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Insgesamt 1675 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2019
Leo, Maxim;Gutsch, Jochen

Du bleibst mein Sieger, Tiger


ausgezeichnet

Ich liebe diesen Humor!

Dieses Bch sollte jede/r über Vierzig unbedingt kaufen und lesen bzw. hören! Es ist urkomisch, obwohl gar keine Witze erzählt werden, sondern der ganz normale Alltagswahnsinn dargestellt wird. Jawohl, irgendwann sind die Namen der „Stars“ nur noch böhmische Berge und man ist entsetzt, wenn man seine eigenen Jugendhelden heute sieht – sie sind natürlich ebenso älter geworden, wie man selbst.

Das ganze Leben hat schöne und lustige Seiten – vom „Alter“ aus gesehen, ist die Jugend genauso witzig und komisch, wie die Jugendlichen die „Alten“ sehen. Aber meist vergisst man das und jammert der verlorenen, vergangenen Jugend nach. Leo und Gutsch erinnern daran und das so wunderbar selbstironisch, dass man immer wieder laut auflachen muss. Wer Ende 40/Anfang 50 ist, wird das Buch besonders genial finden, denn dann kann man viele Anspielungen auf die Jugend in den 80ern am besten verstehen.

Man erkennt sich einfach immer wieder selbst. Und erkennt, dass wir uns alle gar nicht so groß unterscheiden und uns das Leben gern selbst schwer machen. Wir nehmen nicht die Dinge wichtig, die uns wichtig sind – sondern die, von denen wir glauben (!), dass sie für andere (!) wichtig sind. Und dazu gibt es unzählige Beispiele!

Die Story über Hackfleisch ist einfach unfassbar witzig. Und nicht nur die – aber sie ist quasi stellvertretend für alle das Paradebeispiel. Wunderbar und genial, wie hier ein Thema ans andere gereiht ist und es immer quasi nahtlos passt. Und Themen gibt es viele – da erkennt sich echt jeder irgendwo wieder. Ein bisschen trifft hier Heinz Ehrhardt auf Ephraim Kishon, gewürzt mit einer Prise Otto und etwas Robert Gernhardt. Wunderbar! Und das verstehen wohl auch nicht allzu viele unter Vierzig …!

Ja, hier erzählt ein männlicher Ich-Erzähler und die Autoren sind Männer. Aber ich als Frau finde, sie machen das wunderbar und noch dazu so, dass wir Frauen sehr wohl mit und über sie lachen können und dürfen – und das dann auch bitte über uns selbst können müssen. So anders als sie benehmen wir und nämlich auch nicht. So! Sind wir doch mal ehrlich! Und ja, wir Frauen lieben unsere Männer auch dann, wenn sie in die Alterspubertät kommen. Sie bleiben unsere Sieger. Ich fühle mich total verstanden und freue mich über diese Entdeckung (des Buches) – dafür gebe ich fünf Sterne!

Bewertung vom 07.09.2019
Kummer, Dirk

Alles nur aus Zuckersand


ausgezeichnet

Fred, Jonas , Herr Marek und die Sache mit der Freundschaft

Fred Ernst, ein Zehnjähriger 1979 im Ostteil Deutschlands, erzählt die Geschichte seiner Freundschaft zu Jonas, dessen Mutter einen Ausreiseantrag gestellt hat. Das hat Folgen für alle, auch für Fred – denn der Staat sieht es gar nicht gern, wenn Ausreisewillige Kontakt zu anderen haben. Sie könnten sie ja überreden …! Fred und Jonas überlegen, wie sie weiter Freunde bleiben können, denn es sind den Ausreisewilligen nach ihrer Auswanderung keine Kontakte mehr erlaubt. Werden die beiden ihre Freundschaft retten können?

Charly Hübner spricht das Buch bezaubernd ein. So ein kleiner Ost-Slang taucht hin und wieder auf, aber nicht so heftig, dass es albern werden könnte. Die Kids der Zeit waren ein bisschen anders als heute, dennoch ist die Geschichte für die heutige Generation verständlich erzählt. Dirk Kummer schafft es, diese „Zeitbrücke“ sehr gut zu schlagen.

