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adel69
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Baden-Württemberg

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Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2020
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


ausgezeichnet

Zwei bemerkenswerte Frauen

Worum geht es in dem Buch?
Das Buch ist aus der Ebene des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) im Präsens geschrieben und beleuchtet zwei Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben.
Solène lebt im heutigen Paris – so, wie wir es vor der Corona-Krise kennen. Eine quirlige umtriebige Stadt. Solène ist eine erfolgreiche Anwältin mit einer eigenen Wohnung und einem gut gefüllten Bankkonto. Sie ist Single.
Eines Tages erleidet sie einen Burnout, nachdem sich einer ihrer Mandanten vor ihren Augen nach einer Gerichtsverhandlung umgebracht hat.
Das schockiert Solène so sehr, dass sie ihren Anwaltsberuf erst einmal ruhen lässt, sich psychologische Hilfe holt – und nach einigen Wochen überlegt, was sie Sinnvolles tun kann. So fängt sie an, ehrenamtlich einmal pro Woche in einem Frauenhaus – genannt „Der Palast“ – in Paris zu arbeiten. Sie hat ihren Computer dabei und schreibt Briefe für die Frauen.
Dabei erntet sie nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Sie lernt unterschiedliche Frauen mit unterschiedlichen Schicksalen kennen.
Die zweite Handlung spielt im Paris der 1920er-Jahre. Blanche arbeitet bei der Heilsarmee. Ihr ist es ein Anliegen, armen Menschen zu helfen. Doch sie und ihr Mann Albin haben die finanziellen Möglichkeiten nicht, um vielen Menschen helfen zu können. Eines Tages findet Blanche das ideale Objekt, in dem man ein Frauenhaus eröffnen könnte. Aber das Gebäude ist nicht nur groß, sondern auch ziemlich teuer. So fasst Blanche einen kühnen Plan.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Nachdem ich das Buch „Der Zopf“ von Laetitia Colombani gelesen hatte, das mir sehr gut gefallen hatte, war ich gespannt auf ihr neues Buch.
Die Handlung fängt gleich interessant an. Das Leben von Solène, einer sympathischen Anwältin, ändert sich von einem Moment auf den anderen. Sie überlegt sich, wie ihr Leben weitergehen kann, nachdem sich ihr Anwaltsberuf erst mal erledigt hat.
Als Leserin will ich wissen, was Solène unternimmt und wie sie die Aufgabe in dem Frauenhaus meistert. Anfangs ist es schwer, die Frauen nehmen keine Notiz von Solène. Nachdem sie aber einige der Frauen kennen gelernt hat und beginnt, sich in ihrer neuen Funktion wohlzufühlen, muss sie mit Kritik und einem weiteren schlimmen Ereignis fertig werden.
Mit der Geschichte rund um Blanche musste ich mich erst einmal anfreunden. Nicht nur schön, sondern auch düster ist das Leben im Paris der 1920er-Jahre – und ich wusste zuerst einmal nicht, was ich von Blanche halten sollte. Im Laufe der Lektüre wurde sie mir aber sehr sympathisch. Sie hat ein großes Herz und kann das Wenige, das sie bekommt, noch mit anderen Leuten teilen.
Sehr ansprechend finde ich den Schreibstil von Laetitia Colombani. Sie bringt alles auf den Punkt und verzichtet auf ausufernde Beschreibungen. Dabei kann sie gekonnt die Gefühle und Gedanken ihrer Hauptpersonen darstellen und malt mit Worten Bilder von Situationen, so dass man sich als Leserin alle Ereignisse und Schauplätze sehr gut vorstellen kann.
Am Ende bleiben einige Fragen, die man sich als Leser während der Lektüre stellt, noch offen. Aber das finde ich in Ordnung – so kann man sich seine eigenen Gedanken machen, wie manche Ereignisse weitergehen könnten.

