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S.
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Berlin

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Insgesamt 1111 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2019
Shusterman, Jarrod;Shusterman, Neal

Dry


ausgezeichnet

Südkalifornien. Die Welt ist so ziemlich in Ordnung für Alyssa, ihre Eltern und ihren Bruder Garrett. Bis - ja, bis aus dem Wasserhahn kein Tropfen mehr kommt. Bis im Supermarkt nichts Trinkbares mehr zu bekommen ist. Aber die Regierung hat ein Krisenmanagement eingerichtet, die Eltern brechen zu einer Meerwasserentsalzungsanlage auf, um Wasser zu besorgen. Inzwischen hilft der freakige Nachbarsjunge Kelton, die Situation zu meistern. Sein Vater hat für genau so ein Szenario Überlebensmaßnahmen getroffen. Die Nachbarn sind mehr als neidisch...
Alyssa und Garrett ziehen los, um ihre Eltern zu suchen. Kelton kommt mit. Aussteigerin Jaqui rettet sie aus einer gefährlichen Situation und ist ab jetzt mit von der Partie. Genauso wie später Henry. Es folgt eine gefährliche und abenteuerliche Flucht, um Wasser zu bekommen.
Neal und Jarrod Shustermann beschreiben ein grausiges Szenario. Sämtliche Werte der Zivilisation geraten außer Kontrolle. Unvorstellbares wird vorstellbar. Können die Jugendlichen ihr Ziel erreichen? Gibt es für sie und die Anderen überhaupt Rettung?
Spannend, zum Nachdenken anregend, gut zu lesen. Vor allem aber eine Mahnung, eigenes Verhalten hinsichtlich der natürlichen Ressourcen und des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft zu überdenken.
Young Adult aus dem Fischer-Verlag.

Bewertung vom 16.05.2019
Leciejewski, Barbara

Solange sie tanzen


ausgezeichnet

Ada liebt Hans und Hans liebt Ada. So einfach ist das aber nicht im Jahre 1957. Adas despotischer, ewig gestriger Vater verbietet ihr den Umgang mit dem Sohn eines jüdischen Nazigegners. Wie beide ihr Lebensglück verwirklichen, beschreibt Barbara Leciejewski anrührend in ihrem Roman. In Rückblenden wird Adas Leben erzählt, mit Höhen und Tiefen. Ein im Abendlicht tanzendes Paar, welches in Ada Erinnerungen hervorruft, wird zum Symbol ihrer Liebe. Erinnerungen schwinden, Gedächtnislücken häufen sich. Sehr behutsam wird das Abgleiten in die Demenz geschildert. Trotz aufopferungsvollem Kümmern seitens der Kinder und einiger Nachbarn verabschiedet sich das Bewusstsein. Sanft, sehr sanft geht Ada der Wiedervereinigung mit ihrem geliebten Hans entgegen.
Gefühlvoll, aber ohne falsche Sentimentalität wird eine anrührende Lebensgeschichte erzählt. Schön, an Adas Erinnerungen teilzuhaben.

Bewertung vom 14.05.2019
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


sehr gut

Irgendwo, wo es Magier und Hexen gibt, wo nur wenige Autos, aber viele Radfahrer unterwegs sind und Männer in der Armee gezwirbelte Schnurrbärte tragen müssen, dort gibt es die Sturmsinger. Sie schützen Aeland vor Wetterunbilden, die das Land in unfruchtbare Wüsten verwandeln würden. Eine Elite, die aber Sekundäre, die ihnen Energie liefern, braucht und diese gnadenlos ausbeutet. Und nicht nur diese.
Geplant war, dass Sir Christopher solch ein Sekundär seiner vornehmen Schwester wird. Er zieht lieber in den Krieg und übt dort und später in einem Veteranenhospital seine Fähigkeit als Heiler aus, in ständiger Angst vor Entdeckung und Versklavung. Seine besonderen Fähigkeiten kann er nur sparsam einsetzen, trotzdem wird er enttarnt. Seine Schwester braucht ihn, um ihre Macht zu mehren, ein geheimnisvoller Mann bedarf seiner Hilfe, sein tyrannischer Vater möchte Heilung. Er jedoch ist einem merkwürdigen Phänomen bei seinen Patienten auf der Spur.
C. L. Polk spinnt eine Welt, die der Situation nach dem 1. Weltkrieg gleicht und bevölkert sie mit Wesen mit besonderen Merkmalen, einer Klassengesellschaft und verschiedensten moralischen Einstellungen. Eine große Rolle spielt die Liebe zwischen Christopher, der sich lieber Miles Singer nennt und dem wunderschönen Tristan.
Wer sich auf phantasievolle Geschichten und fremde Welten, Intrigen und heldenhafte Charaktere einlässt, wird dieses Buch aus dem Klett- Cotta Verlag gern lesen.

