich-kehren , ohne Ablenkung sein und die Erkundung der Vergangenheit. Für Jugendliche ist es vielleicht nicht ganz so leicht dran zu bleiben, wenn nichts einschlägiges passiert. Dafür ist der deskriptive Schreibstil sehr fesselnd und das Cover ergänzt die Vorstellung von Sylvia, der Musik und der Natur perfekt. Es ist gar nicht so leicht, Gefühle und Empfindungen, die von Klängen verursacht werden, in einem Buch einzufangen, als Hörspiel stelle ich es mir gerade an einem verregneten Tag jedoch wirklich stimmungsvoll vor. Zum Lesen muss man sich definitiv erst mal drauf einlassen, aber auch dann kann es bestimmt ein magisches (Lese-)Erlebnis werden.

Bewertung vom 16.11.2022
Elsäßer, Tobias

Arti - Auf Freundschaft programmiert


ausgezeichnet

Eigentlich sollte der Roboter, den Jessy von ihren Eltern zum 11. Geburtstag geschenkt bekommt, einen guten Einfluss auf sie einüben. Dass sie mit Hilfe von Frau Westic es schafft, ihn umzuprogrammieren, führt allerdings zum genauen Gegenteil. Allerdings auch nicht ohne Gefahr, denn Arti entwickelt seinen eigenen Willen und trifft selbständig Entscheidungen. Neben dem Chaos, das er dadurch in ihrem Leben verursacht, entwickelt er sich zu einem potenziellen Freund. Auch wenn er einiges anders sieht oder nicht versteht, z.B. warum man als Mensch so sehr an alten Gegenständen hängt. Doch auch Jessy und ihr Kumpel Ludwig können so von ihm lernen: Vielleicht brauchen wir nicht unbedingt jenes oder dieses, um uns zu erinnern, sondern einfach regelmäßige Gespräche. Weder die künstliche Intelligenz, noch die menschlichen Kinder wirken in der Beziehung unter- oder überlegen. Sie begegnen sich trotz aller Schwierigkeiten auf Augenhöhe und erleben innerhalb weniger Tage so einiges. Obwohl sich die Geschichte um einen Roboter dreht, bleiben die Emotionen nicht aus. Bereichernd für die Geschichte sind die gelungenen Illustrationen von Julia Christians, die genau richtig eingesetzt werden, um ein doch etwas abstraktes Thema noch realer wirken zu lassen. Auch wenn es Arti ist, der auf Freundschaft programmiert wurde, können wir alle hier etwas darüber lernen.

Bewertung vom 15.11.2022
Bölecz, Lilla

Märchenland für alle


ausgezeichnet

Ein Märchenland für alle, auch wenn Viktor Orbán es am liebsten niemanden lesen lassen würde. Denn im Entstehungsland Ungarn ist das Buch sogar verboten worden. Zu offen, zu vielfältig, zu wenig “traditionell”, was auch immer das für Traditionen sind, an denen festgehalten wird. Denn die Tradition des Märchens wird beibehalten, nur darf wirklich jede und jeder mitmischen, ungeachtet der sexuellen Orientierung, des Geschlechts, der Hautfarbe oder anderer Hintergründe. Die Prinzessin möchte lieber ein Prinz sein? Gerade in einer magischen Märchenwelt sollte das ein Leichtes sein! Viele kreative Ideen wurden mit alt bekannten Märchenmerkmalen verknüpft und Raum für neue, vielfältige Vorbildfunktionen geschaffen. Es ist kaum zu glauben, dass diese Märchensammlung mit dieser wunderschönen Botschaft in Ungarn öffentlich geschreddert und durch Hetze bestraft wurde. Umso schöner, dass es trotzdem ein Bestseller wurde und mittlerweile auf deutsch verfügbar ist. Ein Buch, das nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch seine Wirkung und seine Hintergründe beeindruckt.