Die Gefühle des Zehnjährigen Fred werden sehr einprägsam und nachvollziehbar geschildert. Seine Gedanken, seine Ängste und Sorgen, die Abläufe in der damaligen DDR – all das ist so formuliert, dass vierzig Jahre später Gleichaltrige einen Blick in dieses Kapitel unserer Geschichte werfen können und sehen, wie frei sie selbst sind. Aber auch für Erwachsene ist dieses Buch ein wahres Geschenk, das die Mauer in den Köpfen einreißen kann.

Mich hat Dirk Kummer sehr bewegt und beeindruckt. Ich gebe für diese wunderbare Geschichte über Freundschaft über alle Grenzen und Schwierigkeiten hinweg die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 07.09.2019
Carter, Chris

Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10 (2 Audio-CDs, MP3 Format)


weniger gut

Brutal, blutig, aber entsetzlich unlogisch

Lucien Folter ist für Robert Hunter kein Unbekannter. Jetzt ist er aus der Sicherheitsverwahrung ausgebrochen und hinterlässt dort und auf seinem Weg nach LA jede Menge Leichen. Schnell wird klar – Lucien geht es einzig und allein darum, Hunter aus der Reserve zu locken. Der Tag der Abrechnung naht.

Für mich ist Hunters zehnter Fall der erste Carter. Und ich kann schon jetzt sagen – es war auch mein letzter. Ich liebe Thriller und ich mag raffinierte Täter, aber hier geht es in erster Linie um Brutalität und Blut. Es wird immer und immer wieder überdeutlich alles bis ins kleinste Detail beschrieben, wenn es um Mord und Totschlag geht. Da erlebt man mit dem Täter die Tat, da erfährt man, was der nächste Mensch sieht, wenn er die Toten entdeckt, da erfährt man, was der Leichenbeschauer dazu zu sagen hat – also immer und immer wieder wird überdeutlich ein und dieselbe Tat beschrieben und die nächste grausame Tat steht schon vor der Tür. Die Ideen des Mörders sind abartig und man fragt sich automatisch, was für ein Mensch der Autor sein muss – denn so geht das sicher in den neun vorherigen Büchern auch zu! Es ist widerlich und unnötig.

Auch Hunter nervt mich. Wird beschrieben als ach so kluges Wunderkind, das zum weltbesten Profiler wurde und dann braucht er ewig, um ganz einfache Zusammenhänge herzustellen und/oder zu merken, dass er mal wieder ausgetrickst worden ist. Ihm unterlaufen Fehler, die einem blutigen (ach, wie passend!) Anfänger nicht passieren dürften. Von Genialität spüre und sehe ich da nix – für mich ist Hunter da eher „vernagelt“.

Völlig unsinnig fand ich auch, dass ständig irgendwer irgendwas nachfragen musste. Was hat er gesagt? Wo ist er? Was macht er? Wirklich? Wann? Wo? Ein guter Kniff ist das in dieser Masse keineswegs. Dann kommt das Show-Down-Ende, das in Stil und Ausarbeitung so gar nicht zu allem, was zuvor war, passen mag. Lucien, der so perfekt alles bisher geplant hat, unterlaufen endlos viele Fehler. Im Ernst jetzt? Dass dies eine Fortsetzung ist, kommt dabei gar nicht zum Tragen, denn das tut meiner Meinung nach gar nichts zur Sache. Böses Monster gegen genialen Profiler – mehr muss man eigentlich nicht als Voraussetzung wissen.

Für mich war Luciens Nachname (Folter) ein bisschen lustig. Passt ja schon (auf Deutsch gelesen) zu seinem Wesen. Beabsichtigt war das vom Autor sicher nicht – es fällt mir einfach nur auf.

Leider fand ich Uve Teschner als Sprecher nicht so wirklich toll. Seine Art, Frauen zu sprechen, hat mich sehr gestört. Das klingt bei ihm sehr schnippisch und für mich abwertend. Schade! Da mir die Story insgesamt aber sowieso nicht so super gefallen hat, fällt dies nicht mehr ins Gewicht.

Mir ist vollkommen bewusst, dass ich mit meiner Meinung komplett gegen den Strom schwimme. Dennoch kann ich diesem Buch nicht viel abgewinnen. Mehr als zwei Sterne sind nicht drin.

