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flowers.books

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Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2019
Drvenkar, Zoran

Licht und Schatten


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt
"Sie haben zwei Millionen Jahre darauf gewartet, dass Solea zurückkommt?
Solomon zuckte mit den Schultern.
Was blieb ihnen übrig?
Aber ... wer hält denn das so lange aus?
Du darfst die Zeit nicht missverstehen, sagte ihr Vater. Zwei Millionen Jahre sind wie der Wechsel einer Jahreszeit, wenn die Ewigkeit vor dir liegt." (ZITAT)

Es ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes.

"...was Solea sah - nicht nur den Lichtfunken in der Dunkelheit und woher er kam, sondern auch, dass ein Kind geboren werden sollte, ein Kind aus ihren eigenen Reihen, und dass sich eine der Mütter dafür opfern würde, denn dieses Kind sollte nicht nur das Licht auf die Erde zurückbringen, es sollte auch zum Sturz der selbsternannten Göttin führen und ihre Herrschaften und die Zegechem dorthin zurückschicken, woher diese gekommen waren." (ZITAT)

Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen mit gespitzten Ohren. Schon in jungen Jahren macht sich Vida auf den Weg, um die Wahrheit zu finden.

Sie hört den Ruf der Toten und begegnet ihrer eigenen Zukunft. Mit dreizehn lehren ihre Tanten sie die Mudras der Verbannung und sich ohne Waffen zu verteidigen. Denn Vida wurde geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen.


"Nachdem Solea sich geweigert hatte, die Eifersucht abzulegen, sprach Solomon weiter, kappte sie den Impuls, damit ihr niemand folgen konnte. Von diesem Tag an war es den Schwestern unmöglich, an ihren Ursprung zurückzukehren. Nur zusammen konnten sie zu Licht werden, denn nur
als Einheit konnten sie die weite Reise nach Hause antreten. ..." (ZITAT)

Aber niemand rechnet damit, dass sie ihren eigenen Weg geht und selbst dem Tod die Stirn bietet. Vor ihr liegen viele Gefahren, darunter ein Wächter, der es auf ihre Seele abgesehen hat.

"Ein Außenstehender hätte es für eine Ironie des Schicksals gehalten. Ein Tag früher, ein Tag später und alles wäre anders verlaufen. Aber der Wächter hielt nichts von dem Schicksal, denn er trug die Arroganz seines Daseins tief in seinem Herzen. Für ihn war das Schicksal wie das Glück und der Zufall. Drei Geschwister, auf die man sich nicht verlassen konnte." (ZITAT)

Für mich ist dieses Buch ein absolutes Meisterwerk. Der Autor Zoran Drvenkar ist mir bereits durch seine Bücher "Still", "Du" und "Sorry" bekannt. Drvenkar hat einen unglaublich tollen, fesselnden und magischen Schreibstil.

"Licht und Schatten" ist eine absolut fantastische Geschichte für Groß und Klein und wir mir in Erinnerung bleiben.

Großartiges Cover, heldenhafte authentische Protagonisten und eine phantasievolle malerische Kulisse / Story.

Dieses Buch ist eines meiner Jahreshighlights und bekommt deshalb meine Leseempfehlung!

Zoran Drvenkar, wurde 1967 in Kroatien geboren und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Angafangen mit Gedichten schrieb er bald schon Kurzgeschichten, die er mit der Zeit immer weiter ausbaute. Seit 1989 ist er als freier Schrifsteller tätig und ein vielfach ausgezeichneter Kinder-und Jugendbuch-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Victor Caspak und Yves Lanois. Heute wohnt der Autor in einer alten Kornmühle bei Berlin.

