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Insgesamt 93 Bewertungen
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Bewertung vom 07.09.2022
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys


sehr gut

Yadriels und Julians Weg... eine gefühlvolle, wunderschöne Geschichte

Zunächst ein paar Worte zum Cover des Romans: Das Cover ist ein Hingucker und passt m.M.n. hervorragend sowohl zu den queeren Aspekten der Geschichte als auch zum Día de Muertos. Tatsächlich mag ich das deutsche Cover lieber als das der Originalausgabe.

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und bildhaft. Ein wenig gewöhnungsbedürftig war für mich zunächst, dass viele Begriffe und teilweise ganze Sätze auf Spanisch geschrieben sind. Letztendlich hat mir das dann doch gut gefallen, da es viel Authentizität in die Geschichte gebracht hat. Und das meiste erschließt sich aus dem Zusammenhang (und für den Rest gibt es den Google Translator).

Das Buch beinhaltet eine Vielzahl an Themen und Handlungssträngen, die sich gegenseitig ergänzen und zu einer runden Gesamtgeschichte führen.
Da ist zum einen der Fantasy-Aspekt: Die Gemeinschaft der Brujx, die mit ihrer Magie Geister sehen und beschwören können bzw. Heilkräfte haben. Dieser Aspekt der Geschichte war so eng mit dem Día de Muertos und der Kultur der Latinx verknüpft, man konnte fast vergessen, dass diese Magie fiktiv ist. Insgesamt fand ich den Einblick in die latein-amerikanische Kultur, insbesondere zu den Bräuchen und Traditionen des Día de Muertos sehr interessant.

Zentrale Themen des Buches sind aber die eigene Identität, die Zugehörigkeit zu einer (Wahl-)Familie sowie die Akzeptanz des „Anders“-Seins. All diese Themen werden sehr sensibel und gefühlvoll in diesem Buch aufgearbeitet und durch die beiden Protagonisten portraitiert.
Yadriel ist ein eher ruhiger und zurückhaltender Charakter. Er hat sehr damit zu kämpfen, dass seine von Glauben und Traditionen geprägte Familie seine Trans-Identität nur schwer akzeptiert. Yadriels Situation und Gefühlslage ist glaubhaft und nachvollziehbar erzählt. Tag für Tag muss er mit den Reaktionen seiner Umwelt umgehen und manchmal hat er es einfach nur satt, ständig um Akzeptanz kämpfen zu müssen. Hier merkt man deutlich, dass das Buch von einem Own-Voices Autor geschrieben wurde.
Und dann ist da noch Julian, den ich, ähnlich wie Yadril, sofort ins Herz geschlossen habe. Julian ist impulsiv und aufbrausend aber auch (leider im Wahrsten Sinn des Wortes) loyal bis zum Tod gegenüber den Menschen, die ihm wichtig sind. Julian trägt seine Emotionen und sein Herz auf der Zunge. Trotz seiner schwierigen Familiengeschichte ist Julian ein positiver und aufgeschlossener Charakter.
Die Entwicklung der beiden Jungs war einfach schön zu begleiten und vor allem ihre Gegensätzlichkeit hat eine besondere Dynamik in die Geschichte gebracht. Dank Julian gewinnt Yadriel mehr Selbstbewusstsein. Denn Julian nimmt ihn an, wie er ist, ohne Wenn und Aber.

Ein kleines Manko war für mich, dass der Handlungsbogen um den Mord an Julian und dem Verschwinden von Yadriels Cousin Miguel relativ vorhersehbar war. Nichtsdestotrotz war der „Showdown“ am Ende spannend und überaus dramatisch. Das Ende des Buches hat mich sehr berührt und es ist die ein oder andere Träne geflossen.

Fazit. ‚Yadriel & Julian‘ war für mich ein wunderschönes Jugendbuch mit viel queerer Repräsentation, von der es im deutschen (Jugend-)Buchmarkt noch viele zu wenig gibt. Die beiden Hauptfiguren sind durch und durch liebenswerte und authentisch Charaktere. Der Einblick in die Latinx-Kultur hat mir ebenso gefallen, wie der Fantasy-Aspekt der Geschichte. Große Leseempfehlung für einen großartigen Own-Voices Roman!

Bewertung vom 11.08.2022
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


ausgezeichnet

Das geheime Leben der Evelyn Hugo

Schon lange habe ich ein Buch nicht mehr so verschlungen wie dieses. Ich hatte im Vorwege schon viel Gutes über den Roman gehört, aber mit solch einer Sogwirkung hatte ich nicht gerechnet. ‚Die sieben Männer der Evelyn Hugo‘ von Taylor Jenkins Reid hat für mich großes Potential zum Jahreshighlight.

Das Buch beinhaltet zwei Erzählstränge. Die ehemalige Hollywood-Ikone Evelyn Hugo bittet die weitgehend unbekannte Journalistin Monique Grant ihre Memoiren zu schreiben. Evelyns Leben, chronologisch erzählt anhand ihrer sieben Ehen, macht zwar den Hauptteil des Buches aus, parallel begleiten wir aber auch Monique während der Zeit des Interviews. So wechselt die Erzählperspektive immer wieder zwischen der Ich-Erzählung von Evelyn und der von Monique.

Was hat mich an diesem Buch so sehr beeindruckt? Da ist zum einen der mitreißende Schreibstil. Ich konnte das Buch wirklich kaum aus der Hand legen. Die Autorin schafft es, den Glamour und die Faszination Hollywoods der 50er/60er/70er Jahre so lebendig und authentisch zu beschreiben. Ich musste mich manchmal daran erinnern, dass die Geschichte und ihre Figuren fiktiv sind.

