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Cybergirl
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Frankfurt

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Insgesamt 485 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Eine mitreisende Geschichte

Klappentext:
Als Siebzehnjährige verliebt sich Beth in den schönen und klugen Gabriel. Am Ende eines leidenschaftlichen, flirrenden Sommers jedoch zerbricht ihr Glück. 13 Jahre später lebt Beth glücklich mit ihrem Mann auf einer Farm. Sie kümmern sich aufopferungsvoll um Land und Tiere und genießen ihre noch immer große Liebe. Doch dann kehrt Gabriel mit seinem Sohn Leo in das Dorf zurück und reißt alte Wunden auf. Beth hat einen Sohn verloren, damals war er so alt, wie Leo jetzt. Ihre Gefühle brechen mit Wucht über sie herein, und sie trifft eine Entscheidung, die verheerende Folgen hat. Ein Mensch wird sterben, und ein anderer wird dafür büßen.

„Wie Risse in der Erde“ von Clare Leslie Hall ist ein Roman, der das Leben in all seinen Facetten zeigt. Ein Roman über Liebe und Verlust, Geburt und Tod, Lust und Schmerz.

Die Autorin hat die Geschichte geschickt aufgebaut. Es beginnt im Jahre 1955 mit Todesfall. Von da an geht es zurück in die Vergangenheit und 13 Jahre nach vorn in die Gegenwart.
Hier lebt Beth mit ihrem Mann auf einer Farm. Sie ist glücklich und zufrieden mit ihrem Leben.
Doch dann tritt Gabriel mit seinem Sohn Leo wieder in ihr Leben und reist alte Wunden auf.

Von dieser Stelle an verfolgen die Leser*innen zwei Handlungssträngen. Einmal die Gegenwart, mit Beth und ihrem wieder auflebenden Schmerz. Und die Vergangenheit, was vor 13 Jahren geschehen ist.

Clare Leslie Hall hat mit „Wie Risse in der Erde“ eine einzigartige Geschichte veröffentlicht. Die Geschichte ist eine Achterbahn der Gefühle. Auf Freude folgt Schmerz, auf Liebe folgt Leid.

Die Charaktere sind recht unterschiedlich und lebendig. Beth ist mit Frank verheiratet, Ihr Ehemann ist liebevoll und verständnisvoll. Doch als sie Gabriel begegnet, blüht ihre Liebe zu ihm wieder auf und Beth spürt, dass diese Liebe nie erloschen ist. Mehr über die Liebe und der Trennung zwischen Beth und Gabriel erfahren die Leser*innen in einem der Handlungsstränge.

Des weiteren sind die Leser*innen bei einem Prozess am Strafgerichtshof des Vereinigten Königreichs Old Bailey dabei. Wer der Angeklagte ist wissen die Leser*innen allerdings nicht.

Die Geschichte ist unglaublich vielschichtig und spannend. Ich bin nach wenigen Seiten ganz tief eingetaucht und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Dafür sorgte auch der Schreibstil von Clare Leslie Hall, der fesselnd, flüssig und gut verständlich ist. Die Autorin erzählt die Geschichte in einer feinen Sprache, man kann sie schon fast poetisch nennen.

„Wie Risse in der Erde“ ist ein fesselnder und so vielschichtiger Roman, den man einfach gelesen haben muss.

Bewertung vom 10.05.2025
Wut und Liebe
Suter, Martin

Wut und Liebe


ausgezeichnet

Emotional und eindrucksvoll

„Wut und Liebe“ von Martin Sutter, ist ein echter Sutter. Schon nach wenigen Seiten war ich ganz tief in die Geschichte versunken.

Noah und Camilla lieben sich, doch oft ist Liebe nicht genug. Noah ist Künstler und Camilla verdient das Geld. Camilla erhofft sich mehr vom Leben, als jeden Cent zweimal umzudrehen. Als sie sich kurzentschlossen von Noah trennt, versucht er alles um seine Liebe zurückzugewinnen.
Da trifft Noah Betty Hasler, eine reiche Frau mit Herzproblemen.
Als Betty ihm ein etwas unmoralisches Angebot macht, hofft er zu Geld zu kommen und Camilla zurückzugewinnen.

