Benutzer
Benutzername: 
adel69
Wohnort: 
Baden-Württemberg

Bewertungen

Insgesamt 130 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2020
Stephan, Cora

Margos Töchter


sehr gut

Nach einer längeren Einlesezeit wird das Buch richtig gut

Worum geht es in dem Buch?

Jana ist verheiratet mit Max, sie haben zwei Söhne. Sie denkt gerne an ihre Mutter Leonore, die nicht ihre leibliche Mutter war, aber sie mit viel Liebe in Westdeutschland aufgezogen hat, nachdem ihre leibliche Mutter plötzlich verschwunden war.

Als sie 2011 Einsicht in Stasi-Akten erhält, bekommt sie mehr Informationen über Leonore, die mit 42 Jahren bei einem Autounfall starb. Es gibt aber auch Erkenntnisse, die Jana veranlassen, noch weiter in der Familiengeschichte zu forschen.

Leonore wächst nach dem Krieg in Westdeutschland, in der Nähe von Osnabrück auf. Mit ihrer Mutter Margo versteht sie sich nicht immer. Sie erlebt eine normale Jugend in den 1950er- und 1960er-Jahren und hat immer wieder Kontakt zu Clara in der DDR, einer glühenden Verehrerin des Kommunismus.

Während eines Studiums in der Nähe von Münster lernt Leonore Jost kennen, der ihren Reisepass und ihren Personalausweis stiehlt. Und auf einmal steht Leonore immer wieder im Fokus polizeilicher Ermittlungen, weil mit Hilfe ihrer gestohlenen Dokumente beispielsweise Fluchtautos für Verbrechen gemietet werden.

Ihr Leben gerät in ruhigere Bahnen, als sie mit ihrem Mann Alexander Jana adoptieren kann. Doch irgendwann zerbricht die Ehe.

Clara in der DDR ist lange vom Kommunismus überzeugt – doch irgendwann bekommt sie Zweifel und schafft es, in die Bundesrepublik Deutschland zu kommen. Dort versucht sie, Fuß zu fassen und für eine Zeitung Berichte zu schreiben.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Das Buch ist aus der Perspektive des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst. Die ersten circa 120 Seiten gestaltete sich die Lektüre für mich jedoch ziemlich zäh. Ich las viel über Leonore, die ich uninteressant fand. Dann passierte etwas Unerhörtes in Leonores Leben – der Diebstahl wichtiger Dokumente, der nicht nur dazu führte, dass Leonore ihren USA-Aufenthalt absagen musste, sondern auch, dass sie immer wieder Kontakt zur Polizei hatte. Ab diesem Zeitpunkt wurde für mich das Buch interessant und spannend – und auch Leonore sympathisch.
Die Autorin schafft es, Ereignisse aus den 1970er-, 1980er-Jahren und später vorbildlich in einen Romanzusammenhang zu bringen, so dass man als Leserin darüber informiert wird und sich sogar an manche von ihnen gut zurückerinnern kann. So lernte man Leonore nicht nur als Studentin und liebende Mutter kennen, sondern auch ihre Meinung und Haltung zu diversen Ereignissen.

Clara war mir zuerst nicht sympathisch – ihre Vorliebe zum Kommunismus wird authentisch dargestellt, indem auch diverse Redewendungen, die in der DDR offensichtlich üblich waren, verwendet werden.

Als Leserin hat es mich interessiert, wie es mit Leonore weiterging – und als im letzten Drittel der Fokus auf Clara gelegt wurde, war ich darüber erstaunt, habe aber die Ereignisse rund um Clara auch gerne gelesen. Denn beide Leben – das von Leonore und das von Clara – gehören irgendwie zusammen. Zum Schluss des Buches gab es mehrere unvorhergesehene Ereignisse und Erkenntnisse, mit denen man als Leser nicht rechnet. So blieb für mich das Buch bis zum Schluss interessant und spannend.


