Benutzer
Benutzername: 
Bookwood
Wohnort: 
Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2022
Schocke, Sarah

Gesund essen durchs Jahr


ausgezeichnet

Bereicherung für jedes Kochbuchregal
Sarah Schocke ist mit dem Buch „Gesund essen durchs Jahr“ ein wirklich toller Koch-Ratgeber gelungen der eine Bereicherung für jedes Kochbuchregal darstellt. Dabei gefällt mir besonders die ausgewogene Kombination aus den Informationen zur gesunden Ernährung und den gut nachkochbaren Rezepten. Die Gliederung erfolgt nach den einzelnen Monaten des Jahres und ist übersichtlich in Form eines Registers gestaltet. Dabei hat jeder Monat eine besondere Farbe erhalten und deshalb sieht das ganze farbenfroh und ansprechend aus. Jedes Monatskapital greift ein dazu passendes Ernährungsthema auf. Das reicht zum Beispiel von der genaueren Betrachtung Veganer Ernährung im Januar bis zur Rückbetrachtung des Jahres aus ernährungstechnischer Sicht im Dezember. Ergänzt werden die fundierten und interessanten Informationen durch gut erklärte Rezepte, die überwiegend einfach nachzukochen sind. Wie bei eigentlich jedem GU-Kochbuch sind die Bilder sehr gut fotografiert und regen zum Ausprobieren und Nachkochen an. Wenn man seine Ernährungsweise, aus welchem Grund auch immer, einmal überdenken und verändern möchte, erhält man in diesem Buch nicht nur wertvolle Tipps und Tricks, sondern auch alltagstaugliche Hinweise , wie man über ein ganzes Jahr hindurch vorgehen kann. Da können gute Vorsätze zu Beginn des Jahres auf jeden Fall konsequenter und nachhaltiger umgesetzt werden. Ich finde diese neue Kombi aus Ratgeber und Kochbuch auf jeden Fall super und werde versuchen damit meine Ernährungsweise noch gesünder zu gestalten.

Bewertung vom 23.10.2022
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Gelungener Einstand
Viveca Sten ist ja eine der ganz Großen in der skandinavischen Krimiszene. Mit „Kalt und still“ beginnt sie eine neue Reihe in der die junge Polizistin Hanna Ahlander ermittelt und neu zum Ermittlunsteam der Polizei Are stößt.
So erfahren wir auch zunächst sehr viel über die Person und die problematische Lebenssituation in der sich die Protagonistin befindet. In ihrer alten Dienststelle wurde sie gemobbt, weil sie sich für misshandelte Frauen einsetzte und auch nicht davor zurückschreckte, Untersuchungen gegen einen Kollegen, der verdächtigt wird, seine Frau getötet zu haben, anzustrengen. Deshalb hat man sie sogar freigestellt und will sie dazu nötigen, sich einen anderen Job zu suchen. Privat geht es ihr auch nicht gerade gut, denn ihr Freund hat eine Neue und möchte deshalb, dass sie unverzüglich aus der gemeinsamen Wohnung auszieht. Deshalb nimmt sie notgedrungen das Angebot ihrer Schwester wahr, in deren Ferienhaus in Are zu zu ziehen, um sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Dort wird sie durch Zufall in die Ermittlungen zum Fall der verschwundenen 18jährigen Amanda mit eingebunden und gerät dadurch schließlich selbst in tödliche Gefahr.
Die Geschichte kommt meines Erachtens etwas langsam in Gang. Der tatsächliche Kriminalfall rückt leider zunächst etwas in den Hintergrund. Als Auftaktband einer neuen Reihe finde ich es aber durchaus legitim, die Personen gut einzuführen. Abzuwarten bleibt, wie sich das in den Folgebänden darstellen wird. Hanna und Daniel sind ein sympathisches Ermittlerduo: sie in einer Lebenskrise und er als frischgebackener Vater zwischen Familie und Job hin und hergerissen. Da findet sich jede Leserin und jeder Leser irgendwie wieder.
Mit dem Kriminalfall erfindet die Autorin nicht unbedingt das Rad neu. Irgendwie ahnt man von Beginn an, was passiert ist, Dennoch gibt es ausreichend Verdächtige und zum Schluss hin kommt auch richtig Spannung auf. Vielleicht hätten dem Buch ein paar Seiten weniger gut getan, denn es gibt auch mal einige Längen. Gut gefallen hat mir die atmosphärische Beschreibung des winterlichen Are. Da bekommt man jetzt schon große Lust auf die Vorweihnachtszeit. Die Covergestaltung gefällt mir super gut: einfach skandinavisch schlicht und schön. Ich bin also schon gespannt auf den zweiten Fall von Hanna und Daniel.