Bewertung vom 24.09.2019
Delacourt, Grégoire

Das Leuchten in mir


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

„Die Worte, die man nie ausspricht, sind die, die am meisten wehtun.“ (ZITAT)

Emma ist vierzig und seit achtzehn Jahren mit Olivier verheiratet. Sie haben drei wohlgeratene Kinder, es könnte nicht besser sein. Dass etwas Entscheidendes in ihrem Leben fehlt, merkt Emma erst, als in einer Brasserie ihr Blick auf den von Alexandre trifft. Sie weiß sofort Bescheid. Für ihn wird sie alles riskieren, alles aufgeben – koste es, was es wolle.

Alles erscheint neu. Emma möchte alles wagen – sie möchte sich hingeben. Es scheint entschieden und geplant – bis zu der einschneidenden, alles verändernden, Wende. Eine Wende, in der Emma erfahren wird, dass die Trauer eine Liebe ist, die keinen Ort mehr hat.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich war vierzig Jahre alt. Hatte einen Mann, der mit einer sehr schönen Zwanzigjährigen zusammen war. Drei phantastische Kinder, die nicht mehr mit mir redeten. Ich lebte seit über drei Monaten in einem Mobilheim für zwei Personen in Cucq, einer Gemeinde von dreizehn Quadratkilometern im Pas-de-Calais.“ (ZITAT)


Immer an ihrer Seite ist ihre beste Freundin Sophie. Hier zeigt der Autor auf, was Freundschaft wirklich bedeutet.

„Und sie hat mir versprochen: »Wenn das vorbei ist, wenn dein Herz in tausend Stücke zerfallen ist, werde ich dir helfen, es wieder zusammenzukleben. Stück für Stück.«“ (ZITAT)


„Das Leuchten in dir“ ist ein literarisches Highlight. Kaum ein Buch konnte mich so berühren. Der Autor schildert die kurzen nachdenklichen Kapitel mit einer Poesie sondergleichen. Er schafft Momente zum Innehalten. Eine Geschichte, die Mut schöpfen lässt, traurig macht und auch zeigt, was es heißt zu Leben. Eine Geschichte, in der es um Wagnisse geht, um Entscheidungen und um das Gehen und Zurückkehren.

„… dann spricht er von Hoffnung. »Die Hoffnung ist das stärkste Gefühl, das man empfinden kann, stärker als Hass, als Liebe, stärker als Terror oder Gewalt.«“ (ZITAT)
Ein ganz unbeschreiblich wundervolles Buch, das meine, von herzen ausgesprochene, Leseempfehlung erhält.

Zum Autor: Der französische Autor Grégoire Delacourt wurde am 26. Juli 1960 in Valenciennes geboren. Nach einer Ausbildung in der Jesuitenschule La Providence studierte er Rechtswissenschaften in Grenoble. Seit 2004 führt er mit seiner Frau Dana Philp eine eigene Werbeagentur. In Frankreich etablierte sich Delacourt bereits 2011 mit seinem Roman "L’Écrivain de la famille" als Schriftsteller und erhielt zahlreiche Literaturpreise. Mit seinem zweiten Roman "Alle meine Wünsche" gelang ihm auch der Durchbruch in Deutschland und 26 anderen Ländern. Delacourt lebt mit seiner Familie in Paris.

Bewertung vom 19.09.2019
Angelowski, Myriane

Porzellankind


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt
Myriane Angelowski wurde 1963 in Köln geboren und arbeitete mehrere Jahre als Referentin für Gewaltfragen. 2001 machte sie sich als Coach selbstständig, leitet Krimi-Seminare und Schreibworkshops. 2007 veröffentlichte der Emons-Verlag ihren Debütkrimi „Gegen die Zeit“ sowie 2009 „Tödliches Irrlicht“. Im Herbst 2010 schien im Emons Verlag ihr Mystery-Thriller „Der Werwolf von Köln“.

"Warum ist Mami gemein zu mir?" (ZITAT)

Ellis, die unglaublich begeisterungsfähig ist, sehr viel Fantasie hat und zu wenig Liebe empfängt. Ellis, die einfach nur dazugehören will, ihrer Mutter gefallen will.

