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pw

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Insgesamt 128 Bewertungen
Bewertung vom 01.07.2021
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Vorsicht vor diesem Roman!

Als ich mir das Cover und den Klappentext angeschaut hatte, dachte ich: „Drama, Drama, Drama! Ist das nicht ein wenig übertrieben dargestellt und auf Wirkung gequält?“ Aber dann habe ich einfach von vorne angefangen zu lesen und musste mich manchmal regelrecht zwingen, es zwischendurch auch mal beiseite zu legen.

Ich habe selten so eine einfühlsame und dabei spannende Story gelesen. Eigentlich sind es mehrere Stories in einem Buch – sowohl Drama als auch Krimi.

Duchess, dreizehnjährig, ist einerseits so erwachsen, wie es kein Kind in diesem Alter sein sollte. Sie übernimmt wie selbstverständlich die Verantwortung für ihren kleinen Bruder, weil ihre Mutter dazu psychisch einfach nicht in der Lage ist. Andererseits ist Duchess ganz und gar Teenager, rebellisch gegen fast jeden, hat vor nahezu niemandem Respekt und wirft mit den schlimmsten unflätigen Ausdrücken um sich. Das kann man ihr jedoch nicht verdenken. Ich habe dabei trotzdem immer dieses zerbrechliche Wesen vor mir gesehen.

Der zweite Protagonist, Chief Walker – kurz Walk –, im malerischen Idyll des kleinen Ortes aufgewachsen und dort als Polizist geblieben, ist ein wenig Vaterersatz für Duchess und ihren kleinen Bruder Robin. Walk kennt deren Mutter Star seit ihrer Kindheit. Sie sind alte Freunde. Zu ihrem Kreis gehörten noch Vincent und Martha. Vincent ist Walks bester Freund, aber angeblich Mörder von Stars Schwester Sissy. Vincent war damals vor 30 Jahren mit Star zusammen. Martha war damals Walks Freundin. Die Trennung der beiden ist eine traurige Geschichte für sich.

Nun kommt Vincent nach dreißig Jahren aus dem Gefängnis und alles gerät aus den Fugen. Die Freunde von damals werden – wie man so schön sagt – „von der Vergangenheit eingeholt“. Viele Fragen werden aufgeworfen und – das kann ich verraten, ohne zu spoilern – am Ende fast alle zufriedenstellend geklärt.

Das ganze Buch ist von zwei Handlungssträngen, oder besser gesagt Perspektiven, durchzogen: aus der Sicht von Duchess und aus Walks Sicht. Eine ganze Reihe anderer Haupt- und Nebenfiguren bereichern den Roman. So erhält man nebenbei Einblick in die tagtägliche Arbeit von Chief Walker und die z. T. sehr menschlichen Probleme, mit denen er dabei konfrontiert wird. Die sind manchmal ziemlich skurril, fast schon komisch, wenn z. B. der Fleischer Milton seinem Nachbarn einen Schafskopf in den Garten wirft und ähnliches.

Mein Fazit: Ein rundum gelungener Roman. Aber Vorsicht, er fesselt!

Bewertung vom 29.06.2021
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


ausgezeichnet

Ein ganz besonderer Thriller

Der Leser springt sofort mitten ins Leben der handelnden Personen. Das sind Haavard, ein engagierter Kinderarzt, seine Frau Clara, die im Verwaltungsapparat des Ministeriums arbeitet und politische Ambitionen hat, sowie Personen aus deren Umfeld. Im Fokus steht das Thema Kindesmisshandlung, womit es Haavard in seiner Klinik immer wieder zu tun hat, und wozu Clara im Ministerium für einen neuen Gesetzesentwurf kämpft.

Wie es sich für einen Thriller gehört, passieren Morde, und zwar drei. Die Opfer sind Kindesmisshandler. In diesem Roman steht jedoch nicht, wie oftmals üblich, die Ermittlungsarbeit der Polizei im Vordergrund, sondern das Verhalten der Personen im Umfeld. Es wird meistens in der Ich-Form aus der Sicht von Haavard oder Clara erzählt. Ab und zu (selten) aber auch von jemand anderem, wie z. B. Claras Vater Leif oder dem Pfleger Roger. Aus der Sicht der Polizisten geschieht das jedoch niemals.