Bewertung vom 23.10.2022
Harper, Jane

Der Sturm


sehr gut

Was wirklich geschah
Jane Harpers Roman „Der Sturm“ ist von der Covergestaltung her ein absoluter Hingucker: wellenumtoste Felsklippen, die bedrohlich und düster aus dem Meer herausragen.
Leider kommt die darin von der Autorin erzählte Geschichte nicht ganz so fulminant daher, wenn man sich denn einen spannenden Thriller darunter vorgestellt hatte.
Doch ist die Story durchaus interessant: Kieran kehrt in seinen Heimatort an der tasmanischen Küste zurück, wo vor längerer Zeit sein Bruder Finn mit seinem Freund während eines Sturms ertrank. Er gibt sich die Schuld an diesem Unglück, denn die beiden jungen Männer hatten ihn wohl damals zu retten versucht. Doch das ist nicht das einzige schreckliche Ereignis, das die Bewohner mit dieser grauenvollen Sturmnacht verbinden. Damals verschwand auch die vierzehnjährige Gabby, deren Leiche bis zum heutigen Tag nicht gefunden wurde.
Im Roman macht sich Kieran daran herauszubekommen, was tatsächlich während des Orkans geschah. Er trifft seine Freunde von damals wieder und spätestens als die junge Aushilfskellnerin Bronte tot am Strand gefunden wird, ahnt er dass einige Personen bisher die Wahrheit verschwiegen haben und etwas verbergen.
Richtige Spannung kommt während des Lesens des Buches eigentlich nur zum Schluss auf, wenn klar wird, wer für das Verschwinden von Gabby verantwortlich ist und warum Finn und sein Freund sich damals in die letztendlich tödliche Gefahr des Sturmes begaben.
Viel wird sich auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigt, wobei die Autorin aber hier sehr empathisch beschreibt und deshalb glaubhaft bleibt.
Ich hatte nur letztendlich eine andere Erwartungshaltung an das Buch. Ich hatte mir einen spannenderen Krimi vorgestellt. Alles in allem fühlte ich mich aber doch ganz gut unterhalten. Absolutes Plus dieses Romans ist die gewählte Location, die einmal nicht Großbritannien oder Skandinavien ist. Auch bin ich neugierig darauf geworden, mal ein anderes Buch von Jane Harper zu lesen, deren Werke ja von den Kritiker*innen durchaus viel Lob erhalten.

