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S.
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Berlin

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Insgesamt 1149 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2019
Ahern, Cecelia

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte / Holly Kennedy Bd.2


ausgezeichnet

Gerry war Hollys große Liebe und sie die seine. Als er vor sieben Jahren starb, hatte er Briefe hinterlassen, die sie monatsweise öffnen durfte. In jedem war eine Aufgabe, die aus gemeinsamen Erinnerungen resultierte und Holly zurück ins Leben bringen sollte. Sieben Jahre sind vergangen, Holly geht es gut. Sie hat einen tollen Partner, einen Job und die Unterstützung von Familie und Freunden. Plötzlich allerdings wirft sie etwas aus der Bahn.
Mitglieder eines „PS: Ich liebe dich- Clubs“ wollen ihre Hilfe bei Briefen, die sie, da sie selbst bald sterben, ihren Angehörigen hinterlassen wollen. Kann und will Holly alles wieder aufrühren?
Cecilia Ahern hat emotional berührende Schicksale zusammengeführt. Sehr gefühlvoll Menschen mit einem letzten großen Ziel geschildert. Alle Clubmitglieder haben eine Geschichte, alle wollen, dass etwas von ihnen bleibt. Ich bewundere jeden von ihnen, besonders aber Ginika, die unglaublich stark in ihrer wirklich tragischen Situation bleibt. Holly bringt sich selbstlos ein.
Aber was macht dieses Engagement mit Ihr? Glaubhaft beschreibt Cecilia Ahern ihren Weg von Ablehnung über den Plan, sich nur kurz blicken zu lassen bis hin zu großem Einsatz. Hollys Leben gerät aus den Fugen.
Sie sieht Gerrys Briefe, die sie so stark beeinflusst haben, in einem neuen Licht. DAS ist es, was ausserdem so stark beeindruckt in diesem berührenden Buch. Holly verändert sich, kommt aus ihrer Komfortzone heraus und hat eine neue Stärke erlangt.
Cecilia Ahorn nimmt den Leser auf eine neue Gefühlsreise mit und stellt Dinge in Frage, die perfekt erschienen.
Sehr Nachdenkens- und Lesenswertes aus dem S. Fischer Verlag, aus dem Englischen übersetzt von Christiane Strüh.

Bewertung vom 16.10.2019
Anour, René

Im Schatten des Turms


ausgezeichnet

Wien, 1778/78.
Alfred Wagener möchte Medikus werden. Fast unmöglich in einer Ständegesellschaft, in der der Adel alle, die anderen Stände kaum Rechte haben. Er ist ehrgeizig, aber arm. Ein Job als Lehrer der adligen Helene soll helfen.
Helene, schön, klug und wissbegierig, wird von ihrem Vater gefördert, vielseitig gebildet. Aber als er stirbt, ändert sich alles.
René Anour zeichnet ein Bild des historischen Wiens unter besonderer Berücksichtigung des „Narrenturms“. Eigentlich ein Prestigeobjekt des Kaisers, verkommt er zu einer Verwahranstalt für Menschen, die anders sind und hier misshandelt oder als Forschungsobjekte missbraucht werden.
Das Leben bei Hofe, die Allüren und gegenseitigen Intrigen der Adligen werden in schillernden Farben beschrieben. Nicht ausgespart werden die Schrecken der Kriege, die Rechtlosigkeit der meisten Frauen, Korruption und Machtmissbrauch.
Die beiden sympathischen Hauptfiguren erleben die unwahrscheinlichsten Abenteuer, finden sich oft in ausweglos scheinenden verzweifelten Situationen, handeln unberechenbar, lassen den Leser mitleiden und rufen eine Achterbahnfahrt der Gefühle hervor.
Besonders interessant sind die gut recherchierten historischen, oft bislang wenig bekannten Fakten, die sich mühelos in die Handlung einfügen.
Spannend, bestens zu lesen und unterhaltsam, ein phantastisches Buch aus dem Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Bewertung vom 06.10.2019
Moyes, Jojo

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht


ausgezeichnet

Tief im Süden Kentuckys, in der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts... platzt die eigenwillige Engländerin Alice in die konservative Gesellschaft einer spießbürgerlichen Szenerie. Um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen, folgte sie ihrem nach kurzer Bekanntschaft geheirateten Mann in eine vermeintlich völlig andere Welt. Ja, die Landschaft war eine völlig andere, die Erwartungen an sie aber sind die gleichen wie daheim: ein untergeordnetes, dem Mann gefälliges Leben als rechtlose Ehefrau zu führen. Todunglücklich schließt Alice sich den Satteltaschenbibliothekarinnen, die regelmäßig Bücher zu den entlegenen Behausungen in den Bergen bringen, an. Kann sie hier Erfüllung und Freundschaft finden?
Wieder hat Jojo Moyes einen Roman geschrieben, der fasziniert und bezaubert. Vor dem historischen Hintergrund des WPA-Programms der Packhorse Library (1935-1943), mit welchem mehr als 100000 Landbewohner mit Büchern versorgt wurden, hat sie ein wunderbares Bild von Alice und ihren sowohl engagierten als auch liebenswerten Mitkämpferinnen gezeichnet. Margery- was für eine streitbare und sympathische Frau. Beth, schlagfertig und lustig, Izzy, kämpferisch und tapfer, Sophia- ach, auch sie ein Juwel und die vielen anderen, die wir in diesem Buch kennenlernen, werden lebensecht und authentisch beschrieben. Natürlich auch die männlichen Vertreter, egal ob profitorientiert, altmodisch, um ihre Vormachtstellung ringend oder aber als gefühlvolle, partnerschaftliche Protagonisten - alle kommen vor. Rassenkonflikte werden genauso wenig ausgespart wie die gnadenlose Ausbeutung von Mensch und Landschaft.
Die Gefühle beim Lesen schlagen hoch, Mitleid, Freude, Anerkennung, Wut, Trauer; alles wird durchlebt.
Wunderbares aus dem Hause Rowohlt. Muss man lesen.

