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Juli

Bewertungen

Insgesamt 147 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2022
Holmgren, Hanna

Sehnsucht nach Rose Cottage (Herzklopfen in Schottland)


ausgezeichnet

Das Herz weiß, wo es hingehört

Erst vor kurzem hat Ellie mit ihrem Freund Schluss gemacht und schläft seitdem auf der Couch ihrer besten Freundin. Da kommt ein Brief aus Schottland an: Um Rose Cottage und ihre Großtante Rosie steht es sehr schlecht. Der Ort, an dem Ellie als Kind so viele Sommer verbracht hat und der Ort, an den sie ihr Herz verloren hat. Hals über Kopf bricht sie auf, um das Cottage zu retten. Doch ganz ohne Plan trifft sie dabei immer wieder auf Probleme und alte Erinnerungen. Eine davon heißt Graham Flynt.

Hanna Holgren entführt die Leser mitten in die Einsamkeit Schottlands an den kleinen Küstenort Fallbury. Die wundervollen Sommer, die Ellie dort verbracht, spürt man direkt zwischen den Zeilen, fast, als wäre man selbst mit ihr über die Wiesen gerannt oder an den Klippen gesessen. Während die Geschichte einerseits davon handelt, das kleine Cottage zu retten und das Bed & Breakfest wieder aufblühen zu lassen, gibt es andererseits auch immer wieder Rückblicke in die Sommer, die Ellie vor 20 Jahren dort verbracht hat. Bis zu dem Sommer, an dem sie Fallbury für immer hinter sich gelassen hat. Und die Geschichte erzählt über die ganz besondere Freundschaft von Ellie und Graham. Aber ist es eine Freundschaft, an die die beiden nach 18 Jahren wieder anknüpfen können?
Der Schreibstil versprüht Wärme und ist so bildhaft, dass man Rose Cottage direkt vor sich sehen kann. Die Protagonisten sind typisch schottisch: herzlich und auf Anhieb sympathisch. Und auch wenn man sicherlich ahnt, wie die Geschichte enden wird, so sind doch immer wieder kleine unerwartete Wendungen eingebaut. Mir hat Ellies Geschichte mehr als einmal ein Lachen ins Gesicht gezaubert und wer Lust auf eine Reise nach Schottland, mit ganz viel Wohlfühlatmosphäre hat, für den ist dieses Buch definitiv geeignet.

Bewertung vom 16.03.2022
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


sehr gut

Dot arbeitet seit Jahren im Londoner Fundbüro, wo alles seinen geregelten Gang geht. Es ist ihr Weg sich von den einschneidenden Erlebnissen ihrer Vergangenheit zurückzuziehen. Eines Tages taucht ein älterer Herr auf, der die Geldbörse seiner verstorbenen Frau verloren hat. Dot setzt alles daran Eigentümer und Eigentum wieder zueinander zu führen. Dabei begibt sie sich auf eine ganz besondere Reise: Zu sich selbst und zurück ins Leben

Beim Lesen des Klappentextes habe ich zunächst eine ganz andere Story erwartet. Nicht, dass der Klappentext irreführend wäre, nur hatte ich eine meine eigene Interpretation der Story. Umso schöner, dass sich die Geschichte nicht so entwickelt hat, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und ruhig. Und auch wenn alles nicht direkt erläutert wird, so versteht man immer genau, was gemeint ist.

Die Geschichte selbst befasst sich mehr oder weniger mit einer Reise in die Vergangenheit von Dot. Es kommt immer mehr ans Licht, was damals passiert ist, dass sie so aus der Bahn geworfen hat. Einige Male habe ich mich am Verlauf des Buches doch ein wenig gestört, da es für mich sehr unrealistisch wurde oder manche Kapitel mich nicht so gefesselt haben, wie andere.

Das Fundbüro der Träume ist eine tragisch emotionale Geschichte und eine Reise zurück in ein Leben voll Freude und Spontanität. Eine Aufarbeitung der Vergangenheit und eine Planung der Zukunft. Ich habe Dot voller Freude auf dieser Reise begleitet und kann daher eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 08.03.2022
Greaves, Abbie

Jeder Tag für dich


ausgezeichnet

Seit sieben Jahren steht Mary O’Connor täglich am Bahnhof und hält ein Schild in der Hand mit den Worten: Komm nach Hause Jim. Jim, ihre erste große Liebe, die nach sechs Jahren Beziehung einfach so verschwunden ist. Bis sie eines Abends ein Anruf völlig aus der Bahn wirft. Derselbe Abend, an dem Alice auf sie aufmerksam wird. Alice ist Journalistin und möchte mehr über die Geschichte von Mary und Jim erfahren. Aber ist es wirklich nur ihr Beruf, der sie antreibt herauszufinden, was damals mit Jim passiert ist?