Bewertung vom 14.10.2022
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Toller Hamburg-Roman
Obwohl ich die bisherigen Romane von Miriam Georg, die ja auch in Hamburg spielen, nicht kenne, hat ihr neuestes Werk "Das Tor zur Welt", das auf zwei Bände angelegt ist, mich gleich fasziniert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Ada, deren Eltern zum Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswandern und ihre kleine Tochter in der Obhut armer Bauern im Alten Land zurücklassen. Als diese auch auswandern, wird sie erneut zurückgelassen und muss sich vortan in Hamburg durchschlagen. Ihren Traum, selbst nach Amerika auszuwandern, verliert sie dabei nie aus den Augen. Eine andere Protagonistin des Romans ist Claire, eine Tochter aus reichem Hause, die nach dem Tod ihres Vaters ziellos durchs Leben treibt. Als der von ihr als Ehemann ins Visier genommene Reederssohn eine passendere Partie wählt, gerät ihr Leben aus den Fugen. Die Wege von Ada und Claire kreuzen sich in der Hamburger Auswandererstadt und ihre Freundschaft scheint beiden gut zu tun. Aber letztendlich muss Ada erkennen, dass auch Claire sie nur verraten hat und einen erneuten furchtbaren Schicksalsschlag verkraften.
Miriam George gelingt es einfach meisterhaft den Zeitgeist des beginnenden 19. Jahrhunderts und die Stimmung in der Hafenstadt Hamburg einzufangen.
Die beiden unterschiedlichen Charaktere der Hauptfiguren sind überzeugend gezeichnet und die Geschichte ist insgesamt sehr stimmig. Gerade die Kontraste der beiden Welten, in der die beiden jungen Frauen leben, machen das Buch interessant und abwechslungsreich. Dabei trägt die Autorin nicht dick auf, sondern beschreibt sehr detailliert und teilweise auch sehr drastisch die damaligen Lebensumstände der armen Bevölkerung und die Zustände während des Cholera-Ausbruchs in Hamburg. Man möchte einfach immer weiterlesen und auch der Schluss des Buches bringt nochmal eine Wendung, die man nicht vermutet hatte. Das macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Band, den ich auch unbedingt lesen muss.
Die Covergestaltung ist sehr geschmackvoll und auch die beigefügten Fotografien, die man am Ende des Buches findet, tragen dazu bei, dass die Bilder, die Miriam Georg in ihrem Roman zeichnet, quasi lebendig werden.
Für mich einer meiner Lieblingsromane 2022.

Bewertung vom 18.09.2022
Korn, Carmen

Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2


sehr gut

Die 1960-er Jahre lassen grüßen
Für mich ist jedes neue Buch von Carmen Korn ein absolutes „Must-Have“. Da ich schon den ersten Band ihrer auf zwei Bände angelegten Familiengeschichte „Und die Welt war jung“ verschlungen habe, war „Zwischen heute und morgen“ eines der Bücher in 2022 auf dessen Erscheinen ich hingefiebert hatte.
Ich muss allerdings sagen, dass diejenigen Leserinnen und Leser, die den ersten Band nicht gelesen haben, sich mit diesem Folgeband sicherlich sehr schwer tun werden. Da hilft auch nicht, das trotzdem auch für mich sinnvolle Personenverzeichnis, das man mit der Lektüre an die Hand bekommt. Zu viele Anspielungen und Erzählfacetten, die ohne das nötige Vorwissen ins Leere laufen.
Für mich war es aber wieder eine sehr stimmig erzählte Familiengeschichte, die ja eigentlich mehrere Familien umfasst und, das macht die Story ja so abwechslungsreich und interessant, zwischen den Handlungsorten Köln, Hamburg und San Remo wechselt. Dabei finde ich besonders gut, dass die einzelnen Kapitel immer recht kurz sind und es dadurch nicht zu Längen im Erzählfluss kommt.
Im Gegensatz zum ersten Band habe ich allerdings mit zwei der Personen etwas „gehadert“: Da ist zum einen die tragische Gestalt des Pianisten Pips, die ich mitunter etwas dick aufgetragen und nervig finde. Auch die Lebenslösung, die sich die Autorin schließlich für ihn ausgedacht hat, ist für mich nicht wirklich rund und stimmig. Und da ist noch Uli, der aus Mitleid einst die schwangere Carla geheiratet hat und jetzt versucht, Versäumtes nachzuholen. Irgendwie verläuft seine Geschichte, die durchaus Potenzial gehabt hätte, letztendlich im Sande. Schade eigentlich.
Trotz kleiner Schwächen in der Handlung und auch wenn die Geschichte an manchen Stellen etwas „betulich“ daherkommt, habe ich die Lektüre des Romans doch wieder sehr genossen. Carmen Korn ist eben eine sehr gute Erzählerin, die mit vielen Details die 60er Jahre so gut beschreibt, dass ich mich wieder an meine Kindheit erinnert fühlte. Köln und Hamburg sind mir zudem sehr vertraute Orte, so dass ich mich bei Gerda, Heinrich Kurt,
Elisabeth und Co quasi wie zuhause fühle. Und das ist für mich der absolute persönliche Pluspunkt dieses Buches, das ich auf jeden Fall allen Fans der Autorin nur wärmstens weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 14.09.2022
Casoy, Ilana;Montes, Raphael

