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buchina
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Mainz

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Insgesamt 229 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2019

Verrückt nach Karten


sehr gut

Es ist als erstes ein schweres Buch, was man in den Händen hält. Der Einband und das Papier wirken sehr wertig. Ein Buch was ich erst einmal gestreichelt habe, als es per Post bei mir ankam. Schon der Einband ist wunderschön gestaltet, schon bei dieser Karte möchte ich verweilen und die einzelnen Grenzen nachzeichnen.
Das Buch ist inhaltlich in vier Kategorien geteilt, die sich für mich jetzt nicht eindeutig abgrenzen lassen. Während zu Beginn auch noch auf echte Karten eingegangen wird, beschäftigt sich die restlichen Kapitel mit literarischen Karten. Zu Essays zu mehr oder weniger bekannten Autor*innen gibt es immer wieder sehr unterschiedliche Karten. Karten mit vielen kleinen Details, wunderschönen Zeichnungen, aber auch ganz einfache Skizzen. Die Autor*innen beschreiben dazu, wie sie die Karten entwickelten und wie sie sie nutzen, um ihre Geschichten zu entwickeln. Das ist für mich ein neuer Ansatz gewesen, manche Aussagen wiederholen sich natürlich.
Das Buch ist für mich weniger ein typisches Lesebuch, was man von Anfang bis Ende liest, sondern eher ein Buch, was ich ab und zu zur Hand nehme, um darin zu blättern und einige Textpassagen zu lesen. Dabei ist es auch nicht wichtig, es der Reihenfolge nach zu lesen, man kann ruhig irgendwo starten. Das Buch findet jetzt einen offenen Platz im Haus, denn ich vermute, dass es sehr gerne von meinen Gästen durchgeblättert wird.

Bewertung vom 08.07.2019
Whitehead, Colson

Die Nickel Boys


sehr gut

Begeistert von seinem Vorgängerroman „Underground Railroad“ freute ich mich sehr auf die „Nickel Boys“. Auch diesmal hat er sich wieder einer wahren Geschichte aus der Geschichte der USA angenähert, die zeigt wie brutal mit Menschen schwarzer Hautfarbe umgegangen ist und wird.
Die Haupterzählung des Romans spielt in Florida der 60er Jahre. Protagonist Elwood Curtis, der durch einen dummen Zufall in einem geklauten Auto erwischt wird und deshalb des Autordiebstahls angezeigt wird. Schnell wird er verurteilt und kommt in die Besserungsanstalt Nickel. Dort sind nicht nur Jungs schwarzer Hautfarbe, sondern auch weißer Hautfarbe. Dennoch Elwood und die anderen schwarzen Jungs sind in der Hackordnung ganz unten und werden noch schlimmer behandelt. Es folgen Jahre des physischen und psychischen Terrors.
Ich hatte etwas Angst davor, dass Buch zu lesen, weil schon von Anfang an klar ist, was die Nickelboys aushalten müssen. Aber dank des sehr nüchternen Schreibstils, war es gut für mich zu ertragen und hat mich dennoch berührt. Wie auch in „Underground Railroad“ konnte ich mich nur langsam den Protagonisten annähern, ich konnte sie nur schwer fassen. Der Charakter und die Gefühle zeigten sich erst nach und nach. Die Vielzahl an Nebencharaktere blieben dagegen ein wenig blass und ich hatte auch Probleme sie auseinanderzuhalten.
Ein wenig schwierig, gerade beim Hörbuch, empfand ich die verschiedenen Zeit- und Handlungssprünge. Sie wirkten zum Teil sehr abrupt. Am spannendsten und emotionalsten waren die Zeit in der Nickelanstalt. Die Atmosphäre hat der Autor sehr gut getroffen. Der spätere Wechsel in das neue Leben von Elwood war auch interessant, hat für mich aber sehr an Spannung verloren. Insgesamt hat sich der Autor wieder an einem sehr spannenden Fall aus der Geschichte der USA bedient, der erst vor kurzem bekannt wurde und deren Aufklärung bis heute nicht abgeschlossen ist. Man kennt ähnliche Vorfälle aus katholischen Anstalten auch hier in Europa. Im Fall von den Nickelboys spielt der Rassismus Aspekt eine wichtige Rolle. Um auf die Ungerechtigkeit und Grausamkeit dieser Anstalten hinzuweisen, ist ein Roman nicht die schlechteste Möglichkeit. Colson Whitehead hält damit der amerikanischen Gesellschaft wieder den Spiegel vor das Gesicht. Ich bin sehr gespannt, welcher Ungerechtigkeit der Geschichte sich Whitehead als nächstes widmet.
Noch kurz zum Hörbuchsprecher Torben Kessler, der sich scheinbar auf anspruchsvolle Romane konzentriert hat. Ich mochte ihn bereits als Sprecher von „Ein wenig Leben“. Wie auch die Sprache des Romans eher nüchtern ist, hält sich auch die Stimme von Kessler zurück. Er betont die verschiedenen Charaktere sehr gut, aber übertreibt nicht und passt sich der sachlichen Art des Autors sehr gut an.

