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Sabine
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Köln
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Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2015
Grueso, Natalio

Der Wörterschmuggler


sehr gut

Es war das wunderbare Cover, was mir zuerst aufgefallen ist – und auch der Klappentext hat eine tolle Geshccihte versprochen. Bekommen habe ich noch viel mehr - nämlich viele berührende und phantasievolle Geschichten!

Ich gebe zu, dass mich dieses Buch als Roman nicht so recht überzeugen konnte, als Sammlung verschiedener Kurzgeschichten jedoch fand ich es grandios. Ich konnte mich des Eindrucks nicht verwehren, dass zuerst die verschiedenen Geschichten entstanden sind und diese dann in einem zweiten Schritt lose miteinander verknüpft wurden – nur dass mir diese Verknüpfung leider nicht so gefallen hat und für mich leider kein großes Ganzes entstanden ist. Auch wenn die Fäden tatsächlich irgendwie zusammenlaufen, war mir die Verknüpfung einfach zu locker, es hat mir die große Geschichte zwischen den vielen kleinen gefehlt. Natürlich bleibt so viel Spielraum für die eigene Phantasie, trotzdem hätte mir eindeutiger roter Faden einfach besser gefallen.

Die einzelnen Geschichten jedoch fand ich umwerfend und beeindruckend – nicht nur, weil sie voller Phantasie und Weisheit stecken, sondern weil ich die einnehmende und melancholische Stimmung sehr gemocht habe. Außerdem sind die Charaktere nicht nur gut gestaltet, sie sind vor allem außergewöhnlich und jeder auf seine Art liebenswert. Ich könnte gar nicht sagen, wer der vielen mir am liebsten war – da gibt es Horace, der Bücher verschreibt wie ein Arzt Medikamente, den jungen Mann, der Wörter schmuggelt, um seine Liebe kundzutun oder den charmanten Dieb Bruno Labastide, der sich geschickt durchs Leben laviert und für den sieben Wörter das Leben verändern. Es gibt noch viele weitere Charaktere – und alle sind irgendwie besonders und vor allem liebenswert. Selten habe ich mich Menschen so nahe gefühlt wie denen in diesen Kurzgeschichten.

Das liegt sicherlich auch an dem wundervollen Schreibstil, der mich von der ersten Seite an eingenommen und umhüllt hat. Er ist angenehm zu lesen und verzaubert mit jedem Wort – eindringlich, berührend und poetisch schafft er eine wundervolle Atmosphäre, die mal melancholisch, mal hoffnungsvoll ist, immer aber warmherzig und liebevoll. Ich zumindest habe mich sehr wohlgefühlt beim Lesen, eben weil die Geschichten – obwohl sie oft traurig erscheinen – von der Kraft der Liebe und der Kraft der Wörter erzählen.

Sicher werde ich dieses Buch immer mal wieder zur Hand nehmen, um genau diese behütete Gefühl noch mal zu spüren, um einzutauchen in die wunderbaren Welten, die der Autor mit seinen Geschichten geschaffen hat - und ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den liebenswerten Charakteren.

Mein Fazit

Als Roman hat dieses Buch für mich leider nicht so gut funktioniert, aber die einzelnen Geschichten haben mich vollends überzeugt. Nicht nur, weil sie voller Weisheit und Phantasie stecken, sondern weil sie eine wunderbare Atmosphäre schaffen, die einen die Kraft der Liebe und die Magie der Wörter spüren lassen. Schon jetzt weiß ich, dass ich in diesen Geschichten noch viele Male versinken werde – nicht zuletzt auch weil mich der einhüllende, magische und poetische Schreibstil völlig überzeugen konnte. Einen Stern ziehe ich nur deshalb ab, weil mir die rote Faden des ganzen Romans, die große Geschichte sozusagen gefehlt hat, die einzelnen kleinen finde ich aber großartig und bin gespannt auf weitere Bücher des Autors.

Bewertung vom 16.08.2015
Peter, Maria W.