Als ich den Klappentext gelesen hatte habe ich ehrlich gesagt eine etwas andere Geschichte erwartet. Anders als erwartet begibt sich nicht Mary auf die Suche nach Jim, sondern Alice. Mary hingegen bleibt ein eher verschlossener Charakter, mit dem ich nur langsam warm werden konnte.

Die Geschichte wird zu zwei verschiedenen Zeitpunkten erzählt. So ist man einerseits 2018 bei der Suche nach Jim dabei und erfährt aber auch über den Beginn und Verlauf der Beziehung von Mary und Jim ab 2005. Das wirklich wichtige Thema der Geschichte wird zu Beginn eher erst im Hintergrund behandelt, bevor es nach und nach weiter ins Licht rückt.

Abbie Greaves Schreibstil war sehr klar und fesselnd, jedoch fand ich einige Handlungsstränge fast ein wenig zu viel des Guten, auch wenn es in sich geschlossen durchaus sinnvoll war. Und auch wenn die Handlung anders war, als erwartet bietet das Buch definitiv einige entspannte und emotionale Lesestunden.

Bewertung vom 06.03.2022
Brandhorst, Andreas

Das Bitcoin-Komplott


ausgezeichnet

Wie viel Realität steckt in der Fiktion?

Martin Freeman schreibt ein Buch über Bitcoins. Bei seinen Recherchen stößt er auf Geheimnisse, die besser unentdeckt geblieben wären. Geheimnisse, die ihn und seine Freunde in Gefahr bringen.

Zeitgleich versuchen die wichtigsten Finanzmächte der Welt einen Plan umzusetzen, um den unmittelbar bevorstehende Finanzcrash so unbeschadet wie möglich zu überstehen. Eine wichtige Komponente dabei: Bitcoins.



Man merkt, dass sich Andreas Brandhorst beim Schreiben seines Thrillers sehr stark mit dem Thema Finanzen und vor allem Bitcoins auseinandergesetzt hat. Er setzt hier auf die Liebe zum Detail und geht dabei bei vielen Dinge stark in die Tiefe. Auch wenn ich mich mit diesem Thema nicht so gut auskenne, habe ich doch das Gefühl bekommen, einiges besser verstanden zu haben als zuvor. Erschreckend waren die teils auch sehr realitätsnahen Ereignisse, die so durchaus in naher Zukunft auf uns zukommen könnten.

Der Autor erzählt die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven der Finanzmächte und aus der von Martin Freeman. Dabei war es vor allem zu Beginn des Buches ein wenig unübersichtlich und man musste mit den vielen Namen und verschiedenen Schauplätzen erst einmal zurechtkommen. Mit der Zeit hatte ich dann aber einen sehr guten Überblick. Weniger Überblick hat man dagegen, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, ein sehr gelungenes Verwirrspiel. Bis fast zum Schluss zweifelt man immer wieder an der Schuld und Unschuld einiger Charaktere und so ist es kaum verwunderlich, dass ich gegen Ende der Geschichte das Buch kaum noch zur Seite legen konnte, da ich unbedingt das große Ganze in allem erkennen wollte. Die Auflösung an sich war sehr stimmig, dennoch blieb die ein oder andere kleine Frage für mich offen. Dabei handelt es sich aber nicht um Dinge, die zum grundlegenden Verständnis der Geschichte beitragen.

Alles in allem ein sehr gelungener Thriller mit packendem Schreibstil, der auch ohne großes Hintergrundwissen zum Thema Bitcoin gelesen werden kann. Allerdings sollte schon ein gewisse Interesse am Thema Finanzen vorhanden sein, da sich das Buch sonst eventuell in die Länge ziehen könnte.

Bewertung vom 06.03.2022
Kirsch, Lisa

Querbeet ins Glück


ausgezeichnet

Glück zwischen Gemüsebeet und Hühnerstall

Maddie ist vor kurzem nach Berlin gezogen, um ihren Traum zu verwirklichen, eine erfolgreiche Musicaldarstellerin zu werden. Und dieser Traum ist gar nicht mal so fern, denn für die nächste Spielsaison hat sie die Hauptrolle in Tanz der Vampire. Doch das Leben läuft nicht immer wie geplant und so steht sie schon bald im Gemeinschaftsgarten. Und das, obwohl sie doch überhaupt keine Ahnung von Pflanzen hat und auch gar keine Zeit dafür. Noch weniger Zeit hat sie für eine Beziehung, da kommen Mo und sein Sohn Elvis total ungelegen.