Martin Sutter erzählt die Geschichte brillant. Seine Sprache ist unvergleichlich, stark und ausdrucksvoll.
Seine Charaktere sind richtig lebendig und haben Gefühle von Liebe, Schmerz und Wut, wie wohl jeder Mensch. Camilla und auch Noah habe ich gerne durch die Geschichte begleitet.
Die Geschichte entwickelt sich rasant, die Gefühle schlagen um. Man spürt Liebe, Verzweiflung und Wut.

Der Schreibstil von Martin Sutter ist gewohnt flüssig und gut verständlich, begleitet mit einem Hauch feiner Ironie.

„Wut und Liebe“ ist wieder ein Roman von Martin Sutter, den ich nur so verschlungen habe.

Bewertung vom 08.05.2025
Was am Ufer lauert / Ermittlungen am Gardasee Bd.2
Koppelstätter, Lenz

Was am Ufer lauert / Ermittlungen am Gardasee Bd.2


sehr gut

Spannende Ermittlungen am Gardasee

Klappentext:
Die junge Journalistin Gianna Pitti soll auf Bitten ihres Vaters Arnaldo, der zurück am See ist, einen Informanten am Ostufer treffen. Da scheint niemand zu sein. Doch dann sieht sie etwas im Wasser liegen. Eine Frauenleiche! Und: Ein Wagen fährt los. Wer sitzt darin? Der Mörder? Bei der Leiche findet Gianna eine CD-ROM-Hülle, darauf steht: Churchills Geheimnis.
Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Onkel, dem Marchese Francesco, und Chefredakteurin Elvira Sondrini versucht die Reporterin herauszufinden, was es mit der Toten und der leeren Hülle auf sich hat. In der Bibliothek der Familienvilla finden sie Aufzeichnungen von Giannas Urgroßvater, der seinerzeit einige Tage mit dem ehemaligen britischen Premier an der Baia delle Sirene verbrachte, dem wohl schönsten Flecken am See.
Indes fallen in Malcesine Schüsse: ein Entführungsversuch eines britischen Historikers, der zu Winston Churchill forscht. Hängt der Vorfall mit dem Mord am Ufer zusammen? Wer ist die Tote? Und was hat es mit dem amerikanischen Ostküstenmillionär auf sich, der an der Baia delle Sirene einen baufälligen Ansitz gekauft hat?

„Was am Ufer lauert“ ist der 2. Band der Krimireihe Ermittlungen am Gardasee von Lenz Koppelstätter.
Die „Commissario Grauner Reihe“ von Lenz Koppelstätter habe ich gerne gelesen. Jetzt bin ich auch ein Fan der neuen Reihe.

Der Autor erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Sicht seiner 4 Hauptpersonen.
Gianna Pitti ist eine junge Polizeireporterin, die aus einem alten Adelsgeschlecht stammt. Genau wie ihrem Vater liegt ihr an dem Adelstitel nichts.
Zurzeit lebt sie bei ihrem Onkel in der Familienvilla. Sie ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und Journalistin geworden. Ihr Vater war auf rätselhaft Weise spurlos verschwunden, jetzt ist er wieder aufgetaucht.

Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi ist der Onkel von Gianna.
Er ist das Familienoberhaupt des Adelsgeschlechts und trägt seinen Titel mit Stolz. Der Marchese lebt in der Familienvilla am Gardasee. Er liebt gutes Essen und seine beiden Katzen Lago und Spiaggia.
Was ihm Sorge bereitet ist das Vergessen, das immer massiver wird.

Elvira ist die Chefredakteurin des „Messaggero di Riva“ und Giannas Chefin. Sie ist sehr ehrgeizig, auch wenn es sich nur um eine kleine lokale Zeitung handelt. Kein Beitrag wird ohne ihr Zustimmung gedruckt.

Arnaldo ist der Vater von Gianna. Er ist wieder an den Gardasee zurückgekehrt und will sich seiner Tochter wieder annähern.