Tot ist sie dein


gut

Veronica Torres - eine unbequeme Ermittlerin
Mal kein Schwedenkrimi dachte ich mir, als ich das Buch „Tot ist sie dein“ des Autoren-Gespanns Ilana Casoy und Raphael Montes in die Hand nahm. Da beide aus Brasilien kommen, spielt der Krimi in dem die Polizistin Veronica Torres als Protagonistin ermittelt, in der Millionenstadt São Paulo.
Hier herrschen Armut und Gewalt, ein Frauenschicksal scheint nicht viel zu zählen.
Als die junge Marta sich aus dem Fenster des Polizeireviers in den Tod stürzt, möchte Veronicas Chef Wilson Carvana den Vorfall möglichst unter den Teppich kehren. Doch er hat nicht mit seiner Assistentin gerechnet. Veronica beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und holt sich die Unterstützung ihres Kollegen Nelson, mit dem sie mehr als nur eine Freundschaft verbindet. Doch da gibt es auch noch den geheimnisvollen Militärpolizisten Brandao und seine Frau Janete, die ein unheilvolles Band verbindet und die grausame Verbrechen begehen. Kann sich Janete mit Veronicas Hilfe von ihrem Ehemann befreien und ihn seiner gerechten Strafe zuführen?
Die Geschichte, die die beiden Autoren erzählen ist zweifellos intelligent und enthält einige überraschende Wendungen. Auch das Ende ist spannungsreich und clever ausgedacht.
Ich habe mich allerdings mit der Figur der Ermittlerin nicht ganz wohlgefühlt. Sie war mir einfach nicht sehr sympathisch. Vielleicht hätte man auch nicht ganz so viel in die Story packen sollen. Zwei parallel beschriebene Straftaten, das doch sehr komplizierte Familienleben von Veronica und dann noch eine angedeutete Hintergrundgeschichte, die sich auf das Leben ihres Vaters bezieht - mir war das alles etwas zu viel für 380 Seiten. Pluspunkt: so kam allerdings zu keiner Phase des Buchs Langeweile auf. Mir war das Buch auch teilweise etwas zu brutal. Die Gewalt gegen Frauen hätte nicht so detailliert geschildert werden müssen und auch die Sprache war mir an manchen Stellen zu grob.
Also alles in allem war es nicht so ganz mein Ding, aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass das Buch vielen Krimileser*innen gefallen wird.