Die Legion des Raben


sehr gut

Dies ist der zweite Teil der Trilogie, und auch wenn die Kriminalfälle in sich abgeschlossen sind, würde ich empfehlen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn so kann man besser verstehen, wie die Protagonistin Invita sich entwickelt und warum sie manchmal handelt, wie sie es eben tut.

Den Einstieg fand ich leider etwas langatmig – obwohl er nicht uninteressant war, konnte er mich aber leider nicht fesseln. Neugierig wie Invita nun einmal ist, spioniert sie auf einem hohen Fest verschiedenen Leuten hinterher – zwar bekommt man so Einblick in das Leben im alten Trier und wie dort Feste gefeiert werden, packen konnte mich das aber leider nicht. Doch das Kapitel war zum Glück nur wenige Seiten lang, denn bald wird ein hoher Beamter ermordet aufgefunden – und ab da ist das Buch eigentlich durchweg spannend. Schnell wird ein Schuldiger gefunden – der Sklave Hyacinthus – und mit ihm sollen alle Sklaven des Hauses hingerichtet werden. Klar, dass Invita das so nicht zulassen kann, wo sie doch sicher ist, dass Hyacinthus nicht der Mörder war.

Diesmal stellt sich Invita aber geschickter an und ist nicht ganz so tollpatschig wie im ersten Band. Zwar rutscht sie wieder in verschiedenste Abenteuer und scheint dabei irgendwie nichts auszulassen, dennoch aber spielen ihr die Informationen nicht alle einfach nur zu, sondern sie spekuliert selber, geht Spuren nach, und mit und mit scheint alles irgendwie Sinn zu machen. Natürlich hat sie auch diesmal wieder Unterstützung – der Alemanne Flavus, der ebenfalls als Sklave dient, hilft ihr, den wahren Mörder zu finden, dabei ist er aber oft sehr undurchsichtig und seine Rolle in dem ganzen Fall lange unklar.

Invita mochte ich ja schon im ersten Band sehr gerne, und auch diesmal habe ich sie gerne begleitet. Toll fand ich, das sie sich weiterentwickelt hat und scheinbar aus einigen Fehlern, die sie im ersten Band gemacht hat, gelernt hat. Flavus hat diesmal eine größere Rolle und ihn fand ich sehr interessant – vor allem auch, weil man lange Zeit nicht weiß, ob er zu den Guten oder zu den Bösen gehört. So ungleich Invita und Flavus auch sind, ergebn die beiden ein interessantes Gespann, und ich bin neugierig, wie sich ihre Beziehung im nächsten Band weiterentwickeln wird.

Auch wenn manches ein wenig unglaubwürdig schien und Invita in einigen Situationen mehr Glück als Verstand hatte, hat mir die Idee des Buches gut gefallen und auch die Auflösung, wer hinter dem Mord steht und was für eine Motivaton der Mörder hatte, konnte mich überzeugen. Die Geschichte war – nach dem etwas zögerlichen Anfang – durchweg spannend und erst am Ende mit der Auflösung lässt die Spannung nach. So habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen und konnte – weil es mich dann doch gepackt hat – auch über den Schreibstil hinwegsehen, der mir einfach zu modern ist und nicht zur Zeit, in der das Buch spielt, zu passen scheint. Gelebt hat die Geschichte aber vor allem durch Invita, die ich einfach ins Herz geschlossen habe mit ihrer liebenswerten, wenn auch manchmal naiven Art – und ich habe wirklich einige Male mit ihr gefiebert, wenn sie wieder in ausweglose Situationen geraten ist. Ich fand den zweiten Teil wieder sehr gelungen und gebe 4 von 5 Sternen.



