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gaby2707

Bewertungen

Insgesamt 2021 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2021
Lang, Suzanne

Jims kleines Buch der miesen Laune


ausgezeichnet

Jim Panse jetzt auch für die ganz Kleinen

Nach „Jim ist mies drauf“ und Jim hat keinen Bock“ ist dies nun das 3. Buch, über den kleinen Affen Jim Panse, dem es einfach nicht gut geht. Da helfen auch eine Banane, ein Ball, einen Flamingo, Buntstifte und vieles andere mehr nicht. Jim kann einem schon leid tun. Dabei braucht er doch nur… Nein, das müsst ihr schon selbst lesen.

Dieses Buch kommt mit ganz wenigen Sätzen aus, setzt voll auf die Mimik des kleinen Affen. Da sprechen einfach nur die ausdrucksstark gestalteten Bilder, aus denen die Emotionen direkt zu sehen sind. Hier kann man selbst eine kleine Geschichte gestalten und 2 Seiten als Suchbilder nutzen.
Den dicken, stabilen, abwischbaren Pappseiten können kleine Kinderhände fast nichts anhaben.

Auch der 3. Band mit einer Jim Geschichte hat bei unserem kleinem Mann großen Anklang gefunden.

Bewertung vom 05.07.2021
Patterson, Rebecca

Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt


ausgezeichnet

Auch bei Freddy wird alles gut


Frederick „Freddy“ Sidebottom oder Fredster, wie er auch genannt wird, ist ein Junge, dem dauernd irgendwelche Peinlichkeiten passieren. Bei seiner Lehrerin im Zimmer kann er einen stinkenden Pups nicht mehr halten, im Tierpark bekommt er Affenkacke auf den Kopf und im Schwimmbad verliert er seine Badehose, als er aus dem Becken steigt. So geht es am laufenden Band. Bis sein Opa ihm eine Anti-Peinlichkeitserfindung zusteckt, mit der er die Zeit zurück drehen kann und er endlich mal ein wirklich coller Junge ist, den seine Freunde und Schulkameraden bewundern. Doch als dieses Teil in die Badewanne plumpst, wird das Chaos nur noch größer…

Rebecca Patterson erzählt die Geschichte um Freddy Sidebottom und seine vielen kleinen Missgeschicke für Kinder verständlichen, anschaulich und sehr lebendig. Viele kleine schwarz-weiß Illustrationen ergänzen den Text auf anschauliche Weise. Immer wieder habe ich schmunzeln müssen und gehofft, dass Freddy, der ein sehr liebenswerter Junge ist, aus den verschiedenen Situationen wieder raus kommt. Schließlich lernt er, mit den peinlichen Situationen umzugehen und er merkt, dass alles halb so schlimm ist, wenn man einfach darüber hinweg sieht.

Ein tolles Kinderbuch über einen Jungen, der am Ende entschlossen seinen Weg geht.

Bewertung vom 04.07.2021
Kaiden, A.

Dunkle Geheimnisse


sehr gut

Horrorszenarien, die mich geschockt haben

Die 17-jährige Vanny Nehrenhaus wird von ihren Eltern in den Sommerferien zu ihrem Onkel Ernst Dielinger geschickt um ihm im Haushalt zur Hand zu gehen. Vanny kommt in ein altes, heruntergekommenes Haus voller Staub und Schmutz, weit ab der nächsten Zivilisation. Dieses Haus bzw. die Laute und Schreie, die sie hier immer wieder zu hören glaubt, machen ihr Angst und sie will eigentlich nur noch weg. Trotzdem macht sie sich auf Entdeckungsjagd in die Räume, die für sie absolut tabu sind.
In ihrer Freizeit erkundet sie die Umgegend und lernt so den 5-jährigen Robin, dessen großen Bruder Enjoji und die Freunde Nina und Keigo kennen. Zusammen mit den neuen Freunden, versucht sie das Rätsel, auch das des Dorfes, zu entschlüsseln - und entdeckt Schreckliches.

Ich habe mich anfangs immer wieder gefragt, wie können die Eltern ihrer Tochter so etwas antun. Ernsts Schwester muss doch wissen, wie ihr Bruder tickt. Außerdem hat sich mir dauernd die Frage aufgedrängt, was Vanny verbrochen hat, dass sie sich mit diesen großen Schuldgefühlen plagt und so alles über sich ergehen lässt. Beides löst sich innerhalb der Geschichte schlüssig auf.

