Benutzer
Benutzername: 
Bartie
Wohnort: 
Hagen i.Bremischen

Bewertungen

Insgesamt 227 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2025
Lewis, Caryl

Wilder Honig


sehr gut

Ein eigener Garten Eden

In ihrem neuesten Roman „Wilder Honig“ erzählt Caryl Lewis über drei Frauen, die nach schicksalhaften Lebensereignissen einen Neuanfang wagen.
Eine davon ist Hannah, die gerade um ihren verstorbenen Mann trauert. John war ihre große Liebe, mit ihm hat sie viele Jahre in einer glücklichen Ehe verbracht - dachte sie. Aber dann erfährt sie aus den Briefen, die John ihr hinterlassen hat, sein großes Geheimnis. Und ihre Welt gerät ins Wanken.

Sadie, Hannahs Schwester, unterstützt sie in der schweren Zeit. Sie selbst ist vor langer Zeit aus dem Elternhaus ausgezogen und hatte den Kontakt mit der Familie abgebrochen. Auch sie hütet ein Geheimnis, auch sie ist vom ihren bisherigen Leben enttäuscht.

Und dann ist noch Megan, eine junge Frau, die von den Schwestern auf den Hof in Berllan Deg eingeladen wurde. Ihr eigenes Geheimnis verrät Megan erst zum Schluss.

In seinen Briefen an Hannah erzählt John, der Schriftsteller und Imker war, viel über Bienen und ihr Leben, zieht in diesen Erzählungen Parallelen zur Ehe mit Hannah. Mit diesen Metaphern versucht John sein Handeln und seine Gefühle zu erklären.

Dieses Buch hat mich vor allem mit seiner Sprache überzeugt. Die bildhaften Beschreibungen der Natur, des Bienenlebens und des lebenden Gartens haben mir sehr gefallen. Anstrengend jedoch fand ich die detaillierten Schilderungen der einzelnen Arbeitsschritte bei der Gartenpflege oder in der Imkerei. Viel lieber hätte ich mehr über die Vergangenheit von Megan oder Sadie erfahren; darüber fallen nur gelegentlich am Rande kurze Bemerkungen.

„Wilder Honig“ ist eine ruhige Geschichte, die vielen Emotionen weckt und zum Nachdenken anregt. Manches in dem Roman bleibt – genauso wie im wahren Leben - bis zum Schluss unerklärt, offengelassen.

Und manche weisen Botschaften -wie diese von Hannah - sollte man sich merken, und am besten befolgen:
…in letzter Zeit denke ich immer wieder darüber nach, wie es wäre, wenn man seinen eigenen Garten Eden, nach seinen Vorstellungen, erschaffen würde…und all das, was man ererbt hat, vergessen würde.“ (179)
Ein schöner Satz, ein schöner Traum! Eine schöne Lebensaufgabe!
Der Roman „Wilder Honig“ – lehrreich, lesenswert!

Bewertung vom 13.10.2025
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Das letzte Gebet


ausgezeichnet

Sehr gerne gelesen

Paul Zeitler, der Ex-Hauptkommissar aus München und aktuell der Barista und Inhaber des Cafés Monaco in Bardolino, trauert um seine Vermieterin und gute Freundin Sofia Barone. Im Andenken an sie will er noch vor der Trauerfeier eine Kerze in der San Nicolo Kirche anzünden, als er dort einen toten Mann, im Taufbecken ertrunken, vorfindet.
Sowohl für den erfahrenen Ex-Polizisten Paul, wie auch für Commissario Lanza von der örtlichen Polizei, ist es offensichtlich, dass es sich hier um einen brutalen Mord handelt. Die von der Spurensicherung gesichtete Beweismittel deuten zweifellos darauf hin.
Bei dem Opfer handelt es sich um Marcello Ferratti, den Mitinhaber einer neugegründeten Firma, die für ihr innovatives Projekt Werbung in Bardolino machen wollte. Ihre Erfindung, die Filtermatten, könnten die Wasserqualität des Gardasees deutlich verbessern.
Die Motive für den Tat bleiben vorerst unklar, auch die Vermutungen über den Tathergang sind verwirrend. Kann Paul auch diesmal bei der Lösung des Falles behilflich sein?