„Eine Kleine mit eigenem Kopf, manchmal draufgängerisch und dann wieder zerbrechlich wie feinstes Teeservice.“ (ZITAT)

Leise und einsam bewegt sie sich durch die Villa der Eltern. Denn ihre Mutter erträgt keine Nähe. Und keinen Lärm.
Ellis’ Bruder Eduard ist ein Schreikind. Sein Gebrüll wird zur familiären Belastung – bis er schließlich für immer verstummt.

Eine Mutter, die ihrer eigenen Tochter regelmäßig zeigt, dass sie nicht genug ist. Dass sie eine Tochter wollte, ein kleines Mädchen mit Zöpfen, welches Kleider liebt und mit Barbies spielt. Ein süßes Püppchen, das Freundinnen hat und beliebt ist. Ein Mädchen, das Sport treibt, Richterin wird oder Anwältin.

Schritt für Schritt entwickelt sich zwischen Ellis und ihrer Mutter ein verstörendes Intrigenspiel, bis Ellis erkennt, dass es mehr als eine Wahrheit gibt.

"Missgeburt, Mondgesicht, Brudermörderin." (ZITAT)

Das Cover zu "Porzellankind" gefällt mir wahnsinnig gut! Eye-Catcher-Bonus!

Inhaltlich hat mich die Geschichte sehr aufgerüttelt. Nicht ist wirklich so, wie es scheint, vielmehr eine große Fantasy-Welt zum Schutz.

Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten, einen Durchblick zu erhalten. Angelowski schildert die Kapitel abwechselnd zwischen DAVOR und DANACH.
Erst am Ende klärt die Autorin anfängliche Unklarheiten auf und schafft somit ein großartiges Ende.
Für mich ein tolles Buch - das wirklich außergewöhnlich geschrieben ist!

Bewertung vom 14.09.2019
McKinty, Adrian

The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt
Adrian McKinty wurde 1968 geboren. In Oxford sudierte er Philosophie und zog anschließend nach New York. 2001 zog McKinty nach Denver und wohnt nun seit 2008 mit seiner Familie in Melbourne.

"Zwei Dinge müssen Sie sich einprägen, sagt eine mechanich verzerrte Stimme. Zum einen: Sie sind nicht die Erste und Sie werden ganz bestimmt nicht die Letzte sein. Zum anderen: Denken Sie dran, es geht nicht ums Geld - es geht um die KETTE." (ZITAT)

In "The Chain" geht es um die alleinerziehende Mutter Rachel, die sich trotz abgeschlossenen Philosophiestudiums mit miesen Jobs über Wasser hält und gerade von ihrer zweiten Krebsdiagnose erfahren hat, deren Kind entführt wird.

Alles beginnt, als Kylie, Rachels Tochter nach einem Schultag nicht nach Hause kommt.

Lediglich das Handy der 13-Jährigen liegt wie ein stummes Zeichen an der Bushaltestelle. Tatsächlich wird Rachel kurz darauf von einer Frau kontaktiert – ebenfalls Mutter eines entführten Kindes – die sich als Kylies Kidnapperin zu erkennen gibt.
Der Gedanke, dass es sich nur um einen schlechten Scherz handelt, kommt ihr nicht in den Sinn.
Die Kidnapperin ist Teil des perfiden Netzwerks The Chain. Und sie hat Rachel auserwählt, die Kette weiterzuführen.
Denn wenn sie ihre Tochter lebend wiedersehen will, muss Rachel nicht nur das Lösegeld auftreiben, sondern weitere Aufgaben und Regeln befolgen.

