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Insgesamt 1620 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2019

Michael Schulz. @berlinstagram


weniger gut

Trifft meinen Geschmack so gar nicht

Mich faszinieren ausgefallene Fotos und genau diese hatte ich hier erwartet. Leider sprechen mich im ganzen Buch nur eine handvoll Bilder wirklich an. Der Rest zieht mich sehr runter, spricht von Verfall und negativen Veränderungen, zeigt Zerstörung und Müll. Klar, auch das ist eine Aussage. Dennoch hatte ich eine andere „Draufsicht“ erwartet. Künstlerischer. Aufrüttelnder. Nicht einfach nur ein Schnappschuss von vielen.

Farben und Formen können so viel aussagen – ich finde das hier nur auf wenigen Fotos. Blickwinkel, die aus dem grauen Alltag einen besonderen Moment aufsteigen lassen, fehlen mir leider völlig. Das eine oder andere Bild ist ein „guck mal!“, wie ich mir das ganze Buch gewünscht hätte. Diese Ausnahme-Bilder sind grandios, der Rest könnte von schlicht jedem, der durch Berlin bummelt, gemacht worden sein.

Natürlich kann auch genau das die Aussage sein. Doch enttäuscht es mich eben so, wie es ist. Und dabei kann ich mich so schön in Bildern verlieren, wenn sie meinen Nerv treffen. So, wie das Bild mit dem Fernsehturm oder das Bild mit den Kränen. Viele dieser Fotos sind für mich „verfrühte Lost Places“.

Schade! Ich hatte mir so viel von diesem Buch versprochen. Leider nur zwei Sterne von mir.

Bewertung vom 19.05.2019
Hausmann, Romy

Liebes Kind


ausgezeichnet

Atemberaubend!

Nach langen vierzehn Jahren schafft sie die Flucht. Sie lässt das Martyrium in der Hütte zurück. Die Kinder sind auch frei. Im Krankenhaus rettet man ihr das Leben, denn sie ist in ein Auto gelaufen. Doch der Weg zurück in die Normalität ist mit mehr Problemen gepflastert, als ein Mensch ertragen kann …

Hannah ist ein wenig überheblich. Einerseits passt das zu Kindern, andererseits ist es gerade bei ihr zunächst nicht nachvollziehbar. Es ist auch schwer, auseinanderzuhalten, was wahr ist und was eine Art Wahn, denn lügen darf man nicht, das weiß Hannah. Doch mit der Zeit macht dies alles einen Sinn. Von ihr und ihrer Mama wird nach und nach erzählt, was geschehen ist. Beide Stränge sind herzergreifend und atemberaubend. Kaum hat man sich an eine Begebenheit halbwegs gewöhnt, kommt halbwegs mit der Situation klar, kommt eine Wendung, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Man kommt nicht umhin, die eine oder andere Vermutung zu haben, die sich nahezu aufdrängt und erst recht fassungslos macht. Fast wünscht man, man würde sich irren. Die kleinen Ungereimtheiten, die man sorglos unkommentiert lässt, werden immer mehr zu wichtigen Hinweisen.

Nur Matthias, Lenas Vater, ist extrem unsympathisch. Seine cholerischen Reaktionen richten sich meiner Meinung nach gegen die falschen Personen. Da fällt es schwer, Mitgefühl für ihn zu haben. Er bzw. seine Sicht und Erzählung bilden den dritten Erzählstrang. So bildet sich nach und nach aus den vielen Puzzleteilen ein überwältigendes Gesamtbild. Jonathan, der Bruder von Hannah, taucht immer nur am Rande auf. Selbst für Matthias, der Hannah abgöttisch liebt, ist er nur eine Randfigur. Die Emotionen, Gedanken und Handlungen von Karin, Lenas Mutter, kann ich am besten verstehen und nachvollziehen.

Insgesamt gibt das alles ein perfektes Ganzes. Die Idee, die Umsetzung, der Stil (fast schon drei Stile – nicht nur die Stränge unterscheiden sich, eigentlich auch jeweils tatsächlich der ganze Stil), die Wendungen – alles ist perfekt aufeinander abgestimmt und ineinander verwoben, wie feinste Seide.

