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SimoneF

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Insgesamt 504 Bewertungen
Bewertung vom 01.07.2025

National Geographic Kids - Jenseits der Unendlichkeit


ausgezeichnet

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Start des Hubble-Teleskops in meiner Jugend, und als Familie von Naturwissenschaftlern finden wir natürlich die Erkenntnisse, die das James-Webb-Teleskop liefern kann, ganz besonders spannend. Auch mein Sohn (11) ist fasziniert von den detailreichen und atemberaubenden Bildern, die „Jenseits der Unendlichkeit“ enthält. Ob Polarlichter am Uranus oder galaktische Spiralnebel – dieses Buch macht einfach Lust auf Astronomie. Neben Weltraumaufnahmen erfährt man einiges über die Technologie an Bord des Teleskopes und über die speziellen Herausforderungen, die durch die extremen Bedingungen im All an die Technik gestellt werden. Auch hierzu gibt es tolles Bildmaterial. Eine Doppelseite enthält zudem einen kleinen Exkurs über die Geschichte der Teleskopie. Sehr gut gefallen hat mir, dass in kurzen Interviews auch vier Astronominnen bzw. Astrophysikerinnen zu Wort kommen. Die kleinen Anekdoten über Missgeschicke und Pannen bei der Entwicklung des James-Webb-Teleskopes fand ich sehr charmant, und sie zeigen den Kindern, dass Rückschläge auch in der Wissenschaft dazugehören und überwunden werden können.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt sind die etwas wuchtig wirkenden sechseckigen Textboxen, die manchmal zudem etwas ungünstig platziert sind und Bildteile verdecken. Hier hätte ich mir eine etwas dezentere Gestaltung gewünscht.

Fazit: Ein wirklich faszinierendes Buch für die ganze Familie, das zum Entdecken und Diskutieren einlädt und ein perfektes Geschenk für alle jungen Weltraumfans!

Bewertung vom 01.07.2025
Auerswald, Martin

Der Epigenetik-Code


sehr gut

Der Biochemiker Martin Auerswald zeigt in „Der Epigenetik-Code“, wie wir uns die Erkenntnisse der Epigenetik für ein möglichst langes und gesundes Leben zunutze machen können. Er erklärt in einem einführenden Kapitel allgemeinverständlich und dadurch stark vereinfacht, womit sich die Epigenetik befasst. Dieses noch recht junge Forschungsgebiet untersucht, durch welche äußeren Einflüsse die Aktivierung bzw. Deaktivierung bestimmter Gene gesteuert wird, und inwieweit sich dies auf unsere Nachkommen vererbt.

Der Autor gibt viele konkrete Tipps, wie wir unseren Lebensstil so ausrichten können, um aus Sicht der Epigenetik einen möglichst positiven Einfluss auf unsere Gesundheit zu erlangen. Vieles davon ist nicht neu – regelmäßig Sport und Bewegung, frische Luft, emotionale Ausgeglichenheit, zwischenmenschliche Bindungen, gesunde Ernährung –, erscheint aber unter dem Blickpunkt der Genaktivierung noch einmal in einem anderen Licht. Aus epigenetischer Sicht haben wir also durch unser Verhalten unsere Gesundheit selbst in der Hand. Das ist grundsätzlich positiv, birgt allerdings auch die Gefahr, dass kranken Menschen die Schuld an ihrem Zustand gegeben werden könnte.

Bewertung vom 24.06.2025
Schulman, Alex

Vergiss mich


ausgezeichnet

In „Vergiss mich“ schreibt Alex Schulman über die Alkoholsucht seiner Mutter Lisette Schulman, die seine Kindheit und Jugend geprägt hat und ihn auch als Erwachsenen nicht loslässt. Über 30 Jahre hat es gedauert, bis Alex Schulman seine Mutter auf ihren Alkoholismus anspricht. Lisette blockt daraufhin komplett ab und die Mutter-Sohn-Beziehung droht daran zu zerbrechen. Sehr einfühlsam beschreibt Alex Schulman seine Gefühlswelt, seine Ängste, Sorgen, Trauer und auch Wut. Trotz allem, was seine Brüder und er durch die Sucht seiner Mutter mitgemacht haben, ist im Text eine tiefe Liebe zu seiner Mutter spürbar, verbunden mit dem Wunsch nach Verständnis und Versöhnung.

