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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1141 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2022
Thaler, Anna

Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2


ausgezeichnet

Man schreibt das Jahr 1936. Das faschistische Italien drangsaliert die Deutsch sprechenden Südtiroler schlimmer denn je. Der Apfelhof von Franziska und Wilhelm Leidinger floriert allen Unkenrufen zum Trotz. Neben dem Obstanbau und der Schankwirtschaft vermietet Franziska Fremdenzimmer.

Dann erscheint Unheil von ganz anderer Seite: Ein junger Mann behauptet, Wilhelm sei sein Vater und beansprucht den Apfelhof.

Die Nürnberger Gesetze und die damit verbundene Hetze auf Juden schwappt auch auf Italien über, weshalb Goldschmiedin Leah beschließt, mit ihrer Familie nach Amerika auszuwandern, wo sich Andreas Ponte, Franziskas Bruder bereits eine neue Existenz aufgebaut hat.

Leopold, der andere Bruder und Tunichtgut, hingegen glaubt den Versprechungen von Adolf Hitler, den Südtirolern, die „heim ins Reich wollen“ einen Bauernhof in Deutschland zur Verfügung zu stellen. Die Südtiroler Familien stehen wieder einmal vor einer Spaltung: Optanten gegen Dableiber.

Dann bricht am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg aus ...

Meine Meinung:

Franziska und Wilhelm haben es durch harte Arbeit geschafft, aus dem ziemlich abgewirtschafteten Bauernhof, einen florierenden Betrieb zu machen. Man sollte meinen, sie könnten ihre Leitungen in Ruhe genießen. Doch die Weltpolitik will es anders. Das faschistische Italien übt mehr Druck denn je auf die scheinbar „reichen“ Südtiroler aus. Jeder Nachbar, jeder Gast könnte ein Spitzel und Denunziant sein, weswegen die Leidingers und ihre Freunde mehr als vorsichtig sein müssen.

Die Autorin gibt auch einen Einblick in die rechtliche Stellung der Frauen dieser Zeit: Sie haben kaum welche. Scheidung? Der Ehemann bestimmt alles. Ob die Tatsache, dass Rosel nach wie vor verheiratet ist, als sie dem Druck von Leopold nachgibt und ihn heiratet, auf den Kopf fallen wird? Wer die Autorin kennt, wird vermuten, dass diese scheinbare Nebensächlichkeit noch eine Rolle spielen wird.

Anna Thaler gelingt es, die beiden gegensätzlichen Strömungen also Optanten und Dableiber hautnah zu schildern. Sehr gut ist auch das Schicksal von Leah und ihrer Familie dargestellt.

Ich freue mich schon auf den dritten Band, in dem sich die Fronten rund um die Südtirol-Autonomie weiter verstärken wird. Dann wird es bei zahlreichen Bombenanschlägen Tote geben.

Fazit.

Eine gelungene Fortsetzung der Südtirol-Saga, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 25.06.2022
Haller, Reinhard

Die dunkle Leidenschaft


ausgezeichnet

Wie schon in seinem vorherigen Buch „Rache“ nimmt sich Österreichs wohl bekanntester Gerichtspsychiater wieder eines Themas an, das zwar von zahlreichen Philosophen, aber weniger von der Wissenschaft untersucht worden ist - dem Hass.

Prof. Reinhard Haller schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz. In 15 Kapiteln geht er dem Mythos Hass nach. Ist Hass wirklich „die Leidenschaft, die Leiden schafft“? Oder steckt da anderes dahinter?

Die Meinungen der Philosophen, ob Hass eher als Trieb, Leidenschaft oder gar als Affekt anzusehen sei, gehen hier weit auseinander. Kant sieht im Hass eine Leidenschaft, die aus der tiefen Seele kommt, denn einen Affekt, der ja spontan, unbesonnen und übereilt eintritt.

Wollte man eine Definition für Hass aufstellen, so könnte diese lt. Prof. Haller in etwa so aussehen: „Hass ist die auf Zerstörung ausgerichtete Abneigung, die destruktivste Form der Verachtung. Er ist ein nicht leicht zu beschreibender Gefühlskomplex mit einer sozialen Interaktion, der sich gegen Menschen richtet.“ Hass ist, so Haller, knapp oberhalb der Triebe angesiedelt, da er in seiner „das Gemüt völlig ergreifenden Emotion, die intensive Verfolgung von Zielen“ beinhaltet.