Der spannende Anfang hat mich sofort in das aktuelle Geschehen in Bardolino eintauchen lassen. Zusammen mit Paul Zeitler trauere ich um die sympathische, herzensgute Sofia, und kann Pauls Sorgen um seine Zukunft nachvollziehen. Wie geht es weiter mit dem Café Monaco und Pauls Verbleib in Bardolino?
Und dann der mysteriöse Mord in der gut besuchten Kirche, der viele Fragen aufwirft. Auch diesmal ist Paul noch vor der Polizei am Tatort, was den sowieso misstrauischen Commissario Lanza nicht gerade milde für ihn stimmt.
Dank dem bildhaften Schreibstil des Autors kommen das Café Monaco und die Umgebung vom Gardasee mir vertraut vor. Dieses Gefühl wurde noch bei Begegnungen mit allen bisher bekannten Protagonisten der Reihe verstärkt. Ein neues interessantes Gesicht kommt dazu; Emil aus Ingolstadt, der als Aushilfe in Monaco jobben und das Angebot des Cafés erweitern will.
Die Szenen im Café, hier und da mit viel Humor verfeinert, verleihen dem Krimiroman die Leichtigkeit und Gemütlichkeit. In dem Buch fehlt es jedoch nicht an sehr spannenden, dramatischen Ereignissen, vor allem bei der Aufklärung des Mordfalles.
Anders als in den ersten zwei Büchern liegen hier die Ermittlungen im Mittelpunkt der Handlung. Der Autor erzählt viel mehr über den Verlauf der Ermittlungen, die von Commissario Lanza geführt wurden. Die Sprache in diesen Teilen des Buches ist ernster, sachlicher. Dies tut dem Krimi jedoch keinen Abbruch, denn auf diese Weise kann man bei den Ermittlungen „dabei sein“ und den bisher distanzierten Commissario Lanza besser kennenlernen.
Das Buch „Salute – Das letzte Gebet“ ist ein gemütlicher Teil der Krimireihe mit viel Lokalkolorit, lebendigen Charakteren und vielen spannenden Szenen. Das Buch lädt förmlich zu einem Urlaub am Gardasee, macht einem schmackhaft den guten italienischen Caffé und das gute italienische Essen, sowie den See mit all seinen Attraktionen.
Vor dem Urlaub aber unbedingt Salute-Krimis lesen!

Bewertung vom 10.10.2025
Riva, Paolo

Stumme Zypressen / Commissario Luca Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein unterhaltsamer Bella-Italia-Krimi

Das plötzliche Erscheinen eines fremden Mannes in Montegiardino sorgt in dem sonst friedlichen Städtchen für viel Aufregung. Mit Besorgnis, und schließlich mit Angst, beobachten die Einwohner den unheimlichen Mann, der schweigend unzählige Runden auf dem Marktplatz dreht. Als dann Signora Agnelli blutüberströmte tote Gänse auf ihrem Hof entdeckt, und dann ein Wanderer, der dem Fremden zum Verwechseln ähnlich aussieht, in den Hügeln von Montegiardino angeschossen wurde, begehren die Ortsbewohner auf. Unter Hochdruck ermittelt Commissario Luca in beiden Fällen; gleichzeitig versucht er die Identität des geheimnisvollen Fremden aufzuklären. Vize-Questora Aurora Mair aus Florenz unterstützt ihn dabei.