Bewertung vom 02.10.2019
Budinger, Linda

Der siebte Schrei (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sechs Jungen hat er entführt, gefoltert. Einer konnte fliehen, die anderen sind tot. Und jetzt wurde ein weiterer Schüler entführt.
Auf diesen Alt- und jetzt aktuellen Fall wird auch Special Agent Dean Hamilton angesetzt. Eigentlich schwer traumatisiert, soll und will er eine Chance bekommen, sich zu beweisen.
Ein großes Problem ist, dass auch Steve unter einem Trauma leidet und zudem noch stumm ist. Zur Traumabewältigung darf er auf eine Pferderanch in Idaho und dort mit Therapiepferden arbeiten. Kann Dean sein Vertrauen erwerben?
Auch der Mörder kommt regelmäßig zu Wort. Er hat ein Faible für Musik und eine abartige Besonderheit. Darauf muss man erst einmal kommen!
Das zu einem spannenden Thriller zu verweben, gelingt der Autorin Linda Budinger sehr gut. Mehrere Erzählstränge werden aufgegriffen ( mysteriöse Bankkarten, übereifrige Polizisten, Bankraub, seltene Eigenschaften wie Synästhesie, mühselige polizeiliche Ermittlungsarbeit, Korruption) und mehr oder weniger sympathische Figuren gestaltet. Besonders gefallen mir natürlich die beiden Protagonisten Dean und Reittherapeutin Marina, sehr engagiert in ihrem jeweiligen Bereich. Beiden wünscht man alles Gute und sich selbst eine Fortsetzung mit den Zweien.

Bewertung vom 01.10.2019
Downing, Samantha

Meine wunderbare Frau


ausgezeichnet

Sie sind attraktiv, anerkannt, gesund, leben in angenehmem Wohlstand. Sie haben ein schönes Haus, zwei Kinder, Rory und Jenna, 13 und 12 Jahre alt. Und eine bizarre Leidenschaft: Mord als Aphrodisiakum.
Beider Kindheit war schwierig: sie wurde von ihrer Schwester schikaniert, seine Eltern waren zu erfolgsorientiert. Ist das der Grund für ihre Obsession?
Samantha Downing beschreibt fast wie nebenher schreckliche Taten aus der Sicht des Protagonisten, den zwar an und ab das Gewissen plagt, allerdings nie so heftig, dass er seiner Frau Einhalt gebietet, im Gegenteil, er findet das sexy, kämpft um ihre Anerkennung und um den Kick.
Das Pärchen hat den clever scheinenden Einfall, einen früher agierenden Mörder für ihre Taten verantwortlich zu machen. Ihre Mitmenschen, auch ihre Kinder, reagieren unerwartet heftig.
Sehr spannend, wie die Mordplanung und deren Vertuschung aufgebaut werden. Unfassbar, wozu Menschen aus niederen Beweggründen fähig sind. Und unglaublich, dass Trittbrettfahrer profitieren.
Überraschende Wendungen packen den Leser, man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ein gelungener Thriller aus dem Goldmann Verlag.

Bewertung vom 30.09.2019
Fölck, Romy

Sterbekammer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Was so sanft beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Horrorszenario: eine junge Frau wird 2010 verschleppt und in einem Kellerverlies gefangen gehalten. Jahre später. Frida Paulsen ist die „Neue“ im Team der Itzehoer Polizei. 10 Jahre lang ist sie in Hamburg Streife gefahren, hat sich zur Kriminalpolizei versetzen lassen. Ihr „Ziehvater“ Bjarne Haverkorn, erholt sich von einer im Dienst erlittenen Verletzung. Ein neuer Chef, der sich als strenger Vorgesetzter erweist, macht ihr das Leben schwer, betraut sie mit einem Cold Case, eben mit der Entführung aus dem Jahre 2010. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Tod des alten Hader, in dessen abseits gelegener Wohnmühle ein Kellerverlies mit DNA-Spuren einer Frau gefunden werden?
Eine schreckliche Vorstellung, viele Jahre in einem fensterlosen Loch gefangen gehalten zu werden. Was macht das mit Einem?
Romy Fölck hat einen spannenden Krimi verfasst, der den Leser sofort packt und mit auf Spurensuche gehen lässt. Interessant, welche Ansätze verfolgt werden. Welche Enttäuschung, wenn eine viel versprechende Fährte mit einem Fehlschlag endet. Spannung wird aufgebaut und konstant gehalten. Und natürlich ist Offensichtliches doch nicht so, wie es zunächst scheint.
Sachlich geschildert, aber gerade deshalb so emotional, sind die Gedanken der Entführten, die die Tage ihrer Gefangenschaft zählt. Mehr bleibt ihr nicht.
Schön, dass Lokalkolorit einfließt, die Sorgen der Obstbauern eingeflochten werden und auch die Liebe eine Rolle spielt. Sehr sympathische und weniger nette Kollegen werden bei ihrer mühseligen, oft großen persönlichen Einsatz fordernden Arbeit beobachtet.
Spannendes aus dem Bastei Lübbe Verlag, gut zu lesen.