Mein Fazit

Ein neuer Fall für die Sklavin Invita, die im 3. Jahrhundert in Trier nach dem Mörder eines hohen Beamten sucht und dabei einer Intrige auf die Spur kommt. Invita mochte ich schon im ersten Band sehr gerne – toll fand ich vor allem, dass sie sich weiterentwickelt hat und nicht mehr ganz so tollpatschig erscheint. Die Geschichte beginnt ein wenig langatmig, nimmt dann aber rasch Fahrt auf und bleibt bis zum Schluss spannend, nach und nach wird klar, wer der eigentliche Mörder ist und was er für ein Motiv hatte – und diesmal hat Invita auch richtig ermittelt und hat ihre Informationen nicht einfach nur zufällig erhalten. Mir hat dieser zweite Teil wirklich gutgefallen und ich gebe gerne 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.08.2015
Robotham, Michael

Um Leben und Tod


sehr gut

Warum bricht ein Mann einen Tag, bevor er sowieso aus dem Gefängnis entlassen werden soll, aus? Das ist die Frage, um die sich die Geschichte in diesem Buch dreht. Dabei wird sie aus Sicht verschiedener Personen erzählt, so dass man nicht nur die unterschiedlichen Charaktere besser kennenlernt, sondern nach und nach die verschiedenen Puzzleteile, die man erhält, ein großes Ganzes ergeben.
Ich fand die Geschichte von Anfang an fesselnd, auch wenn es eher eine subtile Spannung war, die mich ans Buch gefesselt hat und mich gezwungen hat, immer weiterzulesen. Zwar ahnt man als Leser ziemlich früh, dass es nicht Audie, der Protagonist war, der an dem Überfall beteiligt war, für den er aber fast 10 Jahre gesessen hat, doch wer eigentlich dahintersteckt, erschließt sich erst im Laufe der Geschichte. In Rückblenden lernt man dabei nicht nur Audie besser kennen, sondern bekommt auch Einblicke in seine Kindheit und Jugend und erfährt nach und nach, wer hinter dem Überfall steckt und wer der eigentliche Drahtzieher war. Dabei gibt es aber immer wieder neue Fährten und überraschende Wendungen, so dass ich lange Zeit auf dem Holzweg war, was sich nun eigentlich genau bei dem Überfall abgespielt hat.
Die Charaktere sind oft etwas klischeehaft geraten, dennoch aber fand ich sie – innerhalb ihres Klischees - gut gezeichnet. Es gibt den knallharten Polizist, den reumütigen Gangster, das drogenabhängige schwarze Schaf in der Familie, die unschuldige Schönheit oder auch den abgebrühten Zuhälter. Auch Audie entspricht eher einem Klischee, dennoch aber ist er mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen – ich habe seine zurückhaltende und dabei doch sehr präsente und überlegte Art sehr gemocht. Bei ihm scheint nichts aus Zufall zu geschehen, alles ist durchdacht, ohne dass er sich selbst dabei in den Mittelpunkt stellt. Auch gut gefallen hat mir Moss, ein Mitgefangener und Freund Audies, der in der ganzen Geschichte eine ziemlich gemeine Rolle erhält, für die er nichts kann, der er sich aber nicht entziehen kann. Ihm bedeutet die Freundschaft zu Audie sehr viel und er hat früh erkannt, was für ein patenter Kerl hinter der eher unscheinbaren Fassade steckt. Gerade auch seine Erzählperspektive hat mir gut gefallen, nicht nur der ungewöhnlichen Freundschaft wegen, sondern auch, weil man Audie noch mal von einer anderen Seite kennenlernt.
Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, denn der Schreibstil ist einfach und oft auch sehr umgangssprachlich gehalten – oft wirkt er durch seine Plattitüden aber billig und platt, und das hat mir leider gar nicht zugesagt. Die Geschichte spielt in Amerika und das hat man ihr auch angemerkt. Die ganze Atmosphäre ist sehr amerikanisch und viele gängige Klischees werden bedient – schade, denn das hätte die Geschichte gar nicht nötig gehabt und war aus meiner Sicht überflüssig. Spannend war es aber trotzdem, es hatte lediglich einen unangenehmen Beigeschmack und deswegen ziehe ich auch einen Punkt ab und gebe 4/5 Sternen.

Mein Fazit
Ein interessanter Plot, der mich durch überraschende Wendungen immer wieder auf den Holzweg geführt hat, eine subtile, im Hintergrund vorhandene Spannung, die mich das Buch hat in einem Schwung lesen lassen und Charaktere, die zwar etwas klischeehaft, dennoch aber interessant gestaltet sind – lediglich der Schreibstil war mir oft etwas zu platt. Dennoch aber hat mich das Buch gut unterhalten und ich gebe gerne gute 4/5 Sternen.

