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Aarany
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Passionierte Leseratte

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Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 14.12.2024
Hofeditz, J. B.

Der Aschenbursche (eBook, ePUB)


gut

Der Eisprinz

Cover & Klappentext
Das Cover ist definitiv gelungen und zeigt in vielen Details, wie sehr es zum Buch passt, genau wie der düstere Hintergrund.
Der Klappentext macht neugierig auf mehr, da es sich hier um eine Adaption von Aschenputtel handelt, aber gleichzeitig ganz anders ist.

Meinung
Leo, degradiert zu einem niederen Diener in Diensten seines Stiefvaters, ist den Launen seiner Familie ausgeliefert, seit seine Mutter gestorben ist. Er hat sich mit seinem Leben arrangiert und sieht keine Hoffnung mehr. Bis ihm eine Fee begegnet und ein mysteriöser Fremder.
Nicholas, der Enkel des Königs, wird von seiner Familie gedrängt, sich endlich eine Braut zu suchen, obwohl er mit dem weiblichen Geschlecht nicht allzu viel anfangen kann. Die Wette mit seinem Onkel könnte dieses Schicksal jedoch schneller wahr werden lassen.

Aus unterschiedlichen Sichten wird der Leser durch die Geschichte geführt. Der Einstieg fällt leicht und man fühlt sich Leo schnell sehr nah. Sein Leid ist teilweise so massiv, dass es für ein gängiges Märchen zu schwer wiegt. Daher sollte hier auf das Alter der Leser geachtet werden.

Es ist mein erstes Buch der Autorin, die hier eine tolle Geschichte erschaffen hat, die nur in den Grundzügen noch an das Original erinnert.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, hat aber meines Erachtens nach noch Potenzial nach oben. Für diese Story hätte ich mir mehr Lockerheit gewünscht. Natürlich kann mit der Art und Weise schon Emotionen übertragen werden, aber es wirkte zeitweise zu schwerfällig, was dem Lesen eher abträglich war. Gegensätze bieten sich in so einer Situation gut an, weil es sonst zu zäh wird.
Abgesehen von Flüchtigkeitsfehlern gibt es einen unausgewogenen Schwerpunkt der Szenen. In meinen Augen gab es einige, die etwas zu ausführlich waren, während andere, die wichtiger waren, nur gestreift wurden. Das sorgt gerade in der ersten Hälfte zu langatmigen Passagen, wobei ein paar Schlüsselszenen ein wenig untergingen.
Dafür sind die Charaktere gut gelungen. Leo steht als Hauptprotagonist im Mittelpunkt und hat auch die stärkste Präsenz, obwohl er eher zurückhaltend ist. Seine Entwicklung wurde langsam aufgebaut, was zum Ende hin zu rasant wurde. Bei Nicholas hingegen und Mitternacht war es genau richtig.
Das Tempo variiert entsprechend der Handlung, war aber hin und wieder zu gemächlich und zum Ende hin ziemlich schnell.
Trotz allem hat mir die Geschichte sehr gefallen, besonders die zweite Hälfte, als richtig Spannung aufkam.

Fazit
Wer der Jahreszeit entsprechend eine nette Märchen-Adaption sucht, ist hier genau richtig. Mit überzeugenden Protagonisten, zahlreichen Details, berührenden Momenten und viel Magie ist hier ein toller Mix entstanden. Wären die Schwachstellen nicht, wäre es für mich ein kleines Highlight. Daher gibt es von mir drei von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.12.2024
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone / Wales-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Historien-Epos


Cover & Klappentext
Das Cover ist ansprechend und zeigt aufgrund des Wappens schon, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Hier war es die Farbgebung, die meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Der Klappentext gab den Ausschlag, das Buch zu lesen.

Meinung
Es ist mein erstes Werk der Autorin. In der Anmerkung steht, dass man im Vorfeld Teile der Geraldines-Saga lesen könnte, es ist aber kein Muss.

Die Fürstentochter Gwenllian erklärt sich bereit, eine Zweckehe mit einem walisischen Seneschall einzugehen, um den Widerstand zu stärken, wird ihr Land doch permanent von Normannen und Engländern überfallen. Aber auch untereinander herrscht Uneinigkeit, deshalb sind Bündnisse überlebenswichtig. Anfangs Verbündete entdecken sie und ihre Gemahl innerhalb von Schlachten und Intrigen ihre Liebe zueinander, doch hat diese Bestand, wenn sie sich ihrer größten Gefahr stellen müssen?

Die Geschichte spielt im 12./13. Jahrhundert in Wales. Gwenllian hat tatsächlich existiert, nur hatten Frauen damals einen überwiegend niederen Stellenwert, sodass kaum etwas von ihnen überliefert ist. Deshalb hat die Autorin sich diverse künstlerische Freiheiten herausgenommen, was für mich völlig legitim ist. Es vermittelt trotzdem einen guten Eindruck der damaligen Zeit.
In diesem Roman wird der Großteil des Lebens von Gwenllian beleuchtet, angefangen als sie 12 Jahre alt war. Sie verleiht der Story auch ihre Stimme.

Mir war sie schnell sympathisch. Trotz ihrer riesigen Familie, wovon sie diverse Mitglieder gar nicht kennt, verbindet sie jedoch eine innige Beziehung zu jenen, mit denen sie aufgewachsen ist. Sie verehrt ihren Vater, einen hochgeschätzten, würdigen Herrscher. In ihrem noch jungen Alter wirkt sie schon recht erwachsen, was aber glaubwürdig ist, da junge Mädchen zu dieser Zeit sehr früh verheiratet wurden. Dennoch macht sie eine tolle Entwicklung durch, in denen sie sich ihre kindlichen Kanten abschleift. Das hat mir sehr gefallen. Die Loyalität zu ihrem Land und ihrer Familie scheint unbrechbar, und sie bringt eine Stärke mit, die mich beeindruckt. Sie weiß sich durchzusetzen und kämpft für das, was ihr wichtig ist.

