"Das Buch der verlorenen Stunden" ist Hailey Gelfusos Debütroman und kann sich als solcher echt sehen lassen! Das Grundkonzept erinnert ein bisschen an die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig, aber die Story ist eine komplett andere. In zwei Zeitsträngen verfolgt man die Geschichten von Lisavet und Amelia.
Schon das Cover hat mich angesprochen: die gezeichnete Bibliothek, die gedeckten Farben, insgesamt eine leicht düstere, aber gleichzeitig stimmungsvolle Gestaltung, die perfekt zur Atmosphäre des Romans passt. Man hat direkt dieses Gefühl von Staub, altem Papier und etwas Magischem, das sich zwischen den Regalen verbirgt.
Die Grundidee des Buches: eine Bibliothek außerhalb von Raum und Zeit, in der alle Erinnerungen der Menschheit in Büchern festgehalten werden – und Zeithüter, die darüber entscheiden, was bewahrt und was ausgelöscht wird. Das ist nicht nur ein spannendes Fantasy-Konzept, sondern wirft auch ganz nebenbei philosophische Fragen auf: Wer entscheidet, was erinnerungswürdig ist? Was passiert, wenn ganze Kapitel der Vergangenheit gestrichen werden und das Narrativ der Weltgeschichte verändert wird?
Zu den beiden Erzählsträngen möchte ich nicht zu viel verraten. Aber insgesamt hat mir der Wechsel zwischen den beiden Perspektiven gut gefallen; er sorgt dafür, dass man dranbleiben möchte und sich Stück für Stück ein größeres Bild ergibt. Der Schreibstil ist atmosphärisch und bildhaft, aber gleichzeitig gut lesbar. Gelfuso trifft genau den richtigen Ton zwischen poetisch und klar.
Einige Wendungen/Enthüllungen waren, finde ich, relativ früh absehbar. Nichtsdestotrotz hatte ich dieses „Ich ahne, was kommt, aber ich will trotzdem wissen, wie wir dort ankommen“-Gefühl, weshalb das Lesevergnügen dadurch nicht zu sehr an Spannung eingebüßt hat.
Und auch wenn man nicht zu viel über die innere Logik des Magie-Erinnerung-Zeit-Systems nachdenken sollte, hat sich die Geschichte für mich insgesamt rund angefühlt. Ein schöner Fantasy-Roman mit süßer, in ihn eingewebter Liebesgeschichte, der durchaus für sich stehen kann. 4,5 Sterne auf 5 Sterne aufgerundet.
Gut, aber nicht herausragend - Für mich war es das erste Buch von Carsten Henn. “Der Buchspazierer” kannte ich bisher nur vom Hören-Sagen, aber da Henn dafür so hoch gelobt wurde, war ich neugierig auf sein neuestes Werk “Sonnenaufgang Nr. 5”.
Das Cover sieht sowohl vom Motiv als auch vom Zeichenstil toll aus und weckt Erinnerungen an Urlaube an der Ost- oder Nordsee.
Meines Erachtens ist es ein tolles Buch für kalte Herbstabende, wenn man eingekuschelt und mit einer heißen Tasse Tee auf dem Sofa sitzt. Auf jeder Seite schmeckt man quasi die salzige Nordseeluft und wer irgendeinen Bezug zur Küste hat, wird die Atmosphäre, die der Roman schafft, lieben. Die Charaktere sind allesamt liebenswürdig, haben ihre Ecken und Kanten und für alle spielen Erinnerungen - ob gute, schlechte oder fehlende - in irgendeiner Form eine Rolle. Gefallen hat mir vor allem das Zwischenmenschliche im Roman. Die Figuren gehen auf eine empathische, authentische Weise miteinander um, und gerade in den Dialogen zeigt sich viel Gespür für menschliche Nähe und Verständnis. Es sind die kleinen Gesten und Begegnungen, die im Gedächtnis bleiben - und die dem Buch eine leise Wärme verleihen, die über das letzte Kapitel hinaus nachhallt.
Und dennoch konnte mich die Geschichte nicht ganz fesseln. Es liest sich so dahin und aufgrund des bildhaften Schreibstils, der lebendigen Erzählweise und der liebevollen Details wird einem auch nicht langweilig - aber trotzdem fehlte mir irgendwie das gewisse Etwas. Aber auch wenn „Sonnenaufgang Nr. 5“ für mich kein absolutes Highlight war, ist es ein liebevoll erzählter, atmosphärischer Roman über Erinnerungen, Verlust und das Weitergehen. Ein Buch, das entschleunigt und berührt. Daher: solide 4 Sterne.
