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marielu
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Mainbernheim

Bewertungen

Insgesamt 202 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2023
Pilz, Thorsten

Weite Sicht (eBook, ePUB)


gut

Es ist nie zu späte neue Wege zu gehen

Zum Inhalt:
Friedrich, der Ehemann der 71-jährigen Charlotte stirbt. Nur gut, dass Gesine, ihre Schwester nach einem Streit mit ihrem Mann bei ihr vorübergehend einzieht und auch Sabine, ihre Freundin und Pflegeschwester kurz darauf obdachlos vor der Tür steht. Da bleibt ihr nicht viel Zeit zum Trauern. Doch bei der Testamentseröffnung erfährt sie etwas von Friedrich, was ihr bisheriges Leben infrage stellt.
Als ihre frühere Freundin, die Dänin Bente, zu ihr Kontakt aufnimmt kommen Erinnerungen und Gefühle auf, die sich nun auf ihr künftiges Leben auswirken. Vier Frauen, für die es nun heißt, ihr Leben neu zu gestalten und sich ihren Gefühlen zu stellen.

Meine Meinung:
Das Cover mit dem Titel hat meine Neugier geweckt. Die Geschichte ist flüssig zu lesen und erzählt vom Leben der vier Frauen, genauer gesagt von 242 Tagen nach Friedrichs Tod. Rückblenden lassen vieles besser verstehen. Obwohl viel passiert, ist dies ein Buch, welches eher in ruhigen Tönen, aber auch etwas nüchtern schildert, wie sich das Leben der vier Frauen mit ihren unterschiedlichen Charakteren weiterentwickelt. Leider fühlte ich mich keiner der Protagonistinnen nahe, trotz aller Bemühungen blieben sie mir fremd, obwohl der Autor sie authentisch dargestellt hat. Freundschaft, das gegenseitige Verzeihen, neue Chancen und ein offener Umgang mit neuen Lebensformen spielen hier eine sehr wichtige Rolle. Viele Themen wurden angesprochen und man ahnte bereits worauf es hinausläuft, bedauerlicherweise fehlte mir aber etwas mehr Tiefgang. Letztendlich ergriffen die vier ihre Chancen und merkten, dass man seinem Glück nicht selbst im Wege stehen sollte.

Fazit:
Eine gute Grundstory, die etwas mehr in die Tiefe hätte gehen können.

Bewertung vom 01.04.2023
Sampson, Freya

Menschen, die wir noch nicht kennen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Warmherzige Story um Freundschaft, Mut und Hoffnung

Inhalt:
Frisch getrennt von ihrem Freund Simon kommt Libby in London an, um bei ihrer Schwester vorübergehend unterzukommen. In der Buslinie 88 trifft sie auf Frank, der ihr seine außergewöhnliche Geschichte erzählt, von einer Frau, die er vor 60 Jahren in dieser Linie getroffen und die eine Wendung in seinem Leben gebracht hat. Nur leider hat er ihre Telefonnummer verloren und seitdem sucht er sie. Fast täglich fährt er die Linie 88 ab, in der Hoffnung ihr noch einmal zu begegnen und ihr zu danken. Für Libby steht fest, dass sie Frank dabei helfen muss, diese Frau noch einmal zu sehen, bevor er in der Dunkelheit der Demenz verschwindet. Gemeinsam mit Franks Pfleger, dem Punker Dylan, verteilt sie entlang der Buslinie Zettel und trifft dabei auf Menschen, die ihre eigene Geschichte mit Frank haben. Libby wird langsam klar, dass es nie zu spät ist, die Chance für das eigene Glück zu ergreifen.