Die Frau redet immer noch. »Sie müssen ruhig bleiben, zuhören und verstehen, was ich Ihnen sage. Sie müssen es genauso machen, wie ich es gemacht habe. Sie müssen alle Anweisungen aufschreiben und sie dann genau befolgen. Wenn Sie gegendie Anweisungen verstoßen oder die Polizei einschalten, wird das Ihnen zur Last gelegt und auch mir. Das bezahlt Ihre Tochter mit dem Leben - und mein Sohn ebenfalls. Schreiben Sie sich also alles auf was ich Ihnen jetzt sage." (ZITAT)

Das Cover ist extrem ansprechend, ebenso der Klappentext.
Die Idee von McKinty ist wirklich raffiniert und schockierend zugleich. Er zeigt die unvergleichbare Liebe von Eltern zu ihren Kindern. Es zeigt, dass diese keine Grenzen kennen, wenn es um das Leben derer geht.

Der Autor stellt vor allem die Protagonistin Rachel sehr authentisch, mutig und verbissen dar. Betrachtet man diesen Thriller im Komplettpaket, ist er geprägt von einem tollen flüssigen Schreibstil, aber weist jedoch inhaltliches Verbesserungspotential auf.

Eine Verfilmung von "The Chain" könnte ich mir absolut gut vorstellen.

Bewertung vom 09.09.2019
Mishani, Dror

Drei


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt
Von diesem großartigem Buch möchte ich kaum mehr preisgeben, als der Klappentext bereit hält. Es ist ein unglaublich gelungenes Buch, das mich Seite für Seite und Geschichte für Geschichte überrascht hat. Ein Verbrechen in drei Teilen, das zum Schluss zu einem ganzen wird.
"Drei" ist voller unerwarteter Wendungen und Entwicklungen, ummantelt mit einem phänomenalen Schreibstil.

Und sie trafen sich wenigstens einmal die Woche, zumeist in dem Hotel und einmal auch in seiner Wohnung. Es war, als versuchten sie, die nächste Stufe zu zünden, sich selbst und ihr Verhältnis auf die Probe zu stellen und die Flamme mit Absicht höher zu drehen, um herauszufinden, ob es Sinn machte, den Topf noch weiter köcheln zu lassen." (ZITAT)

In dem Buch geht es um drei Frauen. Die eine sucht ein wenig Trost, nachdem ihr Mann sie und ihren Sohn verlassen hat

Eine zweite Frau sucht nach einem Zuhause und nach einem Zeichen von Gott, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

"Alles, was ich hinter mir geglaubt hatte, holt mich wieder ein, als hätte sich nie etwas geändert, dachte sie." (ZITAT)

Eine dritte Frau sucht etwas ganz anderes. Sie alle finden denselben Mann.

"Die dritte Frau wird er in dem Café in Givatayim treffen, in dem er mal mit dir gewesen ist, Orna. Sie wird jeden mogen wenige Minuten nach acht dort eintreffen und immer am selben Tisch in der Ecke der Terasse sitzen, die den Winter über verglast ist. Er wird etwa eine halbe Stunde nach ihr in das Café kommen, anfangs nicht an jedem Morgen, sondern nur ein-, zweimal die Woche, auf dem Weg ins Büro." (ZITAT)

Es gibt vieles, was sie nicht über Gil wissen, denn er sagt ihnen nicht die Wahrheit. Aber auch er weiß nicht alles über sie.

Das Ende rundet das Buch perfekt ab!
Ein absolut empfehlenswertes Buch, das in Erinnerung bleiben wird.
Sollte das Buch tatsächlich verfilmt werden,freue ich mich schon sehr darauf.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2019
Lacey, Catherine

Das Girlfriend-Experiment


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

„Ich hatte ihn zu sehen bekommen, nachdem wir uns ein paar Wochen Auszeit verordnet hatten - sein Wort -, was bedeutete, dass wir die Zeit, die wir sonst gemeinsam verbracht hätten, allein in unseren jeweiligen Wohnungen verbrachten, ohne etwas Besonderes zu tun, weil das Alleinsein irgendwie schlüssiger geworden war, als zusammen zu sein. Wie traurig unser jeweiliges Nichts mir zuerst erschienen war, die kühle Abwesenheit im Bett, das Essen bei einem Buch. Dann, noch trauriger, begannen wir, diesem Nichts den Vorzug zu geben. Die Einfachheit des Alleinseins siegte über die Komplexität des Miteinanders.“ (ZITAT)


Catherine Lacey studierte an der Columbia University und erhielt 2012 ein Künstlerstipendium von der New York Foundation of the Arts. Ihr erster Roman "Niemand verschwindet so einfach" schaffte es auf Anhieb auf die Liste der "New York's List for the Best Books of 2014" und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Sie wohnt heute in Chicago.