Meistens kommt Hass nicht alleine daher. Zorn, Wut, Verachtung sowie Ekel sind Elemente des Hasses. Zusätzlich paart er sich auch gerne mit Paranoia und Machtbesessenheit. Wie könnte sonst ein einzelner Diktator die ganz Welt mit Krieg überziehen?

Der Autor geht auf den Hass seinen verschiedenen Dimensionen ein - sei es als Selbsthass oder dem Hass zwischen den Geschlechtern oder als Hass gegen die Gesellschaft im Allgemeinen.

Ein besonderes Kapitel ist jenes, mit dem Titel „Aus der Werkzeugkiste des Hassenden“, in dem die vier häufigsten Werkzeuge genannt werden: Schuldzuweisung, Beschämung, Gehirnwäsche und Entmenschlichung.

In den letzten beiden Kapiteln wird aufgezeigt, wie man aus der Spirale des Hasses herauskommen kann.

Meine Meinung:

Wenn man die täglichen Nachrichten liest, wird man mit alltäglichem Hass konfrontiert. Sei es, dass von massiven Sachbeschädigungen, Massakern, Femiziden und Kriegen die Rede ist.

Reinhard Haller zeigt Lösungsansätze auf, die leider nur recht schwer umzusetzen sind, da Hass so allgegenwärtig und bedrohlich daherkommt. Allerdings kann jeder Einzelne ein kleines bisschen dazu beitragen, dem Hass entgegenzutreten. denn sorgfältige Berichterstattung und kritisches Lesen von Nachrichten aus den sozialen Medien können die Mechanismen des Hasses enttarnen. Wenn erkannt wird, was den Hass befeuert, kann man gegensteuern. Wie? Durch Analyse der Ursachen, Aufklärung, Entschärfung der radikalen Sprache, Förderung von Empathie und Wertschätzung den anderen gegenüber.

Das Buch ist trotz des ernsten Themas gut zu lesen, was an seiner klaren Struktur liegt.

Fazit:

Ein Einblick in die Abgründe der Menschen, gekonnt aufbereitet von Prof. Reinhard Haller. Gerne gebe ich dem Buch 5 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2022
Emfried, Heidi

Wiener Wiederauferstehung


ausgezeichnet

Wenn ich heute in der Zeitung gelesen habe, dass Amazon mittels künstlicher Intelligenz seine Alexa Bücher von längst verstorbenen Menschen vorlesen lässt, um den Hinterbliebenen das Gefühl zu geben, der geliebte Tote sei noch anwesend, so ist dieser Krimi von Heidi Emfried fast tagaktuell.

Worum geht’s?

Adrian Stuiber, ein umtriebiger Programmierer, scheint die Schranken zwischen Leben und Tod aufzuheben. Mithilfe von KI ist es ihm gelungen, Verstorbene für ihre Hinterbliebenen virtuell wieder auferstehen zu lassen. Seine Algorithmen gaukeln den Kunden Gespräche mit geliebten Verstorbenen vor. Das Business boomt, als Stuiber plötzlich selbst der Tod ereilt. Er liegt am Fuße einer Aussichtswarte, in der augenscheinlich ein heimlicher Bewohner lebt.
Als Chefinspektor Leo Lang der Ehefrau die betrübliche Nachricht überbringt, staunt er nicht schlecht, als er von ihr erfährt, dass Stuiber schon längst tot und begraben ist.

Nach und nach decken Leo Lang und sein Team das Doppelleben des Toten auf, das sie nach Graz führt und müssen feststellen, dass hier wenig so ist, wie es scheint.

Bei den Recherchen trifft Leo Lang auf einen Vater, der um sein Kind trauert und dessen Ehefrau tief in einer Depression gefangen ist. Auch dieses Paar ist Kunde von Stuiber. Diese Situation erinnert Leo Lang an seine eigene Trauer nach dem Tod seiner Tochter.


