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Benutzername: 
Lainybelle
Wohnort: 
Marburg

Bewertungen

Insgesamt 150 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2020
Hold me now
Chapel, Julie

Hold me now


sehr gut

Worum geht's?

Zwei Monate als Zimmermädchen in einem Hotel? Eine schlimmere Strafe hätten sich Jazz' Eltern kaum für sie ausdenken können. Und das ausgerechnet jetzt, wo es endlich so aussieht, als würde Marc sich vielleicht doch auf eine Beziehung mit ihr einlassen!
Als wäre alles nicht schon ätzend genug, ist der Sohn des Hotelbesitzers ein totaler Idiot. Zuerst legt Noah sie total mies rein, dann kommandiert er sie auch noch herum. Erst als sie einen Waffenstillstand schließen und er ihr Tauchunterricht zu geben beginnt, ändert sich Jazz' Bild von ihm. Doch ihr Herz gehört Marc, oder? Und außerdem dürfte sie als Mitarbeiterin ohnehin nicht mit Noah zusammensein ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Mir hatte im Winter 2018 Julie Chapels Buch aus der Heartbeat-Reihe so gut gefallen, dass ich mich schon total auf die neueste Romance aus ihrer Feder gefreut habe.
Die Zimmermädchen-Sohn-des-Hotelbesitzers-Ausgangslage versprach eine spannende Kombi!
Das Cover ist auf jeden Fall im Trend, auch wenn diese Richtung natürlich immer recht nichtssagend in Bezug auf den Inhalt ist. Hätte das Ganze in Blautönen superschön gefunden, passend zur Tauch-Thematik im Buch.

Wie es mir gefallen hat:

Fangen wir bei Jazz an. Mit ihr haben wir es in gewisser Weise mit einer Ausnahmeprotagonistin zu tun. Sie ist selbstbewusst, feiert gern, hat eine große Klappe, nimmt außer ihren eigenen Bedürfnissen nicht besonders viele Dinge ernst und die vor ihr liegenden Wochen als Zimmermädchen nerven sie total an. Doch sie hat auch eine andere Seite - eine schlagfertig-witzige und doch verletzliche.
Ich finde es toll, wie man in diesem Buch die Entwicklung dieser nicht ganz einfachen jungen Frau mitverfolgen darf. Das ist eine wunderbare Abwechslung zu den vielen lieben Mäuschen, die die große Liebe finden, aber leider von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, und was es da noch so an Stereotypen auf dem Buchmarkt gibt.
Jazz muss sich damit auseinandersetzen, wie sehr sie schon seit geraumer Zeit sich selbst im Weg steht und Menschen verletzt hat, denen sie wichtig ist, und das fällt ihr gar nicht so leicht.
Was ich an der Geschichte neben der Charakterentwicklung ganz besonders gelungen finde, sind die wunderschön beschriebenen Tauchgänge sowie die Gespräche zwischen Noah und Jazz und die großartigen Nebenfiguren (Sunny und Lina!).
Außerdem rätselt man lange, was zwischen Jazz und ihrer ehemals besten Freundin vorgefallen sein mag, dass sie sich so verkracht haben.

In zwei Punkten hätte ich noch ein klein wenig mehr erwartet. Zum einen wird ein tragischer Vorfall im Verlauf der Handlung recht knapp abgehandelt, sodass er ohne emotionale Auswirkungen auf Jazz bleibt. Zum anderen hat Noah mich im letzten Drittel des Buches etwas enttäuscht, da er hier mit seinem bisherigen, sehr viel erwachseneren Verhalten deutlich besser gefahren wäre. Hier hätte ich am liebsten seine Gedanken gelesen, um nachzuvollziehen, warum er plötzlich so eine Rückentwicklung durchgemacht hat.

Insgesamt hat mir der Roman aber wieder sehr gut gefallen und mich in eine frühzeitige Sommerstimmung versetzt. Humorvoll, romantisch, dramatisch und einfach superunterhaltsam!

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch kann ich allen New-Adult-Fans ab etwa 16 Jahren empfehlen, die Lust auf eine sommerliche Lovestory haben und sich auch mal auf eine etwas problembeladenere Hauptfigur einlassen können, die vielleicht erst mal ein bisschen zu kratzbürstig ist, um sie sofort ins Herz zu schließen.

In einem Satz:

„Hold Me Now" ist eine tolle Gefühlsdrama-Tauchexpeditions-Romance-Geschichte, die sich nicht auf Schema F ausruht und einem mal eine etwas herausforderndere Protagonistin zumutet.