„Stumme Zypressen“ - das vierte Buch aus der Reihe mit dem Commissario Luca bietet mir die Gelegenheit das idyllische Städtchen Montegiardino in Toskana erneut zu besuchen. Auch diesmal bin ich von der idyllischen Atmosphäre des malerischen Ortes, wundervoll im Buch beschrieben, begeistert. Das Leben verläuft hier friedvoll, es ist also kein Wunder, dass der geheimnisvolle, unheimlich wirkender Mann für die Unruhe bei den Bewohnern sorgt. Die anschließenden Ereignisse im Ort sind so kurios, dass sogar die Vize-Questora aus Florenz dem charmanten Commissario Luca gerne zu Hilfe eilt.
In diesem Band erzählt der Autor mehr über den Commissario, enthüllt wichtige Details aus seiner Vergangenheit, verrät Einiges über seine kleine Familie und die vorherige Arbeit in Venedig. Für mich, als Leserin, machen diese Enthüllungen den Commissario noch sympathischer und sein Verhalten erscheint mir viel plausibler.
„Stumme Zypressen“ ist ein interessanter Krimi mit einem dubiosen Krimifall, in dem einige unerwarteten Wendungen und das dynamische Finale für viel Spannung sorgen. Gleichzeitig vermittelt der Roman das Gefühl von Dolce Vita, das den täglichen Stress vergessen lässt.

FAZIT: unterhaltsame Lesestunden mit dem spannenden Bella-Italia- Krimi.

Bewertung vom 27.09.2025
Schwarz, Iver Niklas

Kummersee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Geheimnis vom Kummersee

Lena Wolf und Malik Nasiri von der Polizei Lüneburg übernehmen den Personenschutz für die Vermesser des umstrittenen Bauvorhabens am Kummersee. Falls genehmigt, würde der See als Endlager für den Atommüll genutzt. Das Projekt stößt nicht nur auf die Ablehnung der in der Nähe gelegenen Ansiedlung Horlow; mehrere Umweltaktivisten und andere Gruppierungen protestieren am Ort.
Über den Kummersee hat man schon immer unzählige Schauergeschichten erzählt; für Lena bedeutet der See das Böse, das ihr vor vielen Jahren ihren Bruder geholt hatte. Und auch diesmal verlieren mehrere Menschen ihr Leben und Lena wurde immer wieder von den Bewohnern von Horlow gewarnt. Trotzdem ermittelt die Polizistin auf eigene Faust weiter und riskiert damit nicht nur ihr eigenes Leben.

Der Thriller „Kummersee“ erzählt eine unheimliche Geschichte, die sowohl unergründlich wie auch authentisch wirkt. Die auf diese Weise erzeugte Spannung bewirkt, dass man dieses vielseitige Buch nicht aus der Hand legen kann. So erging es mir bei dieser Lektüre.
Spannende Themen, wie ein geplantes Endlager für den Atommüll am bisher geschützten See, eine verschworene Dorfgemeinschaft, die ein dunkles Geheimnis hütet und der tragische Tod von Lenas Bruder Tom, der bis heute noch viele Fragen aufwirft, haben mich an das Buch gefesselt.
Die meisterhaft beschriebene düstere Atmosphäre an Orten des Geschehens konnte ich gut nachempfinden. Die tragischen Ereignisse während der Vermessungsarbeiten am See sind unheimlich und rätselhaft; man würde fast an das Böse, das im See lauert, glauben.
Die Auflösung zum Schluss fand ich etwas ausgefallen, abenteuerlich und in die Länge gezogen. Den Thriller bewerte ich jedoch mit 5 Sternen, da der hochspannende Roman sehr gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 23.09.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


