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B. S.

Bewertungen

Insgesamt 187 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2023
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


gut

Kurzweilig, aber mehr auch nicht

Klimawandel, Kriege, Terrorismus, Populismus etc. - die Liste ist lang an Problemen und Herausforderungen, die den Blick in die Zukunft trügen und eher für Pessimismus anstatt Optimismus sorgen.
Wie verliert man nicht die Hoffnung in den stürmischen Zeiten, in denen wir uns gerade befinden? - Antworten auf diese Frage habe ich mir von dem Sachbuch von Till Raether gewünscht, das diese meiner Meinung nach jedoch nicht wirklich liefert.

Lebendig widmet sich Raether von Beginn an dem Thema. Er liefert keine sachlich abstrakte Analyse, sondern bettet seine Gegenwartsanalyse in persönliche Anekdoten und Erlebnisse ein. Die persönliche Note und der flüssig zu lesende Schreibstil sind auch die Stärken des Sachbuches.

Inhaltlich bleibt es bei der Beantwortung der Frage, wie man nicht die Hoffnung verliert, etwas dünn. Denn wirklich neue Ansätze, wie man der Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft beibehält, präsentiert der Autor den Lesenden nicht. Zumindest ist mir diesbezüglich nicht wirklich etwas hängen geblieben.

"Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?" ist kurzweilig und regt während des Lesens zum Nachdenken bzw. Reflektieren über die eigene Verantwortung und Rolle in der Gesellschaft an, hinterlässt über das Seitenende jedoch nicht wirklich einen bleibenden Eindruck.

Bewertung vom 10.12.2023
Adam, Lea

Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2


gut

Blutiger Thriller mit Schwächen

"Agonie" lässt mich, wie schon der Auftakt "Stigma", mit gemischten Gefühlen zurück.

Überzeugen konnte mich die fesselnd erzählte und gut konstruierte Thrillerhandlung, weniger, die Charakterzeichnung.

Der Anfang, wie auch der Rest des Buches, ist nichts für schwache Nerven.
Milo und Vincent werden mit einem grausamen Mord an einer jungen Influencerin, die sich für Tierrechte einsetzte, konfrontiert. Sie wurde wie ein Tier auf der Schlachtbank fachmännisch zerlegt. Leider bleibt sie nicht das einzige Opfer. Die blutigen Spuren führen den sich von seiner schweren Schussverletzung erholenden Vincent und Milo in die tierverachtende Welt der Fleischindustrie.
Neben einem gefährlichen Serienmörder, muss sich Milo noch mit privaten Problemen auseinandersetzen, denn zwischen ihr und Valerie hängt der Haussegen schief.

Der Fall um die tote Influencerin wird fesselnd erzählt. Kurze Kapitel, teilweise auch mit Abschnitten aus Sicht des Täters, sowie ein packendes Finale halten den Spannungsbogen hoch.
Zudem wird ein authentisches und nachdenklich machendes Bild von der Fleischindustrie gezeichnet, in der das Tierwohl keinen Platz hat und es nur um Profit geht.

Bedauerlicherweise konnte die Handlung abseits davon mich weniger begeistern. Das Thema Liebe und Beziehungen spielt hier eine große Rolle.
Milo macht aus Valerie immer noch ein Geheimnis, was zu Spannungen führt. Dann ist da noch ihre Kollegin, die mit ihr flirtet und beide kommen sich näher.... Etwas zu klischeehaft und zu schnell meiner Meinung nach.
Das Gleiche kann in Bezug zu Vincents aufkommenden Gefühlen zu Cleo, der Freundin der Toten, gesagt werden. Vincent wird regelrecht weichgespült und verliert an Kontur. Einzig Milo ist vielschichtig in ihrer Darstellung. Die anderen Charaktere sind leider etwas stereotyp in ihrer Beschreibung.

"Agonie" hatte das Potenzial zu einem spannenden Thriller, das er enttäuschenderweise nicht ausschöpft. Ein bedrückend und gut erzählter Fall allein reichen nicht aus, auch das Drumherum muss passen.

Bewertung vom 10.12.2023
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


gut

Anne im Fadenkreuz - kurzweiliger neuer Band der "Die Hafenärztin"-Reihe

Wie gewohnt bildhaft und gefühlvoll geschrieben, taucht man von Beginn an in das Hamburg von 1911.
Erzählt aus der Sicht von der titelgebenden Hafenärztin Anne, dem Kommissar Berthold und seiner vielleicht Bald-Ehefrau Helene werden verschiedene Handlungsstränge eingeführt, die alle miteinander verbunden sind.