Mein Fazit:
"Das Haus der Frauen" ist ein Buch über zwei bemerkenswerte Frauen, die über sich selbst hinauswachsen, indem sie versuchen, armen, bedürftigen Frauen zu helfen.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.04.2020
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


sehr gut

Es geht um ein Bild

Worum geht es in dem Buch?
Es geht um zwei Frauen, deren Leben zu unterschiedlichen Zeiten spielt. Zum einen wird die Ich-Erzählerin Odelle Bastien vorgestellt und das, was sie 1967 in London erlebt. Sie ist aus Trinidad und Tobago nach Großbritannien gekommen. Doch mit der Jobsuche hat sie zuerst wenig Glück, obwohl sie einen sehr guten Studienabschluss in „Englischer Literatur“ vorweisen kann.
Eines Tages bekommt sie jedoch die Chance, beim „Skelton Institute of Art“ (ein Institut und Museum, das sich mit Kunstwerken beschäftigt) als Schreibkraft für Marjorie Quick tätig zu sein. Sie akzeptiert diesen Job.
Ein Mann, namens Lawrie, bringt das Bild „Rufina und der Löwe“, das er von seiner Mutter geerbt hat. Es scheint sich um eine Sensation zu handeln – ein Bild des Künstlers Isaac Robles.
Zwischen Odelle und Lawrie entstehen Freundschaft und Liebe – und Odelle entwickelt eine Freundschaft zu Marjorie Quick, von der sie glaubt, dass sie ein Geheimnis verbirgt.
Die zweite Handlung dreht sich um die Familie Schloss, die auf einer Finca in Spanien lebt, und deren Angestellte Teresa und Isaac Robles. Spanien ist gebeutelt von einem Bürgerkrieg, die Verhältnisse sind dort nicht einfach.
Harold Schloss und seine Frau Sarah sind wohlhabend – ihre Ehe funktioniert nur noch auf dem Papier. Ihre Tochter Olive ist eine begnadete Malerin, aber sie wird als solche nicht von ihren Eltern wahrgenommen. Aber Terese und Isaac Robles wissen dieses Talent zu schätzen. Einige von Olives Bildern werden verkauft – aber nicht unter ihrem Namen. Und eines Tages erschafft sie das Bild „Rufina und der Löwe“.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch begann für mich vielversprechend. Ich mochte den Schreibstil der Autorin, und Odelle Bastien fand ich sehr sympathisch. Ich wollte wissen, wie es mit ihr weitergeht – ob sie und Lawrie heiraten werden und wie sich die Situation zwischen ihr und ihrer Vorgesetzten Marjorie Quick entwickeln würde. Auch war ich gespannt, wie die Handlungen von 1936 und 1967 miteinander zusammenhängen.
Dabei haben mich eher die Menschen interessiert – die Ereignisse rund um Bilder und Kunstwerke weniger.
Die Handlung, die im Jahre 1936 spielt, mochte ich weniger. Viele Handlungsstränge waren mir zu langgezogen – gerade die Ereignisse rund um Bilder. Die Personen waren mir auch wenig bis gar nicht sympathisch. Harold Schloss und seine Gattin Sarah waren mir zu blass, Terese und Isaac mochte ich kaum – nur Olive fand ich okay.
Die Autorin lässt die Leser lange im Unklaren. Man mutmaßt, wie die Handlungen aus den Jahren 1936 und 1967 miteinander zusammenhängen könnten. Der Schluss war für mich überraschend. Das spricht für das Buch.

Mein Fazit:
„Das Geheimnis der Muse“ ist ein schön geschriebener Roman über zwei Frauen und ein Bild. Manchmal war mir die Handlung zu langatmig.
Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.04.2020
Zantingh, Peter

