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holdesschaf

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Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2024
The Summer of Broken Rules
Walther, K. L.

The Summer of Broken Rules


sehr gut

Gefühlvoller YA-Roman mit Summervibes
Meredith und ihre Eltern verbringen zum ersten Mal, seit sie Claire verloren haben wieder den Sommer auf Martha's Vineyard, dem Anwesen ihrer Familie am Meer. Gemeinsam will der Fox-Clan die Hochzeit von Merediths Cousine feiern. Für Mer ist es schwer, denn für sie gehörte Claire genauso zu den Sommern auf der Insel wie die sagenhaften Pies aus der örtlichen Bäckerei. Doch Meredith möchte auch endlich gerne die Trauer überwinden und endlich wieder leben. Durch einen Zufall gehört der Junge, den sie auf der Fähre aus Versehen verletzt, auch zur Hochzeitsgesellschaft. Er hat etwas an sich, das ihr Herz schneller schlagen lässt und bei ihm fällt es ihr leichter sich zu öffnen. Außerdem nehmen beide am Familienspiel der Foxes' Teil, das Claire so geliebt hat und das Mer unbedingt für sie gewinnen will.

Das Cover zeigt in stilisierter Form, welches Setting die Leser*innen hier erwarten dürfen. Viel Sonne, Strand und Meer, dazu sehr viel Lokalkolorit. Typische Speisen, kleine Läden in Touristenstädtchen, Wassersport. Mittendrin wirkt Meredith zunächst sehr verloren, zurecht traurig, ja irgendwie verloren ohne ihre Schwester, die sie perfekt ergänzt hat. Verständlich, dass Meredith über die schrecklichen Ereignisse, die ihr Leben getrübt haben, hinwegkommen will. Doch was sie nicht will, ist sich zu verlieben, neue Verluste zu erleiden. Man kann sich das durch die gefühlvolle Schreibweise wirklich gut vorstellen und spürt so auch deutlich, wie Mer durch Wit, den Stiefbruder des Bräutigams wieder ins Leben zurückkehrt. Ein bisschen seltsam fand ich, dass - egal um welches Thema es ging - Claire in der Erinnerung ihrer Schwester immer die tollste, beste und perfekteste war. Nie hört man von eventuellen Schwächen. Natürlich kann man das so sehen, weil die Person einem fehlt, doch für mich als Leserin war es etwas unrealistisch. Dafür gefielen mir die aufkeimenden Gefühle. Wit ist so verständnisvoll, scheint aber merh zu wissen, als er sagt und man fragt sich, was das ist.

Die ganze Familie ist auf dem Anwesen der Foxes zusammengekommen und zu Ehren von Claire wird neben den Hochzeitsvorbereitungen auch noch das Killerspiel gespielt, bei dem man eine Zielperson bekommt, die man ausschalten muss. Natürlich nicht mit echten Waffen. Angesichts des Todes der Schwester fand ich es recht makaber, ihrer mit einem solchen Spiel zu gedenken. Es ist zwar ganz witzig, wie alle sich Taktiken überlegen und Allianzen schließen, doch irgendwann verliert die Sache an Spannung, weil es doch immer allzu ähnlich abläuft. Wer jedoch einen leichten, gefühlvollen Sommerroman mit einer slow burn romance und zum Thema Trauerverarbeitung sucht, der liegt mit A Summer of Broken Rules genau richtig. Insgesamt hab ich das Buch sehr gern gelesen und man gewöhnt sich daran, dass sich viel nur in den Gefühlen und Gedanken von Meredith abspielt. 4 Sterne

