Benutzer
Benutzername: 
meerblick

Bewertungen

Insgesamt 424 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2025
Siegert, Jens

Wohin treibt Russland?


sehr gut

Aufarbeitung aktueller politischer Fragestellungen

Jens Siegert beschäftigt sich in seinem Sachbuch 'Wohin treibt Russland?' mit der Frage was nach Putin und seiner Politik kommt. Dazu wirft der Autor zunächst einen Blick in die Vergangenheit des Landes, sein Wachsen und Streben nach Glasnost und Perestroika bevor er Gedanken möglicher zukünftiger Szenarien entwickelt, die Denkanstöße geben und sicherlich kontroverse Diskussionen entfachen.
Der Politwissenschaftler, Journalist und Autor des Buches lebt seit über dreißig Jahren in Moskau, setzt sich intensiv mit den Machtstrukturen des Staates aber auch mit den Meinungen des Volkes auseinander, präsentiert uns ein Spiegelbild seiner Erfahrungen und stellt diese unserem Demokratieverständnis gegenüber. Dabei werden auch kritische Anmerkungen zum politischen Kurs des Westens in der Vergangenheit ausgesprochen.

Bewertung vom 26.02.2025
Ohmann, Oliver

Menschen am Kaiserdamm


ausgezeichnet

Interessante Aufarbeitung Berliner Geschichte

Oliver Ohmann, der Autor des Sachbuches von 'Menschen am Kaiserdamm', widmet der 1906 gebauten Prachtstraße seine Aufmerksamkeit und lässt in den elf ausgewählten Kapiteln Berliner Geschichte aufleben, zeigt wie sehr er sich diesem Teil der Stadt verbunden fühlt. Zahlreiche schwarz-weiß Fotografien zieren die Seiten des Buches. Sie fangen eine ganz besondere Atmosphäre, den Charme längst vergangener Zeiten ein. Aber auch Judy Winter, eine Berliner Legende, ließ sich in ihrer Küche der Kaiserdamm-Wohnung ablichten und drückt mit herzlichen Worten ihre Liebe zu eben jener Straße aus. Darüber hinaus gibt es Interessantes und Wissenswertes von der Planung bis zur Fertigstellung eben jener Straße zu erfahren. In kleinen humorvoll gestalteten Geschichten werden wir mit den Anwohnern bekannt gemacht, wie den Bürgersleuten, Stars und Sternchen, Intellektuellen, einfachen Arbeitern und noch vielen anderen. Es lohnt sich ein wenig Berliner Luft zu schnuppern.
Eine Empfehlung für alle Liebhaber Berliner Geschichte und Geschichten.

Bewertung vom 26.02.2025
Adomeit, Janine

Die erste halbe Stunde im Paradies


ausgezeichnet

Herausforderungen und deren Wirkungen

Anne und ihr Bruder Kai werden sehr frühzeitig, im Kindes- beziehungsweise Jungendalter, mit der unheilbaren Krankheit Multiple Sklerose ihrer Mutter konfrontiert. Aufopferungsvoll und äußerst fürsorglich kümmern sich beide um die Schwerkranke, deren gesundheitlicher Zustand sich sehr schnell verschlechtert. Mit viel Respekt versuchen sie die Würde der Mutter zu bewahren, stoßen dabei immer wieder an Grenzen, die auch die Mutter zunehmend mental herausfordert, sie zu unkontrollierten Wutausbrüchen verleitet. Mit zunehmendem Alter werden bei den Kindern natürlich verstärkt eigene Interessen und Bedürfnisse wach, die tragischerweise zu ausufernden Konflikten führen.
Janine Adomeit führt uns Leser mit ihrem Roman 'Die erste halbe Stunde im Paradies' in eine Welt der starken Gefühle, die durch Drogen oder emotionale Verweigerung gesteuert werden. Während die vererbte Schuld, eine nicht näher beschriebene Ablehnung der beiden Väter durch die Mutter, eine expressive Notlage zwischen Wunsch und übertragener Pflicht auslöst, nehmen unheilbringende Ereignisse ihren Lauf, deren schmerzliche Aufarbeitung tiefe seelische Wunden hinterlassen. Das kluge Konzept fantastisch gesetzter Rückblenden, die poetischen Einbauten verursachen eine Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann. Mich hat die Geschichte mit ihren mannigfaltig ineinander verstrickten Aspekten der tragenden Rolle einer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Individuum Mensch, sowohl traurig als auch nachdenklich gestimmt.
Ich möchte sehr gern dieses berührende, intelligente, mutige und anspruchsvolle Buch weiterempfehlen.