An dem Schreibstil gibt es meines Erachtens nach nichts zu beanstanden. Er ist flüssig und die Formulierungen passen. Langatmige Szenen gibt es kaum. Die Autorin hat es immer geschafft, wenn sie sich doch einmal in Erklärungen verlor, eine Spannungsspitze aufzubauen.
Zugegeben, das Buch ist nicht immer leicht zu lesen. Obwohl ich schnell reinkam, gab es einige Stellen, die die komplette Aufmerksamkeit forderten, um folgen zu können. Aber diese Geschichte liest man auch nicht mal nebenbei. Man muss sich schon darauf einlassen.

Normalerweise zählen historische Romane nicht unbedingt zu meiner Lieblingslektüre, aber hin und wieder habe ich einfach Lust darauf. Abwechslung muss sein. Und ich habe es keineswegs bereut. Die Protagonisten wirken lebensecht, auch wenn der Fokus ganz klar auf Gwenllian liegt.
Insgesamt ist diese Story ein kleines Meisterwerk, denn ich wurde mitgerissen und fieberte mit Gwenllian mit. Gelegentlich vergoss ich auch die eine oder andere Träne, begraben unter den ganzen Emotionen, die transportiert wurden. Ich wurde grandios unterhalten und es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch dieser Autorin sein.


Fazit
Ein außerordentlich gelungener Roman, der den Leser in längst vergangene Zeiten entführt, dabei aber Geschichte interessant macht, was nicht immer selbstverständlich ist. Für all jene, die nicht unbedingt genretreu sind und gern mal etwas anderes lesen, denen kann ich dieses Buch nur empfehlen. Für jene, die ohnehin historische Werke lieben, dürfte „Die Tochter der Drachenkrone“ ohnehin sofort ins Auge fallen. Ich vergebe fünf von fünf Sternen.

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Bewertung vom 28.11.2024
Bates, Laura

Sisters of Sword and Shadow Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Waffen der Frauen

Cover & Klappentext
Das Cover ist sehr ansprechend und fällt einem gleich ins Auge. Der Klappentext macht neugierig auf mehr, obwohl ich unsicher war, ob das Buch etwas für mich ist.


Meinung
Ein außergewöhnliches Werk zur Zeit König Artus.

Die siebzehnjährige Cass träumt von Freiheit und möchte nicht wie ihre Schwester mit dem nächstbesten Mann verheiratet werden. Als ihr eine junge Frau das Angebot macht, mit ihr zu kommen, nimmt sie das Angebot spontan an und lernt die Schwesternschaft der Seidenritter kennen. Dort lernt sie das Kämpfen und hilft, das durch Männer entstandene Unrecht wiedergutzumachen. Dabei entdeckt sie, dass sie eine besondere Macht besitzt.

Das ist mein erstes Buch der Autorin, die wohl dafür bekannt ist, feministische Literatur zu schreiben, was sich auch in diesem Werk zeigt.

Aus der Sicht von Cass wird der Leser durch die Story geführt, wobei ich anfangs meine Schwierigkeiten hatte, dem Schreibstil zu folgen. Einige Sätze musste ich wiederholt lesen, um ihren Sinn zu verstehen, was sich aber im Verlauf gegeben hat. Vermutlich ist es eine Eigenheit, die der Autorin eine Art Wiedererkennungswert verleiht.

Mit Cass bin ich schnell warm geworden. Sie ist ein Freigeist, der so gar nicht in die damalige Zeit passen will. Obwohl sie mit dem Schicksal bei den Seidenrittern haderte, wurde ihr schnell klar, dass es für sie das Richtige ist. Dabei ist sie keineswegs nur hart. Nein, in ihr wohnt neben einer unbändigen Kraft auch eine zurückhaltende, zarte Seele, die Probleme mit der Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen hat.
Um die Schwesternschaft geheim zu halten, ist den Frauen jedes Mittel recht. Sei es das Schwert und ihre Talente im Kampf oder das Bezirzen der Männer oder sogar Unterwürfigkeit. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass nicht alle Männer so sind.

Obwohl ich zu Beginn etwas unsicher war, was die Story betrifft, konnte sie mich letztendlich absolut überzeugen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich die Legende von Artus kenne und auch mag. Was unter Umständen den einen oder anderen stören könnte, ist die Tatsache, dass der Feminismus hier extrem hochgehalten wird. Nicht falsch verstehen, als Frau stehe ich komplett dahinter, aber hier wirkt es ein wenig erzwungen.

Der Aufbau ist hervorragend gelungen und fügt die Story nach und nach zu einem tollen Werk zusammen, in dem die Tempi variieren und nicht mit überraschenden Wendungen gegeizt wird. Jedoch wurden oftmals Geschehnisse angekündigt, wovon ich kein Fan bin, da der Leser damit vorbereitet wird. Das nimmt ein wenig die Spannung. Allerdings sorgt es auch dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Also ist das hier schlichtweg eine Geschmacksfrage.



Fazit
Eine ungewöhnliche Geschichte mit einer vielschichtigen Hauptprotagonistin, die eine tolle Entwicklung durchmacht, garniert mit einer Prise Magie und jede Menge Gefühl. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.11.2024
Snyder, Maria V.

