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Bartie
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Hagen i.Bremischen

Bewertungen

Insgesamt 224 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2025
Schwarz, Iver Niklas

Kummersee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Geheimnis vom Kummersee

Lena Wolf und Malik Nasiri von der Polizei Lüneburg übernehmen den Personenschutz für die Vermesser des umstrittenen Bauvorhabens am Kummersee. Falls genehmigt, würde der See als Endlager für den Atommüll genutzt. Das Projekt stößt nicht nur auf die Ablehnung der in der Nähe gelegenen Ansiedlung Horlow; mehrere Umweltaktivisten und andere Gruppierungen protestieren am Ort.
Über den Kummersee hat man schon immer unzählige Schauergeschichten erzählt; für Lena bedeutet der See das Böse, das ihr vor vielen Jahren ihren Bruder geholt hatte. Und auch diesmal verlieren mehrere Menschen ihr Leben und Lena wurde immer wieder von den Bewohnern von Horlow gewarnt. Trotzdem ermittelt die Polizistin auf eigene Faust weiter und riskiert damit nicht nur ihr eigenes Leben.

Der Thriller „Kummersee“ erzählt eine unheimliche Geschichte, die sowohl unergründlich wie auch authentisch wirkt. Die auf diese Weise erzeugte Spannung bewirkt, dass man dieses vielseitige Buch nicht aus der Hand legen kann. So erging es mir bei dieser Lektüre.
Spannende Themen, wie ein geplantes Endlager für den Atommüll am bisher geschützten See, eine verschworene Dorfgemeinschaft, die ein dunkles Geheimnis hütet und der tragische Tod von Lenas Bruder Tom, der bis heute noch viele Fragen aufwirft, haben mich an das Buch gefesselt.
Die meisterhaft beschriebene düstere Atmosphäre an Orten des Geschehens konnte ich gut nachempfinden. Die tragischen Ereignisse während der Vermessungsarbeiten am See sind unheimlich und rätselhaft; man würde fast an das Böse, das im See lauert, glauben.
Die Auflösung zum Schluss fand ich etwas ausgefallen, abenteuerlich und in die Länge gezogen. Den Thriller bewerte ich jedoch mit 5 Sternen, da der hochspannende Roman sehr gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 23.09.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


ausgezeichnet

Fesselnder historischer Roman

Emilia del Valle kam im Jahre 1866 in San Francisco zur Welt; ihre Mutter, eine Novizin, wurde von einem chilenischen Aristokraten schwanger und sitzengelassen. Emilia wuchs in bescheidenen Verhältnissen in einem Einwanderer Viertel auf; ihr warmherziger Stiefvater Don Pancho wurde für sie zu ihrem geliebten Papo.
Emilia lernte sehr viel, sprach Spanisch und Englisch, und schon als Kind träumte sie davon Bücher zu schreiben. Unter einem männlichen Pseudonym begann sie mit großem Erfolg Groschenromane zu schreiben; damals war sie erst siebzehn. Wenig später bewarb sie sich bei einer renommierten Zeitung und wurde dort als Reporterin, immer noch unter männlichem Pseudonym, tätig.
Der Journalist Eric Whelan steht ihr von Anfang an zur Seite, zusammen gehen sie nach Chile. Denn dort begann im Jahre 1891 ein Bürgerkrieg; darüber sollten sie berichten. Emilia nutzte die Gelegenheit um nach ihrem chilenischen Vater zu suchen.

Emilia del Valle lebte in der Zeit, in der von Frauen erwartet wurde, dass sie vor allem ihre traditionelle eheliche und mütterliche Rolle erfüllen. Diese Meinung vertrat auch Pater Restrepo, den Emilia in der amerikanischen Botschaft in Santiago traf:

„Einige Frauen sind recht klug. Doch hätte Gott gewollt, dass sie einen Beruf ergreifen, so hätte er sie zu Männern gemacht, meinen Sie nicht?“ (zit. S. 127)

Doch die ehrgeizige Emilia hatte schon immer eigene Pläne für das Leben gehabt und ist zielstrebig ihren Weg gegangen. Sie war eine mutige, kluge Frau, die unerschrocken nach der Wahrheit suchte. Ihre abenteuerliche Geschichte hat mich gefesselt, ihre Suche nach den eigenen Wurzeln fasziniert.