Romantasy mit originellen Ansätzen, aber zu wenig Handlung
Ich lese wirklich gerne Fantasy - egal ob YA, Urban oder High Fantasy. Leider konnte mich "Fae Isles" nicht wirklich überzeugen. Dabei gibt es aber Aspekte, die mir gefallen haben. Das farbenbasierte Magiesystem z.B. fand ich durchaus originell. Auch die Tatsache, dass der männliche Protagonist Creon stumm ist, ist etwas, von dem man in Fantasybüchern nicht oft liest. Das in einem Roman ohne Point of View des entsprechenden Charakters umzusetzen, stelle ich mir gar nicht so einfach vor - fand es hier aber insgesamt gut gelöst. Als morally grey Charakter ist Creon zudem eine der vielschichtigsten Figuren des Romans.
Trotzdem hatte ich insgesamt Schwierigkeiten, wirklich in die Geschichte einzutauchen. Über weite Strecken hat mich das Buch einfach gelangweilt, da der Fokus stark auf Flirtereien, Spice und den Dialogen zwischen Emelin und Creon lag. Emelin selbst ist zwar grundsätzlich als starke Protagonistin angelegt, wirkt aber durch ihren trotzig-vulgären Tonfall oft eher wie ein bockiges Kind. Der moderne Slang mit Ausdrücken wie "Bitch", "Arschloch" oder "Ach leck mich doch" hat für mich nicht ins Setting gepasst und wirkte stellenweise deplatziert. Auch ihre Abneigung gegen Creon konnte ich nicht ernst nehmen, da im gleichen Atemzug immer wieder betont wird, wie unwiderstehlich und muskulös er doch sei - und das einfach zu oft. Hinzu kamen viele Phrasen-Wiederholungen wie "Oh ihr Götter" oder "Zera steh mir bei", die ich irgendwann nicht mehr lesen konnte. Zwar ist der Schreibstil insgesamt bildhaft und flüssig, aber die genannten Punkte haben mich immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen.
Am interessantesten fand ich Szenen, in denen Emelin mit Nebencharakteren interagiert - hier wurde die Welt für mich greifbarer und der Fantasyaspekt des Buchs kam an diesen Stellen besser heraus. Im letzten Viertel des Romans nimmt die Handlung zudem auch etwas mehr Fahrt auf. Da hat mir das Lesen dann auch wieder Spaß gemacht und ich hatte nicht mehr das Gefühl Seiten überfliegen zu müssen. Dennoch konnte das für mich den schwachen und langatmigen Mittelteil nicht ausgleichen. Die Liebesgeschichte zwischen Emelin und Creon stand klar im Vordergrund, während Handlung und Worldbuilding für meinen Geschmack zu kurz kamen. Wer vor allem auf Spice setzt, wird hier aber sicher auf seine Kosten kommen, da diese Szenen gelungen geschrieben sind. Das Cover des Buchs ist an sich hübsch gestaltet, wenn auch nicht besonders außergewöhnlich und mit eher geringem Bezug zur Handlung.
Insgesamt hat mich das Buch leider nicht gepackt: zu wenig Handlung, zu wenig Spannung und zu sehr auf die Romanze fixiert. Für Leserinnen und Leser, die sich eine komplexere Fantasygeschichte wünschen, bietet "Fae Isles - Der Henker der Königin" vermutlich zu wenig. Ich selbst werde die Reihe daher nicht weiterverfolgen, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass spätere Bände mehr Tiefe entwickeln könnten. Für mich bleibt es bei 3 von 5 Sternen.
Optisch ist The Wind Weaver ein Hingucker im Bücherregal: Ein wunderschön gestaltetes Fantasy-Cover mit Farbschnitt, ergänzt durch hübsche Charakter-Artworks zu Beginn und Ende des Buches.