Bewertung vom 01.09.2019
Falk, Rita

Guglhupfgeschwader / Franz Eberhofer Bd.10 (6 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Lotto-Otto in der Klemme

Jetzt ist der Franz Eberhofer schon zehn Jahre Dorfpolizist in Niederkaltenkirchen und es bahnt sich das Dienstjubiläum an. Noch schöner ist, dass der Kreisverkehr in seiner Heimatstadt glatt nach ihm benannt wird. Das freut die einen und ärgert die anderen, ganz klar. Doch dann wird der Franz ganz unvorhergesehen in eine ganz üble Geschichte gezogen. Der Lotto-Otto, der eigentlich Oskar heißt, steckt bis Oberkante Unterlippe in Schwierigkeiten und auf konventionelle Art lässt sich da nicht mehr helfen, zumal es aussieht, als müsste der Franz gegen Kollegen ermitteln …

Auch diesmal ist der Eberhofer-Franz ganz er selbst. Wäre ja auch echt schlimm, wenn er sich um 180° wenden würde. Seine Macken und Fehler sind mir schon ans Herz gewachsen und dass er genau damit immer wieder in Fettnäpfchen tritt, macht die Bücher so unterhaltsam. Und sind wir doch mal ehrlich – eigentlich bräuchten wir im wahren Leben doch viel mehr Typen wie den Eberhofer! Seine Art, auf ganz neuen Wegen zum Ziel zu kommen, kann zwar anstrengend sein, aber ganz so verkehrt ist sie dann doch nicht. Das wird auch seine Susi unterschreiben, denke ich mir. Die ärgert sich zwar immer mal wieder – zu Recht – über ihren Franz, aber sie weiß andererseits auch, was sie an ihm hat.

Die Ermittlungen nehmen relativ wenig Raum ein, dafür das Gemenschel untereinander. Der beatles-hörende Papa und seine Joints, die grantelnde Oma, der sich durchschnorrende Franz, der streitsüchtige Bruder Leopold, die entzückende Nichte Sushi-Uschi, der Karpfen mit Sohn Ansgar, der Lotto-Otto und die Nicole, der Bürgermeister und nicht zuletzt Rudi, der nicht wenig Anteil an den Erfolgen vom Franz hat, aber, sind wir mal ehrlich, allein auch nicht viel auf die Beine bringt. Das ist eine so entzückende Ansammlung von Originalen, dass sie zusammen einfach nur eine geniale Story ergeben können.

Sprachstil und Wortwitz sind wie immer – typisch Rita Falk, typisch Eberhofer und typisch Tramitz. Das Lesen und/oder Hören macht einfach Laune, stellt nicht so hohe Anforderungen (das meine ich nicht böse – zur Entspannung muss man auch mal „seichte Literatur“ haben) und geht so nebenbei auch ans Herz. Ich hatte viel Spaß und merke, dass ich auch nach zehn Bänden noch lange nicht genug vom Eberhofer und seinen Methoden habe.

Vielleicht haben Neueinsteiger nicht ganz so viel Spaß, weil sie die Eigenheiten vom Franz (noch) nicht kennen, aber ich denke, die meisten werden sowieso schon alle (oder einige) vorherigen Bände kennen und mir zustimmen – das ist ein würdiges Dienstjubiläum. Deshalb gebe ich auch die vollen fünf Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2019
Scheller, Anne

Ravensburger Exit Room Rätsel: Gefangen im Hotel


gut

Zwei Rätsel, ein „Einweg-Buch“ und die Frage, ob man Bücher kaputtmachen sollte

Die neue Rätsel-Leidenschaft nennt sich Exit Room. Ganz klar, dass es dazu dann auch Bücher gibt. Ich kenne das als Story, zu der man Rätsel löst und dann weiß, wo es weitergeht. Für Kids ab 8 hat Ravensburger nun dieses Rätselbuch auf den Markt gebracht. Das läuft anders, hier wird aktiv mit und im Buch gearbeitet.

Ich bin hin- und hergerissen, ob das Kinder nicht auf dumme Ideen bringt. Ein Buch sollte man pfleglich behandeln und nicht Seiten herausreißen und ähnliche Aktionen damit anstellen. Dass die Seiten geöffnet werden müssen ist eines, dass man ins Buch schreiben kann/darf/muss ist schon wieder etwas heftiger, aber das Buch quasi zerstören – ich weiß ja nicht!