Nach Mattias


ausgezeichnet

Nicht nur traurig, sondern auch zuversichtlich

Worum geht es in dem Buch?
Es geht um Mattias – die Zeit, als er noch lebte, und die Zeit nach seinem Tod.
Menschen, die viel, wenig oder gar nicht mit ihm zu tun hatten, werden beleuchtet. Sie erzählen aus der Ich-Perspektive – über manche wird aber auch aus der auktorialen Erzählperspektive berichtet.
Da gibt es Amber, Mattias‘ Freundin, die seit seinem Tod nur noch funktioniert.
Die Großeltern Riet und Hendrik, die alt und gebrechlich sind und viel mit sich selbst zu tun haben, werden dem Leser vorgestellt. Der Tod ihres Enkels Mattias beschäftigt aber auch sie.
Der Leser erfährt von Nathan, einem Alkoholiker, der an einem Verkaufscoaching teilnimmt.
Ein Kapitel widmet der Autor Kristianna. Sie ist Mattias‘ Mutter, die immer noch versucht, den Tod ihres Sohnes zu begreifen.
Noch weitere Personen werden in diesem Buch vorgestellt.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Ich wollte dieses Buch lesen, denn ich fand die Thematik interessant. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Stil des Romans gefällt mir, manche Sätze finde ich literarisch besonders gelungen.
Von der Handlung her ist „Nach Mattias“ kein Buch, in dem nur Traurigkeit an vorderster Stelle steht – es ist ein Buch, das auch Zuversicht gibt und zum Nachdenken anregt. Es zeigt viele Leute, die versuchen, mit ihrer Trauer umzugehen und weiterzumachen.
Die verschiedenen Charaktere fand ich faszinierend. Als Leserin mochte ich manche Charaktere mehr, manche weniger. Nathan war mir beispielsweise unsympathisch – und ich wusste lange Zeit nicht, warum ihm in dem Buch ein Kapitel gewidmet wurde. Gegen Schluss jedoch konnte ich es herausfinden.
Amber mochte ich anfangs auch nicht sehr – aber sie entwickelt sich, und am Ende fand ich sie bewundernswert.
Die Großeltern fand ich sehr sympathisch – und auch Mattias‘ Kristianna. Sie sind beide für mich gut und nachvollziehbar geschildert.
Auch Mattias mochte ich. Lange Zeit erfährt man als Leser nicht, wie er ums Leben kam. Man weiß nur bald, dass er es nicht freiwillig tat. Er hatte noch so viele Pläne im Leben!
Sehr positiv bewerte ich auch, dass es hinten in dem Buch noch ein Interview mit dem Autor gibt. Darin erfährt man, wie er diesen Roman entwickelt hat.
Ich vergebe dem Buch „Nach Mattias“ alle fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.02.2020
Agus, Milena

Eine fast perfekte Welt


ausgezeichnet

Menschen auf der Suche nach dem Glück

Worum geht es in dem Buch?
Ester und Raffaele heiraten nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie stammen beide aus einer ländlichen Region in Sardinien und kennen sich schon ziemlich lange. Sie ziehen nach Mailand, wo Raffaele eine Arbeit hat. Tochter Felicita kommt auf die Welt. Sie wird von ihrer Mutter Ester verwöhnt – entwickelt jedoch im Laufe der Jahre andere Ansichten über vieles als ihre Mutter.
Ester sehnt sich zurück nach Sardinien. Felicita dagegen würde lieber in Mailand bleiben. Sie schätzt die moderne Stadt mit ihrem Warenangebot und die Toleranz der Bewohner. In Sardinien wird man, wenn man aus einer anderen Region Italiens stammt, sofort schief angesehen.
Ester kann sich schließlich durchsetzen. Und so zieht die Familie zurück in das sardische Dorf, aus dem Ester und Raffaele kommen. Sie ziehen zu Esters Familie. Das Leben ist nicht leicht in Sardinien. Nicht nur wegen der ständig missmutigen Großmutter, die sich konstant weigert, das Meer sehen zu wollen. Die Arbeitsmöglichkeiten sind auch nicht so zahlreich wie in Mailand – und Raffaele hilft in der Landwirtschaft von Esters Familie mit.
Auch Felicita fällt es schwer, sich in Sardinien einzugewöhnen. Auf dem Gymnasium hat sie keine guten Noten, Ihre Figur ist etwas pummelig. Doch sie ist selbstbewusst. Als sie sich in Sisternes – einen jungen Mann aus einer wohlhabenden Familie – verliebt, scheint alles perfekt. Auch für die Mutter Ester, die mit Hingabe Vorbereitungen für die Hochzeit zwischen Felicita und Sisternes trifft.
Als Felicita den Eindruck bekommt, dass Sisternes sie nicht liebt – und sie nur aus Anstand heiraten wird, fasst sie einen kühnen Plan.

