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herzenslustlos
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2025
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


gut

Wundervolles Andenken an ihre Schwester

In Lilianas unvergänglicher Sommer geht es um die jüngere Schwester Liliana der Autorin Cristina Rivera Garza, die 1990 in Mexiko von ihrem Exfreund ermordet wurde. Der Täter wurde nie bestraft und so entscheidet sich ihre Schwester Liliana eine Porträt zu schreiben, das zu gleicher Zeit auch ein Appell ist Frauen endlich mehr vor Femiziden zu schützen.

Die Autorin verfasst ein wunderbares Porträt ihrer Schwester, das einen sehr begabten, beliebten und intelligenten Menschen zeigt, dem auf ungerechteste Weise viel zu früh das Leben genommen wurde. Und selbst dann konnte der Familie nicht einmal Gerechtigkeit gebracht werden, aufgrund der Unfähigkeit der mexikanischen Behörden und einer Justiz und Gesellschaft, in der zu dieser Zeit Femizide noch gar kein Gegenstand der Arbeit waren. Es ist ein Buch das wütend macht und dabei auch einen Einblick auf eine wundervolle Frau gibt.

Bewertung vom 15.07.2025
Shattuck, Ben

Die Geschichte des Klangs


sehr gut

Poetische Geschichte

In die Geschichte des Klangs von Ben Shattuck geht es um zwei junge Musikstudenten Lionel und David, die sich in einer Bar in Maine kennenlernen und darauf einen träumerischen Sommer wandernd durch die Wälder erleben und sich dabei nahe kommen. Viele Jahre später wird Lionel wieder an diese Liebe erinnert.

Die Geschichte des Klangs ist eine sehr kurze Story, die gut an einem Stück lesbar ist. Dennoch vermisst man nichts, die Seiten wurden voll ausgenutzt. Das Buch ist sehr clever konstruiert, wie die beiden Geschichten aus den unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander verwoben sind. Eine sehr schöne Idee, die sehr gelungen umgesetzt wurde. Die Geschichte ist trotz der Kürze emotional und bringt sehr viel Gefühl herüber. Der Schreibstil ist flüssig und poetisch. Einzig der Preis ist wirklich zu hoch für so ein dünnes Buch.

Bewertung vom 26.05.2025
Eui-kyung, Kim

Hello Baby


sehr gut

Eindringlicher Roman

In Hello Baby von Kim Eui-kyung geht es um sechs Frauen, die sich in einer Fruchtbarkeitsklinik in Seoul kennenlernen und sich fortan gegenseitig in ihrem Wunsch unterstützen unbedingt ein Kind zu bekommen.

Hello Baby ist ein unglaublich eindringlich geschriebener Roman, der die Situation von Frauen und Müttern, insbesondere in Korea, sehr klar übermittelt. Er zeigt wie die Frauen auf sich allein gestellt sind und keine Unterstützung bekommen von ihren Männern oder auch ihrer Arbeit. Kinder bekommen und Kinder großziehen wird als alleinige Aufgabe der Frauen angesehen. Dafür entwickelt sich aber ein wunderbarer Zusammenhalt der Frauen untereinander und man leidet mit wenn sie durch die verschiedenen Phasen von Sehnsucht und Hoffnung zu Enttäuschung und Verzweiflung wandern. Und all das schafft die Autorin auch noch mit einer spannenden Geschichte zu verknüpfen.

Bewertung vom 12.05.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


ausgezeichnet

Großartig konstruierter Familienroman

In Wo wir uns treffen von Anna Hope geht es um die Familie Brooke, die seit vielen Generationen auf dem riesigen Anwesen auf dem englischen Land wohnt. Als das Familienoberhaupt Philip stirbt, treffen sich seine Kinder wieder auf dem Anwesen. Doch deren Pläne mit dem Anwesen gehen stark auseinander und dabei müssen sie sich auch mit dem wahren Erbe ihrer Familiengeschichte auseinandersetzen.

Der Autorin ist hier ein wunderbarer Roman gelungen mit tollen Charakteren, wobei der stärkste Charakter das atemberaubende Anwesen ist. Englische Landhäuser haben immer schon eine große Stellung in der Literatur eingenommen. Doch auch die Themen sind faszinierend, es ist ein sehr ambitionierter Roman, der historische Themen mit modernen Themen verbindet und das auf eine sehr überzeugende und klug konstruierte Weise. Eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.05.2025
Ben Saoud, Amira

Schweben


sehr gut

Ideenreiche Dystopie

In Schweben von Amira Ben Saoud geht es um eine namenlose Erzählerin, die einer abgeschotteten Siedlung in einer dystopischen Welt nach dem Klimakollaps lebt. Dort ist Gewalt verboten und alles was mit Wissen über das Davor zu tun hat. In dieser Welt schlüpft die Erzählerin für Geld in die Rolle anderer Frauen.

Amira Ben Saoud ist hier ein faszinierendes Debüt gelungen. Der Roman ist sehr präzise geschrieben und wunderbar zu lesen. Sie hat eine sehr spannende postapokalyptische Welt kreiert mit einer packenden Geschichte und lebendigen Charakteren. Es werden sehr viele Themen angeschnitten und das einzig wirkliche Problem ist, dass für die Kürze des Buches ingesamt einfach zu viel verschiedenes behandelt wird und dadurch allem nicht so richtig gerechtet wird. Ich hätte mir die Geschichte noch ausführlicher gewünscht. Dennoch ein äußerst vielversprechendes Debüt mit originellen Ideen und ich erhoffe mir in Zukunft noch mehr von dieser Autorin lesen zu können.