Bewertung vom 24.02.2020
Die Macht des Wassers / City of Elements Bd.1
Tramountani, Nena

Die Macht des Wassers / City of Elements Bd.1


sehr gut

Worum geht's?

Vom einem Tag auf den anderen steht Kias ganze Welt Kopf. Will, ein undurchschaubarer Typ, der sie nun schon seit einer Weile verfolgt zu haben scheint, eröffnet ihr, dass ihr bisheriges Leben auf Lügen beruht. Er entführt sie nach Tessarect, eine Stadt, die in grundverschiedene Bezirke aufgeteilt ist - nach den vier Elementen. Wem kann Kia noch trauen, wer hat Antworten auf ihre Fragen? Warum soll der Rest der Welt glauben, sie sei tot? Ist sie wirklich das Kind zweier Elementträger, die nie hätten zusammenkommen dürfen? Und was bedeutet das? Könnte in ihr eine Gabe schlummern, die gewaltiger ist als alle Fähigkeiten, die die Talentierten in Tessarect beherrschen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich war mir zuerst etwas unsicher, da der Titel für mich wenig außergewöhnlich klang, doch beim zweiten Blick entpuppte sich das Ganze doch als Geschichte mit neuer und eigenständiger Idee. Mir hat die Leseprobe gut gefallen und ich hatte Lust auf innovative Romantasy.

Wie es mir gefallen hat:

Einer der Hauptgründe, warum ich gleich mittendrin war, ist Kias Erzählstimme. Sie ist eine aufgeweckte, humorvolle und tapfere junge Frau, an deren Seite man viel erleben kann (und das tut man beim Lesen auch). Die Andeutungen über ihre Vergangenheit und einen Konflikt in ihrem Freundeskreis machen schnell neugierig, genau wie ihr mysteriöser Verfolger.

Tessarect ist ein wirklich schön gestaltetes Setting. Die verschiedenen Bezirke, die „Stadt unter der Stadt" und die Omilia (Schule/Universität/Hauptsitz der Element-Talentierten) sind bildhaft beschrieben und man möchte am liebsten sofort losziehen und alles erkunden.

Die Liebesgeschichte steht nicht so sehr im Vordergrund, wie ich erwartet hätte. Die entsprechenden Szenen sind superniedlich! Was mich allerdings etwas gestört hat, ist Kias Verhalten gegenüber Will. Sie zieht ständig alles ohne ihn durch, auch dann noch, als es dafür eigentlich keinen Grund mehr gibt.

Es geht in diesem ersten Band sehr turbulent zu. Die Ereignisse lösen sich gegenseitig ab und überschlagen sich manchmal förmlich. Dass die Geschichte so temporeich ist, finde ich an sich gut, hier und da hätte ich es aber befürwortet, wenn Kia mal den Hinweisen nachgegangen wäre, die sie hat, statt mit ihrer Impulsivität immer noch neue Fragen loszutreten (während sie von außen mit weiteren konfrontiert wird). Für die Gefahr, in der sie ganz offensichtlich schwebt, handelt sie oft sehr unbedacht und manches (insbesondere rund um das Verschwinden ihrer Freundin Evelyn) scheint nicht zu hundert Prozent logisch.
Ich könnte mir vorstellen, dass es relativ schwer ist, nach zeitlichem Abstand in Band 2 reinzufinden und noch alles präsent zu haben, was hier im ersten Teil offen gelassen wird.
Gerade über den Komplex um die Talentierten hätten nach meinem Geschmack schon ein paar mehr Informationen mit einfließen können.

(Für wen) Lohnt es sich?

„City of Elements – Die Macht des Wassers" ist ein Jugendbuch für Romantasy-Fans. Man sollte Lust haben, eine vierbändige Reihe anzufangen, denn da die Bücher unmittelbar aufeinander aufbauen, erfährt man andernfalls nicht viel über die Gesamtgeschichte.

In einem Satz:

Der Auftakt von „City of Elements" steckt voller spannender Ideen – rasante Romantasy mit viel Stoff für die Folgebände.

Bewertung vom 27.12.2019
Was perfekt war
Hoover, Colleen

Was perfekt war


ausgezeichnet

Worum geht's?