Der Schreibstil von Lacey ist absolut magisch und hat mich als Leser in den Bann gezogen. Zu Beginn hatte ich etwas Einstiegsschwierigkeiten, welche sich aber nach wenigen Seiten behoben haben. „Das Girlfriend-Experiment“ beginnt mit Mary Parsons, von welcher man in Laufe des Buches viel über ihre Vergangenheit und aktuelle Therapien (Pneuma-Adaptiven Kinästhesie) – bei der sie bei Ed landet - erfährt.

Unter dem Titel kann man sich viel vorstellen, was dieses Experiment doch dann tatsächlich ist und wie es abläuft eher weniger.


„Ich hätte nicht sagen können, ob dies noch Teil des Bewerbungsgesprächs war oder ob ich jetzt schon für das einkommensschaffende Erlebnis ausgebildet wurde. (Chandra sagte immer, Ungewissheit zu akzeptieren sei der Schlüssel zum Glück, also akzeptierte ich all diese Ungewissheit, aber ich fühlte mich immer noch so, als schaute ich mir selbst über die Schulter und beobachtete den Moment der Stille, bevor sich alles auflöste – in diesem weißen Raum, mit diesem Mann, der so merkwürdig schriftlich sprach.).“ (ZITAT)


Es beginnt mit einem Jobangebot. Ein Job, bei welchem die Einzelheiten nicht genauer beschrieben werden können, jedoch nicht aus Legalitätsgründen, sondern weil die Beschreibung der konkreten Angaben aller Wahrscheinlichkeit nach Kandidaten anlocken würde, die für diesen hoch bezahlten, weniger zeitaufwendigen Job kaum geeignet wären. Das klingt als Leser schon ziemlich mysteriös und zweifelhaft.

Das Experiment, kurz GX, wurde von dem Schauspieler Kurt Sky ins Leben gerufen, der es teils aus wissenschaftlichen, teils aus privaten Gründen vollführen will. Liebe auf Zuruf und das Steuern der eigenen Gefühle spielen in diesem Buch eine große Rolle.


„Ich sagte, Früher habe ich dich immer vermisst, wenn du verreist warst, aber jetzt vermisse ich dich, wenn ich dich anschaue, wenn du hier bei mir bist.“ (ZITAT)


Für das Cover muss ich ein extra Lob aussprechen, denn es gefällt mir wahnsinnig gut und ist passend zur Handlung gewählt worden.

Kurzum, toller Schreibstil, tolles Cover und eine außergewöhnliche sehr interessante Story, die sicherlich bei mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 03.09.2019
Heap, Joe

Die Welt in allen Farben


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt
Bereits nach wenigen Seiten wird deutlich, dass der Autor Joe Heap (1986 geboren und in Bradfor aufgewachsen, lebt heute in London) einen absolut großartigen Schreibstil mit einer außergewöhnlichen Handlung darlegt.

Das Buch unterteilt sich in die Hauptkapitel Formen, Körper und Objekte.

Nova ist von Geburt an blind. Ihr Bruder Alex entdeckt in einer Zeitschrift einen Artikel, wie man jemanden durch einen Eingriff das Augenlicht wieder zurückgeben kann.

