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Düsseldorf

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Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2025
Larrea, Maria

Die Kinder von Bilbao


ausgezeichnet

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Maria Larrea hat in ihrem Debütroman die Geschichte ihrer Identitätssuche verarbeitet. Maria wächst als Kind von zwei spanischen Einwanderern in Paris auf, die in einfachen Verhältnissen leben. Die Mutter rackert als Putzfrau, der Vater verfällt irgendwann dem Alkohol und neigt zu Gewalt und Wutausbrüchen. Maria besucht die Filmhochschule und schafft damit den sozialen Aufstieg. Als sie mit Ende Zwanzig von ihrer illegalen Adoption erfährt, bricht sie zusammen und ist nahezu besessen davon mehr über Herkunft zu wissen.

Dieser autofiktionale Roman über die Fragen von Herkunft, Familie und Identität war für mich ein Highlight!
Maria Larrea widmet sich nicht nur ihrer eigenen Geschichte, sondern auch der schwierigen Kindheit ihrer Adoptiveltern, die keinerlei elterliche Fürsorge erlebt haben. Wir lesen von Marias Kindheit in einfachen Verhältnissen, über das Leben von Migrant*innen in Frankreich und später über die Geschehnisse rund um Marias Adoption sowie ihrer Suche nach den biologischen Wurzeln.

Der Roman greift mit seinen nur 200 Seiten eine Vielzahl an Themen auf, wie soziale Klasse, Armut, Familie, Herkunft, Adoption und Identität. Die Autorin lässt uns dabei sehr nah an ihr Leben, aber auch an das ihrer Eltern kommen. Das Gefühlschaos, das die Autorin nach den Enthüllungen rund um ihre Adoption spürt, aber auch das ambivalente Verhältnis zu ihren Eltern, konnte ich sehr gut nachempfinden.

Ich hatte beim Lesen fast das Gefühl, dass Maria Larrea direkt neben mir sitzen und ihre Geschichte erzählen würde, was sicherlich auf ihren klaren und schnörkellosen Schreibstil zurückzuführen ist. Mich hat "Die Kinder von Bilbao" komplett überzeugt - ein Highlight!

Bewertung vom 10.07.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


gut

Packender Schreibstil, schwache Charakterzeichnung

Im neuen Roman von Kristina Hauff geht es um Lisa, die mit ihrem Ehemann Simon in einem beschaulichen Ort im Schwarzwald lebt und dort im Hotel ihres Vaters als Buchhalterin aushilft. Ihre Ehe zu Simon wirkt nach vielen gemeinsamen Jahren eingeschlafen, ihr Vater ist ein ruppiger, älterer Mann, um dessen Anerkennung Lisa immer wieder kämpfen muss. Lisas beschauliches Leben gerät ins Wanken als die fremde Daniela sich im Ort niederlässt und zunehmend Raum in Lisas Leben einnimmt.

Kristina Hauff hat ein Psychodrama geschrieben, welches insbesondere durch seinen packenden und atmosphärischen Schreibstil überzeugt. Ich habe den Roman in kürzester Zeit gelesen, denn insbesondere in den ersten beiden Teile wollte ich unbedingt wissen, was es mit der mysteriösen Daniela auf sich hat. Der Autorin ist hier stilistisch eine wirklich überzeugende, bedrückende Atmosphäre gelungen.

Leider konnte mich der dritte Teil, der die Story auflöst, nicht mehr ganz packen. Dies lag nicht am Schreibstil, sondern insbesondere an der eher schwachen Charakterzeichnung und der sich überschlagenden Ereignisse. Gefühlt ging im letzten Teil alles zu schnell und vieles wirkte daher unglaubhaft. Lisa war aus meiner Sicht sehr naiv, die Kapitel aus Sicht des Vaters wirken hölzern und dass Daniela es so schnell schafft alle um den Finger zu wickeln, halte ich für unwahrscheinlich. Auch das Ende konnte mich nicht überzeugen. Das lief mir schlichtweg zu glatt (wie Daniela sich am Ende verhält passt aus meiner Sicht überhaupt nicht zur Figur).

Fazit: Ich vergebe drei Sterne für einen atmosphärischen Roman, der leider wegen seiner schwachen Charakterzeichnung nicht ganz überzeugen konnte.