Das sind die Hauptakteure der Geschichten. Die Charaktere werden gut beschrieben und sind sympathisch.

Gianna soll für ihren Vater einen Informanten treffen und von ihm Informationen bekommen. Doch als sie zu dem Treffpunkt am Gardasee kommt, findet sie da nur eine Frauenleiche und eine leere CD-ROM-Hülle. Ein Wagen fährt weg und Gianna befürchtet, dass der Mörder sie gesehen hat. Sie entfernt sich eilig vom Tatort. Als sie später mit Elvira zu See fährt, ist die Leiche verschwunden.

Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi findet in der Bibliothek alte Aufzeichnungen seines Großvaters. Er hatte Kontakt zu Winston Churchill, der gerne an den Gardasee kam.
Gibt es hier ein Geheimnis und haben die Aufzeichnungen etwas mit Arnaldos Recherchen und letztendlich auch mit dem Mord zu tun?

Lenz Koppelstätter erzählt die Geschichte spannend und mit ein bisschen Humor. Die Charaktere sind aus dem 1. Band schon gut bekannt. Ich mag sie gerne, sie sind mir alle sympathisch. Besonders Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi, er hat so etwas Distinguiertes an sich aber durch seine Vergesslichkeit ist er schon ein Unikum.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Hauptpersonen erzählt, was sie mir besonders nahebringen.

Den Fall beschreibt Lenz Koppelstätter und geheimnisvoll. Schritt für Schritt kommen mehr Informationen zu Tage und man denkt sich ganz langsam wie alles zusammenhängt.
Die Geschichte spielt am Gardasee der in all seiner Schönheit beschrieben wird.

Mit „Was am Ufer lauert“ hat Lenz Koppelstätter eine spannenden und unterhaltsamen 2. Teil seiner Krimireihe veröffentlicht und ich bin schon jetzt auf den nächsten Band gespannt.

Bewertung vom 01.05.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


sehr gut

Der ideale Sommerroman

Klappentext:

Margos und Richards Liebesgeschichte war verboten und leidenschaftlich. Als sie zerbrach, schloss sich Margo im Schlafzimmer ein und überließ ihre drei jungen Töchter sich selbst. Jahre später unterhält die charismatische Margo Garnett Liebhaber und Freunde in ihrem Cottage auf der Isle of Wight und weigert sich, jemals über ihre schmerzhafte Vergangenheit zu sprechen.
Doch ihr Schweigen verhindert, dass ihre nun erwachsenen Töchter endlich ihr Glück finden können. Rachel möchte mit ihrer Familie nach London zurückkehren, wird aber von der Verantwortung für ihr geliebtes, aber langsam verfallendes Familienhaus als Geisel gehalten. Die verträumte Imogen fühlt sich unter Druck gesetzt, ihren netten und rücksichtsvollen Verlobten zu heiraten, obwohl ihr Leben sie in eine andere Richtung zieht. Und die wilde, leidenschaftliche Sasha wird von einem Geheimnis belastet, dass die Garnett Girls in ihren Grundfesten erschüttern könnte.

„Die Garnett Girls“ ist der Debütroman von Georgina Moore.

Margo und Richard galten als Traumpaar auf der Isle of Wight. Ihre Partys waren beliebt. Doch dann hat Richard plötzlich Margo und seine drei Töchter verlassen. Margo war am Boden zerstört und hat sich für lange Zeit in ihr Zimmer eingeschlossen. Die Mädchen waren sich selbst überlassen und auf die Hilfe der Freunde angewiesen.
Als Margo wieder aus ihrem Mauseloch hervorkroch durfte niemand mehr den Namen Richard erwähnen.

Als die drei Mädchen dann erwachsen waren, hängt ihnen das Trauma der Mutter immer noch nach. Keine der drei ist fähig dazu sich frei zu entfalten.
Margo selbst gibt weiterhin eine Party nach der anderen und mischt sich aus ständig in das Leben ihrer Töchter ein.