Meine Meinung:
Welch wunderbarer Roman wurde uns wieder von der Autorin Freya Sampson präsentiert, der sich für mich zu einem Lesehighlight entwickelt hat.
Ruhig, aber in einem feinfühligen Ton lernt man Libby, Frank, Dylan und Esme und noch einige Personen kennen. Schnell wird einem klar, dass der erste Eindruck nicht immer richtig ist. Die Fahrten, die die vier unternehmen, sind so greifbar beschrieben, dass man glaubt, man sitzt mit ihnen freundschaftlich zusammen in dem 88er-Bus und hört ihnen zu. Menschen, die ihnen begegnen, spiegeln die Gesellschaft und nicht immer ist alles harmonisch, dennoch ist stets ein warmer Schimmer zu spüren. Die Autorin lässt geschickt den Protagonisten und der Handlung Raum, um sich zu entfalten und zu überraschen. Seite für Seite wurde ich emotional in die Geschichte gezogen und konnte mich ihr nicht mehr entziehen. Die Protagonisten sind mir sehr ans Herz gewachsen und mir fiel es schwer, Abschied von ihnen und dem 88er-Bus zu nehmen.

Fazit:
Eine wundervolle, warmherzige Geschichte um Freundschaft und den Mut sich seinem Glück zu stellen

Bewertung vom 27.03.2023
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein wundervolles Buch, lesen und genießen

Inhalt:
1944 in London, hier suchen in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green 5000 Menschen Zuflucht und ein Zuhause vor den Bombenangriffen der Deutschen. Auch die ausgebombte Bibliothek zieht hier ein. Hier im Shelter entsteht eine eigene kleine Welt. Voller Hingabe versuchen die Bibliothekarin Clara und ihre Gehilfen Ruby den Menschen, vor allem den Frauen und Kindern, mit ihren Büchern das Leben erträglicher zu machen und ihnen Hoffnung zu geben, dabei haben sie mit ihren eigenen traumatischen Erfahrungen zu kämpfen. Aber es gibt auch Widerstände, denn nicht jeder Mann möchte, dass seine Frau durch das Lesen eventuell auf dumme Gedanken kommt. Clara und Ruby müssen sich nicht nur gegen ihren neuen Chef behaupten.

Meine Meinung:
Die Geschichte handelt vom London zur Zeit der heftigsten Bombenangriffe (The Blitz) im 2. Weltkrieg. Ungeschönt beschreibt die Kate Thompson von der Not und den Gefahren des Krieges, aber auch von dem Unglück, das sich ereignete, als Schutzsuchende in das Tunnelsystem des Shelter wollten. Der Sturz einer Frau löste einen dramatischen Dominoeffekt aus, bei dem 173 Menschen den Tod fanden. Unter anderem auch Rubys Schwester, was Ruby mit Schuldgefühlen zurücklässt. Dies alles jedoch in einem warmherzigen Ton, der genau die passenden Gefühle hervorruft. Ja, ich habe mit den Protagonisten gelacht, geweint und gekämpft. Die beiden Hauptprotagonistinnen Clara und Ruby wurden schnell für mich wie zwei Freundinnen, die das Herz auf den rechten Fleck haben, aber sich auch zu behaupten wissen. Einfühlsam gehen sie auf die Sorgen und Nöte der Frauen und Kinder ein, finden das jeweils richtige Buch für ihre Kundschaft, gehen dabei aber auch manchmal ein gewisses Risiko ein. Beatty und Marie, zwei jüdische Mädchen, haben ebenso mein Herz im Sturm erobert wie Sparrow, der zwar nicht lesen kann, aber sich genauso wie die anderen Kinder auf die abendlichen Vorlesestunden freut, die den Kindern Hoffnung, Bildung und Wärme bieten und sie in fremde, abenteuerliche Welten schicken. Wer Bücher liebt, ist hier geradezu hingerissen von der Magie, die Claras Bücherauswahl heraufbeschwört. Geschickt wurden hier Tatsachen mit einer tollen Geschichte verwoben, so wurde die Bibliothek in der Realität im Shelter von George F. Vale und Stanley Snaith geführt und nicht von unseren Protagonistinnen Clara und Ruby. Dieser wundervolle Roman mit seiner Hommage an die Bibliothekarinnen und Bibliothekare ist für mich zu einem Lesehighlight geworden und ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

Fazit:
Ein Lesehighlight, das tief berührt und die Kraft und die Magie der Bücher spüren lässt.