Immer wieder blickt Schulman zurück in seine Kindheit: Gesten, Blicke und typische Verhaltensweisen seiner Mutter rufen Erinnerungen an oft schmerzliche Begebenheiten hervor. Sehr klar zeigen sich hier die klassischen Zeichen der Co-Abhängigkeit: Alex übernimmt schon früh viel Verantwortung, kompensiert die Ausfälle seiner Mutter, hilft seiner Mutter, die Sucht nach außen hin zu vertuschen. Immer wieder fördern die Brüder und auch der Vater durch ihr Verhalten die Sucht geradezu. Besonders berührt hat mich hierbei, wie sehr Alex sich als Kind nach der Anerkennung seiner Mutter sehnt und darunter leidet, dass sie ihn immer wieder mit Missachtung straft. Generell handelt Lisette gegenüber Alex immer wieder hoch manipulativ, und in diesen Momenten fiel es mir tatsächlich sehr schwer, Mitgefühl für Lisette aufzubringen, und ich hätte Alex am liebsten wachgerüttelt, damit er hier eine klare Grenze zieht.

Noch immer wird Alkohol in unserer Gesellschaft mehrheitlich nicht als gefährliche Droge und Zellgift wahrgenommen, sondern gehört leider bei Feiern und häufig auch im Alltag ganz selbstverständlich dazu. „Vergiß mich“ zeigt, wie Alkohol das Leben des Süchtigen, aber auch seiner Familienangehörigen massiv beeinträchtigt und prägt, und das oft für den Rest des Lebens. Unbedingt lesenwert!

Bewertung vom 17.06.2025
Fricke, Lucy

Takeshis Haut


gut

Letztes Jahr hat mich Lucy Fricke mit „Das Fest“ sehr berührt, und so war ich gespannt auf „Takeshis Haut“. Dieser Roman erschien erstmals 2015 und wird nun neu aufgelegt.
Frida geht auf die 40 zu, ist Geräuschemacherin und lebt zusammen mit ihrem Partner Robert in Berlin. Das Geld ist immer knapp, und so kann sie nicht Nein sagen, als ein eines Tages ein junger Filmemacher aus reichem Hause in ihrem Studio steht und einen ungewöhnlichen Auftrag für sie hat: Bei seinem Film ist die komplette Tonspur abhandengekommen, und Frida soll nun nach Japan an die Drehorte reisen, um den Ton neu aufzunehmen. Als Frieda in Kyoto ankommt, lernt sie Takeshi kennen, der ihre Gefühlswelt komplett durcheinander bringt. Und dann ist da noch ein seltsames Geräusch, wie eine Vorahnung auf eine Katastrophe, die kurz bevor steht…
Ich muss gestehen, dass ich mich mit diesem Buch sehr schwer getan habe. Frida blieb mir bis zum Schluss sehr fremd in ihrem Fühlen, Denken und Handeln, und ich habe mich ihrem Freund Robert verbundener gefühlt als ihr. Takeshi wirkte auf mich von Anfang an egoistisch und unsympathisch, so dass ich nicht nachvollziehen kann, was Frida zu ihm hinzog. Vielleicht bin ich selbst einfach zu bürgerlich konservativ, um für Frida Verständnis aufzubringen. Ebenfalls als störend empfand ich den ständigen übermäßigen Alkoholkonsum im Buch. Fridas eher gewöhnliche Probleme in den Kontext einer derart weitreichenden Katastrophe wie Fukushima zu stellen, neben der alles andere verblasst, ist zudem sehr gewagt.
Sehr interessant fand ich es dagegen, Japan über seine Geräusche wahrzunehmen, und die Beschreibungen hierzu waren faszinierend.

Insgesamt war „Takeshis Haut“ aber leider kein Buch für mich.

Bewertung vom 13.06.2025
Schröder, Alena

Alles muss man selber falsch machen


ausgezeichnet

Ich kannte von Alena Schröder bisher nur ihre beiden Romane „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ und „Bei euch ist es immer so unheimlich still“. Da ich diese ganz wunderbar fand, war ich umso neugieriger auf die Kolumnensammlung, und schon der Titel ließ mich schmunzeln.

