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Buchdrache

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2017
Die Windgängerin / Drachenelfen Bd.2
Hennen, Bernhard

Die Windgängerin / Drachenelfen Bd.2


gut

Verrat! Eine Gruppe von Zwergen unter der Leitung Hornboris hat es gewagt, einen Drachen zu töten. Dies können die Himmelsschlangen, die Statthalter der Alben, nicht ungesühnt auf sich beruhen lassen und schicken daher ein Heer von Drachen und ihre Drachenelfen aus, um die Tiefe Stadt auszulöschen. Nandalee, die sich zu diesem Zeitpunkt in der dem Untergang geweihten Stadt befindet, weiß nicht, dass auch ihr dabei von einigen der Drachen ein übles Schicksal angedacht ist. Gleichzeitig muss sich Artax in der Gestalt des Unsterblichen Aaron auf den Krieg gegen Muwatta vorbereiten und sieht sich dabei vielerlei Hürden gegenüber. Er ahnt nicht, dass seine Geliebte Shaya an seinen Kontrahenten als Bettgespielin verschachert wird.

Hennen verwendet wieder einmal sehr viel Zeit darauf, seine Welt auszubauen und ihr Leben und Details zu verleihen. Er hat einige besonders liebenswerte Charaktere im Gepäck, die immer wieder für ein Schmunzeln gut sind. Allen voran Volodi mit seinen Sprachproblemen und seiner rauen aber doch herzlichen Art.

Sehr anrührend geschrieben ist auch, wie Artax mit den Bauern in seinem Heer interagiert. Er weiß, dass einige darunter seine alten Freunde aus seiner Heimat sind, fürchtet aber gleichzeitig, dass sie entdecken könnten, dass er nun der Unsterbliche Aaron ist. Nichtsdestotrotz fühlt er sich ihnen noch immer sehr verbunden und geht wider aller Vernunft dementsprechend vertraulich mit ihnen um.

Die Liebe zum Detail ist in diesem Band jedoch Fluch und Segen zugleich. Ein wenig merkt man es bereits an der Zusammenfassung der Handlung. Man kann die Kernhandlung des fast 900 Seiten starken Buches in ungelogen drei Sätzen zusammenfassen. Die Drachen wollen die Zwergenstadt auslöschen. Nandalee schwört Rache an den Trollen für das, was diese ihrem Clan angetan haben. Artax bereitet sich auf die Schlacht gegen Muwatta vor.

Insbesondere die Handlungen um Artax herum ziehen sich enorm. Es werden zwar teils wirklich sehr kreative Lösungen gefunden, um sein völlig unterlegenes Bauernheer auf die Schlacht vorzubereiten, aber im Grunde passiert den Großteil über kaum etwas Anderes. Das über ein knapp 900 Seiten starkes Buch zu verteilen, war gelinde gesagt nicht die beste Idee.

Spannender geht es da bei Nandalee zu. Hier passiert etwas, hier geht es auch mal actiongeladen zu und vor allem geht die Handlung voran und kommt vom Fleck.

Während man noch im ersten Teil das Gefühl hatte, dass im Hintergrund eine große Intrige abläuft, von der nicht einmal alle Drachen etwas wissen, wird auf die im zweiten Teil kaum bis gar nicht Bezug genommen. Hennen konzentriert sich hier viel mehr auf die persönlichen Geschichten der Charaktere, wobei eine Verbindung der Handlungen um Nandalee und Artax fehlen. Beide laufen parallel und so ganz ist noch immer nicht klar, wohin die Reise gehen soll. Dass zudem die Intrige aus dem ersten Teil nicht wieder aufgegriffen wurde, ist recht schade, denn das wäre doch wirklich interessant. Immerhin scheint es dabei um das Schicksal gleich dreier Welten zu gehen.

Alles in allem kann man sagen, dass das Buch nicht das allerbeste ist. Es ist nett und erweckt zudem immer noch den Eintrug, dass sich auch ein Griff zu den weiteren Teilen in der Reihe lohnt. Allzu unspannend ist es zudem auch nicht, auch wenn es deutliche Längen hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2017
Die Wand
Haushofer, Marlen

Die Wand


ausgezeichnet

Marlen Haushofers Robinson Crusoe ist weiblich. In „Die Wand“ beschreibt sie die beeindruckende Geschichte einer namenlosen Frau, die auf einem Jagdausflug plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten wird. Über Nacht taucht eine unsichtbare Wand auf, die ihr Tal von der Außenwelt trennt. Alles Leben jenseits der Wand ist tot. Nur ihr Hund Luchs, eine Katze und eine Kuh überdauern mit ihr die unfreiwillige Isolation. Der Wille, für ihre Tiere da zu sein, hält die Frau am Leben und lässt sie in der Einsamkeit große Mühen auf sich nehmen.

„Die Wand“ ist ein Roman von bedrückender Schlichtheit, Stille und Schönheit. Um nicht völlig zu verrohen, beginnt die Frau, ihren Bericht zu schreiben und erzählt darin von ihrem Leben in der Isolation sowie von ihren tiefsten Ängsten und Sorgen. Sie schreibt um des Schreibens willen und um sich das Menschsein noch ein wenig länger zu bewahren.

Die Wand ist dabei ein unauffälliger aber steter und auch ein wenig furchteinflößender Begleiter. Sie taucht eines Nachts auf und ist fortan der status quo. Es wird keine Erklärung geliefert, was die Wand eigentlich ist, woher sie kommt oder ob sie eines Tages wieder verschwinden wird und ob das Leben auf der anderen Seite wirklich restlos tot ist. Es ist aber auch gut, dass diese Fragen offen bleiben, denn für das Überleben der Frau spielen sie, solange sie ihre Tiere hat, keine Rolle und sie als Gefangene der Wand ist auch gar nicht in der Lage, eine Antwort zu finden.

