Trauma, triggern, toxisch: Laura Wiesböck über die inflationäre Verwendung psychologischer Begriffe in Sozialen Netzwerken und über den Social-Media-Trend »Mental Health«Lebenskrisen, emotionale Verletzungen und Phasen der Ineffizienz sind seit jeher Teil des Menschseins. Doch im digitalen Zeitalter zeigt sich eine immer größere Entschlossenheit, derartige Zustände krankhaft zu deuten. Social-Media-Plattformen sind voll mit psychiatrischen Diagnosen. Begriffe wie »Trauma«, »triggern« und »toxisch« werden inflationär verwendet. Eigen- und Fremddiagnosen gehen leicht von den Lippen. Wo aber liegt die Grenze zwischen Enttabuisierung und Verherrlichung? Präzise analysiert die Soziologin Laura Wiesböck die Ursachen und Folgen des Trends um »Mental Health«. Ein zeitgemäßes Buch und ein Plädoyer für das Aushalten emotionaler Ambivalenzen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Durchaus wichtige Denkanstöße nimmt der hier rezensierende Neurowissenschaftler Philipp Sterzer aus der Lektüre diese Buches mit, ganz glücklich wird er allerdings nicht. Zwar kann ihm die österreichische Soziologin Laura Wiesböck die Problematik des inflationären Gebrauchs psychischer (Selbst)-Diagnosen in den sozialen Medien verdeutlichen, auch die Kohärenz zwischen Anstieg psychischer Erkrankungen und Neoliberalismus leuchtet dem Rezensenten ein: Neoliberale Gesellschaften geben dem Individuum die alleinige Verantwortung für die Gesundheit, erwartet wird Selfcare, wer krank wird, hat versagt, liest Sterzer. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, räumt der Kritiker ein, der Wiesböcks "Fundamentalkritik am Neoliberalismus" Einseitigkeit vorwirft. Dass Selfcare in den sozialen Medien propagiert wird, heißt beispielsweise nicht, dass Achtsamkeit per se abzulehnen ist, erinnert Sterzer die Autorin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Gemütlich ist das nicht, was Wiesböck in ihrem Buch schreibt. Aber klug und etwas entlarvend auch." Nora Zukker, Tagesanzeiger, 20.03.25 "Inspirierend!" Meike Feßmann, Tagesspiegel, 04.03.25 "Ein erhellender Blick auf einen Trend, der symptomatisch für unsere Zeit steht." Benjamin Knödler, DLF Kultur, 06.02.25 "Ich habe es mit Gewinn gelesen." Christian Rabhansl, Deutschlandfunk Kultur, 01.02.25 "Digitale Diagnosen ist ein Plädoyer dafür, unangenehme Gefühle auszuhalten und sie nicht als etwas anzusehen, das sofort behoben gehört." Katja Gasser, ORF, 31.01.25 "Stringenz und Informationsdichte im Text sind fast schon atemberaubend." Simon Hadler, ORF, 28.01.25 "Eine extrem gehaltvolle und gut zu lesende Analyse des Social Media-Hypes um mentale Gesundheit." Jenny Blochberger, FM4, 28.01.25