Bewertung vom 14.07.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


gut

Stark gekürzt und eintönige Illustrationen
Über den Inhalt von Stolz und Vorurteil muss ich wohl nicht viel schreiben. Eines der bekanntesten Werke von Jane Austen wird hier in der Reihe Loewe Graphix zu einer Graphic Novel. Das Cover gefällt mir recht gut, Elizabeth und Mr Darcy transportieren vor allem die Zeit in der der Roman spielt recht gut und die Idee so ein klassisches Werk mal anders zu gestalten, finde ich genial, denn so spricht es vielleicht auch jüngere Leser*innen an. Die erste Seite zeigt sogar noch die originalen einleitenden Sätze. Danach war der Einstieg für mich holprig und es brauchte doch recht lange, mich unter den Personen zurechtzufinden bei den ganzen Töchtern der Familie Bennet, deren Namen erst klar werden, wenn sie zum ersten Mal angesprochen werden. Dabei ist mir das Original ebenso bekannt wie zwei Verfilmungen. Doch hier sind die Bilder statisch und der Text knapp, so dass ich mich frage, ob jemand, der das Buch nicht kennt, hier folgen kann oder frustriert aufgibt.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass durch die Umsetzung in eine Graphic Novel viel vom Charme, vom Gefühl und vom Witz des Originals verloren geht, da man nur ausgewählte Szenen zeigt. Aber gerade die Emotionen sind für mich bei Stolz und Vorurteil essenziell und das, was mich in den Bann zieht. Hier kommen noch die sehr steif gezeichneten Charaktere und die statischen Gesichtsausdrücke hinzu, die für mich die Gefühle nur selten gut rüberbringen. Oft musste ich überlegen, wer wer ist. So eine richtige Graphic Novel stelle ich mir auch anders vor. Die Loewe Graphix Ausgabe hätte eher unter Comic einsortiert. Sehr wenig Text in Sprechblasen und auch mal mehrere Bilder ohne Beschreibungen, da fehlte mir oft der Zusammenhang oder der Fluss. Einige Zusammenhänge sind wirklich schwierig zu verstehen, weil die Personen nur kurz eingeführt werden. Aber am meisten fehlte es mir einfach an Gefühl. Für Fans von Comics ist das Buch daher eine nette Erweiterung ihrer Sammlung, für Neulinge im Werk von Jane Austen ist es jedoch kein adäquate Ersatz für das Original, welches ich in dem Fall vorziehen würde. Trotzdem finde ich es - wie schon kurz erwähnt - gut, dass durch das Format vielleicht auch Jugendliche an Werke der Weltliteratur herangeführt werden können und nach dem Lesen eventuell zum richtigen Buch greifen, weil sie die Lücken des Comics schließen wollen. 2,5 Sterne

Bewertung vom 13.07.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Wunderschöne, romantische Geschichte mit Witz und Tiefgang
So war das nicht geplant. Die 27-jährige Delphi Bookham wird durch einen Bissen Fertigburger aus dem Leben gerissen. Dabei hatte sie noch so viel vor... naja, eigentlich war ihr Leben eher unspektakulär, wie ein flimmerndes Video im Büro einer seltsamen After-Life-Therapeutin in einer Art Wartehalle nach Evermore bezeugt. Doch dort trifft Delphi auch endlich auf ihren Traummann, der dann jedoch nur versehentlich dort gelandet ist und weiterleben darf. Das darf nicht wahr sein! Irgendwie handelt Delphi eine letzte Frist für sich heraus, ein 10-Tage-Ultimatum. Doch wenn sie den tollen Typen bis dahin nicht geküsst hat, wird sie die Erde für immer verlassen müssen.

Die Beschreibung des Buches hat mich irgendwie an "Stadt der Engel" in lustig erinnert. Witzige Liebesgeschichten mag ich einfach und auch das Cover hat mich angesprochen. Das Buch beginnt auch gleich richtig gut und ohne lange Vorreden stürzen wir uns mehr in den Tod der Protagonistin als in ihr bisher doch recht tristes Leben, in dem sie als Apothekenhelferin arbeitet und eigentlich keine Freunde hat. Im Gegenteil, sie hält jede mögliche Beziehung ab. Warum das so ist, erfährt man auch im Laufe der Geschichte. Schon das Gespräch mit der Therapeutin in einer Art Zwischenwelt ist weird und auch etwas traurig, wenn man Delphis Lebensrückblick sieht. Und dann taucht da dieser wunderschöne Mann auf und interessiert sich ausgerechnet für sie. Ab da hatte mich die Handlung spätestens komplett gefangen genommen.

Für Delphi beginnt ein Wettlauf mit der Zeit um ihr eigenes Leben. Doch wie findet man in London einen Mann, von dem man eigentlich nichts weiß, und das in nur 10 Tagen. Das Ultimatum macht die Geschichte spannend und kurzweilig. Man kann super mitfiebern und auch mitlachen, denn Delphi ist nicht gerade ein detektivisches Naturtalent. Ausgerechnet ihr Nachbar, der schlecht auf sie zu sprechen ist, scheint Hilfe leisten zu können. Während der Suche trifft sie auf viele Menschen, mit denen sie interagieren muss und so nutzt sie ihre vermeintlich letzten Tage ganz anders als vorher. Für mich war es ganz toll mitzuerleben, wie Delphi lebendiger wird, als je zuvor. Die Liebesgeschichte hat mich auch an einem Punkt überraschen können. Zudem finden viele Gespräche statt: Über das Leben, die Familie, über Lebenspläne und verpasste Chancen. Dabei fielen viele wunderschöne Sätze, die zum Nachdenken anregen. Dabei geht aber der Witz und die Romantik nicht verloren und das gefiel mir ausgezeichnet. Das Buch war genau das Richtige fürs Herz und das Ende war viel zu schnell erreicht. Wer das Genre mag, sollte das Buch unbedingt auf seine Leseliste setzen. 5 Sterne