Bewertung vom 06.07.2025
Engelmann, Julia

Himmel ohne Ende


ausgezeichnet

Einfach schön!

Für den Roman "Himmel ohne Ende" von der bekannten Poetry-Slamerin Julia Engelmann gibt es von mir die volle Punktzahl und eine große Leseempfehlung für alle, die gefühlvolle Geschichten mit Tiefgang, jungen Protagonist*innen und einer poetischen Sprache mögen. Diogenes empfiehlt das Buch allen Leserinnen, die die Bücher von Elena Fischer und Benedict Wells lieben und dem kann ich mich nur anschließen!

Wir begleiten in dieser Geschichte Charlie, die mit ihren fünfzehn Jahren ihren Platz in der Schule, in der Familie und im Leben sucht. Ihre Eltern sind getrennt, der Vater hat sich aus dem Staub gemacht, ihre beste Freundin hat sich eine neue Freundin gesucht, Charlie ist hoffnungslos verliebt und dazu ist sie geprägt von Melancholie und Unsicherheiten. Sie schlittert immer weiter in ein emotionales Loch bis sie "Pommes" trifft. Mit Pommes, der eigentlich Kornelius heißt, traut Charlie sich zu leben und aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Doch auch mit Pommes gibt es nicht nur Sonnenschein, denn auch Pommes hat so manch emotionales Gepäck zu schultern.

Wäre ich eine Leserin, die sich schöne Sätze und tiefgründige Gedanken markieren würde, hätte ich jetzt ein kunterbuntes Buch! Denn hier hat eine Poetry Slamerin ein Buch geschrieben, die weiß mit Sprache umzugehen und die Emotionen herausragend niederschreiben kann, was auf jeder einzelnen Seite spürbar ist. An vielen Stellen konnte ich mein damaliges Teenager-Ich in Charlie wiederfinden, gleichzeitig habe ich als Erwachsene auch viele wertvolle Gedanken aus dem Buch ziehen können.

Fazit: Ein Buch für's Herz und ein Jahreshighlight.

Bewertung vom 26.06.2025
Brandi, Charlotte

Fischtage


sehr gut

Ein wilder Ritt durch Dortmund

Was für ein verrückter, rotziger und zugleich tiefgründiger und überraschender Roman! Charlotte Brandi erzählt in "Fischtage" die Geschichte von Ella, die auf der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder ist.

Ella ist zu Beginn des Romans von einer starken Wut geprägt, die häufig in extremen Wutanfällen zu Tage kommt. Sie verschließt sich anderen Menschen gegenüber, ihre Eltern sind komplett Ich-bezogen und emotional der reinste Ausfall. Nur zu ihrem jüngeren Bruder Luis hat Ella ein näheres Verhältnis. Als dieser verschwindet beginnt für Ella eine wilde Suche quer durch Dortmund. Während dieser Suche erlebt Ella nicht nur die verrücktesten Dinge und gerät zuweilen in so manch brenzlige Situation, sondern sie erlebt Freundschaft und findet zu sich selbst.

Gerade die erste Hälfte des Romans habe ich unglaublich gerne gelesen. Die sechszehnjährige Ella ist wunderbar rotzig und wütend, gleichzeitig wirkt sie beim genaueren Hinschauen unsicher und verletzlich. Ich musste herzlich über so manche von Ellas Gedanken sowie ihren trockenen, sarkastischen Humor lachen und ich habe die vielen Anspielungen auf das raue Dortmund und das versnobte Düsseldorf gefeiert (ich komme aus der Region :)).

Die Suche nach Luis ist sicherlich stark überzeichnet, ebenso wie Ellas Bekanntschaften, ihre Eltern und der originelle Einfall von einem sprechenden Plastikfisch, aber gerade das macht den Roman so besonders. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das auf der einen Seite so skurril und übertrieben erscheint, aber gleichzeitig ganz viel Tiefgang besitzt. Denn letztlich ist die wütende Ella einfach einsam und ihre Sehnsucht nach Freundschaft und Geborgenheit wird von ihrer Wut überlagert. Ich habe sehr gerne Ellas Entwicklung begleitet und ich finde es fast schade, dass ich den Roman nicht in einer Leserunde gelesen habe, denn es gibt sicherlich sehr viel über dieses Buch zu diskutieren.