ausgezeichnet

Fesselnder historischer Roman

Emilia del Valle kam im Jahre 1866 in San Francisco zur Welt; ihre Mutter, eine Novizin, wurde von einem chilenischen Aristokraten schwanger und sitzengelassen. Emilia wuchs in bescheidenen Verhältnissen in einem Einwanderer Viertel auf; ihr warmherziger Stiefvater Don Pancho wurde für sie zu ihrem geliebten Papo.
Emilia lernte sehr viel, sprach Spanisch und Englisch, und schon als Kind träumte sie davon Bücher zu schreiben. Unter einem männlichen Pseudonym begann sie mit großem Erfolg Groschenromane zu schreiben; damals war sie erst siebzehn. Wenig später bewarb sie sich bei einer renommierten Zeitung und wurde dort als Reporterin, immer noch unter männlichem Pseudonym, tätig.
Der Journalist Eric Whelan steht ihr von Anfang an zur Seite, zusammen gehen sie nach Chile. Denn dort begann im Jahre 1891 ein Bürgerkrieg; darüber sollten sie berichten. Emilia nutzte die Gelegenheit um nach ihrem chilenischen Vater zu suchen.

Emilia del Valle lebte in der Zeit, in der von Frauen erwartet wurde, dass sie vor allem ihre traditionelle eheliche und mütterliche Rolle erfüllen. Diese Meinung vertrat auch Pater Restrepo, den Emilia in der amerikanischen Botschaft in Santiago traf:

„Einige Frauen sind recht klug. Doch hätte Gott gewollt, dass sie einen Beruf ergreifen, so hätte er sie zu Männern gemacht, meinen Sie nicht?“ (zit. S. 127)

Doch die ehrgeizige Emilia hatte schon immer eigene Pläne für das Leben gehabt und ist zielstrebig ihren Weg gegangen. Sie war eine mutige, kluge Frau, die unerschrocken nach der Wahrheit suchte. Ihre abenteuerliche Geschichte hat mich gefesselt, ihre Suche nach den eigenen Wurzeln fasziniert.

„Mein Name ist Emilia del Valle“ ist jedoch viel mehr als eine Familien- und Liebesgeschichte. Mit Emilia als Kriegsreporterin konnte ich den chilenischen Bürgerkrieg hautnah erleben; den verzweifelten Kampf der Soldaten auf dem Kampffeld verfolgen, die aufopferungsvolle Unterstützung der Cantineras sowie die Rettung und Versorgung der Verwundeten beobachten. In dem Teil des Romans zeichnet die Autorin anschauliche Bilder des Krieges, die zutiefst erschüttern; es sind allesamt Bilder, die tief unter die Haut gehen.

Der historische Roman hat mir auch Chile des 19. Jahrhunderts nähergebracht; ein Land mit einer wunderschönen Natur und wertvollen Bodenschätzen, ein Land, in dem nur kleine Schicht im Wohlstand lebte, ein Land der besiegten Mapuche.
Ich habe den Roman mit großem Interesse gelesen, die flüssige bildhafte Erzählung sehr genossen.

Eine spannende, lehrreiche Lektüre nicht nur für die Fans der historischen Romane. Lesenswert!

Bewertung vom 13.09.2025
Wagner, Jan Costin

Eden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Worte, die bewegen

Stuttgart, 22. Mai
Was soll passieren in einer Konzerthalle voller lachender Menschen, in der Ariana la Vega von Liebe singt? (69)
Markus fühlt sich schuldig. Er hat seiner 12-jährigen Tochter Sofie die Tickets für das Konzert ihrer Lieblingssängerin geschenkt. Auf dem Konzert wurde ein islamistischer Anschlag verübt; Sofie hat ihn nicht überlebt.

In seinem neuesten Roman schreibt Jan Costin Wagner über den tragischen Schicksalsschlag, der eine glückliche Familie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hat. Ihr Leben gerät aus der Bahn; die vertraute, sichere Welt existiert auf einmal nicht mehr.
Wir begleiten Sofies Eltern in der ersten Tage nach dem Attentat. Markus und Kerstin sprechen abwechselnd über ihr Leben ohne Sofie; beide gehen dabei unterschiedlich mit ihrem Schmerz um. Während Kerstin in ihrer Verzweiflung zu versinken droht, beginnt Markus, der den Anschlag hautnah miterlebt hat, Details zum Tathergang und dem Attentäter herauszufinden. Denn Markus ist überzeugt:
„Der Hass kann die Liebe nicht beseitigen, er kann sie nur in Trauer und in bittere, schöne Erinnerungen verwandeln und damit zum schärfsten Schwert machen, das es gibt.„ (129)