Quinn und Graham begegnen sich unter alles andere als schönen Umständen, doch ab da verläuft alles zwischen ihnen fast wie im Märchen.
Jahre später, als Ehepaar, haben sie es bei Weitem nicht mehr so leicht. Etwas hat sich zwischen sie gedrängt und wird immer größer, ein Thema, über das sie nicht mehr miteinander sprechen können. Wird es sie das kosten, was einst perfekt war?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag Colleen Hoovers Schreibstil und die Natürlichkeit ihrer Charaktere sehr gern, weshalb ich immer wieder gern zu Büchern von ihr greife (auch wenn ich längst noch nicht alle bisher erschienenen kenne). Nachdem ich „Too Late" nicht ganz so gut, „Weil ich Layken liebe" nett, aber nicht supertoll und „Love & Confess" absolut großartig fand, war ich gespannt, wie es mir mit der neusten Geschichte aus ihrer Feder ergehen würde.

Wie es mir gefallen hat:

Schon der Aufbau des Buches – im Wechsel Szenen von DAMALS und JETZT – hat mir sehr gut gefallen, obwohl ich manchmal lieber noch etwas in der einen oder der anderen Zeit geblieben wäre.
Der Kontrast zwischen der Kennenlernzeit und der Krise nach einigen Jahren Ehe wird sehr deutlich.

In der JETZT-Zeit dreht Ich-Erzählerin Quinn sich manchmal ein wenig im Kreis, gleitet immer weiter ab in einen depressionsartigen Zustand. Das Buch ist daher also keine heitere Unterhaltungsliteratur, sondern stellt die Beziehungsprobleme und Quinns innere Traurigkeit und Zerrissenheit in den Vordergrund, auch wenn ihnen die Rückblicke in die guten Zeiten gegenübergestellt werden.
Am Anfang hätte ich mir manchmal Grahams Perspektive dazugewünscht; später wurde aber klar, warum die Geschichte ohne sie noch stärker wirkt. So muss man beim Lesen selbst rätseln, was wohl in ihm vorgehen mag.

Über Quinn und ihre sympathische Schwester Ava hätte ich, gerade was ihre Zeit vor Einsetzen der Handlung betrifft, gern noch etwas mehr erfahren. Ich frage mich, wie es kommen konnte, dass ihre Mutter als lange Zeit wichtigste Bezugsperson sie in ihrem Denken so wenig geprägt hat, und wie die Beziehung zwischen Quinn und Ethan zustandegekommen ist und aussah, da er schon sehr oberflächlich dargestellt wird.

Es gibt einige wirklich starke und brillant geschriebene Konfliktszenen, viele sehr schöne und sehr traurige Momente und diese ganz besondere Hoover-Romantik, die einem vor Augen malt, was Liebe wirklich bedeuten und wie sie sich äußern kann.
Die Lösung des Konflikts und die Botschaft, die sich daraus ergibt, haben mir gut gefallen, weil sie glaubhaft und absolut nicht überzogen sind. Die Autorin handhabt das nicht einfache Thema mit dem richtigen Maß an Einfühlsamkeit und Realitätsnähe.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wie auch schon sein Platz im bold-Programm verrät, gehört das Buch zu den „erwachsenen" Hoover-Titeln.
Wer gern auch mal ernstere, herausfordernde Liebesgeschichten liest, die die Nerven manchmal ganz schön strapazieren können, findet hier genau das Richtige für sich.

In einem Satz:

„Was perfekt war" ist so bitter wie herzzereißend, streckenweise zermürbend und doch so hoffnungsvoll – ein klug abgebildetes Ringen um eine Ehe, die perfekt war und nun vielleicht nicht mehr zu retten ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.12.2019
Temper Ist es die Rolle ihres Lebens? Oder ein Spiel um die Macht...
Fargo, Layne

Temper Ist es die Rolle ihres Lebens? Oder ein Spiel um die Macht...


ausgezeichnet

Worum geht's?

Bisher hat Kira ihren Durchbruch als Schauspielerin nicht geschafft und schlägt sich immer noch mit drittklassigen Darbietungen an Schulen durch. Doch das könnte sich jetzt ändern: In dem Zwei-Mann-Stück „Temper" soll sie Seite an Seite mit Malcolm Mercer auf der Bühne stehen, dem Schauspieler und Theaterinhaber, dessen Bühnenpräsenz sie schon immer beeindruckt hat wie bei keinem anderen. Kira glaubt, sie weiß, worauf sie sich einlässt, auch wenn immer mehr Menschen sie vor Malcolms manipulativer Art warnen. Doch ehe sie sich versieht, zieht sich die Schlinge immer enger zu ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Wie jede/r andere wahrscheinlich auch, bin ich froh, wenn ich in meinem Alltag von den Abgründen der menschlichen Psyche weitestgehend verschont bleibe. Was Bücher angeht, finde ich sie dagegen ziemlich spannend. Bei „Temper" kam noch ein zweiter Aspekt hinzu, nämlich die Schauspielszene. Ein faszinierendes Thema, inwieweit Rollen, die man spielt (in jeder Hinsicht), einen vereinnahmen können!

Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch ist mal etwas anderes und brilliert abseits vom Schema F.
Erzählt wird die Geschichte aus zwei Ich-Perspektiven. Kira ist eine Schauspielerin Anfang 30, Joanna neben Malcolm die Begründerin des Indifferent Honest Theaters, von dem „Temper" uraufgeführt werden soll. Die schnellen Wechsel sorgen dafür, dass man immer ein weiteres Kapitel einsaugen möchte. Beziehungsweise von ihm eingesaugt werden will - denn das trifft eigentlich ziemlich gut, was die sich zuspitzende Handlung mit einem macht.
Layne Fargo beherrscht den Spannungsaufbau zwischen Charakteren wirklich meisterhaft! Die Konflikte und Entwicklungen ballen sich förmlich und geben einem das Gefühl, eine sich anbahnende Eskalation zu beobachten.

Es gibt keine wirklichen SympathieträgerInnen in diesem Buch, und da ich schwierige Charaktere ohnehin viel interessanter finde, war das für mich genau richtig, auch wenn ich mich in vielen Punkten absolut nicht mit ihnen identifizieren konnte. Kira und Joanna sind beide ziemlich toughe Frauen, unabhängig und abhängig zugleich, eher unkonventionell und nicht ganz einfach.
Während ich zuerst natürlich vor allem auf die Verwicklungen in Bezug auf Kira und Malcolm gespannt war, hat mich zunehmend Joannas Geschichte in ihren Bann gezogen.

Das Buch endet schlagartig. Das meine ich nicht unbedingt im eigentlichen Wortsinn, also abrupt, sondern mit einem wirklichen Schlag. Zuerst hat mich das frustriert, weil man in Bezug auf die Zukunft der Charaktere im Dunkeln gelassen wird und die Konsequenzen dieses Finales offen bleiben, doch im Nacklang hat es dazu geführt, dass es mich länger beschäftigt hat, als es das sonst vielleicht getan hätte. Ein paar mehr Klarheiten hätte ich mir trotzdem „aus erster Hand" gewünscht, denn bestimmt hatte die Autorin einige Gedanken, die sich nicht im Text finden. Dennoch gefällt mir ihre Entscheidung für den Showdown als nicht weiter ausgeführten Schluss inzwischen immer besser. Es ist damit alles gezeigt, was gezeigt werden sollte.

Eine außergewöhnliche Abgrund-Geschichte, die in ihrer Besonderheit den Mainstream wahrscheinlich nicht erreichen, aber hoffentlich dennoch die Aufmerksamkeit bekommen wird, die sie verdient!

(Für wen) Lohnt es sich?

Dieses Buch bietet sich für LeserInnen an, die nach etwas Speziellem suchen, einem Buch, das unterhält, abstößt, fasziniert und sich im Kern mit der Zerstörungskraft und Vorstellungsgewalt der menschlichen Psyche beschäftigt.
Ich würde den Roman ab ca. 16 Jahren empfehlen. Romantik und/oder ein Happyend sollte man hier nicht erwarten; vielmehr liefert „Temper" eine (im besten Sinne) mitreißende Abwärtsspirale, die einen über Macht, Manipulation und die Masken, die Menschen aufsetzen, nachdenken lässt.

In einem Satz:

„Temper" ist ein düsterer, beeindruckender, aber irgendwo auch verstörender Roman mit zwei starken Erzählstimmen, der eine große Sogwirkung entfaltet und sich zu einem

Bewertung vom 17.11.2019
Schmink's dir ab
Hollis, Rachel

Schmink's dir ab


sehr gut

Wie es mir gefallen hat:

Nach einem kurzen, spritzigen Vorwort steigt Rachel Hollis' in die zwanzig Lügen und die Lösungsansätze, die sie für sich selbst dafür gefunden hat, ein (am Ende jedes Kapitels gibt es einen Abschnitt „Was mir geholfen hat").
Der Ton ist beschwingt, und auch wenn es ernst und/oder sehr persönlich wird, legt die Autorin eine große Authenzität und Offenheit an den Tag. Ihre Einstellungen und Botschaften sind klar formuliert. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir noch ein paar Gedanken zur Vertiefung gewünscht, bevor es mit etwas anderem weitergeht. Andererseits ist es auch schön, dass sie eher bei simplen, eindeutigen Aussagen bleibt, statt Dinge zu verkomplizieren oder Listen von Ausnahmen anzufangen.