Imogen schreibt mittlerweile erfolgreich Theaterstücke. Sie ist mit dem älteren William verlobt, aber die große Liebe ist es nicht.
Rachel führt die perfekte Ehe. Sie leibt ihre Kinder sehr. Doch richtig glücklich ist auch sie nicht.
Und Sasha führt zwar für alle ein perfektes Leben, nur ihr Glück hat auch sie nicht gefunden.

Georgina Moore erzählt die Familiengeschichte mit viel Gefühl. Sie zeigt gekonnt auf, wie sich Probleme auf die nächste Generation übertragen können. Was du deinen Kindern vorlebst, dass werden sie weiterführen. Die drei Mädchen suchen in ihren Partner immer einen Ersatz für den früh verschwundenen Vater. Aber auch die Angst wieder verlassen zu werden ist immer gegenwärtig.

Die Charaktere werden von Georgina Moore sehr gut beschrieben. Ich konnte jedes der Mädchen gut verstehen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich.

„Die Garnett Girls“ ist eine unterhaltsame und fesselnde Familiengeschichte, die ich recht schnell gelesen habe.

Bewertung vom 28.04.2025
Die Bucht
Webb, Liz

Die Bucht


ausgezeichnet

Geheimnisvoll und mysteriös

Klappentext:
In der Hoffnung auf einen Neuanfang zieht Nancy mit ihrem Mann Calder auf eine kleine Insel vor der Westküste Schottlands. Es fällt ihr jedoch schwer, sich in der kargen Landschaft mit den verschlossenen Bewohnern einzuleben. Und dann wird auch noch ihr größter Alptraum wahr: Sie findet Calders umgestürztes Boot in einer Bucht, sein Körper treibt regungslos im eiskalten Wasser. Dass er überlebt, gleicht einem Wunder. Doch Calder ist nach diesem Vorfall nicht mehr derselbe. Nancy spürt, dass er etwas vor ihr verbirgt, und sein Verhalten macht ihr Angst. Und als eine Leiche an den Strand gespült wird, weiß Nancy: Ein Neubeginn kann die Vergangenheit niemals völlig auslöschen.

„Die Bucht“ ist ein spannender und geheimnisvoller Roman von Liz Webb.

Nancy und ihr Partner Calder planen einen Neuanfang. Dafür ziehen sie an die Westküste Schottlands, die Heimat von Calder. Das Einleben fällt Nancy nicht leicht, die Landschaft ist karg und das Wasser allgegenwärtig. Zudem sind die Bewohner sehr verschlossen.
Bei einem Sturm gerät Calders Boot zum Kentern und er treibt regungslos im Meer. Sollte das Meer sich Calder holen, wie schon Jahre zuvor seinen Vater? Doch Calder hat Glück und überlebt. Doch nach dem Unfall ist Calder nicht mehr er selbst. Er hat sich sehr verändert und Nancy hat manchmal sogar Angst vor ihm. Auch vieles auf der Insel kommt Nancy seltsam vor. Sie erfährt auch von Calders früherer Freundin Caitlin, sie wird schon seit einiger Zeit vermisst. Doch jedes Jahr trudelt eine Karte bei ihrer Mutter ein. So erfährt Nancy Stück für Stück Dinge aus Calders Leben, die ihr vorher unbekannt waren.

„Die Bucht“ ist ein spannender Roman, fast schon ein Thriller. Liz Webb hat interessante Charaktere zum Leben erweckt. Die Atmosphäre in der Geschichte ist geheimnisvoll und mysteriös. Als Handlungsort hat die Autorin sich eine fiktive Insel ausgedacht. Diese beschreibt sie mit ihrer rauen Landschaft allerdings sehr genau. Auch die Bewohner, es sind nur 83 lernen die Leser*innen gut kennen.
Liz Webb verbreitet eine geheimnisvolle Stimmung, die mir manchmal einen Gänsehautmoment verschafft hat. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut verständlich und fesselnd. Einmal angefangen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Liz Webb ist es auch mit ihrem neuen Roman „Die Bucht“ wieder gelungen mich zu begeistern.