Bewertung vom 14.06.2019
Hülsmann, Petra

Meistens kommt es anders, wenn man denkt / Hamburg-Reihe Bd.6 (MP3-Download)


gut

Auch wenn die Romane der Autorin einzeln abgeschlossen sind, findet man hier einige Charaktere aus dem Vorgängerband „Wenn's einfach wär, würd's jeder machen“ wieder. Der Vorgängerband mit der Lehrerin Annika war mein erster Roman von Frau Hülsmann und ich war sehr begeistert, was überraschend ist, da ich sehr selten diese Art von Liebesromanen lese, da sie mir einfach zu kitschig sind. Aber der Roman gefiel mir, weil er so erfrischend war und vor allem humorvoll. Aus diesem Grund freut ich mich sehr auf den neuen Band ihrer Hamburgreihe.
Diesmal steht die Mitbewohnerin von Anika im Blickpunkt: Nele. Sie fängt einen neuen Job in einer Marketingfirma an und hat sich vor kurzem von ihrem angeberischen Freund getrennt. Kaum in der neuen Firma angefangen knistert es zwischen ihr und ihrem Chef Claas. Die Nebenhandlungen bestehen im Wesentlichen aus der Arbeit von Nele, ihre Agentur muss einen etwas verstaubten Politiker zu besseren Ergebnissen verhelfen und der Geschichte im Neles Bruder Lenny, der Trisomie 21 hat und versucht selbstständiger zu werden. Lennys Geschichte ist wirklich ein Highlight des Romans. Mit viel Gefühl erzählt die Autorin mit welchen Vorurteilen Lenny kämpfen muss und wie er sich mit seiner selbstbewussten Art dagegen ankämpft. Dagegen fand ich die Liebegeschichte zwischen Nele und ihrem Chef etwas langweilig. Beide Charaktere werden nur oberflächlich beleuchtet. Ihre Vergangenheit und ihre Beziehungswunden werden nur kurz angesprochen. Claas ist einfach perfekt und Nele war für mich, oft einfach naiv. Sie sind beide einfach nett.
Schmunzeln musste ich auch bei diesem Buch oft, aber es war für mich nicht so humorvoll wie die Schulgeschichten bei Anika. Hier hat mir aber gefallen, dass einer der Hauptcharaktere mit Behinderung gab, das ist wirklich selten. Und die Autorin hat seine Probleme in der Gesellschaft sehr gut umschrieben, ohne mit dem Zeigefinger alles aufzuzeigen. Dadurch wird schnell klar Lenny ist nicht behindert, er wird behindert.
Insgesamt ist es aber ein sehr kurzweiliger Roman, der gerade bei den Charakteren würde ich mir mehr Tiefe wünschen und auch die Liebesgeschichte war für mich wenig leidenschaftlich. Sehr intensiv dagegen waren die Beschreibungen von Hamburg, da merkt man sehr, dass Petra Hülsmann die Stadt liebt. Ich habe richtig Lust, meinen nächsten Sommerurlaub in Hamburg zu verbringen.
Zum Ende noch etwas über die Sprecherin des Hörbuches. Nana Spiers Stimme passt sehr gut zum Hörbuch, jung und freundlich. Es war angenehm ihr zuzuhören. Ihre Betonungen waren gut und auch Lenny konnte sie die passende Stimmfärbung geben.