Die Texte sind direkt aus dem Leben gegriffen, viele der beschriebenen Situationen kommen einem aus dem eigenen Alltag bekannt vor. Alena Schröder nimmt sich selbst nicht zu ernst und schreibt mit entwaffnender Selbstironie, voller Humor und herrlich pointiert, so dass ich beim Lesen mehrmals laut musste, was bei mir eine absolute Seltenheit ist. Diese Kolumnen sind genau die richtige Lektüre, um sich zwischendurch eine kleine Auszeit zu gönnen und erzeugen sofort gute Laune. Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können und hoffe sehr auf einen zweiten Band!

Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.06.2025
Gernhäuser, Susanne

Wieso? Weshalb? Warum? Sonderband - Mein ABC der Tiere


ausgezeichnet

Wir sind schon seit Jahren große Fans der „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe, und der Sonderband „Mein ABC der Tiere“ ist ein absolutes Highlight! Detaillierte und naturgetreue Illustrationen bringen den Kindern über 200 Tiere näher, darunter auch eher ausgefallene wie Axolotl, Basilisk und der Wüstenfuchs Fennek. Die Zeichnungen sind farbenfroh und sehr liebevoll gestaltet, so dass es richtig Freude macht, durch das Buch zu blättern.

Der kurze Text zu jedem Tier vermittelt interessantes Wissen, und die vielen Klappen laden zum Entdecken ein. Trotz der Vielzahl an Bilder und Informationen sind die Seiten sehr übersichtlich gestaltet und nicht überladen. Da alle Tiere auf einer Seite oder Doppelseite mit demselben Buchstaben beginnen, können die Kids das Alphabet direkt mit konkreten Tieren und deren Darstellung verbinden.

Optimal ergänzt wird das Buch durch das großformatige ABC-Poster, das man beispielsweise im Kinderzimmer an die Wand hängen kann. Dieses zeigt alle 26 Buchstaben, die jeweils einem bekannten Tier zugeordnet sind, dessen Art mit dem entsprechenden Buchstaben beginnt. So hat man als Kind die Buchstaben immer vor Augen und kann sich spielerisch damit beschäftigen.

Mich hat dieser Sonderband rundum überzeugt, und ich kann ihn nur wärmstens weiterempfehlen. Ich werde dieses Buch sicher noch öfters verschenken, weil es für Kinder im Vorschulalter einfach perfekt ist!

Bewertung vom 11.06.2025
Marlowe, Lara

Ein Glück, dass ich den Tod nicht fürchte


ausgezeichnet

„Ein Glück dass ich den Tod nicht fürchte“ ist entstanden aus Gesprächen, die die erfahrende Journalistin Lara Marlowe mit der inzwischen 29-jährigen Julija Mykytenko geführt hat. Julija Mykytenko meldete sich 2016 nach Ihrem Bachelor in Sprachwissenschaften freiwillig zur ukrainischen Armee und ist inzwischen als Oberleutnant Kommandeurin einer Drohneneinheit. 2018 starb ihr Mann im Kampf, der ebenfalls als Soldat im Donbass in Einsatz war, 2020 entzündete sich in Vater selbst auf dem Maidan.
Lara Marlowe tritt im Buch selbst vollständig in den Hintergrund und überlässt Julija Mykytenko das Wort. Diese berichtet eindrucksvoll von ihren Beweggründen, in die Armee einzutreten und für die Unabhängigkeit der Ukraine unter Einsatz ihres Lebens zu kämpfen. Ihre Schilderungen vermitteln ein eindrückliches Bild vom Einsatz an der Front, den die ukrainischen Soldaten und Soldatinnen mit den begrenzten Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen, führen. Julija Mykytenko zeigt auf, wie der Mangel an Ausrüstung, Munition, gepanzerten Fahrzeugen, Drohnen, Waffen- und Abwehrsystemen den Kampf gegen die russische Invasoren erschweren. Auch für strukturelle Probleme der ukrainischen Armee findet sie deutliche Worte, ebenso klar kritisiert sie Teile von Wolodymyr Selenskyis Politik und Kriegsführung.
Julija Mykytenko engagiert sich zudem in verschiedenen Organisationen für die Gleichberechtigung von Frauen in der ukrainischen Armee und sammelt Sachspenden für die Soldaten sowie Geld für die Beschaffung von Ausrüstung und Drohnen.
In weiteren Kapiteln des Buches erzählt Julija Mykytenko von ihrer Kindheit und Jugend und dem Beginn ihres politischen Engagements auf dem Maidan 2014 als junge Studentin.
Da die einzelnen Kapitel immer wieder zeitlich in den Jahren zwischen 2014 und 2024 hin- und herspringen, ist es manchmal nicht ganz einfach, die Geschehnisse gedanklich in die richtige Reihenfolge zu bringen. Hier hätte ich eine stärker chronologische Erzählweise bevorzugt.
Julija Mykytenkos Mut und ihr unbeirrbarer Einsatz für Freiheit und Unabhängigkeit hat mich sehr beeindruckt. Ein bewegendes, wichtiges und sehr empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 11.06.2025
Raffel, Marcus