Meine Meinung:

Dieser dritte Krimi rund um Chefinspektor Leo Lang aus Wien lässt ein wenig Gänsehautfeeling aufkommen. Sich vorzustellen, dass der verstorbene Partner oder die Partnerin plötzlich vom Bildschirm lächelt und auf Fragen, die gestellt werden antwortet oder sich an Gesprächen beteiligt, klingt schon ziemlich spooky. Dass hier mit der Trauer um einen geliebten Menschen und die damit verbundene Einsamkeit dubiose Geschäfte gemacht werden, versteht sich von selbst.

Neben solider Ermittlerarbeit werden auch die Charaktere von Langs Mitarb
eitern und Lokalkolorit gut beschrieben. So darf Helmut Nowotny, der dienstälteste Kollege mehrfach im breitesten Wiener Dialekt sprechen und mit „De ham olle an Huscher“, das ausdrücken, was die anderen heimlich denken.

Für jene Leser, die mit dem Wiener Dialekt nicht so vertraut sind, gibt es im Anhang ein Glossar. Ein Personenverzeichnis hilft, die zahlreichen Personen, die in diesem Krimi eine größere oder kleinere Rolle spielen, gut einzuordnen.

Leo Langs sorgenvoller Blick auf das Gefühlsleben der Mitmenschen, die von dem durch KI und deren skrupellosen Schöpfern, hervorgerufene Trugbild beeinflusst werden, lässt sich gut nachvollziehen.

Autorin Heidi Emfried hat Informatik studiert, war Leiterin einer IT-Abteilung eines großen Unternehmens und weiß daher, wovon sie spricht. Ihre Erfahrungen aus der IT-Branche lässt sie gekonnt in diesen Krimi einfließen. Geschickt spielt sie mit der Frage, ob die KI eine Möglichkeit zur Unsterblichkeit oder eher eine unheimliche Gefahr darstellt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden dritten Fall mit Leo Lang 5 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2022
Wilk, Heinz von

Der Tegernsee-Deal


gut

Heide Sielmann, Frau des korrupten Oberstaatsanwalts, will sich von ihrem Mann trennen, aber nicht ohne eine große Summe des Vermögens. Nachdem er niemals freiwillig einer Scheidung zustimmen würde, immerhin arbeitet er auf den Posten des Generalstaatsanwaltes hin, beschließen Heide und ihr Geliebter Hagen, Heides Entführung vorzutäuschen und sich mit dem erpressten Lösegeld eine neue gemeinsame Zukunft aufzubauen.

Doch leider geht so ziemlich alles schief und statt Heide wird ihre Haushälterin entführt und in weiterer Folge getötet.

Was niemand weiß, ist, dass Koppeck, der Ex-Mann der Toten ein „behördlich konzessionierte Berufskiller“ aus DDR-Zeiten ist und sich sofort aufmacht, den Tod seiner Ex-Frau, die ihm nach wie vor viel bedeutet, zu rächen. Dabei kommt ihm Albin Stocker ins Gehege, der von Heides Vater beauftragt worden ist, dem korrupten Oberstaatsanwalt das Handwerk zu legen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der siebente aus der Reihe rund um Albin Stocker und mein erster dieser Reihe bzw. des Autors Heinz von Wilk überhaupt.

Obwohl es zahlreiche Tote, mehrere Täter, einen korrupten Staatsanwalt sowie Albin Stocker, den Ex-Polizisten gibt, hat mich der Krimi nicht ganz überzeugt. Für gewöhnlich habe ich kein Problem, erst spät in eine Reihe einzusteigen, aber hier wäre es vermutlich hilfreich, die Vorgänger zu kennen. Sonst würde die Figur des Albin Stocker für mich ein wenig transparenter sein. Manchmal ist nicht ganz klar, auf welcher Seite er tatsächlich steht. Diesmal scheinen es die „Guten“ zu sein. Doch aus diversen Andeutungen lässt sich ableiten, dass das nicht immer der Fall war. Immer wieder fließen kleinere Sequenzen aus Stockers Vergangenheit ein, in denen Zeno, augenscheinlich sein damaliger Partner, Albin vor gefährlichen Situationen zu warnen versucht.