Fire Study (eBook, ePUB)


sehr gut

Seelenmagie

Cover & Klappentext
Von allen Covern der Reihe gefällt mir dieses am besten. Passend zu den anderen gibt es hier auch viele Details zu entdecken, wenn man sich die Mühe macht, genauer hinzusehen. Aufgrund des Feuers verspricht es, heiß herzugehen.
Der Klappentext wiederum war für mich eher nebensächlich, da ich einfach nur wissen wollte, wie es mit Yelena weitergeht. Nichtsdestotrotz macht es aber neugierig auf mehr.


Meinung
Vorab sei gesagt, dass man die vorherigen Bände kennen muss, um sich hier zurechtzufinden, denn es geht nahtlos weiter.

Yelena verleiht auch diesem Teil ihre Stimme. Nachdem ich noch am Anfang meine Schwierigkeiten mit ihr hatte, wuchs sie mir immer mehr ans Herz. Das hängt aber auch mit ihrer fantastischen Entwicklung zusammen. In Ixia war sie beinahe unnahbar, was natürlich auch ihrer Vergangenheit geschuldet ist. In Sitia, ihrer wahren Heimat, war sie weitaus zugänglicher. Umso interessanter, dass es hier einige Szenen gibt, die in Ixia spielen, wo sie wieder zu der alten Yelena mutierte.

Während in Sitia Yelenas Fähigkeiten für Angst und Unsicherheit sorgen, treibt ein Komplott die Kriegsanstrengungen voran. Es herrscht Panik auf den Straßen. Zudem gibt es einen neuen Haftbefehl gegen Yelena, diesmal aus ihrem Heimatland, was sie dazu bringt, nach Ixia zu flüchten. Doch auch dort ist sie keineswegs in Sicherheit. Wem kann sie noch vertrauen, wenn es zum alles entscheidenden Kampf kommt?

In diesem Band wurde das Tempo erneut angezogen, dabei war es schon zuvor ziemlich rasant. Das sorgt zum einen dafür, dass man förmlich durch die Seiten fliegt, lässt aber den Leser kaum durchatmen. Auch die Emotionen kommen dabei zu kurz. Denn neben der Spannung, der Angst und der Wut gibt es auch positive Gefühle, die man dadurch hätte etwas verstärken können. Wo Dunkelheit herrscht, herrscht auch Licht. Und das ging etwas unter.
Ansonsten war die Geschichte mit all ihren Protagonisten, die man zum Teil liebgewonnen hat, wie nach Hause zu kommen. Ich könnte vermutlich noch unendlich viele Abenteuer von Yelena lesen, solange Valek und Ari und Janco und Kiki eine Rolle spielen. Ein Teil meines Herzens gehört übrigens immer noch Kiki, die so zauberhaft ist, dass man ihr einfach nicht widerstehen kann.

Der Schreibstil hat sich von Band eins bis zu Band drei deutlich gesteigert. Gab es anfangs noch ein paar Holpersteine, sind diese nun nicht mehr existent.


Ich bin gut in die Geschichte reingekommen. Bekanntlich fällt es gelegentlich schwer bei mehreren Teilen, alle Details innerhalb der Wartezeit zu behalten, aber die Autorin hat kleine Erinnerungsstützen in die Story gebaut, sodass es nicht notwendig ist, die anderen Bände erneut zu lesen. Dafür gibt es einen großen Pluspunkt.
Negativ anmerken muss ich jedoch, dass die Handlung etwas chaotisch wirkt. Zum Schluss werden insoweit alle losen Fäden zusammengefügt, aber die vielen Abzweigungen sorgen für etwas Verwirrung. Dazu kommt, dass es manchmal den Anschein hat, als wären bestimmte Geschehnisse nur eingefügt worden, um die Handlung voranzutreiben, um eine weitere Spannungsspitze zu kreieren. In meinen Augen hätte der Geschichte aber ein wenig mehr Ruhe gutgetan und ein paar Erklärungen mehr, um besser folgen zu können.

Unabhängig davon wurde ich grandios unterhalten, denn diese Reise war ein einziges Abenteuer.


Fazit
Für alle, die bereits die ersten beiden Bände gelesen haben, werden unter Garantie auch hier dranbleiben. Für all jene, die noch unsicher sind: Traut euch. Diese Geschichte ist rasant, düster, voller Magie, Intrigen, aber auch Freundschaft und Hoffnung und Liebe. Eben ein wahrer Pageturner.
Ich vergebe erneut vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.11.2024
Wolff, Tracy

Sweet Nightmare


sehr gut

I´m fine


Cover & Klappentext
Das Cover ist ein absoluter Blickfang und hat zuerst meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Es passt zum Inhalt, wenn auch nicht ideal, aber das ist in Ordnung.
Der Klappentext hat mich allerdings nicht komplett überzeugt. Zum einen ist er zum Teil missverständlich und gibt nicht einmal ansatzweise wieder, wie fantastisch dieses Buch ist.


Meinung
Es ist nicht mein erster Roman von Tracy Wolff. Und obwohl nicht alle bei mir punkten konnten, ist dieser ein kleines Highlight.

