Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Ann-liest
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2025
Die Engel von Alperton
Hallett, Janice

Die Engel von Alperton


weniger gut

Ganz anders als erwartet

Mich hat das Thema des Buches sehr interessiert, die Umsetzung dann aber leider schnell enttäuscht.

Erwartet hatte ich einen echten True Crime Fall, literarisch als Roman aufbereitet. Dies ist es aber nicht. Es ist ein fiktiver True Crime Fall - was jetzt erstmal nicht schlimm ist - und der Roman zeigt auf, wie Recherche funktioniert. Es gibt also keine flüssig erzählte Geschichte sondern abwechselnd WhatsApp Chats/SMS, Briefe, Transkriptionen von Interviews und Gesprächen etc. Und das ist leider furchtbar anstrengend. Es gibt viele Wiederholungen, darüber hinaus enthält es auch Notizen, Literaturlisten, Listen mit interessanten Interviewpartnern, die einfach langweilig sind. Gerade zu Beginn habe ich immer wieder Seiten überblättert.

Nach hinten raus bekommt die eigentliche Handlung mehr Substanz und ich empfand es dann als etwas spannender, dafür wurde es aber auch abstruser und wie ich fand etwas überzogen.

Wäre ich jemand, der Bücher abbricht, hätte ich das nach 50-100 Seiten vermutlich in Betracht gezogen. So bin ich froh, dass ich es geschafft habe und die unerwarteten Wendungen alle mitbekommen habe.

Charakterlich gab es in diesem Buch keinen wirklichen Sympathen. Ganz im Gegenteil wurde hier das dreckige Recherche-Geschäft gezeigt. Wie Menschen wegen eines Interviews gejagt und Konkurrenten ausgestochen werden. Diesen Aspekt fand ich dann doch gelungen - wenn auch erschreckend.

Wer sich mit dem Erzählkonzept des Buches anfreunden kann wird hier zumindest eine überraschende und wendungsreiche Geschichte finden. Für mich war es leider nichts.

Bewertung vom 08.05.2025
Blossoms of Fire
Lang, Cosima

Blossoms of Fire


gut

Hätte etwas mehr Ecken und Kanten vertragen können

„Blossoms of Fire“ ist eine moderne und wirklich süße Fantasy-Geschichte rund um Hexen, Drachen und gehörig Magie. Das Buch legt seinen Schwerpunkt auf eine harmonische Romantasy mit ordentlich Spice. Mir persönlich ging bei diesem starken Fokus die Handlung etwas unter. Ich hätte mir stellenweise mehr Spannung und eine intensivere Auseinandersetzung mit Briars Rolle auf der Dracheninsel als Heilerin gewünscht

Was mir sehr gut gefallen hat war die thematische Auseinandersetzung mit der Pflanzenwelt - konkret mit den diversen Heilkräutern. Die Liebe zu den Pflanzen kam sehr deutlich durch, hat sich als schöner roter Faden durch die Geschichte geschlängelt und das Leben der Kräuterhexe schön umrahmt.

Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und Protagonistin Briar ist herrlich frech und sympathisch. Allerdings war mir auch hier alles zu glatt geschmirgelt. Zwar gab es ein paar zwischenmenschliche Konflikte, diese haben die Handlung aber kaum mit Spannung aufgeladen sondern wurden recht schnell beseitigt.

Für mich war das Buch eine schöne Lektüre für zwischendurch. Es lässt sich wunderbar lesen, fesselt und nimmt einen mit in eine magische Welt. Insgesamt wünsche ich mir beim lesen aber mehr Ecken und Kanten, Konflikte und Intrigen.

Für alle, die gerne harmonische Liebesgeschichten lesen, Sexszenen nicht scheuen und die ein phantastisches Setting in der modernen Zeit erleben möchten, kann das Buch empfohlen werden.

Bewertung vom 08.05.2025
Anschlussfehler
Schumacher, Florentin

Anschlussfehler


ausgezeichnet

Sehr authentisch

„Anschlussfehler“ ist ein tolles und sehr authentisches Buch, dass uns tief mit hinein nimmt in den Trauerprozess des Protagonisten.

Als junger Mensch, zu Beginn der Pubertät, verliert der Prota seinen Vater - zu einem Zeitpunkt, an dem er gerade anfängt sich für diesen zu interessieren. Doch jetzt ist er nicht mehr da und diese Leerstelle hinterlässt einen Cocktail an Emotionen, welche den Protagonisten in eine lang anhaltende Trauerphase stürzen. Wut, Schuld, Verdrängung, toxische Beziehungen - er driftet durch sein Leben und muss sich Stück für Stück seinen Weg erkämpfen… zur Akzeptanz und zu sich selbst.

