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Benutzername: 
marylovesbooks
Wohnort: 
Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2022
New York und der Rest der Welt
Lebowitz, Fran

New York und der Rest der Welt


ausgezeichnet

Fran Lebowitz ist wirklich eine Ikone der Zeitkritik. Als solche gilt sie in den USA auch schon seit Jahrzehnten: Schreibt bissige Essays, sitzt in den wichtigen Talkshows und taucht als Cameo-Gast in verschiedensten Serien und Filmen auf.
Es gibt eigentlich nichts, wozu sie keine Meinung hat und das ist auch gut so. Vom Salat als Lebensgefühl über Pro-Kontra-Listen zum Thema Homosexualität, ihre Essays bilden das komplette Spektrum ab.

Schon das Cover kündigt an, was sich bei näherer Beschäftigung mit der Person Fran Lebowitz bestätigt: Eine New Yorker Ikone stellt sich vor.
Meine unwillkürliche Assoziation war sofort Anna Wintour, die neben diversen äußerlichen Ähnlichkeiten (zumindest in der ikonographischen Darstellung des Covers) auch ihren trockenen und spitzen Humor mit Leibowitz zu teilen scheint.
Wie ihre Darstellung auf dem Cover hat auch die Erzählerin Lebowitz ihre Stadt stets im Blick, nichts scheint ihr zu entgehen.
Wer nach Lektüre dieses Buches nicht sofort in den nächsten Flieger steigen will, dem ist nicht zu helfen - eine Liebeserklärung an New York und an den Biss von Fran Lebowitz.

Bewertung vom 28.03.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


ausgezeichnet

Ich habe mich schon auf den ersten Seiten in Fred, die Protagonistin in Lucy Frickes neuem Roman, verliebt. Eine wunderbar zynisch, sarkastische und starke Frauenfigur, die nach einem beruflichen Rückschlag und einer Versetzung in die Türkei mit sich und ihrer gesamten Branche hadert und dabei auch nicht zimperlich mit Spitzen gegen die eigenen Kollegen ist.

Wahnsinnig humorvoll und zugleich scharfsinnig beschreibt Fricke das ansonsten oft hinter geschlossenen Türen verbleibende diplomatische Milieu. Gerade auch die aktuellen Bezüge geben dem Buch dabei die nötige Brisanz, die einen als Leser auch immer wieder Bezüge zu anderen Ereignissen der Zeitgeschichte herstellen lässt und somit auch zur kritischen Lektüre anregt.

Ihre große Stärke, die Charakterzeichnung, spielt Fricke auch hier wieder voll aus. Lakonisch und doch einfühlsam beschreibt sie das Dilemma ihrer Protagonistin, sich in ihrer eigentlich doch sehr einflussreichen Position zugleich doch auch irgendwie machtlos zu fühlen - ein Gefühl, bei dem wahrscheinlich viele in der aktuellen Situation mitfühlen können.