Bewertung vom 10.03.2023
Peetz, Monika

Die Nacht der Lichter / Die Sommerschwestern Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

Wenn Geheimnisse krank machen

Inhalt:
Die vier Sommerschwestern treffen, auf Helens Einladung hin, in der Villa Vlinder im holländischen Bergen an der Nordsee aufeinander. Dies war vor 20 Jahren ihr letzter Urlaubsort als Familie, denn in einer Sturmnacht fand ihr Vater dort seinen Tod. Helen plagt noch immer die Frage, was damals wirklich passiert ist und hofft nun auf neue Erkenntnisse und ein näherkommen der Schwestern. Ihre Schwestern jedoch schweigen, verheimlichen etwas oder ignorieren Helens Versuche, Licht in das damalige Geschehen zu bringen. Es wird immer klarer, dass Helens Schwestern etwas verschweigen.

Meine Meinung:
Dies ist der 2. Teil der Sommerschwestern und ich muss gestehen ich kenne den 1. Teil aus der Feder von Monika Peetz nicht. Das Cover mit der Rückenansicht der Frau in ihrem sonnengelben Kleid, wie sie auf das Meer schaut, hat mich magisch angezogen. Da wäre zunächst Helen, die nach der erneuten Hochzeit ihrer Mutter, die viele Fragen zum Tod ihres Vaters quälen und Licht in das Dunkel bringen will. Ich verstehe sie aus vollem Herzen, denn nur wer weiß, was wirklich passiert ist, kann alles aufarbeiten. Yella, die Mutter zweier Jungen, ist die Ausgleichende und möchte die Vergangenheit ruhen lassen, denn sie hatte einst ihrem Vater ein Versprechen gegeben. Amelie, Helens Zwillingsschwester, versucht einen Platz in ihrem Leben zu finden und ihrem verstorbenen Vater auf ganz besondere Weise nahe zu sein. Und Doro, die heißgeliebte Tochter ihrer Mutter, die ein erfolgreiches Atelier für Bühnenkostüme hat, wälzt gerne die Schuld auf andere ab wenn etwas schiefläuft. Alle wurden sehr gut ausgearbeitet in ihrer Art, ihrer Lebensweise und ihren Charakteren und realistisch dargestellt. Die Mutter empfand ich nur als egoistisch, wie sie immer wieder ihre Töchter unter Druck setzt und gegenseitig ausspielt. Doro erlebte ich ebenfalls als eine furchtbare Person. Helen hat mir richtig leidgetan in ihrem Bemühen ihren Schwestern wieder näherzukommen und zu erfahren, was wirklich damals passiert ist. Teilweise fand ich die ganze Situation der Schwestern doch recht bedrückend. Durch die mangelnde Kommunikation der Schwestern, hat jede leider allein mit ihren Dämonen zu kämpfen. Je näher es auf die Nacht der Lichter zugeht, umso mehr wird offenbart, aber letztendlich nicht, was sich Helen so sehr gewünscht hat. Deshalb bleibt nur auf den nächsten Teil zu warten, um vielleicht zu erfahren, was Herrn Thalberg in der Sturmnacht veranlasst hat, das Haus zu verlassen.

Fazit:
Keine leichte Sommerlektüre, sondern ein ernsthaftes und bedrückendes Buch über eine Familie die mit ihren Dämonen zu kämpfen hat.

Bewertung vom 07.03.2023
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Max Bischoff ermittelt in einem Cold Case

Inhalt:
Fallanalytiker Max Bischoff wird ausgerechnet von der Leiterin des KK11 Eslim Kerskin um Hilfe gebeten. Eine Freundin von ihr ist verstorben und hat in ihrem Tagebuch Zeilen hinterlassen, die sie mit einem Fall vor 20 Jahren in Verbindung bringen. Damals verschwand ein junger Mann spurlos, doch eine Leiche wurde nie gefunden. Bischoff soll nun in dem kleinen Weinort Klotten an der Mosel ermitteln und Spuren zu dem alten Fall finden. Unterstützung erhält er zunächst von dem Psychologen und Schriftexperten Marvin Wagner. Doch die Bewohner des Ortes mauern und wollen nichts mehr, als ihre Ruhe. Was haben Sie zu verheimlichen?

