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Lara89
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Münster
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Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2025
Espach, Alison

Wedding People (deutsche Ausgabe) (eBook, ePUB)


gut

Gewichtig
Phoebe will sich umbringen und bucht dafür ein teures Hotel. Sie trifft auf eine Hochzeitsgesellschaft, die hier sechs Tage lang feiern wird.
Hochdramatisches ereignet sich in diesen Tagen, wie es auf Hochzeiten wohl leicht passieren kann, besonders dann, wenn sie sehr groß gefeiert werden. Dabei ist das eigentliche Drama ein leises, das eher am Rande passiert.
Die Tage sind straff geplant und durchgetaktet. Der Schwerpunkt des Romans liegt nicht auf der Handlung, sondern auf den Fragestellungen der Personen. Die Konfrontation der Frau, die nicht mehr leben will, mit den Menschen, die das Leben und die Zukunft feiern wollen, gibt vielen Aspekten der Geschichte eine tiefe Bedeutung. Es geht um Leben und Sterben, um Liebe, Verlust und Selbstfindung.
Es gibt seltsame und aberwitzige Szenen. Und es gibt Szenen, die die Beteiligten auf sehr unterschiedliche Weise schildern, zum Beispiel wie Braut und Bräutigam einander kennenlernten. Das hat der spätere Bräutigam ganz anders erlebt als sein bester Freund, der doch dabei war. Was ist wahr? Worauf kommt es an?
Phoebe ist eine sympathische Hauptperson, die an einem Tiefpunkt ihres Lebens angekommen ist. Lila, die junge Braut, steckt voller Selbstzweifel und weiß nicht so recht, was sie eigentlich will. Beide fand ich in ihrer Entwicklung sehr glaubwürdig und auf ihre Weise ziemlich verrückt.
Ein Buch mit gewichtigen Fragestellungen und leicht verrückten Menschen, die versuchen, ganz normal zu sein. Eine spannende Geschichte kommt nicht zustande. Deshab von mir nur 3 Sterne.

Bewertung vom 01.08.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


weniger gut

Schwierig
Jenni Mäki verlässt ihren Ehemann, bezieht eine eigene Wohnung und nennt sich ab sofort Jenny Hill. Sie schildert ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen, spricht mit einer Therapeutin und schreibt Briefe an Brigitte Macron. All das wird kommentiert von Ajattaras, weiblichen Dämonen aus der Welt der Brüder Grimm.
In den Märchen sollen Dornröschen, Schneewittchen, Aschenputtel und all die anderen Vorbilder sein für ganz normale Frauen: angepasst, hübsch gemacht und den Männern dienend. Aber in Wahrheit – in diesem Buch – sind sie ganz anders. Und sie haben der geflohenen Ehefrau eine Menge zu sagen.
Es geht darum, mit welchem Lebensgefühl Menschen heute Frauen sind. Wie selbstverständlich Jenni ihr Äußeres und ihr ganzes Dasein optimiert hat, um Ansprüchen, Erwartungen und Geschichten zu entsprechen. Aschenputtel und Rotkäppchen aber haben sie genau gesehen. Und sie empfehlen: Sei wie du bist, denn so bist du richtig. Sie erzählen ihre eigene Geschichte und rufen sie dazu auf, sie selbst zu sein.
Das Buch ist schwierig zu lesen und teilweise ganz schön düster. Die Hauptperson steckt in einer Krise und weiß im Moment nicht weiter. Es gibt keine spannende Geschichte, sondern Betrachtungen, Erinnerungen und anders erzählte Märchen. Das ist ambitioniert, aber schwer zu lesen.

Bewertung vom 29.07.2025
Kröhn, Julia

Das Lied der Rose


sehr gut

Brutales Mittelalter
Guillaume (Wilhelm) ist im elften Jahrhundert der Herzog von Aquitanien. Seine Frau Philippa möchte an ihrem Hof feinere Sitten einführen. Dazu gehören neue Tischsitten und Besteck, ein gutes Benehmen der Ritter gegenüber den Hofdamen, eine schöne Einrichtung sowie Gesang und Poesie. Sahar ist eine der Sängerinnen und lebt ebenfalls am Hof. Als Guillaume auf einen Kreuzzug gehen muss, verliert Philippa an Einfluss.
Wir erhalten einen Einblick in das „finstere“ Mittelalter, in dem politische Intrigen zwischen weitgehend gleichberechtigten Fürsten an der Tagesordnung sind. Die Kirche hat die große Macht, und Einflüsse aus Nordafrika beginnen, Poesie und Kunst herüber zu tragen.
Philippa ist sehr glaubwürdig und sympathisch dargestellt Auch Guillaume, ihren Gatten, kann man sich als Kind jener Zeit gut vorstellen. Beide entwickeln und verändern sich im Laufe ihres Lebens. Die meisten Figuren im Buch hat es wirklich gegeben, so wie diese beiden.
Die Geschichte um das zentrale Liebespaar ist ebenfalls stringent und überzeugend erzählt. Insgesamt entsteht der Eindruck eines Bilderbogens von Sitten und Denkweisen, die uns heute, tausend Jahre später, sehr brutal erscheinen. Doch ausgerechnet in jener Zeit wurden die ersten zarten, weltlichen Liebeslieder gesungen – der Minnesang entstand. Doch das wird nur erzählt, leider kann man die Musik nicht hören.
Mir fiel es nicht immer leicht, den zahlreichen, detalliert ausgestalteten Hauptpersonen und Handlungsfäden richtig zu folgen. Es sind einfach zu viele. Wer sich in Ruhe darauf konzentrieren will, findet in diesem opulenten Werk gute und lehrreiche Unterhaltung.