Auch der Attentäter kommt kurz zu Wort. Und auch seine Gedanken erschüttern, denn auch er hat es früh verstanden: „Worte sind niemals nur Worte.“ (96)

Präzise und äußerst einfühlsam schreibt Jan C. Wagner über die dramatischen Ereignisse, die das Leben vielen Menschen verändert haben. Seine Worte bewegen, rühren zu Tränen, machen fassungslos und manchmal sogar wütend.
Denn „Eden“ von Jan Costin Wagner ist die Geschichte unserer Tage; hochbrisant und gegenwärtig. Sie wirkt authentisch und weckt viele Emotionen. Sie regt zum Nachdenken an und liefert einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Themen, die unsere Gesellschaft spalten.
Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 31.08.2025
Walsh, Tríona

Nachtwald (eBook, ePUB)


sehr gut

Gute Unterhaltung

Claire hat George in der Selbsthilfegruppe für junge Witwen und Witwer kennengelernt. Bald nimmt Claire Georges Heiratsantrag an. Die Hochzeitsfeier findet in Butler Hall, Georges altem Herrenhaus in der Grafschaft Mayo, statt. Das Herrenhaus befindet sich inmitten einer Wildnis und ist nur zu Fuß zu erreichen.
Die Frischvermählten feiern die Hochzeit nur mit ihren erwachsenen Kindern zusammen. Die gemütliche Feier wurde jedoch plötzlich von einem überraschenden Besuch gestört, einem Gast, deren Erscheinen nie jemand für möglich gehalten hätte. Als ein paar Stunden später ein Mord geschieht, geht das gegenseitige Vertrauen nach und nach verloren.

Der Krimi beginnt mit einem spannenden Prolog, in dem zwei Frauen vor einer tödlichen Gefahr weglaufen. Meine Neugier wurde geweckt; ich wollte unbedingt erfahren, wer die Frauen in einem Wald verfolgt.
Um das zu erfahren, reisen wir zusammen mit der kleinen Hochzeitsgesellschaft nach Butler Hall. Das vom dichten Wald umgebene, ziemlich verfallene, Herrenhaus löst unterschiedliche Gefühle bei den Gästen aus. Die Atmosphäre wirkt bedrohlich, umso mehr, da die Residenz vom Rest der Welt abgeschnitten ist. Es gibt kein Handyempfang, kein Internet.
Die Lage spitzt sich zu, als der unerwartete Gast erscheint, und wurde zum Albtraum, nachdem man die Leiche gefunden hat. Spätestens ab diesem Moment steigt die Spannung enorm. Der Krimi entwickelt sich zu wahrem Pageturner.
Auch wenn manches vorausschaubar war und einiges überzeichnet dargestellt wurde, habe ich den Krimi gerne gelesen. Die gut skizzierten Charaktere fand ich interessant, und trotz aller Verschrobenheit, doch lebensecht. Dank der einfachen, lebendigen Sprache ist der Thriller leicht zu lesen.
Ich empfehle den Krimi als gute Unterhaltung für zwischendurch.

Bewertung vom 28.08.2025
Drvenkar, Zoran

Asa


ausgezeichnet

Unfassbares Leseerlebnis, meisterhaft geschrieben

Thula – ein kleines Ort von Wäldern umgeben, in der Nähe ein malerischer See. Eine verschworene Dorfgemeinschaft und eine herrschende Familie – alle seit hundert Jahren einer Tradition folgend. Jungen und Mädchen, die von klein auf ausgebildet wurden, damit sie später die harte Prüfung überstehen können. Doch viele sterben dabei.
Asa, von ihrem Vater ausgebildet, hat ihre Prüfung mit 14 bestanden.
Nachdem Asa in ihrem jungen Leben viele ihrer Liebsten verloren hatte, will sie Rache nehmen. Während sie sechs Jahre im Gefängnis saß, konnte sie ihre weiteren Schritte genau planen. Und dann steht sie ihrem wahren Feind gegenüber: ihrer eigenen Familie.