Bewertung vom 18.07.2015
Hooper, Mary

Totenmädchen


ausgezeichnet

Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, denn Anne Green hat es tatsächlich gegeben. Die 16-jährige wurde im Jahr 1650 zu Unrecht zum Tod durch den Strang verurteilt und sollte danach auch noch seziert werden. Doch als sich die namhaften Mediziner versammelt haben und mit dem ersten Schnitt beginnen wollten, flattern die Augenlider der gerade erst Gehängten.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven – zum einen ist es Anne, die in Gedanken noch mal Revue passieren lässt, was eigentlich geschehen ist und wie es zu dem schrecklichen Urteil gekommen ist. Sie tritt als Ich-Erzählerin auf, so dass ich mich sehr gut in sie und ihre Lage hineinversetzen konnte.

Immer wieder gibt es dann aber auch Abschnitte, in denen ein allwissender Erzähler den Medizinern über die Schultern schaut, die sich zunächst nicht schlüssig sind, was sie mit Anne machen sollen – sie sterben lassen oder ihre Lebensgeister wecken. Auch diese Abschnitte fand ich sehr interessant, da sie Einblick in die damals gültigen medizinischen Vorstellungen gegeben haben.

Vor allem aber hat mich Annes Geschichte gefesselt, wie ihr Unrecht getan wird und wie sie verzweifelt versucht, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Dabei habe ich richtig mit ihr gelitten, weil Anne einfach ein liebenswerter Mensch ist. Von Beginn an habe ich sie ins Herz geschlossen, weil sie grundehrlich ist und niemandem etwas Böses antun könnte. Manches Mal wirkt sie vielleicht ein bisschen naiv, dies aber würde ich sowohl der Zeit als auch ihrer Unerfahrenheit zuordnen.

Und auch die anderen Figuren sind alle sehr gut gezeichnet, klar – es gibt Gute und Böse, und manche sind auch etwas klischeehaft geraten, dennoch aber hat das meine Lesefreude in keinster Weise getrübt. Etwas überzogen fand ich die Nebengeschichte um den Medizin-Studenten Robert, in der geht es nämlich um das Stottern des sympathischen jungen Mannes – diese Geschichte aber hätte das Buch gar nicht gebraucht, um in sich schlüssig zu sein.

Der Schreibstil ist toll und entführt in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Er ist angenehm zu lesen und vermittelt trotzdem ein historisches Gefühl, denn Mary Hooper schafft es, diese ganz besondere Atmosphäre einzufangen, die sowohl im Seziersaal, als auch in der damaligen Zeit herrschte. Es gibt Beschreibungen, wo sie notwendig sind, aber zu keinem Zeitpunkt werden sie langweilig oder langatmig. Das Buch fesselt von der ersten Seite an und kann diese Spannung auch bis zum Schluss halten.

Mir hat Totenmädchen sehr gut gefallen – und ich würde es nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen empfehlen. Manche Stellen fand ich aber sehr düster und brutal, da sollte man – egal ob als Erwachsener oder als Kind – nicht zu zart besaitet sein. Dafür aber gibt das Buch auch gut recherchierte historische Gegebenheiten wieder.



Mein Fazit

Ein tolles Buch, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Spannend von der ersten Seite an, wollte ich unbedingt wissen, wieso die sympathische Protagonistin mir ihren grad mal 16 Jahren zum Tode verurteilt wurde. Der Schreibstil ist wunderbar und schafft eine tolle Atmosphäre, die mich in die Mitte des 17. Jahrhunderts entführt hat. Und weil die Geschichte spannend bis zum Schluss gewesen ist, habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Einen halben Stern ziehe ich nur ab, weil ich die Nebengeschichte um den Studenten Robert überflüssig und ich einige Szenen doch sehr brutal fand – da sollte man weder als Kind noch als Erwachsener zart besaitet sein. Ansonsten aber würde ich das Buch auf jeden Fall empfehlen – gerade auch für Einsteiger in das Genre „historischer Roman“, denn es ist angenehm zu lesen und die Seitenzahl überschaubar. Ich gebe „Totenmädchen“ 4,5/5 Sternen.