Lisa Kirsch erschafft in ihrem Roman einen kleinen Wohlfühlort mitten in der hektischen Großstadt Berlin. In der grünen Freiheit geht es um ein Miteinander, zu dem auch Maddie sehr schnell dazu gehört. Dabei stößt sie immer wieder auf die großen und kleinen Probleme des Lebens und steht öfters vor schwierigen Entscheidungen. Was tun, wenn man eigentlich keine Zeit für eine Beziehung hat, aber die Liebe einfach so vor der Tür steht? Ganz spontan und ungewollt und noch dazu mit einer kleinen Familie im Anhang.

Ich habe das Buch verschlungen und mich mehr als einmal in den Gemeinschaftsgarten gewünscht. Die Charaktere werden super beschrieben und man kann sie einfach nur gernhaben. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und durch die großartigen Beschreibungen hat man das Gefühl selbst unter den Apfelbäumen zu sitzen. Ich hätte mich an der ein oder anderen Stelle auch über ein wenig mehr Szenen rund um das Musical gefreut. Das Buch ist super für Hobbygärtner und alle anderen wollen es nach der Lektüre sicherlich gerne werden. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.02.2022
Schwarz, Gunnar

Braves Kind (Thriller)


ausgezeichnet

In Hamburg macht ein Video die Runde, darin zu sehen ein totes Mädchen, das in einem weißen Kleid am Elbufer liegt. Bei ihren Ermittlungen stoßen Kommissarin Sina Claasen und Eric Bartels aber nicht auf die Leiche eines Kindes, sondern die eines hochrangigen Politikers. Dabei keimt schnell ein Verdacht auf, mit dem sich die beiden selbst in Gefahr bringen.

Wie auch bei seinen anderen Büchern, fesselt mich Gunnar Schwarz direkt von Beginn an die Geschichte. Die Kapitel des Buches sind ziemlich kurz (3-5 Seiten) und erzählen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, überwiegend aus Sinas Sicht. Ich hatte recht schnell eine Vorahnung, wer hinter den Taten stecken könnte, habe jedoch auch nicht alles durchblicken können. Der Autor spielt ein sehr gutes Verwirrspiel, bei dem man aber keineswegs den Durchblick verliert.

Das Buch bietet Spannung bis zum Ende und ein sehr gutes Ermittlerduo, auch wenn man von Eric leider nicht so viel erfährt. Vielleicht bekommt er bei einer Fortsetzung mehr Aufmerksamkeit. Ich bin jedenfalls Fan von Schwarz‘ Büchern und habe auch diesen Thriller regelrecht verschlungen. Das Kopfkino, dass durch die Details ausgelöst wird, sorgt für richtige Gänsehautmomente. Daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.02.2022
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


sehr gut

Bernardine Evaristo wächst in den 60ern als Tochter einer englischen Mutter und eines nigerianischen Vaters im Süden Londons auf. Von klein auf wurde sie als Mensch der unteren Schicht gesehen und behandelt. Nicht nur ihre Hautfarbe, sondern auch ihr Geschlecht und ihre sexuelle Orientierung machten es ihr nicht leicht. Dennoch kämpfte sie von Anfang an, verwirklichte ihren Traum vom Theater und dem Schreiben und unterstützt heute vielzählige Projekte zur Förderung benachteiligter Menschen. Ihren Lebensweg hält sie in ihrem Buch Manifesto fest.

Das Buch ist unterteilt in sieben Abschnitte, die sich jeweils mit verschiedenen Dingen aus Bernardines Leben befassen (z.B. ihre Herkunftsgeschichte, ihre Wohnsituationen oder ihre Beziehungen). Dabei ist der Schreibstil angenehm zu lesen und fesselt an das Buch.

Leider haben mir nicht alle Abschnitte gleichermaßen gefallen und ich hätte über manche Bereiche gerne mehr gelesen, andere wiederum kürzer gefasst bevorzugt. Dennoch bekommt man ein gutes Gefühl über das Leben der Autorin und auch über die ein oder anderen Hindernisse, die sie in ihrem Leben gemeistert hat.