Bewertung vom 04.09.2022
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


ausgezeichnet

Total genialer Krimi
Yrsa Sigurdardottir ist für mich eine der größten Krimiautorinnen Skandinaviens. Mit ihrem neuen Werk „Schnee“ stellt sie dies wieder einmal unter Beweis. Ich bin total begeistert und habe das Buch in einem Rutsch verschlungen.
Die Story spielt sich auf verschiedenen Ebenen ab. Da sind zuerst einmal 2 Ehepaare aus Reykjavik, die auf einer Wanderung ins isländische Hochland spurlos verschwinden.
Zum Suchtrupp gehört die junge Johanna, deren Geschichte auch erzählt wird. Und da ist noch Hjörvar, der in der Radarstation Stokksnes arbeitet und dort merkwürdige Dinge erlebt. Die Autorin verwebt meisterhaft mystische Geschehnisse mit den tatsächlich geschehenen Ereignissen. Man ist sich bis fast zum Schluss des Buches selbst oft nicht klar, was nur in der Vorstellung der Personen passiert ist und was tatsächlich Realität ist. Zwischendurch habe ich selbst schon fast daran gezweifelt, ob das was ich da lese auch wirklich ein Krimi ist. Erst ganz zum Schluss erfährt die Leserin/der Leser, wie die verschiedenen Erzählstränge zusammenlaufen und kann zumindest einige Rätsel für sich lösen. Ein bisschen Mystik bleibt allerdings auch noch zum Schluss, aber das passt perfekt zur Geschichte und zu dem Land, in der sie spielt. Ich bin restlos begeistert von „Schnee“, weil die Autorin eine so beklemmende Atmosphäre durch ihre Erzählweise schafft, die einem zeitweise regelrecht den Atem raubt. Das Buch ist ganz anders, als die Krimis, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, aber es sticht so auch auf jeden Fall durch diese Andersartigkeit hervor. Von mir also eine 100% tige Weiterempfehlung mit Gänsehautgarantie für düstere Herbst- und Winterabende. Das sehr schlicht gehaltene Cover gefällt mir auch, ein so spezielles Buch braucht nicht mehr!

Bewertung vom 03.09.2022
Slaughter, Karin

Die Vergessene


sehr gut

Andrea Olivers erster Einsatz als US-Marshal
Manch eine Leserin/mancher Leser mag die Protagonistin des neuen Thrillers von Karin Slaughter bereits aus der Netflixserie „Ein Teil von ihr“ kennen. In diesem Band „Die Vergessene“ agiert die junge Frau zum ersten Mal nach ihrer Ausbildung als US-Marshal.
Sie soll einer Richterin Personenschutz geben, die anonyme Drohbriefe erhält und um ihr Leben fürchtet. Doch Andrea wurde nicht ohne Grund für diesen Job ausgesucht. Es stellt sich heraus, dass die Tochter der Richterin vor vierzig Jahren ermordet wurde und auch Andreas leiblicher Vater in den Fall verwickelt sein könnte, denn das Verbrechen wurde nie aufgeklärt.
Trotzdem ist es meines Erachtens nicht notwendig die Vorgängergeschichte zu kennen. Alle notwendigen Informationen erhält man auch im vorliegenden Band.
Die Geschichte wird immer abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit erzählt. In der Vergangenheit ist es die Geschichte von Emily, der ermordeten Tochter der Richterin, die in der letzten Highschoolklasse auf einer Party vergewaltigt wurde und deshalb ungewollt schwanger war. Durch die Schwangerschaft wurde sie zur Ausgestoßenen, die verzweifelt versucht herauszubekommen, was in der Partynacht wirklich passiert ist. Durch das Hin und Her der verschiedenen Zeitschienen wird eine immerwährende Spannung aufgebaut, die die 560 Seiten lange Story nicht langweilig werden lässt. Die Figur der jungen Polizistin Andrea ist überzeugend gezeichnet, besonders ihr Wille, ihren eigenen Weg zu gehen und sich von ihrer Mutter freizuschwimmen. Allerdings bleibt sie weiterhin mit ihrer schwierigen Vergangenheit verbunden, in der ihr Vater eine große Rolle spielt. Da ist also noch Potenzial für weitere Folgebände. Einige unvorbereitete Wendungen der Geschichte machen durchgehend Lust aufs Weiterlesen und machen das Buch zum Pageturner bis zum Schluss.
Die Covergestaltung finde ich leider etwas beliebig, stört mich aber auch nicht großartig.
Da hätte man etwas Treffenderes wählen können.