"»Eine OP, die dich heilen könnte. Ich meine .....die dir das Augenlicht zurückgeben könnte.« Er weiß, dass »zurückgeben« der falsche Ausdruck ist man kann nichts zurückgeben, was nie da war. .... Als sie nach einer Weile das Wort ergreift, ist ihre Stimme ganz leise. »Was redest du denn da?« »Achtzig Prozent, vielleicht auch mehr.« »So hoch ist die Chance, danach etwas zu sehen?« »So hoch ist die Chance, danach alles zu sehen.« Die Stimme ihres Bruders, die Nova so vertraut ist, klingt durch seine Aufregung völlig verändert." (ZITAT)

»Die Leute stellen sich Blindheit quasi binär vor, wie einen An-Aus-Schalter. Entweder man kann sehen, oder man ist blind stimmt doch, oder?« »Schätze ja.« »Es ist aber ein Spektrum. Selbst wenn ein Mensch sehen kann, sieht er nur einen winzigen Teil des Lichts, das wirklich da ist. Wusstest du das? Auf eine dämliche Art hat mich das schon immer getröstet. Es ist cool.«" (ZITAT)

Nova hätte man selbst gerne als beste Freundin. Mir ist sie im Laufe der Handlung sehr ans Herz gewachsen.

Sie ist eine Frau, die trotz ihrer Einschränkung den Humor anscheinend nie verliert, sich selbst nicht zu ernst nimmt und immer ein Lächeln auf den Lippen hat und die so emphatisch und menschlich wirkt, dass sie einem sofort ans Herz wächst.

Außerdem spricht Nova fünf Sprachen, weshalb sie auch als Dolmetscherin bei der Polizei arbeitet.
Nova weiß, welche Zutaten auf ein gutes Sandwich gehören. Sie erkennt einen Lügner am Klang seiner Stimme.

Dann begegnet ihr Kate, deren Vergangenheit ebenfalls von Dunkelheit geprägt war.

"Doch je länger sie sich umschaut, umso mehr hat sie das Gefühl, dass diese Wohnung ein Schwindel ist. Es ist ein gut gemachter Nachbau. Ein Filmset. Wenn sie kräftig genug dagegen haut, werden die Wände einstürzen." (ZITAT)

Als es um die Geschichte von Kate geht schildert Heap sehr erschreckende Szenen, die Teil häuslicher Gewalt sind.

Gemeinsam stellen sich die beiden Frauen dem Leben und helfen einander, die Augen für das Schöne dieser Welt zu öffnen.
Die beiden Protagonistinnen Nova und Kate sind sehr ausdrucksstark und authentisch dargestellt.

Das Buchcover ist wunderschön und gefällt mir wahnsinnig gut.

Die Geschichte hat mich wirklich berühren können und das Ende war einfach großartig, deshalb kann ich auch eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 28.08.2019
Chalandon, Sorj

Am Tag davor


ausgezeichnet

26. Dezember 1974
Meine Meinung und Inhalt
„Das war es. Eine offene Wunde. Ein Schmerz, den Frankreich nie geteilt hatte. Ungeachtet aller Bekun-dungen und Versprechungen endete das Martyrium unseres Volks an den Grenzen des Artois. Das Land teilte unsere Trauer nicht. Als es von der Kohle Abschied nahm, vergaß es, Abschied von seinen Bergleu-ten zu nehmen.“ (ZITAT)

Auf diesen Roman bin ich durch „Das Literarische Quartett vom 9. August 2019“ im ZDF aufmerksam ge-worden.
Sorj Chalandon, geboren 1952 in Tunis, war viele Jahre lang Journalist bei der Zeitung ›Libération‹ und ist seit 2009 Journalist bei der Wochenzeitung ›Le Canard enchaîné‹. Seine Reportagen über Nordirland und den Prozess gegen Klaus Barbie wurden mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Auch sein schrift-stellerisches Schaffen wurde mit nahezu allen großen französischen Literaturpreisen gewürdigt.
Am 27. Dezember 1974 starben im Schacht 3b 42 Bergleute bei einem Grubenunglück, welches aufgrund eines fatalen Fehlers der Werksleitung geschah. Einen Tag zuvor ereignete sich auch ein Unglück, das erst am Ende der Geschichte deutlich wird.
Die Geschichte spielt in Frankreich und als Leser erfährt man einiges über den Bergbau und den damali-gen Wandel.