Bewertung vom 30.06.2024
Solitaire (deutsche Ausgabe)
Oseman, Alice

Solitaire (deutsche Ausgabe)


gut

Im Weltschmerz gefangen
Tori Spring möchte von der Welt da draußen mit ihren Problemen in Ruhe gelassen werden. Selbst von Freunden fühlt sie sich oft unverstanden. Zudem zieht ihr Bruder sehr viel Aufmerksamkeit der Eltern, was sie auch umtreibt. Die Schule ist ein notwendiges Übel und irgendwie fehlt die Zukunftsperspektive. Da tritt ein neuer Schüler in ihr Leben, Michael Holden, der unbedingt mit ihr befreundet sein will. Doch ist er das genaue Gegenteil von Tori, gut gelaunt und mit Plänen. Auch ein Freund aus Kindertagen versucht wieder auf Tori zuzugehen. Als eine seltsame Gruppe namens Solitaire auftaucht und durch verschiedene Aktionen Unfrieden stiftet, muss Tori sich entscheiden. Bleibt sie in ihrer Blase oder wagt sie den Schritt hinaus?

Von der Autorin dürfte so ziemlich jeder schon mal etwas gehört haben. Alice Oseman ist die Verfasserin der Heartstopper-Reihe und auch Solitaire spielt am Rande dieser Welt, die die aktuelle Generation in ihren Bann zieht. Ich gehöre nicht zu dieser, wollte aber trotzdem einmal ein Buch von der Autorin lesen. Solitaire konnte mich von der Inhaltsbeschreibung her einnehmen. Ich fand es dann allerdings sehr schwierig, Victoria Spring kennenzulernen. Meine Generation hatte auch so ihre Probleme und Weltschmerz war mir auch nicht fremd. Allerdings finde ich die Beschreibung von Toris Sicht der Dinge schon nahe an der Depression. Mir kam es so vor, als hätte sie bereits jetzt mit dem Leben abgeschlossen. Sie freut sich nie, sie ist so negativ, dass es mich selbst irgendwie beim Lesen runtergezogen hat. Die negativen Gefühle bleiben auch noch, als sie Michael Holden kennenlernt, der alles versucht, um sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen. Da tun sich wirklich zwei grundverschiedene Menschen zusammen. Zum Glück kann wenigstens Michael Tori ab und an ein Lächeln abringen.

Sehr mysteriös ist dann das Auftauchen dieser radikalen Gruppe "Solitaire", die mit ihren Aktionen mehr als einmal Grenzen überschreitet. So richtig realistisch fand ich diesen Handlungsstrang nicht. Dafür hat Solitaire in allem, was sie tut viel zu leichtes Spiel. Trotzdem fragt man sich natürlich, was ihr Ziel ist und das bringt etwas Spannung in die Handlung. Auf mich wirkte diese Gruppe durchweg bedrohlich und schlecht einschätzbar. Auch Toris Freund aus Kindertagen, der sich wieder um sie bemüht gab mir Rätsel auf. Es war aber schön zu sehen, dass Tori nicht alles egal ist, auch wenn das für sie am Anfang feststand. Natürlich ist es auch gut, dass in einem Buch mal nicht alles eitel Sonnenschein ist, aber hier suhlt sich die Protagonistin für meine Begriffe schon leidenschaftlich in ihrem Schmerz, der erst durch das Auftauchen verschiedener Personen und Ereignisse in den Hintergrund gedrängt wird. Für Jugendliche, die solches nicht als Anreiz in ihrem Leben erhalten, kann diese Botschaft auch nach hinten losgehen. Mir hätte es besser gefallen, wenn Tori nicht nur als Reaktion auf etwas ihre Sichtweise verändert hätte, sondern von sich aus die Erkenntnis gewonnen hätte, das das Leben lebenswerter sein kann, wenn man sich darauf einlässt. So hatte ich einfach viel zu viele negative Gefühle beim Lesen, zum Beispiel auch, als Toris queerer Bruder angefeindet wurde etc. Daher von mir "nur" 3 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2024
Bücher? Nein, danke! / Lesen nervt! Bd.1
Schumacher, Jens

Bücher? Nein, danke! / Lesen nervt! Bd.1


sehr gut

Witzige Idee für ein Erstlesebuch
Spinne Karoline Kneberwecht ist genervt, weil ein Kind sich in ihre Ecke der Bibliothek verirrt hat und doch tatsächlich eines der langweiligen Bücher aus dem Regal nimmt. Und das gerade dort, wo sie in mühevoller Arbeit ihr Haus mit allen Schikanen gewebt hatte. Unverschämtheit! Was will das Kind überhaupt mit dem Buch? Karoline macht sich daran, es zu überzeugen, dass Lesen doch eh nur nervt? Oder?