Bewertung vom 27.04.2025
Der Junge aus dem Meer
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


ausgezeichnet

Ein erstaunlicher Debütroman

Klappentext:
In einer kleinen Gemeinde an der Westküste Irlands wird 1973 ein Baby am Strand gefunden. Ambrose, der Fischer, und seine Frau Christine adoptieren den Jungen, der fortan den Namen Brendan Bonnar trägt. Alle sind fasziniert von diesem Kind, dessen Herkunft ein Rätsel ist, und Brendan, der für viele ein Rätsel bleibt, gibt dem vom Sturm der Zeitläufte gebeutelten Dorf die Hoffnung auf ein gutes Leben zurück. Zwanzig Jahre folgen wir dem Leben der Familie, das geprägt ist von Fürsorge und Schweigen, von der Rivalität der Brüder, von finanziellen Sorgen, aber auch dem Glück, von einer Gemeinschaft getragen zu werden.

„Der Junge aus dem Meer“ von Garrett Carr ist die Geschichte eines Jungen, die Geschichte einer Familie und die Geschichte einer Dorfgemeinschaft.

Fast täglich wird Treibgut an den Strand gespült. Doch als ein Baby in einem Fass an den Strand gespült wird, ist das schon etwas Besonderes. Die Dorfgemeinschaft kümmert sich liebevoll um den kleinen Findling. Jede Familie ist bereit, den Jungen einen Tag zu versorgen. Dann wird der Junge von Christine und Ambrose Bonnar adoptiert. Sie geben dem Baby den Namen Brendan. Die Familie hat schon einen Sohn, Declan. Das Verhältnis zwischen den „Brüdern“ bleibt distanziert. Dafür nimmt die gesamte Dorfgemeinschaft Anteil an der Entwicklung des Kindes.

Garrett Carr erzählt die Geschichte sehr gefühlvoll. Die Charaktere sind recht unterschiedlich und sympathisch. Hier wird, außer stellenweise Brendan, niemand hervorgehoben. Die Dorfgemeinschaft ist ein großes Ganzes und es ist auch immer von Wir die Rede. Der Zusammenhalt der Menschen, die in dem kleinen Dorf an der Westküste Irlands gefällt mir sehr gut. Auch hat man beim Lesen das Gefühlt, dass man selbst in diesem Wir eingeschlossen ist. Man ist nicht nur Beobachter, sondern mitten in der Geschichte drin.

Garrett Carr lässt seine Leser*innen 20 Jahre mit Brendan und der Andengemeinschaft verbringen.
Der Autor erzählt nicht nur von den Veränderungen, die im Laufe der Jahre im Dorf vor sich gehen. Es gibt auch viel Zeitkolorit, wie z. B. der Beitritt in die EWG, was für Bauern und Fischer Veränderungen mit sich brachte.
Es ist interessant zu lesen, dass die Zeit auch in einem kleinen irischen Dorf nicht spurlos vorbeigeht.

Garrett Car hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Immer wieder lockert er die Geschichte mit intelligent eingesetzten Witz auf.

„Der Junge aus dem Meer“ ist der Debütroman von Garrett Carr, ich wünsche mir noch viele solcher Geschichten von diesem Autor.

Bewertung vom 23.04.2025
Licht und Schatten / Montmartre Bd.1
Lacrosse, Marie

Licht und Schatten / Montmartre Bd.1


ausgezeichnet

Die Anfänge von Montmartre

„Montmartre - Licht uns Schatten“ ist der 1. Band der Montmartre-Saga von Marie Lacrosse.
Die Autorin hat mich schon mit einer ganzen Reihe von Büchern gegeistert. Auf das neue Werk habe ich mich schon lange gefreut.

Schon wenn man das Buch in der Hand hält, ahnt man, dass einen großes erwartet.

Marie Lacrosse entführt ihre Leser*innen nach Paris, genauer gesagt nach Montmartre. Dieser Teil von Paris, entfaltet sich gerade zu dem Montmartre, von dem heute oft gesprochen wird. Immer mehr Maler lassen sich dort nieder, eröffnen ihr Atelier. So gibt es auch immer mehr junge Frauen, die sich als Model zur Verfügung stellen und hoffen, damit ein paar Franc verdienen zu können.