Bewertung vom 27.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


sehr gut

Im schottischen Fischerdorf Skerry wird ein kleiner Junge an Land gespült. Er lebt, und er erholt sich bei der Lehrerin Dorothy, die vor vielen Jahren einen kleinen Jungen an das Meer verloren hat.
Die Geschichte entwickelt sich auf zwei Zeitebenen. Im Jahre 1900 kommt Dorothy ins Dorf, um zu unterrrichten. In der Gegenwart nimmt das Geschehen um den Findeljungen seinen Lauf, dabei werden Erinnerungen an die damalige Zeit wach. Ich musste manchmal nachschauen, ob ich gerade eine frische Erinnerung lese oder eine nacherzählte Vergangenheit. Aber alle Kapitel sind so betitelt, dass man sich stets gut orientieren kann.
Das Lebensgefühl der Menschen ist damals wie heute eng mit dem Meer verbunden. Einzelheiten gehen besonders zu Herzen: ein verlorener Stiefel, ein roter Ball zeigen die Machtlosigkeit des Einzelnen gegenüber der wilden Natur. Alte Sagen vom Meer werden erzählt und man fragt sich, was davon wahr sein könnte.
Der Stil ist sehr emotional. Nah an den Figuren werden ihre Sehnsüchte und Verletzungen beschrieben. Niemand hier ist ohne Vorgeschichte, insbesondere nicht Dorothy, die von einer lieblosen Mutter gelernt hat, keine Gefühle zu zeigen. So ist die Atmosphäre im Roman stets stürmisch, kühl und rau.
Eine fesselnde und stimmungsvolle Reise ans Meer.

Bewertung vom 27.07.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri


weniger gut

Anstrengend

Liebevolle Erinnerungen an Mutter und Großmutter stehen im Zentrum dieses Buches. Die Großmutter verstirbt, die Enkelin nimmt das zum Anlass, mit der Mutter nach langer Zeit einmal wieder nach Hause zu fahren, nach Japan. Doch die Mutter ist dement.
Was eine kulturelle Begegnungsgeschichte hätte werden können, wird deshalb zu einem Versuch über die Bedeutung von Erinnerungen und über eine Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Der Schreibstil bleibt sehr dicht an den beiden Protagonistinnen, und es gibt kaum wörtliche Rede. Hinzu kommt, dass Erinnerungen und Gegenwart so eng verwoben werden, dass es nicht immer ganz klar war, wo wir uns gerade befinden. Es war sehr schwierig zu lesen. Ich hatte das Gefühl, dass eigentlich nichts Spannendes passiert. Da sind die Beobachtungen der Tochter und die Erinnerungen der Mutter, das ist fast schon alles.
Eher etwas für Menschen, für die Demenz – oder Japan – gerade ein aktuelles Thema ist.

Bewertung vom 15.06.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


ausgezeichnet

Poetisch
Er hatte mal einen Hit: Bucky, inzwischen über siebzig Jahre alt, ist nach England eingeladen, um ihn dort auf einem Festival zu singen. Zuhause in USA ist er längst vergessen, aber hier ist er ein Star, so wie er es als Jugendlicher hätte werden können. Doch seitdem ist eine Menge passiert. Jetzt trifft er auf Dinah, die ebenso wie er ein Leben voller Schwierigkeiten und Sorgen führt.
Wie das Leben uns verwundet, und wie wir trotzdem immer weitermachen, darum geht es in diesem Buch. Der Autor ist bei uns schon mit „Offene See“ bekannt geworden. Ich schätze seinen poetischen Stil und die Art, wie er Menschen beschreibt. Es sind glaubhafte, gebrochene Persönlichkeiten, die in ihrer Jugend voller Leidenschaft und Energie waren und im Laufe des Lebens viel haben einstecken müssen. Doch sie sind immer noch die, sie früher einmal waren.
Für Lesende, denen das Thema Altern bereits begegnet ist.