Meine Meinung zu dem Buch:
Der Roman ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) geschrieben. Ich mag den Schreibstil der Autorin. Er ist nicht ausschweifend. Die Autorin schafft es, große Zeitspannen in kurzen Kapiteln zu erzählen. Anfangs gibt es wenige Dialoge in dem Buch, dafür viel indirekte Rede. Das liest sich schön und literarisch niveauvoll.
Erst als Felicita beginnt, ihre Pläne zu entwickeln, um doch noch ihr wahres Glück im Leben zu finden, gibt es auch mehr Dialoge.
In dem Buch gibt es einige Personen, die sich über ihre politische Meinung definieren. So ist Raffaele offen für die westliche Welt, weil er sich im Krieg mit einem amerikanischen Jazzmusiker anfreunden konnte. Sein Bruder Felice dagegen ist glühender Kommunist und stirbt jung.
Einige Personen suchen nach dem einzig wahren Glück im Leben. So meint Ester, dass ihr Lebensglück lediglich in Sardinien zu finden sei. Als sie erfährt, dass Felicita und Sisternes heiraten wollen, bedeutet das für Ester den Himmel auf Erden.
Doch Felicita hat eine andere Auffassung von Glück. Sie will von ihrem Partner geliebt werden – eine Vernunftehe liegt ihr fern. Sie entwickelt im Laufe des Romans ein großes Selbstbewusstsein, das ihr hilft, ihr Leben komplett neu auszurichten.
Das Buch hat mir gut gefallen. Es ist schön geschrieben und nicht ausschweifend. Viele Gedanken bringt die Autorin gleich auf den Punkt. Außerdem habe ich nicht nur einiges über starke Charaktere gelesen, die versuchen, das Bestmögliche aus ihrem Leben zu machen. Sondern ich habe auch erfahren, dass es offensichtlich Konflikte zwischen den Sarden und den Einwohnern anderer italienischer Regionen gab. Das wusste ich vorher noch nicht.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Weiterempfehlung.

Bewertung vom 11.02.2020
Nicholls, David

Sweet Sorrow


gut

Stellenweise langatmig mit literarischen Höhepunkten

Worum geht es in diesem Buch?
Charlie Lewis ist 16 Jahre alt. Seine Schulabschlussprüfung hat er nicht bestanden.
Er trifft sich mit Freunden, sie gehen in ein Pub, sie spielen Schlagball. Und sie gehen auf Partys, wo sie Tabletten schlucken, die sie „high“ machen. Und so weiter.
Charlies Familie ist zerrüttet. Die Eltern leben getrennt, und Charlie lebt bei seinem Vater, der an Depressionen leidet. Lieber würde er bei seiner Mutter und seiner Schwester leben. Sie leben bei dem neuen Partner der Mutter und dessen Zwillingen.
Charlie lernt Fran Fisher kennen, in die er sich verliebt. Um bei ihr landen zu können, wird er Mitglied in der Theatergruppe, in der auch Fran ist. Und genau wie sie soll er in dem Stück „Romeo und Julia“ mitspielen.
Es geht um Charlies Erlebnisse mit Fran – um ihre Liebe zueinander, die erste Liebe für ihn.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive in der Vergangenheit geschrieben. Beim Lesen erfahre ich viel über einen Heranwachsenden und seine Probleme. Charlie ist sympathisch. Dass er durch seine Abschlussprüfung gefallen ist, scheint ihn nicht zu berühren. Nebenher arbeitet er in einer Tankstelle, um ein bisschen Geld zu verdienen.
Ich habe das Buch gelesen, um zu erfahren, wie es mit Charlie und Fran und mit Charlie und seiner Familie weitergeht. Dass Fran und Charlie nicht für immer zusammenkommen, merkt man ziemlich bald, denn Charlie macht immer wieder entsprechende Andeutungen.
In dem Buch gibt es wunderschön geschriebene Kapitel, die ich gerne gelesen habe. Beispielsweise die Passagen darüber, als Charlies Vater der Inhaber mehrerer Schallplattenläden war.
Dann gibt es langatmige Kapitel, in denen es beispielsweise um das Theaterstück „Romeo und Julia“ geht. Da geht es lang und breit darum, wie man einige Textpassagen richtig deklamiert. Solche Kapitel habe ich schneller gelesen, weil sie mich nicht begeistern konnten.
Deshalb zieht sich der Roman zeitweise in die Länge – was auch mein Lesevergnügen immer wieder trübte.

