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Benutzername: 
Ceecee
Wohnort: 
Graz

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2024
Sparks
Dawson, J.R.

Sparks


gut

"Sparks" von J.R. Dawson entführt den Leser in eine Welt, die durch eine Mischung aus Fantasy und reale historische Themen geprägt und zeitlich zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Das magisch düstere Cover des Buches ist ansprechend gestaltet und passt gut zur Atmosphäre der Geschichte. Das rote Zirkuszelt, das zugleich wie der Sand in einer Sanduhr aussieht, ist kreativ und optisch auf jeden Fall ein Hingucker.

Die Erzählung ist in zwei unterschiedliche Zeitstränge eingeteilt: 1916 und 1926. Während die Kapitel aus dem Jahr 1916 szenenhaft eine stringente Handlung bieten und leichter nachzuvollziehen sind, wirkten die Kapitel aus dem Jahr 1926 auf mich insgesamt chaotischer und weniger durchdacht. Gerade zu Beginn hatte ich häufiger das Gefühl, dass sich Dialoge oder Beschreibungen wiederholen oder nichts zur Handlung betragen, wodurch sich das Lesen etwas zog und das Lesevergnügen schmälerte. Allerdings nimmt die Geschichte gegen Ende Fahrt auf, und die Auflösung der Handlung ist trotz einiger vorhersehbarer Elemente in Ordnung – so richtig umgehauen hat mich das Ende dennoch nicht und einige offene Fragen blieben.

Die Themen, die "Sparks" anspricht, sind vielschichtig und aktuell. Von Außenseitertum über Zugehörigkeit, Selbstakzeptanz bis hin zur Betonung von Wahlfamilie werden wichtige Themen behandelt. Man merkt, wie sehr diese der Autorin am Herzen liegen. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass der Plot manchmal zugunsten der Behandlung dieser Themen in den Hintergrund gerät. Und auch wenn „Sparks“ durch an sich komplexe, unkonventionelle Charaktere und eigentlich facettenreiche Plot-Ideen punkten kann, hätte ich mir manchmal mehr Einblicke in die Gedankenwelt und Hintergründe der Charaktere gewünscht. Selbst Charaktere wie Odette oder Mauve blieben für mich zu oberflächlich ausgearbeitet, und ich hätte mir gewünscht, tiefer in ihre Innenwelten eintauchen zu können, um eine intensivere Bindung zu ihnen aufzubauen. Die Beziehungsentwicklung zwischen Rin und Jo erschien mir sehr schnell und wirkte dadurch auf mich auch etwas unglaubwürdig. Einige Aspekte der Handlung erschienen mir zudem unlogisch, wie zum Beispiel, dass Rin wie in einem der ersten Kapitel beschrieben, ihren Tod vortäuscht, um dem Circus King zu entkommen, aber dennoch als Aushängeschild des Zirkus dient.

Besonders faszinierend fand ich die kreative Ausgestaltung der Fähigkeiten der Charaktere. Natürlich gibt es auch einen Charakter, der „einfach nur“ fliegen kann, aber abgesehen davon zeugten die Auswahl und Ausarbeitung der Fähigkeiten jedes Charakters von viel Liebe zum Detail und Originalität, ohne den Charakteren einfach nur irgendwelche altbekannten 0815-Superhelden-Fähigkeiten zuzuweisen. Edwards Fähigkeit sticht hierbei besonders hervor und bringt eine zusätzliche Ebene der Komplexität in die Geschichte ein. Allerdings muss man dazusagen, dass es die Kapitel mit ihm gerade zum Ende hin ganz schön in sich haben und man in menschliche Abgründe eintaucht, die sicherlich nicht für jeden etwas sind (Stichwort: Narzissmus, Gaslighting).