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Bewertung vom 24.05.2019
Boll, Matthias

Mord am Mandela Square (eBook, ePUB)


gut

Das schön gestaltete Cover und der Handlungsort des Romans haben mich neugierig gemacht. Auch wenn der Autor schon ein paar Bücher veröffentlicht hat, ist dies mein erstes von Matthias Boll. Der Einstieg in den Roman hat mir gut gefallen. Ein Toter in einer Badewanne in Johannesburg, Südafrika. Szenenwechsel: Frank Sattler, Naturwissenschaftler muss vor Gericht ein Wassergutachten verteidigen. Ein typischer Krimieinstieg also, der mit einem Mord beginnt und sich in mehreren Handlungssträngen öffnet, wobei man als Leser die ganze Zeit Vermutungen anstellt, wie diese wohl zusammenhängen.
Frank Sattler stellt sich schließlich als Protagonist raus, der auf Wunsch seines Freundes, nach Johannesburg reist, um die Tochter seines Freundes vor einer unbekannten Gefahr zu schützen. Sattlers Entscheidung konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber gut jeder Mensch tickt anders. Leider konnte ich Sattlers Verhalten im ganzen Roman nicht verstehen. Er wurde vom Autor als bekannter gefestigter Wissenschaftler aufgebaut, verhält sich aber wie ein pubertierender Naivling. Die Idee von Hausbesetzung, Korruption in Johannesburg fand ich wirklich gut gemacht, leider verliert sich die Geschichte aber immer mehr in weiteren, für mich, etwas abstrusen Handlungssträngen unter anderem über eine verlorene gegangene Superwaffe.
Am Ende des Buches war ich verwirrt und enttäuscht. Ich habe das Gefühl, dass der Autor viele interessante Ideen hatte, leider hatte er versucht sie in einem Buch unterzubringen. Mich hat es an die Aufgaben in der Schule erinnert, wo man bestimmte Begriffe in einer Geschichte unterbringen musste, obwohl sie nicht zusammenpassen. Leider leidet darunter auch der Spannungsbogen, obwohl natürlich der Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen schon eine Grundspannung aufbaut. Gut gelungen fand ich die Beschreibungen Südafrikas, da habe ich wirklich gemerkt, dass der Autor dort oft war. Die Stimmung und die Landschaften konnte er gut einfangen. Die Südafrikaner selber sind leider nur Randfiguren, Protagonisten bleiben die Deutschen.
Insgesamt ist der Krimi leider nicht rund. Die Charaktere und die Handlung wirkte auf mich manchmal sehr abstrus. Der Roman startete sehr gut, leider verliert sich der Autor in zu vielen Handlungssträngen. Die guten Anfangsideen werden nicht wirklich zu Ende geführt. Die Charaktere bleiben eindimensional und ihre Handlungen für mich nachvollziehbar. Es ist wirklich schade, denn die Romanidee mit dem besetzten Hotel und den Morden darum hat für mich wirklich Potential.