Das hat zusätzlich auch noch den großen Nachteil, dass das Buch nur ein einziges Mal durchgespielt werden kann. Danach war es das dann. Sehr schade eigentlich! Das könnte man ganz sicher eleganter lösen. Klar, den Kids gefällt es dieses eine Mal super, aber das ist weder nachhaltig noch umweltbewusst.

Die Idee selbst mit dem Rätsel und dem Entkommen finde ich aber cool und witzig. Deshalb gebe ich insgesamt drei Sterne.

Bewertung vom 28.08.2019
Setzer, Christina

Mein Open-Air-Wohnzimmer


ausgezeichnet

Wohnraum-Erweiterung für die sommerlichen Monate

Für die Gestaltung unserer Terrasse war ich auf der Suche nach Anregungen. In diesem Buch gibt Christina Setzer dem Leser alles nötige „Handwerkzeug“ mit auf den Weg, in fünf Schritten einen Balkon – ganz gleich, welcher Größe – ebenso zu einem zusätzlichen Wohnraum zu gestalten, wie auch eine Terrasse.

Jeder einzelne Schritt wird genau beschrieben und erklärt. Da gibt es ordentlich Stoff zum Durcharbeiten! So auf die Schnelle ist hier weder ein Outdoor-Wohnzimmer geschaffen noch das Wissen gelesen! Genau das macht in meinen Augen das Buch so empfehlenswert.

Die Beispiele sind grandios und die Erklärungen versteht wirklich jeder. Die fünf Schritte sind simpel, aber selbstredend dennoch mit Arbeit und Zeit verbunden. Doch das Ergebnis ist all das wert! Dennoch sollte einem klar sein, dass eine solche Wohlfühl-Oase auch ihren Preis hat. Klar, man kann günstig kaufen und auch vorhandene Dinge nutzen, aber dennoch wird man kaum ganz ohne Neuanschaffungen auskommen. Meiner Meinung nach lohnt es sich. Lieber ein Jahr mit der Realisierung warten und dafür bis dahin gut und sorgfältig planen und eine kleine Spardose für das Projekt anlegen und schön prall füllen!

Es wird, wie nicht anders zu erwarten war, auch ein bisschen Werbung gemacht. Das ist einerseits schade, andererseits vermutlich kaum zu umgehen. Mir fehlen nur ein paar mehr Do-it-yourself-Ideen, aber dafür kann man sich dann eben noch ein weiteres Buch besorgen.

Insgesamt nicht nur ein inspirierendes, sondern ein begleitendes und helfendes Buch. Mir gefällt es sehr und ich gebe die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 26.08.2019
Breen, Sarah;McLysaght, Emer

OMG, diese Aisling!


gut

Ein Jahr mit Aisling

Aisling ist total durchorganisiert und noch dazu unfassbar geduldig und naiv. Aber ich mag sie! Sehr sogar! Ihre Art hat bei mir bewirkt, dass ich Aisling gern "beschützen" möchte und sie ein kleiiiiiiiiiiiiin bisschen lockerer machen. Auch wenn sie Ende 20 ist, wirkt sie oft wie ein Kind. Sie hat ihre festen Ansichten zu Dingen – die zwar gar nicht so falsch sind, in der Summe aber wirklich witzig und auch mal nervig werden. So ein klein wenig Adrian Monk kommt da irgendwie durch.

Anfangs liest sich der Stil absolut unterhaltsam, aber irgendwann fängt es dann an, wirklich anstrengend zu werden. Aisling plappert wie aufgezogen. Ohne Punkt und Komma. Teils wirkt sie total altbacken, sogar im Vergleich zu ihrer Mutter. Dennoch ist sie total sympathisch. Das muss man erst mal hinbekommen! Wenn ihr endlich mal der Geduldsfaden reißt, dann kann man ihr nicht böse sein. Zu Aisling gehören ihre Macken einfach – sonst wäre sie nicht „vollständig“.