Gleich zu Beginn geht es spannend los, Anne ist in den Armenvierteln der Hansestadt als Ärztin unterwegs und wird dabei mit einer ihr bekannten toten Frau konfrontiert. Die Frau war zwar alkoholabhängig, aber das war nicht die Ursache für ihren Tod, sondern Heroin. Zudem war sie nicht die Einzige die der immer stärker zirkulierenden Droge in Hamburg zum Opfer gefallen ist. Anne versucht herauszufinden, wer hinter dem Heroinhandel steckt und begibt sich dabei selbst in Gefahr. Darüber hinaus steht auch noch ihr gesellschaftliches Ansehen auf dem Spiel, da sie als Zeugin gegen ihren Vater vor Gericht aussagen soll.
Auch ihre Freundin Helene hat es nicht leicht, ihr heimgekehrter Bruder Kurt macht ihr Sorgen und auch zwischen ihr und Berthold kriselt es. Zwar liebt sie Berthold, doch merkt sie, dass seine tote Frau immer noch zwischen ihrer beider Glück steht. Helene stellt deswegen Berthold ein Ultimatum, woraufhin dieser sich den Geistern seiner Vergangenheit stellt. Als er wieder zurück ist, kommt es zum großem Showdown im Heroinfall.

Umrahmt wird die mehr oder weniger spannend erzählte Handlung von stimmungsvoller Beschreibung der Handlungsschauplätze. Zudem finden gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungen, wie z.B. die Psychoanalyse, Eingang in die Handlung.
Trotz des packenden Beginns verliert die Handlung jedoch im weiteren Verlauf dann leider etwas an Schwung, um dann in einem etwas zu überstürzten Finale zu enden. Ebenso hätte die ein oder andere überschwängliche Gefühlsbeschreibung weniger der Geschichte gutgetan. Besonders zum Ende hin war es manchmal zu pathetisch.

Auch wenn der Roman kleinere Schwächen hat, handelt es sich dennoch um eine gelungene und kurzweilige Fortsetzung der Reihe rund um die Hafenärztin, die Fans sicher nicht enttäuschen wird.

Bewertung vom 02.12.2023
Welser, Maria von;Horbas, Waltraud

Die Unbestechliche


gut

Interessantes Zeitporträt, das hinter den Erwartungen zurückbleibt

"Die Unbestechliche" ist ein gut geschriebener und kurzweiliger Roman, der mich zwiespältig zurücklässt.

Der Roman hat mit Alice, einer jungen alleinerziehenden Mutter in den 1968- und 1970er-Jahren, die als Volontärin bei einer Zeitung arbeitet, eine vielversprechende Protagonistin, die in einer politisch und gesellschaftlich brisanten Zeit in Deutschland lebt.
Die Prämisse von "Die Unbestechliche" macht somit Lust auf eine Geschichte, in der eine selbstbewusste Frau im Mittelpunkt steht, die in einer patriarchalisch geprägten Verlags- und Alltagswelt versucht ihren Weg zu finden, erzählt vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse und Entwicklungen damals.
Leider erfüllt der Roman die Erwartungen nur zum Teil.

Gut gefallen hat mir beim Lesen die vielschichtige Charakterzeichnung von Alice. Man wird zum einen Teil von Alices Ängsten, Sorgen und Bedenken, besonders wenn es um ihre Kinder geht. Zum anderen wird man Zeuge von ihrer Leidenschaft für den Journalismus und ihrer Entschlossenheit, ihren Weg zu gehen, auch gegen Widerstände, vor allem männlicher Art.
Der flüssige und bildhafte Schreibstil helfen dabei, dass man schnell in die Handlung eintaucht und dass man einen guten Einblick in die Alltagswelt einer Journalistin bekommt, in der Männer den Ton angeben und unabhängige Frauen belächelt werden.

Weniger gut gefallen hat mir, dass der Roman besonders am Anfang und in der Mitte etwas zu langatmig in seiner Erzählung ist. Das Ende hingegen kam mir dann zu abrupt und wirkt auf mich zu konstruiert und etwas zu klischeehaft.
Zudem wirken die politischen Ereignisse, die im Hintergrund geschehen, eher wie nettes Beiwerk. Bei einem Buch, dass im Bereich Journalismus spielt, hatte ich mir mehr Miteinbeziehung in die Handlung erhofft. So blieben sie nur nettes Beiwerk.
Die Zeitsprünge in der Handlung trugen ihren Teil dazu bei, dass mancher Erzählstrang nur an der Oberfläche verblieb.