Mein Fazit:
„Sweet Sorrow“ ist ein Roman über einen 16-Jährigen, der seine erste Liebe trifft und versucht, sie zu beeindrucken.
Teilweise gibt es langatmige Kapitel in dem Buch, dann wieder interessante Stellen. Ich vergebe drei Sterne.

Bewertung vom 12.01.2020
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


sehr gut

Interessantes Buch, aber es könnte spannender sein

Worum geht es in dem Buch?
Boris Pasternak ist Russe und hat sein Buch „Doktor Schiwago“ geschrieben – ein Buch, mit dem die sowjetische Regierung nicht einverstanden ist, da hier die Oktoberrevolution vorkommt. Die russische Regierung möchte eine Veröffentlichung des Buches unbedingt verhindern. Sie macht nicht nur Pasternak das Leben schwer, sondern auch seiner Geliebten Olga.
Doch auch die USA ist an dem Buch interessiert. Es gibt zwei Frauen – Irina und Sally -, die dafür tätig sein sollen.
Irina, eine Russin, ist nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter in die USA eingewandert. Sie sind arm – und so bewirbt sich Irina als Stenotypistin in einem Schreibpool, deren Mitarbeiterinnen Briefe, Unterlagen und anderes für die Regierung schreiben. Irina kann nicht schnell tippen – aber wegen ihres Vaters ist sie dennoch interessant für die US-Regierung. Sie soll nicht nur tippen, sie soll auch als Agentin arbeiten.
Zur Seite gestellt wird ihr Sally, die sich mit ihr anfreundet und sie zur Agentin ausbilden soll.
Es gelingt einem Italiener, Boris Pasternak zu treffen und sein Manuskript von „Doktor Schiwago“ aus der Sowjetunion zu bringen. „Doktor Schiwago“ wird zuerst in italienischer Sprache veröffentlicht und tritt seinen Siegeszug in die Welt an. Das Ziel ist, dass das Buch auch in der Sowjetunion gelesen wird.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Nachdem ich die Leseprobe zu dem Buch gelesen hatte, erwartete ich eine spannende Geschichte über die Entstehung des Buches „Doktor Schiwago“, seinen Autor Boris Pasternak und dessen Umfeld. Jedoch ist Boris Pasternak eher eine Randfigur – der Fokus des Romans liegt auf Irina und Sally. Sie freunden sich an, Sally ist lesbisch – und Irina verlobt sich mit Teddy, einen Amerikaner, den sie auf der Arbeit kennen gelernt hat.
Hier gibt es oft einige Längen in der Handlung – erst zum Schluss wird das Buch richtig spannend.
Die Handlung des Romans wird abwechselnd aus der Perspektive des Westens – also vorwiegend den USA – und der Perspektive der Sowjetunion – also des Ostens – gezeigt.
Weiterhin wird der Roman aus der Ich-Perspektive einiger Personen – vorwiegend Irina und Sally – erzählt, und als Leserin musste ich am Anfang eines Kapitels oft überlegen, wer der beiden gerade erzählt. Clever finde ich die Kapitel in der Wir-Perspektive – hier erzählen die Stenotypistinnen. Sie erzählen von ihrer Arbeit und dem Zusammenhalt untereinander.