Interessant ist der Schreibstil. Denn lange Zeit ist der Leser als Zuseher der zahlreichen Handlungsstränge, um dann auf einmal direkt angesprochen zu werden „Du weißt vielleicht nicht ...“. Diesen Stilbruch oder Perspektivenwechsel, der mehrmals vorkommt, habe ich als auflockernd empfunden.

Die meisten der Charaktere sind nicht wirklich sympathisch. Der Oberstaatsanwalt und seine Frau sowie die Mörder der Haushälterin natürlich gar nicht, aber auch Albin Stocker nicht unbedingt. So seltsam es klingen mag, hat Koppeck mein Verständnis und meine Sympathie.

Ich habe entdeckt, dass die virtuelle Bibliothek den Vorgänger „Ich bin hier bloß der Mörder“ vorrätig hat. Das Buch werde ich ausleihen und anschließend entscheiden, ob ich Albin Stocker mag oder nicht.

Fazit:

Eine neue Krimi-Reihe, mit der ich erst warm werden muss. Daher belasse ich die Wertung einmal bei 3 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2022
Schöchl, Josef

Der Rabe und der schlechte Leumund


gut

Von diesem Buch bin ich ein wenig enttäuscht, habe ich doch Wissenswertes über die äußerst intelligenten Rabenvögel erwartet. Aber, vielleicht hätte ich einen tieferen Blick in die Beschreibung des Inhalts werfen sollen ....

Das Buch ist nämlich eine Beschreibung von unterschiedlichen, aber faszinierenden Eigenschaften aus der Tierwelt. So sind jedem Tier nur zwei Seiten gewidmet, von denen ein Teil noch für ein Foto reserviert ist.

Von A (wie Apothekerskink) bis Z (wie Zitronenfalter) finden sich zahlreiche Tiere mit ungewöhnlichen Fähigkeiten.

Die Texte sind leicht lesbar, und machen Lust, sich für das jeweils vorgestellte Tier mehr zu interessieren.

Fazit:

Da ich hier etwas anderes erwartet habe, kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Bewertung vom 21.06.2022
Khil, Leander

Unsere Vogelwelt


ausgezeichnet

Viele Menschen mögen Vögel am liebsten auf dem Teller: als knusprige Ente, Grillhuhn, Hühnerschnitzel oder als Weihnachtsgans. Dabei vergessen sie, welch wunderbare Geschöpfe Vögel sind - groß oder klein, bunt oder unscheinbar oder tollpatschig oder majestätisch.

Dieses Buch trägt dazu bei, ein wenig aufmerksamer durch Stadt und Land zu streifen, die Ohren zu spitzen, wenn neben dem Lärm auch Vogelgezwitscher zu hören ist.

Nicht jeder kann einen Adler beobachten, wenn der seine Runden zieht. Aber Amsel, Fink oder Meisen lassen sich auch im Stadtgebiet antreffen. Nicht immer ist es leicht, die verschiedenen Arten der gefiederten Freunde zu unterscheiden. Dieses Buch listet in einem allgemeinen Teil die wichtigsten Fachbegriffe auf. Anschließend wird in fünf Kapiteln allerlei Wissenswertes über Vögel berichtet:

Vögel beobachten
Wald, Park & Garten
Vögel der Alpen
Vielfalt am Wasser
Kulturfolger
Konflikt mit dem Menschen

Autor Leander Khil ist Ornithologe und Fotograf. Man spürt seine Leidenschaft für Vögel in den Texten und in den tollen Fotos. Er zeigt uns die große Vielfalt der Vogelwelt und erklärt, wie man die verschiedenen Arten auseinanderhalten kann.

Eine kleine Kritik muss ich anbringen: Ein Stichwortverzeichnis, bei dem die Vögel alphabetisch angeführt sind, fehlt mir.