Meine Meinung:
Das Cover ist, wie immer, passend und durchgängig zur Serie um den Fallanalytiker Max Bischoff. Was schon eine Augenweite für sich ist, finde ich. Der Prolog beginnt mit den Gedanken eines Unbekannten, die dem Täter gehören. Gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit dem Schriftexperten Marvin Wagner, der schon allein mit seinem äußeren Erscheinen für Verwirrung bei den Leuten sorgt. Mir ist Marvin absolut sympathisch und ich hoffe, es gibt mal ein Buch, in dem es mit einer gehörigen Prise Spannung um seine Arbeit geht. Aber zunächst zu diesem Fall, in dem Max Bischoff ermittelt. Hier geht es gezielt um reine Ermittlungsarbeit, also immer wieder die gleichen Leute befragen, zusammentragen, was man erfahren hat und Meinungen bilden. Tja, was soll ich sagen, dies lief ohne großartige Spannung, zeigt aber wahrscheinlich die Realität ab. Für mich fehlte eindeutig das Spannende und Wendungsreiche eines Thrillers und ich würde diesen Teil eindeutig mehr in die Sparte solider Krimi einreihen. Die Aufklärung des Falles konnte mich auch nicht großartig überraschen, da genau diese Person mir ins Auge gestochen ist. Das Geplänkel zwischen Bischoff und seinem Freund Horst Böhmer und Marvin Wagner wirkten richtig erfrischend in der Eintönigkeit der Ermittlungen. Für mich ist der 3. Teil dieser Reihe eindeutig der Schwächste.

Fazit:
Mehr ein solider Krimi als Thriller und der schwächste Teil der Reihe.

Bewertung vom 06.03.2023
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels (eBook, ePUB)


sehr gut

Lebensschicksal einer starken Frau

Inhalt:
Als Olga ihren ersten Schrei von sich gibt, stirbt ihre Mutter und ein Eisvogel fliegt vom Fensterbrett davon. Ihr Vater zieht sich von der Familie zurück und Olga wird gemeinsam mit ihrem Bruder von ihrem Großvater, den sie liebevoll Pa nennt, erzogen. Als Arzt und Geburtshelfer weiht er Olga immer mehr in die Geheimnisse der Natur und ihre Heilkraft sowie in die Frauenheilkunde ein. Zusammen mit ihren Freunden Lotte, Annemie, Gero und Fritz verlebt sie eine schöne Kindheit in der Uckermark, doch schon bald ziehen dunkle Wolken auf, der Krieg naht und Olga sieht sich gezwungen gefährliche Wege zu gehen. Dies führt dazu, dass sie eines Tages alles zurücklässt und fliehen muss. Erst 50 Jahre später kehrt sie zusammen mit ihrer Tochter und der Enkelin zurück, aber immer noch plagen sie Angst und Schuldgefühle.