Trotz dieser Kritikpunkte hat "Sparks" mich mit kreativen, unkonventionellen Charakteren in eine eigene, atmosphärische Welt entführt und mit einigen gesellschaftlich relevanten Aspekten wichtige Themen bedient. Nichtsdestotrotz hatte ich mir auf Basis des Klappentexts und der Leseprobe mehr erhofft. Aufgrund der Schwächen des Plots und der Tatsache, dass mir manchmal einfach der rote Faden fehlte bzw. ich das Gefühl hatte, dass einige Handlungsstränge nicht vollständig ausgearbeitet wurden, kann ich dem Buch trotz vielversprechender Ideen daher leider nur 3 von 5 Sternen geben. In der Zukunft würde ich mir von der Autorin Werke wünschen, die sich stärker auf eine durchgängige Handlung bzw. ausgereiftere Plots konzentrieren.

Bewertung vom 02.10.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


ausgezeichnet

Gelungene Verschmelzung von Geschichte und Fantasy

Das Buch "Die Schwarze Königin" von Markus Heitz war mein erstes Werk des bekannten Fantasy-Autors, weshalb ich gespannt war, was mich erwartet. Das Buch präsentiert sich mit einem Cover im Gothic-Stil, das, obwohl dieser Stil nicht unbedingt meinem persönlichen Geschmack entspricht, durch seine Gestaltung mit mattem und glänzendem Papier auffällt und thematisch gut zur zum Teil sehr düsteren Geschichte passt.

Die Geschichte selbst konnte mich von Anfang bis Ende fesseln. Der Autor verwebt geschickt zwei Zeitstränge, was leicht dazu führen könnte, dass man sich in der Handlung verliert. Doch in "Die Schwarze Königin" sind beide Stränge gleichermaßen spannend und ergänzen sich auf eine Weise, die den Lesefluss nicht stört, sondern im Gegenteil noch interessanter gestaltet.

Mit meisterhafter Hand schafft Heitz eine atmosphärische Dichte, die den Leser unweigerlich in die Welt der Geschichte hineinzieht. Die Handlung entfaltet sich auf unvorhersehbare Weise und überrascht mit Wendungen, die das Lesevergnügen das ganze Buch über aufrechterhalten. Mir hat besonders die Vielschichtigkeit der Anderswelt mit ihren verschiedenen Vampir-Typen und anderen Wesen gefallen. Gerade zum Ende hin merkt man, dass hier noch jede Menge Material für potentielle Fortsetzungen versteckt ist und dennoch kann das Buch so wie es ist für sich stehen.

Einer der beeindruckendsten Aspekte des Buches ist zweifelsohne die Art und Weise, wie der Autor die fantastische Handlung in ein historisches Gefüge rund um Barbara von Cilli integriert. Diese gekonnte Verschmelzung von Realität und Fantasy verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension der Faszination.

Nicht zuletzt sind die starken weiblichen Charaktere in "Die Schwarze Königin" ein Highlight. Sie sind vielschichtig und authentisch gezeichnet und verleihen der Handlung Tiefe und Relevanz. Aber auch Len ist ein sympathisch gezeichneter Charakter mit Ecken und Kanten, mit dem man sich gut identifizieren kann.

Alles in allem hat mir "Die Schwarze Königin" sehr gut gefallen und meine Neugier auf weitere Werke von Markus Heitz geweckt. Ein tolles Buch für Vampir- und Dark Fantasy-Liebhaber!

Bewertung vom 19.09.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


sehr gut

Ein verschlungener Pfad durch Worte und Zeit

Ein kurzer Blick genügt, um von der schlichten und dennoch kunstvollen Eleganz des Covers eingenommen zu werden, ein Vorbote für die klassische Erzählweise und das märchenhafte Flair, das sich in den Seiten entfaltet.

Die Sprache dieses Werkes ist wie ein Zaubertrank, der den Leser in ein Reich der Fantasie entführt. Mit fantastischen Sprachbildern wird eine Welt skizziert, die zugleich skurril, poetisch und rätselhaft ist. Man kann nicht anders, als sich an den Worten zu berauschen, während man in die Seiten eintaucht. Es ist beinahe gewiss, dass die Originalsprache des Buches noch mehr von dieser Einzigartigkeit und Magie bewahrt. Dennoch ist die Übersetzung großartig, sie verleiht den fantastischen Sprachbildern eine Aura des Besonderen, die den Leser einhüllt und fesselt. Man kann spüren, dass Alan Garner unermüdliche Zeit und Hingabe in diese Novelle investiert hat, was sich in jeder Zeile widerspiegelt.