Bewertung vom 18.07.2015
Maybach, Katja

Das Haus ihrer Kindheit


sehr gut

Liest man den Klappentext, könnte man meinen, es handelt es sich bei diesem Roman um eine reine Liebesgeschichte – doch weit gefehlt, das ist es nicht. Dieses Buch ist viel tiefgründiger und viele Themen werden angeschnitten - es geht um Liebe und Hasss, um die Macht der Familie – im Guten wie im Bösen -, um Freundschaft und Loyalität.
Katja Maybach versteht es, Geschichten auf mehreren Zeitebenen zu spinnen und diese geschickt miteinander zu verknüpfen – und so ist es auch bei dieser. Weiß man zunächst nicht, wie die Fäden der verschiedenen Erzählstränge zusammenlaufen sollen, entwirren sich nach und nach die Fäden und geben am Schluss ein großes Ganzes.
Im Jahr 2001 ist Georgia die Protagonistin – sie erbt ein altes Bild, über das sie Nachforschungen anstellt und dabei an den Kunsthändler Alistair Flythe gerät. Dieser kann ihr zu dem angebotenen Bild eine lange Geschichte erzählen – in den 40er Jahren nämlich hat sich die junge Isla mit eben diesem Bild an ihn gewandt. Ihr Ehemann ist verschollen und hat sie mit einem Berg Schulden und wütenden Gläubigern zurückgelassen. Doch der Verkauf des Bildes löst nicht ihr Problem.
Vor allem die Geschichte um Isla hat mir sehr gut gefallen – sie ist zunächst zwar keine Figur, die ich ins Herz schließen würde, aber sie hat sie im Verlauf ganz schön gemausert zu einer Frau mit Willensstärke, Mut und Entschlossenheit – und diese Züge habe ich an ihr sehr geschätzt. Sie kämpft sich durch eine schwere Zeit und muss dabei leider einiges einstecken – und trotzdem gibt sie nicht auf. Letztlich ist sie ein Opfer der Umstände und der Kriegszeit geworden, was die ganze Geschichte nochmal tragischer macht, und ich habe mit ihr gelitten und gefiebert. Dagegen wirkt Georgia in der Gegenwart deutlich blasser und viele ihrer Handlungen konnte ich nicht verstehen. Zwar ist sie mir nicht unsympathisch, aber sie wirkte oft so unentschlossen, dass ich sie manchmal gerne an die Hand genommen hätte – dabei ist sie ja eine erwachsene Frau, die mitten im Leben steht.
Das Buch ist nicht spannend von der ersten Seite an, doch je mehr man sich in die Geschichte rein liest, umso mehr fesselt sie und man fragt sich, wie die Fäden zusammenlaufen werden. Das eine oder andere habe ich geahnt, vieles aber war überraschend und genau diese Wendungen haben das Buch dann spannend gemacht. Der angenehme und flüssig zu lesende Schreibstil haben die Seiten dann nur so dahinfliegen lassen – dabei ist er klar und präzise und hält sich nicht mit vielen Beschreibungen auf, schafft es aber dennoch, die verzweifelte Stimmung und die Atmosphäre der Kriegsjahre einzufangen - und damit hatte ich stets Bilder vor Augen und war in der Geschichte gefangen.
Wer andere Bücher der Autorin kennt, den wird auch dieses nicht enttäuschen – wer aber noch nichts von Katja Maybach gelesen hat und Bücher mag, in denen mehrere Erzählstränge zu verschiedenen Zeiten nach und nach zusammenlaufen, der sollte sich dieses Buch unbedingt mal anschauen.

Mein Fazit
Zwei Erzählstränge, die zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, die dann aber nach und nach geschickt miteinander verknüpft werden und ein ansprechender, präziser Schreibstil, der trotz fehlender ausführlicher Beschreibungen die Atmosphäre der Kriegsjahre wunderbar einfängt, machen dieses Buch zu einer unterhaltsamen und auch fesselnden Lektüre. Mir hat „Das Haus ihrer Kindheit“ sehr gut gefallen und ich gebe gerne 4,5/5 Sternen.