Bewertung vom 09.05.2019
Cordier, Michelle

Die Blüten von Pigalle / Jean Ricolet Bd.2


gut

Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe, war ich erst einmal überrascht, herauszufinden, dass dies der Folgeband ist. Leider wurde das durch das Cover und Klappentext nicht wirklich deutlich. Das könnte der Verlag bei einer Neuauflage vielleicht ändern. Denn auch wenn es hier um einen abgeschlossenen Kriminalfall handelt, wird gerade was die privaten Beziehungen angeht, sehr oft Bezug auf Ereignisse im Vorgängerband genommen.
Das Buch beginnt sehr spannend. Im bekannten und luxuriösen Hotel in Paris dem Lutetia, welches wirklich bis heute existiert und eine bewegende Geschichte beherbergt, wird ein Mann ermordet. Das ist besonders tragisch, weil er gerade als Rückkehrer aus einem Konzentrationslager der Deutschen gekommen ist. Das Lutetia ist in den Tagen nach dem Zweiten Weltkrieg Auffanglager der Überlebenden aus den Konzentrationslagern.
Mit der Ermittlung in diesem Mordfall wird Inspektor Jean Ricolet, der mit Hilfe seiner Freundin, der Kunststudentin Pauline in verschiedene Richtungen ermittelt. Hat es vielleicht mit den Fälscher-Werkstätten in den Konzentrationslagern zu tun oder wollte jemand einen möglichen Zeugen ermorden, der erzählen konnte, wer mit den Deutschen kollaboriert hat?
Von Anfang an gefiel mir, wie die Autorin die Umgebung, die Geräusche, das ganze Umfeld von Paris in dieser Umbruchzeit beschreibt. Sie fängt die Atmosphäre sehr gut ein und gibt sie so wieder, dass ich mich sofort fühlte als wäre ich dabei. Auch die Geschichte um das Hotel und seine neuen Gäste gefiel mir sehr. Diese Kombination aus Luxus und diesen Menschen, die das schlimmste erlebt hatten, schafft eine ganz eigene Atmosphäre.
Die Atmosphäre bleibt, leider verliert die Handlung sehr an Schwung. Die Ermittlungen ziehen sich hin. Auch die Charaktere vor allem Pauline sind etwas fad. Ihre Gefühle werden eher oberflächlich beschrieben und erinnern mich sehr an einen Teenager. Ihre Handlungen sind für mich auch nicht immer nachvollziehbar. Jean ist einfach zu lieb, wenn ich das sagen darf, mir fehlten bei ihm ein wenig die Ecken und Kanten. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden fand ich am Ende einfach sehr kitschig.
Es ist wirklich schade, denn Atmosphäre und Schreibstil des Buches gefiel mir wirklich gut, aber die Spannung blieb auf der Strecke zwischendurch und auch der Fall selbst hätte meiner Meinung mehr Potenzial geboten, als wie er dann wirklich endete. Außerdem empfehle ich den Vorgängerband vorher zu lesen, mir fehlte einfach einiges an Vorwissen.

Bewertung vom 07.05.2019
Shah, Bina

Die Geschichte der schweigenden Frauen


gut

Dieses Buch hat mich schon vom rein äußerlichen angesprochen. Ich mag den Mix aus Hardcover und Broschur. Es liest sich gut und die Haptik ist schön. Auch das Cover macht neugierig, denn erwartet habe ich einen historischen Roman und keine moderne Dystopie. Auch der Plot hat mich gefesselt.
Eine moderne Welt, die sich nach kriegerischen Auseinandersetzungen neu aufgestellt hat. Es wäre alles gut, würden nicht die Frauen an einem Virus sterben. Das hat die Gesellschaft umgekrempelt und Frauen zu einem wertvollen Gut gemacht. Aber statt das die Frauen die Macht haben, werden sie fremdbestimmt. Sie werden als Gebährmaschinen gesehen, die die Bevölkerung wieder stabilisieren sollen. Sie müssen regelmäßig gesundheitlich überwachen lassen, mehrere verordnete Ehemänner nehmen. Liebe und Selbstbestimmung ist nicht vorgesehen. Ein paar wenige Frauen rebellieren dagegen, rebellieren ist eigentlich das falsche Wort, denn eigentlich verstecken sie sich. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie, in dem sie einsamen Männern Nähe schenken, ohne sexuelle Handlungen. Soweit der Plot.
Leider plätschert dann die Handlung vor sich hin. Auch vermutete ich, dass sich diese Frauen und vor allem die Protagonistin Sabine sich gegen das System wehren, aber ganz im Gegenteil, sie bleiben Abhängige der Männer. Sie üben eine Art Prostitution ohne Sex aus. Sie leben im Verborgenen und haben eigentlich keine Ziele. Dann plötzlich geschieht etwas, was alles in Frage stellt. Die Handlung gewinnt an Spannung. Aber die Protagonisten treffen Entscheidungen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Insgesamt gesehen, habe ich von dem Roman mehr erwartet. Die dystopische Welt, die die Autorin erschafft bleibt für mich wenig vorstellbar. Sie erklärt wenig dazu, ich kann mir die Gesellschaft und selbst die Stadt nicht richtig vorstellen, da fehlen mir einfach wichtige Details. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich die Protagonisten aus deren Blickwinkeln die Geschichte erzählt wird, wenig Gedanken um das Gesamtbild der Gesellschaft machen. Sie leben alle in ihrer kleinen beschränkten Welt. Enttäuscht war ich, dass keiner versucht hat irgendetwas an der Gesellschaft zu ändern.
Ein großer Pluspunkt ist der Schreibstil, die Autorin schreibt sehr poetisch, manche Sätze wirken nach. Das macht leider die Kritikpunkte bei der Handlung und im Spannungsbogen nicht weg. Dennoch werde ich die Autorin im Auge behalten, denn Plot und Sprache sind gelungen.