Bewertung vom 13.08.2022
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


sehr gut

Schöne Urlaubslektüre
Das Buch „Die versteckte Apotheke“ von Sarah Penner war für mich wirklich eine schöne Urlaubslektüre. Allzu viel Tiefgang hat der Roman nicht, vermag aber durchaus gut zu unterhalten.
Die Geschichte ist relativ schnell erzählt. Es gibt zwei verschiedene Handlungsstränge:
Die erste Story spielt im 18. Jahrhundert. Ihre Protagonistin ist die junge Apothekerin Nella, die durch einen persönlichen Schicksalsschlag von der Heilerin zur Giftmischerin wird. Sie hilft verzweifelten Frauen dabei, sich von ihren Ehemännern zu befreien. Durch die Verquickung ungünstiger Umstände kommt ihr die Polizei auf die Schliche und Nella ist plötzlich auf der Flucht.
Die andere Geschichte spielt in der Gegenwart. Die Amerikanerin Caroline hatte mit ihrem Mann eigentlich einen Liebesurlaub in London geplant. Kurz vor der Abreise findet sie heraus, dass er sie betrogen hat. Tief verletzt reist sie alleine nach England und findet dort durch Zufall ein geheimnisvolles Fläschchen am Ufer der Themse. Mit Hilfe einer Bibliothekarin aus der British Library kommt sie einer Geschichte auf die Spur, die, so ahnt man schnell, die von Nella ist.
Das Buch hat eine Reihe spannender Momente, insgesamt ist die Handlung doch relativ vorhersehbar. Gefallen hat mir der Wechsel zwischen den Schauplätzen in Vergangenheit und Gegenwart. Mir etwas zu klischeehaft ist, dass die Historikerin Caroline erst von ihrem Mann betrogen werden muss, um zu erkennen, dass sie selbst mit ihrem Leben unzufrieden ist. Da war die Figur der Nella um einiges glaubhafter gezeichnet.
Großer Pluspunkt des Buches ist die schöne Covergestaltung: sehr phantasievoll und gut gelungen.

Bewertung vom 13.08.2022
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


ausgezeichnet

Zurecht mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet
Für mich ist „Sturmrot“ von Tove Alsterdal bisher das Krimihighlight des Jahres 2022.
Unheimlich eindrucksvoll beschreibt die Autorin die Ermittlungen in einem Mordfall im kleinen schwedischen Ort Adalen, der in unmittelbarem Zusammenhang mit einem anderen „Cold Case“ steht. Vor 23 Jahren verschwand ein junges Mädchen spurlos und ein 14-jähriger Junge war damals dringend tatverdächtig. Nun ist das Mordopfer der Vater gerade dieses Jungen. Er selbst wird erneut wieder der Tat verdächtigt. Doch ist alles genau so wie es scheint? Die „rechtschaffenen“ Nachbarn des Toten haben offensichtlich etwas zu verbergen. Das findet die junge Polizistin Eira Sjödin heraus, die an ihrem ersten Mordfall mitarbeiten darf. Doch was hat ihr eigener Bruder mit allem zu tun? Das fragt sich die engagierte Ermittlerin, die in ihrem Privatleben verzweifelt versucht ihre demenzkranke Mutter zu handeln. Bis endlich klar wird, was tatsächlich heute und damals geschah, müssen einige Wahrheiten aufgedeckt werden, die den/die Leser*in immer wieder überraschen.
Wirklich ein toller Krimi, der sehr atmosphärisch ist. Man glaubt, selbst mitten in der bedrückenden Stimmung des Mordfalles gefangen zu sein. Gut beschrieben sind die Gefühle von Eira, die zwischen beruflichem Pflichtbewusstsein und familiärer Verbundenheit hin- und hergerissen ist.
Der Schluss des Krimis hat mich wirklich überrascht. Mit diesem Ausgang hatte ich nicht gerechnet.
Die Covergestaltung ist etwas minimalistisch, gefällt mir aber. Ich denke, die weiteren Bände werden dazu passend gestaltet sein, damit es einen Wiedererkennungseffekt gibt.
Ich weiß jetzt schon, dass ich Band 2 und 3 der Trilogie auf jeden Fall lesen werde.