Auch die Meinungen von seinen Eltern, vor allem die seines Vaters, dass Michaels Bruder in den Bergbau einsteigt, wird sehr offen dargelegt.

„Ist es das was du willst, Jojo? Sterben für den Profit der staatlichen Kohleindustrie? Krepieren mit einund-zwanzig, wie dein Onkel, dem von der Hitze die Brille im Gesicht zerlaufen und dem die Finger miteinander verschmolzen sind? In den Eingeweiden der Erde schwitzen, um die Faulpelze des Reviers zu mästen? (ZITAT)

„Die Kohle wird dir nur Kummer machen. Auch wenn du nicht dabei draufgehst. Auch wenn du alles über-lebst, den Staub, die unsicheren Ausbauten, die entgleisenden Hunte, die Wüten des Abbauhammers, die Eiseskälte bei der Ausfahrt. Auch wenn du auf beiden Beinen in die Rente gehst, wirst du die Dreckskohle doch nie loswerden.“ (ZITAT)

Sein Bruder stirbt und Michael wird den Schmerz nie wirklich los. Deshalb beginnt der Protagonist einen Rachefeldzug.

„Räche uns an der Zeche“ (ZITAT)

Michael muss aufgrund seiner Rachehandlung in Haft.
Noch weiß er nicht, dass die Nacht vor dem Unglück anders war, als er es in Erinnerung hat.

In Haft macht ihm anscheinend nichts wirklich Angst macht. Er nimmt sich dort ein paar Tage Zeit, bevor er mit der Anwältin spricht. Alleine sein, um die Bruchstücke seines Lebens einzusammeln und bevor er darüber berichten kann.

Ein erschütternder Roman über eine nie enden wollende Schuld, Rache, Verdrängung und Vergessen.

Ein unglaublich toller Schreibstil umgibt diese außergewöhnliche Story, welche ab dem letzten Drittel eine wirklich ergreifende und überraschende Wendung vorzuweisen hat.

Das Cover und der Titel wurden hervorragend gewählt!

Absolute Leseempfehlung meinerseits!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2019
Hemmings, Jo; Collin, Catherine; Ginsburg Ganz, Joannah; Lazyan, Merrin; Black, Alexandra

#dkinfografik. Psychologie im Alltag


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

Das Buch hat mein Interesse vorallem aufgrund der Thematik und hinsichtlich der Gestaltung geweckt.

"Psychologie im Alltag" umfasst folgende Hauptbereiche:

• Was ist Psychologie?
Hierbei geht es um die Entwicklung der Psychologie im Allgemeinen, Humanismus, Kognitive Psychologie etc.

• Psychische Störungen
Dieser Bereich beschreibt die unterschiedlichsten Formen von Störungen z.B. Agoraphobie, Sammelzwang Bindungsstörung...

• Heilsame Therapien
z.B. Systematische Therapien, Phamakotherapie...

• Psychologie in der Praxis
z.B. in der Arbeitswelt, im Gemeinwesen, in der Erziehung....

Komplexe psychologische Sachverhalte werden hier verständlich von
Jo Hemmings, Catherine Collin, Joannah Ginsburg Ganz, Martin Lazyan und Alexandra Black erklärt!

Ob Theorien, 50 Krankheitsbilder und ihre Therapien oder die Anwendung der Erkenntnisse im Alltag – mithilfe von anschaulichen Grafiken und faszinierenden Fakten wird hier verdeutlicht, wie wir denken, fühlen und in der Realität handeln.