Ein Gedanke noch: Für mich ist "Fischtage" eher ein Roman für die Sparte Jugendliteratur. Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese skurrile, aber doch tiefgründige Geschichte der pubertierenden Ella auch andere junge Menschen ansprechen würde. Sicherlich auch toll als Lektüre im Deutschunterricht!

Bewertung vom 20.06.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


sehr gut

Am Ende hat es mich gepackt!

Eine Liebesgeschichte in einem Raumfahrt-Setting. Das klingt nicht nach einem Plot, der mich groß interessieren könnte, aber wenn die geniale Taylor Jenkins Reid die Autorin ist, bin ich dabei.

Denn Taylor Jenkins Reid schreibt Bücher, die auf dem ersten Blick zwar völlig an meinem Beute-Schema vorbeigehen, aber jedes Mal ein derartiges Kopfkino auslösen, dass ich ein großer Fan der Autorin bin.
"Evelyn Hugo" und "Daisy Jones and the Six" hatten unglaublich charismatische Protagonist*innen, der Rockstar- & Hollywood-Glamour faszinierte mich und der Schreibstil lies mich so nah an die Charaktere, dass ich mehrfach nach Evelyn Hugo, Daisy Jones und Billy Dunne gegoogelt habe, weil ich mir sicher war, dass dies reale Persönlichkeiten sein müssten.

So erwartete ich es auch bei "Atmosphere", doch über weite Strecken konnte mich das Buch zunächst nicht packen. Das Raumfahrt-Thema war schlichtweg nicht meins und Joan war mir als Hauptdarstellerin des Romans einfach nicht kantig bzw. interessant genug. Doch irgendwann hat mich das Buch emotional absolut gepackt. Der Handlungsstrang um Joans Nichte, die geheime Liebesbeziehung und insbesondere das packende Ende hat die Autorin wieder so großartig umgesetzt, dass ich nur so durch die Seite geflogen bin.

"Atmosphere" ist sicherlich nicht mit den anderen Büchern von TJR zu vergleichen, denn dafür fehlte es mir an den interessanten, aneckenden und leicht unsympathischen Charakteren. Aber dennoch hat mich das Buch nach einem anfänglich eher zähen Start irgendwann emotional so überzeugt, dass ich das Buch unter Tränen beendet habe.

Fazit: Von mir gibt es 4,5 Sterne für "Atmosphere" - 4 Sterne für den Roman und einen halben Stern extra für die viele Recherchearbeit, die TJR für diese Raumfahrt-Story geleistet haben muss. Ich freue mich auf alles, was von TJR noch kommt!

Bewertung vom 19.06.2025
Sampson, Freya

Ms Darling und ihre Nachbarn


sehr gut

Wieder ein gelungener Feel-Good-Roman

"Ms Darling und ihre Nachbarn" ist mein zweiter Roman von Freya Sampson und auch wie schon bei "Menschen, die wir noch nicht kennen" ist der Autorin ein lesenswerter Feel-Good-Roman gelungen. Zu Beginn tat ich mich etwas schwer mit dem Roman und kam nicht recht in den Lesefluss, doch nach rund 100 Seiten war ich "drin" und habe der Geschichte um die Rettung des Shelly Houses gerne gefolgt.

Freya Sampson überzeugt mit einer kurzweiligen Geschichte und sympathischen Charakteren - allen voran der kratzbürstigen Ms Darling, die eine Art selbsternannter Sheriff des Shelly Houses ist. Die rüstige Rentnerin hat das Haus und seine Mitbewohner*innen fest im Blick und notiert jedes Ereignis und jeden Fehltritt akribisch. Als ihr geliebtes Zuhause veräußert werden soll, muss sie sich ausgerechnet mit der Untermieterin Kate zusammen tun, die mit ihren pinken Haaren schon per se ein Dorn in Ms Darlings Augen ist... Ich liebe solch schrullige, ältere Protagonist*innen sehr, die ihre Mitmenschen auf die Palme bringen, aber das Herz doch am rechten Fleck haben. Freya Sampson sind sehr liebenswerte Charaktere sowie eine Geschichte gelungen, die nette Lesestunden versprechen. Aus meiner Sicht ist der Roman die ideale Sommerlektüre!