Bewertung vom 11.05.2019
Douglas, Donna

Ein neuer Anfang / Die Schwestern aus der Steeple Street Bd.1


sehr gut

Lang ist es her- zum Glück. 1925 in Leeds wagt Agnes einen Neuanfang. Verbannt aus ihrem Elternhaus beginnt sie eine Ausbildung zur Gemeindeschwester. Sie stößt auf Ablehnung, verrichtet Hilfsarbeiten, wird gemobt. Bess, ihre Vorgesetzte, schikaniert sie besonders heftig. Und auch Polly, ihre Zimmergenossin, hat so ihre Probleme.
Bei ihren Hausbesuchen trifft Agnes auf skurrile Verhältnisse, verstecken sich Patienten in Schränken oder drängen ihr Tee auf. Wird sie sich jemals durchsetzen? Was ist Bess‘ dunkles Geheimnis? Wird Finns gewalttätige Vergangenheit sein Verhängnis?
Donna Douglas beschreibt das Wirken der Gemeindeschwestern und das Leben in Leeds‘ Armutsvierteln. Stolz, Mutterliebe, ungewollte Schwangerschaften und Hochmut spielen eine Rolle. Mit viel Sympathie schildert sie den Alltag und die Gedanken ihrer Protagonistinnen.
Leicht und unterhaltsam zu lesen, gute Unterhaltung aus dem Bastei Entertainment Verlag. Übersetzt von Ulrike Moreno.

Bewertung vom 29.04.2019
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1


ausgezeichnet

Vergessen Sie Ihren Nachtschlaf. Dieses Buch legt man nicht aus der Hand, bevor man die letzte Zeile gelesen hat.
Hegel, genannt Auris, besitzt das perfekte Gehör. Nicht nur Geschlecht, Alter und Stimmung kann er durch Stimmanalyse erkennen, sondern auch Krankheiten, Herkunftsgegend, Beruf und anderes. Oft konnte er als Berater bei Polizeieinsätzen hilfreich sein, sogar Leben retten. Und der soll eine Obdachlose brutal getötet haben? Freiwillig gestanden und ins Gefängnis gegangen sein?
Jula, Mitarbeiterin eines kleineren Rundfunksenders kann das nicht glauben und wittert eine spannende Story für ihren True-Crime-Podcast. Der hilft ihr, eigene schreckliche Erlebnisse zu verarbeiten. Nur: Hegel will gar nicht gerettet werden. Jula aber recherchiert auf eigene Faust und lässt sich auch von Einschüchterungsanrufen nicht abschrecken. Das kann nicht gutgehen.
Sebastian Fitzek, Garant für Bestseller, lieferte die Idee, Vincent Kliesch setzte sie um. Entstanden ist ein fesselnder Thriller, die Geschichte bietet anhaltende Spannung, überraschende Wendungen und ein tolles Leseerlebnis. Was bleibt: dringende Hoffnung auf eine Fortsetzung von Auris Geschichte.

Bewertung vom 26.04.2019
Bronsky, Alina

Der Zopf meiner Großmutter


sehr gut

Mit Trickserei gelingt es der titelgebenden Großmutter, mit Mann und vermeintlich krankem Enkel als angebliche jüdische Spätaussiedler nach Deutschland zu kommen.
Eine Oma tröstet, ermutigt, lobt, verwöhnt. Das tut diese Großmutter nicht, obwohl sie sich für den Enkel aufopfert: setzt sich in der Grundschule neben ihn, isst seine Geburtstagstorte auf, damit sein empfindlicher Magen nicht rebelliert, futtert seine tapfer erkämpften Gummibärchen und bezahlt die Nachbarstochter, damit diese auf den Idioten aufpasst. Die revanchiert sich mit Gemeinheiten und Tritten. Permanente Kontrolle, Überwachung und Demütigung führen trotz negativer Zukunftsvoraussagen nicht dazu, dass Mäxchen ein baldiges schönes Begräbnis bekommt, nein, er wächst und bewältigt sogar die schulischen Anforderungen gut.
Bei der ganzen Schinderei für den Enkel bemerkt die Großmutter nicht, dass ihr duldsamer Ehemann sich in eine jüngere Frau verliebt und mit ihr ein Verhältnis beginnt. Ihre Reaktion darauf ist allerdings sehr anders, als man erwarten würde.
Alina Bronsky beschreibt mit beißender Satire den mühsamen Kampf um ein besseres Leben, ein Schicksal, das trotz aller Widrigkeiten angenommen und nach besten Kräften gemeistert wird. Vieles, mit bester Absicht geplant, geht fürchterlich daneben. Trotzdem: alle Achtung vor dieser Großmutter, die man sich selber nicht wünscht, die aber eine stolze, anpackende und nie mutlos werdende Frau verkörpert.