Mein Fazit:
„Alles, was wir sind“ ist ein Buch, das sich oft um die Freundschaft zweier Frauen dreht. Aber auch ein Buch, das zeigt, dass ein Roman – nämlich „Doktor Schiwago“ – hochinteressant werden kann für zwei Supermächte.
Ich vergebe vier Sterne und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 12.01.2020
Boyd, Lyl

Dreistellig (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vincent und das dreistellige Alter

Worum geht es in der Short Story?
Vincent ist reich geworden durch die Herstellung und den Vertrieb von Knöpfen. Ständig ist er in der Welt unterwegs – sowohl beruflich, als auch privat. Beseelt ist er von dem Gedanken, mehr als hundert Jahre alt zu werden. Erreichen will er das mit weniger Stress, genügend Schlaf, gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat er einen kühnen Plan gefasst, von dem nicht einmal seine Frau erfahren hat.

Meine Meinung zu dieser Short Story:
Die Geschichte, die aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) geschrieben ist, liest sich flüssig und ist spannend. Und das ohne Dialoge. Die Hauptperson Vincent war mir nicht einmal sonderlich sympathisch – aber er muss es auch nicht sein. Interessant sind die Gedanken und Pläne, die er hat. Als Leserin war ich gespannt, ob sich die straffe Lebensplanung, die sich Vincent auferlegt hat, auch so durchführen lässt.
Der Schluss ist abrupt, unerwartet – und regt zum Nachdenken an.
Ich vergebe fünf Sterne für „Dreistellig“ und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.12.2019
Silver, Josie

Ein Tag im Dezember (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein nettes Buch für zwischendurch

Die Handlung:
Am 21. Dezember 2008 sieht Laurie, als sie in London im Bus fährt, an einer Bushaltestelle ihren Traummann. Er liest – und scheint sie auch zu sehen. Für Laurie ist es Liebe auf den ersten Blick, und sie will diesen Mann finden. Das ist nicht einfach – und als sie schon aufgegeben hat, trifft sie ihn doch. Er ist der neue Freund ihrer besten Freundin Sarah. Jack heißt er.
Laurie ist jetzt zwiegespalten. Sie hat den Mann ihrer Träume gefunden – andererseits getraut sie sich nicht, ihm ihre Liebe zu gestehen, denn sie will Sarah nicht verletzen.
Auch Jack erkennt Laurie wieder – die Frau aus dem Bus, die ihn auch faszinierte. Er findet sie liebenswerter als Sarah, will aber Sarah nicht verletzen.
So treffen sich Laurie und Jack immer wieder – er als Freund von Sarah, sie als Freundin von Sarah. Man erfährt als Leser ihre Gedanken – Laurie liebt Jack, und Jack liebt Laurie, aber sie sagen es lange Zeit nicht. Auch als Laurie Jack in einem passenden Moment fragt, ob er sich nicht erinnere, sie am 21. Dezember 2008 gesehen zu haben, will er das nicht zugeben.
Die Jahre gehen dahin. Laurie lernt während eines Aufenthalts in Thailand Oscar kennen und lieben. Im Gegensatz zu Jack zeigt er sein Interesse an ihr deutlich. So ist es kein Wunder, dass Laurie und Jack Heiratspläne schmieden…

Meine Meinung zu diesem Buch:
In diesem Buch gibt es zwei Ich-Erzähler – Laurie und Jack. Beide erzählen im Präsens (Gegenwart) ihre Sicht der Dinge. Als Leserin weiß ich schnell, dass die beiden sich lieben – aber aus Rücksicht auf Sarah diese Liebe doch lieber nicht realisieren wollen.
Es ist nett zu lesen, was sie unternehmen – wie sich Laurie, Sarah und Jack entwickeln, welche berufliche Wege sie einschlagen. Laurie fasst jedes Jahr Neujahrsvorsätze, die sie dem Leser präsentiert. Das ist originell.
Der Schreibstil ist nett und mir manchmal zu ausführlich – aber ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es ist eine schöne Entspannungslektüre – und, auch wenn der Titel es vermuten lässt, kein Weihnachts- oder Winterroman. Man kann das Buch auch im Sommer oder während anderer Jahreszeiten lesen – denn es gibt auch Szenen, die im Sommer und anderen Jahreszeiten spielen. Man bekommt einige Jahre aus dem Leben von Laurie, Sarah und Jack mit, wobei hier nur einzelne Tage herausgepickt werden. Tage, während derer etwas passiert, das vielleicht für die Handlung wichtig sein könnte.
Man liest das Buch, weil man wissen möchte, ob Laurie und Jack doch noch zueinanderkommen. Die beiden sind sympathisch, auch Sarah mochte ich sehr. Zu Oscar hatte ich als Leserin ein eher distanziertes Verhältnis – so richtig sympathisch fand ich ihn nicht.