Der Stil erinnert an ein vergessenes Märchen, eine dieser Geschichten, die von Generation zu Generation weitergereicht werden und dabei dennoch einen Hauch von Geheimnis bewahren. Die Seiten sind gespickt mit mythischen Nuancen, die darauf warten, entdeckt zu werden. Diese Novelle ist kein Werk, das einem den Sinn auf einem Silbertablett serviert. Eher ist es ein Rätsel, ein literarisches Puzzle, das es zu entschlüsseln gilt. Wer nach einem Buch sucht, bei dem man am Ende das Gefühl hat, es bis ins Letzte verstanden zu haben, wird hier möglicherweise nicht die Erfüllung finden. Doch für jene, die die Freude am Rätseln lieben und sich gerne in tiefgründige Analysen vertiefen, ist "Treacle Walker" genau das Richtige.

In einer Welt, die oft nach klaren Antworten sucht, ist 'Treacle Walker' eine erfrischende Abwechslung. Es lädt ein, den Weg des Unbekannten zu erkunden und sich in den skurrilen, bezaubernden Worten zu verlieren. Es verlangt Zeit, Geduld und Neugierde - eine Einladung, in einen zauberhaften Wald einzutreten und sich von den Wundern überraschen zu lassen, die er bereithält.

Bewertung vom 21.03.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


gut

Der Klappentext und das schicke Cover von Equilon, dessen Titel haptisch sehr ansprechend gestaltet ist, hatten mich sofort neugierig auf die Geschichte gemacht. Equilon ist ein dystopisches Jugendbuch, das mit einer Vielzahl kreativer Ideen und interessantem Worldbuilding beeindruckt. Der Schreibstil liest sich flüssig und die Verwendung vieler englischer Begriffe verleiht dem Buch einen zusätzlichen dystopischen Touch.

Allerdings konnte ich mit den Charakteren nicht so richtig warm werden. Obwohl sie durchaus Ecken und Kanten hatten, waren manche ihrer Handlungen schwer nachvollziehbar. Zudem empfand ich einige Dialoge als zu vulgär. Insbesondere Jennas anfängliche Naivität und ihr Verhalten gegenüber Cory wirkten auf mich unglaubwürdig. Auch einige Teile der Handlung erschienen mir leider unrealistisch und wurden zu schnell abgehandelt, wodurch ich nicht so tief in die Geschichte eintauchen konnte, wie ich es gerne gewollt hätte. Es wäre schön gewesen, wenn die Welt, die Unsorted, die Projekte wie Gammaerde, etc. noch etwas ausführlicher dargestellt worden wären und Szenen detaillierter beschrieben worden wären. Hier hat es mir insgesamt an Komplexität gemangelt.

Das Ende kam für mich zu plötzlich, wirkte leider etwas konstruiert und vorhersehbar. Insgesamt ist Equilon eine schöne Idee und ein gut gemeinter Versuch, auch Themen wie Asexualität und Transsexualität in die Geschichte einzuflechten, die in viele Bücher nur selten Einzug finden. Jedoch ist das Buch für eine gute Dystopie leider zu schwach, um uneingeschränkt empfohlen zu werden. Aufgrund dessen würde ich dem Buch drei von fünf Sternen geben.

Bewertung vom 05.11.2022
Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
Thomas, Aiden

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald


sehr gut

Eine wunderbar sensible Geschichte, in der es u.A. um Trauma, Liebe und Heilung geht!