Rachel Hollis erzählt sehr viel Autobiografisches und Geschichten aus ihrem Alltag, um zu illustrieren, wie die jeweiligen Lügen in ihrem Leben ausgeprägt sind/waren. Sie ist sehr gut im Storytelling, und so bleibt man als Leser die meiste Zeit über interessiert am Ball. Allerdings führen die vielen Eigenerfahrungen und Selbsteinschätzungen auch dazu, dass einiges nicht auf alle Typen von Frauen und Lebensumstände übertragbar ist. Man merkt doch deutlich, dass Rachel eine reiche ehrgeizige Frau ist, die sich durchaus gern selbst präsentiert, und das hat mir nicht immer gefallen.
Ich habe manche Kapitel als sehr stark und hilfreich empfunden, andere wiederum als etwas zu oberflächlich und motivationscoachingmäßig oder in eine etwas andere Richtung gehend, als der Titel vermuten ließ.

Etwas zu ausgiebig berücksichtigt fand ich persönlich das Thema Mutterschaft, da sich im Prinzip gleich drei der Lügen auf ähnliche Aspekte davon beziehen.
Besonders angesprochen haben mich dagegen die Kapitel über die Lügen, dass einen etwas anderes glücklicher macht, dass man seine Pläne morgen auch noch umsetzen kann, dass man schon weiter sein sollte, und darüber, eine schlechte Autorin zu sein.
Ich denke, dass wirklich jeder Frau mindestens eins der behandelten Themen nur allzu vertraut ist, mit großer Wahrscheinlichkeit mehr. Und weitere der Probleme kennt man aus dem Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreis.

Die Lügen, um die es konkret geht, sind:

1. Etwas anderes macht mich glücklicher
2. Morgen fange ich an
3. Ich bin nicht gut genug
4. Ich bin besser als du
5. Ihn zu lieben, genügt mir
6.Nein ist die letzte Antwort
7. Ich bin schlecht im Bett
8. Ich habe keine Ahnung vom Muttersein
9. Ich bin keine gute Mutter
10. Ich sollte schon weiter sein
11. Andere Kinder sind viel sauberer, ordentlicher und höflicher
12. Ich muss mich kleiner machen, als ich bin
13. Ich heirate später Matt Damon
14. Ich bin eine schlechte Autorin
15. Darüber komme ich nie hinweg
16. Die Wahrheit kann ich nicht erzählen
17. Mein Gewicht definiert, wer ich bin
18. Ich brauche einen Drink
19. Ich muss so sein wie die anderen
20. Ich brauche einen Helden '

(Für wen) Lohnt es sich?

Vor dem Kauf lohnt hier auf jeden Fall der Blick ins Buch, um sich ein Bild davon zu machen, welche Themenbereiche behandelt werden (siehe auch meine Auflistung oben).
Solange man Rachels Hintergrund als zum Teil durchaus sehr materialistisch geprägte Karrierefrau im Hinterkopf behält, deren Alltag natürlich doch etwas anders aussieht als der der meisten anderen Frauen, kann man hier viele gute Impulse mitnehmen.

In einem Satz:

„Schmink's dir ab" ist ein unterhaltsam geschriebener, aufbauender Ratgeber für Frauen jeden Alters, in dem für jede thematisch etwas dabei ist; die Autorin geht teils allerdings etwas zu sehr von sich selbst aus.

Bewertung vom 10.11.2019
Und dann kamst du
Abidi, Heike

Und dann kamst du


sehr gut

Wie es mir gefallen hat:

Im Laufe des Lesens ist mir, gerade im Vergleich zu anderen Büchern des Genres, die unaufgeregte, lebensnahe Art des Erzählens positiv aufgefallen, die diesem Buch eigen ist.
Man begleitet Claire dabei, wie sie in einer nicht näher bestimmten deutschen Universitätsstadt Fuß zu fassen bzw. herauszufinden versucht, ob das überhaupt das ist, was sie möchte.
Die Spannung baut sich also vor allem in Claires Innerem auf, während ihre Mission, Samuel zu finden, sie ein ums andere Mal über ihren Schatten springen lässt.