Ich muss gestehen, dass ich schon das Cover und die Leseprobe so toll fand, dass ich als Erwachsene das Buch unbedingt lesen wollte. Man ist doch immer auf der Suche nach einem witzigen, nicht zu schweren Buch, mit dem man den Nachwuchs zum Lesen begeistern kann. Hier locken auf dem Titelbild schon Comicelemente, wie die Sprechblase und die zentrale Figur, Karoline mit ihrem ultragenervten Blick. So, wie man ihn auch manchmal bei Lesemuffeln sieht, wenn man ihnen das Lesen schmackhaft machen möchte. Sehr angetan bin ich auch von der Menge und der Aufteilung des Textes. Anfangs ist es sehr wenig, wird dann aber im Laufe des Buches durch eingestreute Geschichten und Aufgaben mehr. Dazu immer wieder diese coolen Sprechblasen. Anfangs nervte mich Karoline irgendwie, die nicht einsieht, warum das Kind in die Bibliothek kommt, um zu Lesen, wobei diese Tätigkeit doch ihr persönlicher Albtraum ist. Das Kind soll ihr Haus nicht zerstören, daher will sie ihm mit allen Mitteln das lesen verleiden. Ihre Hartnäckigkeit nervt mich allerdings mehr als das Lesen. Meine Tochter fand die gute Karoline aber echt witzig und so ist das auch gedacht. So wie Karoline erklärt, warum Lesen doof ist, argumentiert sie eigentlich dafür. Dieser Trick ist auch von Kindern leicht zu durchschauen.

In den eigentlichen Text, der die Kinder immer wieder direkt so anspricht, als wären sie selbst in der Bibliothek, sind verschiedene Rätsel und Leseaufgaben eingebaut, die die Kinder einbinden und ihnen den Spaß am Lesen und Lesenkönnen vermitteln sollen. Zu Beginn sind die noch recht leicht und zeigen: Wörter verändern die Bedeutung, wenn sich ein Buchstabe (eigentlich Laut) ändert. Später muss man auf mehreren Seiten hintereinander selbst fehlende Buchstaben einsetzten, dann Bilder als Ersatz für Wörter lesen und schließlich ganze Wörter selbst aus einer Auswahl heraussuchen. Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten für absolute Quatschsätze. Für ungeübtere Leser oder Kinder, die noch nicht so gut Deutsch können, ist vor allem die Übung mit den weggelassenen Buchstaben eine Herausforderung. Da muss man aufpassen, dass sie die Lust nicht verlieren und am Ende Karoline zustimmen. Am Ende ist es ein Gedicht, dass Karoline zum Umdenken bewegt, wo doch Lyrik allgemein nicht so beliebt sein soll (laut Frau Kneberwecht). Richtig schön und emotional. Die Botschaft ist dann klar transportiert. Ich selbst hatte mir noch etwas mehr Witz erwartet, meine Tochter war jedoch sehr angetan und konnte mehr lachen. Daher gibt es 4 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2024
Ein Beagle auf dem Mond / Peanuts für Kids - Neue Abenteuer Bd.1
Schulz, Charles M.