Bewertung vom 26.02.2025
Henríquez, Cristina

Der große Riss (eBook, ePUB)


sehr gut

Gesellschaftliche und kontinentale Risse

Christina Henríquez nimmt in ihrem Roman 'Der große Riss' gesellschaftliche Strukturen während des Baus vom Panamakanal, der 82 Kilometer langen Wasserstraße, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, genauer unter die Lupe. Präzise Recherchen decken auf, unter welchen Umständen die Menschen das gewaltige Bauwerk erschufen, welches den Kontinent Amerika durchtrennt für die Erschaffung einer kostengünstigen, gefahrenfreien Schifffahrtsroute. Ende des neunzehnten bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts lockten Aktiengesellschaften mit lukrativen Zweijahresarbeitsverträgen, gesundheitlicher Versorgung und freier Kost als auch Logie unzählige Abenteurer aber auch Menschen, die eine Chance sahen ihren Lebensstandard durch die finanziellen Versprechungen zu verbessern. Mit der Befreiung von Panama aus kolumbianischer Abhängigkeit beteiligten sich auch die US-Amerikaner am großen Geschäft.
Die Autorin stellt die sechzehnjährige Ada Burting aus Barbados, den aus der Familientradition abtrünnigen Fischersohn Omar, John Oswald den Arzt, der die Malaria zu bekämpfen versucht, in den Mittelpunkt ihrer Geschichte, die aufzeigt in welchem rassistischen Umfeld sich Siedler und Einheimische begegnen und wie Geld als auch Drogen eine entscheidende Rolle spielen, die die Gemeinschaft streng klassifiziert.

Bewertung vom 26.02.2025
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Hoffnung auf einen Menschen, der uns versteht

Takis Würger präsentiert mit 'Für Polina' eine Geschichte, die zu Herzen geht, die aufwühlt, die gefangen nimmt. Mit anderen Worten hier spielen die Emotionen in den höchsten und gleichzeitig tiefsten Tönen möglicher Empfindungen einen einzigartigen Reigen zu berührenden, lebendig dargestellten Ereignissen. Poetisch angehaucht mit brillanter Treffsicherheit für situative Momente menschlicher Gefühle strickt der Autor Wort für Wort Szenen aus dem Alltag seiner beiden Protagonisten, deren Seelen sich trotz ihrer enormen Unterschiedlichkeit aufs innigste berühren.
Hannes und Polina wachsen gemeinsam, fast wie Geschwister, auf. Ihre alleinerziehenden Mütter und Heinrich, ein eigenwilliger aber gutmütiger Charakter, geben den Kindern, trotz bitterer Armut, ein behütetes mit viel Liebe gestaltetes Heim, verzichten dabei selbst auf so manchen langersehnten Traum. Sie alle geben sich gegenseitig Stütze und Geborgenheit. Hannes ist kein großer Denker. Polina hingegen erfasst die sie umgebenden Welt mit Leichtigkeit. In der Musik kann sich Hannes verlieren, seinen Gefühlen Ausdruck geben und Menschen damit begeistern. Trauer über einen schwerwiegenden Verlust und die große Liebe zu Polina kann er mit eigenen Kompositionen eine Stimme geben, die keines Wortes bedarf. Diese Melodien begleiten ihn auf der Suche nach dem erhofften Glück.
Ein Roman, der nach Hilfe schreit und die Hoffnung hegt, den Menschen zu finden, der das liebende Herz versteht.
Meine Leseempfehlung gebe ich diesem bemerkenswerten Roman sehr gern.

Bewertung vom 25.02.2025
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zerplatzte Lebensträume