Eine außergewöhnliche Geschichte erzählt Zoran Drvenkar in seinem neuesten Thriller „Asa“.
Das 700-seitige Buch fesselt von der ersten Seite an. Es erzählt die Geschichte einer Familie, die mit vielen tragischen Schicksalsschlägen fertig werden musste; viele Verluste verkraften und immer wieder den Neuanfang meistern. Diese bewegende Geschichte umfasst einen Zeitraum von mehr als hundert Jahre und wurde abwechselnd aus Sicht der verschiedenen Personen erzählt. Asas persönliche Geschichte erzählt der Autor in der „Du“ Perspektive. Dadurch hatte ich das Gefühl alles hautnah zu erleben, mit der Protagonistin mitdenken und mitfühlen zu können. Diese Kapitel des Romans empfand ich als sehr emotional und besonders interessant.

Für die Familie und für die Dorfgemeinschaft sind Kinder das Wichtigste: „Sie sind unser Erbe, sie tragen die Wurzeln weiter.“ (234) Im Sinne der Tradition bilden sie ihre Kinder aus: „…wir existieren, um zu siegen, denn wenn wir nicht siegen, dann unterliegen wir, und wenn wir unterliegen, dann sind wir bald nicht mehr.“ (208)
Die Szenen der Ausbildung der Kinder, von denen möglichst viele zum Jäger werden sollten, und der darauffolgenden Prüfung wühlen auf. Es ist unvorstellbar, was die Kinder leisten, was sie ertragen mussten.

Die Tradition hat das Leben von Asa stark geprägt, ihr Denken und Handeln beeinflusst, Asa selbst geformt. Und letztendlich ihr Rachefeldzug besiegt.
Da die Geschichte nicht zeitlich geordnet und aus Sicht von verschiedenen Personen erzählt wurde, wäre ein Personenverzeichnis sehr hilfreich. Ansonsten sind die sieben hundert Seiten des super spannenden Romans im Nu ausgelesen.

„Asa“, der außergewöhnliche Thriller hat mir ein unfassbares Leseerlebnis beschert. Meisterhaft erzählt, bewegend, hat mich die Geschichte total in ihren Bann gezogen. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 24.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


sehr gut

Zwei unterschiedliche Sommergeschichten

Zwei Sommergeschichten erzählt Eva Völler in ihrem Roman „Der Sommer am Ende der Welt“. Beide spielen auf der Insel Borkum.

Die erste Geschichte, die zwar fiktiv ist, aber auf realen Vorfällen und Zuständen basiert, erzählt über die Ereignisse im Jahr 1963. In dem Jahr machten viele Kinder aus ganz Deutschland ihre Kur auf der Insel. Sechs lange Sommerwochen verbringen die Verschickungskinder dort; für die meisten von ihnen ist es der schlimmste Sommer ihres Lebens, ein Kuraufenthalt, über den sie später nie sprechen wollen.

Die zweite fiktive Geschichte erzählt über die Journalistin Hanna, die ihren Urlaub an dem Ort verbringt, wo früher alles geschah. Denn Hanna versucht die Kurerlebnisse der damaligen Verschickungskinder zu erforschen und will darüber einen Artikel schreiben.
Hannas Urlaub auf Borkum verläuft recht abenteuerlich. Zusammen mit ihrer 16-jährigen Tochter Katie checkt sie in dem Hotel ein, wo sich früher das Kinderkurheim befand. Ihr Erscheinen dort sorgt für viel Wirbel im Ort; besonders kritisch wird ihr Flirt mit dem Inselarzt Ole beäugt. Ole unterstützt Hanne bei ihrer Recherche, die viele vertuschte, tragische Ereignisse von Damals ans Tageslicht brachte.