Die Figuren beschreibt die Autorin sehr anschaulich und gut erkennbar. So unsympathisch mir der wortkarge, emotionslose Ernst ab unserem Kennenlernen ist, so gerne mochte ich Vanny. Sie strengt sich so an, ein entspanntes Verhältnis zu ihrem Onkel zu bekommen, ist aber zum Scheitern verurteilt. Da kommen die neuen Freunde, die sie im Dorf findet, genau zum richtigen Zeitpunkt. Als unsichtbare 5. habe ich mich beim Lesen noch näher am Geschehen dran gefühlt.

Der Erzählstil ist sehr einfach und schnörkellos. Bei den beschriebenen Alpträumen war ich jedesmal froh, wenn Vanny aufgewacht ist, nicht wissend, dass es noch schlimmer wird. Blutige Horrorszenarien, die ich eigentlich gar nicht mag, müssen hier aber sein, um die in sich glaubhafte Geschichte zu einem Abschluss zu bringen. Das happy Ende hat mich dann wieder mit der Geschichte versöhnt, hätte aber etwas mehr an Ausführlichkeit vertragen können.

Ein packender Jugend-Horror-Roman, den ich mit sehr großem Interesse gelesen habe und der ein Thema aufgreift, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob es das nicht so ähnlich auch wirklich geben könnte bzw. sogar gibt. Schreckliche Vorstellung.

Bewertung vom 01.07.2021
Artmeier, Hilde

Stille Donau


ausgezeichnet

Ein sehr spannender und interessanter Fall für Anna di Santosa

Am Ostende des südlichen Dom-Seitenschiffs sitzt auf einer Bank ein Toter. Erschossen. Wem ist der Journalist bei der Süddeutschen Zeitung Jakob Landauer, genannt „Bluthund“, zu nahe gekommen? Er war ein Bekannter von Mona Weber, der Mitbesitzerin der Secondhand-Boutique BellaDonna, die auch der ehemaligen Polizistin, jetzt auch Privatdetektivin Anna di Santosa gehört. Die Römerin Benedetta Cartiglione, die derzeit als Praktikantin in der Boutique arbeitet, wurde kurz vor dem Mord am Dom gesehen. Hat sie mit dem Mord zu tun? Als kurze Zeit später eine Bombe in der Boutique hoch geht, wird Mona schwer verletzt und Benedetta bleibt ab da verschwunden. Kann es sein, dass dieser Anschlag Anna galt? Und wer ist dieser Leon Buchner, der plötzlich in Erscheinung tritt? Ganz viele Fragen, die sich Anna selbst beantworten will und nicht bemerkt, wie sie sich immer mehr in unmittelbare Gefahr begibt.

Anfangs bin ich dabei, wie sich bei Anna alles überschlägt. In ihrem aktuellen Fall ist sie für ein älteres Ehepaar auf der Suche nach 3 Gemälden; Benedetta ist als Praktikantin sehr unzuverlässig; ihr Lebensgefährte Maximilian hat durch seine Arbeit als Oberarzt kaum Zeit für sie und dann platzt die Bombe in ihrer Boutique, die Mona scher verletzt. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig an Fahrt auf, die Spannung steigt sehr hoch und bleibt bis zum Schluss auf diesem Level.
Hilde Artmeier nimmt mich an Annas Seite mit nach Regensburg und später nach Norditalien in eine Welt der exklusiven Mode und kulinarischer Genüsse, die Anna dank ihrer italienischen Wurzeln zu zelebrieren weiß.
Der mitreißende Schreibstil hält mich in der Geschichte, die ich sehr gut nachvollziehen kann, gefangen. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich die Zusammenhänge der vielen Ereignisse hinterblickt habe. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird es so spannend, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen um endlich an den Punkt zu kommen, wo sich alles entspannt und doch noch gut wird. Aber bis dahin ist es ein sehr spannender, aufregender Weg, den ich mit Anna und Leon Buchner sehr gerne gegangen bin.

Ein sehr interessanter und spannender Fall für Anna di Santosa, bei dem ich die unterschiedlichsten Personen kennengelernt habe. Sehr gerne würde ich mit ihr auch den nächsten Fall lösen.

Bewertung vom 29.06.2021
Krien, Daniela

Der Brand


ausgezeichnet

Viele Probleme ohne richtige Lösungen

Peter und Rahel Wunderlich leben seit 30 Jahren zusammen und haben zwei erwachsene Kinder, die ihre eigenen Wege gehen. Sie selbst haben sich weiter entwickelt, aber leider nicht immer in die gleiche Richtung. Respekt und Liebe, die die Beiden aber jeweils anders beschreiben, sind geblieben. Als ihr guter Freund Viktor wegen eines Schlaganfalls zur Reha an die Ostsee kommt und seine Partnerin Ruth, ebenfalls eine langjährige gute Freundin der Beiden, mit fährt, bittet sie diese, ihr Haus und ihre Tiere in Dorotheenfelde in der Uckermark zu hüten. Da sich ihre Urlaubsplanung in den Allgäuer Alpen gerade wegen eines Hüttenbrandes buchstäblich in Luft aufgelöst hat, sagt Rahel sofort zu – und Peter muss mit.