"Nur 0,2% aller Menschen erleben jemals Wahnvorstellungen." (ZITAT)

Diese tolle bildliche Darstellung macht es jedem möglich Alltagspsychologie zu verstehen. So kann sich jeder einen genaueren Einblick über das innere Seelenleben verschaffen und kann dieses neu gewonne Wissen im eigenen Leben anwenden.

"Von 2007 bis 2017 hat sich die Menge an der verordneten Antidepressive verdoppelt." (ZITAT)

Kurzum - ein wirklich tolles Psychologie-Buch, welches zwar komplex, aber dank der tollen Grafiken dennoch leicht verständlich ist.

Bewertung vom 18.08.2019
Tiller, Carl Frode

Der Beginn


gut

Meine Meinung und Inhalt
"Sie drehte sich langsam zu mir um und strich Mama dabei vorsichtig über die Haare. Auch sie sieht mich nicht, dachte ich, sie starrt mich direkt an, trotzdem sieht sie mich nicht, ich nahm den Blick nicht von ihr, ich lächelte, aber sie zeigte keine Reaktion, sie sah durch mich hindurch." (ZITAT)

Der 1970 geborene Carl Frode Tiller ist nicht nur als Schriftsteller erfolgreich, er ist zudem auch als Historiker, Musiker und Komponist tätig. 2001 veröffentlichte er seinen Debütroman „Skråninga“ (Die Böschung). Sein erstes ins Deutsche übersetzte Buch ist „Innsirkling“, das 2015 unter dem Titel „Kennen Sie diesen Mann?“ erschien.

Das Leben kann nur rückwärts verstanden werden, gelebt werden muss es vorwärts. Terje liegt nach einem Suizidversuch im Sterben. Er lässt sein verpfuschtes Leben Revue passieren. Auf der Suche nach Antworten gräbt er sich immer tiefer in die schmerzhafte Vergangenheit, soghaft getrieben von den blinden Flecken des eigenen Lebens: der depressiven, alkoholkranken Mutter, dem abwesenden Vater, dem Abrutschen in Ticks und Gewalt als junger Mann, und dem quälenden Gefühl des Verlassenseins, das ihn immer bestimmt hat. Momente des Friedens fand er nur in der Natur.

"Dass Arten aussterben, ist ja ein vollkommen natürlicher Prozess, das passiert, seit es Leben gibt, und solange auf diesem Planeten Leben exisiert, wird es auch weiterhin geschehen. Aber die Zeit, in der wir gerade leben, zeichnet sich durch zwei entscheidende Besonderheiten aus. Erstens vollzieht sich das Artensterben heutzutae hundertmal schneller, als es auf natürliche Art passieren würde. ...
Die zweite Besonderheit ist die Ursache für das Sterben. Dass hier weder Supervulkane noch Meteoriten hinter der Katastrophe stecken, sondern eine der Arten selbst, nämlich wir, der Mensch." (ZITAT)

Das Cover finde ich sehr passend gewählt. Ein Mann, der sein Leben Revue passieren lässt und über seine Entscheidungen und Handlungen sinniert.

Der Autor hat den Protagonisten Terje vermutlich bewusst nicht wirklich symphatisch geschildert. Er hat sich ab einem gewissen Zeitpunkt in sich selbst zurück gezogen und man meint als Leser, er würde das Leben nicht mehr wirklich genießen können. Er fühlt sich einsam und doch fühlt er oft - denn das begleitet ihn über all die Zeit - eine gewisse Präsenz einer anderen Person. Dieses Phänomen heißt "feeling of presence" und war bei Menschen mit psychischen und neurologischen Erkrankungen sowie bei Menschen in extremen, oft lebensbedrohlichen Situationen verbreitet.

Das Buch war wirklich außergewöhnlich - eine Geschichte erzählt wie im Rausch. Der Autor Carl Frode Tiller hat einen absolut tollen Schreibstil und eine besondere Erzählweise. Er schildert die Handlung rückwärts, also beginnt in der Gegenwart und berichtet über Jahre zurück - wie alles begann.