Ihre Art, die Mitmenschen per Post-its zu erziehen, ist urkomisch. Gleichzeitig schafft sie es aber nicht, ihren langjährigen Freund über ihre Gefühlen und Wünschen in Kenntnis zu setzen. Sie verschenkt quasi die vielzitierten „besten Jahre“. Ihre Gedanken und Gefühle kennt aber ganz sicher jede Frau, die schon mal eine Trennung (besonders nach sieben Jahren Beziehung) durchgestanden hat. Überhaupt gibt es jede Menge Gelegenheiten, sich selbst in Aisling wiederzuerkennen, auch wenn zehnmal so viele „Macken“ von ihr so gar nichts mit einem selbst zu tun haben. Oder etwa doch?

Als Leser begleitet man Aisling durch eine aufregende und auch aufreibende Zeit. Man erlebt mit ihr so viele Momente, die man so oder ähnlich schon selbst erlebt hat. Stimmt schon – wir sind alle ein bisschen Aisling. Genau deshalb haben die beiden Autorinnen auch so gut mitten ins Schwarze getroffen mit ihrem Buch, das auf einem Blog basiert. Nur leider wird ein Frauenbild gemalt, das ich nicht wirklich gut finde. Aislings Entwicklung ist in eine Richtung gelaufen, die sicher auch in Irland nicht viel mit Selbstverwirklichung und Selbstfindung zu tun hat. Schade.

Witzig, ein bisschen nervig, etwas anstrengend aber auch voll aus dem Leben. Es fängt toll an, lässt dann etwas nach und hätte von mir vier Sterne bekommen, aber das Ende finde ich unbefriedigend und auch unpassend, sodass leider nur drei Sterne bleiben.

Bewertung vom 22.08.2019
Decker, Anika

Wir von der anderen Seite


ausgezeichnet

An die Tür zum Jenseits angeklopft

Rahel ist Komödienautorin und von daher recht viel – auch schrägen – Humor. Aber festzustellen, dass sie im Koma lag und sich auf der Intensivstation befindet, nicht selbständig atmen kann und heftig Muskeln abgebaut hat, das macht sie doch fertig. Noch dazu lässt der Medikamentenentzug sie in den unmöglichsten Momenten winkende Eichhörnchen sehen. Der Weg von der anderen Seite zurück ins Leben ist schwerer, als geahnt …

Immer wieder musste ich an Gaby Köster denken. Ja, bei ihr war es ein Schlaganfall und ihr Weg zurück ins Leben eine noch andere Sache. Dennoch … Beide Fälle ähneln sich auf gewisse Weise eben doch. Und beide Frauen zeigen, mit was man fertig werden kann, wenn man dazu gezwungen ist. Noch dazu erzählen beide – die eine autobiographisch, die andere in einen Roman verpackt – mit unendlich viel Humor. Dabei bleibt der Ernst der Sache keineswegs auf der Strecke und es ist auch an keiner Stelle lächerlich oder komplett überzogen. Das ist großartig und bringt das Gefühlskarussell ordentlich in Schwung. Man kann lachen, aber auch weinen. Beides mal laut, mal leise.

Die Autorin Anika Decker hat in diesem Roman eigene Erlebnisse mit eingewoben. Nach einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung nach einer Nierenbeckenentzündung lag sie selbst im Koma und kämpfte sich zurück ins Leben. Mit Humor und dennoch emotional lässt sie den Leser an diesem einschneidenden Erlebnis teilhaben.

Sie schildert sehr einfühlsam, was man als Patient (im Extremfall) erleben kann, packt viel Galgenhumor dazu und verliert den Kontakt zum Leser/Hörer in keiner Sekunde. Nach und nach kommen immer mehr Ereignisse heraus, die in der Zeit vor, während und nach dem Koma stattfanden. Damit wird enorm Spannung erzeugt. Ich finde das rundum gelungen. Es wird wunderbar dargestellt, was körperliche Krankheiten auch für die Seele bedeuten. Auch, dass man dann nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen nervt. Klingt dämlich – aber es tröstet, dass man nicht allein so reagiert. Mein eigenes kleines Drama ist winzig dagegen, dennoch erkenne ich so viel wieder.

Man fährt Gefühlskarussell von Anfang bis Ende. Auch wenn man eigentlich nicht viel Neues erfährt, wird einem doch bewusst, was man vorher nur unterschwellig wahrhaben wollte. Gute Ärzte, arrogante Ärzte – irgendwie begegnet uns das tatsächlich genau so immer wieder. Dieses Buch bereichert ungemein. Ich liebe es! Fünf Sterne!