Die ganze Story ist von Anfang an interessant und fesselnd beschrieben, obwohl die Morde als Kriminalfälle zunächst kaum im Vordergrund stehen. Das ist ziemlich ungewöhnlich. Im Laufe des Buches, schon nach etwas über der Hälfte wird sogar ganz klar beschrieben, wer die Morde begangen hat und auch wie. Trotzdem wird der Roman von da an noch spannender und macht regelrecht süchtig, je weiter man liest.

Als sehr angenehm empfand ich, dass es keine besonders blutigen Szenen gab. Die Personen sind so gut beschrieben, dass man ihre Handlungen nachvollziehen und sich ab und zu mit der einen oder anderen sogar identifizieren kann, selbst wenn sie moralisch völlig indiskutabel ist.

Dieses Buch ist für Leser geeignet, die packende Thriller lieben und dabei etwas Besonderes suchen.

Bewertung vom 06.04.2021
Reitner, Anna

Die Roseninsel


ausgezeichnet

Entspannend und unterhaltsam

Liv, eine junge Ärztin aus Berlin, flieht nach Bayern vor dem Alltagsstress und einer kürzlich erlebten traumatischen Begebenheit. Sie findet im Internet eine Anzeige, dass für ein paar Wochen eine Vertretung für den Verwalter einer kleinen Insel im Starnberger See gesucht wird. Dort ist man froh, dass sich überhaupt jemand dazu bereit erklärt, und so ist die Sache abgemacht und die Roseninsel soll für die nächsten Wochen ihr Ruheort werden.

Dort findet sie das Tagebuch einer jungen Frau: Magdalena. Die wurde vor über einhundert Jahren auf der Insel gefangen gehalten. Zwar war das ein „goldener Käfig“ samt umsichtigem Dienstmädchen und gutmütigem alten Gärtner, aber mit krähenhafter Gesellschafterin, die fast jeden von Magdalenas Schritten überwacht.

Die beiden Geschichten, die von Liv in der Gegenwart und die von Magdalena in der Vergangenheit, werden in zwei sich abwechselnden Handlungssträngen erzählt. Ich mag sowohl historische Romane als auch Geschichten aus der Gegenwart und habe das mit diesem Buch gleich im Doppelpack bekommen.

Es ist alles sehr bildhaft und nachvollziehbar erzählt, in einer klaren und sehr verständlichen Sprache. Der Autorin ist es gelungen, mich in die Szenerie hereinzuziehen. Ich habe alles aus der Perspektive sowohl von Liv als auch von Magdalena miterleben können.

Mit dem Ruheort ist es für Liv recht schnell vorbei und sie muss einsehen, dass sie nicht vor sich selbst fliehen kann. Sowohl die Geschichte von Liv als auch die von Magdalena finden zu einem zufrieden stellenden Ende, so dass für den Leser keine Fragen oder Ungereimtheiten bleiben. Obwohl einiges davon vielleicht vorhersehbar war, gab es doch einige überraschende Facetten.

Von diesem Buch hatte ich mir eine entspannende, aber dennoch unterhaltsame Lektüre erhofft und genau diese habe ich bekommen. Als Zusatz beschreibt die Autorin noch ein paar historische Hintergründe und deckt auf, was ihrer Fantasie entsprungen ist und welche Aspekte auf Tatsachen beruhen. Das hat mein Lesevergnügen noch abgerundet.

Bewertung vom 12.11.2020
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsam und spannend

Nick, ein Berliner Polizeikommissar, ermittelt in München und das in den achtziger Jahren. Keine Smartphones, kein Navi im Auto. Es wird nach Stadtplan gefahren. Die moderne Kommunikation besteht aus Telefon und Telefax. Am besten ist es jedoch, man fährt persönlich hin.

So machen sich Nick und Graziella, die eigentlich die Putzfrau bei der Mordkommission ist, auf den Weg nach Italien, um in einem länderübergreifenden Kriminalfall zu ermitteln. Ein anderer Übersetzer war auf die Schnelle nicht zu finden.