Ein Beagle auf dem Mond / Peanuts für Kids - Neue Abenteuer Bd.1


gut

Klassiker wiederzubeleben allein macht noch kein gutes Buch
Mit Peanuts für Kids taut Carlsen Comics eine Comic-Strip-Reihe auf, die ich als Kind eher selten gelesen habe und deren Original-Zeichner bereits im Jahr 2000 verstorben ist. Die Peanuts sind ein Klassiker, das lässt sich nicht bestreiten. In diesem Buch, das der Verlag mit einer Altersempfehlung ab 6 Jahren verkauft, kehren also Charlie Brown, Snoopy und all die anderen in längeren, neuen Comic-Geschichten zurück. Zeichnerisch ist das sehr gut gelungen und die Farben wirken frisch und modern. Das Cover lockt durchaus, nach dem handlichen Comic-Buch zu greifen. Leider passen für mich die Figuren mit ihren Eigenheiten dafür nicht ganz in die Gegenwart, die sich seit den Original-Peanuts doch sehr verändert hat. Die Stereotype sind nämlich noch dieselben wie vor zig Jahrzehnten. Charlie Brown, der inkonsequente Hundehalter, dem eigentlich nie irgendetwas so recht gelingen mag, der verfressene Hund Snoopy, der auf seiner Hütte liegt und vor sich hinträumt und sich um Woodstock sorgt. Linus mit der Schnuffeldecke, Daumen im Mund und seine Schwester Lucy, die - wenn diskutieren nicht hilft - gern mal die Fäuste sprechen lässt. Ob das bei den Kids von heute ankommt, die ihre ganz eigenen Vorbilder und Helden haben? Vereinzelt vielleicht. Vor allem, wenn die Elter große Fans sind, gelingt es ihnen vielleicht die Kinder anzustecken. Meine Tochter (10) zeigte so überhaupt kein Interesse, so dass ich das Buch bald allein fertig lesen durfte.

Bei den Geschichten handelt es sich zunächst um mehr oder weniger zusammenhängende Episoden zum im Titel angezeigten Hauptthema "Ein Beagle auf dem Mond". Ab etwa der Hälfte kommen Classics und weitere kurze Strips hinzu. Ein paar schöne Lacher waren schon dabei, ein paar nostalgische Momente ebenso. Allerdings viel zu wenige, um mich durchgängig zu begeistern. Die Anspielungen bauen auf bestimmtes Hintergrundwissen, das 6-Jährige einfach meist nicht haben, z. B. der rote Baron oder Astronaut Alan Shepard. Teilweise ist auch das Vokabular sehr erwachsen. Die Probleme, über die philosophiert wird, haben mit der Lebenswelt der Kinder kaum etwas zu tun. Das, was sie heute beschäftigt, kommt - bis auf eine Ausnahme - nicht vor. Manche Szenenwechsel ist so abrupt, dass jüngere Leser vielleicht nicht mehr mitkommen. Daher empfehle ich das Buch eher für ältere Kinder, die mal in die Freizeitbeschäftigung und Kinderzeit der Eltern und Großeltern eintauchen wollen. Fans und Liebhaber von Snoopy & Co. werden sich bestimmt wieder dorhin zurückversetzt fühlen und sollten zugreifen. Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 16.06.2024
Das letzte Bild / Cold Case Bd.4
Frennstedt, Tina

Das letzte Bild / Cold Case Bd.4


ausgezeichnet

Spannung in einem alten Fall um verschwundene Mädchen
Auf einer amerikanischen Seite für Liebhaber von Mordermittlungen und Serientäterinfos postet ein Unbekannter Fotos von jungen Mädchen. Jedes von ihnen ist seit langem in Skandinavien als vermisst gemeldet. Besonders eines erkennt die momentan beurlaubte Ermittlerin Tess Hjalmarsson sofort: das Bild zeigt Jenny Ramsvik, die vor siebzehn Jahren nach einer Party verschwand. Alle Spuren führten zu nichts und der Fall hat Tess bis heute nicht losgelassen, denn sie möchte den Angehörigen Gewissheit verschaffen. Als weitere Bilder auftauchen, tut sich Tess mit Ermittlern aus Dänemark und einem bekannten Psychologen zusammen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Fälle zusammenhängen. Doch warum postet der mutmaßliche Täter die Bilder ausgerechnet jetzt?

Ich verfolge die Cold Case Serie mit der Ermittlerin Tess Hjalmarsson schon seit Band eins, so dass das neue Buch sofort auf die Leseliste wanderte. Das Cover fügt sich gut in die Reihe ein, hat mit dem Fall allerdings nicht allzu viel zu tun, außer dass die Brücke auch eine Verbindung herstellt, genau, wie das letzte Bild im Buch. Die Geschichte startet recht unvermittelt und hat verschiedene Handlungsstränge. Vor allem der um Tess war zunächst für jemanden, der alle Bände gelesen hat, etwas verwirrend, da Tess sozusagen beurlaubt ist aufgrund eines leichtsinnigen Vergehens, das allerdings in den Büchern gar nicht vorkam. Als treuer Leser sollte man sich also nicht fragen, ob man da etwas überlesen hat. Hat man nicht. Alles, was zu Tess vorübergehender Entfernung aus dem Cold Case Team geführt hat, passierte zwischen dem dritte und vieren Band und sorgt allein dafür, dass Tess an sich zweifelt und durch die gewonnene Freizeit Luft gewinnt, sich an den dänischen Ermittlungen zu beteiligen. Überhaupt hat Tess private Seite wieder einiges an Raum im Buch, was ich sehr reizvoll fand, denn dadurch versteht man die Ermittlerin einfach besser und eine Entwicklung führt im weiteren Verlauf sogar zu besonders angespannter Atmophäre.

