Der Stab des Dirigenten

ausgezeichnet

Wer sich eine platte Kriminalisierung von Machtstrukturen innerhalb eines Orchesters vorstellt, mag vielleicht enttäuscht sein. Vieles im Buch kommt anders als man denkt, überhaupt wird gerne „anders“ gedacht, was das ganze zu einer sehr erfrischenden Lektüre macht. Zwischen den Zeilen voller Ironie lässt sich viel Ernsthaftigkeit erahnen, sofern man sich nicht vom Erzähler und von manchen Figuren, die sich selbst nicht immer sehr ernst nehmen, in die Irre führen lässt. Sehr köstlich – und eigentlich auch lehrreich - die Musikergespräche und die Milieustudien. Irgendwann wird es aber doch noch „kriminalistisch“ und richtig spannend, und ganz schön morbid. Ziemlich kühn, aber eben typisch, derartig spät eine Leiche „einzuführen“! Leider habe ich ein paar (Tipp?)-Fehler entdecken müssen, was mein großes Lesevergnügen nicht getrübt hat.