Die Kernthemen sind Trauerbewältigung und das Suchen in jedem Sinne. Das Suchen nach dem eigenen Platz in der Welt, das Suchen nach der Liebe, das Suchen nach innerem Heilwerden.
Dass Claire sich dabei auch auf einer weniger psychologischen Ebene auf einer Suche befindet, nämlich auf der nach dem Rucksackbesitzer, ist eine schöne Idee. Als Bonus gibt es außerdem noch begleitende Tagebucheinträge von Claire, die das Ganze dokumentieren.

Ob Claire Samuel findet oder nicht, wird natürlich an dieser Stelle nicht verraten!
Anmerken möchte ich nur, dass sie meiner Meinung nach manchmal ein wenig zu sehr auf dem Schlauch steht. Dafür, dass sie zeitweise so versessen darauf ist, ihm wiederzubegegnen und sich das auch oft ausmalt, und angesichts der Tatsache, dass sie, zumindest ihrer Zulassung für Medizin nach, ein helles Köpfchen sein muss, geht sie nicht unbedingt logisch vor.
Andererseits hat das natürlich auch plottechnische Gründe, da das Tempo der Geschichte sonst vielleicht aus dem Takt geraten wäre.

Was mich ein wenig gestört hat, ist, dass die Claire vor Colins Tod für mich nicht wirklich greifbar geworden ist. In der Gegenwart wirkt sie wie ein sehr planvoller, sensibler und träumerischer Mensch, der nach Dingen und Beziehungen sucht, die ihm wirklich etwas geben. Alles, was man jedoch über ihre Zeit vor Beginn des Buches erfährt, ist, dass sie mit Jungs zusammen war, die sie eigentlich nicht interessiert haben, und sich nie damit auseinandergesetzt hat, ob der Traum ihres Bruders auch ihrer ist. Das will für mich nicht richtig zusammenpassen.
Zu dem Eindruck trägt auch bei, dass nie von bestimmten Menschen die Rede ist, mit denen sie befreundet war, oder Ereignissen, die sie geprägt haben (mit Ausnahme von Momenten aus der Geschwister-Beziehung). Dafür gibt es ein paar nette Nebencharaktere, die nun eine Rolle in ihrem Leben spielen, und für tolle Szenen sorgen.

Insgesamt mochte ich also viele Aspekte der Geschichte, habe mich mit Claire jedoch teils etwas schwergetan.
Das Ende hätte ich mir im Detail vielleicht ein klein wenig anders gewünscht, finde aber die darin liegende Botschaft schön und ermutigend.

(Für wen) Lohnt es sich?

Alle, die Jugendbücher/Bücher für junge Erwachsene mögen, in denen nach außen hin vielleicht gar nicht so viel Weltbewegendes passiert, nach innen aber bahnbrechende Entwicklungen vor sich gehen, sollten sich mit Claire auf die Suche begeben.

In einem Satz:

„Und dann kamst du" ist ein Buch der leisen Töne, eine Zurück-ins-Leben-Geschichte mit einer ordentlichen Portion Glauben an die wahre Liebe und eine Ermutigung zum Durchbrechen der Muster und Vorstellungen, die das eigene Leben bestimmen.

Bewertung vom 28.10.2019
Kissing Lessons / Love, Kiss & Heart Bd.1
Hoang, Helen

Kissing Lessons / Love, Kiss & Heart Bd.1


sehr gut

Worum geht's?

Stella ist Autistin und in ihrem Job als Ökonometrikerin unschlagbar. In einem anderen Bereich ihres Lebens dagegen läuft es katastrophal: mit anderen Menschen. Dementsprechend hat sie auch noch nie eine richtige Beziehung gehabt. Doch Stella ist schließlich alles andere als auf den Kopf gefallen und hat schon eine Lösung parat – einen Übungsfreund!
Michael hat seine Träume an den Nagel gehängt, um für seine Familie da zu sein, und arbeitet ohne deren Wissen als Escort. Nur so kann er schnell genug das nötige Geld auftreiben, um seiner Mutter zu helfen. Als seine neue Kundin Stella ihm eröffnet, dass sie ihn für eine als Probefreund engagieren will, kann er es kaum glauben. Wer muss schon lernen, wie es geht, eine Beziehung zu führen? Doch er erkennt schnell, dass die Sache für Stella bitterer Ernst ist ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Reine Liebesromane lese ich eigentlich nur dann gern, wenn die Prämisse interessant ist – und das ist hier mit Stellas Autismus und dem umgekehrten Pretty-Woman-Ausgangspunkt der Fall. Besonders neugierig gemacht hat mich aber die Tatsache, dass die Autorin selbst Autistin ist und deshalb einen Zugang zu ihrer Protagonistin hat, den Außenstehende auch mit viel Recherche sicher nicht hätten erreichen können.