Bewertung vom 02.04.2019
Hansen, Thore D.

Die Reinsten


sehr gut

Der Roman spielt ca. 150 Jahre in der Zukunft. Die Menschheit wurde fast ausgelöscht. Die Umweltveränderungen durch den Klimawandel sind verheerend. Eine kleine Elite von Menschen hat überlebt und ihr Leben in die Hände einer künstlichen Intelligenz (KI) namens „Askit“ gegeben. Die sogenannten „Reinsten“ der letzten Menschen können sich direkt mit Askit verbinden und Askit wertet die Gedanken dieser aus. Protagonistin Eve (sehr bezeichnend ihr Name) gehört zu den „besten“ der Reinsten, sie steht kurz vor ihrem größten Karrieresprung, bis alles anders kommt und Eve ihr bisheriges Leben völlig hinterfragen muss.
Der Autor nimmt sich viel Zeit fürs Detail, besonders für die wissenschaftlichen Details. Die Theorien und die Technik wirken logisch und gut recherchiert auf mich. Das erdachte Zukunftsszenario ist sehr realistisch und erschreckend beschrieben. Es hat mich sehr zum Nachdenken gebracht, denn die beschriebenen Konsequenzen fußen auf unserer jetzigen Gesellschaft.
Die erste Hälfte des Romans las sich sehr gut, nach und nach erfährt man immer mehr über Askit, Eve und die Gesellschaftsordnung. Es ist spannend und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Dann aber fällt der Spannungsbogen ab. Für mich dreht sich die Geschichte irgendwie im Kreis und einige Handlungsstränge wurden nicht weiterverfolgt. Auch die Veränderung von Eve konnte ich nicht richtig nachvollziehen. Das Ende empfand ich als verwirrend. Vielleicht soll es einen zweiten Teil geben, dass würde dieses offene Ende ansatzweise erklären.
Insgesamt für mich ein sehr interessanter Science Fiction Roman, der leider ab der Hälfte an Tempo und Einfallsreichtum verlor. Aber dennoch gerade von wissenschaftlicher Seite sehr gut erklärt wurde und mich zum Nachdenken anregte.

Bewertung vom 26.03.2019
Brown, Dorothy

Der Maharadscha und ich Erotischer Roman


gut

Das Cover verspricht mir eine romantische Geschichte in märchenhaftem Ambiente. Die Farben sind gut gewählt, es wirkt harmonisch. Von außen sieht es schon mal top aus.
Leider hat sich der gute Eindruck von außen bei mir nicht gehalten und das lag zum größten Teil an der Protagonistin Sandrine. Eine Frau, wie aus dem Nachmittags-Reality-Fernsehen. Sandrine fährt mit ihren Freundinnen nach Indien. Sie selbst hat keinen Bock sich irgendwas in dem Land anzuschauen, alles Mist, zu heiß zu laut und dann noch die Inder. Sie selbst und auch ich frage mich, was sie dann dort macht. Naja immerhin gibt es tolle Massagen, die sie natürlich sofort zum Höhepunkt bringen. Kein Verwundern, immerhin hat sie eine „normale“ Massage bestellt. Aber gut realistisch sind Erotikromane selten. Dann ihre zwei Freundinnen, die mir auch nicht wirklich sympathischer sind. Immerhin sind sie mehr am Land interessiert. Aber ansonsten benehmen sie sich wie zwei 14jährige, die alles ganz komisch finden. Sandrine hat nun doch was gefunden, was ihr an Indien gefällt. Der Rest des Buches geht um die Befriedigung von Sandrine mit starkem spirituellem Bezug.
Insgesamt ein Buch was sich schnell weg liest, viele Sexhöhepunkte zu bieten hat, dagegen wenig literarische Höhepunkte. Das Setting hat eine Menge zu bieten und die Autorin versucht die Schönheit der indischen ansatzweise auch gut zu beschreiben, aber leider machen es für mich die sehr oberflächlichen Charaktere kaputt. Sprachlich gesehen schwankt es sehr zwischen sehr bildhaften verspielten Beschreibungen „langsam nach und nach zupfte er wie an einer Blume die Blütenblätter“ im nächsten Satz strich er ihr einfach über die Möse. Ein wenig anregend, aber nicht mehr. Schade denn mit der Grundgeschichte hätte man wirklich mehr daraus machen können.