Glim aus dem Ginsterwald


ausgezeichnet

Die Laubwichtelin Glim hat ihre Ausbildung in der Zauberstab-Werkstatt abgeschlossen und begibt sich, wie es die Tradition vorgibt, auf Wanderschaft. Hierbei begegnet Glim der abenteuerlustigen, redseligen und tollpatschigen Elfe Annivè, die eine Chronik schreiben möchte. Die beiden freunden sich miteinander an und setzen ihren Weg gemeinsam fort. Zur gleichen Zeit geschehen unheilvolle Dinge: Rätselhafte Unwetter fegen durchs Land und Eisblitze fahren hernieder. Glim und Annivé sind fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und das Land vor der drohenden Katastrophe zu retten.

Ich habe das Buch gemeinsam mit meinem elfjährigen Sohn gelesen. Indem der Autor Marcus Raffel seine Leser und Leserinnen immer wieder direkt anspricht, wird man sofort in die Geschichte hineingezogen. Ravenholm und seine Bewohner werden sehr bildlich beschrieben, allen voran natürlich Glim und Annivé. Dabei spielt der Autor immer wieder mit gängigen Klischees: Drachen, die gar keine Schuppen haben und bei näherem Hinsehen gar nicht böse sind, eine Elfe, die eben nicht elfengleich anmutig, sondern ungelenk ist, und Zauberer, die ihre Macht nur einsetzen um Grütze in Blaubeerquark zu verwandeln. Der Schreibstil ist sehr unterhaltsam und humorvoll, wir mussten beim Lesen immer wieder lachen oder schmunzeln. Durch die zahlreichen Dialoge wird die Geschichte zudem sehr lebendig erzählt.

Glim und Annivé halten fest zusammen, überwinden ihre Ängste und zeigen, wie viel man erreichen kann, wenn füreinander eintritt und etwas wirklich will. „Glim aus dem Ginsterwald“ ist eine herzerwärmende, wundervolle Geschichte über Freundschaft, Mut und die Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen. Die im Buch thematisierte Katastrophe kann als Hinweis auf den Klimawandel und die Ausbeutung der Natur durch den Menschen verstanden werden, der wir entschlossen entgegen treten müssen, um unsere Erde zu bewahren.

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 9 Jahren. Aufgrund des eher kindlichen Erzählstils würde ich die Altersangabe etwas niedriger ansetzen. Meiner Ansicht nach eignet sich „Glim aus dem Ginsterwald“ auch sehr gut zum Vorlesen ab ca. 7 Jahren. Etwas ältere Kinder können Glims und Annivés Abenteuer dann selbst entdecken. Die kurz gehaltenen Kapitel sind hierfür ideal.

Ein wirklich schönes, rundum lesenswertes Abenteuer!