Naja, dachte ich mir, das ist etwas an den Haaren herbei gezogen, aber letzten Endes wird die Geschichte dadurch sehr unterhaltsam und außergewöhnlich – und so etwas liebe ich. Es ist mir ehrlich gesagt egal, ob realistisch oder nicht, sofern es mir beim Lesen Spaß macht.

Unterhaltsam ist dieses Buch auf jeden Fall. Gleich von Anfang an, als die Münchener Mordkommission beschrieben wird, ist das klar. Ein vergessenes Loch im Fußboden als ungewöhnlicher Kommunikationskanal zum darunter liegenden türkischen Imbiss! Super praktisch für Essensbestellungen, die nur nach unten gerufen werden müssen.

Trotzdem werden sehr erschütternde Mordfälle behandelt und das Ganze ist sehr spannend und mitreißend geschrieben. Die handelnden Personen kann man sich sehr gut vorstellen. Graziella mag ich besonders, denn die ist immer wieder für eine Überraschung gut.

Außerdem sind historische Fakten aus der Zeit in passendem Maße eingestreut, so dass man sich sagt: Ach ja, das war ja damals.

Mein Fazit: Unterhaltsam und spannend – Lesespaß eben!

Bewertung vom 26.10.2020
Love, Melissa Scrivner

Capitana


ausgezeichnet

So muss es sein

Zuerst war ich etwas skeptisch und befürchtete, einen Abklatsch von „Der Pate“ – nur mit weiblicher Hauptrolle – vor mir zu haben, aber ich wurde zum Glück eines Besseren belehrt.

Die Handlung begann recht unspektakulär und war mit einfachen Worten beschrieben. Zuerst wird ein „Geschäft“ aus der Sicht von halbwüchsigen „Kunden“ des Drogenkartells geschildert. In diesem ersten Kapitel tritt Boss Lola zunächst nur am Rande auf. Für den Außenstehenden keine besondere Person, und das ist genau der Eindruck, den die uneingeweihte Umgebung von ihr hat.

Wir lernen dann die Strukturen ihres „Geschäfts“ kennen, ganz nebenbei, ohne dass das lange erklärt werden muss. Der ganze Roman bleibt in einer sehr einfachen, anschaulichen und authentischen Sprache.

Es dreht sich fast alles um Lola. Es gibt wenig Sprünge in der Zeit und nur sehr sparsam eingesetzte Perspektivwechsel – niemals mehr als unbedingt nötig.

Obwohl von Anfang an klar ist, was Lolas Geschäft ist und dass es da ziemlich brutal zugeht, auch dass Lola selbst keine Skrupel hat, bekommt man beim Lesen von ihr den Eindruck, sie ist einfach eine alleinerziehende unf besorgte Mutter, die nebenbei noch ein paar andere „Dinge“ zu erledigen hat. Man kann sich sogar richtig in ihre Lage versetzen.

Der Roman lebt von der ambivalenten Persönlichkeit Lolas und natürlich auch den Personen um sie herum. Er ist spannend und es kommt dabei immer wieder zu unvorhersehbaren Wendungen. Auch das Ende hätte ich so nicht erwartet. Das ist genau das, was für mich ein gutes Buch ausmacht.

Bewertung vom 20.10.2020
Petkovic, Andrea

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht


ausgezeichnet

Gefühlvoll, humorvoll und weise

Andrea Petković ist nicht nur ein hervorragendes Tennistalent, sondern auch eine begnadete Geschichtenerzählerin. Das hatte ich bereits nach nur wenigen Seiten in diesem Buch feststellen können.

Ihre Geschichten sind abwechslungsreich und außergewöhnlich, denn wo sonst bekommt man solch einen persönlichen Blick hinter die Kulissen und auch in die Gedanken- und Gefühlswelt einer Leistungssportlerin.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist ihre Selbstironie, die immer wieder durchkommt. Das hat so etwas überaus Sympathisches. Obwohl die Autorin noch ziemlich jung ist, liegt außerdem eine große Portion Lebensweisheit in ihren Geschichten. Das Schöne ist, dass diese ohne erhobenen Zeigefinger auf sehr unterhaltsame und anschauliche Art herübergebracht wird.

