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Ulgu1978

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2025
Hoersch, Judith

Niemands Töchter


ausgezeichnet

Vier Frauen - vier Schicksale

Marie, Gabriele, Alma und Isabell, vier Frauen, deren Leben irgendwie miteinander verbunden zu sein scheinen. Und man muss schon etwas tiefer in die Geschichte von Judith Hoersch eintauchen, um zu verstehen, was diese vier Frauen miteinander verbindet. Aber es lohnt sich das herauszufinden. Mit viel Wärme werden die Lebenswege der Frauen erzählt und ich hatte Mühe, das Buch aus der Hand zu legen.
Im Buchanfang ist viel Dramatik enthalten, aber im Verlauf zeigt sich vieles versöhnlicher als es anfangs schien. Und man erfährt wie unterschiedlich doch die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern sein können und wie sie den Lebensweg beeinflussen können.
Dank Judith Hoerschs Erzählstil konnte ich mich gut in die jeweilige Lebenssituation der vier Frauen hineinversetzen. Die Erzählung auf verschiedenen Zeitebenen war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Ich habe mich aber nach ein paar Seiten schnell hineingefunden.
Ich kann dieses Buch ohne Einschränkung empfehlen.

Bewertung vom 22.12.2025
Schäfer, Stephan

Jetzt gerade ist alles gut


ausgezeichnet

Was ist Glück?


Von einem Moment auf den anderen ist nichts mehr so wie es war. So erging es Stephan Schäfer, als er mit seiner Familie in den Urlaub verreisen wollte und sich unvermittelt im Krankenhaus wiederfand. Eine Sepsis hatte sich rasend schnell in seinem Körper ausgebreitet und ihn an den Rand des Todes gebracht. Einer schnellen Operation folgte ein monatelanger Heilungsprozess. In dieser Zeit stellt er fest, was ihm im Leben wichtig ist und hält diese mehr oder bewegenden Situationen in dem schmalen Büchlein fest. Ich konnte mich der Lektüre kaum entziehen. Obwohl hier wirklich nicht viel passiert, merkt man dem Schriftsteller an, dass er nach dieser Krankheitserfahrung versucht, auch in ganz banalen, täglichen Ereignissen etwas besonderes zu sehen. Und das ist doch die Kunst des Lebens, in dem Alltäglichen das Einzigartige zu sehen.
Ein lesenswertes Buch, um mit sich und seiner Welt zufrieden zu sein.

Bewertung vom 13.12.2025
Borrmann, Mechtild

Lebensbande


ausgezeichnet

Freundschaft in Kriegszeiten

Lebensbande ist das erste Buch, das ich von Mechthild Borrmann gelesen habe. In zwei Erzählsträngen wird die Kriegsfreundschaft zwischen Lene, Lotte und Nora erzählt. Die Geschichte dieser drei Frauen hat mich sehr berührt, zumal es hierzu reale Hintergründe gibt. Ich habe nicht gewusst, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen in russischen Arbeitslagern "Kriegsschulden" abarbeiten mussten. Diese Information war für mich neu und hat mich nachdenklich zurückgelassen.
Am Anfang hatte ich etwas Mühe, die verschiedenen Erzählstränge den jeweiligen Personen zuzuordnen. Aber bald wurde klar, wer was erzählt.
Mechthild Borrmann hat einen lebendigen, flüssigen Erzählstil, der niemals langweilig wird. Die meisten Protagonisten sind durchweg sympathisch und ihre Handlungsweise ist oft der damaligen Situation geschuldet.
Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 11.12.2025
Henn, Carsten Sebastian

Sonnenaufgang Nr. 5


ausgezeichnet

Kann man seiner Erinnerung trauen?

Inhalt:
Jonas kommt an einem kleinen Ort an der See an, um die Autobiographie von Stella Dor zu schreiben. Stella hat auf vielen kleinen Zetteln kurze Ereignisse aus ihrem Leben notiert und gesammelt, die sie nach und nach hervorholt, um Jonas die Geschichte dazu zu erzählen. Aber stimmt ihr Erinnerungsvermögen mit der Wahrheit überein?

Mein Eindruck:
Mich hat sehr beeindruckt wie Carsten Henn mit großem Einfühlungsvermögen die Protagonisten in diesem Roman beschrieben hat. Wie im richtigen Leben haben alle Personen ihr Päckchen zu tragen. In Rückblicken erfährt die Leserschaft wie das Leben allen Mitwirkenden mitgespielt hat und welche Wahrheiten verdrängt werden. Man erfährt sogar wie es dem Hund "guter Junge" ergangen war, bevor er zu seinem jetzigen Herrchen kam.
Für mich ist es ein Buch, das Mut macht, nicht trotz aller Schicksalsschläge den Kopf in den Sand zu stecken. Carsten Henn schafft es, tief in die Seele der Menschen zu blicken und ihre Gefühle zu beschreiben. Für mich war dieses Buch mein Highlight in meinem Lesejahr.