Bewertung vom 07.06.2025
Bow, Erin

Alpakas, Agate und mein neues Leben


weniger gut

Simon ist 12 Jahre alt und zieht mit seinen Eltern, einem katholischen Diakon und einer Bestatterin, in das Örtchen Augen-zu-und-durch, Nebraska. Dieser Ort ist besonders, da er komplett abgeschirmt von jeglicher elektromagnetischer Strahlung ist, um Wissenschaftlern zu ermöglichen, über große Radioteleskope auf kleinste Signale aus dem Weltraum zu lauschen. Doch Simons Familie hat einen anderen Grund, an einen Ort zu ziehen, an dem es weder Radio noch Fernsehen, Internet oder Handys gibt. Welcher dies ist, kristallisiert sich erst im Laufe der Geschichte heraus: Simon ist der einzige Überlebende eines Amoklaufes an seiner früheren Schule. In Augen-zu-und-durch Freunde sich Simon mit der Autistin Agate und Kevin an, und zusammen hecken sie unter Agates Führung einen Plan aus, um ein Signal von Aliens aus dem Weltraum zu faken.

Der Klappentext und die Auszeichnungen in Amerika haben mich dazu bewogen, dieses Buch mit meinem Sohn (11) zu lesen, doch ich muss sagen, dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte. Die Geschichte ich reichlich skurril und gleichzeitig für mein Empfinden sehr zäh. Auch wenn der ironische Erzählstil von Simon, der in der Ich-Perspektive die Erlebnisse schildert, durchaus humorvoll und unterhaltsam ist und so das Grundthema – Traumabewältigung – auf eine leichtere Ebene gehoben wird, konnten wir mit der Handlung leider nichts anfangen. Auch die Protagonisten blieben uns fremd. Die Altersangabe ab 11 Jahren empfinde ich als nicht ganz passend, ich würde eher Jugendlichen ab 13 Jahren als Zielgruppe sehen.

Man spürt an vielen Stellen stark, dass die Geschichte für den amerikanischen Markt geschrieben ist, und auch die zugrunde liegende Geschichte eines Amoklaufs an einer Schule ist in Deutschland glücklicherweise weit weniger wahrscheinlich. Leider geht diese Thematik nicht aus dem Klappentext hervor, sonst hätte ich das Buch erst gar nicht mit meinem Sohn gelesen, da ich beim ihm keine Ängste in diese Richtung wecken möchte.

Bewertung vom 04.06.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


weniger gut

Nachdem mich bereits Martin Suters letzter Roman „Melody“ nicht recht überzeugen konnte, wollte ich „Wut und Liebe“ nochmal eine Chance geben. Der Plot liest sich vielversprechend: Noah ist ein junger erfolgloser Künstler, der mit seiner großen Liebe Camilla zusammenlebt. Diese hat jedoch die Nase voll von einem Leben, in den sie jeden Cent zweimal umdrehen müssen, und sie verlässt Noah, obwohl sie ihn liebt. Sie wünscht sich einen wohlhabenden Mann, der ihr das ersehnte sorgenfreie Leben bieten kann. Noah ist am Boden zerstört, trinkt in einer Kneipe, wo er eine ältere Dame namens Betty trifft, die ihm einen lukrativen, aber höchst kriminellen Deal vorschlägt…
Ich konnte zu keiner der handelnden Figuren eine Beziehung aufbauen. Noah wirkt arg bedürftig, wie er Camilla hinterherläuft, und Camilla ist konsequent, aber durch ihren Wunsch, sich von einem reichen Typen aushalten lassen zu wollen, sehr unsympathisch. Bei Betty hatte ich von Anfang an ein ungutes Gefühl, ihr Handeln war für mich sehr manipulativ und durchschaubar. Überhaupt hatte ich in der durchaus wendungsreichen Geschichte sehr schnell eine Idee, wie sich am Schluss alles auflösen würde, und ich behielt Recht. Da der Plot äußerst vorhersehbar war, kam bei mir keine echte Spannung auf, und alles plätscherte so vor sich hin. Zudem wirkte die gesamte Handlung sehr unecht und konstruiert. Wie auch in seinen weiteren Romanen beschreibt Suter gerne ausführlich diverse Mahlzeiten; darauf könnte ich gut verzichten. Sehr negativ fiel mir zudem wie schon bei „Melody“ der ständige Alkoholkonsum auf, das ist wirklich nicht mehr zeitgemäß und verharmlost Alkoholmissbrauch.
Auch stilistisch hat mich Suter nicht überzeugt. Der Roman ist literarisch gewohnt solide geschrieben, aber auch nicht mehr. Für mich war es wohl das letzte Buch dieses Autors.