„Mein Name ist Emilia del Valle“ ist jedoch viel mehr als eine Familien- und Liebesgeschichte. Mit Emilia als Kriegsreporterin konnte ich den chilenischen Bürgerkrieg hautnah erleben; den verzweifelten Kampf der Soldaten auf dem Kampffeld verfolgen, die aufopferungsvolle Unterstützung der Cantineras sowie die Rettung und Versorgung der Verwundeten beobachten. In dem Teil des Romans zeichnet die Autorin anschauliche Bilder des Krieges, die zutiefst erschüttern; es sind allesamt Bilder, die tief unter die Haut gehen.

Der historische Roman hat mir auch Chile des 19. Jahrhunderts nähergebracht; ein Land mit einer wunderschönen Natur und wertvollen Bodenschätzen, ein Land, in dem nur kleine Schicht im Wohlstand lebte, ein Land der besiegten Mapuche.
Ich habe den Roman mit großem Interesse gelesen, die flüssige bildhafte Erzählung sehr genossen.

Eine spannende, lehrreiche Lektüre nicht nur für die Fans der historischen Romane. Lesenswert!

Bewertung vom 13.09.2025
Wagner, Jan Costin

Eden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Worte, die bewegen

Stuttgart, 22. Mai
Was soll passieren in einer Konzerthalle voller lachender Menschen, in der Ariana la Vega von Liebe singt? (69)
Markus fühlt sich schuldig. Er hat seiner 12-jährigen Tochter Sofie die Tickets für das Konzert ihrer Lieblingssängerin geschenkt. Auf dem Konzert wurde ein islamistischer Anschlag verübt; Sofie hat ihn nicht überlebt.

In seinem neuesten Roman schreibt Jan Costin Wagner über den tragischen Schicksalsschlag, der eine glückliche Familie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hat. Ihr Leben gerät aus der Bahn; die vertraute, sichere Welt existiert auf einmal nicht mehr.
Wir begleiten Sofies Eltern in der ersten Tage nach dem Attentat. Markus und Kerstin sprechen abwechselnd über ihr Leben ohne Sofie; beide gehen dabei unterschiedlich mit ihrem Schmerz um. Während Kerstin in ihrer Verzweiflung zu versinken droht, beginnt Markus, der den Anschlag hautnah miterlebt hat, Details zum Tathergang und dem Attentäter herauszufinden. Denn Markus ist überzeugt:
„Der Hass kann die Liebe nicht beseitigen, er kann sie nur in Trauer und in bittere, schöne Erinnerungen verwandeln und damit zum schärfsten Schwert machen, das es gibt.„ (129)

Auch der Attentäter kommt kurz zu Wort. Und auch seine Gedanken erschüttern, denn auch er hat es früh verstanden: „Worte sind niemals nur Worte.“ (96)

Präzise und äußerst einfühlsam schreibt Jan C. Wagner über die dramatischen Ereignisse, die das Leben vielen Menschen verändert haben. Seine Worte bewegen, rühren zu Tränen, machen fassungslos und manchmal sogar wütend.
Denn „Eden“ von Jan Costin Wagner ist die Geschichte unserer Tage; hochbrisant und gegenwärtig. Sie wirkt authentisch und weckt viele Emotionen. Sie regt zum Nachdenken an und liefert einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Themen, die unsere Gesellschaft spalten.
Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 31.08.2025
Walsh, Tríona

Nachtwald (eBook, ePUB)


sehr gut

Gute Unterhaltung

Claire hat George in der Selbsthilfegruppe für junge Witwen und Witwer kennengelernt. Bald nimmt Claire Georges Heiratsantrag an. Die Hochzeitsfeier findet in Butler Hall, Georges altem Herrenhaus in der Grafschaft Mayo, statt. Das Herrenhaus befindet sich inmitten einer Wildnis und ist nur zu Fuß zu erreichen.
Die Frischvermählten feiern die Hochzeit nur mit ihren erwachsenen Kindern zusammen. Die gemütliche Feier wurde jedoch plötzlich von einem überraschenden Besuch gestört, einem Gast, deren Erscheinen nie jemand für möglich gehalten hätte. Als ein paar Stunden später ein Mord geschieht, geht das gegenseitige Vertrauen nach und nach verloren.