Alles in allem habe ich mir von "Die Unbestechliche" allein schon wegen der Themen ein vielschichtiges Zeit- und Gesellschaftsporträt in Kombination mit einer fesselnden Lebensgeschichte einer jungen Frau erhofft, das leider nur teilweise erreicht wurde.

Bewertung vom 18.11.2023
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


sehr gut

Kurzweilig und spannend erzählter Krimi mit mysteriösen Touch

„Stille Falle“ ist ein kurzweiliger und packend geschriebener Kriminalroman aus der Feder von Anders de la Motte sowie ein vielversprechender Auftakt einer neuen Reihe um die abgebrühte Leo.

Für Kriminalkommissarin Leonore „Leo“ Asker scheint die Führungsposition in der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö in Reichweite zu sein. Doch dann wird sie in Abteilung in den Keller der Polizeiwache versetzt, in eine Einheit, bei der merkwürdige ungelöste Fälle landen, um die sich keiner kümmern will. Leo würde jedoch lieber in einem bedeutenden Entführungsfall einer jungen Frau ermitteln. Heimlich fängt sie weiter an dem Fall zu ermitteln und stellt bald fest, dass einer der merkwürdigen Fälle der Abteilung in Zusammenhang mit dem Entführungsfall steht. Während ihrer Ermittlungen stößt sie auf den Namen ihres alten Jugendfreundes Martin Hill und schon bald beginnt ein Spiel auf Leben und Tod.

Erzählt anhand kurzer Kapitel und aus verschiedenen Perspektiven, darunter die der Protagonistin Leo, Hill, der entführten Frau und die des ominösen Trolls, entwickelt der flüssig geschriebene Kriminalroman schnell eine Sogwirkung. Rückblicke in Leos Vergangenheit machen zudem neugierig, mehr über Leo als Person zu erfahren.
Leo ist nicht zimperlich und weiß sich zu helfen, erfüllt also das Bild einer starken Frau bei der Polizei mit schwieriger Vergangenheit, die sich nicht unterkriegen lässt. Passend dazu gibt es einen alkoholabhängigen Kommissar, machomäßige und erfolgshungrige Polizeiermittler.
Auch wenn die Personenwahl etwas stereotyp ist, kann der Krimi vor allem dank seiner mysteriösen Handlung voller Wendungen überzeugen, die in einem spannenden Finale gipfelt.

Einzig das Motiv bleibt am Ende etwas nebulös. Auch das Potenzial, der Abteilung für merkwürdige und mysteriöse Fälle im Keller wurde für meinen Geschmack, nicht wirklich genutzt. Was jedoch noch nicht ist, kann ja im 2. Band noch werden. Denn trotz kleiner Schwächen bin ich gespannt, wie es weitergeht, der Cliffhanger am Ende des Buches macht auf jeden Fall neugierig.

Bewertung vom 11.11.2023
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


sehr gut

Walter spielt Gott - berührend und kurzweilig

"Kein guter Mann" entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einer Art Weihnachtsgeschichte à la Charles Dickens, die zu berühren und zu überraschen weiß. Sie zeichnet sich durch Tiefe aus und dass sie ohne Kitsch auskommt.

Walter ist zu Beginn ein griesgrämiger und wenig sympathischer Postbote, der in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen versetzt wird. Mit wenig Begeisterung beantwortet er die Briefe ans Christkind oder den Weihnachtsmann, bis ihm der Brief von Ben an den lieben Gott in die Hände gerät. Bens Brief ist keiner der üblichen Wunschzettel, sondern nur die Frage nach einem Klempner. Neugierig geworden beginnt Walter mit Ben eine Art Brieffreundschaft mit ihm und wird als Gott zu seinem Freund. Infolgedessen beginnt Walter über sein Leben nachzudenken.

Walter hat zu Anfang nicht wirklich viele Eigenschaften, die ihn liebenswert machen. Doch je mehr man über seine Vergangenheit erfährt, umso vielschichtiger wird seine Person. Denn Walters Leben ist geprägt von schicksalhaften und unglücklichen Ereignissen, die sein Leben prägten und ihm zu dem verbitterten Mann machten, der er jetzt ist.
Im Laufe der Geschichte kommt Walter seiner Familie wieder näher, doch nicht immer erfolgreich. Doch dann ist es Ben, der ihm zu inneren Frieden verhilft.

Dank der kurzen Kapitel und des flüssigen Schreibstils fliegt man nur so durch die Seiten. Hoch gehalten wird der Spannungsbogen durch Einblicke in Walters Vergangenheit, die sich mit der Geschichte in der Gegenwart abwechseln. Man will wissen, wie Walter zu dem wurde, der er ist und wie es mit Ben weitergeht.