Mein Fazit:

„Margos Töchter“ ist ein Roman über interessante Frauen. Zuerst Leonore und Clara, die kurz nach dem zweiten Weltkrieg aufwachsen. Leonore in Westdeutschland und Clara in der DDR. Anschließend Jana, Adoptivtochter von Leonore.

Für den etwas zähen Anfang ziehe ich einen Stern ab. So bleiben noch vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.06.2020
C., Deidree

Liebe im Leben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Liebe oder Kompromisse?

Worum geht es in dieser Kurzgeschichte?
Die Ich-Erzählerin Brigid besucht ein Konzert in einer österreichischen Stadt. Brigid fühlt sich von dem Sänger Lars sofort angezogen. Sie treffen sich, unterhalten sich – und stellen fest, dass sie einander verstehen. Sie sind Seelenverwandte.
Aber funktioniert auch eine Liebesbeziehung unter Seelenverwandten? Brigid und Lars, die per SMS in Kontakt stehen und sich immer wieder treffen, versuchen, das für sich zu ergründen. Sie stellen Erstaunliches fest.

Meine Meinung:
„Brigid – Liebe im Leben“ ist eine interessante, kurzweilig geschriebene Kurzgeschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. Brigid und Lars sind sympathisch – und das, was sie denken und tun, ist für mich nachvollziehbar. Das Ende der Geschichte hat mich überrascht, aber auch zum Nachdenken gebracht. Es ist Ende, das mich als Leserin zufrieden zurücklässt.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.06.2020
Kidd, Jess

Die Ewigkeit in einem Glas


sehr gut

Düsteres Krimi-Märchen

Worum geht es in dem Buch?
Bridget Devine – genannt Bridie – ist Witwe und lebt im London des 19. Jahrhunderts. Die Stadt ist düster, der Fluss Themse stinkt.
Bridie ist als Privatdetektivin tätig. Weiterhin untersucht sie Leichen, sie versucht herauszufinden, warum und woran sie starben. Sie soll ein Mädchen finden – Christabel, das entführt wurde und offensichtlich mit seinem Kindermädchen unterwegs ist.
Ihr hilft Ruby, ein Geist, den nur sie sehen kann. Er unterhält sich mit ihr, er hat Ideen, er hilft ihrer Logik auf die Sprünge. Sie finden die Leiche der Kinderfrau des Mädchens.
Ihre Kenntnisse der Pathologie hat sie von einem Chirurgen bekommen, der sie als Kind gekauft hat. Er war gut zu ihr und brachte ihr viel bei. So versuchte sie bereits als Heranwachsende, Fälle zu lösen. Sie wertet Spuren und Gegenstände aus und achtet auf kleine Details, die zur Lösung eines Falles führen können.
Die Suche nach Christabel ist nicht einfach und oft auch gefährlich.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Nachdem ich das erste Buch „Der Freund der Toten“ von Jess Kidd gelesen hatte und davon begeistert war, wollte ich ihr neuestes Werk ebenfalls lesen.
Der Roman spielt in London zu einer Zeit, in der man nicht leben möchte. Es gibt dort abscheuliche Dämpfe, üble Gerüche der Brauerei wie fauliges Karamell, Mottenkugeln des billigen Schneiders – die Autorin malt eine dunkle, düstere Atmosphäre mit Worten. Dennoch gefällt mir der Schreibstil der Autorin, Bridie ist eine sympathische Hauptperson. Der Geist Ruby ist nett – und kommt nicht zu oft vor. Bridie findet ihn attraktiv – dennoch kommt es zu keiner Liebesgeschichte zwischen den beiden, was ich gut finde.
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) verfasst. Es gibt viele Dialoge. Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen. Einmal die Gegenwart – die Zeit also, während der Bridie versucht, Christabel zu finden. Diese Handlung wird im Präsens erzählt. Dann gibt es Rückblenden in die Zeit, als Bridie Kind und Jugendliche war. Diese Ereignisse werden im Präteritum (Vergangenheit) erzählt.
Man will wissen, ob Bridie Christabel finden wird. Spannend ist das Buch nicht – aber interessant durch die mitspielenden Charaktere und das, was sie tun. Verstörende, manchmal eklige Szenen wechseln sich ab mit Ereignissen, die aus einem Märchen stammen könnten – beispielsweise die Ereignisse in einem Zirkus.