Das Leben der beiden Kinder ist geprägt von der lebenslangen Gefangenschaft. Sie haben also weit weniger Probleme damit, wie die Mutter. Das Ganze erinnert an die Fälle, die in der Presse zu finden waren und sicher stammt daraus auch die Inspiration. Die Verarbeitung des Themas von einer völlig unerwarteten Seite gefällt mir besser, als ich erwartet hatte. Und die Wendungen sind erschreckend, kaum bis gar nicht vorhersehbar und gehen tief, tief, tief unter die Haut.

Ich gebe zu, dass mir um die Autorin zu viel Wind gemacht worden war und ich genau deshalb bisher noch kein Buch von ihr gelesen hatte. „Liebes Kind“ hat mich aber so schnell so tief so restlos in seinen Bann gezogen, dass ich mich für mein Vorurteil herzlich entschuldige und Romy Hausmann gerne bestätige, dass ihr ein extrem guter Thriller gelungen ist. Respekt! Die Spannung ist fast durchgehend auf höchstem Anschlag. Zum Verschnaufen kommt man so gut wie nie.

Die drei Sprecher Heikko Deutschmann, Leonie Landa und Ulrike C. Tscharre machen einen großartigen Job. Die Idee, dieses Buch nicht von einer einzigen Person einlesen zu lassen, war super. Dadurch wird der Zuhörer viel leichter und schneller ganz tief in die Geschichte gezogen. Jeder Erzählstrang eine eigene Stimme – mir kommt das sehr entgegen.

Dass ich diesem Buch fünf Sterne gebe, wird an diesem Punkt keine Überraschung mehr sein.

Bewertung vom 17.05.2019

Zufälle im Museum


ausgezeichnet

Traumhaft schöne „Zufälle“!

Fast möchte man glauben, dass die Fotos – zumindest zum Teil – gestellt sind. Aber das Leben besteht aus so unfassbaren Zufällen, dass ich bereit bin, an das glückliche Zusammentreffen von Kunst, passendem Betrachter und die Anwesenheit eines Fotografen zu glauben. Viele der Gemälde werden durch diese Fotos noch viel faszinierender. Auf diese Weise betrachtet, wirken sie besonders stark und mich bringen sie dazu, Kunst ab sofort mit anderen Augen zu sehen und besonders stark auf das zu achten, was rings darum ebenfalls zu finden ist. Ich werde nie wieder einfach nur ein Gemälde ansehen, sondern immer zuerst von weitem darauf achten, wie die Betrachter „dazu passen“. Und vermutlich werde ich auch immer überlegen, wie ich selbst gerade zum entsprechenden Gemälde – oder Kunstobjekt allgemein – passe.

Durch die Fotos wird einem bewusst, dass zwischen den oft historischen Motiven und den hochmodernen Zeiten heute mehr Gemeinsamkeiten bestehen, als man gedankenlos angenommen hatte. Auch wenn es nur der Stoff oder das Muster eines Kleidungsstückes des Betrachters ist, die Körperhaltung, eine Geste – all das verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit auf eine Weise, die mich sehr berührt und bewegt, auch wenn sich das pathetisch oder albern anhören mag.

Gleichzeitig fällt mir auf, wie viele der Personen selbst im Museum den Blick oder das Ohr nicht vom Smartphone wegbekommen. Auch das verstärkt erstaunlicherweise den Effekt oftmals. Teils wirken die Museumsbesucher, als seien sie aus den Bildern herausgefallen oder würden gleich in ein Gemälde „einsteigen“ können. Vielleicht unbewusst, vielleicht lese ich zu viel heraus – aber bei vielen der Fotos habe ich das Gefühl, dass die Menschen mit den Kunstobjekten tatsächlich insgesamt sehr harmonieren. Je besser sie zusammenpassen, desto mehr scheinen die Menschen auch von den Bildern fasziniert zu sein.