Im Mittelpunkt stehen Elise Lambert und Valérie Dumas. Zwei ganz unterschiedliche junge Mädchen, die aus verschiedenen sozialen Schichten kommen. Eins haben sie gemeinsam, sie sind am gleichen Tag geboren und von derselben Hebamme ans Licht der Welt geholt worden.

Elise Lambert ist als Tochter einer Wäscherin aufgewachsen. Schon früh musste sie mitarbeiten, damit das Geld für sie, ihre Schwester und ihre Mutter reicht. Elise ist fasziniert vom Tanz. Besonders der Can Can hat es ihr angetan. Als sie die Bekanntschaft mit Louise Weber macht, die später als La Goulue eine bekannte Tänzerin in den Varietés wird, möchte Elise auch Tänzerin werden. Doch bis dahin ist es ein steiniger Weg.

Valérie Dumas kommt aus gutem Haus. Ihr Vater ist ein bekannter Kunsthändler. Auch Valérie ist sehr begabt und wünscht sich nichts mehr eine bekannte Malerin zu werden. Doch als Frau ist das so gut wie unmöglich. Aber ihr Vater schafft es, dass Valérie an einer Kunstakademie angenommen wird. Zwar unter bestimmten Voraussetzungen, aber immerhin darf sie dort lernen. Auch Toulouse-Lautrec studiert an der Kunstakademie, die beiden freunden sich an und Toulouse-Lautrec ist Valérie behilflich, wenn sie sich etwas mehr Freiheit bei ihrer sehr strengen Mutter erkämpfen möchte.

Marie Lacrosse beschreibt die Handlungsorte wieder einmal sehr anschaulich. In meinem Kopf sind schnell Bilder entstanden. Auch die Protagonisten sind sehr facettenreich und lebendig. Als Leser*in begegnet man vielen historischen Persönlichkeiten aus der Welt der Malerei und des Can Cans.

Es ist erstaunlich, dass so berühmte Maler wie z. B. van Gogh es nicht geschafft haben mit ihren Bildern erfolgreich zu werden.
Die Geschichte birgt aber noch viel mehr. Als Leser*in erfährt man auch etwas vom Bau des Eiffelturms und lernt Gustave Eiffel kennen. Auch der bis dahin nicht erfolgreiche Bau des Sueskanal, bei dem Gustave Eiffel die letzte Rettung zum Erfolg sein sollte, wird angerissen.

Marie Lacrosse hat einen flüssigen, gut verständlichen und fesselnden Schreibstil. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Im Anhang gibt die Autorin den Leser*innen noch einige interessante Details mit auf den Weg.

Ich habe zu Beginn gesagt, man ahnt, dass einen großes erwartet. Und so ist es auch. Die Geschichte ist so vielseitig und voller interessanten Informationen, dass die 600 Seiten wie im Flug vorbeirauschen.

„Montmartre - Licht uns Schatten“ ist ein großartiger historischer Roman, den ich mit großer Freude gelesen habe. Ich bin jetzt schon sehr auf die Fortsetzung „Montmartre – Traum und Schicksal“ gespannt, der am 12.11. erscheinen soll.

Bewertung vom 15.04.2025
Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1


ausgezeichnet

Die dunklen Gassen Hamburgs

Klappentext:
Hamburg, 1913. Von einem Tag auf den anderen wird Louise bettelarm: Ihr Mann verschwindet spurlos und mit ihm das letzte Geld. Zusammen mit Ella, einer ehemaligen Prostituierten, wagt sie einen Neuanfang und eröffnet auf Sankt Pauli eine Bar.
Schnell geraten sie in Konflikt mit den Autoritäten:
Ein Juwelier wird in der Nachbarschaft ermordet, Louise und Ella retten den vermeintlichen Mörder vor der Polizei, weil sie ihn für unschuldig halten. Da taucht Paul in der Bar auf, ein ehemaliger Polizist, der auf eigene Faust eine Bande gewalttätiger Straßenkinder jagt. Aber haben die verwahrlosten Seelen wirklich etwas mit dem Mord zu tun?