Inhaltlich hat mich der Auftakt zwar nicht komplett umgehauen, aber doch positiv überrascht. Gerade weil ich mich in letzter Zeit etwas an Romantasy sattgelesen habe, da man auf gefühlt immer wieder die gleichen Stories mit klischeehaften Figuren, oberflächlicher Handlung und unausgereiftem Worldbuilding trifft. Julie Johnson macht hier in vielen Punkten aber einiges besser. Das Rad wird zwar nicht neu erfunden (Stichwort: Elementarmagie, Chosen One, alte Prophezeiung – die klassischen Fantasy-Tropes halt), aber die Geschichte ist unterhaltsam und insgesamt gut umgesetzt. Die Welt ist liebevoll ausgestaltet, die Dialoge witzig und charmant – und auch die Nebenfiguren tragen viel dazu bei, dass man gern weiterliest.
Was das Pacing betrifft: An manchen Stellen zog sich die Handlung für meinen Geschmack etwas und ich hätte mir gelegentlich einen strafferen Spannungsbogen gewünscht. Trotzdem hatte ich insgesamt Spaß beim Lesen.
Mit der Beziehung zwischen dem MMC und Rhya bin ich bisher nicht so richtig warm geworden. Zu Beginn mochte ich den Enemies-to-Lovers-Vibe sehr. Und die Szene im Wirtshaus, als Rhya neben ihm aufwacht… ich musste so lachen. Aber seine kühle, ihr gegenüber geheimniskrämerische Art war für mich insgesamt schwer nachzuvollziehen, wo doch viele der Informationen, die Rhya im Laufe der Geschichte erhält, durchaus hätten helfen können, Vertrauen ihm gegenüber aufzubauen und ihre anfänglichen Widerstände abzubauen. Die teils toxischen Aspekte seiner Beziehung zu Rhya gefallen mir ebenfalls nicht besonders. Irgendwie fehlt es der Beziehung zwischen beiden an Substanz. Da er in meinen Augen aber trotzdem ein sympathischer Charakter (mit Ecken und Kanten) ist, hat er sich, wie ich finde, zumindest noch nicht komplett als Love-Interest disqualifiziert. Nichtsdestotrotz habe ich viel Hoffnung in das angedeutete Love Triangle, das – sofern es gut weiterentwickelt wird – einiges an Potenzial für kommende Bände bieten dürfte!
Ich hoffe sehr, dass Sturmverführt lediglich den Grundstein für eine komplexere, größere Geschichte legt und viele der bislang noch unklaren Aspekte in den Folgebänden aufgegriffen und sinnvoll aufgelöst werden. Gerade weil so vieles bisher nur angedeutet wird, sehe ich hier noch viel Entwicklungspotenzial – auch für die zwischenmenschlichen Dynamiken.
Fazit: The Wind Weaver ist kein perfekter Romantasy-Roman, aber ein gelungener Auftakt mit viel Potenzial. Wer keine Neuerfindung des Genres erwartet, sondern Lust auf eine solide Romantasygeschichte mit klassischen Tropes und gutem Worldbuilding hat, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Ich bin gespannt, wie sich die Reihe weiterentwickelt und freue mich auf den nächsten Teil!
Ich liebe gut geschriebene, originelle Urban Fantasy – und genau das liefert If We Were Gods, trotz einiger kleiner Schwächen.
Zunächst zum Cover: Großes Lob an den Verlag für diese liebevolle und außergewöhnliche Gestaltung! Wie cool ist bitte dieser Umschlag mit Cutout/Riss und Blick auf die nächste Ebene? Thematisch passt das Design perfekt zum Thema und zur Atmosphäre des Buchs und auch die Farbseiten zu Beginn und am Ende sowie der Farbschnitt sind ein echter Augenschmaus - absolut gelungen und ein sehr schönes Extra, um die Welt noch lebendiger werden zu lassen.
Was mich an “If We Were Gods” am meisten fasziniert hat, war definitiv das einzigartige Magiesystem! Die Ebenen, die Zirkel, die Schriftzeichen… Ich hatte nicht das Gefühl, dass hier irgendetwas wiedergekäut wird, was man schon zig Mal in anderen Büchern gelesen hat. Und dadurch hat es Spaß gemacht, mehr von der Welt zu erfahren, die Charaktere auf der Suche nach Schriftzeichen auf die Ebenen zu begleiten und mitzurätseln, was das ein oder andere Schriftzeichen für einen Nutzen und Machtgewinn für die Protagonisten bedeuten könnte. Ich hätte sehr gern noch mehr von dieser Welt gesehen! Leider konzentriert sich die Handlung fast ausschließlich auf die Academy, und auch wenn gesellschaftliche Strukturen und der Platz der Magier in diesen angedeutet werden, bleibt es in diesem Einzelband bei einem kleinen Einblick in diese Welt. Trotzdem: Das Worldbuilding ist faszinierend – und da mehr Infos für die Story auch nicht unbedingt notwendig gewesen wären, ist das eher Lob als ein Kritikpunkt.
Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend, das Pacing gut abgestimmt, und die Spannung bleibt durchweg bis zum Ende erhalten. Auch wenn man einzelne Elemente des Finales erahnen konnte, war die Auflösung überraschend und wartet mit einigen gelungenen Plot-Twists auf, die ich so definitiv nicht habe kommen sehen.
Nichtsdestotrotz hat die Erzählung auch einige kleinere Schwächen. So fand ich zwar alle Charaktere interessant, und einen neurodivergenten Hauptcharakter wie Milo sieht man in dem Genre nicht jeden Tag, aber trotzdem hatte ich am Ende irgendwie das Gefühl, keinen der Charaktere so richtig zu kennen. Die Motive der Charaktere kamen mir für das, was auf dem Spiel stand, zu blass und stereotyp vor. Die ganze Gruppendynamik, die Thematik rund ums Dazugehören-wollen, Gruppendruck, etc. und Olivias Motivation fand ich dagegen sehr gut und nachvollziehbar dargestellt.
Auf die Romanzen im Roman hätte ich persönlich verzichten können, denn ohne hätte der Roman aufgrund der spannenden Story genauso gut funktioniert. Und auch wenn Olivias Beziehung zu Milo zum Ende hin ganz niedlich ist, konnte ich ihre Entwicklung emotional nicht wirklich nachvollziehen. Vielleicht lag das zum Teil an Milos Emotionslosigkeit, aber insgesamt fehlte mir hier Tiefe jenseits der physischen Anziehung, um der Beziehung mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Auch die intimen Szenen waren mir zu sehr nach Schema F formuliert. Wann hört dieser Trend endlich auf, dass Sexytime-Szenen damit eingeleitet werden müssen, dass der FMC gegen irgendetwas gedrückt wird (und sich ihr Unterleib zusammenzieht)?
Aufgrund der genannten Kritikpunkte, würde ich “If We Were Gods” daher 4 von 5 Sternen geben. Man bekommt hier trotz kleinerer Schwächen bei der Figurenzeichnung und Romantik einen spannenden Young Adult Dark Academia Fantasy-Roman mit origineller Grundidee, dichter Atmosphäre und großartigem Magiesystem, der sich in Grundzügen mit dem Wunsch nach Anerkennung und den Grenzen von Ambition und Ethik beschäftigt und definitiv Spaß zu lesen macht. Das wird sicherlich nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich von Lara Große lese.
The Serpent and the Wolf besticht auf den ersten Blick mit einer wunderschönen Aufmachung – Cover und Farbschnitt sind echte Hingucker. Inhaltlich kann der Roman jedoch leider nicht mithalten.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, was grundsätzlich kein Problem wäre, würde sich der Sprachfluss nicht stellenweise etwas ungeschickt formuliert oder schlecht übersetzt anfühlen – zum Beispiel: „Obwohl es noch früh am Abend war, war Vaasas Kiefer völlig verkrampft“ oder „Der Ton, in dem er das sagte, prickelte über ihre Nerven und machte sie rasend vor Wut“. Zudem wiederholen sich bestimmte Worte wie “verdammt” oder Phrasen wie “„dabei kam er ihr viel zu nah“ irritierend oft und die Art der Schilderungen wirkte häufig etwas zu plump und emotionslos.
Ich hatte mich zudem auf eine taffe, clevere Protagonistin gefreut, doch Vaasa bleibt hinter ihrer eigenen Beschreibung zurück. Sie wird als intelligent, kaltherzig und durchtrieben beschrieben, doch in ihren Handlungen spiegelt sich das kaum wider. Stattdessen wirkt sie auf mich oft trotzig und unnahbar, ohne dass ihre Ablehnung gegenüber anderen nachvollziehbar begründet wird. Dadurch, dass sie ihren vermeintlichen Scharfsinn kaum unter Beweis stellt, wird ihr Selbstvertrauen zur Arroganz, was sie für mich zu einer extrem unsympathischen Protagonistin machte.