Clementine Calder nennt die Calder Academy auf einer entlegenen Insel ihr Zuhause. Obwohl sie als Mantikor über Kräfte verfügt, konnte sie diese noch nie nutzen, weil ein Zauber über der Insel dies verhindert.
Ihr großer Traum ist es, diesen Ort zu verlassen, und damit auch weit weg von Jude Abernathy-Lee zu kommen, der ihr das Herz gebrochen hat.
Als jedoch ein Sturm über die Insel fegt, wird Clementine schnell klar, dass es sich dabei nicht um einen normalen Hurrikan handelt, sondern um weit mehr, was nicht nur ihre Gabe, Geister zu sehen, verrücktspielen lässt, sondern auch das Leben aller bedroht. Und dabei erkennt sie, dass Jude für sie nach wie vor mehr bedeutet, als sie wollte.

Clementine leiht der Story ihre Stimme und gewinnt mit ihrer einnehmenden Art den Leser schnell für sich. Das erleichtert den Einstieg ungemein. Aber auch die Tatsache, dass es sofort spannend anfängt. Es gibt nur wenig Momente, um durchzuatmen, die Geschehnisse zu verdauen, ehe es weitergeht. Das Tempo ist zeitweise enorm. Trotzdem konnte ich dem Inhalt gut folgen. Zwar mag für manche die Vielzahl der Charaktere verwirrend wirken, aber das gibt sich schnell, zumal man erst nach und nach erfährt, welche Fähigkeiten jeder Einzelne besitzt. Besagte Fähigkeiten spielen insbesondere am Anfang kaum eine Rolle, da sie aufgrund des Zaubers unterdrückt werden.

Die Idee hat mir sehr gefallen, da es um weit mehr als nur Schüler auf einer Academy geht, die Probleme bewältigen müssen. Zuerst einmal kommen auf die Calder Academy nur jene, die ihre Kräfte missbraucht oder einen Unfall herbeigeführt haben. Zumindest alle bis auf Clementine. Allerdings weist das Resozialisierungsprogramm die ein oder andere Schwäche auf. Denn wie sollen die Absolventen lernen, mit ihren Fähigkeiten umzugehen, wenn sie diese nicht nutzen können?

Im Fokus steht ganz klar Clementine und ihre Freunde, sowie Jude, der anfänglich ein Mysterium darstellt. Das ist klar gewollt und gut gelungen. Denn er zählt zur der Sorte schweigsamer, gut aussehender, nicht einschätzbarer Typ. Erst im Verlauf ist er greifbarer. Und dann gibt es natürlich die Antagonisten, die in diesem Fall leicht zu erkennen sind. Alle sind so unterschiedlich und detailreich gezeichnet, dass keiner so farblos wie die Geister sind. Doch so unterschiedlich alle auch sind, sie müssen sich zusammenraufen, um dem Sturm zu widerstehen, aber auch der Katastrophen, die andauernd auf sie niedergehen, in denen nicht nur einer sein Leben verliert.

Der Schreibstil hat mir gefallen. Zum einen, weil er dem Alter der Protagonisten angemessen ist, locker und umgangssprachlich, sowie sehr flüssig.
Allerdings bedient sich die Autorin sehr vieler Schachtelsätze, was für manche das Lesen unter Umständen etwas schwieriger gestaltet. Ein ausgewogenes Verhältnis von kurzen sowie längeren Sätzen ist erfahrungsgemäß leichter händeln.
Mich persönlich hat es nicht weiter gestört, ich musste mich nur daran gewöhnen.

Des Weiteren arbeitet die Autorin mit vielen Spannungsspitzen, die aufgebaut werden müssen. Das ist manchmal nicht immer gelungen, weil sie zu sehr ausuferten, ehe dann der Knall folgte. Zum Glück betraf das nicht alle Szenen, sodass das Lesevergnügen nur wenig geschmälert wurde.

Alles in allem wurde ich fantastisch unterhalten und kann den nächsten Band kaum erwarten.


Fazit
Der erste Band glänzt durch Plot-Twists, einem überwiegend rasantem Tempo und einer schönen Romanze, die trotz dem ganzen Chaos innerhalb der Story für ein wenig Ruhe sorgt. Für mich ist das Buch trotz der genannten kritischen Punkte ein kleines Highlight. Dabei kommen auch sämtliche Emotionen nicht zu kurz.
Wer Fantasy mit einer grandiosen Hauptprotagonistin, die in den schlimmsten Momenten erst zu sich findet, inklusive fantastischer Geschöpfe, mit einer ordentlichen Portion Magie und etwas Liebe, nicht widerstehen kann, ist hier absolut richtig. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.11.2024
Mae, Natalie

The Kinder Poison (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Facettenreicher Auftakt


Cover & Klappentext
Definitiv ein interessantes Cover, das durch seine Farbgebung ins Auge fällt. Das Motiv passt zur Story. Der Klappentext überzeugt auf ganzer Linie, auch wenn er bei Kleinigkeiten etwas ungenau ist, was erst auffällt, nachdem man das Buch gelesen hat. Nichtsdestotrotz hat er mich sofort angesprochen.


Meinung
Ein Klappentext schürt immer eine gewisse Erwartungshaltung, die mit dem Werk nicht immer im Einklang ist. Hier wurden so ziemlich alle Erwartungen übertroffen.

Zahru lebt in einer Welt, die von Magie bestimmt ist. Je mächtiger man ist, desto mehr Möglichkeiten bieten sich einem. Als einfache Flüsterin, einer eher niederen Magieform, bleiben ihr diese Chancen verwehrt. Trotzdem träumt sie von Abenteuern. Dank ihrer Freundin gelingt es ihr, in die Hauptstadt zu kommen, wo die Erben des Herrschers ihren Begleiter oder ihre Begleiterin für die Querung, ein Rennen quer durch die Wüste, auswählen. Aufgrund diverser Umstände wird sie zum menschlichen Opfer auserkoren und ist Teil dieses Abenteuers, nur um anschließend durch den Gewinner ihr Leben lassen zu müssen.