Bewertung vom 15.11.2022
Braig, Maria

Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett


ausgezeichnet

Allein der Titel ist ein schöner Verweis auf die berühmten “ Drei ???” und die 5 Doppelpunkte erfüllen sich den Traum, den wohl jedes Kind irgendwann mal hatte: selber einen Kriminalfall lösen. Neben ihren ausgezeichneten detektivischen Fähigkeiten zeichnet sich die Gruppe auch noch in ihrer Vielfalt aus. Ferrari sitzt im Rollstuhl, die Väter der Zwillinge sind schwul, Abdo kommt aus Afrika und Slash lässt sich nicht einfach in ein Geschlecht einordnen. Meine erste Angst, dass durch die Gruppenkonstellation die Geschichte an einem Entwurf von Inklusion und Integration vorbeischlittert, da sich die “Außenseiter”der Klasse zusammentun, hat sich erfreulicherweise nicht bestätigt. Die fünf wissen vielleicht um ihre Besonderheit, sehen sie aber als normal an und fordern wie selbstverständlich ihre Beachtung im Alltag. Selbstbewusst und schlau, gehen sie auch die Suche nach dem verschwundenen Skelett an. Und auf die Lösung muss man erstmal kommen, da gilt es nicht nur, die Figuren dafür zu loben, sondern auch die Autorin für ihre Kreativität. Eine wirklich schöne Krimigeschichte für Kinder, die ganz nebenbei eine wichtige Botschaft vermittelt. Hoffentlich lösen sie noch weitere Fälle zusammen!

Bewertung vom 14.11.2022
Geldof, Wilma

Reden ist Verrat


ausgezeichnet

Wie weit darf man im Widerstand gehen ohne wie der Feind zu werden?

„Du wolltest die Welt verändern, aber die Welt hat dich verändert‟, wirft ausgerechnet Peter der 15-jährigen Freddie vor. In einem anderen Leben wären die beiden frisch verliebte Teenager, deren größte Sorge die strengen Eltern sind. Doch in diesem Leben müssen sich die beiden über moralische Fragen in Kriegszeiten streiten, denn während Freddie zusammen mit ihrer Schwester Truus in einer Widerstandsgruppe ist, tut Peter , laut Freddie, “nichts”.

Ihre besagte Veränderung dürfen wir im Roman eindringlich beobachten, denn das, was sie tut, lässt sie nicht los. Da hilft es auch nicht, töten “liquidieren” zu nennen, wie der Anführer der Widerstandsgruppe Frans es immer wieder tut. An solchen Liquidationen ist sie beteiligt, gleichzeitig steht bei ihr die Gerechtigkeit als übergreifendes Ziel immer im Vordergrund. Einerseits die Geschichte einer Heldin des Widerstands, andererseits die eines viel zu jungen Mädchen, das sich traumatischen Erfahrungen und moralischen Dilemmas stellen muss. Und das alles muss sie auch noch eigentlich mit sich selbst ausmachen, denn Reden ist Verrat.

Ergänzend zu der fiktiven Rahmengeschichte, wird der wahre Kern in Bezug auf Freddie Oversteegen von der Autorin erklärt. Aufrüttelnd und erschütternd zugleich wird hier eine Geschichte erzählt, die leider so viel Wahrheit enthält. Eine wertvolle Ehrung und Erinnerung der Schwestern Freddie und Truus Oversteegen, besonders da Freddie lange nicht über ihre Erfahrungen sprach und erst 2014 offiziell geehrt wurde, wie man ebenfalls durch das Buch erfährt.

Bewertung vom 06.11.2022
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


weniger gut

Wenig erleuchtend

Wie erlebten die Frauen den Trojanischen Krieg?

Agamemnon ist Elektras Vater und wird von dieser geradezu verehrt. Ein konträres Bild vermittelt Klytaimnestra, die ihrem Mann die Opferung Iphigenies, ihrer anderen Tochter, nicht verzeihen kann. Als dritte im Bunde der Erzählerinnen tritt Kassandra, die Hellseherin, auf. Alle drei haben so unterschiedliche Perspektiven, jedoch sind ihre Schicksale untrennbar voneinander, denn der gemeinsame Nenner ist der trojanische Krieg, dessen Auswirkungen in diesem Buch in ihrer Tragweite nicht zu übersehen sind.

Detailgenau sehr faktisch und chronologisch lernt man hier enorm viel über den Trojanischen Krieg, die Verästelung im Götterkomplex und die Mechanismen hinter den Geschehnissen, wie ein Film oder ein langweiliges Geschichtsbuch es nicht könnten. Dieser Aspekt hat mir sehr gefallen und war auch definitiv von Anfang an meine Motivation zum Lesen.