Fazit:

Ein umfangreiches Buch, das uns die heimische Vogelwelt näherbringt. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 19.06.2022
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und die Villa der Frauen / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem 9. Band der Reihe rund um Madame le Commissaire Isabelle Bonnet muss sie um ihr Herzensprojekt, die von ihrem ermordeten früheren Liebhaber geerbte Villa, die sie Frauen und Kindern eines Pariser Frauenhaus zur Erholung zur Verfügung stellt, bangen. Denn, welche der geprügelten Frauen will schon ihre Ferien dort in Fragolin verbringen, wo zwei Leidensgefährtinnen ermordet worden sind?

Doch der Reihe nach ...

Während sich Dutzende Frauen und Kinder in der Villa unbeschwert erholen, verschwindet Manon mit ihrem kleinen Sohn Noa spurlos. Obwohl für Vermisstenfälle nicht wirklich zuständig, beginnen Isabelle und ihr Faktotum Apollinaire mit der Suche nach den beiden. Dabei stoßen sie auf bigotte Eltern, die ihre Tochter verstoßen haben, einen alkoholkranken Bruder und einen ehemaligen Lebensgefährten, dem alles zuzutrauen ist sowie ein Foto aus Manons Kindheit, das auf der kleinen Insel Porquerolles aufgenommen worden ist. Aufgrund des für sie typischen Bauchgefühls fährt Isabelle auf die Insel und findet die Leiche von Manon. Das Kind ist verschwunden.
Natürlich fällt der Verdacht sofort auf den Ex-Lebensgefährten, der für seinen Jähzorn und seine Brutalität bekannt ist, die auch Isabelle zu spüren bekommt. Während Isabelle versucht, ein Geständnis aus ihm herauszuholen, wird eine weitere Frau ermordet.

Die Suche nach dem Täter beginnt von vorne. Inzwischen machen auch einige Bewohnerinnen von Fragolin gegen die Frauen in der Villa mobil. Sie haben Angst, dass ihnen die eigenen Ehemänner untreu werden.

In diesem 9. Fall muss sich die sympathische Ermittlerin Isabelle Bonnet nicht nur mit gewalttätigen Männern herumschlagen, sondern auch ihre Beziehung zu dem Maler Nicolas bekommt einige Kratzer ab. Denn bei einer ihrer Recherchen in Marseille sieht sie ihn mit einer unbekannten jungen Frau, obwohl er behauptet sich mit einem Galeristen in Monte Carlo zu treffen.


Meine Meinung:

Dieser 9. Krimi rund um Isabelle Bonnet zeigt, wie schwierig es für, von ihren Partnern, misshandelte Frauen und ihre Kinder ist, ein paar unbeschwerte Tage in Sicherheit zu verbringen.

Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Informationen zu den BewohnerInnen von Fragolin gewünscht, was denn die Stimmung zum Kippen gebracht hat, die dann in den Schmierereien am Zaun der Villa gemündet sind. Die mögliche Gefahr, dass die eigenen Ehemänner mit einer der Frauen aus der Villa anbandeln? Untreue Ehemänner finden immer einen Weg, ihre Frauen zu betrügen. Da braucht es Gäste aus einem Pariser Frauenhaus nicht dazu.

Auch so toughe Ermittler wie Bonnet laufen in Gefahr, Vorurteilen nachzugeben, wobei natürlich die Erfahrungen mit gewalttätigen (Ex)Lebenspartnern eine Rolle spielen.

Mit ihren eigenen Beziehungen hat Isabelle nicht gar so viel Glück. Da ist im 6. Band ihr früherer Liebhaber, der Bürgermeister von Fragolin, Thierry Blès, ermordet worden, die beiden aktuellen Männer, Nicolas und Reuven, sind zwar schillernde Persönlichkeiten, aber vermutlich auch keine „Männer fürs Leben“.
Ich bin schon neugierig, welches dunkle Geheimnis Nicolas vor Isabelle verbirgt. Meine Vermutung ist, dass die junge Frau seine Tochter ist, die ins Drogenmilieu abgerutscht ist. Aber, ich lass mich überraschen, was Autor Pierre Martin für eine Geschichte dazu schreiben wird. Ob sie ihr Sozialprojekt aufgeben wird?

Allerdings kann ich es nicht ganz verstehen, warum Isabelle hier keine Nachforschungen anstellt. Wege und Mittel hätte sie ja dazu.