Zahru leiht dem Großteil der Story ihre Stimme. Sie ist eher zurückhaltend, da sie wegen ihrer niederen Magieform als minderwertig erachtet wird. Ihr Leben ist im Prinzip vorgezeichnet. Ihre Gabe, mit Tieren zu kommunizieren, ist nicht sonderlich angesehen, aber sie wird sie ausüben, bis sie irgendwann versiegt; wie bei ihrem Vater.
Ich habe schnell in die Geschichte gefunden, dank der Art von Zahru. Sie ist im Grunde ein ganz normales Mädchen ohne herausragende Fähigkeiten. Das macht sie authentisch. Hier geht es nicht darum, dass man ihren wahren Wert noch nicht erkannt hat; sie geheime Fähigkeiten besitzt, die sich erst in einer Extremsituation zeigen, oder andere Besonderheiten. Jedoch heißt das nicht, dass mangelhaft ist, wie ihr zeit ihres Lebens eingeredet wurde. Das gibt der Story das gewisse Etwas.

Der Autorin ist es gelungen, mit ihrem flüssigen, entspannten Schreibstil eine mitreißende Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in ihren Bann zieht. Jedoch haben die häufigen, teilweise schwer verständlichen Schachtelsätze das Lesevergnügen manchmal etwas geschmälert. Diesbezüglich ist noch Potenzial nach oben. Aber unabhängig davon findet man sich schnell in einem Abenteuer um Palastintrigen, Konflikten und dem Kampf auf Leben und Tod wider. Mittendrin mit Zahru, die als auserkorenes Opfer die Querung mitmacht und dabei nicht nur um ihr Leben fürchtet.

So spannend die Geschichte auch ist, gibt es doch auch ruhigere Momente, die dem Leser die Gelegenheit geben, das Geschehene zu verarbeiten. Das mindert aber keineswegs die Intensität der Emotionen, die das Buch überträgt. Neben Spannung, die einem den Atem raubt, gibt es zarte Zuneigung, Hoffnung, Freundschaft, aber auch Rührung. Das lockert die teilweise bedrückende Stimmung etwas auf. Man fiebert regelrecht mit.

Obwohl Zahru vom Wesen her eher bescheiden und unaufdringlich ist, gelingt es ihr, sich eine Stimme zu verschaffen. Trotz der Protagonisten, die locker das Potenzial hätten, ihr die Show zu stehlen. Ich bin begeistert von der Vielzahl und Varianz der Charaktere, und jeder bringt etwas mit, eine Eigenheit, die hervorsticht. Dazu kommen die Interaktionen, sodass man nicht nur mit Zahru mitfiebert, sondern auch mit einer Menge anderer.
Während der Wüstendurchquerung erlebt Zahru das Abenteuer ihres Lebens, wenn auch vielleicht auf eine andere Art, wie sie es sich gewünscht hätte. Aber in dieser Zeit entwickelt sie sich. Und das geschieht keineswegs ruckweise oder plötzlich, sondern so allmählich, dass es kaum auffällt. Das ist eine der Besonderheiten, die diese Story ausmacht. Diese Kleinigkeiten, die man als selbstverständlich ansieht, obwohl sie es nicht sind.

Das Tempo ist angenehm. Ruhig in den erholsamen Momenten und rasant, wenn es angebracht ist. Einfach genau richtig. Genau wie die Beschreibungen. Die Autorin verliert sich nicht in überflüssigen Schilderungen oder schweift ab, sondern hält den Leser immer bei der Stange. Sie findet stets das richtige Maß.

Dieses Buch ist eine wahre Überraschung, ein Abenteuer mit besonderen Charakteren, einer herausragenden Hauptprotagonistin, die ihre Stärke erkennt, und einem Setting, das nicht nur wunderschön, sondern auch potenziell tödlich ist, abgerundet mit einer Prise Romantik und viel Magie.


Fazit
Eine außergewöhnliche Geschichte mit unvorhersehbaren Wendungen, deren Auftakt unglaublich vielversprechend ist. Ich vergebe viereinhalb Sterne, runde aber auf fünf auf, in der Hoffnung, dass die weiteren Bände diesem Anspruch gerecht werden.

Bewertung vom 11.11.2024
Marczak, Weronika Anna

Shine Bright, Little Princess / The Monet Family Bd.2


gut

Was Familie ausmacht


Cover & Klappentext
Das Cover ist passend zu Band eins kreiert worden und passt damit wunderbar zu der Reihe. Mir gefällt es.
Der Klappentext ist meines Erachtens nach nicht ganz so gelungen, denn es setzt den Augenmerk auf Szenen, die letztendlich nicht sonderlich hervorstachen.


Meinung
Um sich im zweiten Teil zurechtzufinden, ist es unabdingbar, Band eins zu kennen. Da die Wartezeit nicht allzu lang war, kann man bedenkenlos einsteigen. An das bisschen, was man unter Umständen vergessen hat, erinnert man sich schnell wieder.

Hailie lebt jetzt schon eine Weile mit ihren fünf überbehütenden Brüdern zusammen, hat aber immer noch Probleme, wirklich anzukommen. Gerade Dylan, Shane und Tony machen es ihr nicht gerade leicht. Außerdem vermisst sie nach wie vor ihre Mutter.
Als sie mit drei ihrer Brüder auf eine einsame Insel nach Thailand reist, begegnet ihr ein Fremder, der sie zusätzlich durcheinanderbringt. Und weil das noch nicht reicht, lernt sie an ihrer Schule einen Jungen kennen, der über ihre Brüder viel mehr zu wissen scheint als sie selbst.