Reid gefiel mir als Figur deutlich besser – er ist emotional intelligent, rücksichtsvoll und meistens clever, anstatt dem typischen broody Alpha-Male-Klischee, wie man es inzwischen aus vielen Romantsy-Büchern kennt, zu entsprechen. Allerdings wirkt auch seine Charakterisierung stellenweise nicht ganz stimmig. Einerseits wird er als brutaler Kriegsherr und Top-Kandidat für das Amt des Hauptmanns eingeführt, andererseits braucht er Vaasas Hilfe, um in politischen Gesprächen zu bestehen. Seine Zuneigung für Vaasa war für mich nicht nachvollziehbar und die Enemies to Lovers-Dynamik wirkt durch den Mangel an plausiblen Motiven erzwungen - zumal Vaasa von Beginn an die einzige ist, die überhaupt eine Feindschaft empfindet. Seine ständige Benutzung des Kosenamens Wildfang empfand ich eher als unangenehm und etwas cringy als charmant.
Das Magiesystem inklusive der verschiedenen Hexenzirkel bleibt leider das gesamte Buch über vage und unzureichend erklärt. Die Darstellung der Magie der Veragi-Hexen als „schwarzer, schlängelnder Rauch“ entspricht genau dem, wie es sich für mich als Leser anfühlte: wenig greifbar.
Es tut es etwas leid, einem Debütroman eine so schlechte Bewertung zu geben, denn Kreativität und interessantes World-Building sind grundsätzlich definitiv vorhanden. Das politische Intrigenspiel neben der Liebesgeschichte war eine interessante Ergänzung, ebenso wie Vaasas langsame Entwicklung von Misstrauen und Ablehnung hin zu mehr Vertrauen und Freundschaft. Auch der Hexenzirkel als unterstützendes Frauennetzwerk gefiel mir.
Insgesamt blieb The Serpent and the Wolf für mich jedoch trotzdem weit hinter meinen Erwartungen an gute Fantasy / Romantasy zurück – zu viele Widersprüche, blasse Charaktere und ein unausgereiftes Magiesystem haben es mir schwer gemacht, wirklich in die Geschichte einzutauchen. Daher würde ich das Buch weder empfehlen noch eine Fortsetzung lesen.
Eine spannende soziologische Gesamtbetrachtung digitaler Trends
Das schlichte, abstrakte und moderne Cover von „Digitale Diagnosen“ passt durch seine neutrale Gestaltung perfekt zum sachlichen und ausgewogenen Ton des Buches.
Inhaltlich befasst sich Laura Wiesböck mit den vielfältigen Auswirkungen digitaler Technologien auf unsere Gesellschaft und das menschliche Zusammenleben. Sie analysiert, wie digitale Kommunikations- und Informationskanäle soziale Beziehungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen verändern. Dabei gelingt es der Autorin, ihre Gedankengänge logisch und zusammenhängend zu formulieren – unterstützt durch eine fundierte Argumentationsstruktur und zahlreiche Quellenangaben. Trotz der Wissenschaftlichkeit bleibt das Buch verständlich, sodass auch Laien den Ausführungen gut folgen können.
Wiesböck nähert sich dem Thema mit einem klar soziologischen Blick und einer kapitalismuskritischen Perspektive und verknüpft wissenschaftliche Erkenntnisse mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Dabei legt sie den Finger in eine offene Wunde: Der Trend, immer mehr Verantwortung für die mentale Gesundheit auf das Individuum zu übertragen, während strukturelle Benachteiligungen und belastende Umstände weitestgehend unbeachtet bleiben und strukturelle Unterstützung in der Gesellschaft immer häufiger zu kurz kommt. Sie zeigt auf, wie das aktuelle Geschäfts- und Gesellschaftsmodell, insbesondere die Konzeption, Anreizsysteme und gewinnorientierten Algorithmen der Social-Media-Plattformen, psychische Belastungen verstärken und zu einer gefährlichen Abwärtsspirale für mentale Gesundheit führen können.
Trotz der zeitweilig dystopischen Tönung zielt Wiesböck nicht ausschließlich auf die negativen Aspekte der Digitalisierung ab und versucht insgesamt ein differenziertes Bild zu zeichnen. Nichtsdestotrotz liegt der Fokus teilweise aber schon sehr stark auf dem „bösen Kapitalismus“ als Sündenbock. Diese Betrachtungsweise ist natürlich absolut legitim, wirkt auf mich aber trotzdem ein wenig vereinfacht.