Katja Riemann liest das Hörbuch so wunderbar ein, als hätte sie das alles höchst selbst erlebt. Sie findet sich so gut in die Figur der Rahel Wald ein, dass sie jedes noch so kleine Gefühl, jede kleine Veränderung direkt dem Leser vor die Füße legt. Ganz großen Respekt! Sie ist definitiv die ideale Sprecherin für dieses Hörbuch.

Bewertung vom 21.08.2019
Beck, Fabian

Grillen


ausgezeichnet

Ist das noch Grillen? Ja!

Mal möchte man ganz einfach nur ein Steak und ein paar Würstchen auf den Grill hauen, mal soll es mehr Raffinesse haben und man gibt sich mehr Mühe und dann gibt es auch die Momente, in denen man sozusagen Sterneküche vom Grill haben möchte. Selbst machen – nicht gemacht bekommen. Da ist guter Rat teuer – oder man vertraut sich selbst und Fabian Beck.

Das Buch startet mit ein wenig Theorie. Das ist jedoch im angenehmen Rahmen und lässt den Rezepten (und dazugehörigen Bildern – mir ist das immer sehr wichtig) genug Raum. Da die Rezepte nicht nur Können voraussetzen, sondern auch den verwöhntesten Gaumen noch in Verzückung geraten lassen sollen, wird hier nicht nur mit dem gearbeitet, was man sowieso schon immer verwendet, sondern auch so einiges an saisonalen Zutaten und Extras, die man speziell besorgen muss. Zumindest ich habe – selbst im Frühling – nicht die Mairübchen schon im Gemüsefach liegen oder halbgetrocknete Tomaten in der Vorratskammer. Es werden hochwertige, saisonale und möglichst regionale Produkte verwendet. Je höher deren Qualität, desto besser das Ergebnis.

Auch bei Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten wird auf hohe Qualität und absolute Frische gesetzt. Das macht sich dann im Geldbeutel bemerkbar, doch macht man das ja nicht alle Tage und selten für eine halbe Kompanie. Es wird zumindest bei uns ein Highlight sein und bleiben, das man sich hin und wieder gönnt und gern an speziellen und besonderen Tagen genießt.

Die Rezepte sind mit Piktogrammen den passenden Grill-Geräten zugeordnet. So erkennt man schnell und auf einen Blick, welche Rezepte infrage kommen und welche nicht. Mein Mann liebt das Grillen und hat eine regelrechte Grill-Sammlung. Aber eine Ramsterbox hat er bisher noch nicht. Vermutlich ändert sich das aber zeitnah …!

Am einfachsten gelingen die Rezepte, wenn man eine Outdoor-Küche hat und einen wirklich guten Grill. Aber auch bei „Normalausstattung“ ist es kein Hexenwerk, den Rezeptanweisungen zu folgen. Die Beschreibungen sind klar und deutlich und leicht verständlich. Nicht alle Rezepte sind total kompliziert, es gibt auch einige, die man auch dann schafft, wenn man nicht der absolute Profi ist. Der Spargelauflauf beispielsweise ist göttlich und dennoch ganz einfach zu machen. Übrigens sogar in der Küche, wenn man mal doch nicht grillen möchte!

Und weil „next level“ angesagt ist, gibt es auch Rezepte für leckere süße Nachtische. Hier gewinnen alle, die auch in der Küche gerne backen und Nachspeisen zubereiten. Muss man können – ich bin da ein bisschen ungeschickter. Schmeckt zwar super, sieht aber nicht immer so aus!

Wie immer, so wird auch aus diesem Buch das eine oder andere Rezept fest in unser Repertoire übergehen, andere vielleicht mal ausprobiert werden und einige gar nicht erst in Frage kommen. Geschmäcker sind verschieden und das ist gut so. Die Anregungen, die dieses Buch gibt, sind grandios und die Fotos von Debus setzen die Gerichte wunderbar in Szene. Ich finde wunderbar, was man mit diversen Grill-Arten alles zaubern kann und gebe dem Buch sehr gerne die vollen fünf Sterne.