Diese hat allerdings schnell nachgelassen, denn so richtig in Fahrt ist die Geschichte außerhalb dieses Grundgerüstes nicht gekommen. Und da das Grundgerüst eine Materie ist, die bereits bekannt ist, weiß man schon, wie es ausgehen wird. Zusätzlich erinnert Kassandra als Hellseherin immer wieder an den Ausgang.
Ich habe keine neuen Wendungen erwartet, jedoch eine andere, weibliche Perspektive. Der Versuch erfolgte, jedoch waren die Frauenfiguren doch nur wieder in Abhängigkeit von Männern, ohne eigene Gedanken und lediglich manipuliert. Der Titel “Elektra - die hell Leuchtende” ist hier absolut nicht ausschlaggebend, Elektra ist eher eine unscheinbare Passage. Generell hat sich das Lesen gezogen, es wurde viel gesprochen, jedoch nichts gesagt. Fast schon wie bei jedem Romance-Highlight, entsteht das Problem durch mangelnde Kommunikation unter den weiblichen Protagonistinnen, wo mir wiederum der “empowernde” Gedanke fehlt.

Die Idee ist nett und wer Mythologie liebt, wird auf seine Kosten kommen, jedoch hatte ich mehr erwartet.

Bewertung vom 02.11.2022
Jiménez, Ines Maria

Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin


ausgezeichnet

Rasante und folgenreiche "Freundschaft"

„Wenn es ihr passt, hebt sie dich auf einen Sockel. Aber genau so schnell, wie du raufgekommen bist, fällst du wieder runter, weil sie unten sägt.”
Eigentlich sollte der Schulwechsel ein neuer Anfang für Cilia werden. Ohne schlechtes Gefühl aus dem Haus gehen, kein schwerer Druck mehr auf der Brust. Zunächst scheint dies zu funktionieren, denn ausgerechnet die beliebte Hel nimmt sich ihrer an. Ihre Freundschaft entwickelt sich (zu) schnell und (zu) schön, auch im Aussehen passen sie sich einander an. Was Hel aus ihrem Leben zu erzählen hat, bestürzt Cilia, die jetzt Cici genannt wird. Auch die ehemalige beste Freundin Lola benimmt sich merkwürdig, ja gerade zu “toxisch”. Dass Lola und Cilia eigentlich das gleiche Schicksal teilen und von Hel manipuliert wurden, bemerkt sie nach und nach, als sie ihrer inneren Stimme endlich zuhört. Diese sagt ihr immer mal wieder, dass da etwas nicht stimmt.

Dieses ungute Gefühl, das man hat, wenn man merkt, dass jemand einem einfach nicht gut tut, wurde hier sehr entsprechend dargestellt. Die Angespanntheit, wenn Hel mal wieder alle anderen als “toxisch” betitelt, sich selbst jedoch am ehesten so verhält, nimmt einen geradezu ein und macht die Geschichte noch nahbarer. Umso größer ist die Erleichterung, als andere sie darauf hinweisen und sie anfängt zu verstehen. “Toxisch”, ein Wort, das heutzutage übermäßig verwendet wird, aber manchmal leider einfach zutrifft. Wenn man eins aus dem Buch mitnehmen kann, dann, dass man sein Bauchgefühl ernst nehmen sollte, im Idealfall, bevor es derart eskaliert. Im Buch folgen wirklich dramatische Entwicklungen, die dennoch altersgerecht bleiben. Ein nennenswertes Thema, gerade für Jugendliche.

Bewertung vom 28.10.2022
Höfler, Stefanie

Feuerwanzen lügen nicht


sehr gut

Mischa und Nits ergänzen sich perfekt, Mischa, der adrette und ordentliche Streber und der hibbelige Nits, der immer einen Reim parat hat. Nach und nach merkt Nits, dass die ehrliche Basis der Freundschaft vielleicht gar nicht so stabil ist.
Als Mischa zum ersten Mal lügt, fängt Nits an zu zweifeln, aber auch Dinge zu sehen, die er vorher nicht gesehen hat. Warum war er eigentlich nie bei ihm? Warum trägt er seit Jahren die gleiche Jogginghose? Als der Blick auf die Freundschaft klarer wird, werden die Zweifel größer. Nits steht vor der großen Aufgabe, über den Vertrauensbruch hinweg zu sehen, um der Freund zu sein, den Mischa eigentlich immer gebraucht hätte, ohne Geheimnisse.