Fazit:
Jess Kidd hat einen „anderen Krimi“ geschrieben – einen Krimi, in dem Leute, die irgendwann einmal gelebt haben, als Geist erscheinen und mit lebenden Personen zusammenkommen. Die Handlung spielt im 19. Jahrhundert in einer Umgebung, die düster ist. Auch manche Szenen sind gewöhnungsbedürftig – wenn es beispielsweise um Operationen geht. Wen das nicht stört, der bekommt eine interessante Handlung mit historischer Kulisse.

Ich vergebe vier Sterne und eine Weiterempfehlung.

Bewertung vom 23.05.2020
Tresp-Welte, Antje;Denno, Norbert

Antonella Augensterns abenteuerliches Alphabet


ausgezeichnet

Lustig, kurzweilig und lehrreich – nicht nur für Kinder

Worum geht es in dem Buch?
Das Kinderbuch „Antonella Augensterns abenteuerliches Alphabet“ präsentiert sich meistens in Reimen. Die Schülerin Antonella Augenstern soll einen Aufsatz schreiben, in dem alle Buchstaben des Alphabets vorkommen. Eine sinnvolle Geschichte soll dabei herauskommen.
Nach langen Überlegungen fällt ihr ein Satz ein, in dem jedes Wort mit A beginnt. Sie schreibt ihn auf ein Blatt. Das Blatt wird vom Wind fortgeweht an verschiedene Orte zu verschiedenen Menschen. Menschen, die in verschiedenen Lebenssituationen stecken. So lernen die Leser beispielsweise Eddi Ebert kennen, der einen Zug erreichen will. Oder die umtriebige Familie Finkenbrink, deren Geschirr mit einem Schlauch gespült wird. Oder Josefine Jeddebrock, die sich um ihr Salatbeet kümmert.
Jede dieser Personen schreibt einen Satz, dessen Buchstaben mit einem bestimmten Buchstaben des Alphabets beginnen, auf das Blatt.
Wird Antonella auf diese Weise zu ihrem Aufsatz kommen?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist lustig – nicht nur für junge Leser, sondern auch für Erwachsene, die es Kindern vorlesen. In kurzweiligen Reimen und dazu erfrischenden Bildern wird eine Geschichte präsentiert.
Kinder können mit lustigen Begebenheiten alle Buchstaben des Alphabets üben, und Erwachsene bekommen kurzweilige Unterhaltung. Dieses Buch regt auf jeden Fall zum Schmunzeln und Lachen an.
Die Aufmachung in Reimen und bunten Bildern ist so schön und originell gestaltet, dass man das Buch mehrfach zur Hand nehmen kann, um sich damit zu amüsieren. Langweilig wird es nie.
Die Frage, die man sich als Leser stellt – nämlich „Wird Antonella ihren sinnvollen ABC-Aufsatz bekommen?“ wird ebenfalls beantwortet.

Mein Fazit:
Bei diesem Buch ist der Lesespaß für Kinder und der Vorlesespaß für Erwachsene auf jeden Fall garantiert. Ich vergebe 5 Sterne und eine Lese- und Kaufempfehlung.