Wanda wohnt mit ihrer kleinen Tochter Karlie im achtzehnten Stock eines Berliner Plattenbaus. Sie wohnt zur Miete, die sie sich mühsam erarbeiten muss und auch nicht immer pünktlich ihrem Onkel, dem Vermieter, zahlen kann. Tristesse und Trostlosigkeit umgibt sie in diesen schimmeligen vier Wänden, die abgeschnitten sind von der bunten Welt da draußen durch ein großes Funkloch. Das ist kein Leben nach ihren Vorstellungen und Wünschen. Wandas Lebenstraum ist die Schauspielerei, obwohl ihr letzter Job in einem Werbefilm Monate her. Völlig unverhofft scheint ihr Traum dann doch in greifbare Nähe zu rücken und ein Angebot für eine Produktion flattert ihr ins Haus. Nun ist ihre ganze Aufmerksamkeit gefordert, stete Erreichbarkeit, keine festen Arbeitszeiten. Für eine alleinerziehende Mutter mit einem kränkelnden Kind keine leichte Aufgabe oder besser gesagt ein Ding der Unmöglichkeit.
Sara Gmuer spricht in ihren fordernden Roman 'Achtzehnter Stock' ein gesellschaftspolitisches Problem an, welches in der Regel alleinerziehende Mütter betrifft. Der Spagat zwischen Kinderbetreuung, beruflichen Herausforderungen, um den Lebensunterhalt zu sichern und den ganz privaten Wünschen wird zur Zerreisprobe, der die Nerven beansprucht und Gefühle zur Wallung bringt. Die Autorin setzt ein lautes Zeichen für alle die Alleingelassenen, die Teil der Gesellschaft sein möchten, sich ausgeschlossen fühlen durch die Umstände, die ihr Dasein maßgeblich bestimmen.
Ich gebe gern meine Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.02.2025
Izquierdo-Hänni, Daniel

Gefährliches Wasser


sehr gut

Das kostbare Gut: Wasser

Vicente Alapont, der seinen Job als Inspektor bei der Policía Nacional aufgeben hat, um mehr Zeit und vor allem auch geregeltere Zeiten für seine Familie zu Verfügung zu haben, lebt in Valencia ein freies, selbst bestimmtes Leben als Taxifahrer. Er ist glücklich mit seiner Wahl auch wenn es mit dem Familienleben dann doch nicht so wie gewünscht klappen wollte. Alapont hat viele Bekannte und Freunde in Valencia, die gern einen Plausch mit ihm halten oder ihn um Hilfe bitten bei offensichtlich kriminell begangenen Handlungen. So auch geschehen als in der Altstadt ein Einbruch verübt wurde. Seine Leidenschaft für Ermittlungen hat der ehemalige Inspektor sich erhalten. Doch schon bald gerät er in turbulente Machenschaften rund um das Thema Wasser, eine lebenswichtige Ressource und gleichzeitig vernichtende Gefahr.
Daniel Izquierdo-Hänni lässt in seinem Kriminalroman 'Gefährliches Wasser' den überaus sympathischen Alapont bereits zum dritten Mal in Valencia, der sonnenverwöhnten spanischen Stadt, in der Wasser ein kostbares Gut und lebenswichtiges Produkt ist, ermitteln. Den Leser erwartet eine spannungsgeladene, unterhaltsame, eher unaufgeregte Geschichte, die sich mit einem aktuellen Thema unserer Zeit ernsthaft auseinandersetzt. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und möchte es daher auch weiterempfehlen.

Bewertung vom 24.02.2025
Jaeggi, Christine

Die Meisterdiebin


sehr gut

Erschütternde Lebensgeschichte

Christine Jaeggi entführt uns in ihrem Roman 'Die Meisterdiebin' in die Zeit des Nationalsozialismus, der nach der Machtergreifung der NSDAP in Deutschland auch in Österreich Einzug hielt. Angelehnt an die mit historischem Hintergrund ausgewiesene tatsächlich existierende Hoteldiebin Erika Böhm webt die Autorin eine fesselnde, unterhaltsame Geschichte um eine in der Schweiz im Exil lebende Jüdin, die um ihrer Abhängigkeit aus einer finanziellen Notlage zu entfliehen, aber auch aus Rachegefühlen gegenüber den Nazis und einer sich daraus entwickelnder Sucht wohlhabende Gäste, die in Luxushotels longierten, jahrelang ausraubte. In einem Nachwort von Lena Berger wird der historische Fakt näher beleuchtet und gibt der Geschichte einen besonderen nachhaltigen Touch.
Elise lebt mit ihren Eltern, ihre größeren Schwester Adele und ihrem Zwillingsbrüder Wolfi in Sumatra, wo der Vater eine Farm betreibt. Nach einem schrecklichen Unglückfall, den Wolfi mit seinem Leben bezahlt, kehrt Selma, die Mutter, mit ihren beiden Töchtern zurück nach Wien, um sich wieder ihrem Erbe, ein gewinnbringendes Warenhaus, zu widmen. Elise spürt die Ablehnung der Mutter, die sie für den Tod des Bruders verantwortlich macht. Als das Leben für die jüdische Bevölkerung in Wien immer bedrohlicher wird, ergreift Elise die Flucht in die Neutralität der Schweiz, nicht ohne selbst schmerzliche Verluste verkraften zu müssen, versucht ihrem Schicksal auf eine ihr eigene Art zu begegnen.
Einfühlsam mit viel Gespür für Authentizität erzählt die Autorin eine Geschichte, die berührt, erschüttert und gleichzeitig in Atem hält.