Bewertung vom 27.04.2025
Green, John

Tuberkulose


sehr gut

Lehrreicher Appell

"Wie soll ich eine Welt akzeptieren, in der allein in diesem Jahr mehr als eine Million Menschen sterben wird, weil sie die Therapie nicht bekommt, die es seit fast einem Jahrhundert gibt?". Diese Frage stellt sich John Green nachdem er in Sierra Leone auf den jungen Henry trifft, der an Tuberkulose leidet, worauf er sich anschließend mit dieser Krankheit befasst, die in reichen Ländern heute gar keine Rolle mehr spielt.

John Green zeigt in diesem Buch was ein hervorragender Autor er ist, der so viel mehr kann als nur Jugendbücher. Er nutzt seine große Plattform um Gutes zu tun und steht für die Schwächeren ein. Eindrücklich verbindet er die berührende Geschichte von Henrys Familie mit Fakten über Tuberkulose und richtet damit einen Appell an die Welt endlich eine Krankheit zu besiegen, wofür wir bereits längst die nötigen Mittel besitzen. Erschreckend zeigt er auf, wie jedes Jahr Millionen Menschen sterben müssen, weil wir in einer Welt leben, wo Reichtum und Wohlstand und letztendlich der Geburtsort darüber entscheiden ob man das Recht auf die bestmögliche medizinische Behandlung erhält. Und wo es selbst bei Krankheiten nur darum geht Profit zu machen.

Ein sehr empfehlenswertes Buch, für mich persönlich hätte es nur noch ausführlicher sein können.

Bewertung vom 21.04.2025
Murrin, Alan

Coast Road


sehr gut

Berührender Kleinstadtroman

In Coast Road von Allan Murrin geht es um eine kleine irische Stadt in den 90ern, noch bevor die Scheidung in Irland legalisiert wurde. Das streng katholische Städtchen ist in Aufruhr als Colette wieder auftaucht, die Dichterin die vor einem Jahr ihren Mann und ihre Kinder verließ und zu einem anderen Mann nach Dublin zog.

Coast Road ist ein großartiger Roman, der wirklich wunderbar geschrieben und sehr schnell zu lesen war. Es wurde nie langweilig. Die Kulisse an der Küste Irlands wurde eindrucksvoll beschrieben und die Charaktere wirkten total real. Die Geschichte an sich war auch sehr berührend. Tragisch und traurig, wie man es so oft gewohnt ist von irischen Autoren und warum ich sie so wertschätze. Außerdem wurden eindrucksvoll die gesellschaftlichen Schwierigkeiten der Frauen in Irland vor gerade 30 Jahren aufgearbeitet.

Bewertung vom 24.03.2025
Reilly, Rebecca K

Greta & Valdin


sehr gut

Einzigartige Familiengeschichte

In Greta & Valdin von Rebecca K Riley geht es um das gleichnamige, queere Geschwisterduo. Die beiden wohnen zusammen, sind eher unglücklich in der Liebe und haben gegeneinander eine starke Abhängigkeit entwickelt. Dazu sind beide beeinflusst von ihrer exzentrischen Familie mit ihrer vielfältigen Herkunft und einer komplizierten Geschichte.

Das Buch ist ein wunderbares Leseerlebnis. Dazu finde ich das deutsche Cover auch total schön und echt super gelungen. Der ganze Roman ist sehr gut geschrieben, die Charaktere sind einzigartig und man lernt sie wirklich zu lieben. Dazu ist es sehr abwechslungsreich. Es gibt lustige, romantische, sexy und auch emotionale Momente. Allerdings gibt es manchmal etwas wenig wirkliche Handlung und man hat nicht so das Gefühl als ob man so richtig voran kommt. Dennoch ein empfehlenswertes Leseserlebnis.

Bewertung vom 10.03.2025
Prödel, Kurt

Klapper


sehr gut

Nostalgisch, witzig, traurig

Klapper ist ein einzigartiges und witziges Buch, das mich sofort in das Jahr 2011 zurückversetzt hat. Die Darstellung der Eltern ist besonders realistisch gelungen, und die Geschichte rund um das Teenagersein und den Übergang ins Erwachsenenleben trifft genau den richtigen Ton.

Die Charaktere sind originell gezeichnet, und der Humor zieht sich charmant durch das ganze Buch. Besonders gefallen hat mir, wie Kurt Prödel es schafft, die Zeit und das Lebensgefühl dieser Ära so treffend einzufangen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass das Buch etwas länger wäre – so hätten sich die Beziehungen und Charaktere noch stärker entfalten können. Einige Dinge blieben am Ende offen, was etwas unbefriedigend war.

Dennoch: Klapper ist ein tolles, nostalgisches Lesevergnügen mit viel Potenzial. Von mir gibt es solide 4 Sterne!

Bewertung vom 21.02.2025
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


sehr gut

Faszinierender Familienroman

In die Fletchers von Long Island von Taffy Brodesser Akner geht es um die reiche, jüdisch-amerikanische Fletcher Familie, die auch 40 Jahre nach der Entführung des Familienoberhauptes Carl immer noch stark darunter leidet, welche Effekte die Entführung auf die verschiedenen Familienmitglieder hatte.

Die Einleitung fand ich leider etwas fade, trotz des spannendes Themas der Entführung wird das dort eher beiläufig erzählt und auch der Schreibstil ist etwas komisch. Zu Beginn des 1. Teils nimmt das Buch jedoch sofort Tempo auf. Es ist sehr gut geschrieben, die Charaktere wirken sehr real in ihrer Verkorkstheit. Dazu wird immer wieder wunderbar der Klassismus in der amerikanischen Gesellschaft durch die Geschichte dargestellt. Das Ende war mir dann vielleicht ein wenig zu unspektakulär. Auch wenn ich zugeben muss, dass es dennoch gut zur Geschichte passt.