Wie es mir gefallen hat:

S tella ist eine Protagonistin, wie sie mir in diesem Genre bisher noch nicht untergekommen ist.
T rotz oder vielleicht gerade wegen ihres Autismus ist man schnell mitten in ihrer Welt drin.
E s ist schön mitzuerleben, wie sie mehr und mehr zu sich selbst zu stehen lernt.
L ovestorys bauen nicht selten auf ziemlich oberflächlichen Faktoren auf. Umso schöner fand ich die
L ebendigkeit und Dynamik in dem, was sich zwischen Stella und Michael entwickelt.
A uch wenn körperliche Anziehung eine Rolle spielt, ist das gegenseitige Verstehen wesentlicher.

&

M it Einfühlungsvermögen und Situationskomik hält Helen Huong ihre Leser*innen bei der Stange.
I m Mittelteil flacht die Spannung ab, doch der gelungene Perspektivwechsel und die Art, wie die
C haraktere an den Geschehnissen wachsen, tragen dazu bei, dass es trotzdem nicht langweilig wird.
H ervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang vor allem auch die Szenen mit Michaels Familie.
A ußer bei ein paar Grundelementen des Genres greift die Autorin selten in die Klischeekiste; nur das
E nde verläuft meiner Ansicht nach zu zuckergussmäßig mit einem schnellen Stimmungswechsel.
L iebe hat nicht viel mit Ökonomie zu tun, oder? Wer das glaubt, hat nicht mit Stella gerechnet!

Jeder Band der Reihe kann für sich stehen. Im zweiten Teil „Love Challenge" wird es um Khai, eine Randfigur dieses Buches, gehen und damit um einen weiteren autistischen Hauptcharakter.

Ich vergebe sehr gute vier Sterne mit Tendenz zu vollen fünf.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer unterhaltsame Liebesromane mag, in denen nicht nur die immergleichen Rollen und Muster bemüht werden, kann in Stella und Michael mit Sicherheit ein Gespann zum Mitfiebern finden.
Die Protagonisten sind 30 und 28 Jahre alt; die Kernzielgruppe sind demnach Frauen in den Zwanzigern und Dreißigern.

In einem Satz:

„Kissing Lessons" ist eine besondere, in sich abgeschlossene Liebesgeschichte mit jeweils genau dem richtigen Maß an Ernsthaftigkeit und Humor, die Autismus sehr nahbar macht und auf warmherzige Weise zeigt, warum jeder Mensch zu seinen Macken und Unzulänglichkeiten stehen darf und sollte.

Bewertung vom 28.10.2019
Mein Stück Himmel für heute
Ute Mayer, Steffen Kern

Mein Stück Himmel für heute


ausgezeichnet

Worum geht's?

„Mein Stück Himmel für heute" möchte genau das mitgeben, was der Titel verspricht: einen täglichen Blick auf etwas Himmlisches, auf Grundlage der Bibel. Das Andachtsbuch umfasst 366 Tagesimpulse und deckt über den Jahresverlauf einen Querschnitt des Buchs der Bücher ab.
Über 50 bekannte Autoren/-innen haben Himmels-Puzzleteile beigesteuert.

Was mich neugierig gemacht hat:

Andachtsbücher mit kurzen aber tiefgründigen, lebensnahen Auslegungen, Denkanstößen und Ermutigungen, die frisch und zeitgemäß daherkommen, können im Normalfall schnell meine Aufmerksamkeit erregen.
Die Gestaltung hat mir auf Anhieb gut gefallen und die Kurzandachten, die in der Leseprobe einsehbar waren, haben mir zugesagt.

Wie es mir gefallen hat:

Den ersten Pluspunkt bekommt das Buch für sein Layout. Es ist zweifarbig in Rot und Schwarz gestaltet; das Motiv des Puzzleteils findet sich an jeder Überschrift wieder, und die einzelnen Monate sind durch je eine rote Seite voneinander abgegrenzt, die man auch am Buchschnitt sehen kann. Ein schönes Extra ist das im gleichen Farbton gehaltene Lesebändchen, das bei dieser Art von Buch definitiv seinen Zweck erfüllt.

Die Andachten sind jeweils maximal eine Seite lang und jede hat eine eigene thematische Überschrift. Hinzu kommen die Angabe für den zu lesenden Bibeltext, ein herausgestellter Vers aus diesem Abschnitt und unten die Angabe über den/die Verfasser/-in der Andacht.
Die Schrift ist verhältnismäßig klein.