Alles in allem bildet das Buch eine starke Frau ab, die auch bei Rückschlägen weitergekämpft hat und ihren eigenen Weg in dieser Welt gefunden hat, der nur vor positiver Energie strotzt. Oder wie Bernardine selbst sagen würde: „Vor den Miesmachern müssen wir uns schützen“. Durchaus eine interessante Biografie, die nicht nur die Schwierigkeiten einiger Personengruppen aufzeigen, sondern auch die Privilegien anderer Gruppen aufzeigen.

Bewertung vom 04.02.2022
Schäfer, Jana

The Way We Fall / Edinburgh-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Amelia ist glücklich mit ihrem Job im Café, ihrer Musik und der gemeinsamen Zeit mit ihrer Schwester Maisie. Dachte sie zumindest. Bis eines Tages der erfolgreiche Autor Jasper Haven im Café auftaucht. Er versteht ihren Schmerz und auch sie blickt schnell hinter seine unnahbare Fassade. Auf einem Roadtrip durch die schottischen Highlands kommen sich die beiden Näher. Doch dann kommt Jaspers Vergangenheit ans Licht und alles verändert sich.

Der Schreibstil der Autorin hat mich direkt gefesselt und die Spannung zwischen den beiden Protagonisten spüren lassen. Die Geschichte handelt vor allem von den Schattenseiten der beiden und den Tiefs, die sie in ihrem Leben schon bewältigen mussten, ohne dass die Stimmung dauerhaft bedrückend ist. Dabei werden Themen wie Liebe, Familie, Freundschaft und Vertrauen behandelt. Es wird gezeigt, wie schwer es ist, seine jahrelang um sich errichteten Mauern wieder einzureisen und einen neuen Menschen in sein Leben zu lassen. Die Geschichte wird überwiegend aus Amelias Sicht geschrieben, einige Kapitel (gegen Ende des Buches vermehrt) werden aber aus Jaspers Sicht geschildert.

Aufgrund des Klappentextes ist klar, dass Jasper versucht seine Vergangenheit vor Amelia zu verbergen. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber definitiv etwas anderes, daher kamen die Wendungen für mich teils sehr unerwartet, was ich super fand. Besonders gefallen haben mir auch die Nebencharaktere, Freunde und Familie von Amelia und Jasper.
Alles in allem hat das Buch sehr viel Tiefgang und eine gefühlvolle Liebesgeschichte, die an einigen Stellen ein wenig rasant ist.

Insgesamt ist die Liebesgeschichte zwischen den beiden im ersten Band der Edinburgh Reihe abgeschlossen. Ich freue mich aber bereits auf den zweiten Band, indem es um Amelias Schwester Maisie gehen wird, und bin mir sicher, dass wir auch Jasper und Amelia wieder sehen werden.

Bewertung vom 02.02.2022
Schroeder, Bernd

Fast am Ende der Welt


ausgezeichnet

In München treffen zwei Männer aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Josef hat sein ganzes Leben lang einen strukturierten Alltag gehabt und geht nun in den wohlverdienten Ruhestand. Attila hingegen hatte ein Leben mit Höhen und Tiefen und war Teil der Münchner Schickeria. Doch beiden haben den selben Traum: Raus aus dem Trott der Großstadt und rein ins Paradies. Irgendwo im Nirgendwo möchten es sich die beiden so richtig gemütlich machen.

Bernd Schroeder erzählt eine Geschichte über zwei Männer die hoffen ‚Fast am Ende der Welt‘ ihr eigenen kleines Paradies zu finden. Dabei tauchen die Leser*innen ein, in das Leben von zwei grundverschiedenen Münchner Urgesteinen, bei denen man gar nicht anders kann, als sie ins Herz zu schließen.
Während die beiden versuchen aus einem heruntergekommenen Aussiedlerhof ein Paradies zu errichten, treffen sie immer wieder auf Menschen, die sie auf ihrem Weg mal kürzer und mal länger begleiten. Dabei geht es in der Geschichte auch um Familie, Freunde, das Älterwerden und den Tod. Von dem Mut noch einmal ganz neu anzufangen und den Höhen und Tiefen, die so ein Projekt mit sich bringt.
Mich hat die Geschichte der beiden und die bayrische Art, die in dem Buch super widergespiegelt wird, direkt begeistert. Ich habe die beiden Graddler jedenfalls gerne auf ihre Reise und der Suche nach dem Paradies begleitet. Daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.