Insgesamt bietet „Digitale Diagnosen“ einen breit gefächerten soziologischen Blick auf die digitale Transformation und regt zu einer kritischen Auseinandersetzung im Bezug auf mentale Gesundheit an. Für Leserinnen und Leser, die nach einer soziologisch fundierten Gesamtbetrachtung der digitalen Transformation suchen, ist „Digitale Diagnosen“ eine den Horizont erweiternde Lektüre. Darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, dass das Buch auch als Brücke für Psychologinnen und Psychologen dienen kann, um gesamtgesellschaftliche Aspekte in das eigene Verständnis von digitaler Mental Health einzubeziehen, da einige der im Buch angesprochenen Themen durchaus praktische Relevanz für den Umgang mit Patienten haben könnten.
Aufklärend, feministisch und mit kleinen Schwächen
„Das große Gynbuch“ von Prof. Dr. Mandy Mangler ist eine fundierte und feministisch geprägte Einführung in die Gesundheit von Frauen. Es behandelt ein breites Spektrum an Themen, von anatomischen Grundlagen, spezifischen Themen und Phasen im Leben, über gynäkologische Eingriffe, Gesundheit und Krankheit bis hin zu strukturellen Problemen im Gesundheitssystem. Besonders positiv hervorzuheben ist die Offenheit, mit der Frau Prof. Dr. Mangler komplexe Zusammenhänge erklärt und Missstände anspricht.
Das Buch ist klar feministisch geprägt. Frau Prof. Dr. Mangler setzt sich konsequent für die Gleichberechtigung von Frauen ein und beleuchtet kritisch die patriarchalen Strukturen im Gesundheitssystem. Sie verwendet durchgehend das generische Femininum, was in einem Werk über Frauengesundheit grundsätzlich stimmig ist, jedoch an manchen Stellen überzogen wirken kann – etwa bei der Umbenennung von Begriffen wie 'Kaiserschnitt' in 'Kaiserinnenschnitt', was jedoch eher symbolischer Natur zu sein scheint. Gleichzeitig legt sie großen Wert darauf, weibliche Perspektiven und Bedürfnisse sichtbarer zu machen und Ungerechtigkeiten, wie etwa finanzielle Fehlanreize im Gesundheitssystem, aufzuzeigen. Ihr Einsatz für mehr Aufklärung und Gerechtigkeit in der medizinischen Versorgung von Frauen ist ein zentraler Bestandteil des Buches.
Erschreckend fand ich vor allem die Einblicke in die Abrechnungspraktiken von Krankenkassen und Krankenhäusern. So zeigt die Autorin beispielsweise auf, dass bei der Entfernung von Myomen pauschal die gleiche Summe vergütet wird, wodurch Krankenhäuser häufig die komplette Entfernung der Gebärmutter bevorzugen, da diese finanziell lukrativer ist als die aufwändigere, gebärmuttererhaltende Operation. Solche Informationen sind zwar grausig, aber auch immens wertvoll, um als Patientin informierte Entscheidungen treffen zu können und seiner Frauenärztin im entsprechenden Fall die richtigen Fragen stellen zu können. Für diese Art von Aufklärung bin ich der Autorin sehr dankbar.
Bei der wissenschaftlichen Fundierung hätte ich mir an einigen Stellen mehr Präzision gewünscht. So schreibt die Autorin beispielsweise: “Wenn man bedenkt, wie viele Konflikte von Männern ausgehen und dass ihre Aggression bisher nicht klar erforscht ist [...]". Studien aus der Genderforschung, Soziologie und Psychologie bestätigen zwar, dass physische Aggression häufiger von Männern ausgeht, psychische oder indirekte Aggression lässt sich allerdings gleichermaßen bei beiden Geschlechtern finden. Eine differenziertere Darstellung oder konkrete Quellen hätten an dieser Stelle zu einer fundierteren Argumentation und weniger Spaltung zwischen den Geschlechtern beigetragen, wohingegen die Aussage der Autorin so auf mich eher wie eine etwas unpassende persönliche Einschätzung / Meinung wirkte.