Bewertung vom 24.02.2025
Kiss, Nikoletta

Rückkehr nach Budapest


ausgezeichnet

Toxische Lebensumstände

Nikoletta Kiss entführt uns in ihrem Roman 'Rückkehr nach Budapest' in die achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts und lässt ihre Protagonistin Márta eine Geschichte erzählen, die tief emotional berührt, die einen Einblick gewährt in die Zeiten der staatlichen Überwachung der Bevölkerung durch die Staatssicherheit in der DDR und in Ungarn. Mit sprachlicher Eleganz lässt uns die Autorin eintauchen in die Szene regimekritischer Literaten aus Ost-Berlin, die ihre Worte des erlebten Schmerzes unzensiert zu Papier bringen möchten, damit immer wieder Enttäuschungen und Repressalien ausgesetzt sind. Die wunderbar gezeichneten Charaktere geben Zeugnis einer Ausweglosigkeit, die tiefe psychische Schäden bei den Menschen hinterlassen haben.
Ungeschönt und realitätsnah begleiten wir Márta, ihrer Cousine Theresa und den regimekritischen Schriftsteller Konstantin. Mártas Familienleben ist schwer belastet durch den alkoholkranken Vater und einer Mutter, die sich diesem Druck durch Flucht aus der Ehe entzieht. Völlig überlastet mit dieser Situation sucht Márta Geborgenheit bei Theresa, die mit ihren Eltern in Ost-Berlin lebt. Hier lernen beide Konstantin kennen und lieben. Eine toxische Liebe in einer toxischen Epoche, die tiefe seelische Wunden reist und in der es kritische, gefährliche Zeiten zu überwinden gilt.
Ein bemerkenswerter Roman mit Sogwirkung, der unglaubliche historische Ereignisse beschreibt, die durch die friedliche deutsche Revolution glücklicherweise der Vergangenheit angehören. Es ist eine Geschichte, die man gelesen haben sollte.

Bewertung vom 22.02.2025
Gloaguen, Philippe

DUMONT Bildband Atlas der Reiselust Italien


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk der Italien-Inspirationen

Wer, wie ich, ein großer Italien-Fan ist, kommt an diesem Meisterwerk von einem Bildband und Reiseführer, ich meine, eigentlich müsste es heißen Reiseverführer, nicht vorbei. Wer einen Blick in dieses überwältigende, traumhaft mit viel Liebe zum Detail gestaltete, prall mit wertvollen Insider-Informationen gefüllte Buch wirft, gerät unweigerlich ins Träumen und das Fernweh beginnt sich im ganzen Körper auszubreiten, die Lust auf Entdeckungstour zu gehen, wird sich beim Betrachten und Lesen jeder weiteren Seite unvermeidbar steigern.
Die DuMont Reiseverlag GmbH & Co. KG präsentiert mit dem DuMont Bildband 'Atlas der Reiselust Italien – Inspiration für ein ganzes Leben', geschrieben von Philippe Gloaguen, eine unfassbar umfangreiche Sammlung an Informationen über das Sehnsuchtsland vieler Deutscher. Der Titel des Bildbandes ist Programm mit seiner Ideenvielfalt auch weniger oder gar nicht bekannter Entdeckungsmöglichkeiten in den Regionen von Bella Italia. Fantastische Fotografien, bewundernswerte grafische Illustrationen geben der Darstellung von Land und Leuten mit ihrer uralten Kultur, ihren wunderschönen Landschaften und architektonischen Wunderwerken, den immer wieder aufs Neue verführerischen Speisen und edlen Weinen einen ansprechenden Rahmen, der seines Gleichen sucht.
Ich bin begeistert und gebe meine Empfehlung, auf unterhaltsame Entdeckungstour mit dem 'Atlas der Reiselust – Italien' zu gehen, sehr gern weiter.