Bewertung vom 16.07.2015
Archer, Jeffrey

Spiel der Zeit / Clifton-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Dies ist der erste Band der Clifton-Saga, die im Original 5 Bücher umfasst, die nun nach und nach in Deutschland erscheinen werden. Und ich muss sagen, dass ich begeistert bin - von der Idee der Saga, dem Schreibstil und einfach der Art, wie der Autor die Geschichte erzählt!

Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von der Geschichte und fühlte mich mitten im Geschehen. Jeffrey Archer hat eine ganz eigene Art zu erzählen und den Leser in eine andere Welt und Zeit zu entführen. Die Geschichte spielt in England und beginnt in den 30er Jahren. Im Mittelpunkt steht Harry Clifton, der in den Hafendocks von Bristol aufwächst und sich mit seiner Mutter durchs Leben schlägt, nachdem sein Vater im Krieg gefallen ist. Harry ahnt jedoch nicht, dass sich um das Verschwinden seines Vaters ein großes Geheimnis rankt und sein Schicksal bald von einigen ganz Großen bestimmt wird.

Das über 20 Jahre spielende Buch ist in 7 größere Abschnitte aufgeteilt, in denen aus Sicht verschiedener Personen die Geschichte erzählt wird. Immer voran gestellt ist, aus wessen Perspektive erzählt wird, mal ist es Harry selber, dann aus Sicht seiner Freunde Giles oder Old Jack oder aber auch aus der Perspektive seines Rivalen. Und obwohl es immer um die gleiche Zeit geht, wird es doch nie langweilig. Zwar überlappen sich die Abschnitte an einigen Stellen, doch hat der Autor die verschiedenen Sichtweisen so geschickt miteinander verwoben, dass man nie das Gefühl hat, alles schon zu wissen oder kennen. Es ist eher so, dass nach und nach alle Fäden zusammenlaufen und alle Fragen geklärt werden, bis sich ein großes Gesamtbild ergeben hat. Und obwohl man von Anfang an als Leser ahnt, wie sich die Geschichte entwickeln wird, gibt es doch einige Überraschungen und Wendungen, die das Buch spannend machen und es mich in einem Rutsch haben zu Ende lesen lassen.

Der Schreibstil ist fantastisch – er ist zwar einfach und damit sehr leicht lesbar, dennoch aber bildreich und schafft so eine ganz eigene Atmosphäre, die wunderbar die Lebensweise der damaligen Zeit wiederspiegelt. Obwohl es nicht viele Beschreibungen gibt und dadurch die Geschichte auch nie überladen wirkt, hatte ich stets Bilder im Kopf und genaue Vorstellungen von allen Orten, so dass ich mich als Teil der Geschichte gefühlt und mich gedanklich in England wiedergefunden habe.

Auch die Figuren sind alle wunderbar gezeichnet. Allen voran natürlich Harry, den ich von Anfang an in mein Herz geschlossen habe. Ich mag seine Art, die Dinge anzupacken, sich für seine Freunde einzusetzen und einfach nicht aufzugeben. Seine Entwicklung von einem kleinen Jungen zu einem angesehenen jungen Mann zu begleiten, hat einfach Spaß gemacht. Begeistert war ich aber auch von Old Jack, dem väterlichen Freund Harrys, der zwar zunächst als grummeliger Kauz dargestellt wird, das Herz aber am rechten Fleck trägt und genau weiß, wie er seinem Freund helfen kann. Aber auch andere Figuren, wie Maisie, die Mutter Harrys oder Giles, sein bester Freund, sind wunderbar ausgearbeitet. Keine Figur wirkt stereotyp, jeder hat Ecken und Kanten und wirkt sehr authentisch. Auch von den Figuren hatte ich stets Bilder vor Augen, sie wurden durch ihre Handlungen und Gedanken einfach lebendig und fassbar.