Ich habe nach dem Lesen dieses Buches den Eindruck, dass Andrea Petković bei allem Stolz, den sie zurecht aufgrund ihrer sportlichen Leistungen haben kann, eine bodenständige Person geblieben ist.

Mein Urteil zu diesem Buch: Spiel, Satz und Sieg: Andrea Petković.

Bewertung vom 12.10.2020
Korn, Carmen

Und die Welt war jung / Drei-Städte-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Lebensecht, mitreißend und spannend

Als ich das Buch in den Händen hielt, fiel mir als erstes der Aufkleber „SPIEGEL Bestseller-Autorin“ auf und ich dachte: „Da ist die Latte ja hoch gelegt. Ob sie mit diesem Buch wohl darüber kommt?“ Ich sage es gleich vorweg: „Ja, und zwar mit Bravour.“

Carmen Korn nimmt uns mit in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts und lässt uns diese zehn Jahre aus der Sicht von drei Familien durchleben – in Köln, in Hamburg und in San Remo. Sie schreibt ausgesprochen lebendig und dabei so einfühlsam, dass man sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr nur als Beobachter, sondern fast schon als Familienmitglied empfindet – von allen drei Familien. Mir ging es jedenfalls so. Ich erlebte alles mit ihnen zusammen, saß mit ihnen beim Essen – und es gab ständig etwas zu essen. Immer, wenn ich das Buch zur Hand nahm, um weiterzulesen, sagte ich mir: „Mal sehen, was heute so auf den Tisch kommt.“

Aber das Essen ist nicht der Hauptinhalt, obwohl es mir sehr gut gefällt, wie es sich in die Handlung einfügt. Die Autorin errichtet immer wieder neue Spannungsbögen, denn irgendein Geheimnis gibt es immer zu lüften. Kaum sind die Hintergründe zu einer Sache aufgeklärt, beginnt schon eine neue. Es ist einfach nicht möglich, mal zwischendurch nur ein kleines Stückchen in diesem Buch zu lesen. Mir ging es jedenfalls so, dass ich immer so gefesselt war, dass ich beim Lesen alles um mich herum vergessen habe.

Fazit: Ein Buch, das mich begeistert hat – lebensecht, mitreißend und spannend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2020
Paar, Tanja

Die zitternde Welt


ausgezeichnet

Historischer Roman und ungewöhnliche Familiengeschichte

Ich lese sehr gern historische Romane und außerdem ungewöhnliche Familiengeschichten. In diesem Buch habe ich gleich beides in einem bekommen. Es spielt vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis in die vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts.

Die Familie, um die es geht, hat ihre Wurzeln in Österreich-Ungarn. Wilhelm, ein junger Ingenieur, geht nach Anatolien, ins damalige Osmanische Reich, um am Bau der Bagdadbahn mitzuarbeiten. Allerdings lässt er seine Verlobte Maria zurück, ohne ihr mitzuteilen, wo genau er ist. Er hatte sich vorgestellt, zunächst Geld zu verdienen und dann als Mann, der ihr etwas bieten kann, zurückzukehren.

Doch darauf wartet Maria nicht. Sie reist ihm hinterher, macht ihn ausfindig und steht eines Tages hochschwanger vor seiner Tür im anatolischen Dorf Bünyan. Ihre Kinder werden dort geboren und die Familie findet dort eine richtige Heimat. Allerdings können sie nicht für immer bleiben, so verschlägt es sie an verschiedene Orte. Jedes Familienmitglied bekommt dabei seine ganz eigene Geschichte und alle hängen sie natürlich zusammen. Das Buch führt uns durch das Osmanische Reich bzw. die spätere Türkei und über deren Grenzen hinaus und auch nach Österreich.

Dass Maria das inoffizielle Familienoberhaupt ist, steht von der ersten Szene an fest. Trotzdem bekommt jedes Familienmitglied in diesem Roman seinen ganz eigenen Handlungsraum. Die Wechsel zwischen den Perspektiven sind sehr gut gewählt.