Bewertung vom 26.04.2019
Ahnhem, Stefan

Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4


gut

Ein Anblick, den man nie sehen mag: ein toter 11-jähriger Junge in einer Waschmaschinentrommel, die das volle Programm absolviert hat. Aus Syrien entkommen, anderen Schrecken zum Opfer gefallen. Wer macht so etwas? Warum? Ein Asylbewerberheim wird in Brand gesteckt. Hübsche Frauen werden mit versteckten Kameras ausspioniert. Verstümmelte weibliche Leichen werden gefunden. Gleiche Täter? Oder Rassisten, Pädophile, Kriminelle? Die schwedische Polizei kommt an ihre Grenzen. Das Team um Klippan, Molander, Irene Lilja und Fabian Risk ist unterbesetzt, hat persönliche Probleme und setzt sich trotzdem engagiert für die Aufklärung ein. Aber kann man allen trauen?
Spannende Momente gibt es durchaus, Täter bestimmen mit Würfeln, wer wie wo und wann zum Opfer wird. Wie also Zufälle über Leben oder Tod entscheiden, ist faszinierend und logisch nicht aufklärbar. Ansonsten zeigt sich eine wilde Vermischung mehrerer Fälle, sehr verwirrend.
Mehr sei nicht gesagt, nur: mir fehlte etwas!
Ein Thriller aus Schweden, geschrieben von Stefan Ahnhem, übersetzt von Katrin Frey, Ullstein Verlag.

Bewertung vom 21.04.2019
Grylls, Bear

Burning Angels - Jagd durch die Wildnis / Will Jaeger Bd.2


sehr gut

Will Jaeger fackelt nicht lange. Nachdem Frau und Sohn entführt wurden, ist er auf der Suche nach ihnen. Dabei kommt er einem skrupellosen Politiker, der von nichts weniger als der Weltherrschaft träumt, in die Quere. Dessen Plan: ein von den Nazis aufgefundenes Killervirus zur Vernichtung minderwertigen Lebens zu nutzen und ein Viertes Reich zu errichten. Unglücklicherweise hat er auch noch weitreichende Beziehungen, politischen Einfluss und Geld.
Jaeger gerät in brisante Situationen, ist brillant, furchtlos und kluger Taktiker. Unterstützt wird er von Narov, einer toughen Kämpferin. Spuren führen auf abgelegene Inseln, in afrikanische Reservate, an idyllische Strände.
Bear Grylls hat einen packende Thriller geschrieben. Nicht nur die aufregenden Aktionen seines Helden werden geschildert, nicht nur der Größenwahn ewig Gestrigerer, auch der Kampf gegen Wilderer wird einbezogen. Technische Beschreibungen der eingesetzten Waffen sind etwas zu ausführlich, aber vermitteln Glaubhaftigkeit.
Das Mitfiebern mit Jaeger und seinen Gefährten erweist sich als spannend und unterhaltsam.
Gelungenes aus dem Hause HarperCollins, übersetzt aus dem Englischen von Marco Mewes.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2019
Visser, Judith

Mein Leben als Sonntagskind


sehr gut

So eine Ahnung, was im Kopf eines Kindes mit Asperger-Syndrom abläuft, hatte ich. Aber bei weitem nicht so, wie Jasmijn das schildert.
Die schmerzhafte Reizüberflutung, das Nicht-reagieren-können, ihr Unverständnis für Gegebenheiten mitzuerleben, tut weh. Auch das Nichtverstehen von Metaphern, Witzen, Andeutungen, die Angst vor fremden Situationen ist schwer vorstellbar. Die heftigen Migräneattacken, die auf unbekannte Situationen folgen, zeigen, wie sehr Jasmijn beeinträchtigt ist. Schwer, fast unmöglich ist ein Leben entsprechend den Normen. Grelle Lampen, sich überlagernde Stimmen - alles wirft sie aus der Bahn, überfordert sie.
Jasmijns Eltern sind liebenswert, stellen sich stets schützend vor sie, nehmen enorm viel Rücksicht, versäumen es aber, sie zu fördern. Sie wissen es nicht besser.
Jasmijn schafft sich ihre eigene Welt, aber kann sie in der realen bestehen?
Judith Visser schildert aus eigenem Erleben sehr eindrucksvoll, welche Erfahrungen, Empfindungen und Eindrücke ihre Kindheit und Jugend prägten.
Dieses Buch aus dem HarperCollins-Verlag sollte dazu beitragen, Verständnis für Menschen zu wecken, die „eben so sind“ und sich nicht immer erwartungsgemäß verhalten. Ein emotionaler Anstoß, über fremd anmutende Verhaltensweisen nachzudenken.