Neben der polizeilichen Arbeit nimmt ein weiterer Strang viel Raum ein: Schauspielerin Kate Sand, die mit einer Serie in England sehr erfolgreich war, bekommt Briefe von einem Unbekannten, die bedrohlich wirken und ihr große Angst machen. Ihr Ehemann und ihre Managerin halten sie hingegen für hysterisch. Vorkommnisse in der Vergangenheit des Ehemanns sorgen dafür, dass man als Leser*in alles und jeden hinterfragt und die Fakten hin- und herwendet, um Erkenntnisse für den Fall zu gewinnen. Wie und ob beide Fälle überhaupt zusammenhängen bleibt lange unklar. Zunächst wird hier echte Polizeiarbeit gemacht. Sämtliche Akten der alten Fälle werden überprüft, Zeugen aufgesucht, Verdächtige befragt, Bilder analysiert und psychologisch bewertet. Man kommt sich zeitweise so vor, als wäre man live dabei und hat viel Gelegenheit mit im Dunkeln zu tappen und mitzurätseln. Dabei kommt nicht nur einmal eine betroffene, bedrohliche Stimmung auf, nicht zuletzt durch ein seltsames Wesen, das schon im Prolog für erste Schrecken sorgt. Wie die Autorin hier schreibt, hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Der Text kommt leicht daher, obwohl der Fall sehr komplex ist. Zudem lässt sie immer ein paar lose Fäden übrig, die man verzweifelt versucht zu verknüpfen, genau wie die Ermittler im Buch. Dabei fand ich jeden einzelnen Charakter an sich schon gut gezeichnet, vom völlig kaputten Psychologen, über die nicht fehlerfreie Tess, bis hin zur labilen Schauspielerin. Der Fall toppt den letzen also um Längen und ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Am Ende hätte ich mir noch ein bisschen mehr Infos gewünscht, aber alles in allem ist der vierte Cold Case auf jeden Fall 4,5 Sterne wert.

Bewertung vom 15.06.2024
Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsame, magische Geschichte mit High School Feeling und Geheimnissen
Devin will eigentlich nur ihren Geburtstag am See feiern, doch dann sorgt sie unabsichtlich dafür, dass ihr Schwarm Tyler im Krankenhaus landet. Die Ursache ist Devin ein Rätsel, bis in ihrem Zuhause zwei Gestalten auftauchen und ihr mitteilen, dass sie eine Nixe ist. Gerade vor diesen Wesen hatte sie ihre Großmutter doch immer gewarnt. Die einzige Möglichkeit, ihre Fähigkeiten behalten zu können, ist der Besuch der in der Zwischenwelt verborgenen School of Myth and Magic. Dort gibt es allerlei Fabelwesen, unter anderem einen nicht so netten Schwarm Nixen, Vampire, Hexen und einen charmanten Faun, doch Devin hat das Gefühl, dass ihr noch etwas anderes Dunkles an die Schule gefolgt ist.

Ein neues Buch von Jennifer Alice Jager, das musste ich einfach lesen, weil mir die Emily Seymour Dilogie ausgezeichnet gefallen hatte. Auch School of Myth & Magic hat wieder eine Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist, allerdings ist sie nicht so clumsy wie Emily, sondern weiß anfangs einfach nicht, welche Kräfte in ihr schlummern und ist auch nicht gerade begeistert davon, dass sie genauso ein Wesen ist, vor dem sie ihre Großmutter immer gewarnt hat. Mit der Situation muss sie sich relativ schnell abfinden und wird, was die Schule angeht sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen. Zwar ist Devin eine Nixe, hat aber keinen Plan wie das geht und auch den Rest der magischen Welt muss sie erst kennenlernen. Da kommt ganz schön viel zusammmen und ich fand es sehr unterhaltsam, wie sie sich - ähnlich wie in einer Teenie-High-School-Kömödie - durchsetzt und Verbündete findet. Nahe am Klischee der Promqueen agiert dabei die Anführerin des Nixenschwarms, während Außenseiter*innen sich eher für Devin interessieren. So gibt es eine Menge lustige, aber auch mal konfliktreiche Szenen.