Mir hat die sehr direkte Art gefallen, in der die Themen Verlust und Trauer hier adressiert werden. So geht es auch um die Frage, wie sieht „richtige“ Trauer aus und gibt es die überhaupt. Ich fand, dass dieses junge Leben mit all den Vorwürfen, Ängsten und Zweifeln sowohl in Bezug auf die Handlung als auch sprachlich sehr authentisch umgesetzt wurden.

Bewertung vom 04.05.2025
Swift River
Chambers, Essie

Swift River


gut

Sundown towns

Die Autorin greift in ihrem Debüt ein paar sehr wichtige und ergreifende Themen auf und erzählt eine Familiengeschichte, die im frühen 20. Jahrhundert begann und unsere Protagonistin im Heute nachhaltig prägt. Es geht um Rassismus und die Geschichte und Auswirkungen der so genannten Subdown Towns in den USA, um Verlust, die Abwesenheit des Vaters und eine einsame und fast resignierte Jugend.

Der Einstieg in den Roman hat mir super gefallen, die Autorin hat einen sehr schönen Schreibstil, der sich gut und flüssig lesen lässt. Über Briefe werfen wir immer wieder einen Blick in die Vergangenheit und erfahren so mehr über die amerikanische Geschichte und das Schicksal der Schwarzen, was sehr eindrücklich geschildert wird und bewegt.

Leider empfand ich die Protagonistin als sehr passiv und habe sie nicht so richtig zu fassen bekommen. Darüber hinaus gab es immer wieder sehr schleppende Passagen. Das Ende wiederum fand ich zwar inhaltlich gelungen, hatte aber das Gefühl, dass der Autorin hier die Luft ausgegangen ist. Auf einmal gibt es einen Cut und innerhalb weniger Seiten werden zusammenfassend diverse Ereignisse runter erzählt. Das fand ich sehr schade - hier wäre weniger Inhalt aber dafür mit Fokus auf das Wesentliche und ausführlicher ausgearbeitet mehr gewesen.

Bewertung vom 03.05.2025
Der Sonne entgegen
Teichert, Mina

Der Sonne entgegen


ausgezeichnet

Sommer, Sonne & ordentlich Geknister

„Der Sonne entgegen“ ist ein sehr schöner und super kurzweiliger Liebesroman, der uns nach Bella Italia entführt und mit sehr originell-individuellen Charakteren überzeugt.

Romy muss einfach nur weg und Valentin schnellstmöglich mit einer wertvollen Fracht nach Italien. Durch puren Zufall finden die beiden sich plötzlich als gegenseitige Begleiter auf einem verrückten Roadtrip wieder.

Als Leser folgt man den beiden auf ihrer Reise bis nach Neapel und bekommt sowohl das Gefühl von Sommer und Freiheit als auch die Schönheit Italiens verdeutlicht - eine perfekte Sommerlektüre.

Jeder ist auf seine Weise einzigartig und hat bereits ein paar Erfahrungen im Gepäck. Durch ihre teils unkonventionelle Art und ihre mehr oder weniger kleinen Geheimnisse reichern sie die Geschichte durchaus mit ein paar spannenden Szenen an. Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, Romy und Valentin gut kennen zu lernenden sie waren mir durchaus sympathisch. Freche Dialoge und eine etwas verrückt-spannende Nebenhandlung machen das Buch zu einer spaßigen Lektüre, die doch auch mit tiefgreifenden Gedanken zu Liebe, Glück und Partnerschaft aufwarten kann.

Mir hat das Buch Spaß gemacht und es hat seinen ganz eigenen Sog entwickelt.

Bewertung vom 30.04.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


sehr gut

Liebe gegen Widerstände

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen - anhand der Geschichte der Zwillinge Anne und Tristan tauchen wir ein in die 1940er Jahre. Dort erleben wir die letzten Monate des zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit in Deutschland und England mit.

Die Bombardierung Dresdens, der Einmarsch der Alliierten, die Aufteilung Deutschlands an die Besatzungsmächte sowie die Zustände in englischer Kriegsgefangenschaft werden thematisiert und Schauplatz für zwei einfühlsam und emotional erzählte Liebesgeschichten. Zwei Liebesgeschichten, die sich gegen alle Widerstände versuchen, ihr Recht auf Existenz zu erkämpfen und auf viel Ablehnung stoßen.

Die Protagonisten des Buches waren mir sehr sympathisch und es ist mir leicht gefallen, mit ihnen zu fühlen. Auch stilistisch lässt sich das Buch sehr gut und zügig lesen und fesselt einen durch kleine Cliffhanger und die wechselnde Perspektive zwischen den Geschwistern.