Es finden sich aber auch urkomische Fotos von Zufällen, die anderer Art sind. Männer, die aussehen, als fielen sie ins Dekolleté der Dame auf dem Bild, das sie betrachten. Menschen, die so vor einem Objekt stehen, dass sie aussehen, als würden sie daraus herauswachsen. Bilder, die moderner aussehen, als die Menschen davor (quasi moderne Bilder und Leute, die scheinen, als kämen sie aus dem 17. Jahrhundert, statt umgekehrt). Und manchmal ergänzen sich Kunst und Mensch erst zu einem wirklich bemerkenswerten Gesamtbild, werten sich quasi gegenseitig auf, um es überspannt auszudrücken.

Es wird nicht langweilig, im Buch zu blättern. Immer wieder entdeckt man neue Zufälle und Besonderheiten. Das ist faszinierend und einfach wunderbar. Ich gebe sehr gern die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 16.05.2019
Karig, Friedemann

Dschungel


weniger gut

Davonlaufen oder Probleme in Angriff nehmen?

Nachdem Felix im kambodschanischen Dschungel verschollen zu sein scheint, beauftrag dessen Mutter seinen besten Freund, ihn zu suchen. Also macht sich dieser auf eine Reise, die ihn noch mal in die gemeinsame Vergangenheit, die Jugend führt. Doch was wird am Ende seiner Reise auf ihn warten?

Ganz oft verbraucht Friedemann Karig enorm viele Worte. Seine Beschreibungen sind an diesen Stellen dann extrem detailreich und überladen. Auch hat er einen Kniff angewandt, der zwar genial ist, aber für meinen Geschmack hat er den „Bogen überspannt“. Er hat weit, weit ausgeholt, um vom Start zum Ziel zu kommen, Umwege genommen, ist abgewichen – der direkte Weg wäre sehr viel kürzer gewesen, aber, ich gebe es zu, nicht so dramatisch.

So hat mich Karig zwischendurch immer wieder verloren. Meine Gedanken sind unweigerlich abgedriftet und ich musste wieder den Faden finden. Das ist anstrengend. Passt zur Aussage des Buches, aber ist dennoch ungeschickt.

Richtig erwärmen konnte ich mich zudem für keine der Figuren. Der namenlose Erzähler ist mir trotz seiner Bemühungen, seinen Freund zu finden, nicht wirklich sympathisch. Was er von Felix erzählt, macht auch diesen nicht zu einer Figur, die ich im Freundeskreis haben möchte. Das ist natürlich dann auch nicht gerade dazu geeignet, sich für das Buch zu erwärmen. Und das ist wirklich schade!

Die Erinnerungen an die Erlebnisse in der Kindheit sind teils sehr amüsant, manche auch fast schon informativ, aber sehr viele auch eine regelrechte Abarbeitung von Klischees. Die Reise selbst, die Erlebnisse des Erzählers, seine Art – irgendwann kippt bei mir das Interesse extrem und ich warte nur noch auf das Ende. Das ist dann zwar wirklich gelungen, aber es versöhnt mich leider nicht insgesamt mit dem Buch. Es ist überraschend, es ist atemberaubend – und nach ein wenig Sackenlassen dann doch irgendwie ein Beweis dafür, dass Felix und der Erzähler nicht die sind, für die der Leser und sie sich selbst hielten.

Fabian Busch macht als Sprecher einen echt guten Job, dennoch reißt er das Ruder nicht mehr herum. Am Ende bleiben bei mir leider nur zwei Sterne übrig. Für drei reicht es nicht mehr.

Bewertung vom 07.05.2019
Büker, Michael

Was den Mond am Himmel hält


ausgezeichnet

Der Mond von a wie abnehmend bis z wie zunehmend

Die Idee, ein Buch über den Mond so humorvoll und unterhaltsam zusammenzustellen, finde ich riesig. Die Texte sind knackig, machen Spaß, lehren dennoch (oder auch gerade deshalb) und die tollen Sketchnotes zwischendurch und am Ende jedes Kapitels (quasi als optische Zusammenfassung und Reflektion des vorangegangenen Textes) runden das Ganze noch zusätzlich ab. So einiges bleibt auch gerade aufgrund dieser Zeichnungen im Gedächtnis haften.