Bewertung vom 10.12.2025
Johann, Petra

Wem du traust


ausgezeichnet

Ein echter Pageturner

Ein Mädchen verschwindet - eigentlich in Krimis nichts Neues. Hier auch?
Sofia wird nach dem Babysitten von dem Vater des kleinen Linus nach Hause gefahren und ist seit dem spurlos verschwunden. Schnell erhärtet sich der Verdacht, dass dieser etwas mit dem Verschwinden zu tun hat, schließlich hat er das Mädchen als Letzter lebend gesehen.
"Wem du traust" ist das erste Buch, das ich von Petra Johann gelesen habe und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte sein wird. Ihr Krimi liest sich flüssig und versteht es, die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.
Die beiden Hauptfiguren Susanne (Mutter des verschwundenen Mädchens) und Eva (Mutter von Linus und beste Freundin von Susanne) werden der Leserschaft ausführlich vorgestellt und auch ihre besondere Beziehung zueinander wird plausibel erklärt. Selbst in dieser Extremsituation halten beide fest zusammen, was manchmal etwas unglaubwürdig erscheint. Trotzdem konnte ich mich sehr gut in beide Charaktere hineinversetzen.
Petra Johann versteht es sehr gut, die Gefühlslage der agierenden Personen zu beschreiben.
Auch wem man zum Schluss hin zu ahnen beginnt, was Sofia zugestoßen ist, kann man das Buch nicht aus der Hand legen und hofft auf ein glückliches Ende.
Ich kann das Buch allen Krimifans uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 17.11.2025
Winkelmann, Andreas

Entführung im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.2


sehr gut

Wo ist der Bäcker?

Der zweite Cozy-Krimi von Andreas Winkelmann passt sich nicht nur äußerlich dem ersten Krimi aus der Himmelreich-Serie an. Man findet auch alle alten Bekannten aus dem ersten Tei wieder: zum Beispiel die Hauptfiguren Kupernikus und Annabelle, die sich auch hier wieder als Hobby-Detektive betätigen. In dieser Geschichte ist der Bäcker verschwunden und es scheint so, als würden sich nicht alle Sorgen wegen seiner Abwesenheit machen. Aber Kupernikus und Annabelle lassen nicht locker und ich denke, ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass die beiden selbstverständlich den Fall aufklären.
Bei diesem zweiten, überwiegend amüsanten Cozy-Krimi, habe ich eine gewisse Spannung vermisst. (Ich habe mir auch keine großen Sorgen um den Bäcker gemacht.)
Zum Abschluss gibt es noch Rezepte aus Annabelles Küche, die nach Kupernikus' Ansicht sehr gut ist.
Fans dieser Krimisorte kann ich diesen zweiten Band empfehlen. Wer mehr Spannung möchte, sollte sich an den anderen Krimis von Andreas Winkelmann halten.

Bewertung vom 13.11.2025
Louis, Édouard

Der Absturz


ausgezeichnet

Chronologie eines Zusammenbruchs

Edouard Louis hat schon mehrere Bücher über seine Familie geschrieben, aber für mich ist es das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Es ist ein erschütternder, schonungsloser Bericht über seinen Bruder, dessen exzessives Leben nur noch aus Gewalt, Sex und Alkohol bestanden hat. Edouard hat immer wieder mit anhören und ansehen müssen wie sein Bruder versuchte, mit hochfliegenden Plänen die Anerkennung in seiner Familie zu erlangen, die ihm seiner Meinung nach zustand, aber nie bekommen hat. Alle seine Pläne scheiterten letztendlich an seinem zerstörerischen Lebensstil.
Edouard Louis stellt auch immer wieder fest, dass er seinen Bruder nicht geliebt hat. Und man kann es ihm auch nicht verdenken, weil er bereits als Kind immer wieder Zeuge seiner Gewaltbereitschaft wurde. Die Berichte von ehemaligen Freunden und Freundinnen seines Bruders, dass dieser auch eine ganz andere, nämlich sehr freundliche und liebevolle Seite hatte, versetzte Edouard in Erstaunen. Selbst, wenn diese freundliche Seite zu Beginn eines Treffens mit seinem Bruder da war, wurde diese immer wieder in kürzester Zeit durch seinen unkontrollierten Alkoholkonsum zunichte gemacht.
Fazit: Dies ist ein erschütternder Bericht über einen Menschen, dem vermutlich bereits in der Kindheit der Halt in der Familie verwehrt wurde, den er so bitter nötig gehabt hätte. Ob das allein der Auslöser für sein verkorkstes Leben war, ist nicht mehr feststellbar.
Ein lesenswertes Buch, dass die Leserschaft nachdenklich zurücklässt.