Die Autorin hat einen eingängigen und fesselnden Schreibstil, ich würde sogar sagen, mehrere Schreibstile, je nachdem um welche Person es gerade geht. Dadurch ist dieser Roman besonders abwechslungsreich. Immer wenn ich einen Handlungsabschnitt bzw. ein Kapitel zu Ende gelesen hatte, war ich gleich neugierig auf das nächste.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist die Karte ganz hinten im Buch. Dort sind der Verlauf der Bagdadbahn und verschiedene Orte, die im Roman vorkommen, dargestellt. Ich habe zwischendurch immer wieder gern dort hineingeschaut.

Fazit: Ein rundum gelungenes Werk. Wer historische Romane oder ungewöhnliche Familiengeschichten mag, wird es lieben.

Bewertung vom 06.09.2020
Wagner, Andreas

Jahresringe


ausgezeichnet

Fesselnder Roman

Zum Hambacher Forst hatte ich überhaupt keinen Bezug, sondern wusste nur das, was durch die Medien über den Konflikt bekannt wurde. Was würde das also für ein Roman sein? Ein „Umwelt-Roman“, der belehren will?

Ich ließ mich trotzdem darauf ein und gleich auf den ersten Seiten hatte mich der Autor mit der Geschichte gefesselt. Das Buch ist ein Drei-Generationen-Roman. Jede Generation hat ihren eigenen Teil: Leonore direkt nach dem Krieg bis in die sechziger Jahre, ihr Sohn Paul in den siebziger und achtziger Jahren und dessen Kinder Sarah und Jan in der Gegenwart.

Der Wald spielt dabei eine wichtige Rolle, im ersten Teil eine ziemlich unreale, so dass ich dachte: Oje, wird das jetzt eine totale Spinnerei? Aber nein, es blieb in einem passenden Umfang: Ein gewisser Zauber, der das Ganze meines Erachtens nach bereichert.

Meine anfängliche Skepsis wurde glücklicherweise nicht bestätigt. Ich fand einen tollen Romanstoff meisterhaft dargeboten. Ich kann es kaum glauben, dass dies der erste Roman von Andreas Wagner ist und hoffe auf weitere. Es ist mir auch egal, worüber, wenn sie genauso gut erzählt werden wie dieser.

Bewertung vom 31.08.2020
Nielsen, Susin

Adresse unbekannt


ausgezeichnet

Eine Bereicherung für Kinder und Erwachsene

Der zwölfjährige Felix lebt zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter Astrid in einem Camping-Bus. Das Buch beginnt damit, dass er nachts auf einer Polizeiwache der diensthabenden Polizistin die ganze Geschichte erzählt, wie es so weit gekommen ist. Vom Anfang, als es sich noch wie Urlaub anfühlte, bis jetzt – vier Monate später. Felix hat die Polizei gerufen, als sie in eine bedrohliche Situation geraten waren.

Die Geschichte eines sozialen Abstiegs, wie er nahezu jedem passieren kann, aus der Sicht eines Zwölfjährigen ist sehr einfühlsam und zum Nachdenken anregend erzählt. Das Ganze kommt dabei weder belehrend noch tiefschwarz daher. Es gibt dabei sogar Szenen zum Schmunzeln. Das Ganze hat ein zufriedenstellendes Ende, ohne schnulzig zu werden.

Stellenweise fragt man sich sogar: Wer ist hier der Erwachsene, Felix oder seine Mutter? Man kann sie jedoch nicht verurteilen. Sie kämpft auf ihre Weise und ist in den kleinen „Überlebens“-Dingen sogar sehr gewitzt und geschickt und sie liebt Ihren Sohn über alles. Außerdem sind da noch seine Freunde, denen er zuerst vorgaukelt, in einem ganz normalen Zuhause zu leben, die erstaunlich reif reagieren, als sie die Wahrheit erfahren.

Dieses Buch ist sowohl für Kinder ab etwa elf Jahren als auch Erwachsene eine Bereicherung.