Aufgeteilt ist das Buch in die fünf Themenbereiche:

- Der Mond am Himmel
- Der Mond im All
- Der Mond als Ding
- Der Mond als Ziel
- Der Mond der Zukunft

Sie alle sind fesselnd und unterhaltsam. Nein, ein komplett wissenschaftliches Buch ist dies hier nicht – aber dennoch lernt man unheimlich viel über den Mond. Dinge, die man vielleicht nie im Leben tatsächlich braucht, die aber interessant sind und zumindest bei mir den Blick zum Himmel verändert hat. Der Humor des Buches ist unverkennbar, aber dennoch ist das Buch nicht albern oder lächerlich.

Beim Lesen wird man auf gewisse Weise wieder zum Kind. Die Lebenserfahrung bleibt, wodurch der eine oder andere Vergleich auch erst verständlich ist. Aber die Euphorie und das Staunen, die Kinder so erfrischend an den Tag legen, sind plötzlich wie von Zauberhand wieder da.

Wer hier nicht staunen und schmunzeln kann, der ist im Herzen schon versteinert. Alle anderen genießen jede Seite des Buches, freuen sich an Bekanntem, staunen über Neues und vor allem: lassen sich von Michael Bükers Freude und Liebe zu diesem erstaunlichen Himmelskörper anstecken.

Science-Slam – für mich eine tolle Entdeckung, eine neue Art, Wissen aufzufassen und als Buch noch mal so toll (denn da kann ich immer wieder nachschlagen). Tolles Thema, tolle Aufmachung, tolle Sketch-Notes, tolle Idee! Ich gebe sehr gern die vollen fünf Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2019
Metz, Melinda

Eine Samtpfote zum Verlieben / Samtpfoten Bd.1


gut

Jamies Jahr in Hollywood

Jamie nimmt sich ein Auszeit-Jahr, in dem sie herausfinden möchte, was sie wirklich beruflich machen möchte, denn ihre Tätigkeit als Lehrerin kann sie nicht mehr glücklich machen. Sie mietet sich ein Häuschen in einer märchenhaften Wohngegend in Hollywood und findet schnell Anschluss an die Nachbarschaft. Einige davon sind allerdings ein bisschen zu aufdringlich in ihren Versuchen, Jamie an den Mann zu bringen. Während unerklärliche Dinge passieren und Jamie in den Verdacht gerät, eine Kleptomanin zu sein, hat ihr Kater McGyver schon längst einen Plan …

Der Anfang liest sich sehr flott und witzig, doch schnell nutzt sich das ab. McGyver kommt sehr sporadisch vor und die Ereignisse entwickeln sich ein klein bisschen zu zäh und gleichzeitig vorhersehbar, als dass bei mir große Begeisterung aufkäme. Ich mag lockere Unterhaltung als Ausgleich sehr gern, hier aber ist doch ein bisschen arg wenig Anspruch zu finden.

Einige Stellen nerven schon ein bisschen in ihrer Wiederholung und so manch eine Figur ist nicht nur unglaubwürdig, sondern schon eher lächerlich. Ein ehemaliger Seriendarsteller, der sich zum Ortssheriff macht und „Fälle“ löst, Zwillinge, die schon Jahrzehnte nicht mehr miteinander reden, Hochschwangere auf Partnersuche, die das Date für die Vergangenheit verantwortlich machen – das sind ein paar zu heftige Bolzen, als dass es Spaß machen könnte.

Der Stil erinnert mich streckenweise an Schulaufsätze und Eigenverleger. Ausgereift und gekonnt finde ich ihn nicht. Im Jugendbuchbereich wäre das okay und passend, aber für einen Katzenroman, dessen Protagonisten Mitte Dreißig aufwärts sind, gefällt mir der Stil nicht wirklich. Das Ende ist vorhersehbar und einen Überraschungsmoment gab es im ganzen Buch nicht. Sorry, aber da wird mehr versprochen, als gehalten wird.

Da dies Band eins der „Samtpfoten“-Serie ist, bleibt abzuwarten, wie das weitergeht. Ob mit Jamie und McGyver oder mit einer anderen Katze und wie sich das dann gestaltet. So richtig angefixt bin ich jedenfalls gerade leider nicht. Das Buch war nett, um es so nebenher zu lesen, aber es hat sich keinen Platz auf meiner Favoritenliste erobern können und wird mir vermutlich auch nicht so lange im Gedächtnis haften bleiben. Deshalb gebe ich mittelmäßige drei Sterne.