Bewertung vom 23.05.2020
Filipenko, Sasha

Rote Kreuze


sehr gut

Russische Schicksale bei einer Tasse Tee

Worum geht es in dem Buch?
Alexander, genannt Sascha, ist 30 Jahre alt, hat eine kleine Tochter und zieht in eine Mietwohnung in Minsk (Belarus – Weißrussland) ein. Seine Nachbarin Tatjana, die über 90 Jahre alt ist und an Demenz leidet, erzählt ihm beim Teetrinken aus ihrer Vergangenheit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Tatjana wuchs bei ihrem Vater auf, denn die Mutter starb bei der Geburt der Tochter. Die Familie zog nach Moskau, wo Hungersnot herrschte. Die Zaren waren nicht mehr da.
Später heiratete Tatjana Alexej, sie bekommen eine Tochter, namens Alessja. Tatjana bekommt eine Arbeit bei der NKID, einer wichtigen staatlichen Stelle – und ihr Mann Alexej gerät in Kriegsgefangenschaft. Es scheint unmöglich zu sein, dass er wieder frei kommt – und auch Tatjana schwebt in Gefahr.
Ebenso Sascha hat ein schweres Schicksal hinter sich. Er zieht alleine mit seiner Tochter in die Wohnung ein, aber was ist mit seiner Frau passiert? So nach und nach erfährt der Leser, was mit Sascha los ist.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman „Rote Kreuze“ ist nicht immer einfach zu lesen. Es gibt zwei Ich-Erzähler – einmal Sascha, einmal die alte Dame Tatjana. Ihre Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive und aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) beschrieben.
Die „Roten Kreuze“ sind ein Symbol. Einmal stehen sie für Zeichen, die Tatjana im Mietshaus gemacht hat, um sich mit ihrer Demenz orientieren zu können. Dann steht „Rotes Kreuz“ auch für die gleichnamige Hilfsorganisation.
Tatjanas Geschichte berührt – ich habe beispielsweise nicht gewusst, dass es Menschen gab, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Russland verfolgt wurden, weil sie dort nicht geboren wurden. Manchmal jedoch ist mir die Handlung in dem Roman zu langgezogen. Tatjana schildert manche Details mit viel Dramatik, es werden auch Briefe und Dokumente zitiert – und an die verschiedenen russischen Namen muss man sich erst einmal gewöhnen. So bezeichnet Tatjana ihren Mann Alexej auch mal mit dem Namen Ljoscha.
Tatjana zwingt Sascha ihre Geschichte richtig auf – er will sie zuerst nicht hören, dann hört er aber doch interessiert zu. Er erscheint mir zuerst farblos. Erst im Laufe des Romans wird er interessanter. Dann, als es darum geht, was mit seiner Frau Lana passiert ist.

Mein Fazit:
„Rote Kreuze“ ist stellenweise kein einfach zu lesender Roman, doch wer sich für russische Geschichte und Schicksale kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs interessiert, kann an dem Buch sicherlich Gefallen finden. Mir war die Handlung stellenweise zu langatmig. Ich vergebe vier Sterne.

