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Benutzername: 
Lisa
Wohnort: 
Harz

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


gut

Ruhiges Mysterium um eine Insel

Auf das neue Buch „Leute von früher“ von Kristin Höller bin ich vor allem aufmerksam geworden, weil die Gestaltung des Covers einfach wunderschön ist. Nun aber zum Inhalt des Buches.
Marlene hat ihr Studium beendet und hängt in der Schwebe. Um sich erstmal zu orientieren fängt sie einen Job in einem Erlebnisdorf auf einer Insel an. Die Einführung in die Geschichte fand ich noch sehr schön geschrieben. Es herrscht zwar ein ruhiger Ton, aber die Beschreibungen der Landschaft haben mir sehr gefallen. Nach dem ersten Drittel verliert die Geschichte für mich an Fahrt. Wir haben zwar die sich anbahnenden Liebe zwischen der Protagonistin und Janne, aber mehr passiert nicht. Dann kommen die Mysterien der Insel zum Vorschein, welche sich auch auf die „Leute von früher“ des Titels beziehen. Da kam für mich schon mehr Spannung auf. Leider schlägt das Ende für mich persönlich fehl. Ich hätte mir da gerne ein weniger offenen Schluss gewünscht.
In Summe kein Buch, das man gelesen haben muss. Es ist eine nette Lektüre für den Sommer, aber nichts, was mich noch lange beschäftigen wird.

Bewertung vom 24.03.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Coming-of-Age meets Science Fiction? Es funktioniert!

Die 16-jährige Odile muss bald mit einer Ausbildung anfangen. Von ihrer Mutter wird die planlose Odile gedrängt, sich für das Auswahlverfahren im öffentlichen Dienst am Conseil zu bewerben. Die Auserwählten entscheiden dann, ob sie Anzeige von Bürgern die in die benachbarten Täler reisen möchten genehmigt werden. Das besondere ist, dass die benachbarten Täler im Osten und Westen, das Tal 20 Jahre in der Zukunft und in der Vergangenheit darstellen. Es laufen also drei parallele Stränge ab.
Ein richtig abgefahrenes Buch, was sowohl in der dystopischen Darstellung der ganzen Idee der drei Täler punktet, aber auch in der Präsentation unserer heranwachsenden Protagonistin Odile. Ihre Gefühlswelt wird stets deutlich erzählt, was mir sehr gefallen hat. Das Buch ist unglaublich spannend und zeigt verschiedene bewegende Schicksale. Ein Hauch Philosophie bleibt nicht verborgen, müssen die Anwärter im Conseil moralisch basierte Entscheidungen treffen. Super interessanter Roman.

Bewertung vom 08.01.2024
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


sehr gut

Vom Vergessen, Erinnern und Loslassen.

“Bis man mit der Niederlage konfrontiert ist, mit dem Ergebnis der eigenen Erfolgslosigkeit, falscher Lebensplanung, letztlich: dem fundamentalen Scheitern in einer Gesellschaft, die nur ständige Maximierung als Erfolg akzeptiert, nicht das Reduzieren, nicht ein Leben im Kleinen, Überschaubaren.”

Melancholisch erzählt die Autorin über das Vergessen, Erinnern und Loslassen. Die Protagonistin soll von nun an alleine wohnen. Gar nicht so einfach, wenn man vorher immer umgeben war von seinen Kindern, die die Räume mit Leben füllen. Ihre Wohnung kann sie sich nicht mehr leisten. Eine neue Bleibe muss her. Was dieser Wendepunkt in unserer Protagonistin auslöst, lesen wir in diesem wunderschön formulierten Roman von Doris Knecht. Wir erfahren viel, über die Gedankenwelt der Protagonistin, wodurch es ein eher ruhiges Werk ist. Knecht zeichnet das Portrait einer Frau, die ihre eigenen Entscheidungen hinterfragt und sich durch eine große Stärke auszeichnet. Wir erfahren viel über ihr Leben als alleinerziehende Mutter, der Beziehung zu ihren Kindern und ihren Zweifeln. Ein nostalgisches Zurückblicken auf das was war und der Versuch, sich mit den Veränderungen abzufinden. Ich fand es sehr bewegend. Eine Leseempfehlung geht raus.

Bewertung vom 08.01.2024
Macht
Furre, Heidi

Macht


ausgezeichnet

Bewegendes Schicksal

Die Autorin nimmt uns mit durch den Alltag der Protagonistin Liv, die Opfer einer Vergewaltigung ist. Wir lernen Liv in verschiedenen Episoden kennen, die ihre innere Konflikte zeigen. Dabei gelingt es Heidi Furre besonders gut, die Gedankenwelt der Protagonistin in den Vordergrund zu stellen. Man merkt, wie stark sie in normalen Situationen zwischen Angst und Misstrauen, aber auch dem Versuch der Bewältigung ihres Erlebnisses hadert.
Ein wichtiges Buch, da es die Emotionen der Opfer subtil, aber trotzdem ausdrucksstark darstellt. Durch den Schreibstil ist es schwierig, eine Bindung zur Protagonistin zu spüren. Stilistisch finde ich es raffiniert gelöst, da es die emotionale Distanz und das Unverständnis zwischen Opfer und Außenstehenden gut darstellt. Man kann sich nicht ausmalen, wie sehr es einen im Alltag einschränken kann. Das Buch hilft jedoch besser zu verstehen.