Der Stil ist hin und wieder durchsetzt von etwas aus der Mode gekommenen Wörtern, was aber ganz gut passt. Gleichzeitig berichtet die Frau sehr nüchtern von ihren Erlebnissen und Gedanken, was neben der reinen Vorstellung ihrer ungeheuerlichen Situation zusätzlich dafür sorgt, dass die Erzählung den Leser aufwühlt und in seinem Inneresten berührt. Immer wieder ist ihre Geschichte vom Tod ihrer geliebten Tiere begleitet. Nach und nach sterben die Jungen ihrer Katze, auch Luchs, ihr treuester Begleiter in der Einsamkeit, wird eines Tages nicht mehr sein, und wenn Bella, die Kuh, keine Milch mehr geben kann, wird es auch mit ihr aus sein.

Auf der anderen Seite zeigt sich die Frau stark. In der Sorge um ihre Tiere lässt sie sich nicht von ihrer Verzweiflung übermannen, auch wenn sie schreibt, dass der Drang danach immer wieder stark ist. Man hofft für sie, dass es ein gutes Ende nehmen wird, und weiß doch, dass dem nicht sein kann.

Das Szenario wirkt auf einen von der Zivilisation verwöhnten Menschen mitunter befremdlich und angsteinflößend. Die namenlose Frau sagt selbst, wenn sie auf ihr altes Leben zurückblickt, dass sie sich nicht mehr mit jener Frau identifizieren kann, die sie einst gewesen war. Sie ist jetzt frei von jeglichen gesellschaftlichen Zwängen und ganz für sich selbst verantwortlich. In gewisser Weise macht sie das freier, als es jeder von uns jemals sein kann.

Man mag dies durchaus als harsche Gesellschaftskritik der Autorin lesen. Auf alle Fälle aber lässt der Roman einen innehalten und über das nachdenken, was man hat. Sind die Vorzüge der Zivilisation wirklich Vorzüge oder entfremden sie uns zu sehr von unseren Wurzeln in der Natur? „Die Wand“ ist keine leichte Kost, sondern arbeitet im Leser. Und das ist gut so.

Bewertung vom 17.09.2017
Shadows for Silence in the Forests of Hell (eBook, ePUB)
Sanderson, Brandon

Shadows for Silence in the Forests of Hell (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was soll man sagen? Einfach genial! Ich habe den Text zuerst in der Anthologie Königin im Exil (Engl. Dangerous Women) gelesen und habe ihn nun endlich auch ein weiteres Mal im Original lesen können. Wie alles von Sanderson ist auch dieser Text unglaublich packend geschrieben und mit einigen überraschenden Wendungen. Man ist förmlich gezwungen weiterzulesen, ist man erst einmal im Sog der Erzählung gefangen; und dem Sog auszuweichen, ist absolut unmöglich!
Schon allein der Titel ist einfach klasse. Eine ungewöhnliche Formulierung, die am Ende doch so treffend auf den Text passt und deren eigentliche Bedeutung sich erst mit dem Lesen erschließt. Dennoch fixt sie den Leser, und zumindest ich habe den Titel schon vor dem Lesen gefeiert. Genauso sollte es sein!
Auch die Charaktere sind, wie immer, einfach ein Traum. Sie sind fundiert und vielschichtig und sind in der Lage, die Story zu tragen. Ebenjene überzeugt ebenso mit packender Handlung und überraschenden Plottwists. Man weiß nie, was einen auf der nächsten Seite erwartet. Ist es die Rettung oder ist es nur ein weiterer Schatten? Brandon Sanderson, zurecht ein Meister seines Fachs, zeigte hier wieder einmal, was er kann.
(Allein schon, weil sein Name darauf steht, sollte man die Novelle lesen, und sich nicht etwa erst aufgrund von Reviews darauf dazu entscheiden. Just sayin'.)

Bewertung vom 17.09.2017
Sixth of the Dusk (eBook, ePUB)
Sanderson, Brandon

Sixth of the Dusk (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

He did it again and again and again!
Von Brandon Sandersons Werken kann ich einfach nicht die Finger lassen. Wieder einmal präsentiert er das, was er am besten kann: Packende Fantasy mit faszinierenden Magiesystemen und vor allem enorm viel Kreativität. In der Fantasy scheint momentan so ziemlich alles erzählt worden zu sein, was die menschliche Kreativität herzugeben scheint, mag man meinen. Aber dann kommt einer wie Brandon Sanderson und beweist doch immer und immer wieder auf's Neue das Gegenteil!
In Six of the Dusk scheinen Welten aufeinander zu prallen und doch wieder zusammengenommen nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen zu sein. Mit der wunderbaren Erzählweise entfaltet sich die Story nach und nach, Stück für Stück wird zusammengesammelt, bis sich am Ende das Gesamtbild ergibt und damit die (vorläufige) Lösung des sich anbahnenden Konflikts. Man wünscht sich, dass die Handlung noch weiter geht, denn Potenzial ist auf jeden Fall da. Vielleicht wird es ja eines Tages einen ganzen Roman oder sogar mehrere in dieser Ecke des Cosmere geben? Hoid würde hier sicherlich viel zu tun bekommen, das ist sicher.
Denn die Rettung des kleinen Inselparadises, das Dusk seine Heimat nennen darf, war definitiv nur der Anfang.