Positiv hervorzuheben ist das Kapitel über queere Menschen und Schwangerschaft, das in einem Buch dieser Art erfrischend inklusiv ist. Leider konzentriert sich der Inhalt jedoch vor allem auf gesellschaftliche Stigmatisierung. Für Betroffene wären medizinische Informationen – etwa zu den Auswirkungen von Hormontherapien auf eine Schwangerschaft oder möglichen gesundheitlichen Herausforderungen – sicherlich hilfreicher gewesen. Vielleicht fehlen diese aber auch, da die Studienlage diesbezüglich zu schlecht ist. Dennoch bleibt hier Potenzial ungenutzt.
Ein weiteres Thema, das meiner Meinung nach differenzierter hätte behandelt werden können, ist das Mammographiescreening. Die Autorin führt eine einzige Studie an, die die Wirksamkeit des Screenings unterstreichen soll, doch laut Cochrane Review, das mehrere Studien der letzten Jahrzehnte zusammenfasst, zeigt sich eigentlich ein weniger eindeutiges Bild als im Buch vermittelt wird, denn: Während das Screening statistisch gesehen eine von 2000 Frauen vor dem Tod bewahren kann, werden gleichzeitig zehn gesunde Frauen unnötigen Behandlungen unterzogen. Eine differenziertere Darstellung würde Frauen sicherlich besser helfen, abzuwägen, ob das Screening für sie persönlich sinnvoll ist oder nicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Das große Gynbuch“ trotz der genannten Schwächen ein wertvolles Sachbuch ist, das wichtige Themen aufgreift und Frauen dazu ermutigt, sich aktiv mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen. Besonders die Aufklärung über strukturelle Ungerechtigkeiten im Gesundheitssystem ist ein wichtiger Aspekt, der mehr Aufmerksamkeit verdient. Allerdings wirken manche Aussagen zu einseitig und subjektiv, wodurch die Wissenschaftlichkeit stellenweise etwas zu sehr in den Hintergrund rückt. Insgesamt überwiegt für mich dennoch der positive Eindruck, weshalb ich 3,5 Sterne vergebe – aufgerundet auf 4.
Ein kompakter Überblick über Finanzen in der Partnerschaft
Das moderne Cover von „Du + ich und unser Geld“ ist ansprechend gestaltet und trifft genau den richtigen Ton. Die Font-Wahl ist schön und das süße Detail mit den zwei sich zugewandten Sparschweinchen passt gut zum Thema.
Inhaltlich bietet das Buch einen guten Überblick über die wichtigsten finanziellen Themen in einer Partnerschaft. Von verschiedenen Kontomodellen über die Vor- und Nachteile einer Ehe, finanzielle Aspekte der Familienplanung bis hin zu Trennung, Altersvorsorge, Tod und Erbe – hier wird ein breites Spektrum abgedeckt. Besonders für jüngere Paare oder diejenigen, die sich bisher wenig mit Geld und Finanzen auseinandergesetzt haben, ist es meiner Meinung nach ein sehr guter Einstieg. Wer bereits etwas mehr Lebenserfahrung gesammelt hat, wird vieles vielleicht schon aus eigener Erfahrung kennen. Trotzdem finden sich wahrscheinlich für jeden Leser 1-2 Kapitel, aus denen man noch etwas Neues lernen kann. Für mich persönlich waren vor allem das Kapitel zum Thema Testament und die rechtlichen Konsequenzen einer Heirat besonders interessant und haben meinen Horizont erweitert. Auch die zu Beginn des Buchs gegebenen Tipps und Hilfestellungen, wie man das Thema Geld am besten in der Partnerschaft thematisiert, fand ich eine schöne Ergänzung neben all den Fakten.
Wer einen kompakten Überblick zum Thema Geld in der Partnerschaft sucht und bereit ist, nach dem Lesen noch weitere Recherchen anzustellen, für den ist dieses Buch ideal. Besonders in unserer Gesellschaft, in der finanzielle Bildung oft zu kurz kommt, bietet es einen hervorragenden Einstieg und ist fast schon ein Must-Read für junge Erwachsene, um sich über die wichtigsten finanziellen Themen in einer Partnerschaft zu informieren. Wer jedoch detaillierte Informationen zu spezifischen, für ihn relevanten Bereichen sucht, könnte mit einem anderen Buch besser bedient sein.
Etwas enttäuschend ist der Preis von stolzen 22,90€ (für eine Taschenbuch-Ausgabe)! Für den Umfang des Buches und die etwas an eine Werbebroschüre erinnernde Haptik wirkt das preislich etwas hoch angesetzt -– auch wenn die Papierqualität nichtsdestotrotz sehr gut ist.