Inhaltlich sind die Andachten stilistisch und schwerpunktmäßig so unterschiedlich wie die Menschen, von denen sie geschrieben worden sind, ergeben aber ein rundes und stimmiges Zusammenspiel. Mal beziehen sie sich unmittelbar auf die Begebenheit im Bibeltext und ihre Kontexte, mal fokussieren sie sich stärker auf einen Gegenwartsbezug, der gesellschaftlicher oder persönlicher Natur sein kann.
Hinten im Buch gibt es noch ein Verzeichnis der Bibelstellen sowie die Kurzbiografien der Schreibenden.

Auch wenn das Vorwort dazu aufruft, das Buch für die tägliche Stille Zeit und das Bibellesen und -entdecken zu nutzen, sei festgehalten, dass die Andachten, sofern man sich ein wenig mit den Bibeltexten auskennt, in den meisten Fällen auch ohne die zugehörige Tageslese verständlich sind (also auch dann lohnenswert, wenn man z. B. schon einem anderen Plan folgt).

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer auf der Suche nach einem hochwertigen und vielfältigen Andachtsbuch mit Bibellese ist, sollte sich „Mein Stück Himmel für heute" einmal näher ansehen.
Nicht so gut geeignet ist es für unterwegs, da es recht dick und schwer ist.
Passend zum Buch gibt es im Übrigen auch eine Box mit 366 Kärtchen mit Bibelversen und Angaben zum Weiterlesen.

In einem Satz:

„Mein Stück Himmel für heute" ist ein im wahrsten Sinne des Wortes vielseitiges Bibellese-Andachtsbuch fürs ganze Jahr, in dem Puzzleteil für Puzzleteil wertvolle Gedanken entfaltet werden.

Bewertung vom 26.10.2019
Umarmst du mich mal?
McLaughlin, Eoin

Umarmst du mich mal?


ausgezeichnet

Worum geht's?

Der Igel ist auf der Suche nach jemandem, der ihn umarmt, damit seine Traurigkeit verfliegt. Doch wirklich jeder scheint eine Ausrede zu haben.
Die Schildkröte ist ebenfalls sehr traurig. Da muss sie sich wohl auf die Suche nach jemandem machen, der ihr Lächeln wieder zurückholt ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag Bilder- und Kinderbücher, bei denen auch Erwachsenen das Herz aufgeht. Dieses Büchlein schien dafür die besten Voraussetzungen mitzubringen. Außerdem war ich natürlich auf das Konzept mit den zwei verschiedenen Anfängen gespannt.

Wie es mir gefallen hat:

Das Buch hat ein quadratisches Format und macht mit dem Spotlack und der Rot-Grün-Farbgebung auf den beiden Cover-Seiten schon von außen einen hochwertigen Eindruck.

Der Inhalt ist zuckersüß! Sowohl der Igel als auch die Schildkröte sind von Polly Dunbar wirklich außerordentlich schön gestaltet worden. Besonders die Gesichtsausdrücke bringen einen dazu, die beiden unbedingt trösten und vor allem umarmen zu wollen.
Auch die anderen Charaktere, die in der Geschichte ihre Auftritte haben, sind sehr gelungen. Der Autor hat sich mit viel Witz ihre Reaktionen auf Igel und Schildkröte ausgedacht.
Wie schon außen sind auch im Innenteil die Seiten in einem Creme-Gelbton-Hintergrund gehalten, auf dem die Tiere gut zur Geltung kommen.

In der Mitte muss man das kleine Buch hochkant drehen, um den Text lesen zu können. Bei dieser Seite angekommen, kann es dann zugeklappt, umgedreht und von der anderen Seite gelesen werden.
So hat man die beiden sich ergänzenden Teile, die jeweils zur Mitte der Geschichte hinführen.

Die Story selbst ist simpel, aber wirklich niedlich umgesetzt und klug erzählt, das Thema „Umarmen" zauberhaft inszeniert.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ob als kleines Mitbringsel oder Spontankauf, als Vorlesebuch oder zum Selbst-ein-Lächeln-ins-Gesicht-zaubern-Lassen – diese süße kleine Geschichte von Eoin McLaughlin wird sicherlich Leserherzen aller Altersgruppen erreichen.
Das Prinzip mit den zwei Anfängen sorgt auch für einen schönen Effekt beim Vorlesen.

In einem Satz:

„Umarmst du mich mal?" ist ein von zwei Seiten lesbares, wirklich goldiges Bilderbuch, das mit liebevollen Illustrationen und einer simplen, aber klaren Message überzeugt.