Bewertung vom 30.04.2019
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1 (1 MP3-CD)


gut

Eitelkeit und Ehre und ungleiche Zwillinge

Ich mag die Fälle von Luc Verlain aus Oetkers Feder sehr. Der Auftakt seiner neuen Serie um „Die Profilerin und die Patin“ hat mich jetzt leider weniger begeistert. Zara soll die beste Profilerin Europols sein, aber für mich blieb sie die komplette Story über einfach zu blass und nichtssagend, zu wischiwaschi – ich konnte nicht die Stärke und die Genialität sehen, die sie meiner Meinung nach für solch große Worte hätte haben müssen. Auch Zoe ist für mich nur eine kleine Gangsterbraut, keine Patin. Sie ist kalt, sie ist hart, sie nimmt sich, was sie will – aber sie ist nicht cool, sondern sehr spontan.

Der Fall selbst war auch nicht so spektakulär, dass es sich positiv in der Wertung auswirken könnte. Das Thema fanatischer Terror lässt sich immer gut verwerten, aber hier kommen ein paar Details dazu, die meiner Meinung nach weder passen noch nötig waren.

Die beiden Schwestern werden nach und nach durch ihre aktuellen Tätigkeiten vorgestellt. Die eine gerade als Drogenkurier unterwegs, die andere will den Mord an einer jungen Türkin aufklären. Die Umstände machen bald klar, dass die Profilerin allein nicht weit kommt und – Überraschung – die Hilfe ihrer fiesen, bösen, mafiösen Zwillingsschwester benötigt. Nach all den Jahren macht sie sich auf die Suche und muss sie dann noch davon überzeugen, ihr zu helfen.

Der Rollentausch war vorhersehbar, ebenso die daraus resultierenden Ereignisse. Rückblenden in die Kindheit der beiden haben mir nicht die erhoffte Aufklärung gebracht und insgesamt läuft mir das alles leider zu sehr Richtung Francis Ackerman jr. in weiblicher Gestalt. Ich kann mich weder für eine der Zwillingsschwestern, noch für Isaakson, noch für eine andere Figur aus der Story irgendwie erwärmen. Das macht es schwer, der Serie treu zu bleiben.

Bleibt zu hoffen, dass es einfach nur ein weniger geglückter Auftakt der Reihe ist und die Folgebände mehr überzeugen. Bei Band eins kann leider noch nicht mal Beate Rysopp, die ich als Sprecherin sehr schätze, das Ruder herumreißen. Für mich eine mittelmäßige Story mit mittelmäßigen Figuren – und deshalb auch mittelmäßige drei Sterne.

Bewertung vom 30.04.2019
James, Tim

Elementar


sehr gut

Unterhaltsam ein bisschen schlauer werden

Chemie ist rings um uns und begleitet uns unser ganzes Leben lang. In der Schulzeit kämpfen die meisten von uns ganz gewaltig mit ihr – in Form des Unterrichtsfaches. Fast nur Jungs hatten wirkliches Interesse daran zu meiner Schulzeit. Und bei mir kam das echte Interesse erst im Erwachsenenalter. Ich finde Chemie wirklich faszinierend, aber man kann nicht einfach mittendrin starten, man muss sich herantasten.

Genau da ist dieses Buch ideal. Tim James erzählt sehr gut verständlich über die Entdeckungen der Elemente, über erste Experimente, über die Geschichte der Chemie und wo sie uns immer wieder direkt begegnet, was sie mit uns macht und was wir ohne sie machen würden. Unterhaltsam und informativ, steigert es das Interesse an Chemie enorm. Weiterführende Lektüre findet sich dann von allein, wenn man dranbleiben möchte.

