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joachim
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würzburg

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Bewertung vom 19.07.2009
Rückbesinnen und Neubestimmen : Beiträge zur Deutschen Frage 1850 bis 1989. (Hamburger Studien zu Geschichte und Zeitgeschehen ; Bd. 1)
Schulte, Bernd F.

Rückbesinnen und Neubestimmen : Beiträge zur Deutschen Frage 1850 bis 1989. (Hamburger Studien zu Geschichte und Zeitgeschehen ; Bd. 1)


gut

Wie Historiker Politik machen (wollen).

Interessant ist, dass einer der Aufsätze die Methoden der Mommsen Schule/Düsseldorf in der Diskussion um den Ausbruch des Ersten Weltkreges thematisiert. Mich hat es immer wieder gewundert, dass sich die Historiker in Deutschland den rüden Stil der Mommsen-Brüder gefallen liessen. Diese gelangten, als Schüler Theodor Schieders und Hans Rothfels, zumindest mit Wolfgang Mommsen, in hohe Funktionen der geschichtswissenschaftlichen Zunft (z.B. Chef des DHI London). Diese Position nutzte Mommsen mit seinen Schülern zu einem breiten Angriff auf die Hamburger Fischer-Schule. Und das mit dem Geld auch der Bundeswehr, die zuvor für Wissenschaftler der 70iger/80iger Jahre, "nicht fein genug" gewesen war.

Die Tatsache, dass dabei abgeschrieben und wissenschaftliche Grundgesetze verletzt wurden etc., findet sich in Sch.s Aufsatzsammlung aufgeführt. Vor allem ins Zwielicht geraten so der in Bern lehrende Stig Foerster (übernimmt ungekennzeichnet ganze Überschriften aus Sch.s Armeebuch), der angeblich zwar Fischer weiterentwickeln will, das genaue Gegenteil, die Fortschreibung Gerhard Ritters jedoch unternimmt. Dabei entsteht z.B. die irrige Lehre von den, aus Angst Krieg machenden, deutschen Militärs von 1914. Oder Afflerbach, inzwischen in GB, der die Wenninger-Publikation Sch.s benutzt und die Übertragungen aus den Wenninger-Papieren (Gabelsberger Stenographie) nicht kenntlich macht (erstveröffentlicht in den MGM und "Europäische Krise und Erster Weltkrieg"/von F. "ein problematisches Buch" genannt).

Wie sagte Fischer doch 1972: "Die Wissenschaft ist nicht einen Deut vornehmer, als irgendeine andere Beschäftigung". - Denn: es geht um die Beeinflussung von Politik ganz allgemein. Dass das vor dem Jubiläumsjahr 2014 besser werden wird, ist nicht zu erkennen.

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