Es ist schwierig für mich, die richtigen Worte zu finden, um diese Geschichte zu bewerten. Ich tat mich schon beim ersten Band schwer, denn es gibt sehr viele Schwächen, die sich auch hier wiederfinden.
Zuallererst wäre da der Schreibstil, der teilweise etwas unbeholfen wirkt. Im Großen und Ganzen ist er flüssig und man wird nicht großartig rausgerissen, aber der Satzbau ist nicht immer gelungen. Nun besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass es an der Übersetzung liegt, was ich aber nicht glaube.

Auch dieser Teil ist komplett aus Hailies Sicht geschrieben, um sie dem Leser näherzubringen. Das ist ein cleverer Schachzug, denn es mag dem einen oder anderen schwerfallen, sich mit einem Teenager zu identifizieren, wenn man nicht in dem entsprechenden Alter ist. Hier ist es umso schwieriger, da Hailie sehr nah am Wasser gebaut ist und öfter Trotzphasen aufweist. Das war ruckweise etwas anstrengend. Zudem gibt es kaum eine erkennbare Entwicklung von ihr. Erst zum Schluss blitzte ein wenig durch, was aber im Eiltempo abgefertigt wurde. Das ist sehr schade. Auch das Verhältnis zu ihren Brüdern verändert sich, was ebenfalls nur am Rande erwähnt wird. Dabei wurde sonst das Hauptaugenmerk auf die Beziehung untereinander gelegt. Dazu kommen Reaktionen, die ich nicht nachvollziehen konnte, und ein paar unlogische Punkte.

Des Weiteren wurden zu viele Szenen ausformuliert, die die Geschichte eigentlich nicht voranbringen, was normalerweise ein weiterer Kritikpunkt wäre, aber hier muss ich sagen, dass es eher den Charme ausmacht. Im Nachhinein mag einerseits kaum etwas passiert sein, aber andererseits eine Menge. Und das ist auch der Grund, warum ich mich entschieden habe, Band zwei zu lesen. Trotz all der Schwächen, die ich aufgeführt habe, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Es fixt einen an, zieht einen mit, was etwas ist, was kaum ein Autor wirklich lernen kann. Dieses gewisse Etwas, was eine gute Unterhaltung noch besser macht. Ganz gleichgültig, wie toll eine Story geschrieben wurde oder wie interessant die Idee auch ist.


Fazit
Ich glaube, die Art zu schreiben und die Geschichte muss man mögen. Wer von Band eins überzeugt wurde, wird auch hier dranbleiben Allen anderen kann ich nur empfehlen, der Story eine Chance zu geben. Irgendetwas hat sie. Es ist weniger das geschickte Spiel der Tempi oder eine anhaltende Spannung, sondern eher gewisse Zwischentöne, die einen triggern. Daher vergebe ich drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 08.11.2024
Hoch, Jana

All unsere Wahrheiten / The Ruby Circle Bd.3


ausgezeichnet

Das Recht auf Geheimnisse

Cover & Klappentext
Nachdem das Cover in Band zwei für mich etwas zu hell geraten ist, was nicht so recht zum Inhalt passen wollte, kehrt man hier wieder zu einer gedeckten Farbe zurück. Das entspricht auch deutlich dem finalen Teil der Ruby-Circle-Reihe.
Der Klappentext wiederum fördert die Erwartungshaltung, dass nun alles ans Licht kommt.


Meinung
Vorab sei gesagt, dass es unbedingt notwendig ist, die vorangegangenen Bände zu kennen, da sie nahtlos ineinander übergehen.

Nach der Challenge am See ist nicht nur Louisa geschockt. Die ganze Highclare Academy befindet sich im Ausnahmezustand, schon allein, weil der Master noch lange nicht fertig ist. Während Louisa versucht, herauszufinden, wer hinter dem Ganzen steckt, kehrt Theo zurück. Theo, dessen dunkelstes Geheimnis sie nun kennt. Theo, der sich nicht nur von ihr getrennt, sondern sich auch noch zurückgezogen hat.
Haben die beiden noch eine Chance oder zerbricht ihre Liebe endgültig an den Geheimnissen? Und wird endlich aufgedeckt, wer hinter dem Master steckt?

Ich habe etwas mit mir gehadert, ob es nicht besser wäre, die vorherigen Bände nochmals zu lesen, um besser in das Finale zu finden. Allerdings habe ich mich dagegen entschieden und es nicht bereut. Es war für mich kein Problem, die entscheidenden Szenen abzurufen, obwohl die Autorin nahtlos an Band zwei angeknüpft hat.

Louisa leiht auch diesem Band ihre Stimme und hat nichts von ihrer ansprechenden Art verloren. Der Schwerpunkt liegt hier klar auf dem Geschehen, sodass ich sofort mitgezogen wurde. Allein aufgrund des hohen Tempos. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen. Seit Band eins fiebert und rätselt man mit, deshalb will man natürlich erfahren, wer hinter allem steckt.

Der Schreibstil ist wie gewohnt erstklassig. Die Autorin versteht es exzellent, mit Worten umzugehen, und verzaubert den Leser mit schönen Formulierungen. Es gab keine Stelle, die mich irritiert oder herausgerissen hätte.
Spannungsbögen und Schlüsselszenen wurden gut herausgearbeitet, was den Unterhaltungswert deutlich steigert.