Durch das Cover bin ich auf das Buch aufmerksam geworden, kann es aber mit der Geschichte direkt nicht in Verbindung bringen kann.

Daniela Krien erzählt die drei Wochen in der Gegenwart, was mich persönlich noch näher an Rahel und Peter dran sein lässt. Gerade Rahel kann ich in vielen Phasen sehr gut verstehen und mich in sie hineinversetzen, da ich einiges wovon sie hier spricht, schon selbst erlebt und bzw. mitgemacht habe.
Die Themen, die hier angerissen werden, sind sehr vielfältig. Sei es der beginnende körperliche Verfall beim älter werden; die verschiedenen Bedürfnisse der Körperlichkeit nach jahrelangem Zusammenleben oder die verschiedenen Ansichten zu den verschiedensten Themen der heutigen Gesellschaft im Allgemeinen. Das Verhältnis zu den Kindern Selma und Simon wird genau so thematisiert, wie die derzeit langsam abflauende Pandemie und das heutige Berufsbild der Psychotherapie, mit der Rahel ihr Geld verdient. In Rückblicken lerne ich vor allem ihren persönlichen Hintergrund kennen. Hier im Atelier von Viktor, der sich mit Malerei und Skulpturen beschäftigt hat, steht plötzlich wieder die Frage im Raum, wer ihr Vater ist.

„Der Brand“ ist eine ganz leise dahin plätschernde Geschichte voller Drama (was leider nicht so zur Geltung kommt) und Liebe. Ich komme den Figuren in ihren Gedanken und ihrem Fühlen sehr nahe. Trotzdem haben mich die Beiden nicht so ganz für sich einnehmen oder berühren können. Zum Nachdenken und Reflektieren regt sie auf alle Fälle an.

Bewertung vom 27.06.2021
Corse, Angelique

Suspicious Lust - Ehefrau oder Domina? Erotischer SM-Roman


sehr gut

Ein interessanter Ausflug in die BDSM-Szene

Sascha ist glücklich mit seiner Frau Monika. Nur seine geheimen Träume, die er bei seiner Ex, der bisexuellen Domina Doreen, ausleben konnte, werden in seiner Partnerschaft nicht erfüllt. Kann er seine Fantasien der Unterwerfung und des Petplay für immer „vergraben“?
BDSM ist ein Thema, mit dem ich mich bisher literarisch nur mal ganz kurz beschäftigt habe und das mir damals gar nicht gefallen hat. Angelique Corse aber hat einen so gefühlvollen, mitreißenden und vor allem bildhaften Erzählstil ohne derb, obszön oder vulgär zu erscheinen, dass mein Kopfkino ab der ersten Seite im Einsatz war und mich sehr gut unterhalten hat. Einige Szenen sind so spritzig und ansprechend, dass man sie vielleicht selbst einmal ausprobieren sollte. Anregungen erhält man hier einige, wenn man offen für Neues ist.
Dies ist ein Roman, der auch zum Nachdenken anregt. Sascha erlebt am eigenen Leib, wie es ist, seine Gefühle und Fantasien nicht ausleben zu können ohne dem Partner untreu zu werden. Seine Frau Monika versucht sich zu öffnen. In ihren Gedanken wäre ich gerne noch stärker dabei gewesen. So wirkt sie zum Schluss für mich etwas unglaubwürdig. Aber das solltet ihr beim Lesen selbst heraus finden.
Insgesamt ein gefühlvoller Roman, der mir sehr gut gefallen und mich gut unterhalten hat.
Zum Schluss kann ich mir mit einem Gutscheincode noch eine weitere prickelnde Geschichte herunterladen – gratis.

Bewertung vom 24.06.2021
Busch, Ulrike

Mordsabend


ausgezeichnet

Ein spannender Besuch in St.-Peter-Ording

Zusammen mit seinen langjährigen Angestellten Onno Katt, Egge Leptien, Femke Muus und der jungen Diana Rosenstock, die erst seit 2 Jahren dabei ist, will Hotelier Kimmo Hofinga das 25jährige Bestehen seines Hotels Lövise in Greetsiel in einem Hotel in St.-Peter-Ording feiern. Als ein unvorhergesehener Gast nach kommt, stört das die abendliche Feier nicht. Als dieser Gast jedoch am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, ruft das die Kommissare Tammo Anders und Fenna Stern auf den Schirm. Die tun sich nicht leicht mit den Ermittlungen, die sie auch in ihre alte Heimat nach Greetsiel führen.