„Elbnächte – Die Lichter über St. Pauli“ ist der 1. Band einer neuen Saga von Henrike Engel.
Nachdem ich die Hafenärztin von Henrike Engel gelesen habe, war ich auf ihr neues Werk schon sehr gespannt.

Die Autorin führt ihre Leser*innen in die dunkelsten Ecken Hamburgs. Im Mittelpunkt stehen Louise, die eine Bar in St. Pauli betreibt und die Prostituierte Ella. Auch der Ex-Polizist Paul gesellt sich dazu. Er hat seinen Arm verloren und ist seither perspektivlos.
Drei sehr unterschiedliche Charaktere, die alle auf ihre Art liebenswert sind.

Eigentlich ist Louise ein luxuriöseres Leben gewohnt. Doch als sie von ihrem Mann verlassen wird, hat sie kein Geld mehr für das tägliche Leben. Kurz entschlossen eröffnet sie eine Bar in St. Pauli. Dort trifft sie auf Elle, eine ehemalige Prostituierte und freundet sich mit ihr an.
Als in der Nachbarschaft ein Juwelier ermordet wird, versteckt Louise den Verdächtigen, denn sie ist von seiner Unschuld überzeugt.
Louise, Ella und Paul tauchen ein in die Untiefen Hamburgs.

Henrike Engel hat tolle Protagonisten ins Leben gerufen. Die drei Hautcharaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen. Auch der Mops Principessa von Ella hat mir viele Freude bereitet.

Das historische Hamburg mit all seinen dunklen Gassen wird anschaulich beschrieben. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Dazu kommt noch ein ordentliches Tempo, was dazu führt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Der Schreibstil von Henrike Engel ist wie gewohnt flüssig und gut verständlich.

„Elbnächte – Die Lichter über St. Pauli“ ist eine Mischung aus Historischer Roman und Kriminalroman. Meine zwei liebsten Genre vereint in einem Buch. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen und freue mich schon auf den 2. Band „Elbnächte - Schatten über St. Pauli“ der im November 2025 erscheinen soll.

Bewertung vom 12.04.2025
3 Streuner wittern das Abenteuer
Fröhlich, Anja

3 Streuner wittern das Abenteuer


ausgezeichnet

3 Streuner zum Liebhaben

Klappentext:
Glück bis in die Pfotenspitzen – so fühlt es sich an, wenn die drei ehemaligen Straßenhunde King Kerl, Big Ben und Flirty von ihrer neuen Besitzerin Joy gekrault werden. Aber einige Dinge sind sehr merkwürdig in ihrem neuen Zuhause: im Garten treibt nicht nur ein Außerirdischer sein Unwesen, sondern es gibt dort auch einen Berg, der spricht! Und von außerhalb des Zauns weht ihnen der Duft der Freiheit um die Hundenasen. Ab und zu ein kleines Abenteuer ohne Leine wird ja wohl gestattet sein.

„3 Streuner wittern das Abenteuer“ von Anja Fröhlich ist der 1. Band einer Kinderbuchreihe mit Illustrationen von Pe Grigo. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab 8 Jahren.

Im Mittelpunkt stehen die 3 Streuner King Kerl, Big Ben und Flirty. Die 3 Streuner lebten in Spanien. Doch eines Tages landeten sie im Tierheim und wurden von dort, von einer deutschen Familie adoptiert und mitgenommen. Jetzt sind die Hunde ganz glücklich, wenn sie ihre Streicheleinheiten bekommen. Für die 3 Streuner heißt es jetzt ihre neue Heimat zu erkunden, dabei erleben sie einige zum Teil lustige Abenteuer. Diese werden in dem Buch aus der Sicht von King Kerl erzählt.

Anja Fröhlich erzählt die Geschichten in einem Ton, der für Kinder ab 8 Jahren gut verständlich ist. Die 3 Streuner werden gut vorgestellt und sind zum Liebhaben. Der Schreibstil der Autorin ist locker und leicht. Durch schöne Illustrationen von Pe Grigo werden die Geschichten aufgelockert.