Gut gefallen hat mir, dass zum Ende hin nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und trotz Walters persönlicher Weiterentwicklung und Handlungen nicht alles im Lot ist. So wie es im wahren Leben eben auch ist.
Einzig manche Ereignisse fand ich etwas zu konstruiert, besonders zum Ende hin.

"Kein guter Mann" zeichnet sich durch eine glaubhafte und menschliche Charakterzeichnung aus. Der Roman ist ein packender Mix aus humorvollen und tiefgründigen Elementen, die für ein kurzweiliges Lesevergnügen nicht nur zu Weihnachten, sorgen.

Bewertung vom 11.11.2023
Münkler, Herfried

Welt in Aufruhr


sehr gut

Die Welt ordnet sich neu - informatives Sachbuch

In Münklers fachlich gut fundierten und flüssig geschriebenen Sachbuch "Die Welt in Aufruhr - Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert" behandelt der Autor tiefgehend das Thema Weltordnung, die verschiedenen Theorien dahinter und welche Ordnungssysteme es gab bzw. gibt.

Er liefert, vor allem in Bezug auf Ausbildung und Konzepten hinter den verschiedenen Ordnungssystemen, nicht nur eine Fülle an theoretischen Hintergrundwissen, sondern er geht auch auf die Rolle von Krieg und Frieden sowie die der Politik dabei ein. Nebenbei analysiert er auch die aktuelle Weltordnung und wie diese sich in Zukunft aussehen könnte. Hierbei geht er auch auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ein, die EU und die UN, sodass ein Aktualitätsbezug entsteht.

Wer jedoch ein leicht verständliche politikwissenschaftliche Sachlektüre hinter "Die Welt im Aufruhr" erwartet, wird mit dem Buch nicht ganz glücklich. Es hilft mit dem Thema vertraut zu sein und ein Interesse bzw. Hintergrundwissen in Bezug auf (geo)politische Themen zu haben. Dem gut strukturiert aufgebauten Text merkt man an, dass er von einem Autor geschrieben wurde, der definitiv Ahnung von seinem Thema hat und tief in der Materie drinnen steckt. Für Fachfremde kann es dementsprechend teils etwas schwer verständlich sein. Dazu tragen auch die langen, verschachtelten Sätze und die längeren Kapitel bei.
Wer sich dessen bewusst ist, wird viel Interessantes über verschiedenen Theorien über Krieg, Frieden, die Rolle des Staates, der Wirtschaft und auch des Volkes lernen und welche Rolle sie bei Ausbildung und Entwicklung unterschiedlicher Ordnungssysteme spielten und spielen werden.

"Die Welt in Aufruhr" ist definitiv ein interessantes und gut geschriebenes Sachbuch über Weltordnungen. Zuweilen mit etwas zu viel theoretischen Hintergrund. Diesbezüglich hätte ich mir mehr Bezug auf nähere geschichtliche und (geo)politische Entwicklungen gewünscht. Trotz der kleinen Schwächen, ist Münklers neuestes Werk informativ und für Leute, die sich für das Thema interessieren, auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 11.11.2023
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


sehr gut

Wenn die Vergangenheit dich einholt

"Taubenschlag" ist ein kurzweilig und fesselnd erzählter Krimi und die gelungene Fortsetzung des ersten Bandes der Reihe rund um die dänische Ermittlerin Lykke Teit und dem deutschen Ermittler Rudi Lehmann.

Gleich zu Beginn geht es düster und durchaus brutal zu.
In einem alten Bunker in Berlin werden die mumifizierten Leichen einer Familie gefunden. Im Norden von Deutschland kommt es zu brutalen Morden, bei denen die Opfer vor ihrem Tod gefoltert werden und dann nach ihrem Tod mit einer toten Taube auf ihrem Schoß aufgefunden werden. Lykke und Rudi werden wieder beauftragt, gemeinsam zu ermittle. Der Fall nimmt nicht nur persönliche Züge an, sondern lässt beide auch tief in die Stasi-Geschichte der DDR eintauchen. Eine spannende Jagd nach dem Täter beginnt, denn dieser hat schon sein nächstes Opfer in seiner Gewalt.

Dank kurzer Kapitel wird von Anfang an, schnell Spannung aufgebaut, die auch konstant hochgehalten wird. Dazu tragen auch die verschiedenen Erzählperspektiven, darunter auch die des Täters, bei, von den packenden Wendungen nicht zu schweigen.
Aufgrund der rasanten Erzählweise bleibt kaum Zeit zum Durcharbeiten, einzig die privateren und persönlicheren Momente zwischen Lykke und Rudi sorgen für eine kurze Verschnaufpause.
Die freundschaftliche und väterliche Beziehung zwischen Lykke und Rudi ist auch eine der Stärken des gut geschriebenen Krimis und sorgt hier und da auch für den ein oder anderen heiteren Moment in dem sonst eher düsteren Krimi.
Zudem sind beide Charaktere gut, vielschichtig und glaubwürdig gezeichnet. Insgesamt kann die Personenzeichnung überzeugen.