Obwohl ich im Grunde durchgehend gefesselt wurde, gibt es auch ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind. Zum Einen betrifft es die Rückkehr von Theo. Irgendwie war er für eine gewisse Zeit für mich nicht greifbar. Er wirkte eher farblos, was ihm sonst nicht entsprach. Zum Glück gab sich das sehr schnell. Des Weiteren verspielte meines Erachtens nach die Autorin viele überraschende Wendungen. Nicht, indem sie vorab den Leser warnte, sondern durch kleine Hinweise, sodass man schon ahnte, was kommen wird. Das schmälerte für mich etwas das Lesevergnügen, da ich mich gern unvorbereitet in eine Szene fallen lasse. So sind die Emotionen intensiver. Zwar fehlten die hier keineswegs, aber eine Steigerung ist immer möglich.

Es gibt aber auch herausragende Punkte, die ich nicht vergessen möchte, zu erwähnen. Die Zerrissenheit von Louisa wurde toll und glaubwürdig dargestellt. Auch die Pferdeszenen gingen wieder ans Herz, was aber wohl nur Pferdeleute verstehen. Dazu kommen ein paar Charaktere, die mich emotional angesprochen haben. Somit liegt der Fokus nicht nur auf Louisa, was mir sehr gefallen hat.

Alles in allem wurde ich hervorragend unterhalten und werde wahrscheinlich die Trilogie irgendwann noch mal in einem Rutsch lesen.


Fazit
Ein wirklich spannendes, temporeiches Finale, was aber auch ein paar rührende Szenen bereithält. Wer schon Band eins und zwei kennt, wird hier sicherlich zugreifen. Für alle anderen, traut euch. Die Story deckt nicht nur Geheimnisse auf, sondern auch die Abgründe der Menschheit. Ich vergebe viereinhalb von fünf Sternen, runde aber auf fünf auf, weil es ein würdiger Abschluss dieser grandiosen Trilogie ist.

Bewertung vom 04.11.2024
Kehribar, Beril

Das gestohlene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.2


sehr gut

Gefühle über Sünden


Cover & Klappentext
Das Cover passt deutlich besser zum zweiten Teil, weil dieses Rot Blut symbolisiert. Im Grunde wird es hier massiver ins Zentrum gerückt.
Zudem sieht man deutlich, dass die Bände zusammengehören, weil sich eigentlich nur die Farbgebung verändert hat.
Der Klappentext verspricht eine spannende Fortsetzung, da Band eins doch recht unbefriedigend endete.


Meinung
Vorab ist es wichtig, Band eins gelesen zu haben.

Zoé Durand ist zurück auf der Erde, um das dritte Relikt zu finden. Dabei ist sie auf die Hilfe von Prinz Kaspar angewiesen, dem sie anfangs nur mit Ablehnung begegnet, wurde sie doch mehrfach vor ihm gewarnt. Doch nach und nach muss sie sich eingestehen, dass in ihm durchaus mehr steckt, als sie zunächst annahm. Aber kann sie ihm vertrauen?

Es war klar, dass sich zwischen Zoé und Kas eine gewisse Anziehung entwickeln würde. Zwischen all den teilweise steifen Protagonisten wirkt er viel entspannter und lockerer, sodass der Leser ihm schneller zugetan ist. Das hat sich bereits in Band eins abgezeichnet.
Wie die Autorin es versprochen hat, nimmt die Story deutlich an Fahrt auf. Zoés Zerrissenheit ist gut rübergebracht worden. Ihr Wunsch, wieder zu leben und damit unbedingt das Relikt zu finden, sind quasi greifbar. Aber Kas spricht ihre emotionale Seite an.
Die Düsternis ist nach wie vor vorherrschend. Hier sei auch noch mal gesagt, dass diese Geschichte keineswegs für Zartbesaitete geeignet ist. Die Triggerwarnung sollte unbedingt beachtet werden.
Allerdings gibt es auch Licht. Diese Gegensätze sind toll gelungen.

Wie schon im ersten Teil leiht Zoé der Story ihre Stimme, aber auch Alexei kommt kurz zu Wort, sowie Kas. Des Weiteren ein Kapitel, was man, wie schon in Band eins, noch nicht wirklich zuordnen kann.

Der Schreibstil ist wie gehabt herausragend, sodass man sicher durch das Geschehen geführt wird. Aber man bleibt nicht auf einem Hauptpfad, dem sogenannten roten Faden, sondern wird auch über ein paar Nebenwege geleitet, wo sich unvorhergesehene Wendungen wiederfinden. Das ist schön gelöst, um die Spannung aufrechtzuerhalten, was hier aber kaum notwendig war. Denn langatmige Szenen gab es kaum. Dafür wurde das Tempo in einigen Abschnitten besonders angezogen. Damit kann man zwar unter Umständen die Spannung erhöhen, hier jedoch wirkte es eher, als wollte die Autorin schnell hindurcheilen. Das hat diesen Szenen Emotionen gekostet.

Ich stand Alexei von Anfang an etwas misstrauisch gegenüber. Insbesondere wenn sich etwas zu gut anhört, gibt es einen Haken. Einen großen Haken. Ich traue ihm auch nach wie vor nicht. Was jedoch nicht heißt, dass Kas jetzt zum Favoriten aufgestiegen ist. Derzeit mutet das Ganze wie eine Art Dreiecksgeschichte an, deren Ausgang noch nicht absehbar ist.