Der Krimi beginnt mit einem spannenden Prolog, in dem zwei Frauen vor einer tödlichen Gefahr weglaufen. Meine Neugier wurde geweckt; ich wollte unbedingt erfahren, wer die Frauen in einem Wald verfolgt.
Um das zu erfahren, reisen wir zusammen mit der kleinen Hochzeitsgesellschaft nach Butler Hall. Das vom dichten Wald umgebene, ziemlich verfallene, Herrenhaus löst unterschiedliche Gefühle bei den Gästen aus. Die Atmosphäre wirkt bedrohlich, umso mehr, da die Residenz vom Rest der Welt abgeschnitten ist. Es gibt kein Handyempfang, kein Internet.
Die Lage spitzt sich zu, als der unerwartete Gast erscheint, und wurde zum Albtraum, nachdem man die Leiche gefunden hat. Spätestens ab diesem Moment steigt die Spannung enorm. Der Krimi entwickelt sich zu wahrem Pageturner.
Auch wenn manches vorausschaubar war und einiges überzeichnet dargestellt wurde, habe ich den Krimi gerne gelesen. Die gut skizzierten Charaktere fand ich interessant, und trotz aller Verschrobenheit, doch lebensecht. Dank der einfachen, lebendigen Sprache ist der Thriller leicht zu lesen.
Ich empfehle den Krimi als gute Unterhaltung für zwischendurch.

Bewertung vom 28.08.2025
Drvenkar, Zoran

Asa


ausgezeichnet

Unfassbares Leseerlebnis, meisterhaft geschrieben

Thula – ein kleines Ort von Wäldern umgeben, in der Nähe ein malerischer See. Eine verschworene Dorfgemeinschaft und eine herrschende Familie – alle seit hundert Jahren einer Tradition folgend. Jungen und Mädchen, die von klein auf ausgebildet wurden, damit sie später die harte Prüfung überstehen können. Doch viele sterben dabei.
Asa, von ihrem Vater ausgebildet, hat ihre Prüfung mit 14 bestanden.
Nachdem Asa in ihrem jungen Leben viele ihrer Liebsten verloren hatte, will sie Rache nehmen. Während sie sechs Jahre im Gefängnis saß, konnte sie ihre weiteren Schritte genau planen. Und dann steht sie ihrem wahren Feind gegenüber: ihrer eigenen Familie.

Eine außergewöhnliche Geschichte erzählt Zoran Drvenkar in seinem neuesten Thriller „Asa“.
Das 700-seitige Buch fesselt von der ersten Seite an. Es erzählt die Geschichte einer Familie, die mit vielen tragischen Schicksalsschlägen fertig werden musste; viele Verluste verkraften und immer wieder den Neuanfang meistern. Diese bewegende Geschichte umfasst einen Zeitraum von mehr als hundert Jahre und wurde abwechselnd aus Sicht der verschiedenen Personen erzählt. Asas persönliche Geschichte erzählt der Autor in der „Du“ Perspektive. Dadurch hatte ich das Gefühl alles hautnah zu erleben, mit der Protagonistin mitdenken und mitfühlen zu können. Diese Kapitel des Romans empfand ich als sehr emotional und besonders interessant.

Für die Familie und für die Dorfgemeinschaft sind Kinder das Wichtigste: „Sie sind unser Erbe, sie tragen die Wurzeln weiter.“ (234) Im Sinne der Tradition bilden sie ihre Kinder aus: „…wir existieren, um zu siegen, denn wenn wir nicht siegen, dann unterliegen wir, und wenn wir unterliegen, dann sind wir bald nicht mehr.“ (208)
Die Szenen der Ausbildung der Kinder, von denen möglichst viele zum Jäger werden sollten, und der darauffolgenden Prüfung wühlen auf. Es ist unvorstellbar, was die Kinder leisten, was sie ertragen mussten.

Die Tradition hat das Leben von Asa stark geprägt, ihr Denken und Handeln beeinflusst, Asa selbst geformt. Und letztendlich ihr Rachefeldzug besiegt.
Da die Geschichte nicht zeitlich geordnet und aus Sicht von verschiedenen Personen erzählt wurde, wäre ein Personenverzeichnis sehr hilfreich. Ansonsten sind die sieben hundert Seiten des super spannenden Romans im Nu ausgelesen.

„Asa“, der außergewöhnliche Thriller hat mir ein unfassbares Leseerlebnis beschert. Meisterhaft erzählt, bewegend, hat mich die Geschichte total in ihren Bann gezogen. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 24.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


sehr gut

Zwei unterschiedliche Sommergeschichten

Zwei Sommergeschichten erzählt Eva Völler in ihrem Roman „Der Sommer am Ende der Welt“. Beide spielen auf der Insel Borkum.