Dies ist nun schon der insgesamt 11. Fall, bei dem ich mit Tammo Anders und Fenna Stern auf Verbrecherjagd gehe. Diesmal geht es um den Mord an der Frau eines Hoteliers aus ihrer alten Heimat Greetsiel. Da ich dort auch schon 2 x war, habe ich es genossen, dort durch die Straßen zu fahren und ich hatte sofort wieder Bilder im Kopf. Als sich der Fall dann auflöst, war ich doch über den Täter überrascht, der aus einer Ecke kam, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Die Autorin baut ab den ersten Seiten eine grazile Spannung auf, die beständig weiter klettert und sich bis zum Ende hin hoch hält.

Die Kommissare, die in St.-Peter-Ording in einem 4-Generationen-Haus leben, lerne ich mit jedem Fall auch privat immer näher kennen. Diesmal wird es auch hier spannend, denn Frido, Tammos Onkel und Fennas Schwiegerpapa, macht Zicken. Aber mehr wird nicht verraten.

Die Autorin kennt sich aus an den Orten über die sie schreibt. Das merkt man an den vielen kleinen Einzelheiten, die sie in ihre Umgebungsbeschreibungen einfügt. Beim Lesen hatte ich das Gefühl von Sand zwischen den Zehen, die salzige Nordseeluft in der Nase und Hunger auf Fischbrötchen oder eine leckere Fischpfanne. Sie lässt ihre Figuren in einer Gegend agieren, die ich unbedingt mal wieder besuchen muss. Das besondere Flair an der Nordsee bringt sie sehr gut rüber.

Da auch dieser Fall in sich abgeschlossen ist, kann er ganz ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher gelesen werden. Es macht mir persönlich aber viel mehr Spaß, die Figuren von Anfang an kennen zu lernen und den Weg von einem Fall zum nächsten mit ihnen gemeinsam zu gehen. Es lohnt sich auf alle Fälle.

Ulrike Busch hat es auch diesmal geschafft mich ab der ersten Seite zu fesseln und in die Geschichte hinein zu ziehen. Ein äußerst undurchsichtiger Fall, bei dem ich es auch diesmal wieder genossen habe, bei den Vernehmungen mit dabei zu sein und den Gedanken und Dialogen der beiden Ermittler zu folgen.

Bewertung vom 21.06.2021
Wilmes, Frank

Ein letzter Frühling am Rhein


ausgezeichnet

Sehr gute Unterhaltung


Chira Walldorf, 28, international gebuchtes Model, liegt tot in ihrer Luxuswohnung hoch über dem Rheinufer in Düsseldorf. Durch einen anonymen Hinweis werden Kriminalhauptkommissar Kilian Stockberger und seine Kollegen Oberkommissarin Cosima Winkler und Kommissar Miko Reichenhaller darauf aufmerksam gemacht und beginnen mit ihren Ermittlungen...


In seinem Krimi nimmt Frank Wilmes den heutzutage teils sehr übertrieben Schönheitswahn unserer vor allem weiblichen Gesellschaft auf´s Korn. „Ich habe mir Deine Schönheit geliehen“ ist da ein Satz, der immer wieder vor kommt und den Nagel auf den Kopf trifft.

Die verschiedenen Menschen, die ich aus dem Umfeld von Chira kennenlerne, allen voran ihre Mitbewohner aus dem Penthouse, haben ihre Macken, Marotten und Eigenheiten, die der Autor sehr gut vorstellbar hervor bringt. Ich tauche tief in die Kindheit und Jugend der Toten ein, die vom idyllischen Landleben in die Hetze der Metropolen hin und her springt. Die aber ihrer Heimat und vor allem der Kirche immer verbunden bleibt.
Auch die Ermittler lerne ich in für mich genau richtiger Dosis immer näher auch in ihrem privaten Bereich kennen. Besonders die Gedankenspiele zwischen Stockberger und seinem Freund Dr. Robert Kirsch, Psychologe und Bestseller-Autor, finde ich sehr interessant und auch unterhaltsam. Kirsch nimmt sich des Falles ebenfalls an, als inoffizieller „Profiler“.