Bewertung vom 08.01.2024
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

Kein seichter Urlaubsroman.

Berührender Roman rund um die Selbstbestimmung der Frau, das Recht ein neues Leben in die Welt zu setzen und den Tod.

Die Kulisse war atemberaubend gezeichnet. Man wird direkt in ein Café an der Côte d’Azur transportiert. Doch bleibt es bei nicht bei einem seichten Urlaubsroman. Emotional erzählt sie die Geschichte von der 35-jährigen Lea, welche sich gerade von ihrer langjährigen Partnerin getrennt hat und in die belebte Idylle der Côte d’Azur flüchtet. Dort begegnet sie der 16-jährigen Alice, welche kurz darauf bei einem scheinbaren Unfall zu Hause ums Leben kommt. Lea trifft auf den Bruder von Alice, Émile. Ihre Schicksale werden miteinander verwoben, da sie ein Frage gemeinsam beschäftigt: Was ist wirklich mit Alice in dieser Nacht geschehen?

Ich hab nicht erwartet, dass sich hinter diesem bunten Cover ein Wucht an wichtig zu behandelnden Themen verbirgt. Es ist kein 0815-Roman, in welchem die Protagonistin ein neues Leben beginnt und sich schnell und recht unkompliziert in den nächsten Mann verliebt. Tiefgreifend erzählt Landsteiner eine Geschichte über interfamiliäre Beziehungen und die Selbstbestimmung der Frau in Bezug auf den Schwangerschaftsabbruch. Keine leichte Kost.

Bewertung vom 19.09.2023
Malus
Hirth, Simone

Malus


ausgezeichnet

"Es muss doch mehr geben hier draußen als Adam und Gott, denkt Eva.
Und marschiert entschlossen los."

Das Buch musste ich erstmal sacken lassen.

In "Malus" von Simone Hirth wird einem wieder bewusst, wie stark das Patriarchat Frauen unterdrückt. Sie spielt mit dem Bild von Adam und Eva. Letztere flüchtet aus dem Paradies in die echte Welt und stößt auf viele Komplikationen. Dann ist sie auch noch schwanger von Adam. Sie wird zum Spielball von Adam, Gott und dem Rechtsstaat.

Es ist ein Weckruf. Frauen muss mehr zugehört werden, ihre Anliegen sollen Wahrheiten werden, bevor es eskaliert. Themen sind toxische Männlichkeit, häusliche Gewalt und die unausgeglichenen Machtverhältnisse innerhalb des Patriarchats.
Ich kann das Buch sehr empfehlen, auch wenn es wirklich schockierend ist, Evas Geschichte zu verfolgen. Das Ende des Buches hat mich zutiefst erschüttert. Und sprachlos zurückgelassen. Absolut keine leichte Kost.

Ganz wundervoll fand ich, dass Eva im Laufe der Geschichte in einer Bibliothek arbeitet und Halt in der vielfältigen Literatur findet. Die Autorin präsentiert uns am Ende eine Liste der Bücher mit der ich mich unbedingt noch eingehender befassen will.

"Ich möchte hier bleiben. Ich möchte ein Leben ohne
Adam und vor allem ohne Gott. Ich möchte entscheiden,
wie ich es verbringe und mit wem ich schlafe. Ich möchte
mein Kind zur Eigenverantwortung erziehen. Ich möchte
insgesamt einfach wählen können. Und ich möchte, dass
mein Kind wählen kann. Ist das zu viel verlangt?"

Bewertung vom 15.07.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

Wir begleiten Max auf der letzten Reise gemeinsam mit seinen Großeltern nach Sylt. Schnell macht die Geschichte jedoch einen Turn. Sie spielt nicht nur in der Gegenwart, sondern erzählt viele kleine Geschichten und Anekdoten der gesamten Familie. So lernen wir viele Charaktere kennen, meist von ihrer schrägen Seite. Eine sehr liebenswerte Geschichte, die mich sehr berührt hat. So einige Male musste ich auch schmunzeln. Das Aufeinandertreffen zweier Generationen birgt doch oft seine Tücken, gerade in Bezug auf politische oder gesellschaftliche Themen, die aktuell sehr relevant sind. Dies wurde vom Autor auf eine humoristische Weise mit in den Roman einbezogen.
Nichtsdestotrotz hat der Roman auch seine traurigen Seiten, welche zwischen den Zeilen angekündigt werden und sich gegen Ende zuspitzen. Insgesamt kann das Buch sehr empfehlen.

Das Cover ist fantastisch illustriert und passt perfekt zur Geschichte.