Die Figuren, insbesondere die Protagonistin Evelyn Hugo, sind ein weiterer großer Pluspunkt des Buches. Evelyn ist kein durch und durch sympathischer Charakter. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, verliert früh ihre Mutter und tut alles, um nach Hollywood zu kommen und berühmt zu werden. Dabei handelt sie oft moralisch fragwürdig, ist berechnend und scheut nicht davor zurück, andere Menschen für ihre Zwecke zu benutzen. Die Figur ist dabei sehr glaubwürdig und konsequent geschrieben. Man findet nicht alles gut, was Evelyn tut, aber man kann ihr Handeln jeder Zeit nachvollziehen.
In diesem Zusammenhang ein paar Worte noch zum Cover: Zunächst hat mich das Cover des Buches nicht besonders angesprochen. Aber irgendwie passt es schon zu der Geschichte. Vor allem der nachdenkliche, aber auch stolze Blick der Frau auf dem Cover passt zu der Vorstellung, die ich mir von Evelyn gemacht habe.

Die Abschnitte mit Monique sind nicht lang, dennoch fand ich es beeindruckend zu lesen, wie die Zeit mit Evelyn sie verändert und ihr hilft, in ihrem eigenen Leben einen Schritt vorwärtszukommen.
Man fragt sich bis zum Schluss, warum Evelyn gerade Monique ausgewählt hat, ihre Biografie zu schreiben. Auf was einige von Evelyns Andeutungen am Ende hinauslaufen war zwar zum Teil vorhersehbar, aber in welcher Verbindung die beiden Frauen stehen hat mich dann überrascht und schockiert.

Das Buch hat mich mehrfach zu Tränen gerührt. Denn es geht in diesem Roman nicht nur um den Werdegang einer Hollywood Diva. Vielmehr erzählt des Buch von der Vielseitigkeit der Liebe. Es erzählt eine wunderschöne und gleichzeitig tragische queere Liebesgeschichte. Wir treffen in diesem Roman auf Menschen, die ihr Leben lang, ihr wahres Ich verbergen müssen, weil sie in einer Zeit lebten, in der man nicht lieben durfte, wen man wollte.

Bewertung vom 11.08.2022
O'Flanagan, Sheila

Ein unvollkommener Ehemann


sehr gut

Ein inspirierender Roman über Selbstfindung und Neuanfänge

Aufgrund des sommerlichen Covers und des Klappentextes hatte ich ja eher ein humoristisches Buch erwartet. Das war ‚Ein unvollkommener Ehemann‘ überhaupt nicht. Nichtsdestotrotz hat mich der Roman begeistert und war für mich ein Überraschungshighlight.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, so dass sich der Roman flüssig und leicht lesen lässt. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Roxy geschrieben. Hierdurch erhält man einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt und ich habe ihre Figur als sehr authentisch empfunden. Es tat mir fast weh, wie sehr sie sich am Anfang an dem Seitensprung ihres Mannes aufreibt und die Schuld bei sich sucht. Ich mochte Roxy unheimlich gerne, sie macht im Laufe der Handlung eine tolle und nachvollziehbare Entwicklung durch.

Der Fokus der Geschichte liegt auf Roxy, die nach dem Tod ihres Vaters dessen Chauffeur-Service weiterführt und, ausgelöst vom Seitensprung ihres Mannes, ihre eigene Rolle zu hinterfragen beginnt. Durch ihre Arbeit kommt sie mit vielen Frauen in Kontakt, die „was aus ihrem Leben gemacht haben“. Dadurch und durch ihren Erfolg im Beruf erkennt Roxy, dass sie mehr sein möchte als Hausfrau und Mutter. Ihr Mann Dave tut sich mit dieser Veränderung hingegen sehr schwer.

Daves Charakter fand ich etwas schwierig. Natürlich hat er auf der Sympathieskala erstmal einen schlechten Stand durch seinen Seitensprung. Dass er diesen bereut und gerne möchte, dass wieder alles so wird wie früher ist zwar einigermaßen glaubhaft. Als Roxy schließlich zu ihm zurückkehrt mutiert er aber immer weiter zum patriarchalen Ober-Ar***. Diese eindimensionale Darstellung des Charakters hat mich etwas gestört. Eine etwas differenzierte Charakterzeichnung hätte mir besser gefallen.

Die Geschichte von Roxys Weg zu sich selbst wird geschickt verwoben mit den Erlebnissen ihrer Fährgäste - die ältere Schauspielerin Thea, die erfolgreiche Ernährungsberaterin Gina oder die junge Influencerin Leona. Und dann ist da noch Ivo, ein Geschäftsmann mit komplizierter Familiengeschichte, der für Roxy ein besonderer Fahrgast wird. Ich fand es schön, wie sich die Beziehung von Roxy und Ivo entwickelt hat und auch in welche Richtung sie sich eben NICHT entwickelt hat.
Alle Figuren tragen ihre eigene Geschichte mit sich und es geht viel um die Themen, Selbstfindung, Emanzipation und den Mut, ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch noch Roxys Mutter, für die es nach dem Tod ihres Mannes auch darum geht, ihre Position im Leben neu zu bestimmen.

Fazit. Der Roman ließ sich nicht nur gut lesen, ich wollte das Buch zwischendurch kaum noch aus der Hand legen. Der Werdegang der Hauptprotagonistin war inspirierend für mich und es werden interessante und wichtige Themen angesprochen. Lediglich die Charakterisierung des Ehemannes hätte etwas tiefer gehen können. Insgesamt war das Buch aber definitiv ein Highlight.

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