An der Stelle muss ich aber sagen, dass es immer mal Stellen gab, die man noch etwas spannungsgeladener hätte erzählen können. Oft wurde schon zum Ausgang einer kniffligen Situation vorgesprungen und dann im Rückblick erzählt, was bis dahin passiert ist. So würde ich den Roman eher als seichte Lektüre - wenn auch mit ernsten Themen - bezeichnen.

Gut gefallen hat mir die historische Einordnung zu Beginn einiger Kapitel, in denen ein Zeitsprung stattgefunden hat. Dies hat geholfen, ein historisch authentisches Setting zu schaffen.

Bewertung vom 24.04.2025
Dream Count
Adichie, Chimamanda Ngozi

Dream Count


gut

Frauenschicksale - feministischer Roman

Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut - es war mein erster Roman der gefeierten Autorin und eine meiner ersten feministischen Lektüren.

Leider fiel mir der Einstieg dann extrem schwer. Die ersten 50 Seiten haben sich sehr gezogen, was aber nicht am Stil oder der literarischen Qualität lag sondern eher am Inhalt, der mich zunächst nicht überzeugen konnte. Zum Glück wurde das dann immer besser.

Insgesamt erhalten wir Einblick in das Leben von vier Frauen. Sie sind alle Schwarze und zeigen auf verschiedene Weise auf, wie patriarchale Systeme funktionieren und Frauen auf die eine oder andere Weise unterdrückt, eingeschränkt oder gar verletzt werden. Die Themen sind vielfältig - von toxischen Beziehungen über Verantwortungslosigkeit, Rassismus, Gewalt und Betrug bis hin zu Korruption und Verbrechen. Mit Omelogor wird aber auch eine alleinstehende und starke Frau gezeichnet, die entgegen gesellschaftlicher Konventionen ein selbstbestimmtes Leben führt und es vermag, die patriarchalen Strukturen zum Wohle von Frauen auszunutzen.

Meiner Meinung nach variieren die Schicksale sehr stark in der Stärke ihrer Ausdruckskraft - sie konnten mich nicht alle gleichwertig begeistern. Gerade zu Beginn liegt der Fokus auch sehr stark auf dem „bösen Mann“. Klar gibt es hier einen feministischen Anspruch und es geht der Autorin auch darum, Missstände zu beleuchten, aber etwas mehr Ausgewogenheit bei der Charakterwahl hätte ich mir hier und da gewünscht. So besteht doch die Gefahr in eine Schwarz-Weiß-Sicht zu verfallen.

Hinzu kommt, dass mir der übergreifende Kit gefehlt hat - dieser eine erzählerische rote Faden, der alle vier Frauen verbindet und das Buch zu einem gelungenen Roman formt.

Literarisch ist das Buch aber auf jeden Fall stark geschrieben und die Autorin beweist eine gute Beobachtungsgabe und versteht es, den Finger in die Wunde zu legen. Es werden sehr wichtige Themen aufgegriffen und dazu lernt man auch einiges über Nigeria. Und auch wenn dieser Roman für mich kein Highlight war, werde ich der Autorin definitiv noch eine Chance geben.

Bewertung vom 24.04.2025
Sepia und die Verschwörung von Flohall / Sepia Bd.2
Bell, Theresa

Sepia und die Verschwörung von Flohall / Sepia Bd.2


sehr gut

Wiedersehen mit Sepia & Co.

Der zweite Teil der Tinten-Trilogie kommt meiner Meinung nach nicht ganz an den Auftakt ran - bietet aber auch wieder ein magisches und tintenspaßiges Abenteuer für Kinder ab 10.

Schon in Band eins haben mich der sehr atmosphärisch-bildhafte Schreibstil der Autorin und die reichhaltige Phantasie bezaubert. Flohall ist eine trubelige Stadt in der Tintenwelt, in der es hinter jeder Ecke von Geheimnissen und magischen Wesen wimmelt. Die Konsequenz mit der die Idee einer Tintenwelt sowohl bei seinen Bewohnern aber auch bei allen anderen Dingen des Lebens umgesetzt wurde macht wirklich Spaß.

Auch Sepia und ihre Freunde sind ein tolles Trio. Aufgeweckt und mutig stellen sie sich der neuen Bedrohung. Dabei wird nicht zuletzt ihre Freundschaft auf die Probe gestellt. Die Spannung baut sich sehr langsam auf und es dauert etwas, bis die Handlung Fahrt aufnimmt - dann wird die Geschichte aber wieder sehr aufregend. Das Geheimnis um Sepia lüftet sich etwas, aber es gibt noch genug zu tun für einen hoffentlich gelungenen Abschluss der Trilogie.