Mir gefällt, wie Tim James ganz bodenständig und humorvoll erklären kann und nicht den Chemie-Professor heraushängen lässt. Sein Werdegang ist sehr interessant und seine Art, dem Leser „die Welt“ zu erklären, sehr sympathisch und tatsächlich lehrreich. Wer ein wenig Ahnung hat, das Periodensystem jahrelang in der Schule anstarren durfte oder spätestens nach der Lektüre des Buches – wird erkennen, dass der Humor schon beim Titel beginnt. Preisfrage: Welches der dort aufgeführten Elemente gibt es wirklich, welches nicht? Mir gefallen solche Spielereien und sie bleiben im Gedächtnis haften.

Das Buch vermittelt – schon aufgrund seiner relativ geringen Seitenzahl – nicht das komplette Wissen rund um die Chemie. Das will es gar nicht. Es will zeigen, wie Chemie uns tagtäglich begegnet und Neugier wecken. Es ist ein bisschen wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Galileo“. Noch mehr aufgelockert wird das Ganze mit gelegentlich eingestreuten kleinen Grafiken im Stile von Sketch-Notes.

Das einzige, das mir total im Buch fehlt, ist tatsächlich das Periodensystem. Ich hätte es wichtig gefunden, dies im Buch abzubilden, möglichst noch als ausklappbare Schautafel. Ansonsten finde ich es für Chemie-Anfänger und Menschen, die sich einfach mal ein bisschen informieren möchten, sehr gelungen. Das gibt dann von mir vier Sterne.

Bewertung vom 29.04.2019
Krüger, Thomas

Solo für Opa


ausgezeichnet

Das Oma-Suchspiel

Herbert Fröhlich wird vom Leben überrannt – seine Tochter bringt die Enkelin und faselt etwas von Ehekrise, die Enkelin tobt wie ein Orkan durchs Haus und Margit, Herberts Frau, ist einfach nicht auffindbar. Was soll das alles? Herbert ist sauer, wollte er doch in seinem Lieblingssessel relaxen, bis es Essen gibt. Aber weder Ruhe noch Essen sind ihm vergönnt und Margit ist und bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Nur langsam dämmert es Herbert, dass er etwas Grundlegendes verpasst haben muss. Zugeben kann er das natürlich nicht, schon gar nicht, als er feststellt, dass auch sein heißgeliebtes Auto fehlt. Also macht er aus der Not eine Tugend und erfindet das Oma-Suchspiel. Mit seinen Freunden Otto und Enrico und der quirligen Enkelin Julia begibt sich Herbert auf völlig neue Pfade ...

Ach ja, ich liebe den Stil von Thomas Krüger! Ich bin ein großer Fan von Erwin und den Enten und hatte ein wenig Sorge, dass dieses Buch ein bisschen ein Abklatsch werden könnte. Zum Glück aber ist das weit gefehlt! Auch wenn ich sehr früh ahnte, wie alles enden wird und was es mit dem Kuhnasenrucksack auf sich hat, war die Lektüre doch an keiner Stelle langweilig oder albern. Alles passt so wunderbar in sich und auch der schrägste Charakter ist nahezu wie aus dem Leben gegriffen. Besonders Enrico und sein Italo-Deutsch finde ich absolut gelungen. Seit meiner Kindheit gibt es in meinem Leben auch einen solchen Enrico, nur ist er mein „Eismann“ gewesen – und ja, der spricht haargenau wie Enrico! Kein Wunder also, dass ich genau diese Figur besonders ins Herz geschlossen habe.

Die kleinen Missgeschicke, die mehr oder weniger überraschenden Wendungen, die Einfalle der vier Reisenden – ich finde das alles so wunderbar gelungen! Es ist schräg und witzig, aber nicht lächerlich, und genau so mag ich das gern. Die Verwechslungen und zweideutigen Situationen sind urkomisch, aber auch verständlich. Und neben all dem Humor bringt Krüger sehr schön rüber, wie schnell und unbemerkt man Dinge und Menschen als selbstverständlich betrachtet, sich immer weniger bemüht, in einer Seifenblase lebt und was passiert, wenn diese Seifenblase einfach mal platzt. Rasant und turbulent, spritzig und leicht, aber mit einem nicht allzu kleinen Körnchen Tiefsinn hat mich dieser Roman sehr gut unterhalten. Die Opas und Julia sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich möchte behaupten, Krüger hat mich doch auch ein bisschen wachgerüttelt. Ich gebe begeisterte fünf Sterne!