Bewertung vom 26.09.2019
George, Nina

Südlichter / Monsieur Perdu Bd.2


sehr gut

Nicht nur entschleunigt, sondern auch unglaublich gefühlvoll geht es in Nina Georges Roman „Südlichter“ zu. Marie-Jeanne, früh verwaist, wächst bei Pflegeeltern, dem Trödelhändler Francis und seiner knurrigen, aber herzensguten Frau, auf. Sie ist besonders, kann sie doch die Liebe sehen. Niemand ausser ihr sieht das geheimnisvolle Leuchten. Was kann sie damit bewirken?
Sehr poetisch, dass die Autorin abstrakte Begriffe wie Liebe, Schicksal, Zeit, Tod und andere als Personen zeichnet und deren Charaktere sprechen lässt. Der Liebe gesteht sie besonders viel Raum zu, sie durchdringt die Menschen, Bäume, Gegenstände.
In der wunderschönen Landschaft der französischen Provinz eröffnet Francis eine Überlandbibliothek und verändert das Leben der Einwohner. Eine optimistische, Mut machende Entwicklung.
Emotional, poetisch, bedächtig, märchenhaft, „goldweich“ ist dieser verträumte Roman aus dem Hause Knaur.

Bewertung vom 26.09.2019
Edition Piepmatz: Wie kleine Tiere groß werden: Die kleine Raupe

Wie kleine Tiere groß werden: Die kleine Raupe


ausgezeichnet

Ein buntes Kinderbuch von Ravensburger, das die Vorstellungswelt von Kindern ab circa zwei Jahren anregt. Gabriele Clima erzählt mit einfachen Worten den Werdegang einer winzigen grünen Raupe zum bunten Schmetterling. Sandra Grimm zeichnet für die Übersetzung aus dem Italienischen verantwortlich.
Illustriert wurde das Buch von Agnese Baruzzi, klare Formen in bunten, kräftigen Farben machen Spaß. Besonders schön ist, dass die Kinder durch verschiedene Ausschnitte diverse Formen mit den Fingerchen nachziehen, durchbohren oder lernen können.
Stabile Pappseiten halten auch einen weniger gefühlvollen Lesestil aus.
Bestens geeignet, um Natur, Werden und Wachsen von Tieren, Farben und Tageszeiten zu vermitteln.
Ein schönes Geschenk oder Mitbringsel, sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 26.09.2019
Albom, Mitch

Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen


ausgezeichnet

Eddie heiß nicht Eddie Wartung, auch wenn das manche glauben mögen. Er ist schon alt, hat ein kaputtes Bein und baut Kindern, die ihn darum bitten, Tiere aus Pfeifenreinigern. An seinem 83. Geburtstag stürzt auf dem Rummelplatz, auf dem er arbeitet, eine Gondel ab, genau auf ein kleines Mädchen. Eddie wirft sich dazwischen und wird tödlich verletzt.
Er erlangt in einer Zwischenwelt das Bewusstsein und findet sich im Körper eines kleinen Jungen wieder. Schmerzfrei, gelenkig, gesund. Er trifft den blauen Mann, eine schwache Erinnerung aus der Kindheit. Warum?
Er und weitere Personen erklären Vorfälle, die ihr jeweiliges Leben beeinflusst haben - wegen bestimmter Dinge, die Eddie getan hat. Vieles erscheint in ganz neuem Licht. Unerwartetes offenbart sich.
Auch wenn Eddie selbst das nicht so sieht, hatte er ein erzählenswertes Leben. Interessant zu lesen, bemerkenswert, durch welche klein anmutenden Geschehnisse ganze Biografien verändert werden können. So auch durch Eddie.
Ein Aufruf, achtsamer mit seinen Mitmenschen, aber auch mit sich selbst umzugehen. Zu hinterfragen, sich in andere hineinzuversetzen. Groll zu klären, Verbitterung nicht zuzulassen.
Eddie und der Leser konnten zu wertvollen Erkenntnissen und Anregungen gelangen.
Lesen- und Nachdenkenswertes von Mitch Albom aus dem Ullstein Verlag, übersetzt von Andrea Ott.