Meine Meinung:
Anne Prettin beschreibt in einem bildhaften, schönen mit einem warmen Unterton versehenen Schreibstil und abwechselnden Zeitebenen Olgas Werdegang von Geburt an. Die Beschreibungen der Natur sind so klar, dass ich mir die Pflanzen und den Duft der Kräuter sehr gut vorstellen konnte. Das Zeitgeschehen ist wunderbar in der Story integriert.
Nach ihrer Flucht heißt es für Olga für sich und ihre Tochter Becki zu sorgen, immer wieder plagt sie die Angst, dass Becki ihr weggenommen werden könnte. Durch Begegnungen mit Menschen, die es gut mit ihr meinen, erhält sie die Chance, ihren Traumberuf, trotz vieler Hindernisse, zu verwirklichen. Ihr Beruf als Ärztin und Gynäkologin sowie ihre Tochter Becki, stehen für sie immer an erster Stelle und es werden von beiden oft Opfer verlangt.
Durch die wechselnden, verschiedenen Zeitebenen wird dem Leser sofort bewusst, dass Olga ein Geheimnis hat. Doch welches unglaubliche Geheimnis sie verschweigt, erfährt man erst zum Schluss. Vorher darf man Vermutungen anstellen, die man dann aber wenig später wieder anzweifelt. Damit sorgt die Autorin für eine gewisse Spannung, denn schließlich will der Leser ja wissen, was in Olgas Vergangenheit passiert ist, dessen Geheimhaltung ihre Entscheidungen prägen. Da das Buch einen längeren Zeitraum beschreibt, kann auf vieles, verständlicherweise, nicht zu tief eingegangen werden, dennoch zeigt das Buch auf, dass es zwar dunkle aber auch helle Stunden im Leben eines Menschen gibt, sei es durch gewisse Umstände oder durch Begegnungen mit Menschen.

Fazit:
Ein wundervoller Roman über eine starke Frau, die aus Liebe zu ihrem Beruf und ihrem Kind einige Opfer auf sich nimmt

Bewertung vom 27.02.2023
Bullatschek, Sybille

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren / Haus Sonnenuntergang Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Sybille macht das schon

Zum Inhalt:
Sybille Bullatschek ist mit Herz und Seele als Pflegerin in einem Altenpflegeheim tätig. Ein eingespieltes Team unterstützt sie bei den täglichen Herausforderungen mit ihren Bewohnern. Sie sind zwar wie überall unterbesetzt, aber sie tun ihr Möglichstes. Alles könnte so schön sein, wenn nicht ausgerechnet der Juniorchef das Ruder übernommen hätte. Er hat zwar keinerlei Pflegeerfahrung, dafür war er auf der Business-School of London und nun den Ehrgeiz ihr Heim zum Heim des Jahres zu machen. Fortan dürfen sich Sybille und ihre Mitstreiterinnen nicht nur um die Bewohner des Heims kümmern, sondern müssen auch noch Chef Otterles Einfälle für die Wahl zum Heim des Jahres über sich ergehen lassen und umsetzten. Dass das natürlich zu Katastrophen führt, ist selbstverständlich.

Meine Meinung:
Dies ist das erste Buch der Comedian Ramona Schukraft alias Sybille Bullatschek. Ich muss zugeben, ich kenne Sie leider (noch) nicht. Die quirlige Sybille ist mir sehr sympathisch. Sie motiviert immer wieder die Heimbewohner und Kolleginnen, dabei hat sie immer einen Scherz auf den Lippen. Ungünstigerweise tritt sie dabei auch in so manches Fettnäpfchen und hat so einige ungewöhnliche und lustige Erlebnisse mit ihren Senioren. Ob sie aus Verzweiflung einige Bewohner mit zum Speed-Dating nimmt oder Herrn Bissing aus den Fängen eines Rotlicht-Etablissement retten muss, Sybille ist stets gut gelaunt. Es gab so manches Mal richtig was zu lachen. Sicher, es ist etwas überspitzt, aber doch recht spritzig und amüsant geschrieben und hat mich gut unterhalten. Oft musste ich daran denken, wie dankbar ich für die Menschen bin, die sich in der Pflege engagieren. Der Schluss lässt auf eine Fortsetzung mit Sybille hoffen.

Fazit:
Ein amüsantes Buch über die herzensgute und lustige Pflegekraft Sybille und ihre Erlebnisse, das für kurzweilige Lesestunden sorgt.