Auf mich hat das Buch einen ganz merkwürdigen Sog ausgelöst – ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen, so gefesselt war ich von der Geschichte. Und natürlich werde ich weiterlesen – und das nicht nur, weil das Buch mit einem fiesen Cliffhanger endet, sondern weil mir Harry einfach so ans Herz gewachsen ist, dass ich ihn gerne weiter begleiten möchte.

Bewertung vom 04.07.2015
Kliesch, Vincent

Der Todeszauberer


sehr gut

Dies ist der zweite Teil der Reihe um Julius Kern und auch wenn der Kriminalfall in sich abgeschlossen ist, würde ich empfehlen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge, da es neben dem Fall ja auch noch um den Massenmörder Tassilo geht und sich seine Geschichte über alle drei Bände zieht.
Nachdem mich der erste Band schon gepackt hat, muss ich sagen, dass ich den zweiten noch viel besser fand. Nicht unbedingt spannender (das wäre auch kaum möglich), aber der Fall selber hat mich mehr fasziniert und auch die große Geschichte um Tassilo, die sich über die gesamte Trilogie zieht, fand ich sehr gelungen.
Erneut ist es ein Serienmörder, der in ganz Deutschland schon seit einigen Jahren sein Unwesen treibt. Als dann in Berlin eine Frauenleiche verstümmelt und mit einer Wunde an der Schläfe gefunden wird, ist klar – der Schläfenmörder hat wieder zugeschlagen.
Der Fall um diesen Schläfenmörder hat mir sehr gefallen, wieder kennt man den Mörder relativ früh und erhält Einblick in seine Gedanken und Gefühle, und auch wenn man weiß, wer der Mörder ist, entsteht doch Spannung – denn für den Ermittler Julius Kern entsteht ein Wettlauf mit der Zeit. Denn wieder hat auch Tassilo irgendwie seine Finger im Spiel – wie genau verrate ich natürlich nicht, nur so viel – ich fand diese Idee wirklich toll.
Die Charaktere finde ich diesmal gelungener als im ersten Band – da waren sie mir zu klischeehaft. Jetzt sind sie ausgefeilter und besser gezeichnet, außerdem lernt man natürlich Julius Kern und Tassilo besser kennen. Julius kann ich nicht immer verstehen – gerade wenn es um Dinge in seinem Privatleben geht - dennoch aber ist er mir sympathisch, auch wenn ich ihn manches Mal gerne schütteln würde. Tassilo ist eine kranke Seele durch und durch, mich erinnert er immer mehr an den berühmten Hannibal Lecter – und obwohl er ja ein sadistischer Massenmörder ist, hat er schon auch seine Faszination mit seiner raffinierten und unheimlichen Art.
Auch der Schreibstil hat mich diesmal mehr überzeugen können – fand ich ihn im ersten Band noch etwas platt und einfach, habe ich das in diesem nicht so empfunden. Er ist zwar immer noch einfach und gut lesbar, aber nicht so plakativ, sondern ausgefeilter. Außerdem schafft es der Autor, den Leser wirklich ab der ersten Seite zu fesseln und den Spannungsbogen zu halten, bis dann am Ende das große Finale kommt und alle Fragen geklärt werden. Vielleicht war das dann ein wenig übertrieben, ein bisschen unglaubwürdig – spannend war es aber trotzdem. Ich bin auf jeden Fall auf den dritten Band gespannt – mal sehen, wie die Geschichte um Tassilo enden wird.

Mein Fazit
Spannend und fesselnd von der ersten Seite an – diesmal hat mir auch der eigentliche Fall besser gefallen, vor allem aber die große Geschichte um Tassilo, die sich über die gesamte Trilogie zieht. Daher würde ich auch unbedingt empfehlen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Der Schreibstil ist diesmal ausgefeilter und hat mir daher besser gefallen, genauso wie die Charaktere, die nicht mehr ganz so klischeehaft und besser ausgearbeitet erscheinen. Das Finale war vielleicht ein wenig unglaubwürdig, das aber hat der Spannung keinen Abbruch getan. Ich bin auf jeden Fall auf den Abschlussband der Trilogie gespannt.