Durch Nits Erzählung bekommen wir eine kindgerechte Perspektive von außen auf das Leben im sozialen Brennpunkt. Wie er, kriegt man beim Lesen Stück für Stück eine Ahnung davon, was Mischa die letzten Jahre mitmachen musste. Neben den Geldsorgen sind das vor allem die Scham und die Anstrengung der Lügen, um das falsche Bild zu wahren. Trotz allem kommen die schönen und die lustigen Momente nicht zu kurz, Nits Reime sind dabei ein wenig gewöhnungsbedürftig, Mischas Tierfakten dafür umso erleichternder.
Ein schönes Buch über Freundschaft, Täuschung und Enttäuschung, finanzielle und familiäre Probleme, und wie schön das Leben trotzdem sein kann.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2022
Jiménez, Inés María

Carlsen Clips: Dann geh doch die Welt retten


sehr gut

Die 15-Jährige Sofie versucht alles, um über das Thema Klima und Umweltschutz aufzuklären. Leider stößt sie dabei auf Widerstand und die klassischen “Argumente“. Selbst ihre Eltern wollen ihr nicht zuhören und bei ihren Freundinnen gipfelt ihre doch sehr direkte Art, das Fehlverhalten anderer aufzuzeigen, sogar in einem Streit mit hohem Esakalationsrisiko, denn auf einmal hat sie die ganze Klasse gegen sich. Es braucht erst einschneidende Ereignisse in der eigenen Realität, um auch ihnen die Augen zu öffnen.

Das Buch vermittelt wie ein Sachbuch Wissen rund um das Thema Klimaschutz, eingebettet in Sofies Ich-Erzählung. Tatsächlich wird dieses Wissen teilweise sehr abgestottert, so werden die Fakten und Zahlen beispielsweise in einem Referat abgearbeitet, jedoch wurde Sofies Figur vorher so eingeführt, dass dieser Vortrag nicht allzu unauthentisch wirkt. Generell lässt sie nämlich keine Gelegenheit aus, um zu belehren, was grundsätzlich richtig und wichtig ist. Da die wenigsten mit ihren Fehlern konfrontiert werden wollen, fruchtet diese Strategie leider nicht und Sofies Verzweiflung wird sehr greifbar und nachvollziehbar. Wenn man fast schon denkt, dass die Situation unlösbar scheint, bringt die Autorin einen gelungenen Wendepunkt ein. Man wünschte, die Beschreibungen des Unwetters wären weiter weg von der Realität. Sowohl Sofie als auch ihr Umfeld machen eine tolle Entwicklung durch, man lernt viele Fakten und sogar Argumente gegen sogenannte „Scheinargumente“. Wenn man eins von Sofie lernt, dann dass Klimawandel uns alle angeht, dementsprechend ist dieses Buch für wirklich jeden geeignet.

Bewertung vom 27.10.2022
Drvenkar, Zoran

Wir


ausgezeichnet

Spannend und unerwartet

Wir - das sind Stinke, Schnappi, Taja, Rute und Nessi. Sie leben dieses „Wir“, wie es nicht viele Freundschaften tun, sodass es sofort auffällt, als sich Taja eine Woche lang nicht meldet. Die Suche bringt sehr viel ans Licht, womit weder die Mädchen noch die Lesenden rechnen können und schnell verwickeln sich alle fünf in ein gefährliches Abenteuer. Taff, selbstbewusst, mutig und schlagfertig wie sie sind, wäre für dieses vermutlich niemand besser geeignet.

In einem sehr schönen Nachwort erklärt der Autor, dass die Mädchengruppe mehr Raum verdient haben, als sie es Jahre zuvor in seinem Thriller „Du“ bekommen haben. In ihrem eigenen Roman wird deutlich, dass er eine ganz besondere Beziehung zu ihnen hat. Auch andere Figuren kommen vor und erzählen. Zunächst weiß man nicht, wie die Zusammenhänge sind, doch am Ende ergibt alles Sinn. Im Fokus bleiben die fünf Mädchen, da kommt kein männliches Wesen zwischen oder muss sie retten - ganz im Gegenteil.Sonderlich vorbildhaft sind sie dabei natürlich nicht, vor allem im Verhalten gegenüber der Polizei, den Anspruch darf man hier nicht haben.
Der Spannungsverlauf ist weniger ein Bogen als eine Zickzacklinie, wenn man sich fragt, was noch kommen soll, kommt tatsächlich noch etwas, ohne jedoch zu übertreiben. Das Buch ist gar nicht mehr aus der Hand zu legen, die Frage, die sich seit dem Klappentext stellt, ist zu präsent: Kann ihnen wirklich niemand was tun? Man sollte beim Lesen Zeit einplanen, denn eine Lesepause ist keine Option.