Die Schrift ist angenehm groß, so, dass Kinder sie gut lesen können.
„3 Streuner wittern das Abenteuer“ ist ein schönes Buch um Kinder zum Lesen zu inspirieren. Es macht aber auch großen Spaß das Buch vorzulesen oder gemeinsam mit den Kindern zu lesen.

Bewertung vom 10.04.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Ein mitreißender Roman

Klappentext:
Frühjahr 1945, Europa ist zerstört. Anni flieht mit ihrer kleinen Tochter und dem halbjüdischen Geiger Adam aus dem brennenden Dresden, quer durch das besetzte Deutschland, auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht. Im Tiroler Bergdorf bei Annis Schwiegereltern werden sie dann vor eine folgenreiche Entscheidung gestellt: Will Anni bleiben, muss Adam gehen.
Was kann Liebe leisten, was kann sie verzeihen? Eine Frage, die sich Anni & Adam, Tristan & Rosalie angesichts von Leid und Zerstörung stellen müssen.
Ihr geliebter Zwillingsbruder Tristan ist als junger Luftwaffenpilot nur knapp dem Tod entronnen und in englische Kriegsgefangenschaft geraten. Trotz schwerer Anfeindungen pflegt ihn die britische Krankenschwester Rosalie, es entsteht eine Liebe, die vom Gesetz verboten ist.

„Maikäferjahre“ ist ein mitreißender Roman über 4 junge Menschen von Sarah Höflich.

Im Mittelpunkt stehen Anni, Adam, Tristan und Rosalie.

Anni muss das brennende Dresden verlassen. Sie hat fast alles verloren. Ihre Eltern haben den Krieg nicht überlebt. Ihr Bruder Tristan wird vermisst. Nur ihre Tochter Clara ist ihr geblieben. Da trifft sie den Geiger Adam wieder. Doch als sie Zuflucht bei ihren Schwiegereltern sucht, wird Adam nicht geduldet.

Der Geiger Adam ist leidenschaftlicher Musiker. Zusammen mit Anni und ihrer Tochter flieht er aus Dresden. Die drei bilden eine Schicksalsgemeinschaft. Adam hegt für Anni stärkere Gefühle, doch ist ihnen eine Zukunft möglich?

Tristan ist ein junger Luftwaffenpilot und in englische Kriegsgefangenschaft geraten. Während seiner Genesung muss er immer wieder an seine Zwillingsschwester Anni denken. Nur der Gedanke, dass sie den Krieg überlebt hat, gibt ihm die Kraft um zu genesen. Die Krankenschwester Rosalie pflegt ihn aufopferungsvoll.

Rosalie ist Krankenschwester und weiß, dass sie mit den Patienten, die sie im Lazarett pflegt, keinerlei private Beziehungen eingehen darf. Aber ihre Gefühle für den verletzten Tristan kann sie nicht unterdrücken.

Das sind die vier jungen Menschen, um die es in der Geschichte geht.
Erzählt wird die Geschichte der Familie Baumgartner. Die Zwillinge Anni und Tristan haben ein sehr enges Verhältnis. Tristan muss in den Krieg und ist bei der Luftwaffe. Anni hat ihre Jugendliebe geheiratet und bekommt ein Kind.
Anni begleitet man durch die schlimmen Kriegsjahre und Tristan bei seinem Absturz und der Gefangennahme. Als Kriegsgefangener kommt er ins Lazarett und darf dort genesen.

Sarah Höflich hat für die Geschichte liebenswerte Charaktere ins Leben gerufen. Die Autorin spiegelt die Zeit der Handlung sehr gut wider. Die Zerstörung der Städte und das karge Leben der Überlebenden genauso wie das Leben der in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten. Der Schreibstil von Sarah Höflich ist flüssig und gut verständlich. Ich bin beim Lesen ganz tief in die Geschichte versunken.
„Maikäferjahre“ ist ein mitreißender Roman, den ich mit viel Begeisterung gelesen habe.