Bewertung vom 23.05.2020
Gould-Bourn, James

Pandatage


ausgezeichnet

Liebenswert und tollpatschig

Worum geht es in dem Buch?
Danny ist Witwer. Seine Frau Liz starb bei einem Autounfall. Sein Sohn Will spricht seit diesem Zeitpunkt nicht mehr – weder mit Danny, noch in der Schule.
Danny verdient den Lebensunterhalt für sich und seinen Sohn als Bauarbeiter. Kritisch wird die Situation, als Danny seinen Job verliert. Sein Vermieter setzt ihn unter Druck und droht mit Kündigung, wenn Danny nicht bald die fällige Miete plus Zinsen bezahlt. Ersparnisse hat Danny nicht. Er traut sich nicht, seinem Sohn die Wahrheit zu sagen. Stattdessen kauft er sich ein Pandakostüm und versucht sich als Straßenkünstler, um Geld zu verdienen. Das klappt zuerst überhaupt nicht. Dannys Tanzversuche sind unbeholfen – und er erntet eher Spott statt Geld.
Krystal, eine Bekannte, bringt Danny einige Tanzschritte bei – und Danny verbessert sich allmählich.
Eines Tages sieht er, wie sein Sohn Will von anderen Jungs in Bedrängnis gebracht wird. Beherzt geht er dazwischen und kann Will retten. Will vertraut von nun an dem Panda – und beginnt sogar wieder zu sprechen. Allerdings weiß er nicht, wer in Wirklichkeit in dem Pandakostüm steckt.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Dieser liebenswerte Roman zog mich sofort in seinen Bann. Er ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) mit einigen Dialogen geschrieben. Danny ist liebenswert, tollpatschig – beim Lesen tut er mir oft leid.
Will ist eher eine Nebenfigur – er entwickelt sich aber im Laufe des Buches.
Krystal fand ich oft ordinär – aber auch sie hat Herz und Verstand, besonders, als die Dannys Ex-Arbeitgeber eine Lektion erteilen kann.
Man liest das Buch, weil man wissen will, ob Danny im Pandakostüm beruflichen Erfolg haben wird – so wie beispielsweise der Zauberer El Magnifico, der ebenfalls als Straßenkünstler tätig ist – aber im Gegensatz zu Danny gut verdient.
Und man liest das Buch, weil man wissen will, ob Will auf lange Sicht mit seinem Vater sprechen wird, wenn er herausbekommt, dass dieser in dem Pandakostüm steckt.
Spannung, ein schöner Schreibstil, eine interessante Hauptperson – das sind die Aspekte, die das Buch lesenswert machen. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.05.2020
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


ausgezeichnet

Zwei bemerkenswerte Frauen

Worum geht es in dem Buch?
Das Buch ist aus der Ebene des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) im Präsens geschrieben und beleuchtet zwei Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben.
Solène lebt im heutigen Paris – so, wie wir es vor der Corona-Krise kennen. Eine quirlige umtriebige Stadt. Solène ist eine erfolgreiche Anwältin mit einer eigenen Wohnung und einem gut gefüllten Bankkonto. Sie ist Single.
Eines Tages erleidet sie einen Burnout, nachdem sich einer ihrer Mandanten vor ihren Augen nach einer Gerichtsverhandlung umgebracht hat.
Das schockiert Solène so sehr, dass sie ihren Anwaltsberuf erst einmal ruhen lässt, sich psychologische Hilfe holt – und nach einigen Wochen überlegt, was sie Sinnvolles tun kann. So fängt sie an, ehrenamtlich einmal pro Woche in einem Frauenhaus – genannt „Der Palast“ – in Paris zu arbeiten. Sie hat ihren Computer dabei und schreibt Briefe für die Frauen.
Dabei erntet sie nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Sie lernt unterschiedliche Frauen mit unterschiedlichen Schicksalen kennen.
Die zweite Handlung spielt im Paris der 1920er-Jahre. Blanche arbeitet bei der Heilsarmee. Ihr ist es ein Anliegen, armen Menschen zu helfen. Doch sie und ihr Mann Albin haben die finanziellen Möglichkeiten nicht, um vielen Menschen helfen zu können. Eines Tages findet Blanche das ideale Objekt, in dem man ein Frauenhaus eröffnen könnte. Aber das Gebäude ist nicht nur groß, sondern auch ziemlich teuer. So fasst Blanche einen kühnen Plan.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Nachdem ich das Buch „Der Zopf“ von Laetitia Colombani gelesen hatte, das mir sehr gut gefallen hatte, war ich gespannt auf ihr neues Buch.
Die Handlung fängt gleich interessant an. Das Leben von Solène, einer sympathischen Anwältin, ändert sich von einem Moment auf den anderen. Sie überlegt sich, wie ihr Leben weitergehen kann, nachdem sich ihr Anwaltsberuf erst mal erledigt hat.
Als Leserin will ich wissen, was Solène unternimmt und wie sie die Aufgabe in dem Frauenhaus meistert. Anfangs ist es schwer, die Frauen nehmen keine Notiz von Solène. Nachdem sie aber einige der Frauen kennen gelernt hat und beginnt, sich in ihrer neuen Funktion wohlzufühlen, muss sie mit Kritik und einem weiteren schlimmen Ereignis fertig werden.
Mit der Geschichte rund um Blanche musste ich mich erst einmal anfreunden. Nicht nur schön, sondern auch düster ist das Leben im Paris der 1920er-Jahre – und ich wusste zuerst einmal nicht, was ich von Blanche halten sollte. Im Laufe der Lektüre wurde sie mir aber sehr sympathisch. Sie hat ein großes Herz und kann das Wenige, das sie bekommt, noch mit anderen Leuten teilen.
Sehr ansprechend finde ich den Schreibstil von Laetitia Colombani. Sie bringt alles auf den Punkt und verzichtet auf ausufernde Beschreibungen. Dabei kann sie gekonnt die Gefühle und Gedanken ihrer Hauptpersonen darstellen und malt mit Worten Bilder von Situationen, so dass man sich als Leserin alle Ereignisse und Schauplätze sehr gut vorstellen kann.
Am Ende bleiben einige Fragen, die man sich als Leser während der Lektüre stellt, noch offen. Aber das finde ich in Ordnung – so kann man sich seine eigenen Gedanken machen, wie manche Ereignisse weitergehen könnten.