Beide Geschichten sind sehr spannend. Besonders die Ereignisse im Sommer 1963 wecken viele Emotionen beim Lesen. Das Tagebuch einer ehemaligen Betreuerin, das Hanna von einer unbekannten Person bekommt, beschreibt den grausamen Alltag im besagten Kinderkurheim. Diese Tagebucheintragungen gehen tief unter die Haut, es ist schwer vorstellbar, was die Verschickungskinder während der Kur miterleben mussten.
Doch diese erschütternde Geschichte wurde durch Hannas Urlaubserlebnisse etwas überdeckt. Die Leichtigkeit der Urlaubsromanze – nicht nur Hanna verliebt sich in Ole, auch Katie macht ihre ersten Erfahrungen in Sachen Liebe – nimmt dem Hauptthema des Buches die Schwere. Aber auch viele anderen Nebenhandlungen, wie die Enthüllung der Nazi-Vergangenheit der zwei Protagonisten, verworrene Familiengeschichten und sogar ein Krimifall zum Schluss, lenken stark von der tragischen Sommergeschichte der Verschickungskinder ab.

Fazit: ein kurzweiliger Unterhaltungsroman, der gleichzeitig auf das Thema Verschickungskinder aufmerksam macht.

Bewertung vom 06.08.2025
Meier, Stephan R.

Riviera Express - Schatten über Triora (eBook, ePUB)


sehr gut

Commissario Gallo ermittelt in der Stadt der Hexen

In der Nacht vom 31. Oktober wurde bei einer Jagd auf Wildschweine in der Nähe von Triora die Leiche eines Jägers gefunden. Es ist fraglich, ob es ein Unfall war, denn auch ein Jäger aus der Truppe ist spurlos verschwunden. Auch eine Naturforscherin aus Deutschland wurde als vermisst gemeldet. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen?
Commissario Gallo versucht das Rätsel zu lösen, was sich als ziemlich kompliziert erweist. Denn es ist Halloween, ein Fest, das in Triora groß gefeiert wurde. Massen der feiernden, verkleideten Touristen überströmen die Straßen der berühmten Hauptstadt der Hexen an dem Tag. Die Suche nach Vermissten und Verdächtigen wurde dadurch sehr erschwert.

„Schatten über Triora“ ist ein zweiter Fall für Commissario Gallo, der dank dem eingespielten Team seiner Mitarbeiter jeden Fall blitzschnell lösen kann. Sehr interessant, aber auch etwas konstruiert, fand ich Commissario Rubbano, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügt und alle benötigten Informationen, wie ein Computer, parat hat.

Den aktuellen Fall fand ich nicht besonders spannend; es wurde von Anfang an nur nach einem Verdächtigen gesucht, der sich offenbar in der Nähe versteckt hielt.

Viel interessanter dagegen fand ich die Geschichte über die Hexenstadt Triora, über die weisen Frauen im 16. Jahrhundert, die für ihr Engagement und Wissen verfolgt und getötet wurden. Dieser Handlungsstrang wurde parallel zu der Jagdgeschichte in gesonderten Zwischenkapitel geführt. Sehr ausführlich wurde sowohl die Geschichte der berühmten Hexe von Triora, wie auch über die Folgeereignisse in der Gegenwart, erzählt. Eine Straffung hier hätte dem gesamten Krimi mehr Spannung verleiht.

Trotzdem habe ich den Krimi mit großem Interesse gelesen und würde dem Commissario Gallo noch eine Chance geben. 😉
Die Fortsetzung der Reihe mit Commissario Gallo erschien bereits im März 2025 genauso wie zwei erste Bänder im Gmeiner Verlag.