Bewertung vom 22.03.2019
King, Emily R.

Das schlafende Feuer / Die letzte Königin Bd.1


sehr gut

Das Cover des Buches, obwohl sehr schön farblich gestaltet, sagt eigentlich nichts über das Buch aus. Es ist damit für mich relativ austauschbar und nicht sehr individuell gehalten. Dafür ist die Welt, die die Autorin geschaffen sehr individuell und neuartig. Das hätte man auch ruhig bei der Covergestaltung beachten können.
Im Mittelpunkt steht Kalinda, eine Waise, die aufgewachsen in einer Schwesternschaft schon immer besonders war. Durch eine geheimnisvolle Krankheit viel von der Außenwelt abgeschirmt, lebt sie ihr einfaches Leben in überschaubarer Umgebung. Als das ändert sich als der Herrscher ausgerechnet sie für seine 100. Frau auswählt.
In diesem Roman hat mich nicht unbedingt die Charaktere beeindruckt, diese sind doch oft eindimensional. Es gibt ein starke Schwarz/weiß, gut/böse Zeichnung und wenig dazwischen. Kalinda entwickelt sich zwar im Laufe des Romans weiter und ihre Veränderungen sind auch nachvollziehbar, aber die Nebencharaktere bleiben sehr oberflächlich. Faszinierend ist vor allem die Gesellschaft, die die Autorin erschaffen hat. Am Anfang fühlte ich mich nach Indien oder Nepal versetzt, was vor allem an der beschriebenen Umgebung, der Namen und auch der Kleidung lag. Als es nun zum Palast des Herrschers ging, fühlte ich mich in den Orient versetzt. Die Autorin nimmt sich Zeit und hat sich Mühe gemacht eine neue interessante Fantasywelt zu erschaffen. Es ist eine starke patriarchalische Gesellschaft, in der Frauen keine Rechte haben. Jedenfalls die im Palast. Über die Welt außerhalb der Herrscherelite erfährt man leider fast gar nichts.
Insgesamt wird mir auch zu wenig auf die Dominanz der Männer und wie sie mit den Frauen umgehen eingegangen. Da gibt es eben die Ehefrauen und die Konkubinen, die völlig dem Willen des Herrschers und seiner Elite ausgeliefert sind. Gerade im Bezug auf die jüngere Leserschaft hätte man mehr thematisieren können, dass es furchtbar ist, als Konkubine zu leben, wo man jederzeit vergewaltigt (dieses Wort wird natürlich nicht benutzt, obwohl es für mich nichts anderes ist) werden kann. Denn es wird doch immer wieder gesagt, dass das Leben im Palast viel besser ist, als das Leben draußen, obwohl man als Leser nicht erfährt, wie das Leben draußen ist.
Die eingewobene Liebesgeschichte fand ich persönlich etwas langweilig, mir ging es zu schnell und ohne große Hindernisse. Da es ja ein Mehrteiler ist, hätte ich mir da noch ein paar mehr Konflikte gewünscht. Was mir richtig gefiel, war das Ende, das es eben nicht einfach so in Friede, Freude … endet, sondern realistisch.
Ich bin sehr auf den zweiten Teil gespannt, denn ich hatte oft das Gefühl, dass sich die Autorin gerade was Erklärungen, z.B. über geheimen Kräfte, angeht, sehr zurück hielt. Wahrscheinlich in Bezug auf den nächsten Teil. Das passiert leider oft bei Mehrteilern. Da habe ich den Eindruck die Autoren lassen extra viel weg, damit sie noch genug Stoff für die Folgebände haben. Dadurch habe ich aber oft das Gefühl das etwas fehlt und die Geschichte nicht rund ist. So leider auch hier.
Dennoch das Buch hat mich wunderbar unterhalten und die Autorin hat eine fantastische interessante und vielschichtige Welt geschaffen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, in der Ich-Perspektive, lässt sich sehr gut lesen.