Bewertung vom 23.02.2023
Bast, Eva-Maria

Zuckerjahre - Die Frauen der Backmanufaktur / Die Backdynastie Bd. 2


ausgezeichnet

Starke Frauen der Backmanufaktur

Zum Inhalt:
1914 Julius Meister kehrt nach Bielefeld zurück, um in die Firma seines Vaters Carl einzutreten. Doch zuvor heiratet er seine Lotte. In der Firma, sowie in der Bevölkerung herrscht eine frohe Stimmung, den Menschen geht es so gut wie schon lange nicht, doch die Zeichen einer unheilvollen Änderung stehen bevor. Schon bald bricht der 1. Weltkrieg aus und Julius muss an die Front, während Lotte schwanger und voller Sorgen sich zusammen mit der Familie sich um den Fortbestand der Firma kümmert. Doch auch sie sind vor Schicksalsschlägen nicht gefeit.

Meine Meinung:
Der 2. Teil um die Frauen der Backmanufaktur umreißt die Jahre von Mai 1914 bis September 1919 und ist eine gut gelungene Fortsetzung. Während im 1. Teil Josephine und ihr Mann Carl mit ihren Erfindungen und Aufbau der Firma beschäftigt waren, sind nun die Kinder mit ihren Partnern gefordert, der Firma Wachstum und Neuerungen zu bringen. Dabei werden die Angestellten weiterhin sozial und freundlich behandelt und es gibt immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Vieles entsteht aus der Not heraus, um den Fortbestand der Firma zu sichern, dabei sind die Frauen der Familie Meister ihrer Zeit weit voraus. Kein Wunder, dass diese sich auch allgemein um mehr Rechte für die Frauen, bis hin zum Frauenwahlrecht, einsetzen.
Die Autorin Eva Maria Bast beschreibt realistisch in einem schönen, genießerischen Schreibstil die Geschichte um die jungen Frauen Lotte und Friederike, aber auch Martha, Josephine und Maria kommen nicht zu kurz. Fast schon möchte man ein Familienmitglied dieser starken Frauen sein. Obwohl die Frauen mit ihren Ideen in der Story stark im Vordergrund stehen und somit der Herzschlag der Firma sind, so sind die es doch die Männer, die die Firma führen. Da eine Zeitspanne von 5 Jahren beschrieben wird, kann nicht auf alles bis ins Detail eingegangen werden, aber die Autorin meistert diese Sprünge ideal.
Das Grundgerüst des Romans beruht auf der Historie eines bekannten Backmittelherstellers, wahre Begebenheiten und literarische Freiheiten runden die Erzählung ab und machen sie sehr lesenswert. Und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn ich dem 3. Teil „Zimtträume“ schon entgegenfiebere.

Fazit:
Fesselnde Fortsetzung, die mich mit ihrer anschaulichen und emotionalen Story komplett mitgenommen hat.

Bewertung vom 06.02.2023
Berg, Ellen

Von Spaß war nie die Rede


sehr gut

Eine Reise zu sich selbst

Zum Inhalt:
Verheiratet, zwei Kinder, Reihenhaus und Halbtagsjob, ein typisches Familienleben nennt Fee ihr Eigen. Doch irgendwie ist die Luft raus und Fee fühlt sich wie in einem Gefängnis. Da sie nie „Nein“ sagen kann, wird sie von Familie, Arbeitgeber und Freunden mit immer mehr Aufgaben betreut, aber ein gutes Wort erhält sie nie. Doch irgendwann stellt sie fest: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr“ und beschließt nun etwas Zeit für sich zu nehmen. Da sie auch mit ihrem Körper hadert, beginnt sie mit Zumba und darauf reagiert die Familie nicht gerade begeistert. Als der gutaussehende Trainer Felix, ihr eine Selbstfindungsreise mit Tantra Massage nach Bali anbietet, ist die Familie entsetzt. Doch dieses Mal setzt sich Fee durch, denn Bali war schon immer ihr Traum. Nur leider ist es gar nicht so leicht, sich seinen Freiraum zu schaffen.