Diesmal habe ich das Buch selbst gelesen - aber auch die Hörbuchversion des zweiten Bandes wurde wieder von Uve Teschner gelesen. Ein Sprecher den ich uneingeschränkt empfehlen kann und der mich bei Band 1 voll überzeugen konnte.

Bewertung vom 15.04.2025
Ein ungezähmtes Tier
Dicker, Joël

Ein ungezähmtes Tier


sehr gut

Reihenweise überraschende Wendungen

Dieses Hörbuch hat mir sehr gut gefallen - Schicht für Schicht blättert hier der Lack von der angeblich heilen Welt ab und wir blicken in die Abgründe der Protagonisten.

Das Cover greift das Thema des Buches wunderbar auf - sowohl grafisch als auch bezüglich der Wahl des Titels. Dieses ist wirklich sehr gelungen.

Die Geschichte zeichnet sich durch einen sehr ruhigen Erzählstil aus, der uns zunächst das wohlhabende Vorzeigepaar Sophie und Arpad sowie den Polizisten Greg und seine Frau Karine vorstellt. Schnell stellen wir fest, dass der Schein hier größer ist als das Sein und gekonnt nimmt der Autor uns mit in eine Geschichte voller menschlicher Abgründe. Neid und Eifersucht, Sehnsucht nach mehr, Obsession, kriminelle Machenschaften… die Anzahl der Themen ist vielseitig. Immer wenn man denkt, jetzt weiß man wie der Hase läuft, deckt der Autor wieder ein kleines Detail auf, das man nicht erwartet hat und das den Blick auf die Handlung und die Charaktere grundlegend verändert. So wird man Stück für Stück hinein gezogen in eine wunderbar vertrackte Kriminalgeschichte voller menschlicher Emotionen.

Das Hörbuch wurde wundervoll gelesen von Torben Kessler. Mit seiner schönen, tiefen Stimmfarbe liest er herrlich unaufgeregt und untermalt die Handlung von Joël Dickers Buch so absolut passend.

Etwas herausfordernd sind allerdings die zahlreichen Zeitsprünge. Es wird nicht chronologisch erzählt sondern springt vor und zurück in einem Zeitraum von 15 Jahren vor bis kurz nach dem Raubüberfall. Hier ist schon aufmerksames Hören gefragt, auch um die nach hinten raus immer häufigeren, überraschenden Enthüllungen nicht zu verpassen. Ist man darauf gefasst, macht das Hörbuch wirklich viel Spaß und kann absolut empfohlen werden.

Bewertung vom 13.04.2025
Frau im Mond
Jarawan, Pierre

Frau im Mond


ausgezeichnet

Eindrucksvoller, komplexer Roman

An „Frau im Mond“ haben mich insbesondere die komplexe, gut recherchierte Handlung und die gut ausgearbeiteten Figuren überzeugt.

Filmemacherin Lilit begibt sich in diesem Roman auf die Suche nach ihren Wurzeln - ganz konkret versucht sie, mehr über ihre verstorbene Großmutter herauszufinden. Es ist eine Reise, in der wir uns von Montréal über Jordanien bis nach Armenien begeben. Mit im Gepäck allerhand große Themen, welche der Autor wunderbar stimmig zu einer vielschichtigen Geschichte verknüpft. So geht es um Herkunft und Familie aber auch um gesellschaftliche und wissenschaftliche Themen wie den Völkermord an den Armeniern und das Schicksal armenischer Waisenkinder, die Raumfahrt und in diesem Zusammenhang die Forschung der Lebanese Rocket Society, aber auch die wirtschaftliche Krise in Jordanien und die große Explosion im Beiruter Hafen 2020.

Der Stil des Autors hat mir super gefallen. Es ist aufgrund seiner Komplexität sicherlich kein einfaches Zwischendurch-Buch, lässt sich aber sehr flüssig lesen. Die Charaktere sind sympathisch, gut ausgearbeitet und es schwingt auch immer ein leiser Humor mit. Ich war immer wieder beeindruckt von der umfangreichen Recherchearbeit und den komplexen, geschilderten Lebensläufen, die bei einer Familiengeschichte ja auch immer miteinander verwoben sind, was hier einfach eindrucksvoll stimmig umgesetzt wurde.

So vereint der Roman spannende Themen, wissenswerte Informationen und eine unterhaltsame Familiengeschichte, die mir persönlich Lust auf weitere Bücher des Autors gemacht hat.