Bewertung vom 04.06.2025
Hincenbergs, Sue

Very Bad Widows


ausgezeichnet

Schräg und spaßig
Es geht um vier wohlhabende Paare in ihren Sechzigern. Einer der Männer verstirbt bei einem Unfall. Oder war es Mord? Es wurde viel Geld unterschlagen, und die Ehefrauen, die sich um ihre Alterssicherung betrogen sehen, schmieden ein Komplott. Doch das ist erst der Anfang.
Die Geschichte ist voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen. Und sie ist witzig: Es sind im Grunde ganz normale Menschen, die plötzlich mit monströsen Vorwürfen und Überlegungen konfrontiert sind. Dabei wollen sie eigentlich nur ein gutes Leben haben, am liebsten mit einander. Das Geschehen verändert die Menschen nicht, sie bleiben ebenso bieder und bürgerlich wie zu Beginn. Aber ihre Partnerschaften erleben eine neue Wertschätzung.
Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven dargestellt, teilweise wird dieselbe Szene von den verschiedenen Beteiligten nacheinander geschildert, und sie ist jedes Mal ganz anders. Das wird spannend, wenn es darum geht, wer was weiß und wer eventuell einen (weiteren) Mord plant.
Ich hatte einen Krimi erwartet, vielleicht einen Thriller. Aber nicht so viele schräge Ideen und Verrücktheiten. Das hat Spaß gemacht! Wer Geschichten voller Überraschungen jenseits von Genres mag, ist hier richtig.

Bewertung vom 28.05.2025
Wen, Lai

Himmlischer Frieden


ausgezeichnet

Großartig
Lai wächst in einem Arbeiterviertel in Peking auf. Als Erwachsene studiert sie Literatur und nimmt an den Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens teil. Hier erzählt sie, wie es dazu kam. Der Roman basiert auf ihren eigenen Erfahrungen und auf den bekannten Tatsachen.
Es ist eine ruhig und fast poetisch erzählte Geschichte um eine schüchterne Protagonistin, die in Ich-Form von ihrer Kindheit, ihrer Schulzeit und ihrem Studium berichtet. Das liest sich authentisch und bewegend. Sie schildert ihre Familie und ihre Schulfreunde nuanciert und voller Wärme. Die Unterdrückung der Menschen in China durch die kommunistische Führung wird immer wieder an Einzelpersonen deutlich, beginnend mit ihrem Vater.
Die historischen Ereignisse gipfeln im Tiananmen-Massaker auf dem Platz den Himmlischen Friedens, mitten in Peking, im Juni 1989.
Ich freue mich sehr, aus dieser unbekannten Welt so eine angenehm zu lesende Geschichte ganz normaler Menschen genießen zu dürfen. Es ist großartige Literatur. Ein Highlight!

Bewertung vom 23.05.2025
Frasl, Beatrice

Entromantisiert euch!


ausgezeichnet

Erschreckend
Stück für Stück zerlegt die Autorin das, was wir als Zweierbeziehung „romantischer Art“ so kennen und betreiben. Und manches ist ganz schön erschreckend. Das meiste davon ist längst allgemein bekannt. Es sind aktuelle Forschungsergebnisse aus Studien und Veröffentlichungen zum Thema. Im Namen der Liebe lassen Frauen sich weiterhin ausbeuten, benutzen und vergewaltigen.
Wichtig: Der Autorin geht es nicht um Liebe im Allgemeinen. Wir lieben schließlich nicht nur den Einen, Richtigen. Wir lieben unsere Freundinnen, unsere Kinder, unsere Familie, wir lieben Dinge, die wir tun und noch viel mehr. Aber für den Einen, Richtigen geben wir alles auf. Und das wird auch gesellschaftlich erwartet.
Ohne die romantische Liebe müssten die Männer ja selber ihre Wohnungen putzen, ihr Essen kochen und sich um ihre Gesundheit und um ihre Kinder kümmern. Ohne die romantische Liebe gäbe es vermutlich kaum Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern, auch nicht im Alter.
Romantische Liebe dient der Unterdrückung der Frau. Sie hat fundamentale Bedeutung in der hiesigen patriarchalen Gesellschaft. Hier wird mal ordentlich und fachlich fundiert darüber gezetert. Das ist erhellend.

Bewertung vom 21.05.2025
Lunde, Maja

Für immer (eBook, ePUB)


gut

Schwer vorstellbar
Schräge Geschichte mit tiefgründigen Fragen
Eines Tages bleibt die Zeit stehen. Die Menschen machen weiter wie bisher, aber es gibt keine Veränderung mehr, niemand wird geboren und niemand stirbt. Die Kinder wachsen nicht mehr, die Haare auch nicht. Wer verunglückt, überlebt verletzt, stirbt aber nicht. Wer Krebs hat, lebt weiter.
Mir diesem Setting konfrontiert die Autorin verschiedene Personen. Es sind ganz normale Menschen, glaubwürdig und sympathisch geschildert. Sie erhalten durch dieses Erlebnis einen neuen Blick auf ihr Leben. Im Zentrum steht Jenny, eine Fotografin und Mutter, die eine Krebsdiagnose bekommen hat. Ihre Fotografien halten in gewisser Weise die Zeit an, indem sie Augenblicke konservieren. Was passiert wirklich, wenn die Zeit angehalten wird? Das ist die Fragestellung, um die es der Autorin geht.
Aber als Geschichte funktioniert das nicht. Schon das Setting ist seltsam und teilweise unlogisch, die Auflösung noch viel mehr. Unbefriedigend.