Mein Fazit:
„Ein Tag im Dezember“ ist eine nette Liebesgeschichte für zwischendurch – zum Entspannen. Manchmal hatte mir das Buch zu viele Längen, deswegen ziehe ich einen Stern ab.
So bleiben vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.12.2019
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3


ausgezeichnet

Solider Krimi mit Frankreich-Atmosphäre

Worum geht es in dem Buch?
Als der französische Kommissar Luc Verlain kurz vor Weihnachten privat in einem Motorboot mit seinem totkranken Vater eine Ausflugsfahrt zu einem Austernbassin im Atlantik unternimmt, stoßen sie auf zwei leblose junge Männer, Austernzüchter. Weiterhin finden sie einen Austernzüchter, der niedergeschlagen wurde. Sie können ihn retten, damit er rechtzeitig in ärztliche Behandlung kommt. Für die beiden jungen Männer allerdings kommt jede Hilfe zu spät – sie wurden ermordet. Aber von wem? Vielleicht von Austerndieben? Oder von konkurrierenden Austernzüchtern?
Commissaire Luc Verlain und seine Kollegen ermitteln in viele Richtungen. Sie befragen die Familien der Toten, sie befragen andere Austernzüchter. Sie stoßen auf Familienprobleme. Außerdem wird ihnen klar, wie hart das Geschäft mit den Austern ist. Es gibt viel Konkurrenz, reiche Austernzüchter versuchen, ihre kleineren Konkurrenten „auszustechen“. Auch vor Austerndiebstahl machen manche Leute nicht Halt.
Neben den Ermittlungen ist Luc noch beschäftigt mit Anouk, seiner Freundin. Sie arbeitet auch bei der Polizei und hat ein verlockendes Jobangebot bekommen. Dazu müsste sie aber nach Paris ziehen.

Meine Meinung:
Der aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) geschriebene Krimi hat mich positiv überrascht. Der Autor hat einen lebendigen Schreibstil – und so kann ich mir gut die ganze Atmosphäre bei den Austernzüchtern in Frankreich vorstellen.
Die Hauptpersonen sind sympathisch, besonders der Ermittler Luc Verlain. Es gibt viele Dialoge, so bleibt das Buch kurzweilig und lässt sich gut lesen. Die französischen Wörter und Sätze, die ab und zu eingestreut werden, haben mich beim Lesen nicht gestört, weil ich Französisch spreche. Außerdem tragen sie zum Lokalkolorit des Krimis bei.
Beim Lesen habe ich mir überlegt, wer der Mörder sein könnte, der die beiden jungen Männer umgebracht hat. Es gibt Überlegungen der Ermittler – und auch eine „falsche Fährte“. Bis zum Schluss bleibt der Krimi unvorhersehbar. Für mich ist der Schluss eine Überraschung. Weiterhin gefällt mir, dass der Krimi unblutig ist – die Leichen werden also nicht in allen Details beschrieben.
Der Krimi ist der dritte Band einer Reihe rund um Kommissar Luc Verlain. Ohne die beiden ersten Bücher gelesen zu haben, kam ich mit der Lektüre von „Winteraustern“ gut klar. Vielleicht lese ich die ersten beiden Bände auch noch. Mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt.

Fazit:
„Winteraustern“ ist ein kurzweiliger und unblutiger Krimi aus dem Milieu der Austernzüchter in Frankreich. Die Handlung ist interessant, die Atmosphäre gut beschrieben, die Hauptpersonen sind sympathisch.
Ich vergebe fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.