Mein Fazit:
"Das Haus der Frauen" ist ein Buch über zwei bemerkenswerte Frauen, die über sich selbst hinauswachsen, indem sie versuchen, armen, bedürftigen Frauen zu helfen.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.04.2020
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


sehr gut

Es geht um ein Bild

Worum geht es in dem Buch?
Es geht um zwei Frauen, deren Leben zu unterschiedlichen Zeiten spielt. Zum einen wird die Ich-Erzählerin Odelle Bastien vorgestellt und das, was sie 1967 in London erlebt. Sie ist aus Trinidad und Tobago nach Großbritannien gekommen. Doch mit der Jobsuche hat sie zuerst wenig Glück, obwohl sie einen sehr guten Studienabschluss in „Englischer Literatur“ vorweisen kann.
Eines Tages bekommt sie jedoch die Chance, beim „Skelton Institute of Art“ (ein Institut und Museum, das sich mit Kunstwerken beschäftigt) als Schreibkraft für Marjorie Quick tätig zu sein. Sie akzeptiert diesen Job.
Ein Mann, namens Lawrie, bringt das Bild „Rufina und der Löwe“, das er von seiner Mutter geerbt hat. Es scheint sich um eine Sensation zu handeln – ein Bild des Künstlers Isaac Robles.
Zwischen Odelle und Lawrie entstehen Freundschaft und Liebe – und Odelle entwickelt eine Freundschaft zu Marjorie Quick, von der sie glaubt, dass sie ein Geheimnis verbirgt.
Die zweite Handlung dreht sich um die Familie Schloss, die auf einer Finca in Spanien lebt, und deren Angestellte Teresa und Isaac Robles. Spanien ist gebeutelt von einem Bürgerkrieg, die Verhältnisse sind dort nicht einfach.
Harold Schloss und seine Frau Sarah sind wohlhabend – ihre Ehe funktioniert nur noch auf dem Papier. Ihre Tochter Olive ist eine begnadete Malerin, aber sie wird als solche nicht von ihren Eltern wahrgenommen. Aber Terese und Isaac Robles wissen dieses Talent zu schätzen. Einige von Olives Bildern werden verkauft – aber nicht unter ihrem Namen. Und eines Tages erschafft sie das Bild „Rufina und der Löwe“.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch begann für mich vielversprechend. Ich mochte den Schreibstil der Autorin, und Odelle Bastien fand ich sehr sympathisch. Ich wollte wissen, wie es mit ihr weitergeht – ob sie und Lawrie heiraten werden und wie sich die Situation zwischen ihr und ihrer Vorgesetzten Marjorie Quick entwickeln würde. Auch war ich gespannt, wie die Handlungen von 1936 und 1967 miteinander zusammenhängen.
Dabei haben mich eher die Menschen interessiert – die Ereignisse rund um Bilder und Kunstwerke weniger.
Die Handlung, die im Jahre 1936 spielt, mochte ich weniger. Viele Handlungsstränge waren mir zu langgezogen – gerade die Ereignisse rund um Bilder. Die Personen waren mir auch wenig bis gar nicht sympathisch. Harold Schloss und seine Gattin Sarah waren mir zu blass, Terese und Isaac mochte ich kaum – nur Olive fand ich okay.
Die Autorin lässt die Leser lange im Unklaren. Man mutmaßt, wie die Handlungen aus den Jahren 1936 und 1967 miteinander zusammenhängen könnten. Der Schluss war für mich überraschend. Das spricht für das Buch.