Die erste Geschichte, die zwar fiktiv ist, aber auf realen Vorfällen und Zuständen basiert, erzählt über die Ereignisse im Jahr 1963. In dem Jahr machten viele Kinder aus ganz Deutschland ihre Kur auf der Insel. Sechs lange Sommerwochen verbringen die Verschickungskinder dort; für die meisten von ihnen ist es der schlimmste Sommer ihres Lebens, ein Kuraufenthalt, über den sie später nie sprechen wollen.

Die zweite fiktive Geschichte erzählt über die Journalistin Hanna, die ihren Urlaub an dem Ort verbringt, wo früher alles geschah. Denn Hanna versucht die Kurerlebnisse der damaligen Verschickungskinder zu erforschen und will darüber einen Artikel schreiben.
Hannas Urlaub auf Borkum verläuft recht abenteuerlich. Zusammen mit ihrer 16-jährigen Tochter Katie checkt sie in dem Hotel ein, wo sich früher das Kinderkurheim befand. Ihr Erscheinen dort sorgt für viel Wirbel im Ort; besonders kritisch wird ihr Flirt mit dem Inselarzt Ole beäugt. Ole unterstützt Hanne bei ihrer Recherche, die viele vertuschte, tragische Ereignisse von Damals ans Tageslicht brachte.

Beide Geschichten sind sehr spannend. Besonders die Ereignisse im Sommer 1963 wecken viele Emotionen beim Lesen. Das Tagebuch einer ehemaligen Betreuerin, das Hanna von einer unbekannten Person bekommt, beschreibt den grausamen Alltag im besagten Kinderkurheim. Diese Tagebucheintragungen gehen tief unter die Haut, es ist schwer vorstellbar, was die Verschickungskinder während der Kur miterleben mussten.
Doch diese erschütternde Geschichte wurde durch Hannas Urlaubserlebnisse etwas überdeckt. Die Leichtigkeit der Urlaubsromanze – nicht nur Hanna verliebt sich in Ole, auch Katie macht ihre ersten Erfahrungen in Sachen Liebe – nimmt dem Hauptthema des Buches die Schwere. Aber auch viele anderen Nebenhandlungen, wie die Enthüllung der Nazi-Vergangenheit der zwei Protagonisten, verworrene Familiengeschichten und sogar ein Krimifall zum Schluss, lenken stark von der tragischen Sommergeschichte der Verschickungskinder ab.

Fazit: ein kurzweiliger Unterhaltungsroman, der gleichzeitig auf das Thema Verschickungskinder aufmerksam macht.

Bewertung vom 06.08.2025
Meier, Stephan R.

Riviera Express - Schatten über Triora (eBook, ePUB)


sehr gut

Commissario Gallo ermittelt in der Stadt der Hexen

In der Nacht vom 31. Oktober wurde bei einer Jagd auf Wildschweine in der Nähe von Triora die Leiche eines Jägers gefunden. Es ist fraglich, ob es ein Unfall war, denn auch ein Jäger aus der Truppe ist spurlos verschwunden. Auch eine Naturforscherin aus Deutschland wurde als vermisst gemeldet. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen?
Commissario Gallo versucht das Rätsel zu lösen, was sich als ziemlich kompliziert erweist. Denn es ist Halloween, ein Fest, das in Triora groß gefeiert wurde. Massen der feiernden, verkleideten Touristen überströmen die Straßen der berühmten Hauptstadt der Hexen an dem Tag. Die Suche nach Vermissten und Verdächtigen wurde dadurch sehr erschwert.

„Schatten über Triora“ ist ein zweiter Fall für Commissario Gallo, der dank dem eingespielten Team seiner Mitarbeiter jeden Fall blitzschnell lösen kann. Sehr interessant, aber auch etwas konstruiert, fand ich Commissario Rubbano, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügt und alle benötigten Informationen, wie ein Computer, parat hat.

Den aktuellen Fall fand ich nicht besonders spannend; es wurde von Anfang an nur nach einem Verdächtigen gesucht, der sich offenbar in der Nähe versteckt hielt.