Bewertung vom 02.06.2025
Ottenschläger, Madlen

OTTO fährt los - Ein Sommer in den Bergen


ausgezeichnet

Ein Bus wird lebendig

"OTTO fährt los. Ein Sommer in den Berg" ist das dritte Reiseabenteuer rund um den Campingbus Otto. Für meine Töchter und mich ist es das erste Buch dieser Reihe, das wir gelesen haben und es hat uns richtig gut gefallen.

In dieser Geschichte reist Otto mit den Zwillingen Klara und Luzie sowie deren Eltern in die Berge nach Österreich und die Schweiz, wo sie all das Erleben, was klassischerweise bei einem Urlaub in diese Region zu erwarten ist: Sie wandern, fahren mit einer Berg Gondelbahn, essen Kaiserschmarren, usw. Mit dabei ist der sprechende Bus Otto, der den Mädchen auch immer wieder Wissen über die Region vermittelt.

Meine Kinder und ich haben das Buch unglaublich gerne gelesen. Das liegt zum einen daran, dass wir dieses Jahr auch wieder unseren Sommer in den Bergen verbringen und somit einen besonderen Bezug zu der Geschichte hatten, aber vor allem haben die wunderschönen Illustrationen überzeugt. Stefanie Reich hat es geschafft, dass aus dem Campingbus ein ganz eigener Charakter entstanden ist, dem Emotionen und Gesichtsausdrücke abzulesen sind. Auch die Bergpanoramen und die niedlichen Almkühe sind liebevoll gestaltet.

Ebenso haben uns die Erlebnisse der Reisegruppe und das hier und da eingestreute Wissen über die Region sehr gut gefallen. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass sich manche an den Wortschöpfungen von Otto stören. Da können wir uns nicht anschließen. Natürlich sind Wortschöpfungen beim Vorlesen immer eine kleine Herausforderungen, aber diese geben auch Anlass sich darüber zu unterhalten, welche lustigen Wörter und Ausdrücke Otto benutzt. Wir konnten darüber schmunzeln.

Fazit: Ein tolles Kinderbuch rund um Urlaub in den Bergen!

Bewertung vom 02.06.2025
Köhler, Hannes

Zehn Bilder einer Liebe


sehr gut

Männliche Perspektive
Hannes Köhler hat mit "Zehn Bilder einer Liebe" einen sprachlich herausragenden Roman geschrieben, der eine aus meiner Sicht absolut glaubhafte und realistische Liebesbeziehung in den Mittelpunkt stellt. Es geht insbesondere um den Alltag einer Patchwork-Familie sowie um das Thema Kinderwunsch.

Ich fand es spannend, dass im Roman auch die männliche Perspektive gezeigt wird, denn meist werden diese Themen aus der weiblichen Sicht erzählt. Ich mochte den Protagonisten David sehr und konnte seine Unsicherheit als Stiefvater, aber auch seinen Kinderwunsch sehr gut nachempfinden. Dem Autoren ist die Charakterzeichnung und die Gefühlswelt von David ausgesprochen gut gelungen. Auch Luisas Perspektive, insbesondere ihre Gedanken zum Thema Liebe am Ende des Buches, haben mich nachdenklich gemacht.

"Zehn Bilder einer Liebe" ist ein ruhiger, tiefgründiger Roman, den ich gerne weiter empfehle.

Bewertung vom 25.05.2025
Vuong, Ocean

Der Kaiser der Freude


ausgezeichnet

Erwartungen erfüllt!

"Der Kaiser der Freude" mein erster Roman von Autor Ocean Vuong, der sich vor einigen Jahren mit seinem Debütroman "Auf Erden sind wir kurz grandios" einen Namen in der Literaturwelt verschaffen hat. Entsprechend hatte ich hohe Erwartungen an den neuen Roman, wie etwa eine poetische Sprache, tiefgründige Gedanken und eine melancholische Geschichte, die gesellschaftskritische Themen anspricht.