Schon als ich das Cover sah, hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Dass Aiden Thomas' "Wendy & Peter" eine etwas düstere Interpretation des Klassikers ist, spiegelt sich darin gut wieder. Zeitweise hatte ich während des Lesens das Gefühl einen sanfteren Thriller in der Hand zu halten - nichtsdestotrotz gibt es genug fantastische Elemente und eine wunderschöne Slow-Burn-Romanze, sodass auch Fantasy-Liebhaber nicht zu kurz kommen.

Mir hat der Schreibstil gefallen. Insgesamt wird alles sehr bildhaft erzählt, sodass es mir nicht schwer fiel, der Story zu folgen und mein inneres Kino des Gelesenen am Laufen zu halten.
Man erlebt die Geschichte aus Wendys Sicht und bekommt einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt vermittelt. Ihr Verhalten und ihre Charakterentwicklung waren für mich den Roman hindurch nachvollziehbar. Die Anstrengung, ihre Vergangenheit abzuhaken und das entstandene Trauma seit dem Verschwinden ihrer Brüder zu verarbeiten, werden sensibel thematisiert.
Und Peter... hach, ich war bisher noch nie ein großer Peter Pan-Fan. Frech & rebellisch, hedonistisch, angeberisch, irgendwie naiv und oft auch ein bisschen selbstbezogen - so kenne ich ihn aus anderen Büchern und Filmen, was in meinen Augen irgendwie keine sympathische Kombination ist. Aiden Thomas' Peter hat durchaus Anteile von all dem, es überwiegen dennoch die positiven Eigenschaften: Fürsorglichkeit, Charme, Witz, Schlagfertigkeit. Man hat beim Lesen keine Zweifel daran, Peter Pan vor sich zu haben. Aber eben einen Peter Pan, den man einfach nur lieben kann. Was ich besonders interessant fand, aber ohne spoilern zu wollen... Je älter Peter im Laufe des Buchs wird, desto mehr wurde Peter Pan für mich zu Peter und desto verschwommener habe ich diese typische "Peter Pan-Essenz" wahrgenommen. Ich finde es beeindruckend, wie Aiden Thomas das schreiberisch geschafft hat.

Den Plot selbst fand ich mitreißend und schön umschrieben, dennoch - und das ist auch der Hauptgrund dafür, weshalb ich nur 4 von 5 Sternen gebe - kam mir der Mittelteil unnötig redundant vor. Hier hätte man durchaus alles um ein paar Seiten kürzen oder ein paar mehr Spannung erzeugende Elemente einbauen können. Auch wie am Ende alles aufgelöst wird, kam mir irgendwie zu einfach vor. Aber hier muss man vermutlich auch eher zwischen den Zeilen lesen - es lässt auf jeden Fall Raum für eigene Interpretationen.
Ein Schmunzeln konnte ich mir an einer Stelle des Buchs nicht verkneifen, als Wendys Mutter sagt: "Bleibt im Wohnzimmer. Niemand geht nach oben". Ich meine, come on, Wendy ist 18 Jahre alt!

Aufgrund des Positiven und der wenigen Negativpunkte, ist "Wendy & Peter - Verloren im Nimmerwald" für mich eine sehr gelungene Adaption des Klassikers und absolut empfehlenswert für alle, die märchenhafte Geschichten und originelle Urban Fantasy lieben!

Bewertung vom 01.11.2022
Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1
Benkau, Jennifer

Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1


gut

Das Buch hat meine Aufmerksamkeit zu Beginn durch das wunderschöne Cover erregt. Es passt toll zur Geschichte, die nicht nur mit einer starken, emanzipierten Protagonistin punkten kann, sondern einen auch in eine faszinierende, schön gestaltete Welt eintauchen lässt. Besonders interessant fand ich, wie die Autorin die Unterschiede in der Kultur, den Werten und natürlich auch der Vegetation zwischen den Ländern Eshrian und Amisa beschreibt. Das hätte für meinen Geschmack durchaus noch sehr viel detaillierter ausgemalt werden dürfen, auch wenn es nicht unbedingt relevant für die Story ist - war aber nichtsdestotrotz okay so wie es ist.
Magie wird in Fantasyromanen ja immer wieder anders interpretiert. Die Auslegung der Autorin mit den Runen und wie das Wirken mit diesen im Buch beschrieben wird, fand ich originell und eine schöne Idee. Mit The Lost Crown erschafft Frau Benkau definitiv eine Welt, die man so noch nicht aus anderen Fantasyromanen kennt und die es Spaß zu entdecken macht.