Allerdings gibt es einen Punkt, der mich zu meinem Leidwesen enorm gestört hat. Da die Geschichte aus Zoés Sicht geschrieben ist, sollte man sie als Hauptprotagonistin inzwischen gut greifen können. In Band eins bin ich noch davon ausgegangen, ein gutes Gefühl für sie entwickelt zu haben, was inzwischen zu Verwirrung verblasst ist. Ich kann sie nicht einschätzen. Ihr Hin und Her während der Suche nach dem Relikt sollte ihr schlechtes Gewissen zeigen, aber für mich hat es eher dazu geführt, dass ich sie nicht mehr beurteilen kann. Damit gibt es für mich auch keine Weiterentwicklung. Hoffentlich löst sich das in Band drei wieder auf, sonst würde für mich die gesamte Story darunter leiden.


Fazit
Eine spannende Fortsetzung, die neugierig auf den nächsten Band macht. Jedoch haben sich hier mehr Schwächen offenbar, was dazu führt, dass ich einen halben Stern abziehen muss, aber aufgerundet bei vier von fünf Sternen bleibe.

Bewertung vom 30.10.2024
Franklin, Madeline Claire

The Wilderness of Girls


ausgezeichnet

Das Wilde in uns

Cover & Klappentext
Das Cover wird auf den ersten Blick durch den Titel geprägt, aber der Wald im Hintergrund drängt nach vorne. Somit passt es genau genommen perfekt. Der Klappentext wiederum macht neugierig auf mehr. Trotzdem war ich mir anfangs nicht sicher, ob mir das Buch zusagen würde. Es ist gewissermaßen eine Abzweigung vom bekannten Weg. Doch obwohl ich damit vorgreife, ich habe es keineswegs bereut.

Meinung
Ich bin erstaunt, wie gut dieses Debüt gelungen ist. Einerseits ist es mutig, ein solches Thema anzusprechen, und birgt ein gewisses Risiko, weil es gesellschaftskritisch ist und viele dazu neigen, in ihrer kleinen Blase zu bleiben – fernab der großen Welt. Andererseits rüttelt es auch wach und wird diejenigen erreichen, die sich gelegentlich aus ihrem Schneckenhaus wagen.
Mir fällt es schwer, dieses Buch zu bewerten, weil ich immer noch darin gefangen bin. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber gewiss nicht, dass ich so mitgerissen werde.
Den Anfang bildet Rhi, aus deren Sicht die Story beginnt. Ich war erstaunt aufgrund des lockeren, frischen Schreibstils, der so gar nicht zu der resignierten Rhi passen will. Aber genau dieser vermeintliche Gegensatz hat mir sehr gefallen, denn es erleichtert den Einstieg ungemein. Im Verlauf passt sich der Schreibstil an die Mädchen an, die Rhi im Wald entdeckt, da auch sie ihre Sichten erhalten. Allerdings ist das alles fließend.
Unterbrochen wird die Hauptstory durch Szenen, als die sogenannten Wilden Mädchen noch im Wald lebten, beschützt von zwei Wölfen. Diese Ruhe im Wald, im Einklang mit der Natur, der Zauber, den man spürt … Das ist etwas, was ich auch so empfinde bei meinen Streifzügen durch Wälder. Allerdings täuscht das Gefühl, denn ich kann jederzeit in die Zivilisation zurückkehren, die Sicherheit verspricht beziehungsweise manchmal auch nur vorgaukelt.
In die von Regeln dominierte Welt, wo man in eine Form gepresst wird, sodass man sich unter Umständen selbst verliert, bis zur kompletten Selbstaufgabe. Wo Freiheit nur eine Illusion ist. Wo alles Andersartige abgelehnt wird. Für viele mag das in Ordnung sein. Man arrangiert sich, schließlich kennt man es nicht anders. Doch am Beispiel dieser Mädchen, die das Wilde in Reinkultur verkörpern, funktioniert es nicht so einfach, was zu Problemen führt. Rhi, die sich für die vier verantwortlich fühlt, ist natürlich eine Hilfe, aber es sind auch die Mädchen, die ihr helfen, das Wilde in sich zu entdecken. Es wieder zum Leben zu erwecken, sodass sie für sich selbst einstehen kann.
Dieses Buch hat mich richtiggehend in seinen Bann gezogen. Angefangen von der Thematik über die Darstellung der Charaktere, ihre Entwicklung, ihr Zweifeln. Und obwohl deutlich gezeigt wird, wie junge Mädchen in eine Rolle gezwängt werden, vermittelt diese Geschichte auch Hoffnung. Denn es gibt sie: diejenigen, die sich nicht komplett gefügt haben.
Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der den Leser sanft an die Hand nimmt und durch die Geschichte führt, es hin und wieder ruhiger angehen lässt, damit die Eindrücke sich setzen können, mal den Augenmerk auf bestimmte Situationen lenkt, ohne jemals langatmig zu wirken. Diese Story schreit nicht nach Aufmerksamkeit, sie ist aber auch nicht still und leise. Sie birgt eine Ernsthaftigkeit, die nicht erdrückend wirkt. Und sie bildet einen guten Abschluss, in der sich der Kreis schließt. Denn so locker und leicht der Schreibstil am Anfang war, so ist er es auch wieder am Ende.

Fazit
The Wilderness of Girls ist außergewöhnlich, eindringlich, mit dem gewissen Nachhall. Anfangs wusste ich nicht, ob dieses Buch etwas für mich ist, da aufgrund des Klappentextes natürlich nicht so deutlich wird, wohin die Reise geht, aber ich habe die Entscheidung, es zu lesen, keine Sekunde bereut. Deshalb vergebe ich seltene fünf von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.