Mein Fazit:
„Das Geheimnis der Muse“ ist ein schön geschriebener Roman über zwei Frauen und ein Bild. Manchmal war mir die Handlung zu langatmig.
Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.04.2020
Zantingh, Peter

Nach Mattias


ausgezeichnet

Nicht nur traurig, sondern auch zuversichtlich

Worum geht es in dem Buch?
Es geht um Mattias – die Zeit, als er noch lebte, und die Zeit nach seinem Tod.
Menschen, die viel, wenig oder gar nicht mit ihm zu tun hatten, werden beleuchtet. Sie erzählen aus der Ich-Perspektive – über manche wird aber auch aus der auktorialen Erzählperspektive berichtet.
Da gibt es Amber, Mattias‘ Freundin, die seit seinem Tod nur noch funktioniert.
Die Großeltern Riet und Hendrik, die alt und gebrechlich sind und viel mit sich selbst zu tun haben, werden dem Leser vorgestellt. Der Tod ihres Enkels Mattias beschäftigt aber auch sie.
Der Leser erfährt von Nathan, einem Alkoholiker, der an einem Verkaufscoaching teilnimmt.
Ein Kapitel widmet der Autor Kristianna. Sie ist Mattias‘ Mutter, die immer noch versucht, den Tod ihres Sohnes zu begreifen.
Noch weitere Personen werden in diesem Buch vorgestellt.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Ich wollte dieses Buch lesen, denn ich fand die Thematik interessant. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Stil des Romans gefällt mir, manche Sätze finde ich literarisch besonders gelungen.
Von der Handlung her ist „Nach Mattias“ kein Buch, in dem nur Traurigkeit an vorderster Stelle steht – es ist ein Buch, das auch Zuversicht gibt und zum Nachdenken anregt. Es zeigt viele Leute, die versuchen, mit ihrer Trauer umzugehen und weiterzumachen.
Die verschiedenen Charaktere fand ich faszinierend. Als Leserin mochte ich manche Charaktere mehr, manche weniger. Nathan war mir beispielsweise unsympathisch – und ich wusste lange Zeit nicht, warum ihm in dem Buch ein Kapitel gewidmet wurde. Gegen Schluss jedoch konnte ich es herausfinden.
Amber mochte ich anfangs auch nicht sehr – aber sie entwickelt sich, und am Ende fand ich sie bewundernswert.
Die Großeltern fand ich sehr sympathisch – und auch Mattias‘ Kristianna. Sie sind beide für mich gut und nachvollziehbar geschildert.
Auch Mattias mochte ich. Lange Zeit erfährt man als Leser nicht, wie er ums Leben kam. Man weiß nur bald, dass er es nicht freiwillig tat. Er hatte noch so viele Pläne im Leben!
Sehr positiv bewerte ich auch, dass es hinten in dem Buch noch ein Interview mit dem Autor gibt. Darin erfährt man, wie er diesen Roman entwickelt hat.
Ich vergebe dem Buch „Nach Mattias“ alle fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.02.2020
Agus, Milena