Viel interessanter dagegen fand ich die Geschichte über die Hexenstadt Triora, über die weisen Frauen im 16. Jahrhundert, die für ihr Engagement und Wissen verfolgt und getötet wurden. Dieser Handlungsstrang wurde parallel zu der Jagdgeschichte in gesonderten Zwischenkapitel geführt. Sehr ausführlich wurde sowohl die Geschichte der berühmten Hexe von Triora, wie auch über die Folgeereignisse in der Gegenwart, erzählt. Eine Straffung hier hätte dem gesamten Krimi mehr Spannung verleiht.

Trotzdem habe ich den Krimi mit großem Interesse gelesen und würde dem Commissario Gallo noch eine Chance geben. 😉
Die Fortsetzung der Reihe mit Commissario Gallo erschien bereits im März 2025 genauso wie zwei erste Bänder im Gmeiner Verlag.

Bewertung vom 31.07.2025
Morton-Thomas, Sophie

Das Nest (eBook, ePUB)


sehr gut

Zerstörte Nester

Das Leben von Fran an einem kleinen Küstenort verläuft ziemlich monoton; jeder Tag gleicht dem anderen. Die täglichen Pflichten als Ehefrau und Mutter scheinen sie immer mehr zu belasten. Auch die Aufgaben rund um den Campingplatz, den Fran dort seit zwei Jahren betreibt, rauben ihr die Kraft und ihre wertvolle Zeit. Die Zeit, die sie lieber mit der Beobachtung der an der Küste lebenden Vögel verbringt. Denn Fran ist eine leidenschaftliche Vogelbeobachterin, die stundenlang dem Treiben der unzähligen Vögel zusehen kann. Fran hofft sehnlichst eine Zwergseeschwalbe entdecken zu können:
„Eine Zwergseeschwalbe zu sehen, würde diese Woche – nein, würde dieses ganze Jahr aufwerten.“ (39)

Bis dahin verläuft die Geschichte monoton; sehr ruhig erzählt die Autorin über Frans Alltag und ihre Liebe für Vögel. Obwohl hier und da Anmerkungen fallen, die ich zu dem Zeitpunkt nicht zuordnen konnte, empfand ich das Buch zuerst als nicht besonders interessant, fast langweilig.

Vieles ändert sich, als im Dorf, direkt am Frans Campingplatz, die reisenden Roma ihre Wohnmobile aufstellen. Die Roma bringen eine gewisse Unruhe mit sich, für viel Aufregung sorgt auch neue Lehrerin, die von den meisten Eltern sehr kritisch beäugt wurde.

Die Geschichte bekommt dramatische Züge, als plötzlich die unbeliebte Lehrerin verschwindet und später tot aufgefunden wurde. Gleichzeitig entdeckt man an verschiedenen Orten kleine Vögel mit abgetrennten Köpfen und auch die Kinder verhalten sich äußerst merkwürdig.

Ab diesem Moment konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Obwohl weiterhin ruhig erzählt, bekommt die Geschichte dramatische Risse, die Atmosphäre wirkt viel geheimnisvoller und bedrohlicher, und die Handlung wirft immer mehr Fragen auf.

Zum Schluss weckt die Geschichte viele Emotionen: überraschende Wendungen enthüllen zum Teil schockierende Geheimnisse. Der Mordfall wurde zwar aufgeklärt, die Auflösung wirkte jedoch ziemlich konstruiert. Auch Frans abschließende Entscheidung war für mich nicht nachvollziehbar. Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen zugeklappt.

FAZIT: ein ruhiger, atmosphärisch dichter Roman über dysfunktionale Familien, über gefährliche Gerüchte, Vorurteile und Geheimnisse, über Nester, die man selbst zerstört.

Bewertung vom 22.07.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


ausgezeichnet

Stimmungsvolle Spannung

Ein kleiner idyllischer Ort im Schwarzwald. Ein glückliches Ehepaar: Simon und Lisa, gut situiert, mit großem Freundeskreis, von allen beliebt und respektiert.
Ein altes renovierungsbedürftige Hotel, das Lisas Vater immer noch führt und davon träumt sein Sohn Felix würde es übernehmen. Und eine fremde Frau, Daniela, scheinbar hilfesuchend, die im Hotel eincheckt und es nicht verlassen will.
Das ist der Anfang der Geschichte und ihre wichtigsten Akteure. Zuerst sieht alles nach einem normalen Alltag aus, nach einem Leben mit üblichen Sorgen und Freuden. Dann nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Die hilfsbereite Lisa sorgt und kümmert sich um Daniela, freundet sich mit ihr an und merkt nicht, wie die neue Freundin sie und ihre Umgebung manipuliert. Die alten Freundschaften bekommen Risse und ihre bisher harmonische Ehe droht zu zerbrechen.