„Du + ich und unser Geld“ überzeugt mit einem klaren, kompakten Überblick über die wesentlichen finanziellen Themen in einer Partnerschaft. Besonders junge Paare oder Einsteiger in Finanzfragen werden hier gut abgeholt. Trotz des für den Umfang etwas hohen Preises ist es ein wertvolles Buch für all jene, die den Grundstein für eine gemeinsame, transparente Finanzplanung legen möchte.
Wenn man zu einem Buch von David Nicholls greift, erwartet man tiefgründige, echte Geschichten mit Witz – und genau das bekommt man auch hier. Schon das minimalistische Cover von „Zwei in einem Leben“ passt perfekt zu Nicholls' Vorgängerwerk, auch wenn ich mich ehrlich frage, wer auf die Idee gekommen ist, pink und schwarz mit einem orangefarbenen Farbschnitt zu kombinieren. Vielleicht soll das die Gegensätze von Marnie und Michael symbolisieren? Man weiß es nicht, aber optisch ist es definitiv eine gewagte Wahl.
Was sich hingegen nicht in Frage stellen lässt, ist der Wohlfühl-Charakter des Buches. Es ist eine warmherzige, authentische Geschichte mit Charakteren, die Ecken und Kanten haben und gerade dadurch so greifbar wirken. Was ich an David Nicholls besonders schätze, sind vor allem seine feinfühligen, tiefgründigen und gleichzeitig humorvollen Dialoge. Die Gespräche zwischen Marnie und Michael sind voller witziger, aber auch ernster Momente, in denen Themen angesprochen werden, mit denen sich sicherlich viele kinderlose Paare oder alleinstehende Mittdreißiger identifizieren können. Nicholls hat meines Erachtens ein Talent dafür, Gefühle und scharfsinnige Beobachtungen in genau die richtigen Worte zu fassen.
Marnies anfängliche Unsicherheiten, ihre gelegentlich unpassenden Bemerkungen und die nicht immer zündenden Witze machen sie für mich unglaublich sympathisch und authentisch. Und dann ist da Michael, der anfangs als verschlossener Einzelgänger auftritt. Er wirkt distanziert, fast schon unnahbar. Doch im Laufe der Geschichte beginnt er, diese Fassade langsam abzulegen, vor allem im Zusammenspiel mit Marnie, deren Humor und Ehrlichkeit ihn immer wieder aus der Reserve locken. Seine Entwicklung ist keine abrupte Verwandlung, sondern ein leises, behutsames Auftauen, das durch die kleinen, unaufdringlichen Momente zwischen den beiden Charakteren glaubwürdig wirkt. Durch den Perspektivwechsel bekommt man immer wieder Einblicke in die Gedankenwelt von beiden, was es leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Gefühle, Handlungen und die schrittweise Annäherung besser zu verstehen.
Besonders schön ist, dass es keine klassische „Liebe auf den ersten Blick“-Geschichte ist. Stattdessen zeigt der Roman, wie sich die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen entwickelt, je mehr sie voneinander erfahren – eine realistische und berührende Darstellung von Beziehungen. Marnie und Michael sind keine außergewöhnlichen Helden; sie wirken eigentümlich und manchmal sogar etwas langweilig. Doch gerade ihre Normalität und Eigenheiten schaffen die Grundlage dafür, dass die entstehende Anziehungskraft so echt und nachvollziehbar wirkt.
Obwohl „Zwei in einem Leben“ ein gelungenes, emotionales und kluges Buch ist, reicht es für mich nicht ganz an die Brillanz von „Zwei an einem Tag“ heran. Mir fehlte hier etwas, das die Geschichte auf ein intensiveres Niveau hebt – ein emotionaler Höhepunkt oder mehr Dramatik. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob das zur leisen, authentischen Atmosphäre des Romans gepasst hätte. Und langweilig fand ich den Roman deswegen trotzdem nicht! Insgesamt bleibt „Zwei in einem Leben“ ein wunderschöner, stimmiger Cozy-Read mit authentischen Charakteren und einer realistischen Handlung, was es für mich zu einem sehr guten 4-Sterne-Buch macht und genau das liefert, was ich von einem gelungenen Liebesroman erwarte – perfekt für entspannte Lesestunden.
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