Spannend ist hingegen Devins Suche nach ihrer Identität. Sie hat im Unterricht zu kämpfen, aber auch das Gefühl, dass sie anders ist. Zudem wird es immer wieder bedrohlich. Irgendetwas oder irgendjemand ist Devin an die Schule gefolgt, so dass sie immer auf der Hut sein muss. Es dauert ein bisschen, bis es an die Auflösung der ersten Geheimnisse geht, aber es lohnt sich. Was mir vor dem Lesen gar nicht klar war ist, dass Devins Zwischenwelt dieselbe ist, in der auch Emily Seymour spielte. Das wurde mir erst bewusst, als ein alter Bekannter auftauchte. Schon der erste Band hat ein fulminantes und überraschendes Ende, bei dem natürlich auch der obligatorische Cliffhanger nicht fehlt. Band zwei ist also Pflicht. Das fällt bei Jennifer Alice Jagers jugendlich frischem Schreibstil und den abwechslungsreichen Figuren aber auch nicht schwer. Zwar kommt School of Myth & Magic für mich nicht ganz an Emily Seymour heran, trotzdem ist Devins Geschichte eine sehr unterhaltsame. 4,5 Sterne

Bewertung vom 14.06.2024
Belladonna - Die Berührung des Todes / Belladonna Bd.1
Grace, Adalyn

Belladonna - Die Berührung des Todes / Belladonna Bd.1


sehr gut

Interessante, teils spannende Mischung
Die junge Signa steht mit dem Tod in Verbindung. Da ihre Eltern tot sind, holt sie ihr Onkel dennoch auf sein Anwesen Thorn Grove. Ihre Cousine Blythe ist sehr krank. Schnell findet Signa, der der Tod nichts anhaben kann, heraus, dass hier etwas nicht mir rechten Dingen zugeht. Jemand will der Familie Böses. Mit ihrem Cousin macht sie sich auf die Suche nach demjenigen, der hinter Blythes Krankheit steckt. Hilfe bekommt sie auch von einem mysteriösen, aber attraktiven Mann, der Gefühle in ihr weckt. Es kommt der Verdacht auf, dass der Geist der Herrin des Hauses noch anwesend ist, die ebenfalls an einer unbekannten Krankheit verstarb und den Verantwortlichen heimsucht.

Das Cover von Belladonna und auch der Farbschnitt sind highlightverdächtig und es gab sehr viele begeisterte Stimmen zu dem Buch. Der Einstieg war für mich allerdings etwas holprig, denn so ganz habe ich die Vorgeschichte um den Tod der Eltern und die Mitwirkung des personifizierten Todes nicht verstanden. Nach und nach kam ich aber besser hinein in die Geschichte. Vor allem als Signa dann im Herrenhaus der Verwandtschaft ankommt und immer wieder auf den Tod trifft, wurde mir einiges klarer. Dieses Buch zu lesen, war eine ganz neue Erfahrung. Die Erzählung schwankt zwischen düsterem Regency-Setting, Gedanken über den Tod und die Begegnungen mit ihm, Romantasy und kriminologischen Ermittlungen. Ebenso beinhaltet das Buch ganz viel Kräuterkunde, denn damit kennt sich Signa sehr gut aus. Für mich war die junge Frau, die der Tod berührt hat, ziemlich tough, diplomatisch und setzte sich für die eigentlich unbekannte Verwandschaft sehr ein. Dort herrschte alles andere als eitel Sonnenschein und es war spannend in die Konflikte hinter den Kulissen vorzudringen.

Das Übersinnliche war schon etwas seltsam, aber auch erfrischend anders, als die altbekannten Romantasy-Geschichten. Das Flair war ebenso besonders. Leider war die Auflösung des Krimianteils für mich doch recht vorhersehbar. Mein früher Verdacht bestätigte sich am Ende, allerdings war es noch spannend die Motive zu ergründen und was Signas mysteriösen Helfer betrifft, war ich doch sehr überrascht. Insgesamt eine besondere Geschichte, aber auch gewöhnungsbedürftig. 4 Sterne

Das Hörbuch zu Belladonna konnte ich dann ebenfalls noch genießen. Hier muss man sagen, dass die Stimme von Lena Münchow besonders gut zu Signa passt und dafür sorgt, dass diese uns tief in die Geschichte eintauchen lässt. Einige Szenen sorgen so für Gänsehaut, da das düstere Flair spürbar wird. Besonders spannende Stellen spricht sie mit viel Dramatik, kann aber auch die Gefühle von Signa sehr gut transportieren und macht vor allem das Ende des Buches zu einem echten Hörerlebnis, das dann ruhig länger hätte sein können.