Ein eindrucksvolles Bild eines idyllischen Ortes im Schwarzwald und seiner Einwohner zeichnet Kristina Hauf in ihrem neuesten Roman „Schattengrünes Tal“.
Anschaulich erzählt sie, wie die anfängliche idyllische Atmosphäre im Ort durch ein Netz aus Lügen und Intrigen zerstört wurde, wie langjährigen Freundschaften und harmonischen Beziehungen durch Geheimnisse und Manipulationen zerbrechen.
Auch die Konflikte in der Familie des Hotelbesitzers Carl, der sich hinter der Fassade der vergangenen Tage versteckt, seine Mitmenschen ausnutzt und belügt, fand ich sehr spannend. Besonders berührt hat mich das Schicksal von Margaret, die von Carl besonders ausgenutzt wurde.
„Schattengrünes Tal“ ist eine emotionale Geschichte, die abwechselnd aus Sicht der einzelnen Protagonisten erzählt wurde. Sehr interessant fand ich die unterschiedlichen Sichtweisen aller Beteiligten auf die gleichen Ereignisse. Die gekonnt gezeichneten Charaktere wirken authentisch, real, überzeugend. Die ganze Geschichte, stimmungsvoll erzählt, wirkt lebensecht.
Mich hat „Schattengrünes Tal“ abgeholt. Es ist ein großartiger Roman, spannend bis zum Schluss, ein wahrer Lesegenuss!
Wärmstens zu empfehlen!!!

Bewertung vom 04.07.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

Ein Neuanfang in einem verminten Land
Das farbenfrohe Buchcover verrät den Schauplatz dieser Geschichte: Es ist die malerische Küste des Südfrankreichs mit ihrer wunderschönen Natur. Im Jahre 1945 ist die Stadt Hyéres an der Cóte d`Azur ein vom Krieg zerstörtes, vom Besatzer vermintes Land und dennoch eine Heimat für alle Rückkehrer: für diejenigen aus der Kriegsgefangenschaft, für die Überlebenden der Konzentrationslager, für alle vor dem Krieg Geflüchteten.
Vincent, der Hauptprotagonist der Geschichte, kehrt nach zwei Wintern aus deutscher Kriegsgefangenschaft und sucht jetzt verzweifelt nach seiner großen Liebe Ariane.
Saskia, die Überlebende eines Konzentrationslagers, hat alles was ihr lieb war, verloren: Ihre ganze Familie und ihr damaliges Zuhause. Obwohl sie an das Ende des Krieges nicht glaubt, weil sie den Nazis nicht trauen kann, will sie in ihrer alten Heimat einen Neuanfang wagen.
Um an die Informationen über die verschollene Ariane zu kommen, schließt sich Vincent den Minenräumern am Ort an. In der Gruppe wurden auch die ehemaligen deutschen Besatzer eingesetzt, mit denen Ariane vor ihrem Verschwinden gesehen wurde. Einer von ihnen, Lukas, scheint viel mehr zu wissen, als er zugeben will.

Ein bewegendes Porträt der Nachkriegszeit an der Cóte d`Azur präsentiert Claire Deya in ihrem Roman. In einer ruhigen bildhaften Sprache erzählt sie über das Ende des Krieges in einem vom Besatzer verminten Land.
Aber nicht nur das Land war zerstört; es gab so viele zerstörte, zerbrochene Leben. Darüber erzählen die Geschichten von Saskia, Vincent, Lukas und den anderen Minenräumer. Sowohl die lebendigen Charaktere, wie auch ihre Schicksale wirken authentisch; wie die Autorin im Nachwort verrät, beruhen sie alle auf wahren Begebenheiten. Auch die im Buch beschriebene Minenräumung ist historisch belegt.

Die im Buch erzählten Geschichten bewegen zutiefst, und gleichzeitig lassen sie auf eine neue bessere Welt hoffen, eine Welt, in der Zusammenarbeit, Freundschaft und Frieden, Versöhnung und Vergeben, viel mehr als Krieg und Hass zählen.
„Eine Welt nur für uns“ habe ich mit großem Interesse gelesen. Das lehrreiche Buch bekommt meine wärmste Leseempfehlung!