Bewertung vom 11.11.2025
Jimenez, Abby

Say You'll Remember Me


gut

Fernbeziehung

Eigentlich passt diese Geschichte ganz und gar nicht in mein Lese-Beuteschema. Aber der Klappentext und die Leseprobe haben mich neugierig gemacht und ich habe es auf einen Versuch ankommen lassen.
Samantha und Xavier lernen sich in seiner Tierarztpraxis kennen. Diese erste Begegnung verläuft nicht besonders glücklich und trotzdem ist das gegenseitige Interesse geweckt. Bei ihrem späteren ersten Date verlieben sie sich sofort ineinander. Allerdings befindet sich Samantha bereits im Aufbruch zu ihrer Familie, um ihre Schwester bei der Betreuung ihrer an Demenz erkrankten Mutter behilflich zu sein. Eine Rückkehr aus dem 3000 km entfernten Kalifornien ist nicht geplant. Und so versuchen Samantha und Xavier über diese Entfernung hinweg ihre Beziehung aufrecht zu erhalten. Kann das gelingen?
Schwierigkeiten sind dazu da, gemeistert zu werden. Aber hier geht für mich doch alles viel zu glatt. Und auch die schwierige Pflege einer dementen Person ist im wahren Leben nicht so einfach zu bewerkstelligen.
Fazit:
Eine nette Story mit vielen sympathischen Personen. Trotzdem habe ich festgestellt, dass dieses Genre nach wie vor nichts für mich ist. Aber mit Sicherheit gibt es ein Publikum, das an an Wohlfühlgeschichten dieser Art interessiert ist.
Drei Sterne von mir für die Idee.

Bewertung vom 09.11.2025
Tägder, Susanne

Die Farbe des Schattens


ausgezeichnet

Spannende Spurensuche

Ein verschwundenes Kind, das nach ein paar Tagen tot aufgefunden wird. Kommissar Arno Groth stellt Parallelen zu einem Vermissten-/Todesfall fest, der bereits sechs Jahre zurückliegt. Nicht alle Kollegen sind von seiner Theorie überzeugt. Es stellt sich vor allem die Frage, wenn es wirklich derselbe Täter war, warum liegen die beiden Taten sechs Jahre auseinander? Eine akribische Spurensuche beginnt.
Susanne Tägder lässt uns in ihrem Nachwort wissen, dass ihr Krimi auf wahren Begebenheiten in den 80er und 90er Jahren beruht, die aber in dem Roman nur Spuren hinterlassen haben.
Ein spannender Krimi mit einem sympathischen Kommissar, der durch einen Unglücksfall seine Tochter verloren hat.
Dies war mein erster Roman von Susanne Tägder und wird nicht mein letzter sein. Krimifans, denen eine solide Aufklärungsarbeit wichtiger ist als viele Leichen, kann ich die Romane von Susanne Tägder uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 26.10.2025
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch


gut

Das Geheimnis der roten Jacke
Inhalt:
Gwen, eine Journalistin, erfährt durch Zufall von der Arbeit der SOE-Frauen und erhält den Auftrag, ein Buch darüber zu schreiben.
In zwei Zeitebenen erfahren die Leser/innen was sich 1942 zugetragen hat und welche Ungereimtheiten sich fünfzig Jahre später aufklären.
Mein Eindruck:
Bisher hatte ich noch nie von den mutigen Frauen gehört, die in Frankreich als Agentinnen und Kontaktpersonen im Widerstand arbeiteten und einen wichtigen Beitrag gegen die deutschen Besatzer in Frankreich leisteten. Ihre lebensgefährlichen Einsätze wurden in den Jahren nach dem Krieg so gut wie gar nicht gewürdigt, die Ehrungen erhielten in der Regel Männer.
Elisabeth Sandmann versucht mit diesem Buch diesen Frauen eine Stimme zu geben und ein Denkmal zu setzen. Die damaligen Aufgaben der SOE-Agentinnen sind gut recherchiert und geben eindrucksvoll wieder, was diese Frauen geleistet haben.
Leider ist der Buchanfang sehr langatmig und man braucht etwas Geduld bis ein gewisser Spannungsbogen aufkommt.
Elisabeth Sandmann hat dieses Thema sehr gut recherchiert. Aber für einen Roman ist die Erzählung etwas zu nüchtern geraten, was leider zu Lasten der Spannung geht. Schade. Empfehlen kann ich das Buch vor allem denjenigen, die sich für möglichst realistisch geschilderte Agententätigkeiten interessieren und vielleicht bereit sind, das Buch ein zweites Mal zu lesen, um die vielen verschiedenen Personen richtig einordnen zu können.