Der heimliche Star in all den Krimis ist natürlich Isabelles Auto: ein Ford Mustang Cabrio mit besonderer Ausstattung wie Ledersitzen und Polizeisirene. Der feuchte Traum jedes Mannes.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2022

Auftritt der Frauen


ausgezeichnet

Dieses Buch ist gleichzeitig der Ausstellungskatalog jener Ausstellung im Linzer Museum Nordico, das sich ausschließlich mit Künstlerinnen zwischen 1851 und 1951 beschäftigt. Die Ausstellung ist noch bis 26.10.2022 zu sehen.

Die Ausstellung ist jenen unerschrockenen Künstlerinnen gewidmet, die sich trotz aller Widerstände nicht entmutigen haben lassen, ihr künstlerisches Talent auszuüben. Zu dieser Zeit, Mitte des 19. Jahrhunderts, war es Frauen nicht erlaubt höhere Bildung zu erwerben oder an den Kunstakademien zu studieren. So blieb es vor allem den Töchtern des Adels und des wohlhabenden Bürgertums vorbehalten, (häuslichen) Unterricht von Privatgelehrten zu erhalten.

Selbst das moderne Bauhaus der 1920-Jahren hat die Frauen lieber als Keramikerinnen oder im Textildesign gesehen, als als bildende Künstlerinnen.

Mit diesem Buch wird die lokale Kunstgeschichtsschreibung korrigiert und macht deutlich, dass Künstlerinnen nicht nur seit 1851 in der lokalen Kunstszene präsent waren, sondern auch, dass ein reger Austausch zwischen der weiblichen Kunstszene in Linz mit der in Wien, Salzburg, Düsseldorf, München und Berlin bestanden hat.

Eine der bedeutendsten Vertreterinnen ist Agathe Schwabenau, der hier mit dieser Ausstellung (und diesem Buch) stellvertretend für die engagierten Frauen ein Denkmal gesetzt wird. Agathe Schwabenau hat zahlreiche Lebenserinnerungen hinterlassen, anhand derer das Leben der malenden Frau im 19. Jahrhundert nachvollzogen werden kann. Der Spagat zwischen Ehefrau, Mutter, Gastgeberin und Künstlerin ist fast nicht zu schaffen. So beschreibt sie, wie sie in Korsett eingezwängt mit selbst gebastelten Bergschuhen der Freiluftmalerei in den Bergen frönt. Wir erfahren einiges über das Leben in den verschiedenen Künstlerkolonien. Immer wieder wurden diese Frauen despektierlich "Malweiber" genannt.

Zahlreiche Fotografien der Werke jener Künstlerinnen, die sich nicht entmutigen haben lassen, zeigen eine breite Palette der Begabungen.
Das im Verlag Anton Pustet erschienene Buch ist, wie es sich für ein Buch über Kunst gehört, gediegen verarbeitet. Großformatig, in Leinen gebunden und mit einem Lesebändchen versehen. Lediglich das Cover kommt in den Grautönen etwas unscheinbar daher. Aber, vielleicht fällt es deswegen in der farbenfrohen Fülle von Kunstbüchern auf.

Fazit:

Eine Hommage an alle jene Künstlerinnen, die sich nicht entmutigen haben lassen. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.

Bewertung vom 18.06.2022
Elbern, Christoph

Hafenmörder (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Carl Jacob Melcher, ein junger Bakteriologe, wird von seinem Freund Martin Bucher, der Polizist in Hamburg ist, zur Leiche eines Mordopfers gerufen, da Verdacht auf Cholera besteht. Da die letzte, verheerende Epidemie, der auch Carl Jacobs Mutter zum Opfer gefallen ist, noch gut in Erinnerung ist, will man auf Nummer sichergehen, zumal die Wahlen zum Hamburger Senat anstehen.
Es stellt sich heraus, dass der Tote zwar mit Cholera infiziert ist, aber die Gefahr einer Ausbreitung gebannt ist. Allerdings ist der Tote Teil einer Mordserie, bei der reiche Bürger Hamburgs erstochen werden.