Eine fast perfekte Welt


ausgezeichnet

Menschen auf der Suche nach dem Glück

Worum geht es in dem Buch?
Ester und Raffaele heiraten nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie stammen beide aus einer ländlichen Region in Sardinien und kennen sich schon ziemlich lange. Sie ziehen nach Mailand, wo Raffaele eine Arbeit hat. Tochter Felicita kommt auf die Welt. Sie wird von ihrer Mutter Ester verwöhnt – entwickelt jedoch im Laufe der Jahre andere Ansichten über vieles als ihre Mutter.
Ester sehnt sich zurück nach Sardinien. Felicita dagegen würde lieber in Mailand bleiben. Sie schätzt die moderne Stadt mit ihrem Warenangebot und die Toleranz der Bewohner. In Sardinien wird man, wenn man aus einer anderen Region Italiens stammt, sofort schief angesehen.
Ester kann sich schließlich durchsetzen. Und so zieht die Familie zurück in das sardische Dorf, aus dem Ester und Raffaele kommen. Sie ziehen zu Esters Familie. Das Leben ist nicht leicht in Sardinien. Nicht nur wegen der ständig missmutigen Großmutter, die sich konstant weigert, das Meer sehen zu wollen. Die Arbeitsmöglichkeiten sind auch nicht so zahlreich wie in Mailand – und Raffaele hilft in der Landwirtschaft von Esters Familie mit.
Auch Felicita fällt es schwer, sich in Sardinien einzugewöhnen. Auf dem Gymnasium hat sie keine guten Noten, Ihre Figur ist etwas pummelig. Doch sie ist selbstbewusst. Als sie sich in Sisternes – einen jungen Mann aus einer wohlhabenden Familie – verliebt, scheint alles perfekt. Auch für die Mutter Ester, die mit Hingabe Vorbereitungen für die Hochzeit zwischen Felicita und Sisternes trifft.
Als Felicita den Eindruck bekommt, dass Sisternes sie nicht liebt – und sie nur aus Anstand heiraten wird, fasst sie einen kühnen Plan.

Meine Meinung zu dem Buch:
Der Roman ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) geschrieben. Ich mag den Schreibstil der Autorin. Er ist nicht ausschweifend. Die Autorin schafft es, große Zeitspannen in kurzen Kapiteln zu erzählen. Anfangs gibt es wenige Dialoge in dem Buch, dafür viel indirekte Rede. Das liest sich schön und literarisch niveauvoll.
Erst als Felicita beginnt, ihre Pläne zu entwickeln, um doch noch ihr wahres Glück im Leben zu finden, gibt es auch mehr Dialoge.
In dem Buch gibt es einige Personen, die sich über ihre politische Meinung definieren. So ist Raffaele offen für die westliche Welt, weil er sich im Krieg mit einem amerikanischen Jazzmusiker anfreunden konnte. Sein Bruder Felice dagegen ist glühender Kommunist und stirbt jung.
Einige Personen suchen nach dem einzig wahren Glück im Leben. So meint Ester, dass ihr Lebensglück lediglich in Sardinien zu finden sei. Als sie erfährt, dass Felicita und Sisternes heiraten wollen, bedeutet das für Ester den Himmel auf Erden.
Doch Felicita hat eine andere Auffassung von Glück. Sie will von ihrem Partner geliebt werden – eine Vernunftehe liegt ihr fern. Sie entwickelt im Laufe des Romans ein großes Selbstbewusstsein, das ihr hilft, ihr Leben komplett neu auszurichten.
Das Buch hat mir gut gefallen. Es ist schön geschrieben und nicht ausschweifend. Viele Gedanken bringt die Autorin gleich auf den Punkt. Außerdem habe ich nicht nur einiges über starke Charaktere gelesen, die versuchen, das Bestmögliche aus ihrem Leben zu machen. Sondern ich habe auch erfahren, dass es offensichtlich Konflikte zwischen den Sarden und den Einwohnern anderer italienischer Regionen gab. Das wusste ich vorher noch nicht.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Weiterempfehlung.