Jedoch nicht nur die Charaktere können überzeugen, sondern auch die Handlung.
Der Autor schafft es glaubhaft, die Gräueltaten der Stasi, die Verstrickungen einzelner darin, Rache und Sühne mit einem fesselnden Kriminalfall zu verknüpfen.

"Taubenschlag" ist somit ein spannender und atmosphärisch düster erzählter Krimi mit überzeugenden Charakteren, der einen Blick auf das begangene Unrecht der Stasi in der DDR wirft.

Bewertung vom 04.11.2023
Leciejewski, Barbara

In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1


sehr gut

Berührender historischer Liebesroman

"In Liebe, deine Lina" ist ein bewegendes Zeitporträt sowie ein berührender Liebes- und Familienroman in einem.

Erzählt wird die Geschichte von Lina, kurz für Karolina, die in Mühlenbach in der Pfalz Ende des 19. Jahrhunderts, nach dem frühen Tod ihrer Mutter, gemeinsam dort mit ihrem Vater und ihren Brüdern lebt. Lina ist in Albert verliebt und beide sind ein Paar. Sie können sich jedoch nur heimlich treffen und lieben. Es kommt wie es kommen musste und schon bald wird Lina schwanger. Lina und Albert wollen heiraten, doch Alberts Familie ist dagegen und stellt ihn vor die Wahl, wenn er Lina heiratet, verliert er das Familienerbe. Lina hofft, dass sich Albert für sie und das Kind entscheidet, doch Albert entscheidet sich anders und gegen sie. Als unverheiratete Mutter der kleinen Charlotte kommen harte Zeiten auf Lina im Dorf zu. Sie wird von den anderen Dorfbewohnern geschnitten und ist fast komplett auf sich alleine gestellt, vor allem ihr Bruder Walther unterstützt sie. Dann macht Karl, ihr Freund aus Kindheitstagen, ein Angebot. Karl, der schon immer heimlich in Lina verliebt war, bietet ihr an, sie zu heiraten und der Vater von Charlotte zu werden. Obwohl sie Albert noch immer liebt, willigt sie ein und zieht mit Karl und ihrer Tochter nach Bremen. Sie fängt ein neues Leben in Bremen an, doch ihre Liebe zu ihrer alten Heimat lässt sie nie ganz los.

Der Roman beruht auf der wahren Geschichte der Großmutter der Autorin und weiß zu berühren.
Erzählt vorwiegend aus der Sicht von Lina, aber auch aus der von Karl, Lotte und anderen, taucht man schnell, dank des bildhaften Schreibstils der Autorin in die Pfalz und das Bremen um die Jahrhundertwende ein. Die Autorin schafft es hierbei ein stimmungsvolles und realistisches Bild der damaligen Zeit einzufangen. Auch wenn natürlich die Liebes- und Familiengeschichte von Lina im Vordergrund steht, werden auch geschichtlich und gesellschaftlich wichtige Entwicklungen und Ereignisse in den Roman eingebunden.
Kurze Kapitel mit teils emotionalen Szenen und der gefühlvolle Schreibstil sorgen dafür, dass die Geschichte einen schnell in ihren Bann zieht. Anteil daran hat auch die überzeugenden Charakterzeichnung. Man gewinnt einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der wichtigsten handelnden Figuren und kann sie sich gut vorstellen. Die lebhafte Beschreibung der Handlung und der Charaktere ist definitiv eine Stärke des historischen Romans.
Manche Szene hätte jedoch etwas mehr Tiefe vertragen können. So werden Konflikte oder schwierige Situationen teilweise etwas schnell gelöst oder nur kurz angesprochen. Bezüglich der Rolle Alberts hätte ich mir etwas mehr Konfrontation bzw. Aussprache gewünscht.
Zudem wirkt der Roman zum Ende hin etwas gehetzt und endet etwas abrupt, was der Tatsache geschuldet sein könnte, dass es einen zweiten Band gibt.

"In Liebe, deine Lina" ist ein Liebesroman, der ohne großen Kitsch auskommt und stattdessen eine bewegende Liebesgeschichte erzählt und dabei gleichzeitig ein authentisches Gesellschaft- und Zeitporträt zeichnet.