Bewertung vom 12.06.2024
Das Geheimnis der Silberwölfin / Anderwald Bd.1
Leuze, Julie

Das Geheimnis der Silberwölfin / Anderwald Bd.1


sehr gut

Typischer Einstiegsband mit ersten Erfahrungen im Anderwald
Als Fiona und ihre Freunde Jakob und Olivia im Wald spielen, entdeckt Fiona ein altes Steintor, durch das sie auf wundersame Weise in einen Teil des Waldes gelangt, den sie bisher nicht kennt, den Anderwald. Dort begegnet ihr ein Wolf und sie flüchtet ängstlich. Wieder zurück stellt sie fest, dass außer ihr niemand das Tor sehen kann. Von da an versuchen die Freunde mehr über den Anderwald zu erfahren. Weitere Besuche bringen Erstaunliches zu Tage, doch sorgt die Ungerechtigkeit, dass nur Fiona in den Anderwald reisen kann, auch für Unmut unter den Freunden. Welche Aufgabe Fiona wohl mit dem geheimnisvollen Stück Natur verbindet?

Ich habe mich vorwiegend für das Buch interessiert, da meine Tochter ein großer Wolfsfan ist und ich es wichtig finde, dass Kinder die Verbundenheit zur Natur nicht verlieren. Die Inhaltsangabe deutete an, dass Fiona hier einiges über den Wald herausfindet, ihm irgendwie helfen muss und das hat die Neugier dann vollends geweckt. Das saftig grüne Cover mit der Silberwölfin hat uns richtig gut gefallen. Die Geschiche startet auch recht spannend und ist dabei nicht allzu schwer zu lesen. Schwarz-grüne Illustrationen sorgen für Auflockerung und eine "waldige" Atmosphäre. Für gute Leser*innen ab 8, aber spätestens ab 9 Jahren ist das Buch geeignet, da das Protagonist*innen-Trio aus Fiona, Jakob und Olivia besteht, die die besten Freunde sind. Fionas Familie ist sehr naturverbunden, der Papa ein Vogelforscher, die Mama beschäftigt sich mit Kräuterkunde. Auch Fiona ist gern draußen und fasziniert von ihrer Entdeckung. Dabei hat sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ist hilfbereit und steht für ihre Sache ein. Jakob kennt sich super mit Pflanzen aus und ist auch sonst ein schlaues Kerlchen, dafür aber auch etwas ängstlich. Olivia ist die Draufgängerin, sportlich und mutig. Die Eigenschaften der drei ergänzen sich perfekt, doch je länger Olivia und Jakob nur vor dem Tor wartend Fionas Abenteuer verpassen, desto schwieriger wird die Stimmung. Das war für uns nachvollziehbar und auch, dass die Kinder nach einer Lösung suchen.

Die Nebencharaktere sind leider etwas klischeehaft. Da gibt es in der Schule die reichen und sehr fiesen Zwillinge, die nicht davor zurückschrecken, sogar einen Klassenkameraden im Rollstuhl zu piesacken. Ein bisschen schade dabei ist, dass das zwar als negativ dargestellt, im weiteren Verlauf aber auch nicht weiter aufgegriffen wird. Auch Olivias und Jakobs Wunsch, mit Fiona in den Anderwald zu reisen, ist ein Problem, das mir zu halbherzig angepackt wird. Die Besuche Fionas im Anderwald sind magisch und malerisch beschrieben, allerdings passiert auch hier in diesem ersten Band weniger als erhofft. Dem Wolf begegnet Fiona natürlich nicht nur einmal. Alles, was sie erlebt hat einen esoterischen Touch, da es viel um Gefühle geht, aber lange nichts Greifbares folgt. Es sind mehr die Naturbeschreibungen, die kurzen Kapitel, in denen die Pflanzen von einer Gefahr wispern und Hilfe herbeisehnen, die den Reiz des Buches ausmachen. Denn im Anderwald gibt es tatsächlich etwas Böses, doch was das ist, erfährt man sehr spät. Daher ist der erste Band in meinen Augen wirklich eine typische Einführung in den Anderwald, bei Fantasy würde man sagen, die Charaktere werden vorgestellt und dann geht es ans Worldbuilding. Wirklich Action mit Wolf, so wie wir uns das gedacht haben, gibt es also nicht und man muss wohl den zweiten Band lesen, um das wirkliche Abenteuer der drei Freunde erleben zu können. Daher gibt es für den Einführungsband auch erstmal 3,5 Sterne.