Leider fand ich die Geschichte zum Ende hin relativ vorhersehbar. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass die Entwickung der Charaktere nicht mit dem Tempo der Handlung übereinstimmt, wodurch ich mich immer schwieriger in die Protagonisten hineinversetzen konnte und mit der Zeit mehr und mehr die Lust am Lesen verlor. Gerade der Beziehungsaufbau zwischen Mirulay und Kaya war mir zuweilen absolut unverständlich. Hier hätte ich mir mehr Tiefe, mehr gemeinsame Szenen zwischen Mirulay und Kaya gewünscht, die die Entwicklungen irgendwie nachvollziehbar machen. Da gerade die Beziehung der Protagonisten in einem Romatasy-Roman eine große Rolle spielt, fehlt mir hier die Liebe zum Detail.

Insgesamt hat sich das Leseerlebnis für mich einfach nicht rund angefühlt, daher leider nur drei Sterne. Ich bin nichtsdestotrotz gespannt auf den zweiten Teil, der sicherlich noch immer die Chance birgt, die Schwächen des ersten Bandes etwas auszugleichen.

Bewertung vom 15.04.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


sehr gut

Das abstrakte, schlichte Cover in Kombination mit dem Titel hatte mich von Anfang an neugierig auf das Buch gemacht. Nachdem ich den Roman gelesen habe, gefällt es mir noch mehr, da es perfekt zum relativ nüchternen Schreibstil und natürlich auch zum Ende der Geschichte passt.
Da ich mich bisher nie mit internationaler Diplomatie beschäftigt hatte, fand ich den kurzen Einblick, den Lucy Frickes Roman ermöglicht, mehr als spannend. Mich überraschte, wie sehr Fred, obwohl sie im Ausland unterwegs ist, dennoch in einer "deutschen Blase" lebt; wie wenige Einflussmöglichkeiten sie trotz ihrer Position zu haben scheint und natürlich wie sich all das, was sie durch ihren Job erlebt, auch auf ihr Privatleben auszuwirken scheint. Insgesamt bekommt man durch den Roman, denke ich, ein gutes Gefühl dafür, mit welchen Schwierigkeiten Diplomatie gerade in Ländern, die sicherlich nicht immer der deutschen Rechtsstaatlichkeit entsprechen, zu kämpfen hat und in welchen Dilemmata Diplomaten moralisch gefangen sein können. Ich finde erstaunlich, wie gut Lucy Fricke dem Leser dies auf so wenigen Seiten verständlich machen kann.
Nichtsdestotrotz liegt in der Kürze des Romans auch seine Schwäche. Zwar ist die Geschichte durchweg interessant und spannend geschrieben, dennoch geht durch die teils sehr knappen, nüchtern geschriebenen Kapitel auch ein wenig die Emotionalität verloren. Dies passt insgesamt sicherlich zu Freds eigenem Verhältnis zu allem, was sie erlebt - trotzdem hätte ich mir manchmal einen noch tieferen Einblick in in diese fremde Welt der Diplomatie, in Freds Beziehungen und die politischen Gegebenheiten vor Ort gewünscht. Aber vielleicht ist genau dieser Roman nicht der richtige Platz dafür. Und vielleicht ist genau diese Oberflächlichkeit, die der Roman ausstrahlt, auch das, was das Diplomatentum ein wenig ausmacht.
Insgesamt eine sehr lesenswerte Geschichte - gerade für alle, die sich wie ich zuvor noch nie viel mit Diplomatie auseinandergesetzt haben. Und ein Roman, dessen Inhalt vor allem im aktuellen Zeitgeschehen nochmal eine besondere Bedeutung erlangt.