Und: Ich wurde nicht enttäuscht!
Wir begleiten Hai, Sohn vietnamesischer Einwander*innen in den USA, der in einfachen Verhältnissen aufwächst und dem Druck der Mutter nicht standhält, "etwas besseres" aus sich zu machen. Im trostlosen East Gladness greift er zu Drogen und landet irgendwann in einer Entzugsklinik, während er seine Mutter in dem Glauben lässt, dass er in Boston Medizin studiert. Nach dem Entzug wird er von der Seniorin Grazina aufgegriffen, die einen Pfleger sucht. Er zieht bei ihr ein, pflegt sie, navigiert mit ihr durch Phasen von Demenz und wird schließlich ihr Freund. Parallel dazu findet er einen Job in einer Fast Food-Kette, wo er Teil einer Gemeinschaft von Kolleg*innen wird, die alle auf ihre Art ihr Päckchen zu tragen haben.

Schon lange habe ich keinen Roman mehr gelesen, in dem mir wirklich sämtliche Charaktere ans Herz gewachsen sind! Grazina ist eine warmherzige, lustige und pfiffige ältere Dame, die mit den Geistern der Vergangenheit ringt. Das Team der Fast Food-Kette steht sicherlich nicht auf der Sonnenseite des Lebens, aber alle haben das Herz am richtigen Fleck.
Ocean Vuong lässt uns sehr nah an die Geschichten dieser Menschen heran, an ihre Eigenheiten und ihre Herausforderungen im Alltag, während wir insbesondere Hais Gefühlswelt sehr eng miterleben. Dadurch habe ich mich den Menschen in dieser Geschichte ausgesprochen nah gefühlt und war berührt von ihren Schicksalen.

Ocean Vuong hat einen gesellschaftskritischen Roman geschrieben, der tiefgründig und poetisch ist. Gleichzeitig hat er mich traurig gemacht und mich zeitgleich viele Male zum Schmunzeln gebracht. Ich werde noch lange an Hai, Grazina und die anderen Charaktere denken, die mir regelrecht ans Herz gewachsen sind.

Bewertung vom 22.05.2025
Dunlay, Emily

Teddy


weniger gut

Enttäuschend

Was für ein tolles Cover und dazu ein Klappentext, der eine charismatische Protagonistin verspricht, glamouröser 60Jahre-Flair in der High-Society der amerikanischen Botschaft in Rom und dazu eine feministische, emanzipatorische Geschichte. Ich war Feuer und Flamme für diesen Roman, nachdem ich ich ihn in der Verlagsvorschau entdeckt habe. Ein absolutes Must-Read im Frühjahr 2025.

Die Erwartungen auf ein Highlight waren groß und ich war mir sicher, dass Teddy in die Fußstapfen der großen Evelyn Hugo ("Die sieben Männer der Evelyn Hugo", Taylor Jenkins Reid) oder der toughen Elizabeth Zott ("Eine Frage der Chemie", Bonnie Garmus) treten wird.

Doch Fehlanzeige. Teddy ist weder eine Evelyn, noch eine Elizabeth. Sie ist eine Diplomatengattin, die eher blass daher kommt und gerne shoppen geht. Ich konnte während der Lektüre keine Sympathien für Teddy entwickeln, hatte keinen Bezug zu ihr und ihrer Situation. Das Hauptproblem lag für mich darin, dass die Autorin sehr ausufernd erzählt und sich in Handlungssträngen verliert, die die Geschichte nicht voran bringen (mehrere Seiten für den Kauf eines Kleides waren für mich z.B. zu viel des Guten). Auch wirkt Teddy, die in der Ich-Form von den Geschehnissen erzählt, eher "simpel". Es mangelt mir an Charaktertiefe, die Beziehung zu ihrem Mann bleibt mir rätselhaft (auch er bleibt völlig blass) und auch sprachlich ist der Roman nicht überzeugend.

Nach 200 Seiten war mein Interesse an Teddy und ihrer Geschichte dahin, sodass ich den Roman abgebrochen habe. Da ich in anderen Rezensionen gelesen hatte, dass das Ende noch mal einen Twist bietet, habe ich einen Blick in die letzten Kapitel geworfen. Am Ende wird es sicherlich noch mal interessanter, aber auch die letzten Kapitel konnten mich nicht davon überzeugen den Roman doch noch in Gänze zu lesen.

Fazit: Leider bleibt Teddy blass, die Geschichte plätschert dahin, es fehlt der 60Jahre-Flair. Darum keine Leseempfehlung von mir.