Wer macht Jagd auf die „Pfeffersäcke“, wie die durch den Handel mit Spezereien reich gewordenen Hamburger abschätzig genannt werden? Ist Carl Jacobs Onkel auch gefährdet? Und wie passt der ermordete Admiral in die Mordserie?

Um dem Täter auf die Spur zu kommen, ermitteln Martin und Carl Jacob manchmal am Rande der Legalität, die zu dieser Zeit ohnehin viel weiter gefasst ist als heute.

Meine Meinung:

Dieser historische Kriminalroman von Christoph Elbern hat meiner Ansicht nach Potenzial für eine Serie. Sehr gut gefällt mir, dass neben dem feudalen Leben der Reichen auch die Leben der Dienstmädchen und der Arbeiter in der Speicherschaft beleuchtet werden. Carl Jacobs Tante Isolde Knudsen hat ein Herz für gestrauchelte junge Frauen und so findet sich in ihrem Haushalt Clara, ein junges Dienstmädchen mit Vergangenheit. Dass sich Carl Jacob ausgerechnet in Clara verliebt, ist ein gefinkelter Schachzug, denn die gute Clara ist nicht das, wofür er sie hält.
Bei ihren Recherchen zu der Mordserie lernen Carl Jacob und Martin Bucher die Sozialistin Emma Neumann kennen und erhalten Einblick in die Welt der Arbeiter und ihren Kampf um gerechte Arbeitsbedingungen.
Sehr geschickt und unterschwellig ist die Geschichte Hamburgs um 1900 in den Krimi eingeflochten. Als großer Hamburg-Fan habe ich mich schon länger mit dem Werden der Hansestadt beschäftigt. Jetzt sind noch ein paar bislang unbekannte Details dazugekommen.

Manchmal treten die Morde zugunsten der Entwicklung von Carl Jacob zurück und spielen eine eher untergeordnete Rolle. Im letzten Drittel nimmt der Krimi an Fahrt auf und Carl Jacob gerät auf der Jagd nach dem Mörder in große Gefahr.
Die Auflösung hält eine kleine Überraschung für die Leser bereit und ist dennoch schlüssig. Für Carl Jacob wird nichts mehr so sein wie zuvor. Aber der zu Beginn manchmal naiv wirkende junge Mann hat an Lebenserfahrung gewonnen.

Fazit:

Ein gelungener historischer Krimi, der einen realistischen Blick in das Hamburg um 1900 bietet. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.06.2022
Verg, Martin

Was macht die Eintagsfliege morgen? Noch mehr verrückte Fragen und verblüffende Antworten


ausgezeichnet

Das vorliegende Buch ist das zweite einer Reihe, das ungewöhnliche Fragen aus Kindermund anschaulich beantwortet. Doch nicht nur Kinder erfahren Antworten, sondern auch Erwachsen, die sich vielleicht bislang keine Gedanken darüber gemacht haben, was in Wald, Wiese oder Wasser so vor sich geht.

Nachdem der erste Band dem spannenden Titel "Wozu braucht das Klo ´ne Brille"
sich eher mit Fragen rund um Alltagsgegenstände beschäftigt, lockt uns dieses Buch in die Natur.

Zahlreiche Alltagsfragen aus den drei Bereichen Wald, Wiese und Wasser werden hier kindgerecht beantwortet. Dazu gibt es jede Menge Illustrationen von Miriam Kaiser, sodass das Gelesene (Gehörte) besser in Erinnerung bleibt.

Das Buch regt an, nach Jahren des pandemiebedingten Stubenhockens in die Natur hinauszugehen und das Gelesene hautnah zu erleben. Naja, auf die Begegnung mit dem giftigen Bärenklau (S.91) kann getrost verzichtet werden, aber ein Ausflug in den Wald kann den Horizont beträchtlich erweitern.

"Denn das ist das Geheimnis: der neugierige Blick auf die Dinge, von denen du vielleicht dachtest, dass du sie längst kennst und alles über sie weißt." (S. 11)

Fazit:

Antworten auf Fragen, die vielleicht auch Erwachsene stellen wollten, sich aber niemals getraut haben. Gerne gebe ich diesem gelungenen Buch 5 Sterne.