Meine Meinung:
Ellen Berg greift ein Thema auf, in dem man sich leicht wiederfindet. Geht es doch vielen Frauen so, die Familie, Arbeit etc. unter einem Hut bringen müssen und dabei selbst auf der Strecke bleiben. Die Autorin beschreibt in ihrem Roman in einem warmherzigen, leichten Schreibstil mit dezenten Untertönen, wie Fee sich fühlt und wie sie langsam wieder zu sich findet, bzw. zu neuem Leben erwacht. Dabei lernt sie auch einmal „Nein“ zu sagen und ihren Körper zu lieben, Zitat: „Die gute Nachricht ist, dass ich mich nicht mehr für meinen Körper schäme, wenngleich ich wahrlich nicht mit Idealmaßen und straffem Bindegewebe punkten kann. War ein langer Weg dahin: Body Positivity statt Body Shaming.“. Mit Fees Augen die schöne Landschaft Bali kennenzulernen, hat Lust auf das Reisen gemacht. Gerne würde sie ihre Familie, vor allem ihren Mann Christian, mit auf den Weg in ein Leben mit Spaßfaktor nehmen. Ob ihr das gelingt, müsst ihr selber lesen. Sicherlich ist einiges etwas übertrieben und nicht ganz realitätsnah dargestellt, doch das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch und man begleitet voller Freude Fee in ihr Abenteuer. Zwar ist es ein recht lockerer Roman, doch wird gezielt und ohne Beschönigung eine schmerzhafte Wahrheit auf ironischerweise aufgezeigt und lädt so zum Nachdenken ein.

Fazit:
Ein lockerer Frauenroman, der auf ironische Weise Wahrheiten aufgreift und zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 06.02.2023
Borrmann, Mechtild

Feldpost (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Familie Kuhns Schicksal

Zum Inhalt:
Anwältin Cara Russo sitzt in einem Café, als sich eine fremde Frau zu ihr setzt. Sie erzählt ihr von Adele Kuhn, die nach dem Krieg plötzlich verschwunden sei, obwohl sie noch Sachen hinterlassen hat, die sie abholen wollte. Ehe sich Cara versieht, hat die Frau das Café verlassen und zurück bleibt eine Aktentasche. Cara möchte die Tasche gerne der Frau zurückgeben, deshalb öffnet sie diese um evtl. eine Adresse zu finden, doch was sie entdeckt sind Feldpostbriefe die an Adele Kuhn gerichtet sind, in der von tiefer Liebe zu lesen ist, sowie einen Kaufvertrag über eine Villa zu einem symbolischen Preis. Was steckt hinter dem Verschwinden von Adele? Ihre Neugierde ist geweckt und sie beginnt nach dem Verbleib von Adele zu recherchieren, dabei deckt sie eine verbotene Liebe, einen Verrat und die tragische Schuld einer Liebenden auf.

Meine Meinung:
Das Cover passt zu der Geschichte in diesem Buch wunderbar, ist aber kein Eyecatcher. Doch es führt zu einem fiktiven Roman, der auf wahren Lebensgeschichten beruht und genauso authentisch geschrieben ist. Ein warmer, flüssiger Schreibstil eröffnet eine tief traurige und dramatische Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat. Abwechselnd zwischen den Zeitebenen vom Jahr 2000 und der Vergangenheit von 1935-1945 wird die Geschichte um die Freundschaft der Familien Kuhn und Martens erzählt, die im Mittelpunkt der Geschichte steht, Caras Recherchen ergänzen das Ganze. Während die Martens sich nach der Machtergreifung der Nazis in der Partei aufgehen, steht Gerhard Kuhn der neuen Partei und ihrem Wirken skeptisch gegenüber. Dies hat gravierente Folgen für seine Familie und Gerhard muss mit seiner Frau ins Ausland fliehen, zurück bleiben seine beiden Kinder Arthur und Adele und ein Versprechen seines besten Freundes Martens. Stück für Stück wird das Drama in kurzen Kapiteln, die mit dem jeweiligen Namen des Protagonisten und dem Datum beginnen, spannend und mit überraschenden Wendungen aufgebaut. Zutiefst berührt habe ich stets gehofft, dass sich zum Ende noch alles zum Guten wenden wird.

Fazit:
Ein bewegender, historischer Roman über das Drama einer Familie in dunklen Zeiten