Der Fall selbst entpuppt sich als sehr verzwickt und ich folge den Ermittlern auf den sehr vielseitig angelegten Spuren ganz langsam in Richtung Täter. Kirsch entwirft zwar relativ schnell ein Bild des möglichen Täters. Es dauert aber noch sehr lange, bis ich ihm endlich auf die Spur komme. Und da bin ich entsetzt wegen seiner krusen Denkweise.

Der Schreib- und Erzählstil von Frank Wilmes hat mich sofort gepackt und mitgerissen. Er schreibt so einfühlsam und berührend, an anderer Stelle sehr direkt und fordernd. Zum Teil sehr kurze Kapitel lassen auch mal eine Pause zum Überdenken der psychologischen Gedankenspiele zu.


Ein Krimi, der mich sehr gut unterhalten, aber auch nachdenklich gemacht hat. Eine Geschichte, in der ich Menschen begegne, die ich im wahren Leben nie kennenlernen würde. Mit einer Sehnsucht, die ich für mich nur schwer nachvollziehen kann.

Bewertung vom 19.06.2021
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Ein bewegendes Familiendrama

Vor 30 Jahren gab es in dem kleinen beschaulichen Städtchen Cape Haven in Kalifornien eine Clique aus 4 Jugendlichen: Vincent, Star, Walker und Mary. Bis zu dem Tag, als Vincent durch einen Unfall den Tod von Star´s kleiner Schwester Sissy verursacht.
Star hat diesen Tod nie verwunden und so muss heute ihre 13-jährige Tochter Duchess auf ihre Mutter und ihren 7-jährigen Bruder Robin aufpassen, weil Star sich nicht unter Kontrolle hat.
Dann kommt Vincent nach 30 Jahren wieder frei – und es geschieht ein neuer Mord. Und Vin sitzt blutverschmiert neben der Leiche. Walker, jetzt der Polizist im Ort, setzt alles daran zu beweisen, dass sein Freund nicht der Täter ist.


Puh, was für eine Geschichte. Ich bin immer noch ganz bewegt und auch schockiert.

Chris Whitaker erzählt in diesem Buch die Geschichte zweier junger Frauen:
Star, damals allein gelassen mit ihren beiden Kindern; heute Tochter Duchess, die sich selbst als Outlaw bezeichnet. „Eine Gesetzlose“, die kein Blatt vor den Mund nimmt, alles aus sich heraus lässt, zerfressen von Hass, Zorn und Wut, die ihren Ursprung wohl in der Jugend ihrer Mutter Star zu suchen sind. Bei der aber auch hier und da die tief in sich vergrabene Verletzlichkeit nach oben drängt.

Mir hat vor allem die Beschreibung der Geschwisterbeziehung zwischen Duchess und Robin sehr gut gefallen. Duchess, die mit ihren 13 Jahren selbst mit sich nicht im reinen ist, sehr schnell ausrastet, aber wirklich alles tut, damit es ihrem kleinen Bruder gut geht und um ihn zu schützen. Die Emotionen der Jugendlichen finde ich sehr gut eingefangen, wobei ich sie lange Zeit nicht nachvollziehen konnte. Das krasse Gegenteil zu seiner Schwester ist Robin, der sich eher in sich zurückzieht, was ich genau so erschreckend finde. Am liebsten hätte ich die Beiden mal richtig in den Arm genommen und ganz feste gedrückt. Aber nach all den Schicksalsschlägen, die sie verarbeiten müssen, treffen sie auch auf Menschen, die es gut mit ihnen meinen und die sie sich entfalten lassen.

Der Schreibstil ist sehr direkt und schnörkellos, baut schnell eine nicht zu greifende Spannung auf, die aber immer da ist und sich hin und wieder wie ein Knall entlädt.
Die Geschichten einiger Menschen, die hier eine Rolle spielen, lerne ich durch Rückblicke in ihre Jugend noch besser kennen und auch verstehen. Obwohl es sehr viele Personen sind, die immer wieder aufscheinen, ist es mir nicht schwer gefallen die Übersicht zu behalten. Alle sind sehr gut mit ihren Ecken, Kanten und ureigenen Eigenschaften ausgestattet, was sich mir dadurch schnell eingeprägt hat. Zwar sind nicht alle gleichermaßen sympathisch. Vor allem mit Duchess hat es eine Zeit gedauert, bis ich sie in mein Herz geschlossen hatte.

Es kommen sehr viele Fragen auf, die aber nach und nach für mich zufriedenstellend beantwortet werden. Auf Wendungen, wie sie hier geschehen, war ich nicht gefasst.

Ein außergewöhnlicher Roman, der mich tief bewegt, gefesselt und begeistert hat.